www.wikidata.de-de.nina.az
Georgische Juden georgisch ქართველი ებრაელები kartveli ebraelebi hebraisch יהודי גאורגיה jehudej georgija sind eine seit etwa 2000 Jahren nachweisbare nach der Legende seit 2600 Jahren in Georgien lebende alteingesessene religiose Minderheit Ihre traditionelle Sprache ist das dem Georgischen nahestehende Judao Georgisch auch Qiwruli genannt das wie alle judischen Sprachen zahlreiche hebraische und aramaische Lehnworter enthalt aber auch nichtjudischen Georgiern gut verstandlich ist Traditionell wird es im Gegensatz zum Georgischen in Quadratschrift hebraischer Schrift geschrieben Die Grosse Synagoge in TiflisDer Begriff bezeichnet nicht die gesamte judische Bevolkerung in Georgien zu denen seit dem 19 Jahrhundert auch Aschkenasim kamen Auch die alteingesessenen Bergjuden im benachbarten Aserbaidschan Dagestan und Nordkaukasien die manchmal mit ihnen als kaukasische Juden zusammengefasst werden sind eine andere regionale Gruppe des Judentums Aschkenasim und Bergjuden haben andere traditionelle Umgangssprachen Jiddisch bzw Judao Tatisch kulturelle Traditionsunterschiede und sind oft in getrennten Gemeinden organisiert Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung und Bevolkerungszahl 2 Soziale Situation als religiose Minderheit 3 Anfange und Herkunft 4 Antike 5 Mittelalter 6 Spatmittelalter und Fruhneuzeit 7 Russische Herrschaft und unabhangige Republik 1801 1921 8 Sowjetische Zeit 9 Gegenwart 10 Literatur 11 Weblinks 12 FussnotenVerbreitung und Bevolkerungszahl Bearbeiten nbsp Ein georgischer Rabbiner Ende 19 Jahrhundert in der westlichen Region Imeretien Auf dem Tisch seine Papachi Foto von Dmitri JermakowBis zur Auswanderung der ersten Welle sowjetischer Juden in den 1970er Jahren vorwiegend nach Israel lebten georgische Juden fast ausschliesslich in Georgien 1959 ca 43 000 Menschen Wenige Zuwanderer lebten im benachbarten Russland und Aserbaidschan meistens in Moskau und Baku einige weitere waren zu Beginn des 20 Jahrhunderts und nach der Eroberung der Demokratischen Republik Georgien durch die Rote Armee in westliche Lander oder nach Palastina emigriert Seit dem Zerfall der Sowjetunion folgten weitere Auswanderungen Aufgrund des erst in den fruhen 1990er Jahren endenden schnellen demographischen Wachstums der Bevolkerung Georgiens schatzt man heute weltweit etwa 80 90 000 Menschen georgisch judischer Herkunft manchmal etwas mehr davon in Israel etwa 70 80 000 der Georgian Jews World Congress schatzt uber 100 000 1 in Georgien lebten in den 1990er Jahren noch ca 10 000 nach Selbstangaben der Volkszahlung 2014 nur noch ca 1400 davon uber 1000 in der Hauptstadt Tiflis 2 in Russland unter 100 in Aserbaidschan unter 1000 in den USA meistens in New York uber 4000 dazu kommen kleinere Gruppen in Kanada Belgien separate Gemeinde in Antwerpen Deutschland und Osterreich Kaukasische Vereinigung in Wien Die judische Minderheit lebte im Laufe der Jahrhunderte in ganz Georgien hatte aber in der wechselhaften georgischen Geschichte verschiedene regionale Schwerpunkte Seit dem 13 Jahrhundert lebten die meisten georgischen Juden im zentralen und westlichen Georgien die wichtigsten Gemeinden befanden sich im 20 Jahrhundert in Tiflis Kutaissi Kulaschi bei Kutaissi Bandsa bei Senaki Zchinwali Gori Oni Satschchere Achalkalaki Achalziche Batumi Poti Sochumi und Gagra Vor den mehrfachen Verwustungen Georgiens durch expansive Nomadenreiche im Spatmittelalter und der Fruhneuzeit hatten die meisten georgischen Juden noch bis ins Mittelalter im Suden des Landes gelebt Soziale Situation als religiose Minderheit Bearbeiten nbsp Eine georgisch judische Musikkapelle Ende 19 Jahrhundert Foto von Jermakow nbsp Ein alter judischer Strassenhandler Nussverkaufer in Georgien Ende 19 Jahrhundert Foto von JermakowIm Gegensatz zur abendlandisch westchristlichen byzantinischen und osteuropaisch orthodoxen Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit ist die georgische Geschichte bis ins 19 Jahrhundert frei von bekannten antijudaistischen und antisemitischen Benachteiligungen Verfolgungen Vertreibungen oder Pogromen Georgische Juden lebten deshalb gesellschaftlich und kulturell gut integriert mit der georgisch orthodoxen Bevolkerungsmehrheit und der muslimischen Minderheit zusammen Georgische Juden waren in der Zeit Winzer und Weinhandler Handler Handwerker wie Hut und Schuhmacher Weber und Textilfarber Musikanten Hausierer oder leibeigene Bauern Es gab im Unterschied zu Europa keine Berufszweige in denen sie gegenuber Nichtjuden dominierten und keine weltlichen Berufszweige zu denen der Zutritt verwehrt war 3 Das anderte sich erst mit der russischen Herrschaft in Georgien ab 1801 als es besonders in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts teilweise unter Einfluss einzelner Beamter aus anderen Teilen des Russischen Kaiserreiches zu ersten Ubergriffen Ritualmordprozessen und 1895 zu einem Pogrom kam 4 Trotz dieser Episoden die mit dem Ersten Weltkrieg endeten danach wurden sie juristisch bestraft wird das Zusammenleben ubereinstimmend als gut charakterisiert auch weil alle einflussreichen georgischen Dichter und Intellektuellen auf die Verstarkung des Antisemitismus in vielen Landern seit den 1880er Jahren ablehnend und solidarisch reagierten Anfange und Herkunft Bearbeiten nbsp Lasika grun und Iberien Kartli braun mit der Hauptstadt Mzcheta 385 n Chr Nach der im 11 Jahrhundert von Leonti Mroweli in der Chronik Das Leben Kartlis niedergeschriebenen Legende sollen sich bereits nach Zerstorung des ersten Jerusalemer Tempels 586 v Chr erste Juden im Reich Iberien georg Kartli etwa mit der Region Kartlien identisch und sprachlich der Vorlauferstaat des spateren Georgien angesiedelt haben Historiker halten es auch aufgrund weiterer Legenden fur denkbar dass sich schon in vorchristlicher Zeit seit dem Ende des Babylonisches Exils im Achamenidenreich eine judische Minderheit in Kartli Iberien etabliert hat Die fruhesten archaologischen Beweise ihrer Anwesenheit wurden in der ersten Hauptstadt Mzcheta aber erst aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert nach anderen Angaben seit dem 3 Jahrhundert 5 entdeckt Ab dieser Zeit finden sich auch in historischen Quellen immer wieder Erwahnungen Es gibt viele Indizien fur die Hypothese dass die rapide Verschlechterung der rechtlichen Lage der judischen Minderheit im Byzantinischen Reich im 6 Jahrhundert n Chr zu einer weiteren Zuwanderung erst ins westgeorgische Lasika dann auch nach Iberien Kartli fuhrte Schliesslich wird noch eine Zuwanderung ab dem 11 Jahrhundert aus den von nomadischen Seldschuken eroberten Konigreichen der armenischen Bagratiden und der Ardsruni und vielleicht auch aus Persisch Sudaserbaidschan fur sehr wahrscheinlich gehalten Hatten einige armenische Stadte wie Ani oder Dwin zuvor eine zahlreiche judische Bevolkerung war das Judentum in Armenien danach kaum noch vorhanden Offenbar waren viele judische Bewohner wie auch Armenier oder armenische Adelsfamilien in das neu vereinigte Konigreich Georgien gefluchtet das unter Dawit IV dem Erbauer und Konigin Tamar zur stabilen Vormacht in Transkaukasien wurde Dazu passt dass in dieser Zeit die meisten judischen Gemeinden im Suden des Reiches lagen teilweise in armenisch besiedelten Regionen z B Jeghegis 6 Antike Bearbeiten nbsp Hebraische Inschrift eines Bronzesiegels aus Georgien 3 4 Jahrhundert mit Transliteration und Erganzung nbsp Ritzinschrift in judisch aramaischer Sprache von Abraham Sohn der Sarah 4 6 Jahrhundert in Mzcheta 1992 auf einer Goldplakette entdecktFruhe schriftliche Zeugnisse der in Iberien Kartli lebenden judischen Minderheit sind einige der ersten christlichen Heiligenviten der Georgisch Orthodoxen Kirche So waren nach diesen Erzahlungen zwei der fruhesten Anhanger des Christentums im Land judischer Herkunft Abiatar Evyatar und seine Schwester Sidonia aus der nicht mehr existierenden Stadt Urbnissi die beide von der georgischen Kirche heiliggesprochen wurden Abiatar war spater Bischof und selbst Autor einiger Heiligenviten die auch Erzahlungen uber die Juden im Land enthalten Die Legenden um Abiatar und Sidonia transportieren wohl die Bedeutung der judischen Minderheit bei der Vermittlung der neuen monotheistischen Religion nach Georgien Auch Salome die Autorin der Vita der Heiligen Nino der wichtigsten Missionarin Georgiens soll judischer Herkunft gewesen sein Eine weitere Legende die schon in den fruhen Heiligenviten und in Leonti Mrowelis Das Leben Kartlis niedergeschrieben wurde berichtete dass bei der Verurteilung und Hinrichtung Jesus in Jerusalem auch zwei Rabbiner aus Georgien Elios von Mzcheta und Longinos von Karsna anwesend gewesen sein sollen betont aber ausdrucklich dass diese mit der Verurteilung und Hinrichtung nichts zu tun hatten Diese Legende hatte sicher Einfluss darauf dass die fruheste antijudaistische Stereotypverleumdung des Christusmordes Gottesmordes im mittelalterlichen Georgien keine Bedeutung bekam Im Babylonischen Talmud der in der Schicht der Gemara zahlreiche Rabbi Diskussionen uber die judischen Gebote in judisch babylonischem Aramaisch enthalten sind mehrfach Rabbiner aus Iberien jud bab aram Efirike von griech Iberika Iverika namentlich erwahnt Unmittelbare Zeugnisse der judischen Bewohner Georgiens im Altertum sind einige meistens in den letzten Jahrzehnten archaologisch entdeckte Bronzesiegel Grabinschriften und andere Inschriften in Quadratschrift und in hebraischer oder judisch aramaischer Sprache vorwiegend aus Mzcheta Mittelalter Bearbeiten nbsp Blatt der altesten erhaltenen georgischen Tora Rolle aus Lailaschi 10 12 Jahrhundert nbsp Grenzen Georgiens 1213 in seiner BlutezeitIm Mittelalter werden die Quellen und archaologischen Uberreste des georgischen Judentums haufiger Der spanisch judische Reisende Benjamin von Tudela schreibt im 12 Jahrhundert dass die georgischen Juden dem Exilarch von Babylon unterstanden einem bis ins 15 Jahrhundert existierenden Amt des religiosen Oberhauptes der orientalischen Juden und in engem Austausch zu arabischen und persischen Juden standen Der deutsch judische Reisende Petachja aus Regensburg bereiste im 12 Jahrhundert Georgien und beschreibt das Leben der judischen Minderheit Ausserdem erwahnt er dass er in Bagdad beim Exilarchen eine Gesandtschaft aus dem Land Meschech erlebte hochstwahrscheinlich die Region Meschetien die damals eine grosse judische Minderheit hatte Deren Behauptung das ganze Land sei judisch war aber eine Ubertreibung obwohl besonders in Gebirgsregionen gelegentlich judische Brauche religionsvermischend auch nichtjudische Bewohner beeinflussten Den damals engen Bindungen an das orientalische Judentum entspricht dass im mittelalterlichen Georgien Karaer auftraten Angehorige einer Oppositionsbewegung die den neu etablierten Talmud mit seiner Interpretation der religiosen Gebote Halacha ablehnte Karaer gab es im mittelalterlich orientalischen Judentum oft im Gegensatz zum europaischen in der Neuzeit fast nur noch auf der Krim und bei einigen von dort ausgewanderten Gruppen Schon in der Herrschaftszeit des Kalifats begrundete in Tiflis ein aus dem Irak stammender Abu ʿImran Musa Mosche az Zaʿfarani at Tiflisi im 7 Jahrhundert eine Sekte die einige Halacha Gebote zum Eheleben und Speisegesetzen ablehnte Insgesamt war der Einfluss der Karaer aber nach allen Schriftfunden und Quellenaussagen geringer als in den Nachbarlandern Abraham ibn Daud zahlte im 12 Jahrhundert Georgien zu den Landern deren judische Bevolkerung vom rabbinisch halachischen nicht vom karaischen Judentum gepragt ist Auch in georgischen Chroniken werden Angaben uber die judische Minderheit haufiger woher bekannt ist dass sie damals eher im Suden und Osten des Landes lebten Ausserdem dokumentieren erste Geniza Funde also Funde aus Bestattungsraumen fur nicht mehr zu gebrauchende judisch liturgische Schriften das judische Leben in Georgien Die alteste erhaltene judische Schriftrolle in Georgien ist eine Tora Rolle des 10 12 Jahrhunderts aus dem Dorf Lailaschi Region Letschchumi die in der Neuzeit von christlicher und judischer Bevolkerung der Region verehrt wurde Die schwere Zerstorung und Entvolkerung des ostlichen und mittleren Georgien im zweiten Viertel des 13 Jahrhunderts zur Zeit von Konigin Rusudan und ihren Nachfolgern erst durch den vor den Mongolen fluchtenden Dschalal ad Din Choresm Schah dann durch den Mongolensturm bewirkte eine Flucht der meisten judischen Bewohner neben christlichen und muslimischen nach Westgeorgien das wenig verwustet wurde wo neue Gemeinden entstanden Andere georgische Juden fluchteten in sichere wenig verwustete Zentralteile des Mongolischen Reiches oder wurden dorthin verschleppt So entstand damals die Gemeinde in Gagra unter ihrem ersten Rabbi Jossef at Tiflisi Der Autor eines religiosen Werkes aus Tabris hiess Jeschajahu ben Jossef at Tiflisi Die Nisba at Tiflisi gibt an dass beide aus Tiflis der ehemaligen Hauptstadt Georgiens stammten Als Marco Polo die Stadt unter mongolischer Herrschaft bereiste schrieb er im Gegensatz zu fruheren Berichten aus diesem hochmittelalterlichen Zentrum des Judentums in Georgien dort nur noch wenige Juden vorgefunden zu haben In den folgenden Jahrzehnten zersplitterte Georgien verstarkt durch weitere Angriffe von Nomadenreichen wie dem von Timur e Lenk in drei unabhangige Konigreiche und funf Furstentumer Spatmittelalter und Fruhneuzeit Bearbeiten nbsp Die Nachfolgestaaten Georgiens 1530 von Samzche und Abchasien im Westen bis Kachetien im OstenAuf die sich in den nachsten Jahrhunderten oft wiederholenden Angriffe und Kriege reagierten die georgischen Nachfolgestaaten mit der Bildung eines breiten mit Kriegsaufgaben betrauten Feudaladels aus dem Hochadel Mtawari dem mittleren Adel Tawadi und zahlreichen Kleinadeligen Aznauri die zusammen fast 15 der georgischen Bevolkerung ausmachten zum Vergleich in Mitteleuropa etwa 1 5 Um diese breite Schicht zu versorgen bestand uber fast 500 Jahre vom 13 14 18 19 Jahrhundert eine druckende Form der Leibeigenschaft fur grosse Teile der landlichen Bauern und Handwerker Leibeigene ohne eigenes Land darunter auch judische durften die Adelsguter nicht verlassen und konnten von ihren Besitzern verkauft und umgesiedelt werden Es gibt Berichte dass judische Leibeigene versuchten durch Konversion zum Christentum dem Schicksal zu entkommen Wahrend einige Autoren diese Zustande als religiose Unterdruckung werten lehnen andere Autoren der georgischen Geschichte diese Wertung aus drei Grunden eher ab 1 betraf die Leibeigenschaft ebenso weit zahlreicher auch christliche und muslimische Landbewohner 2 war nach georgischem Recht die Leibeigenschaft mit einem Verbot an die Besitzer verbunden den Leibeigenen das Christentum oder eine andere Religion in einigen Regionen dominierte im Adel der Islam aufzuzwingen damit war 3 die religiose Konversion kein sicherer Weg der Leibeigenschaft zu entkommen Es war nach damaligem Rechtsverstandnis verpont durch Wechsel der Religion der Leibeigenschaft entkommen zu wollen Die uberlieferten Falle waren wahrscheinlich nicht sehr haufig und ihr Erfolg hing von der Einstellung des Feudalherren ab von denen einzelne entgegen der Rechtslage dazu ermuntert haben sollen Im Verlaufe des 19 Jahrhunderts besonders nach Aufhebung der Leibeigenschaft gingen viele Leibeigene auch die meisten judischen in die Stadte wodurch das georgische Judentum von einer mehrheitlich landlichen zu einer vorwiegend stadtischen Bevolkerungsschicht wurde Die judischen Leibeigenen oder ehemaligen Leibeigenen lebten durch ihre Armut geringe Bildung und Kenntnis der Gebote in den Dorfern oder in getrennten Stadtvierteln anfangs in eigenen Gemeinden und wurden erst im Verlaufe des 19 20 Jahrhundert wieder in die freien judischen Gemeinden integriert 7 Andere Wege der Leibeigenschaft zu entkommen war die Flucht in Nachbarlander besonders auf die Krim ein Teil der krimjudischen Bevolkerung Krimtschaken tragt georgische Familiennamen Neben dieser grosseren Gruppe der Leibeigenen lebten auch freie Juden v a in den Stadten die vorwiegend vom Handel und Handwerk lebten Im Zuge der Eroberungszuge der Safawiden spater von Nader Schah und Aga Mohammed Khan wurden auch mehrfach Bewohner Georgiens Juden Christen und Muslime nach Persien deportiert 8 Russische Herrschaft und unabhangige Republik 1801 1921 Bearbeiten nbsp Feier des Laubhuttenfestes Gemalde von Schalom Koboschwili 1938 dessen naiver Stil Einflusse von Niko Pirosmani zeigtNach der russischen Annexion Ostgeorgiens 1801 und der westgeorgischen Lander bis 1853 anderte die russische Militaradministration fur Kaukasien anfangs wenig an den Rechtstraditionen weil sie noch auf die Niederwerfung von Widerstanden im Kaukasuskrieg 1817 1864 konzentriert war Erst mit der Abschaffung der Leibeigenschaft in Georgien etwas spater schrittweise 1864 71 folgte die soziale Modernisierung durch Integration ehemaliger Leibeigener und die Verstadterung Die Gemeinden forderten handwerklichen und kommerziellen Aufstieg und in der Olstadt Baku und in Istanbul entstanden georgisch judische Gemeinden ausserhalb Georgiens Alle heute bestehenden Synagogen in Georgien wurden Ende 19 Anfang 20 Jahrhundert errichtet Das 1837 wegen der bergjudischen und georgisch judischen Bevolkerung formaljuristisch erlassene Residenzrecht fur Juden in Kaukasien nutzten auch einige osteuropaische Aschkenasim zur Einwanderung nach Georgien Die Kontakte verliefen anfangs nicht ohne Vorbehalte in Tiflis entstanden getrennte Gemeinden aber nicht uberall in Zchinwali wurde die Gemeinde lange Zeit von einem Rabbiner aus Litauen gefuhrt der sich mit den Einheimischen hebraisch verstandigte Letztendlich fuhrte der Kontakt und Austausch aber zu Annaherungen der Religionspraxis so entstanden vorher in Georgien nicht ubliche Tora und Talmusschulen und der Alltagskultur z B wurde in die kaukasisch gepragte bergjudische und georgisch judische Musik Klarinetten integriert Auch die mystisch chassidische Stromung Chabad aus Ljubawitschi fand in Georgien einzelne Anhanger Gleichzeitig war die spate Zarenzeit die Ara in der es zu den ersten antisemitischen Vorfallen kam Die funf Ritualmordprozesse endeten naturlich alle mit Freispruch waren in den georgischen Provinzen Kutaissi und Tiflis aber mehr als in anderen Provinzen Russlands und konnten das Nachbarschaftsklima beeintrachtigen Daneben sind vereinzelt weitere Ubergriffe uberliefert Wie in anderen Landern entstand Ende des 19 Jahrhunderts unter georgischen Juden eine judische Aufklarung die die Ablosung traditionell religioser Lebensstile durch modernisiert aufgeklarte erstrebte Die liberalen Juden erstrebten meist die Integration in die georgische Nation als religiose Minderheit und gehorten Anfang des 20 Jahrhunderts politisch oft zu den georgischen Menschewiki Sozialdemokraten die in Georgien das politische Leben dominierten Fuhrende Personlichkeiten unter georgischen Juden waren die Bruder Jossef und Micheil Hananaschwili Daneben traten seit Ende 19 Jahrhundert zionistische Gruppen unter dem Rabbiner Dawid Baasow deren zunehmendem Einfluss von den traditionell religiosen Bewegungen mit Chabad und liberal assimilatorischen Bewegungen Widerstande entgegengesetzt wurden Bis 1916 waren knapp 500 georgische Juden nach Jerusalem ausgewandert In der 1918 21 unabhangigen Demokratischen Republik Georgien in der die judische Minderheit volle staatsburgerliche Gleichberechtigung erlangte standen der judischen Minderheit drei Parlamentssitze im Sejm von Tiflis zu zwei fur georgische Juden einer fur Aschkenasim Auf dem Wahlkongress kam es zum Zerwurfnis zwischen den Zionisten und anderen Stromungen Weil das Parlament menschewistische Abgeordnete wollte wurden nur zwei georgisch judische aber kein aschkenasischer Abgeordneter entsandt Nach Eroberung der Demokratischen Republik Georgien durch die Rote Armee emigrierten ca 2000 georgische Juden davon gingen fast 1700 letztendlich nach Palastina der Rest in westliche Lander Sowjetische Zeit BearbeitenIn den ersten Jahren nach der Eroberung griffen die Bolschewiki nach den Grundsatzen ihrer Ostpolitik zugesichert im Aufruf an die versklavten Volker des Ostens 1917 und beschlossen auf dem Kongress der Volker des Ostens 1920 kaum in die kulturellen und politischen Verhaltnisse ein Erst nach dem gescheiterten August Aufstand in Georgien 1924 wurden alle oppositionellen politischen Parteien und Verbande in Georgien auch die menschewistischen und zionistischen verboten und verfolgt Im Oktober 1925 durften noch einmal 400 meist zionistisch gesinnte Familien nach Palastina auswandern nbsp Das Judische Museum in Tiflis wurde 1932 vom Jewkombed als Judisches Historisch Ethnographisches Museum gegrundet in der spaten Stalinzeit 1951 wieder geschlossen und erst 2004 06 als Dawid Baasow Judisch Historisches Museum Georgiens wieder eroffnetMit der Politik der Korenisazija der gezielten sprachlichen und kulturellen Forderung ethnischer Minderheiten wurden auch die georgischen Juden neben vielen anderen offiziell als gesonderte Ethnie Nationalitat anerkannt was bedeutete dass in Orten mit grosserer Bevolkerung georgisch judische Kulturhauser Vereine und Schulunterricht entstanden Im Kulturhaus von Tiflis entstand das Judische Historisch Ethnographische Museum Ab dem Ende der NEP trieb die sowjetische Fuhrung wieder die Politik des Klassenkampfes und der okonomischen Verstaatlichung voran die die kommerzielle Oberschicht enteignete und deren wichtigstes Instrument innerhalb der georgisch judischen Nationalitat das vom Staat nach einem Brand im judischen Armenviertel von Kutaissi 1928 gegrundete Georgische Komitee zur Unterstutzung der judischen Armen Jewkombed wurde Parallel wurde mit der Gottlosenbewegung der Einfluss traditioneller Religion bekampft und der Atheismus gefordert Gleichzeitig begann die schrittweise Kollektivierung der Landwirtschaft und des Handwerks die in Georgien aber langsamer und weniger brachial durchgefuhrt wurde und daher nicht die verheerenden Folgen in anderen Teilen der Sowjetunion hatte Damals entstanden eine georgisch judische landwirtschaftliche Kollektivwirtschaft und mehrere handwerkliche Kollektive in der Seiden Textil und Nahrungsmittelindustrie Seit Ende der 1920er Jahre wurden Kollektive nur noch nationalitatenubergreifend organisiert weil beobachtet wurde dass die bekampften religiosen Traditionen in Kollektiven gleicher Religion und Ethnie der Mitglieder weiter gepflegt wurden Es kam vor dass judische Mitglieder solche gemischten Kollektive verliessen wenn die zwar inzwischen juristisch bestrafte aber noch nicht aus der Bevolkerung verschwundene Ritualmordverleumdung Blutluge auftauchte Die Stalinistische Sauberung forderte auch unter georgischen Juden Opfer Dawid Baasow wurde zu zehn Jahren Gulag verurteilt sein Sohn der judao georgische Schriftsteller Gersel Baasow und einige Chachame der Gemeinde Zchinwali wurden hingerichtet Vom Holocaust blieben die georgischen Juden bis auf einige Kriegsgefangene aber weitgehend verschont weil die Wehrmacht Georgien nicht erreichte Benachteiligungen folgten in den letzten beiden Lebensjahren Stalins 1951 53 als mit der Verschlechterung der israelisch sowjetischen Beziehungen Angehorige der judischen Minderheit den Kosmopolitenprozessen und der Bekampfung der angeblichen Arzteverschworung ausgesetzt waren In Tiflis wurde 1951 z B das Judische Museum geschlossen nbsp Judische Bewohner von Satschchere 1962Nach Stalins Tod erlaubte die Georgische Sozialistische Sowjetrepublik mehr wirtschaftliche Spielraume fur verdeckte Privatinitiativen Schattenwirtschaft Als diese in den 60er Jahren vor der Ara des KP Generalsekretars Eduard Schewardnadse 1972 85 vorubergehend bekampft wurden wuchs die Unzufriedenheit im Land Wie auch bei den Bergjuden war die antireligiose kommunistische Politik bei georgischen Juden weniger erfolgreich als in anderen Regionen Zwar waren die meisten Synagogen geschlossen aber die religiosen Feste und Gebote wurden oft im Untergrund mit stillschweigender staatlicher Duldung fortgesetzt Ausserdem wuchs vom Palastinakrieg bis zum Sechstagekrieg die Identifikation mit Israel Als die sowjetische Regierung ab 1972 Angehorigen der judischen Minderheit die Moglichkeit von Ausreiseantragen eroffnete folgte eine erste Auswanderungswelle Wahrend bis Anfang der 1980er Jahre ca 17 der sowjetischen Juden das Land verlassen hatten waren es aus Georgien uber die Halfte Gegenwart Bearbeiten nbsp Fassade der georgisch judischen Gemeindesynagoge im New Yorker Stadtteil Queens nbsp Toraschrein in der Grossen Synagoge von TiflisMit dem Zerfall der Sowjetunion den der erste nichtkommunistische Prasident Georgiens Swiad Gamsachurdia mit vorantrieb flammten an mehreren Ecken Georgiens separatistisch nationalistische Konflikte und Kriege auf Die Zivilbevolkerung von Zchinwali und mit ihr die judische Gemeinde gerieten zwischen die Fronten des Sudossetienkrieges 1990 92 und spater noch einmal des Kaukasuskrieges 2008 die Gemeinden in Sochumi und Gagra gerieten in den Krieg in Abchasien 1992 1993 Alle drei Stadte haben heute nur noch wenige judische Bewohner die meisten sind wie viele andere Zivilisten gefluchtet Ausserdem wurden in den Kampfhandlungen in Tiflis nach dem Putsch gegen Gamsachurdia im Dezember 1991 Januar 1992 Teile der Altstadt von Tiflis zerstort darunter auch die vorwiegend judische Nachbarschaft der Grossen Synagoge Parallel dazu durchlief Georgien in den wilden Neunzigern bis ins neue Jahrtausend besonders schwere Transformationskrisen und okonomische Einbruche die bewirkten dass die Geburtenrate abrupt zuruckging und viele Bewohner das Land zur Arbeitssuche verliessen Die Probleme wiederholten sich in den Jahren nach der Russlandkrise 1999 2000 und nach der Weltfinanzkrise 2007 08 Deshalb verliessen auch viele verbliebene georgische Juden das Land als Spataussiedler meistens nach Israel aber auch in europaische und nordamerikanische Lander Vor 2000 wurde geschatzt dass Georgien noch knapp 10 000 judische Bewohner hat aktuell werden oft weniger als 3000 im Land verbliebene Juden geschatzt in der Volkszahlung 2014 gaben nur noch 1400 Bewohner an judisch zu sein Es bestehen aber oft weiterhin enge Kontakte nach Georgien und die meisten Juden aus Georgien beschreiben Georgien als ein Land mit faktisch nicht existierendem Antisemitismus in der Bevolkerung 9 Nach der Rosenrevolution 2003 und dem Kaukasuskrieg 2008 etablierte die damalige georgische Regierung unter Micheil Saakaschwili nicht nur zu den USA und einigen anderen NATO Landern sondern auch zu Israel militarische und politische Kooperationen und Austauschprogramme In Israel leben georgische Juden hauptsachlich in Aschdod Aschkelon und Bat Jam Nach den gegenuber den Volkszahlungsergebnissen den Angaben des Georgian Jews World Congress und den Angaben der Kleinen Judischen Enzyklopadie deutlich grosszugigeren Schatzungen der Baal Teschuwa Bewegung soll in Aschdod eine Gemeinde mit etwa 40 000 georgischen Juden existieren der Georgian Jews World Congress schatzte hier 23 000 Menschen 10 Nach Angaben der Baal Teschuwa Bewegung sollen weltweit etwa 200 000 georgischen Juden leben davon ca 5 000 in den USA 13 000 in Georgien und 120 000 in Israel 11 Literatur BearbeitenGeorgische Juden russisch Internet Archive link aus Kleine Judische Enzyklopadie Jerusalem 1976 2005 russische Ausgabe Artikel von 1982 Ken Blady Jewish Communities in Exotic Places Lanham Maryland 2000 Eldar Mamistvalishvili The History of Georgian Jews Tiflis 2014 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Judentum in Georgien Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Jemal Simon Ajiaschwili Juden in Georgien Kurzartikel aus Shalom Magazin 48 Joanna Sloame Georgia Virtual Jewish History Tour JGuide Europe Georgia Fussnoten Bearbeiten Schatzung nach Stadten hebraisch die meisten in den Stadten des Ballungsraumes an der mittleren Kuste Ethnische Selbstangaben der Volkszahlung 2014 nach Bezirken der Name in der obersten Zeile Sakartvelo ist die georgische Bezeichnung fur Gesamt Georgien Sofern nicht anders ausgewiesen finden sich die Angaben im Artikel der Kleinen Judischen Enzyklopadie hier im 14 Absatz Artikel der Kleinen Judischen Enzyklopadie 16 Absatz W Chatzkewitsch Axel Boing Juden in Georgien In Kaukasische Post Nr 6 Juli 1996 S 23 CUNA Georgica Tbilissi W Chatzkewitsch Mitarbeiter des Museums fur die Geschichte der Juden in Georgien Artikel der Kleinen Judischen Enzyklopadie 4 und 5 Absatz Zur Leibeigenschaft im Vergleich und den Bedingungen im 19 Jh Artikel der Kleinen Judischen Enzyklopadie 11 Absatz und Ken Blady S 140 142 Artikel der Kleinen Judischen Enzyklopadie 12 Absatz So z B diese Reportage von 2010 in der Judischen Allgemeinen Schatzung nach Stadten hebraisch erste Zahl Iudaizm i evrei Gruzinskie evrei In toldot ru Abgerufen am 7 September 2021 russisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georgische Juden amp oldid 237758662