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Das Hafele Keating Experiment war ein Test der aus der Relativitatstheorie folgenden Zeitdilatation Joseph C Hafele und Richard E Keating brachten 1971 vier Casium Atomuhren an Bord eines kommerziellen Linienflugzeugs flogen zweimal rund um die Erde zuerst ostwarts dann westwarts und verglichen die Uhren mit denen des United States Naval Observatory 1 Eine der beim Experiment verwendeten Atomuhren Typ HP 5061A heute Museumsstuck Gemass der speziellen Relativitatstheorie geht eine Uhr am schnellsten fur einen Beobachter der relativ zu ihr ruht In einem relativ dazu bewegten System lauft die Uhr langsamer Zeitdilatation dieser Effekt ist in zweiter Naherung fur kleine Geschwindigkeiten proportional dem Quadrat der Geschwindigkeit Er wurde inzwischen in zahlreichen Tests der speziellen Relativitatstheorie nachgewiesen siehe Ives Stilwell Experiment und Zeitdilatation bewegter Teilchen Gemass der allgemeinen Relativitatstheorie gehen Uhren im hoheren Gravitationspotential in grosseren Hohen schneller als im tieferen Gravitationspotential nahe der Erdoberflache Auch dieser Effekt wurde in zahlreichen Tests der allgemeinen Relativitatstheorie wie dem Pound Rebka Experiment bestatigt Beim Hafele Keating Experiment werden beide Effekte zugleich nachgewiesen Ahnliche Experimente wurden inzwischen mehrmals mit gesteigerter Prazision wiederholt beispielsweise im Maryland Experiment siehe unten Auch die Funktionsweise des Navigationssystems GPS bestatigt die Theorie Inhaltsverzeichnis 1 Hafele Keating Experiment 2 Wiederholungen 3 Maryland Experiment 4 Weitere Experimente 5 Gleichungen 6 EinzelnachweiseHafele Keating Experiment BearbeitenIm Bezugssystem das sich in Ruhe bezuglich des Erdzentrums befindet bewegt sich die Borduhr ostwarts in die Richtung der Erdrotation und hat eine grossere Geschwindigkeit als eine Uhr an der Erdoberflache Gemass der speziellen Relativitatstheorie lauft die Borduhr langsamer als die Bodenuhr verliert also an Zeit Hingegen hat die Borduhr die sich westwarts und damit entgegen der Erdrotation bewegt eine geringere Geschwindigkeit als die Bodenuhr gewinnt also an Zeit Gemass der allgemeinen Relativitatstheorie kommt zusatzlich die geringe Zunahme des Gravitationspotentials in grosseren Hohen ins Spiel sodass aufgrund der gravitativen Zeitdilatation beide Borduhren im gleichen Ausmass schneller gehen als die Bodenuhren Die 1972 veroffentlichten Resultate der beobachteten Zeitgewinne bzw verluste bestatigten die relativistischen Vorhersagen 2 3 vorhergesagt gemessenGravitation gemass ART Geschwindigkeit gemass SRT gesamtostwarts 144 14 ns 184 18 ns 40 23 ns 59 10 nswestwarts 179 18 ns 96 10 ns 275 21 ns 273 7 nsWiederholungen BearbeitenWiederholungen des Originalexperiments wurden durch das National Physical Laboratory NPL 1996 mit einem hoheren Genauigkeitsgrad durchgefuhrt und zwar wahrend eines Flugs von London nach Washington D C und wieder zuruck Gemessen wurde ein Vorgehen der Borduhren von 39 2 ns in guter Ubereinstimmung mit dem relativistischen Wert von 39 8 ns 4 Im Juni 2010 fuhrte NPL das Experiment abermals durch diesmal um den gesamten Globus London Los Angeles Auckland Hongkong London Der relativistische Wert war 246 3 ns gemessen wurde 230 20 ns abermals in guter Ubereinstimmung 5 Maryland Experiment BearbeitenEin komplexeres Experiment ahnlicher Art wurde von 1975 bis 1976 von Forschern der University of Maryland USA durchgefuhrt Dabei wurden drei Atomuhren mit Flugzeugen auf etwa 10 000 m Hohe uber Chesapeake Bay in Maryland transportiert und drei Atomuhren befanden sich am Boden Spezielle Behalter schutzten die Uhren vor ausseren Einwirkungen wie Erschutterungen Magnetfeldern Temperatur und Luftdruckschwankungen Man verwendete Turboprop Maschinen die nur knapp 500 km h erreichten um den Geschwindigkeitseffekt klein zu halten Die Flugzeuge befanden sich auf fest vorgegebenem Kurs und wurden standig per Radar uberwacht Zunachst absolvierte man mehrere Testfluge und schliesslich funf Hauptfluge von je 15 Stunden Flugdauer Je Sekunde ermittelte man Position und Geschwindigkeit 6 7 8 Zum einen mass man den Zeitunterschied durch direkten Uhrenvergleich am Boden vor und nach dem Flug uber etwa 20 Stunden Zum anderen wurde wahrend des Fluges durch Laser Lichtpulse von 0 1 ns Dauer der Zeitunterschied abgelesen indem man ein Signal zum Flugzeug schickte das von diesem reflektiert und auf der Bodenstation wieder aufgefangen wurde Die Differenz nahm schon wahrend des Fluges laufend zu Aufgrund des Gravitationseffektes gehen die Flugzeuguhren wahrend des Fluges laufend schneller Man beobachtete eine Abweichung von 47 1 1 5 ns bestehend aus 5 7 ns Verlangsamung verursacht durch den Geschwindigkeitseffekt und 52 8 ns aufgrund der Gravitation Dies stimmt mit dem von der Relativitatstheorie vorausgesagten Wert von 47 1 0 25 ns sehr gut uberein Die Fehlerrechnung ergab eine Genauigkeit von 1 6 Weitere Experimente BearbeitenIijima amp Fujiwara fuhrten zwischen 1975 und 1977 Messungen der gravitativen Zeitdilatation durch indem sie eine kommerzielle Casium Uhr abwechselnd vom National Astronomical Observatory of Japan in Mitaka auf 58 m uber Seehohe zum Mount Norikura auf 2876 m uber Seehohe transportierten Der entsprechende Hohenunterschied war also 2818 m Wahrend der Aufenthaltszeiten in Mitaka wurde die Uhr mit einer weiteren dort stationaren Casium Uhr verglichen Die berechnete Blauverschiebung der transportierten Uhr aufgrund der Gravitation belief sich auf 30 7 10 14 die gemessene war 29 1 5 10 14 in Ubereinstimmung mit dem theoretischen Wert Das Verhaltnis zwischen den beiden Werten war 0 94 0 05 9 1976 verglichen Briatore amp Leschiutta den Gang von zwei Casium Uhren wobei sich eine Uhr in Turin bei 250 m und die zweite am Plateau Rosa bei 3500 m uber Seehohe befand Der Vergleich wurde mittels Auswertung der Ankunftszeiten von VHF Fernseh Synchronisationspulsen und LORAN C Ketten durchgefuhrt Die vorausgesagte Differenz war 30 6 ns pro Tag Mittels zweier Operationskriterien wurden Differenzen von 33 8 6 8 ns T und 36 5 5 8 ns T gemessen in Ubereinstimmung mit dem vorausgesagten Wert 10 2010 fuhrten Chou u a Tests durch womit sowohl Gravitations als auch geschwindigkeitsbedingte Effekte bei weit geringeren Distanzen und Geschwindigkeiten gemessen wurden Dabei wurden Aluminium Ionen als ausserst prazise Uhren verwendet Die Zeitdilatation aufgrund der Geschwindigkeit wurde mit einer Genauigkeit von ca 10 16 bei Geschwindigkeiten von ca 36 km h gemessen Die gravitative Zeitdilatation wurde durch Anhebung der Uhren um nur 33 cm ebenfalls bestatigt 11 Andere prazise Bestatigungen der gravitativen Zeitdilatation sind das Pound Rebka Experiment und Gravity Probe A Heute mussen sowohl die geschwindigkeitsbedingte wie auch die gravitationsbedingte Zeitdilatation beispielsweise in den Berechnungen des Navigationssystems GPS berucksichtigt werden 12 Aufgrund dieser und einer Reihe weiterer Hochprazisionsexperimente ist die Existenz der relativistischen Zeitdilatation in der Fachwelt unumstritten Siehe dazu Tests der speziellen Relativitatstheorie und Tests der allgemeinen Relativitatstheorie Gleichungen BearbeitenDie Gleichungen der fur das Hafele Keating Experiment relevanten Effekte haben folgende Form Die Zeitdilatation ergibt sich als Summe dreier Beitrage T D t v D t g D t s displaystyle mathrm T Delta tau v Delta tau g Delta tau s nbsp Beitrag der Geschwindigkeit gemass der SRT D t v 1 2 c 2 i 1 k v i 2 D t i displaystyle Delta tau v frac 1 2c 2 sum i 1 k v i 2 Delta tau i nbsp Beitrag der Gravitation gemass der ART D t g g c 2 i 1 k h i h 0 D t i displaystyle Delta tau g frac g c 2 sum i 1 k h i h 0 Delta tau i nbsp Beitrag aus dem Sagnac Effekt D t s w c 2 i 1 k R i 2 cos 2 ϕ i D l i displaystyle Delta tau s frac omega c 2 sum i 1 k R i 2 cos 2 phi i Delta lambda i nbsp mit c Lichtgeschwindigkeit h Hohe g Gravitationsbeschleunigung v Geschwindigkeit w displaystyle omega nbsp Winkelgeschwindigkeit der Erdrotation t Dauer Lange eines Flugabschnitts Die Effekte wurden uber den gesamten Flug integriert da sich die Parameter mit der Zeit verandern Einzelnachweise Bearbeiten Sexl Roman amp Schmidt Herbert K Raum Zeit Relativitat Vieweg Braunschweig 1979 ISBN 3 528 17236 3 S 39 43 J Hafele R Keating Around the world atomic clocks predicted relativistic time gains In Science 177 Jahrgang Nr 4044 14 Juli 1972 S 166 168 doi 10 1126 science 177 4044 166 PMID 17779917 bibcode 1972Sci 177 166H sciencemag org abgerufen am 18 September 2006 J Hafele R Keating Around the world atomic clocks observed relativistic time gains In Science 177 Jahrgang Nr 4044 14 Juli 1972 S 168 170 doi 10 1126 science 177 4044 168 PMID 17779918 bibcode 1972Sci 177 168H sciencemag org abgerufen am 18 September 2006 NPL Metromnia Issue 18 Fruhling 2005 PDF 1 0 MB NPL news Time flies 1 Feb 2011 Roman Sexl Herbert K Schmidt Raum Zeit Relativitat Vieweg Braunschweig 1979 ISBN 3 528 17236 3 S 37 39 C O Alley Relativity and Clocks In Proceedings of 33rd Annual Symposium on Frequency Control 1979 S 4 39 doi 10 1109 FREQ 1979 200296 C O Alley C O Introduction to some fundamental concepts of general relativity and to their required use in some modern timekeeping systems In Proceedings of the Precise Time And Time Interval systems and applications meeting 13 Jahrgang 1981 S 687 727 pttimeeting org Memento des Originals vom 26 August 2012 im Internet Archive S Iijima K Fujiwara An experiment for the potential blue shift at the Norikura Corona Station In Annals of the Tokyo Astronomical Observatory 17 Jahrgang 1978 S 68 78 bibcode 1978AnTok 17 68I L Briatore S Leschiutta Evidence for the earth gravitational shift by direct atomic time scale comparison In Il Nuovo Cimento B 37 Jahrgang Nr 2 1977 S 219 231 doi 10 1007 BF02726320 C W Chou D B Hume T Rosenband D J Wineland Optical Clocks and Relativity In Science 329 Jahrgang Nr 5999 2010 S 1630 1633 doi 10 1126 science 1192720 PMID 20929843 bibcode 2010Sci 329 1630C Deines Uncompensated relativity effects for a ground based GPSA receiver Position Location and Navigation Symposium 1992 Record 500 Years After Columbus Navigation Challenges of Tomorrow IEEE PLANS 92 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hafele Keating Experiment amp oldid 214562638