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Das Zwillingsparadoxon auch Uhrenparadoxon ist ein Gedankenexperiment das einen scheinbaren Widerspruch in der speziellen Relativitatstheorie beschreibt Im Gedankenexperiment fliegt ein Zwilling mit nahezu Lichtgeschwindigkeit zu einem fernen Stern wahrend der andere Zwilling auf der Erde zuruckbleibt Anschliessend kehrt der reisende Zwilling mit derselben Geschwindigkeit wieder zuruck Nach der Ruckkehr zur Erde stellt sich heraus dass der dort zuruckgebliebene Zwilling alter ist als der Gereiste Dies ist eine Folge der Zeitdilatation Die Hohe des Altersunterschieds zwischen den Zwillingen bei der Ruckkehr wird durch die Geschwindigkeit der Reise und durch die zuruckgelegte Entfernung bestimmt Die Reisegeschwindigkeit nahe der Lichtgeschwindigkeit bewirkt zusammen mit den astronomischen Entfernungen zum fernen Stern einen Altersunterschied von mitunter vielen Jahren Die Zeitdilatation tritt zwar auch bei kleinen Geschwindigkeiten und Entfernungen auf jedoch ist dann der Zeitunterschied entsprechend kleiner Im Alltag ist bei den dort auftretenden Geschwindigkeiten und Entfernungen der Unterschied vernachlassigbar klein Inhaltsverzeichnis 1 Das Zwillingsparadoxon als Folge der Zeitdilatation 2 Experimenteller Nachweis 3 Auflosung des Zwillingsparadoxons 3 1 Das wechselseitig langsamere Altern der Zwillinge 3 2 Das unterschiedliche Altern der Zwillinge 3 2 1 Variante mit Beschleunigungsphasen 3 2 2 Variante ohne Beschleunigungsphasen 3 3 Zahlenbeispiel 3 4 Austausch von Lichtsignalen 3 5 Beschleunigte Bewegungen 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelbelegeDas Zwillingsparadoxon als Folge der Zeitdilatation BearbeitenGemass der relativistischen Zeitdilatation geht eine Uhr die zwischen zwei synchronisierten Uhren von A nach B bewegt wird gegenuber diesen Uhren nach Albert Einstein wies im Jahre 1905 darauf hin dass das auch der Fall ist wenn die Uhr zum Ausgangspunkt zuruckkehrt Das bedeutet dass eine Uhr die sich von einem beliebigen Punkt entfernt und dorthin zuruckkehrt gegenuber einer am Ausgangspunkt zuruckgelassenen unbewegten Uhr nachgeht 1 1911 dehnte Einstein diese Uberlegung auf lebende Organismen aus Wenn wir z B einen lebenden Organismus in eine Schachtel hineinbrachten und ihn dieselbe Hin und Herbewegung ausfuhren liessen wie vorher die Uhr so konnte man es erreichen dass dieser Organismus nach einem beliebig langen Fluge beliebig wenig geandert wieder an seinen ursprunglichen Ort zuruckkehrt wahrend ganz entsprechend beschaffene Organismen welche an den ursprunglichen Orten ruhend geblieben sind bereits langst neuen Generationen Platz gemacht haben Fur den bewegten Organismus war die lange Zeit der Reise nur ein Augenblick falls die Bewegung annahernd mit Lichtgeschwindigkeit erfolgte Dies ist eine unabweisbare Konsequenz der von uns zugrunde gelegten Prinzipien die die Erfahrung uns aufdrangt Albert Einstein Die Relativitats Theorie 2 Die Zeitdilatation selbst ist gemass dem Relativitatsprinzip symmetrisch Das heisst jeder muss die Uhr des anderen als bewegt und somit deren Gangrate als verlangsamt betrachten konnen Daraus ergibt sich die Frage warum die am selben Ort verharrende Uhr nicht aus Sicht der zuruckkehrenden Uhr beim Zusammentreffen nachgeht Das wurde einen Widerspruch ergeben denn beim Zusammentreffen konnen die Zeigerstellungen beider Uhren nicht jeweils gegenuber der anderen nachgehen Diese Problemstellung wurde 1911 von Paul Langevin korrekt beantwortet 1911 13 gelang es Max von Laue die Erklarung von Langevin mit Hilfe von Minkowski Diagrammen klarer und anschaulicher darzustellen 3 4 5 Das Paradoxon beruht auf intuitiven aber unzulassigen Annahmen uber das Wesen der Zeit wie beispielsweise der Gleichzeitigkeit Insbesondere wird dabei der Richtungswechsel am Umkehrpunkt der Reise ignoriert Durch diese Umkehr sind die beiden Bezugssysteme in denen die Zwillinge jeweils ruhen nicht gleichwertig sondern das Bezugssystem des reisenden Zwillings ist aufgrund der Richtungsumkehr kein Inertialsystem wodurch sich fur ihn die Beurteilung der Gleichzeitigkeit der relevanten Ereignisse andert Damit der reisende Zwilling sich wahrend der Hin und wahrend der Ruckreise in einem Inertialsystem befindet musste er im Moment der Richtungsumkehr sein Bezugssystem wechseln Fur den anderen auf der Erde verweilenden Zwilling andert sich durch die Richtungsumkehr des reisenden Zwillings hingegen nichts sodass bei diesem die Betrachtung der reinen Zeitdilatation das richtige Endergebnis liefert Fur den Altersunterschied der Zwillinge ist neben der Relativgeschwindigkeit die zwischen den Richtungsanderungen zuruckgelegte Distanz von Bedeutung Da die Dauer der Beschleunigung wahrend der Umkehr im Vergleich zur Reisezeit bei gleichformiger Bewegung beliebig klein gehalten werden kann ist diese Dauer der Beschleunigung im Gegensatz zur Tatsache dass die Beschleunigung uberhaupt stattgefunden hat von vernachlassigbarer Bedeutung fur die Grosse des Altersunterschieds So liefert auch der Fall bei dem beim Umkehrpunkt lediglich die Uhrzeit per Funksignal auf einen anderen in entgegengesetzter Richtung reisenden Beobachter ubertragen wird dasselbe Ergebnis wie im Fall mit vernachlassigbar kurzer Dauer der Beschleunigung In der Relativitatstheorie werden Raum und Zeit zur sogenannten Raumzeit vereinigt Jeder Reisende beschreibt in ihr eine Kurve genannt Weltlinie deren Lange proportional zur Zeit ist die fur ihn dabei vergeht die Eigenzeit des Reisenden Im flachen Raum ist eine gerade Strecke im Raum die kurzeste Verbindung zwischen zwei Punkten die ein Reisender zurucklegen kann Ein unbeschleunigter Beobachter bewegt sich auf einer Geraden durch die flache Raumzeit Das heisst sowohl der reisende Zwilling als auch der zuruckbleibende Zwilling bewegt sich auf einer geraden Linie durch die Raumzeit von dem anfanglichen Raumzeitpunkt weg Die Lange der Linien ist die Zeit die der jeweilige Zwilling misst Um sich an einem Raumzeitpunkt in der Zukunft wieder zu treffen muss einer der Zwillinge seine Bewegungsrichtung andern sodass er sich danach auf einer anderen Geraden durch die Raumzeit bewegt die sich mit der Weltlinie des anderen Zwillings schneidet Im euklidischen Raum ist die Gesamtlange der Linie mit Richtungsumkehr immer langer als die Gerade zwischen den beiden Punkten Durch die Minkowski Metrik der flachen Raumzeit bei der die Orts und Zeitkoordinaten mit umgekehrtem Vorzeichen beitragen ist die Gesamtlange der Linie mit Richtungsumkehr in der flachen Raumzeit immer betragsmassig geringer als die Lange der geraden Linie der gereiste Zwilling daher junger Wurden beide Zwillinge Richtungsanderungen vornehmen mussten fur den Altersunterschied die zuruckgelegten Distanzen auf den Weltlinien verglichen werden 6 Experimenteller Nachweis Bearbeiten Hauptartikel Zeitdilatation bewegter Teilchen Der Nachweis der Zeitdilatation ist in Teilchenbeschleunigern Routine Auch eine Zeitdifferenz in der Art des Zwillingsparadoxons also mit Hin und Ruckflug wurde bei Speicherringen wo Myonen mehrmals auf einer kreisformigen Bahn zum Ausgangsort zuruckkamen nachgewiesen Durch den Vergleich von Atomuhren konnte dieser Effekt auch in Verkehrsflugzeugen in bester Ubereinstimmung mit der Vorhersage der Relativitatstheorie nachgewiesen werden Bei diesem Hafele Keating Experiment einem Test der aus der Relativitatstheorie folgenden Zeitdilatation spielen jedoch auch die Erdrotation und Effekte der allgemeinen Relativitatstheorie eine Rolle 7 Auflosung des Zwillingsparadoxons BearbeitenZur Auflosung des Zwillingsparadoxons im Detail sind folgende zwei Fragen zu beantworten Wie kommt es dass jeder Zwilling den jeweils anderen langsamer altern sieht Wieso erweist sich der auf der Erde zuruckgebliebene Zwilling nach der Reise als der altere Das wechselseitig langsamere Altern der Zwillinge Bearbeiten Zur Beantwortung der ersten Frage betrachte man wie der Zwilling auf der Erde uberhaupt feststellt dass der fliegende langsamer altert Dazu vergleicht er die Anzeige auf einer Uhr die der fliegende Zwilling mit sich fuhrt mit zwei ruhenden Uhren die sich am Anfang und am Ende einer bestimmten Teststrecke befinden die der fliegende Zwilling passiert Dazu mussen diese beiden Uhren aus der Sicht des ruhenden Zwillings naturlich auf die gleiche Zeit eingestellt worden sein Der fliegende Zwilling liest zwar bei den Passagen dieselben Uhrstande ab wie der ruhende er wird aber einwenden dass seiner Ansicht nach die Uhr am Ende der Teststrecke im Vergleich zu der am Anfang vorgeht Der gleiche Effekt tritt auf wenn der fliegende Zwilling analog das Altern des irdischen mit zwei Uhren beurteilt Ursache ist der Umstand dass es nach der Relativitatstheorie keine absolute Gleichzeitigkeit gibt Die Gleichzeitigkeit von Ereignissen an verschiedenen Orten und damit auch die angezeigte Zeitdifferenz von zwei dortigen Uhren wird von Beobachtern die sich mit verschiedenen Geschwindigkeiten bewegen unterschiedlich beurteilt Eine genaue Betrachtung der Verhaltnisse zeigt dass die wechselseitige Einschatzung einer Verlangsamung der Zeit daher nicht zu einem Widerspruch fuhrt Hilfreich sind dazu die vergleichsweise anschaulichen Minkowski Diagramme uber die sich dieser Sachverhalt grafisch und ohne Formeln nachvollziehen lasst Die wechselseitige Verlangsamung steht in Einklang mit dem Relativitatsprinzip das besagt dass alle Beobachter die sich mit konstanter Geschwindigkeit gegeneinander bewegen vollig gleichberechtigt sind Man spricht von Inertialsystemen in denen sich diese Beobachter befinden Das unterschiedliche Altern der Zwillinge Bearbeiten Variante mit Beschleunigungsphasen Bearbeiten Zur Beantwortung der zweiten Frage sind die Abbrems und die Beschleunigungsphase zu betrachten die fur die Ruckkehr des fliegenden Zwillings erforderlich sind Wahrend dieser beiden Phasen vergeht nach Einschatzung des fliegenden Zwillings die Zeit auf der Erde schneller Der dort zuruckgebliebene Zwilling altert dabei soweit nach dass er trotz des langsameren Alterns wahrend der Phasen mit konstanter Geschwindigkeit im Endergebnis der Altere ist sodass sich auch aus der Sicht des fliegenden Zwillings kein Widerspruch ergibt Das Ergebnis nach der Ruckkehr steht auch nicht im Widerspruch zum Relativitatsprinzip da die beiden Zwillinge aufgrund der Beschleunigung die nur der fliegende erfahrt bezuglich der Gesamtreise nicht als gleichwertig betrachtet werden konnen Ursache dieser Nachalterung ist wiederum die Relativitat der Gleichzeitigkeit Wahrend der Beschleunigung wechselt der fliegende Zwilling gewissermassen standig in neue Inertialsysteme In jedem dieser Inertialsysteme ergibt sich jedoch fur den Zeitpunkt der gleichzeitig auf der Erde herrscht ein anderer Wert und zwar derart dass der fliegende Zwilling auf eine Nachalterung des irdischen schliesst Je weiter sich die Zwillinge voneinander entfernt haben umso grosser ist dieser Effekt D t D v x c 2 displaystyle Delta tau Delta v cdot x c 2 nbsp mit D v displaystyle Delta v nbsp als Relativgeschwindigkeit und x x g displaystyle x x gamma nbsp ursprungliche Entfernung im unbeschleunigten System nbsp Weg Zeit Diagramm fur v 0 6 c Der Zwilling auf der Erde bewegt sich auf der Zeitachse von A1 nach A4 Der reisende Zwilling nimmt den Weg uber B Linien der Gleichzeitigkeit aus der Sicht des reisenden Zwillings sind fur die Hinreise rot und fur die Ruckreise blau eingezeichnet Die Punkte auf den Reisewegen markieren jeweils ein Jahr Eigenzeit Die Verhaltnisse sind im dargestellten Weg Zeit Diagramm einer Reise von A nach B und wieder zuruck mit 60 der Lichtgeschwindigkeit c displaystyle c nbsp dargestellt Die Bahn des zuruckbleibenden Zwillings verlauft entlang der Zeitachse von A1 nach A4 der fliegende nimmt den Weg uber B Jede horizontale Linie im Diagramm entspricht Ereignissen die aus der Sicht des Zwillings auf der Erde gleichzeitig erfolgen Der fliegende Zwilling dagegen schatzt beim Hinflug alle Ereignisse auf den roten Linien als gleichzeitig ein und beim Ruckflug die auf den blauen Unmittelbar vor seiner Ankunft am Ziel B befindet sich der ruhende Zwilling nach Ansicht des fliegenden daher bei A2 und erscheint daher weniger gealtert Wahrend der Umkehrphase die hier als so kurz angenommen wurde dass sie im Diagramm nicht zu erkennen ist schwenken die Linien der Gleichzeitigkeit fur den fliegenden Zwilling und sein Bruder auf der Erde altert bis zum Punkt A3 nach Wahrend der Ruckreise nach A4 scheint der Zwilling auf der Erde wieder langsamer zu altern Da die dargestellten Neigungen der Linien der Gleichzeitigkeit nur von der Reisegeschwindigkeit vor und nach der Umkehrphase abhangen ist die Starke der Beschleunigung fur die Nachalterungszeit nicht relevant Der irdische Zwilling spurt von seiner scheinbaren Nachalterung nichts Es handelt sich hierbei wie beschrieben um einen Effekt im Rahmen der speziellen Relativitatstheorie der aus einer Darstellung der Vorgange in unterschiedlichen Koordinatensystemen resultiert zwischen denen der reisende Zwilling wechselt Auch der reisende Zwilling kann den beschriebenen Nachalterungssprung des irdischen Zwillings nicht direkt beobachten sondern einen solchen lediglich anhand der eingehenden Licht oder Funksignale in Verbindung mit dem Wissen uber die Entfernung die Relativgeschwindigkeit und die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichtes erschliessen Ein Bordcomputer konnte diese Aufgabe ubernehmen und die jeweils als gleichzeitig erachtete Zeit auf der Erde anzeigen wahrend des Wendens wurde die Anzeige sprunghaft vorrucken Direkt beobachtbar ist fur den reisenden Zwilling nur dass sich vom Wendepunkt B an die eingehenden Licht oder Funksignale in ihrer Frequenz und im zeitlichen Abstand geandert haben vergleiche nachfolgenden Abschnitt Austausch von Lichtsignalen Signale von den Punkten A2 und A3 treffen dann erst nach seinem Wendepunkt bei ihm ein im gleichformigen Zeittakt der fur die eingehenden Signale wahrend der gesamten Ruckflugphase gilt Variante ohne Beschleunigungsphasen Bearbeiten Durch Einfuhren einer dritten Person lasst sich eine Variante des Zwillingsparadoxons formulieren die vollig ohne Beschleunigungsphasen auskommt Diese Variante Drei Bruder Ansatz wurde von Lord Halsbury und anderen eingefuhrt 8 9 Dies kann realisiert werden wenn Rakete A die Erde in vernachlassigbar geringem Abstand passiert und beide wahrenddessen ihre Uhren mit Funksignalen abgleichen Danach passiert Rakete A einen Stern mit gleichbleibender Geschwindigkeit und trifft dort in vernachlassigbar kurzem Abstand auf eine zweite Rakete B die gleichzeitig den Stern mit einer gleich grossen aber zur Erde gerichteten Geschwindigkeit passiert wobei A seine Zeit mit Funksignalen auf B ubertragt Wenn nun Rakete B bei der Erde eintrifft geht auch hier die Raketenuhr gegenuber der Erduhr nach Die mathematische Behandlung dieses Szenarios und sein Endergebnis sind identisch mit dem zuvor geschilderten Diese Variante mit drei Personen demonstriert dass nicht die Dauer der Beschleunigung das Zwillingsparadoxon auflost denn diese kann im Vergleich zur inertialen Flugzeit beliebig klein gemacht werden sondern der Umstand dass das Geschehen wahrend der Hin und Ruckreise in unterschiedlichen Inertialsystemen stattfindet in denen die Definition der Gleichzeitigkeit notwendigerweise unterschiedlich ausfallt Es mussen also immer drei Inertialsysteme vorhanden sein S displaystyle S nbsp in dem die Erduhr ruht S displaystyle S nbsp in dem die Raketenuhr wahrend des Hinwegs ruht S displaystyle S nbsp in dem die Raketenuhr wahrend des Ruckwegs ruht Im Beispiel mit Beschleunigungen wechselt dieselbe Raketenuhr von S displaystyle S nbsp nach S displaystyle S nbsp Im Beispiel ohne Beschleunigungen bleiben die Raketenuhren in ihren Systemen und es ist die Information der Uhrzeit am Punkt des Zusammentreffens von A und B die von S displaystyle S nbsp nach S displaystyle S nbsp wechselt Zahlenbeispiel Bearbeiten Fur eine Hin und Ruckreise mit 60 der Lichtgeschwindigkeit zu einem Ziel in 3 Lichtjahren Abstand ergeben sich folgende Verhaltnisse siehe obige Grafik Aus der Sicht des Zwillings auf der Erde sind fur Hin und Ruckweg jeweils 5 Jahre erforderlich Der Faktor fur die Zeitdilatation und die Langenkontraktion betragt 0 8 Das bedeutet dass der fliegende Zwilling auf dem Hinweg nur um 5 0 8 4 Jahre altert Dieser erklart sich diesen geringeren Zeitbedarf damit dass die Wegstrecke sich durch die Langenkontraktion bei seiner Reisegeschwindigkeit auf 3 0 8 2 4 Lichtjahre verkurzt hat Da nach seiner Einschatzung auf der Erde die Zeit auch langsamer verstreicht scheinen auf der Erde unmittelbar vor seiner Ankunft beim fernen Stern lediglich 4 0 8 3 2 Jahre verstrichen zu sein Aus der Sicht des Erdenbewohners tritt das Ereignis der Ankunft auf dem fernen Stern jedoch erst 1 8 Jahre spater auf An dieser Stelle tritt aufgrund von intuitiven fehlerhaften Annahmen uber Gleichzeitigkeit das Paradoxon auf Durch den Wechsel der Inertialsysteme wahrend der Umkehrphase verschiebt sich die Wahrnehmung des reisenden Zwillings bezuglich des auf der Erde gleichzeitigen Ereignisses zur Ankunft auf dem Stern um 3 6 Jahre Zusammen mit den 3 2 Jahren auf dem Ruckweg sind also auch aus der Sicht des fliegenden Zwillings auf der Erde insgesamt 10 Jahre verstrichen wahrend er selbst lediglich um 8 Jahre gealtert ist Austausch von Lichtsignalen Bearbeiten nbsp Wege jahrlich ausgesandter Lichtsignale Links Signale die der irdische Zwilling aussendet und rechts die des Reisenden Die rot dargestellten empfangt bzw sendet der Reisende vor der Umkehr und die blauen danach Aufgrund des Dopplereffekts werden die Signale zunachst mit der halben und spater mit der doppelten Frequenz empfangen Bisher wurde dargestellt was die Beobachter unter Berucksichtigung der ihnen bekannten Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichtes fur das reale Geschehen halten Im Folgenden sei beschrieben was beide Zwillinge unmittelbar sehen wenn sie einmal pro Jahr ein Lichtsignal zu ihrem Bruder senden Die Wege von Lichtsignalen im obigen Weg Zeit Diagramm sind Geraden mit einem Anstieg von 45 in Senderichtung Bezogen auf dieses Beispiel ergeben sich die nebenstehenden Diagramme Zunachst bewegen sich die Zwillinge voneinander weg sodass die Lichtstrahlen durch den Dopplereffekt rotverschoben sind Diese Lichtstrahlen sind im Diagramm rot dargestellt Nach der Halfte der Reise bewegen sich die Zwillinge aufeinander zu sodass die Lichtstrahlen blauverschoben werden daher sind diese Lichtstrahlen im Bild blau dargestellt Aufgrund des Relativitatsprinzips messen beide Beobachter die gleichen Zeitintervalle von jeweils 2 Jahren zwischen den roten Signalen und jeweils einem halben Jahr zwischen den blauen Signalen was im Bild sofort klar wird Damit fuhrt die Annahme beide Zwillinge waren nach der Ruckkehr gleich alt sodass beide Zwillinge gleich viele Signale vom anderen empfangen hatten nun zu einem Widerspruch Denn wahrend der reisende Zwilling am Umkehrpunkt und damit nach der halben Reisezeit sofort die zeitlich komprimierten Signale erhalt erreichen den irdischen Zwilling die gedehnten Signale noch langer Aufgrund des Relativitatsprinzips bekommt also der Beobachter der fur einen langeren Zeitraum blauverschobene Signale erhalt insgesamt mehr Signale als der andere Der reisende Zwilling bekommt also mehr Signale als der Zwilling auf der Erde sodass beide ubereinstimmend feststellen dass der reisende Zwilling langsamer gealtert ist Im Zahlenbeispiel des nebenstehenden Bildes sieht der reisende Zwilling bedingt durch eine Kombination von relativistischen Effekten und Laufzeiteffekten den irdischen zunachst in 4 Jahren um 2 Jahre altern und in weiteren 4 Jahren um 8 Jahre insgesamt also um 10 Jahre Der irdische Zwilling sieht entsprechend den Reisenden zunachst in 8 Jahren um 4 Jahre altern und anschliessend in 2 Jahren um 4 Jahre insgesamt also um 8 Jahre Beschleunigte Bewegungen Bearbeiten nbsp Hauptartikel Beschleunigung Spezielle Relativitatstheorie Statt bei der Umkehr eine unendlich hohe Beschleunigung in unendlich kurzer Zeit anzunehmen ist es mit den Mitteln der speziellen Relativitatstheorie auch moglich realistischere Bewegungen der Zwillinge mit durchgehend endlicher Beschleunigung zu beschreiben Oft diskutiert wird dabei der Fall mit konstanter Eigenbeschleunigung also der Beschleunigung die der reisende Zwilling mit einem Beschleunigungssensor messen kann was auch als relativistische Hyperbelbewegung bezeichnet wird 10 11 Ein Zwilling soll dabei mit konstanter positiver Eigenbeschleunigung starten fliegt mit konstanter positiver Geschwindigkeit weiter kehrt mit konstanter negativer Eigenbeschleunigung um fliegt weiter mit konstanter negativer Geschwindigkeit und kommt mit konstanter positiver Eigenbeschleunigung wieder am Anfangsort zum Stillstand Auf dem Bild wird das folgendermassen dargestellt Phase 1 a 0 6 t 2 Phase 2 a 0 t 2 Phase 3 4 a 0 6 2t 4 Phase 5 a 0 t 2 Phase 6 a 0 6 t 2 Hier ist a die Eigenbeschleunigung in Einheiten bei denen die Lichtgeschwindigkeit gleich 1 ist und t die Eigenzeit des beschleunigten Zwillings Die dunneren roten Linien sind die Gleichzeitigkeitslinien der momentanen Inertialsysteme die vom roten Zwilling stetig gewechselt werden Die dickeren roten Punkte markieren die Zeitpunkte zu denen der rote Zwilling die Eigenbeschleunigung andert Die Zwillinge treffen sich bei T 17 3 und t 12 der rote Zwilling ist also junger Siehe auch BearbeitenBellsches RaumschiffparadoxonWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Zwillingsparadoxon Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikibooks Das Zwillingsparadoxon einmal genau betrachtet Lern und Lehrmaterialien Franz Embacher Zwillingsparadoxon und Geodaten der Raumzeit In Spezielle Relativitatstheorie Universitat Wien abgerufen am 26 Oktober 2022 Klaus Kassner Das Zwillingsparadoxon In Crash Course in spezieller Relativitatstheorie Otto von Guericke Universitat Magdeburg abgerufen am 26 Oktober 2022 Georg Bernhardt Zum Zwillingsparadoxon in der Speziellen Relativitatstheorie Thaleskreis Munchen 5 Oktober 2017 thaleskreis de PDF 340 kB abgerufen am 26 Oktober 2022 Einzelbelege Bearbeiten Albert Einstein Zur Elektrodynamik bewegter Korper In Annalen der Physik Band 322 Nr 10 1905 S 891 921 uni augsburg de PDF Albert Einstein Die Relativitats Theorie In Naturforschende Gesellschaft Zurich Vierteljahresschrift Band 56 1911 S 1 14 archive org Paul Langevin L Evolution de l espace et du temps In Scientia Band 10 1911 S 31 54 franzosisch online Max von Laue Zwei Einwande gegen die Relativitatstheorie und ihre Widerlegung In Physikalische Zeitschrift Band 13 Nr 2 1911 S 118 120 archive org Max von Laue Das Relativitatsprinzip 2 Auflage Vieweg Braunschweig 1913 Arthur I Miller Albert Einstein s special theory of relativity Emergence 1905 and early interpretation 1905 1911 Addison Wesley Reading 1981 ISBN 0 201 04679 2 S 257 264 englisch 1918 beschrieb Albert Einstein das Paradoxon auch mit Hilfe der Allgemeinen Relativitatstheorie SieheAlbert Einstein Dialog uber Einwande gegen die Relativitatstheorie In Die Naturwissenschaften Nr 48 1918 S 697 702 doi 10 1007 BF01495132 Talal A Debs Michael L G Redhead The twin paradox and the conventionality of simultaneity In American Journal of Physics Band 64 Nr 4 1996 S 384 392 doi 10 1119 1 18252 englisch Hermann Bondi Relativity and Common Sense Doubleday Dover 2008 ISBN 0 486 24021 5 S 80 englisch Erstausgabe 1964 Nachdruck T Muller A King D Adis A trip to the end of the universe and the twin paradox In American Journal of Physics Band 76 Nr 4 2006 S 360 373 doi 10 1119 1 2830528 arxiv physics 0612126 bibcode 2008AmJPh 76 360M englisch E Minguzzi Differential aging from acceleration An explicit formula In American Journal of Physics Band 73 2005 S 876 880 doi 10 1119 1 1924490 arxiv physics 0411233 englisch nbsp Dieser Artikel wurde am 2 Juni 2005 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel 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