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Die Krimtschaken auch als Krim Juden 1 bezeichnet krimtschakisch Krymchah Qrimcah Plural Krymchahlar Qrimcahlar sind eine auf der Krim Ukraine ansassige turksprachige Minderheit judischen Glaubens deren Krimtschakische Sprache als fast ausgestorben gilt 2 Im Gegensatz zu den ebenfalls vorwiegend auf der Krim lebenden Karaern gehoren sie traditionell der talmudischen Mehrheitsrichtung der judischen Religion dem rabbinischen Judentum an Der krimtschakische Rabbiner Chaim Chesekiahu Medini mit Familie in den 1890er Jahren Inhaltsverzeichnis 1 Sprache und Selbstbezeichnung 2 Unterscheidung zu anderen krimjudischen Gruppen 3 Bevolkerungszahl und Siedlungsgebiet 4 Herkunft 5 Geschichte 5 1 Bosporanische Periode 5 2 Chasarische Periode 5 3 Tatarische Periode 5 4 Russische Periode 5 5 Im 20 Jahrhundert und Holocaust 5 6 Nachkriegszeit und Gegenwart 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseSprache und Selbstbezeichnung Bearbeiten nbsp Krimtschakischer Grabstein in Bilohirsk umgedreht Ihre traditionelle Umgangssprache ist das dem Krimtatarischen nahestehende Krimtschakische das wie alle judischen Sprachen zahlreiche hebraische und judao aramaische Lehnworter enthalt und traditionell in hebraischer Schrift geschrieben wurde Viele Sprachwissenschaftler sehen Krimtschakisch heute als judischen Ethnolekt des Krimtatarischen welches bis in die Neuzeit auch Kiptschakisch genannt wurde Die Selbstbezeichnungen Krimtschaken und Krimtschakische Sprache entstanden erst im 19 Jahrhundert durch eine Kombination aus Krim und Kiptschakisch 3 Vorher wurde die Sprache manchmal Dschagataisch oder Tschagataisch genannt 4 sollte aber nicht mit der ostturkischen Sprache Tschagataisch verwechselt werden durch die Ahnlichkeit vieler Turksprachen existierten fruher oft ungenau zuordnende Namen Die Bezeichnung entstand weil die in Mittelasien etablierte Schriftsprache Tschagataisch bis Anfang 19 Jahrhundert auch die Schrift und Hochsprache auf der Krim war 5 und ihr Name auch auf die abweichenden gesprochenen Dialekte und Sprachformen ubertragen wurde Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese veraltete Bezeichnung zeitweilig wiederverwendet als es mit der vollstandigen Deportation aller Krimtataren 1944 und kurz danach aller traditionellen Ethnien mit dem Krimtatarischen nahestehenden Umgangssprachen nach Mittelasien gefahrlich wurde eine dem Krimtatarischen nahestehende Muttersprache anzugeben 6 Weil viele Uberlebende des Holocaust nach dem Zweiten Weltkrieg zur russischen ukrainischen oder anderen Alltagssprachen ubergingen wird Krimtschakisch heute nur noch von vereinzelten Menschen vollstandig beherrscht schon in der Volkszahlung 1970 auf der Krim gaben nur noch 71 Menschen an nicht Russisch Ukrainisch oder Jiddisch als Muttersprache zu verwenden also meistens Krimtschakisch 7 Bevor sich im 19 Jahrhundert die Selbstbezeichnung Krimtschaken und der Sprachname Krimtschakisch etablierte bezeichneten sich die Menschen ethnisch nicht nach ihrer Sprache sondern nannten sich einfach jehudiler cufutlar beides bedeutet Juden oder auch srel balalari bnei Israel Kinder Israels 8 Unterscheidung zu anderen krimjudischen Gruppen Bearbeiten nbsp Die Synagoge von Bilohirsk damals Karasubasar beschrieben als Krim judische Synagoge unter deutscher NS Besatzung im Zweiten Weltkrieg zerstort nbsp Volkstanz auf dem krimtschakischen Kulturfestival 2012 in JewpatorijaDie Krimtschaken sind nicht mit den ebenfalls judischen und turksprachigen Karaimen Karaer zu verwechseln Karaer sind Angehorige einer Oppositionsbewegung im Judentum die die Auslegung der judischen Gebote mit dem Talmud ablehnt Im Mittelalter existierten sie im gesamten orientalischen Judentum seit dem 16 Jahrhundert aber fast nur noch auf der Krim wo sie ebenfalls eine dem Krimtatarischen nahestehende Umgangssprache Karaimisch verwenden die auch einige von der Krim nach Osteuropa ausgewanderten Karaimen weiter sprechen Von den talmudisch rabbinischen Krimtschaken unterscheiden sie sich durch ihre andere Auslegung der Gebote und Brauche und sind in komplett anderen sich traditionell deutlich abgrenzenden Gemeinden organisiert Von anderen ethnischen judischen Gruppen die ebenfalls der talmudisch rabbinischen Richtung angehoren unterscheiden sich die Krimtschaken durch ihre krimtschakische Umgangssprache und einige kulturelle Traditionsunterschiede beispielsweise traditionelle Gerichte an judischen Festtagen oder Detailunterschiede in der praktischen Befolgung der judischen Speisegesetze weshalb sie oft in getrennten Gemeinden mit eigenen Gebetshausern Synagogen organisiert sind Es gab auch einen eigenen Krim Ritus 10 Jahrhundert der Gottesdienste im 16 17 Jahrhundert erganzt um festgeschriebenes Brauchtum minhag genannt minhag Kaffa nach der Stadt Kaffa die inzwischen fast nicht mehr praktiziert werden 9 Die Unterscheidung existierte auch auf der Krim die im Russischen Reich zum judischen Ansiedlungsrayon gehorte weshalb sich im 18 und 19 Jahrhundert noch mehr Aschkenasim ursprunglich jiddischsprachige Juden teilweise als bauerliche Siedler in der inzwischen bewasserten nordlichen Steppenkrim niederliessen und eigene Gemeinden grundeten Die verschiedenen Gemeinden des rabbinischen Judentums erkennen sich aber gegenseitig als legitime Formen des Judentums an Zwischen dem rabbinischen und karaischen Judentum bestand diese gegenseitige Anerkennung traditionell nicht Karaische Gebetshauser werden als Kenessa bezeichnet Die alltagskulturellen Traditionen der Krimtschaken wie auch der Krimkaraimen beispielsweise Volksmusik Tanze Trachten usw ahneln durch das jahrhundertelange Zusammenleben denen der muslimischen Krimtataren und anderer alteingesessener Ethnien die oft ebenfalls krimtatarische Ethnolekte sprechen Krimarmenier Krimgriechen Die aschkenasische Folklore wurde dagegen eher in Mittel und Osteuropa gepragt 10 Bevolkerungszahl und Siedlungsgebiet BearbeitenJudische Gruppen der Krim 1926 in nbsp Krimtschaken nbsp Karaer nbsp Aschkenasim Unter den judischen ethnischen Gruppen sind die Krimtschaken eine kleinere Gruppierung Zum Zeitpunkt ihrer grossten Bevolkerungszahl vor dem Zweiten Weltkrieg gab es in der sowjetischen Volkszahlung 1939 weltweit uber 8000 Krimtschaken nach einigen Angaben auch 9500 10 000 11 davon uber 6500 auf der Krim unter 1000 in anderen sowjetischen Gebieten vorwiegend den Stadten der Zentralukraine und einige hundert im Ausland meist in Palastina und den USA Die grossten Gemeinden waren in Karasubasar Bilohirsk Simferopol Kertsch Feodossija Jewpatorija und Sewastopol 12 Es gab auf der Krim eine ahnlich grosse Anzahl Karaer und inzwischen deutlich mehr Aschkenasim vgl nebenstehende Karten mit Prozentanteilen der Bevolkerung in den Stadten und Kreisen der Krim nach der Volkszahlung 1926 Auch fur die Krimtschaken brachte die deutsche Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg die Katastrophe des Holocaust Uber 6000 Krimtschaken 70 80 ihrer Gesamtzahl davon fast 6000 auf der Krim selbst wurden Ende 1941 Anfang 1942 von der Einsatzgruppe D der Sicherheitspolizei und des SD und beteiligten Wehrmacht Einheiten ermordet 12 Wichtige Tatorte des Volkermordes waren das Simferopol Massaker und das Massaker von Feodossija Nur etwa 700 750 gelang es auf der Krim teilweise durch Flucht uber Kertsch in Richtung Noworossijsk den Volkermord zu uberleben uber 1000 weitere als Frontsoldaten oder in anderen Gebieten 13 Die Krimtschaken gelten seither als gefahrdete Gemeinschaft und in der Autonomen Republik Krim wurde 2004 der 11 Dezember der Jahrestag des Simferopol Massakers zum Gedenktag fur die ermordeten judischen Nachbarn aller drei Gemeinschaften erklart 14 Ein kleinerer Teil der Uberlebenden geriet im Mai Juni 1944 in die ethnischen Strafdeportationen aller Krimtataren Krimarmenier Krimgriechen Krimbulgaren und Krimitaliener wegen angeblicher Kollaboration mit den Deutschen Zwar wurden die Krimtschaken und Karaer in den Deportationsdekreten nicht erwahnt aber weil sie dieselbe Umgangssprache verwendeten oder aufgrund familiarer Verbindungen wurden einige vom NKWD nach Mittelasien deportiert 1989 lebten in der Usbekischen SSR 173 Krimtschaken 15 in der benachbarten Kasachischen und Kirgisischen etwa noch einmal so viele zumeist deportiert Die Volkszahlung 1959 ermittelte in der gesamten Sowjetunion noch 2000 Krimtschaken durch Einwanderung nach Israel waren es 1989 noch 1448 13 davon etwa 1000 auf der Krim Nach der Volkszahlung in der Ukraine 2002 lebten damals nur noch 204 Krimtschaken auf der Krim 16 ca 200 in der ubrigen Ukraine ca 200 leben in Russland meistens an der russischen Schwarzmeerkuste aus Abchasien wo 1926 noch 152 Krimtschaken gezahlt wurden sind die meisten im Krieg in Abchasien 1992 1993 emigriert In Israel leben nach unbestatigten Schatzungen etwa 600 700 eine krimtschakische Synagoge gibt es in Tel Aviv einige hundert auch in den USA vorwiegend in Brooklyn New York wo eine krimtschakische Synagoge in der Saratoga Avenue existiert wenige hundert in anderen Landern 17 Herkunft BearbeitenDie Annahme einer moglichen Herkunft der Krimtschaken von den Chasaren des Mittelalters wird von der Mehrheit der Forscher nicht geteilt Bevorzugt wird die Annahme dass die Krimtschaken Nachkommen von zum Judentum konvertierten Krimtataren oder auch sprachlich tatarisierte Juden sind die entweder schon vor der Zeit des tatarischen Krimkhanats auf der Krim lebten oder in dieser Zeit einwanderten aber die tatarische Umgangssprache ubernahmen Die Formation einer judischen Gemeinschaft mit judisch kiptschakischer krimtatarischer Umgangssprache kann erst seit dem Spatmittelalter besonders im Krimkhanat erfolgt sein denn zuvor waren Italienisch und Griechisch dominierende Sprachen der sudlichen Halbinsel Vermutlich haben auch genuesisch italienische Elemente in ihrer Geschichte eine Rolle gespielt 18 Ein Teil der krimtschakischen Familiennamen ist italienischer und spanischer Herkunft Abraben Piastro Lombrozo Trevgoda turkisch orientalischer Herkunft Mizrachi Stamboli Izmirli Tokatly Bakschi z B Ralph Bakshi osteuropaisch aschkenasischer Herkunft Berman Gutman Aschkenazi Warschawski Lechno Gotha Weinberg oder georgischer Herkunft Gurdschi Georgier und einige georgische Familiennamen auf schwili 19 Historische Quellen uberliefern daneben dass es im 15 16 Jahrhundert eine Einwanderung georgischer Juden gab die vor der zunehmend druckenden Leibeigenschaft in den georgischen Furstentumern fluchteten 20 Das widerspricht alteren Hypothesen einer ausschliesslichen Herkunft von turksprachigen Konvertiten Geschichte BearbeitenBosporanische Periode Bearbeiten nbsp Fragment einer hebraischen Inschrift in ChersonesErste Beweise der Anwesenheit einer judischen Minderheit in den griechischen Stadten des Bosporanischen Reiches sind Grabsteine und Freilassungsurkunden fur Sklaven durch judische Besitzer aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert besonders in den Stadten der sudostlichen Krim und der Taman Halbinsel womoglich siedelte sie sich eher an Dabei ist mehrfach belegt dass diese Freigelassenen und auch Konversionswillige die die Synagogen aufsuchten zur judischen Religion konvertierten und in die Gemeinden aufgenommen wurden Diese sogenannte Proselytenbewegung spielte nicht nur auf der Krim sondern in der gesamten antiken und fruhmittelalterlichen judischen Geschichte eine wichtige Rolle fur die Formierung der Diaspora Gemeinschaften Inschriften und Grabinschriften judischer Bewohner weisen darauf hin dass sie offenbar zu allen stadtischen Schichten Militars Beamten Handwerkern und Handlern gehorten und starker hellenisierte mit weniger hellenisierten Gruppen verschmolzen Historische Quellen erwahnen die Minderheit erstmals im Zusammenhang eines Aufstandes nichtchristlicher Bevolkerungsgruppen um 300 in der Stadt Chersonesos gegen die gewaltsame Christianisierung und der Kirchenvater Hieronymus beschreibt die regionalen Juden im 4 5 Jahrhundert wobei er ihre Herkunftslegende wiedergibt sie seien Nachkommen von Verschleppten des Babylonischen Exils und gefangener Krieger des Bar Kochba Aufstandes Mit den Invasionen der Hunnen Alanen und Goten auf der Krim vermischten sich einige Sitten der judischen und nichtjudischen Bevolkerung wie die Form der Grabinschriften aber auch nach Eroberung der sudlichen Reste des Bosporanischen Reiches durch das Byzantinische Reich ist judische Anwesenheit durch Theophanes und Inschriften auf der Taman Halbinsel im 7 8 Jahrhundert belegt 21 Chasarische Periode Bearbeiten Mitte des 7 Jahrhunderts eroberten turksprachige Chasaren nordliche Teile der Krim bis in die Siedlungsgebiete der Krimgoten im nordlichen Krimgebirge und Mitte des 8 Jahrhunderts bildete sich eine stabile Grenze zu den sudlichen byzantinischen Besitzungen Moglicherweise spielten die Krimjuden eine wichtige Rolle bei der bekannten Konversion von Teilen der chasarischen Oberschicht und vielleicht von Teilen der chasarischen Bevolkerung zur judischen Religion Nach archaologisch erforschten Kontinuitaten in den Bergstadten des Krimgebirges konvertierten damals offensichtlich auch Krimgoten zur judischen Religion Die krimjudische Bevolkerung nahm auch durch Fluchtwellen vor Verfolgungen im Byzantinischen Reich 848 873 874 932 39 943 zu Aus dem 10 11 Jahrhundert sind die ersten religiosen Hymnen der Krimjuden bekannt Quellen dieser Zeit Hamadani Chisdai ibn Schaprut berichten von judischen Gemeinden in vielen Stadten der Krim und der Taman Halbinsel von denen Tmutarakan Mangup Sudak sogar judische Mehrheiten hatten die sudostliche Kuste wurde seit einem Krieg gegen Byzanz ab 941 von Chasaren beherrscht Mit dem Untergang des Chasarenreiches ab 965 fiel die Sudkuste vollstandig an Byzanz zuruck und trotz einer Vertreibung aus Cherson blieben viele Juden auf der sudlichen Krim die allmahlich in die griechischsprachige judische Gruppe der Romanioten aufgingen Ein Teil der judisch konvertierten Chasaren ging moglicherweise in der damals schon grossen krimjudischen Gemeinschaft auf aber das ist schwer zu beweisen Der deutsch judische Reisende Petachja aus Regensburg uberliefert im 12 Jahrhundert erstmals dass auf der Krim womoglich seit langerer Zeit grosse rabbinische und karaische Gemeinden nebeneinander existierten Altere Hypothesen die die Krimkaraimen mit den Chasaren in Verbindung bringen wollten die Krimtschaken nicht sind aber so nicht haltbar denn es existierten in vielen orientalisch judischen Gemeinschaften der Zeit und unter Chasaren karaische und rabbinische Stromungen nebeneinander 22 Tatarische Periode Bearbeiten nbsp Die Krim in der Mitte des 15 Jahrhunderts Furstentum TheodoroGenueser KolonienKhanat der KrimAb 1239 gehorte die nordliche Steppenkrim zur tatarischen Goldenen Horde im Suden fielen viele Seehandelsstadte an die Genuesen im Sudwesten entstand das unabhangige christlich orthodoxe Furstentum Theodoro die beiden letzten existierten bis 1475 Die Handelsstadte im Suden zogen damals viele italienische und europaische christliche und judische aber auch orientalisch judische Kaufleute an Die Gemeinden waren in der Zeit relativ wohlhabend weil die Krim eine Drehscheibe des Fernhandels von Ost und Sudeuropa zum Nahen Osten Mittelasien Indien und China Netz der Seidenstrasse wurde die grossten Gemeinden befanden sich im tatarisch beherrschten Staryj Krym damals Solhat meistens Krimtschaken die spater nach Karasubasar zogen in Cufut Qale und Mangup Qale damals Theodoro meistens Karaer und in der genuesischen Handelsstadt Sudak beide Stromungen Dem Wohlstand entsprachen erste bekannte religios literarische Werke wie ein Tora Kommentar des Rabbiners Abraham Qirimi aus Qirim Staryj Krym 1358 den er auf Anregung des Karaers Chisikjahu ben Elchanan verfasste was dafur spricht dass die Beziehungen zwischen rabbinischen und karaischen Juden damals gut waren Spatmittelalterliche Spannungen zwischen den Religionsgemeinschaften konnten die Genueser Behorden mit einer Charta 1449 unterbinden die allen Religionsgemeinschaften die Freiheit der Religion und Sicherheit ihres Eigentums und Schutz vor Zwangskonversionen garantierte Nach der Eroberung Theodoros durch das 1449 entstandene Krimkhanat und der genuesischen Handelsstadte im Suden durch die Osmanen sind besonders in der Blutezeit Ende 15 Jahrhundert Juden in hohen politischen Positionen bekannt wie die langjahrigen Gesandten des Krimkhanats in Moskau Hosia Kokos und Furst Zacharia von Taman Eigentum und Sicherheit der Gemeinden und Kaufleute wurden durch uberlieferte Schutzbriefe yarlik des Krimkhans garantiert In dieser Zeit naherten sich die judischen und christlichen Krimbevolkerungen den muslimischen Krimtataren kulturell und sprachlich an Seit dem 16 Jahrhundert nahm aber die Bedeutung der Krim als Fernhandelszentrum durch die uberseeischen Grossen Entdeckungen der Europaer und die Abtrennung des osmanischen Marktes vom europaischen ab Es blieb ein osmanischer Schwarzmeerhandel in dem Kaufleute aller Religionen aktiv waren und ein Handel mit Osteuropa der meist in armenischen Handen lag Deshalb stieg die Bedeutung des Handwerks und der Landwirtschaft Weinbau Gartenbau Bergbauern fur die judische Minderheit auch ihr Anteil an der Krimbevolkerung besonders in den Handelsstadten der Sudkuste war verglichen mit dem Mittelalter deutlich geringer womoglich durch Auswanderungen oder Konversionen v a zum Islam Aber auch nach dem Mittelalter ist noch judische Einwanderung uberliefert orientalische Kaufleute zumeist aber osteuropaische Juden die entweder von Nomaden gefangen und aus dem Sklavenhandel freigekauft wurden oder Fluchtlinge vor osteuropaischen Pogromen besonders im Chmelnyzkyj Aufstand spater auch Wirtschaftsauswanderer vor der Verarmung Osteuropas in der Zeit expandierender Leibeigenschaft Das krimtschakische Brauchtum minhag Kaffa mit Einflussen aus verschiedenen Nachbargruppen wurde von dem aus Kiew stammenden Rabbiner Mosche ha Gole 1458 1520 und David Lechno gest 1735 niedergeschrieben Rabbi Lechno verfasste auch eine Chronik der Krimkhane 23 Russische Periode Bearbeiten Nach der Angliederung der Krim an Russland 1792 wurde eine zunehmende Distanz zwischen Karaern und Krimtschaken beschrieben Karaische Gemeindefuhrer uberzeugten hohe Beamte mehrfach sie von antijudischen Gesetzen auszunehmen weil sie nicht dem ublichen Judentum angehoren Allerdings setzte die russische Verwaltung der zu besiedelnden Regionen Neurussland Krim und Kaukasien auch fur rabbinisch talmudische Juden einige sonst gultige Einschrankungen regional ausser Kraft wie das Verbot von Landbesitz aufgehoben 1861 was auch viele Aschkenasim zur bauerlichen Ansiedlung nutzten Pogrome die seit den 1880er in Russland teilweise mit Forderung und Billigung regionaler Behorden wiederbelebt wurden fanden auf der Krim nicht statt Der relativ armen Krimtschaken Gemeinschaft wurden einige Steuervergunstigungen eingeraumt und Gouverneur Woronzow hinterliess einige wohlwollende Beschreibungen der Krimtschaken nbsp Krimtschaken im 19 Jahrhundert in ihrer Hochburg Karasubasar mit Rabbi MediniDie Gemeinschaft lebte vorwiegend von Handwerk auch Landwirtschaft selten Handel Die nach orientalischer Tradition legale Vielehe wurde Anfang des 19 Jahrhunderts abgeschafft einige andere patriarchale Traditionen wie junge Verheiratung von Madchen und Verbot der Wiederverheiratung von Witwen bestanden bis Ende 19 Jahrhundert In der Gemeinschaft der Krimtschaken hatte die judische Tradition der Nachstenliebe die guten Taten und die Wohltatigkeit eine besonders zentrale Bedeutung weshalb es in den Gemeinden und ihrer Nachbarschaft keine Bettler gab die wie auch Witwen und Waisen von den Gemeinden versorgt wurden Die Krimtschaken hinterliessen eine reichhaltige Folklore aus Legenden Sprichwortern Liedern und Ratseln die im 19 Jahrhundert gesammelt wurde Der wichtigste Rabbiner russischer Zeit war der oben abgebildete Chaim Medini eigentlich aus Jerusalem der mehrere religiose Werke und Werke uber die krimtschakischen Traditionen verfasste 24 Im 20 Jahrhundert und Holocaust Bearbeiten nbsp Isaak Samuilowitsch Kaya 1953 Die fruhesten krimtschakischen Schulen die vorwiegend moderne nicht traditionelle Facher unterrichteten meist noch in russischer Sprache entstanden vergleichsweise spat in den ersten Jahren des 20 Jahrhunderts Deshalb waren noch wenige jungere Krimtschaken am Ende des Ersten Weltkrieges und russischen Burgerkrieges mit modernen und wissenschaftlichen Ideen vertraut In den fruhen Jahren der Sowjetunion wurde die systematische Emanzipationspolitik aller ethnischen Minderheiten die Korenisazija durchgefuhrt nach der moglichst jeder in seiner Muttersprache alphabetisiert und unter Bekampfung religioser Traditionen in modernen Schulfachern unterrichtet werden sollte Fur diese Politik wurden die meisten Minderheitensprachen wahrend der Latinisierung in der Sowjetunion auf die lateinische Schrift umgestellt meistens Abwandlungen des Neuen Turksprachigen Alphabetes das auch Jaꞑalif genannt wurde Auch fur die Krimtschakische Sprache wurde eine Variante des lateinischen Alphabetes eingefuhrt und es entstanden mehrere Grundschulen Abendschulen und Mittelschulen mit krimtschakischer Unterrichtssprache Kulturvereine und zwei handwerkliche Genossenschaften Bekannteste Personlichkeit dieser Etappe war der in Odessa arbeitende krimtschakische Sprachwissenschaftler Historiker Padagoge Ethnograf und Schriftsteller Isaak Samuilowitsch Kaya 1887 1956 der die krimtschakische Variante des Lateinalphabetes entwickelte Schulbucher Lehrtexte Geschichtswerke und Romane verfasste und Volkserzahlungen sammelte nbsp Gedenkstein fur die judischen und krimtschakischen Opfer des Simferopol MassakersDiese Entwicklung wurde durch den Holocaust nahezu vollstandig abgebrochen in dem 70 80 der Krimtschaken ermordet wurde Gemass einer Notiz des Kriegstagebuchfuhrers Walter Bussmann hat der SD bis Anfang Dez 1941 die Krimtschaken deren Zahl etwa 6000 betragt liquidiert 25 Die wichtigsten Massaker waren das Simferopol Massaker am 11 Dezember 1941 das Massaker von Feodossija am 5 Dezember 1941 vom 16 November bis 15 Dezember 1941 wurden 2504 Krimtschaken der Westkrim ermordet am 1 3 Dezember etwa 2500 Juden von Kertsch am 18 Januar 1942 wurden etwa 2000 judische Bewohner von Karasubasar Bilohirsk Belogorsk meistens Krimtschaken in Gaswagen ermordet Insgesamt fielen auf der Krim etwa 40 000 Juden dem Holocaust zum Opfer davon etwa 6000 Krimtschaken 26 Auch kulturelles Erbe wie einige unveroffentlichte Manuskripte wurden unter NS Besatzung zerstort 27 Nachkriegszeit und Gegenwart Bearbeiten Nach Ruckeroberung der Krim durch die Rote Armee 1944 geriet ein kleiner Teil der Uberlebenden in die Ethnischen Deportationen der Krimtataren und anderer Minderheiten durch den NKWD nach Mittelasien Als sich in den letzten beiden Lebensjahren Stalins 1951 53 die israelisch sowjetischen Beziehungen verschlechterten und einige Angehorige der judischen Minderheit den Kosmopolitenprozessen und der Bekampfung der angeblichen Arzteverschworung ausgesetzt waren wurde die kulturell sprachliche und schulische Forderung judischer Ethnien weitgehend beendet In der Sowjetunion der Nachkriegszeit wurden judische Sprachen wie Jiddisch und Krimtschakisch nicht mehr gefordert und eine Russifizierungspolitik durchgefuhrt neben der schon vorher bestehenden Forderung des Atheismus Der russisch polnische Judaist Michail Kisilow schatzt 2007 2008 dass nur noch funf bis sieben der weltweit unter 2000 Krimtschaken die krimtschakische Sprache vollstandig beherrschten 28 In der Nachkriegszeit gab es unter Krimtschaken Karaern und Bergjuden Diskussionen ob die eigenen Gemeinschaften auf konvertierte Einheimische zuruckgehen oder auf judische Zuwanderer Beide Extrempositionen widersprechen dem historisch Bekannten Zugewanderte und Konvertiten Gerim im Judentum immer moglich spielten eine Rolle wie bei vielen Gruppen der Diaspora Die Diskussion hatte auch politische Dimensionen Vertreter der Konvertitentheorie wollten ihre Gemeinschaften nach dem Holocaust vor Verfolgungen zu schutzen Vertreter der judischen Theorie identifizierten sich mit der Religion oder oppositionell mit Israel 29 In der Zerfallszeit der Sowjetunion wurde auf der Krim die seit 1954 zur Ukrainischen SSR gehorte im Jahr 1991 die Autonome Republik Krim ausser der Umgebung von Sewastopol als Teil der Ukraine mit weitgehenden Minderheitenrechten und Minderheitenforderung fur Russen Krimtataren Krimarmenier Krimgriechen Krimbulgaren Krimtschaken Karaer und Juden wiederbegrundet In dieser Zeit unternahmen Krimtschaken damals etwa 1000 Menschen auf der Halbinsel Anstrengungen nach jahrzehntelanger atheistischer Erziehung die krimtschakischen Traditionen minhag Kaffa wiederzubeleben Die Bemuhungen blieben aber unvollstandig weil ein Teil der Gemeinschaft religios wenig interessiert war besonders aber weil in den schweren Transformationskrisen der 1990er Jahre vier Funftel auswanderten meistens nach Israel teilweise auch nach Brooklyn New York In Israel gibt es Tendenzen sich der israelischen Umgebung anzupassen in Brooklyn der amerikanischen oder jiddisch aschkenasischen Nachbarschaft Die jeweils etwa 200 Krimtschaken in Russland und der Zentralukraine haben wenige Verbindungen zu den Traditionen Die Zukunft der krimtschakischen Gemeinschaft mit ihren Traditionen ist also ungewiss 30 Nach der Annexion der Krim durch Russland 2014 berichten Krimtschaken problemlos integriert unter russischer Herrschaft leben zu konnen einige berichten aber auch dass die Minderheitenrechte und Minderheitenforderung unter ukrainischer Verwaltung bis 2014 besser und systematischer organisiert waren 31 Literatur BearbeitenKrimtschaken Russisch aus Kleine Judische Enzyklopadie Jerusalem 1976 2005 russische Ausgabe Artikel von 1988 Michail Kisilow Krimtschaken Aktueller Zustand der Gemeinschaft Russisch bei Webarchive in Eurasisches Judisches Jahrbuch 2007 08 Weblinks BearbeitenKrymchaks in Internet Encyclopedia of Ukraine englische Ubersetzung des Eintrags aus der Encyclopedia der Ukraine von 1988 Einzelnachweise Bearbeiten Heinz Gerhard Zimpel Lexikon der Weltbevolkerung Nikol Verlag Berlin 2003 ISBN 978 3 933203 84 7 S 291 Krimtschakisch Eintrag bei Ethnologue Michail Kisilow Krimtschaken Aktueller Zustand der Gemeinschaft Russisch bei Webarchive in Eurasisches Judisches Jahrbuch 2007 08 zweiter Satz Michail Kisilow Krimtschaken Aktueller Zustand der Gemeinschaft Russisch bei Webarchive in Eurasisches Judisches Jahrbuch 2007 08 vgl zweiter Absatz auch zur Einordnung als Ethnolekt oder Sprache Harald Haarmann Tschagataisch In Milos Okuka Gerald Krenn Hrsg Lexikon der Sprachen des europaischen Ostens Wieser Enzyklopadie des europaischen Ostens Band 10 Wieser Verlag Klagenfurt Celovec 2002 ISBN 3 85129 510 2 S 809 810 aau at PDF 92 kB Michail Kisilow Krimtschaken Aktueller Zustand der Gemeinschaft Russisch bei Webarchive in Eurasisches Judisches Jahrbuch 2007 08 vgl zweiter Absatz Krimtschaken Russisch aus Kleine Judische Enzyklopadie Jerusalem 1976 2005 russische Ausgabe Artikel von 1988 vorletzter Absatz des zweiten Kapitels Krimtschaken Russisch aus Kleine Judische Enzyklopadie Jerusalem 1976 2005 russische Ausgabe Artikel von 1988 erster und zweiter Absatz Die Doppelbezeichnungen sind Beispiele der erwahnten hebraischen Lehnworter cufutlar und srel balalari ist krimtatarisch jehud Plural jehudim undbnei Israel ist hebraisch jehudiler ist mit der turkischen Pluralendung ler tatarisch lar ein speziell tschagataisch krimtschakisches Wort Krimtschaken Russisch aus Kleine Judische Enzyklopadie Jerusalem 1976 2005 russische Ausgabe Artikel von 1988 Kapitel 3 2 dritter Absatz Kapitel 3 3 vorletzter Absatz Michail Kisilow Krimtschaken Aktueller Zustand der Gemeinschaft Russisch bei Webarchive in Eurasisches Judisches Jahrbuch 2007 08 vgl erster Absatz Krimtschaken Russisch aus Kleine Judische Enzyklopadie Jerusalem 1976 2005 russische Ausgabe Artikel von 1988 zweites Kapitel funfter Absatz a b Michail Kisilow Krimtschaken Aktueller Zustand der Gemeinschaft Russisch bei Webarchive in Eurasisches Judisches Jahrbuch 2007 08 vierter Absatz a b Michail Kisilow Krimtschaken Aktueller Zustand der Gemeinschaft Russisch bei Webarchive in Eurasisches Judisches Jahrbuch 2007 08 vorletzter Absatz des ersten Kapitels Michail Kisilow Krimtschaken Aktueller Zustand der Gemeinschaft Russisch bei Webarchive in Eurasisches Judisches Jahrbuch 2007 08 dritter Absatz des zweiten Kapitels Ergebnisse der Volkszahlung in der Usbekischen SSR bei Demoskop Weekly Michail Kisilow Krimtschaken Aktueller Zustand der Gemeinschaft Russisch bei Webarchive in Eurasisches Judisches Jahrbuch 2007 08 erster Absatz des zweiten Kapitels Michail Kisilow Krimtschaken Aktueller Zustand der Gemeinschaft Russisch bei Webarchive in Eurasisches Judisches Jahrbuch 2007 08 zweites Kapitel Rudolf Mark Die Volker der ehemaligen Sowjetunion Die Nationalitaten der GUS Georgiens und der baltischen Staaten Ein Lexikon Springer Verlag 2013 ISBN 978 3 322 94173 2 google de abgerufen am 20 Mai 2019 Michail Kisilow Krimtschaken Aktueller Zustand der Gemeinschaft Russisch bei Webarchive in Eurasisches Judisches Jahrbuch 2007 08 erster Absatz Artikel Georgische Juden der Kleinen Judischen Enzyklopadie russisch 12 Absatz Krimtschaken Russisch aus Kleine Judische Enzyklopadie Jerusalem 1976 2005 russische Ausgabe Artikel von 1988 Kapitel 3 1 Krimtschaken Russisch aus Kleine Judische Enzyklopadie Jerusalem 1976 2005 russische Ausgabe Artikel von 1988 Kapitel 3 2 Krimtschaken Russisch aus Kleine Judische Enzyklopadie Jerusalem 1976 2005 russische Ausgabe Artikel von 1988 Kapitel 3 3 Krimtschaken Russisch aus Kleine Judische Enzyklopadie Jerusalem 1976 2005 russische Ausgabe Artikel von 1988 Kapitel 3 4 Walter Bussmann Notizen aus der Abteilung Kriegsverwaltung beim Generalquartiermeister 1941 42 In Klaus Hildebrand Reiner Pommerin Hrsg Deutsche Frage und europaisches Gleichgewicht Festschrift fur Andreas Hillgruber zum 60 Geburtstag Bohlau Koln 1985 ISBN 3 412 07984 7 S 240 Krimtschaken Russisch aus Kleine Judische Enzyklopadie Jerusalem 1976 2005 russische Ausgabe Artikel von 1988 letztes Kapitel Michail Kisilow Krimtschaken Aktueller Zustand der Gemeinschaft Russisch bei Webarchive in Eurasisches Judisches Jahrbuch 2007 08 zweites Kapitel vierter Absatz Michail Kisilow Krimtschaken Aktueller Zustand der Gemeinschaft Russisch bei Webarchive in Eurasisches Judisches Jahrbuch 2007 08 zweites Kapitel siebenter Absatz Michail Kisilow Krimtschaken Aktueller Zustand der Gemeinschaft Russisch bei Webarchive in Eurasisches Judisches Jahrbuch 2007 08 drittes Kapitel Michail Kisilow Krimtschaken Aktueller Zustand der Gemeinschaft Russisch bei Webarchive in Eurasisches Judisches Jahrbuch 2007 08 Ulrich Schmid Krimtschaken Juden und Karaer aus Neue Zurcher Zeitung vom 7 Februar 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Krimtschaken amp oldid 236133557