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Als Bewegung im physikalischen Sinne versteht man die Anderung des Ortes eines Massenpunktes oder eines physikalischen Korpers mit der Zeit Die zwei Fachgebiete der Physik die sich als Bewegungslehre mit der Bewegung befassen sind die Kinematik als Lehre der Beschreibung von Bewegung die Dynamik in der Technischen Mechanik die Kinetik als Lehre der Ursachen von BewegungInhaltsverzeichnis 1 Bewegung von Massenpunkten 1 1 Relativitat der Bewegung 1 2 Geschwindigkeit und Beschleunigung 1 3 Dynamik des Massepunktes 1 3 1 Impuls 1 3 2 Kinetische Energie 2 Bewegung starrer Korper 3 Bewegung von Flussigkeiten und Gasen 4 Spezielle Formen der Bewegung einzelner Objekte 4 1 Geradlinig gleichformige Bewegung 4 2 Gleichmassig beschleunigte Bewegung 4 3 Kreisbewegung 4 4 Periodische Bewegung 4 5 Harmonische Schwingung 4 6 Ergodische Bewegung 5 Statistische Betrachtung von zahlreichen Objekten 6 Bewegung im mikroskopischen Massstab 7 EinzelnachweiseBewegung von MassenpunktenEin Massenpunkt ist die theoretische Idealisierung eines physikalischen Korpers Man geht davon aus dass die gesamte Masse des Korpers in einem einzelnen Punkt vereinigt ist und dass dadurch Rotationen des Korpers um seine eigene Achse fur die Beschreibung der Bewegung unerheblich sind Die Gesamtheit aller Orte an denen sich ein solcher Massenpunkt im Laufe einer Bewegung befindet nennt man Bahnkurve oder Trajektorie Bahnkurven sind immer ununterbrochen d h im mathematischen Sinne stetig und sofern die Bewegung in keinem Punkt der Bahnkurve zum Stillstand kommt auch glatt d h im mathematischen Sinne differenzierbar Ist zu jedem Zeitpunkt t t der Ort r vec r bekannt bezeichnet man die Funktion r t vec r t als Weg Zeit Gesetz der Bewegung Relativitat der Bewegung Zur eindeutigen Beschreibung des Ortes der Geschwindigkeit usw ist ein Bezugssystem erforderlich das sowohl den Koordinatenursprung als auch den Zustand der Ruhe definiert Das Bezugssystem kann willkurlich gewahlt werden jedoch hangt die Beschreibung der Bewegung von dieser Wahl ab In der Regel wird angenommen dass sich der Beobachter selbst in Ruhe befindet Da verschiedene Beobachter dieselbe Bewegung unterschiedlich beschreiben beinhaltet eine passende Formulierung oft den Begriff der Relativbewegung Eine Person auf dem Beifahrersitz eines fahrenden Autos bewegt sich beispielsweise aus der Sicht eines Fussgangers am Fahrbahnrand sprich relativ zum Fussganger wahrend sie aus Sicht des Fahrers ruht Geschwindigkeit und Beschleunigung Hauptartikel Geschwindigkeit und Beschleunigung Die Geschwindigkeit ist das Verhaltnis der Lange eines kleinen zumindest naherungsweise geraden Stuckes der Bahnkurve zu der Zeitspanne die der Massenpunkt braucht um dieses Wegstuck zuruckzulegen Je kleiner das Wegstuck desto genauer lasst sich einem Ort und Zeitpunkt eine bestimmte Momentangeschwindigkeit zuordnen Die Geschwindigkeit hat eine Richtung die der Bewegungsrichtung zum jeweiligen Zeitpunkt entspricht und einen Betrag der umgangssprachlich oft als Tempo bezeichnet wird Die Geschwindigkeit ist ein Vektor der am betreffenden Punkt tangential zur Bahnkurve liegt Beim Fortschreiten auf der Bahnkurve kann sich sowohl der Betrag als auch die Richtung der Geschwindigkeit andern Umgangssprachlich wird das erste als Beschleunigen oder Abbremsen bezeichnet das zweite oft als Abbiegen oder einen Bogen machen In Physik und Technik wird fur alles zusammen der Begriff Beschleunigung verwendet Die Beschleunigung ist ein Vektor der als das Verhaltnis der Anderung des Geschwindigkeitsvektors zu der Zeitspanne in der sich diese Anderung vollzieht definiert ist Eine Tangentialbeschleunigung andert nur den Betrag eine Normalbeschleunigung nur die Richtung der Geschwindigkeit Im allgemeinen Fall ergibt die Vektorsumme aus Tangentialbeschleunigung und Normalbeschleunigung den gesamten Beschleunigungsvektor Mathematisch gesehen ist das Weg Zeit Gesetz eines punktformigen Objektes also der Ortsvektor r t vec r t eine stetige Funktion der Zeit Ist sie auch differenzierbar bildet die erste Ableitung den Geschwindigkeitsvektor die zweite Ableitung den Beschleunigungsvektor Dynamik des Massepunktes Hauptartikel Dynamik Physik und Newtonsche Gesetze In der Newtonschen Mechanik werden Bewegungen durch Krafte beeinflusst Newton fasste die Wirkung der Krafte in den drei Newtonschen Gesetze zusammen Tragheitssatz Wenn keine ausseren Krafte auf einen Massepunkt wirken oder was gleichbedeutend ist wenn er sich im Kraftegleichgewicht befindet andert sich sein Bewegungszustand nicht Das bedeutet dass sich weder die Bewegungsrichtung noch der Betrag der Geschwindigkeit andern Der Massepunkt bewegt sich also gleichformig und geradlinig Grundgleichung der Mechanik Wenn eine resultierende Kraft F vec F an einem Massepunkt angreift so erfahrt dieser eine Beschleunigung a vec a die umso grosser ist je starker die Kraft und je kleiner seine Masse m m ist Dies wird durch die Gleichung F m a vec F m vec a ausgedruckt Wechselwirkungsprinzip actio reactio Wenn ein Korper eine Kraft auf einen zweiten Korper ausubt so erfahrt er von diesem ebenso eine Kraft Die beiden Krafte haben denselben Betrag aber entgegengesetzte Richtungen Aus dem zweiten Newtonschen Gesetz ergibt sich die Bewegungsgleichung als eine Differentialgleichung deren Losung das Weg Zeit Gesetz ist In der klassischen Mechanik sind die Bewegungsgleichungen gewohnliche Differentialgleichungen zweiter Ordnung in der Zeit Durch die Festlegung von Ort und Geschwindigkeit zu einem bestimmten Zeitpunkt als Anfangsbedingungen ist die weitere Zeitentwicklung eindeutig bestimmt Mit anderen Worten Kennt man alle angreifenden Krafte so kann man ausgehend von den Anfangsbedingungen die Bewegung des Objekts vorhersagen oder auch zuruckrechnen In der klassischen Mechanik verhalten sich die Bewegungen von Massepunkten also streng deterministisch Von einer chaotischen Bewegung spricht man jedoch wenn die Bewegungsgleichung so beschaffen ist dass kleinste Anderungen in den Anfangsbedingungen grosse Anderungen in der sich ergebenden Bewegung zur Folge haben Dann ist eine Voraussage der zukunftigen Entwicklung des Systems de facto nicht moglich Ein Beispiel hierfur ist das Dreikorperproblem Neben den Newtonschen Bewegungsgleichungen gibt es noch andere Formulierungen der Dynamik siehe hierzu D Alembertsches Prinzip Lagrange Formalismus und Hamiltonsche Mechanik Impuls Hauptartikel Impuls Physik Da das Verhalten eines Massepunktes ganz wesentlich von seiner Tragheit abhangt die durch seine Masse m m gegeben ist ist es oft sinnvoll die Bewegung nicht durch die Geschwindigkeit v vec v sondern durch den Impuls p m v vec p m vec v zu beschreiben Fur diesen gilt Solange keine Krafte wirken andert sich der Impuls nicht Impulserhaltungssatz Impuls kann von einem Korper auf einen anderen ubertragen werden Dabei wirkt eine Kraft zwischen den beiden Korpern Die angreifende Kraft bestimmt die Rate mit der sich der Impuls eines Korpers mit der Zeit andert Betrachtet man mehrere Massepunkte die sich gegenseitig beeinflussen aber keine ausseren Krafte erfahren so andert sich der Gesamtimpuls nicht Der Schwerpunkt des Systems bewegt sich dann gleichformig und geradlinig Schwerpunktsatz Kinetische Energie Hauptartikel Kinetische Energie Jeder Massepunkt der sich bewegt besitzt eine gewisse Bewegungsenergie auch kinetische Energie genannt In der nichtrelativistischen Mechanik berechnet sich die kinetische Energie nach der Gleichung E k i n 1 2 m v 2 p 2 2 m displaystyle E mathrm kin frac 1 2 mv 2 frac p 2 2m Bewegung starrer Korper Hauptartikel Starrer Korper Die Bewegung eines starren Korpers lasst sich in die Bewegung des Schwerpunktes Translation und Drehbewegungen des Korpers um Achsen die durch den Schwerpunkt gehen zerlegen Fur ersteres gilt dasselbe wie fur Massepunkte beschrieben Die Bewegungsgleichungen fur die Rotation heissen Eulersche Gleichungen Stabile Drehbewegungen ergeben sich nur um diejenigen Achsen bezuglich derer das Tragheitsmoment des Korpers minimal oder maximal ist Bewegung von Flussigkeiten und Gasen Hauptartikel Stromungslehre Die Bewegung von deformierbaren Korpern insbesondere Flussigkeiten und Gase lasst sich nicht mehr durch einige wenige Bahnkurven beschreiben Je nach Art der Bewegung unterscheidet man folgende Falle stationare Stromung Das Stromungsbild ist zeitlich konstant laminare Stromung Das Fluid lasst sich in einzelne Stromungsfaden zerlegen die sich nicht vermischen turbulente Stromung Die Stromung ist weder stationar noch laminar Es treten in allen Grossenskalen Verwirbelungen auf Bei der Charakterisierung einer Stromung hilft die Reynolds Zahl Die Bewegungsgleichungen von Flussigkeiten und Gasen sind die Navier Stokes Gleichungen Sie werden aus der Grundgleichung der Mechanik hergeleitet Spezielle Formen der Bewegung einzelner ObjekteGeradlinig gleichformige Bewegung Von geradlinig gleichformiger Bewegung spricht man wenn die Bahnkurve ein Geradenabschnitt ist und die Geschwindigkeit an jedem Punkt der Bahn die gleiche ist Eine geradlinig gleichformige Bewegung liegt genau dann vor wenn die Beschleunigung uberall Null ist Gleichmassig beschleunigte Bewegung Bei einer gleichmassig beschleunigten Bewegung hat die Beschleunigung in jedem Punkt der Bahnkurve den gleichen Betrag und die gleiche Richtung Die Bahnkurve einer gleichmassig beschleunigten Bewegung ist entweder ein Geradenabschnitt oder eine Parabel Kreisbewegung Bei einer Kreisbewegung ist die Bahnkurve kreisformig Der Geschwindigkeitsvektor bildet zu jedem Zeitpunkt mit dem Radius einen rechten Winkel und zeigt daher in tangentiale Richtung Wenn bei einer Kreisbewegung der Betrag der Geschwindigkeit uberall gleich ist dann handelt es sich um die gleichformige Kreisbewegung Bei ihr ist die Tangentialbeschleunigung gleich Null und die Normalbeschleunigung stets zum Kreismittelpunkt gerichtet Periodische Bewegung Bei einer periodischen Bewegung kehrt das Beobachtungsobjekt nach einer gewissen Zeit der Periodendauer wieder an den Ausgangsort zuruck und hat dabei die gleiche Richtung und die gleiche Geschwindigkeit Periodische Bewegungen haben geschlossene Bahnkurven Die Kreisbewegung ist ein Spezialfall einer periodischen Bewegung Harmonische Schwingung Ein weiteres Beispiel einer periodischen Bewegung ist die harmonische Schwingung bei der die Veranderung des Ortes mit der Zeit einer Sinus Funktion folgt Ein klassisches Beispiel fur einen harmonisch schwingenden Gegenstand ist ein Federpendel Allgemein schwingt jedes Objekt harmonisch das geringfugig aus einer Gleichgewichtslage ausgelenkt wird Durch Fourieranalyse lasst sich jede periodische Bewegung als Summe aus harmonischen Schwingungen darstellen deren Frequenzen ganzzahlige Vielfache der Grundfrequenz dem Kehrwert der Periodendauer sind Ergodische Bewegung Bei einer ergodischen Bewegung fullt die Bahnkurve einen Raumausschnitt gleichmassig 1 Statistische Betrachtung von zahlreichen Objekten Hauptartikel Statistische Mechanik Die Bewegungen einer grossen Zahl gleichartiger Objekte z B der Molekule eines Gases beschreibt man statistisch Dabei bezeichnet man die Gesamtheit aller moglichen Bewegungszustande aller Objekte die mit den gemessenen Zustandsgrossen z B Energie Volumen und Teilchenzahl vertraglich sind als Ensemble Man postuliert dann dass alle moglichen Bewegungszustande gleich wahrscheinlich sind und leitet daraus Aussagen uber Wahrscheinlichkeitsverteilungen der physikalischen Grossen ab Die Maxwell Boltzmann Verteilung gibt beispielsweise die Wahrscheinlichkeits Verteilung des Betrages der Teilchengeschwindigkeiten in einem idealen Gas wieder Bewegung im mikroskopischen MassstabDie Vorstellung von punktformigen Teilchen die sich mit wohldefinierten Geschwindigkeiten auf einer Bahnkurve bewegen ist in Wahrheit ein Modell das nur ab einer gewissen Grosse des Massstabes tragfahig ist Das Modell der Bahnkurve versagt beispielsweise bei der Bewegung von Elektronen in einem Atom von Leitungselektronen in einem Metall von Protonen und Neutronen in einem Atomkern oder von Photonen Um die genannten Situationen zu analysieren muss man zur exakteren Darstellung der Quantenmechanik ubergehen in der man physikalische Objekte durch eine Wellenfunktion beschreibt Aus der Wellenfunktion kann man ableiten mit welcher Wahrscheinlichkeit sich ein Objekt an einem bestimmten Ort befindet oder eine bestimmte Geschwindigkeit hat Die heisenbergsche Unscharferelation begrenzt dabei die Genauigkeit einer gleichzeitigen Messung von Ort und Geschwindigkeit ausserdem wirkt sich jede Messung auf die Wellenfunktion aus und verandert die zukunftige Zeitentwicklung der Wahrscheinlichkeiten Einzelnachweise Richard Courand Herbert Robbins Was ist Mathematik 5 Auflage Springer Berlin Heidelberg 2010 ISBN 978 3 642 13701 3 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bewegung Physik amp oldid 229758902