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Die Esskultur im romischen Reich umfasst eine Epoche vom 6 Jahrhundert v Chr bis zum 5 Jahrhundert n Chr und damit mehr als 1000 Jahre Zahlt man das Ostromische Reich mit hinzu kommt man sogar auf uber 2000 Jahre Im Laufe dieser langen Zeit anderten sich die kulinarischen Sitten erheblich erst unter dem Einfluss der griechischen Kultur dann mit den sich wandelnden Gebrauchen der fruhen Konigszeit uber die 500 Jahre wahrende Phase der Republik bis hin zur Kaiserzeit Zudem beeinflussten zeitweise die starke Ausdehnung des romischen Reiches und die Einverleibung von Techniken und Sitten aus den Provinzen die Esskultur Stillleben mit Fruchtekorb und Vasen Pompeji um 70 n Chr Die Speisen der Armen und die der Herrschenden unterschieden sich anfangs nur wenig mit der Zeit und zunehmender Macht jedoch immer mehr Auch ihre Esskulturen waren sehr verschieden Inhaltsverzeichnis 1 Mahlzeiten 1 1 Ientaculum Fruhstuck 1 2 Prandium Mittagessen 1 3 Cena Abendessen Hauptmahlzeit 2 Tischkultur 3 Typische Speisen 3 1 Vorspeise 3 2 Bestandteile des Hauptganges 3 3 Nachspeisen mensa secunda 4 Getranke und Trinksitten 5 Nahrungsbeschaffung 6 Ernahrung in der Armee 7 Hunger im Romischen Reich 8 Quellen 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseMahlzeitenUrsprunglich wurde morgens ein Fruhstuck das ientaculum oder auch iantaculum am Nachmittag die Hauptmahlzeit des Tages die cena und abends die vesperna eingenommen Unter dem Einfluss griechischer Sitten aber auch durch den zunehmenden Gebrauch importierter Waren wurde die cena uppiger und auch erst am spateren Nachmittag eingenommen Es wurde ein zweites Fruhstuck zur fruhen Mittagszeit das prandium ublich Die vesperna entfiel ganz Bei den niederen Klassen hielt sich jedoch die alte Einteilung die den Bedurfnissen korperlich arbeitender Menschen eher entspricht Ientaculum Fruhstuck Ursprunglich wurden brotartige Fladen aus Spelt Dinkel mit etwas Salz verzehrt bei den Wohlhabenden auch Eier Kase und Honig Hierzu gab es Milch und Obst Gerne wurde zum Brot auch Moretum eine Art Krauterkase gegessen Seit der Kaiserzeit bzw dem Beginn unserer Zeitrechnung gab es Brot aus Weizen und mit der Zeit immer vielfaltigere Backwaren die die einfachen Fladen ablosten Prandium Mittagessen Das Prandium kann man auch als leichtes Mittagessen bzw als Zwischenmahlzeit ansehen Gegessen wurden grosstenteils kalte Speisen wie Schinken Brot Oliven Eier Nusse Feigen Pilze Kase Fruchte Datteln Das prandium war reichhaltiger als das eigentliche Fruhstuck aber fur die Romer nicht von zentraler Bedeutung Wesentlich wichtiger war die cena Cena Abendessen Hauptmahlzeit In der Oberklasse die nicht korperlich arbeitete wurde es ublich alle Verpflichtungen des Tages im Laufe des Vormittags zu erledigen Nach dem prandium wurden die letzten stadtischen Besorgungen abgeschlossen dann kam der Badbesuch und etwa um 16 Uhr wurde mit der cena begonnen Diese Mahlzeit zog sich dann oft sehr lange hin Haufig wurde anschliessend noch eine comissatio ein Trinkgelage begangen In der Konigszeit und fruhen Republik aber auch spater noch fur die arbeitenden Schichten bestand die cena im Wesentlichen aus einem Getreidebrei der puls oder pulmentum Die einfachste Version bestand aus Spelt Dinkel Wasser Salz und Fett etwas edler mit Ol dazu gab es vielleicht etwas Gemuse Die Wohlhabenden assen ihre puls mit Eiern Kase und Honig Nur gelegentlich kam auch Fleisch oder Fisch dazu Als Nachfahre kann die Polenta angesehen werden Im Laufe der republikanischen Zeit entwickelte sich die cena zu einer zweiteiligen Mahlzeit aus einem Hauptgericht und einer Nachspeise mit Obst und Meeresfruchten Gegen Ende der Republik war dann eine Dreiteilung in Vorspeise Hauptgericht und Nachspeise ublich Auch bis ins spatere Mittelalter wurde mit cena das Abendessen bzw das Nachtmahl bezeichnet 1 2 In Spanien und Italien wird das Abendessen immer noch als cena bezeichnet TischkulturAb ca 350 v Chr hatten griechische Sitten die Kultur der wohlhabenden Romer stark beeinflusst Wachsender Wohlstand fuhrte ausserdem zu immer ausgedehnteren und raffinierteren Mahlzeiten Die eigentliche Nahrung stand dabei nicht im Vordergrund im Gegenteil je nahrstoffarmer die Speisen nach damaliger Auffassung waren umso geeigneter schienen sie den Gourmets ihrer Zeit Auch wurde sehr viel Wert auf gute Verdaulichkeit ja sogar abfuhrende Wirkung gelegt Triclinium fur maximal 9 PersonenBei Tisch trug man bequeme Kleidung die vestis cenatoria und gespeist wurde in einem speziellen Esszimmer das spater triclinium genannt wurde Hier lag man bei Tisch auf einem speziellen Speisesofa dem lectus triclinaris Um den Tisch die mensa wurden drei dieser lecti hufeisenformig aufgestellt und maximal drei Personen vor der Kaiserzeit ausschliesslich Manner konnten pro lectus liegen Die Kopfe waren dabei dem Tisch zugewandt der linke Ellenbogen lastete auf einem Kissen und die Fusse lagen an der Aussenseite des Speisesofas Auf diese Weise konnten hochstens neun Personen an einem Tisch gemeinsam essen Die sittsame Dame des Hauses oder weitere Gaste sowie die Gefolgschaft mussten auf Stuhlen sitzen Sklaven oft sogar die ganze Zeit stehen Halbkreisformige Speisesofas die Stibadium genannt wurden fanden zunachst im Freien Verwendung In der Spatantike wurden diese auch in Innenraumen verwendet Fusse und Hande wurden vor der cena gewaschen Gegessen wurde mit den Fingerspitzen sowie zwei Arten von Loffeln der grosseren Ligula und dem kleineren Cochlear mit seinem nadelformigen Stiel der beim Verzehr von Schnecken und Muscheln auch eine Spiessfunktion hatte also eine heutige Gabel ersetzte Bei Tisch wurden grossere Stucke von einem Trancheur zerteilt und die kleineren Stucke dann aus Schalchen acetabula und catilli und von Platten catini genommen Nach jedem Gang wurden wieder die Finger gewaschen Auch waren Servietten mappae genannt als Mundtuch ublich Es wurden auch eigene mappae mitgebracht in denen Speisen und kleine Gastgeschenke die apophoreta heimgenommen werden konnten Wahrend eines Gastmahles traten Musiker Akrobaten oder auch Rezitatoren auf Auch spielten die Tischgesprache eine grosse Rolle Das Thema eines solchen Gespraches konnte beispielsweise durch die Verzierungen des verwendeten Geschirrs angeregt werden Tanz gab es eher nicht er galt mit den feinen Tischsitten als unvereinbar wenngleich im Laufe einer comissatio hiergegen wohl haufiger verstossen wurde Vom Speisesofa aufzustehen und sei es nur zur Toilette widersprach den damaligen Tischsitten das Einhalten galt als hofliche Kunst Nur eine kleine Minderheit der Oberschicht benutzte manchmal Brechmittel zur Vermeidung unangenehmer Nachwirkungen der meist ausgedehnten Gastmahler Nach der Hauptmahlzeit wurde in einer Pause den Laren den Hausgottern geopfert Dieses Opfer bestand in der Regel aus einem Fleisch einem Kuchen und einem Weinopfer Der Kuchen war meist mit Safran gefarbt Typische Speisen Fresko mit Darstellung eines Brotes und zweier Feigen aus Pompeji Archaologisches Nationalmuseum NeapelAuskunft uber unterschiedliche Speisen und die dazu notigen Zutaten geben antike schriftliche Quellen wie die Rezeptsammlung des Apicius aber auch archaologische Funde von Tierknochen als Schlachtabfallen sowie pflanzliche Reste von essbaren Kulturpflanzen Abbildungen von Speisen aus romischer Zeit sind ebenfalls uberliefert Dagegen konnten Lebensmittel aus damals unbekannten Erdteilen in der romischen Kuche naturlich noch nicht verwendet werden Unbekannt waren den Romern zum Beispiel Kartoffeln Tomaten Paprika Chili Mais Truthahn Schokolade und noch viele mehr Vorspeise Zur gustatio auch promulsis genannt gab es leichte appetitanregende Speisen zu denen mulsum eine Wein Honig Mischung getrunken wurde Eier meist Huhnereier zuweilen auch von Ente Gans und selten sogar vom Pfau spielten eine essentielle Rolle aber auch Gemuse und Salate MalveUbliche Pflanzen fur Gemuse und Salat waren Hulsenfruchte wie Ackerbohnen Kichererbsen Erbsen und Lupinen die hauptsachlich bei Bauern Schmieden Legionaren und Gladiatoren beliebt waren nur aus Agypten importierte Linsen waren auch bei Feinschmeckern begehrt Gartenbohnen wie wir sie heute kennen stammen aus Amerika und waren damals nicht bekannt Kohlsorten wurden gerne mit Essig genommen Grunkohl wurde in Salpeter gekocht Von Mangold wurden sowohl die grunen Blattteile als auch die dicken weissen Mittelrippen gegessen Viele Strauch und Krautblatter so vom Holunder der Malve Melde Bockshornklee Brennnessel und Sauerampfer wurden zu Mus gekocht und stark gewurzt verzehrt Sauer eingelegte Fruchte und Gemuse wie Oliven Lauch Zwiebeln Gurken Melonen Kapernsprossen und Kresse hiessen acetaria und galten als appetitanregend Als weitere Bestandteile von Vorspeisen wurden Pilze verzehrt insbesondere Kaiserschwamm Steinpilz Champignon und auch Truffel Geschmorte und gesalzene Schnecken rohe oder gekochte Muscheln Seeigel und kleine Fische wurden gegessen Nach dem Ende der Republik wurden auch kleinere leichte Fleischspeisen gereicht beispielsweise vom Siebenschlafer die in speziellen Gehegen den gliraria gezuchtet und schliesslich in dunklen Tongefassen schlachtreif gemastet wurden Auch wurden kleinere Vogel wie die Wacholderdrossel gemastet und dann entbeint und gefullt angeboten Bei ausgedehnten Gastmahlern wurden meist mehrere Vorspeisengange nacheinander serviert Bestandteile des Hauptganges Ausschweifendes Mahl Fresko aus HerculaneumVor der mensa prima auch als caput cenae bezeichnet konnte noch ein Zwischengericht gereicht werden bei dem jedoch die Dekoration oft wichtiger war als die eigentlichen Bestandteile Als Fleischspeisen wurden serviert Rindfleisch war in der gehobenen Kuche unbeliebt denn das Rind war ein Arbeitstier mit zahem hartem Fleisch das nur durch langes Kochen geniessbar wurde Sogar vom Kalb sind nur wenige Gerichte uberliefert Gegessen wurde Rindfleisch anscheinend trotzdem haufig wie die vielen Schlachtabfalle von Rindern die bei archaologischen Ausgrabungen in romischen Siedlungen gefunden wurden belegen Im Gegensatz dazu war das Schwein ausserordentlich begehrt Es wurden alle Teile verzehrt wobei fur den heutigen Geschmack eher ausgefallene Stucke wie Euter oder Gebarmutter junger Saue die gerade geworfen hatten als Delikatesse galten Wildschweine wurden bereits gezuchtet und ebenfalls vor der Schlachtung gemastet Ganse wurden gezuchtet und teilweise gemastet auch das Stopfen von Gansen war bereits entwickelt Besonders begehrt und wertvoll war die Gansestopfleber Auch andere Geflugel waren verbreitet Huhn war teurer als Ente Fur Feinschmecker wurden Kapaune und Poularden gemastet die sehr beliebt waren woran auch das Verbot des Poulardenverzehrs durch den Konsul C Fannius 161 v Chr nichts anderte Wurste farcimen wurden aus Rind und aus Schweinefleisch nach einer grossen Vielfalt an Rezepten hergestellt Besonders verbreitet war der einfache botulus eine Blutwurst die auf der Strasse verkauft wurde Die beliebteste Wurstsorte war die lucanica eine reich gewurzte und geraucherte Schweinswurst Ahnliche Rezepte werden z T auch heute noch verwendet Angeblich lasst sich die portugiesische linguica auf die romische Wurst zuruckfuhren Fur einen besonderen Effekt wurden ganze Schweine mit Wursten und Obst gefullt am Stuck gegrillt dann stehend serviert und aufgeschnitten wodurch die Wurste darmartig herausquollen Ein solches Schwein wurde porcus Troianus Trojanisches Schwein genannt Hasen und Kaninchen wurden gezuchtet erstere jedoch mit geringerem Erfolg weshalb ein Hase viermal so teuer wie ein Kaninchen war Ein Hase galt als Luxusessen und als besonders edel galt die Schulter Erst spat wurden Fische am Stuck serviert und sie blieben teurer als die einfacheren Fleischsorten In Suss und Salzwasserteichen wurde die Fischzucht versucht einige Fische liessen sich jedoch nicht in Gefangenschaft masten Zu diesen gehorte einer der beliebtesten der mullus die Meerbarbe Sie galt zeitweise als der Inbegriff des Luxus allerdings vor allem weil sich ihre Schuppen beim Sterben leuchtend rot verfarben Daher wurden diese Fische zuweilen bei Tisch langsam getotet es gibt sogar ein Rezept wo dies in garum also in der Sauce erfolgt Mit Beginn der Kaiserzeit geriet dies jedoch schlagartig aus der Mode weshalb der mullus im Gastmahl des Trimalchio als Kennzeichen eines Emporkommlings gezeigt werden konnte der seine Gaste mit der altmodischen Darbietung sterbender Fische langweilt Beilagen im heutigen Sinne gab es nicht jedoch wurde in allen Schichten Brot verzehrt seitdem der Weizen aufkam Nur noch die Armsten die keinen Zugang zu einem Backofen hatten mussten weiterhin puls essen Schnell wurde das Brot ausserordentlich beliebt die Sortenvielfalt war gross und ab 270 n Chr gab es offentliche Backereien in Rom Zu allem und jedem wurde als Saucenbestandteil das Garum auch liquamen genannt gegessen Dies war eine aus gesalzenem Fisch insbesondere Makreleninnereien in einem langwierigen thermischen Prozess hergestellte Sauce Durch Sonnenwarme losten sich enzymatisch die proteinhaltigen Fischbestandteile im Laufe von zwei bis drei Monaten fast vollig auf Die Lake wurde gesiebt die Flussigkeit als garum und der Ruckstand unter der Bezeichnung alec gehandelt Die Herstellung von garum war aufgrund der Geruchsentwicklung in der Stadt verboten In kleinen Amphoren versiegelt wurde garum im gesamten Imperium versandt und ersetzte im Binnenland vollstandig das Salz Heute wird eine ahnliche Fischsauce noch in Thailand und Vietnam verwendet Gewurze insbesondere Pfeffer aber auch Hunderte anderer Sorten wurden grosstenteils importiert und grosszugig verwendet Ein anderes sehr beliebtes Gewurz war das Silphium da es sich nicht anbauen liess starb es schliesslich durch ubermassige Ernte der Wildbestande aus Der Eigengeschmack von Gemuse oder Fleisch wurde mit garum und uppiger Wurzung vollstandig uberdeckt Es galt als Gipfel der Kochkunst wenn der Feinschmecker weder anhand des Aussehens noch anhand des Geruchs oder Geschmacks die Zutaten erraten konnte Nachspeisen mensa secunda An Obst wurden besonders gerne Trauben gegessen wobei im Romischen Reich bereits zwischen Wein und Tafeltrauben unterschieden und Rosinen hergestellt wurden Daneben spielten Feigen und Datteln eine grosse Rolle Granatapfel wurden in vielen Varianten verzehrt Quitten diverse Apfelsorten und Aprikosen wurden gezuchtet Die ursprunglich auch als Nachspeise gereichten kalten Muscheln und Austern waren mit der Zeit eher Bestandteil der Vorspeisen Muscheln wurden bereits in grossem Umfang gezuchtet Kuchen spielten dann eine grossere Rolle meist honiggetrankt und aus Weizen Daneben gab es einige Sorten von Nussen vor allem Walnusse und Haselnusse oder Hulsenfruchte die bei Volksbelustigungen wie heute Bonbons geworfen wurden Die alten Romer schufen auch einen Prototyp des heutigen Speiseeis Dazu wurden Eis und Schnee aus den nachstgelegenen Bergen geholt und mit Fruchten und Honig vermischt Aufgrund mangelnder Tiefkuhlmoglichkeiten handelte es sich dabei aber vor allem um eine saisonale Delikatesse Plinius der Altere 23 bis 79 n Chr berichtet in seiner Naturgeschichte dass die Raupe eines Schmetterlings namens Cossus Weidenbohrer in romischer Zeit gern verspeist wurde Auch auf Mehl und Wein gezuchtete Kaferlarven galten beim romischen Adel als beliebte Delikatesse 3 Getranke und Trinksitten Monatsblatt August im Chronographen von 354 Zu Fussen des aus einer Glasschale Trinkenden ein Kuhlgefass mit zwei Henkeln ein so genannter Gillo Ausser Wasser das seit etwa 300 v Chr in guter Qualitat uberall in Rom zu haben war und das warm oder auch schneegekuhlt getrunken wurde gab es mulsum eine Mischung aus Wein und Honig sowie Wein selbst der ublicherweise mit Wasser verdunnt getrunken wurde Der Wein wurde oft sehr stark verfalscht so gab es Rezepte wie aus Rotwein Weisswein zu machen sei und umgekehrt Es gab auch einen Vorlaufer des Gluhweins conditum paradoxum eine Mischung aus Wein Honig Pfeffer Lorbeer Datteln Mastix und Safran die heiss gegebenenfalls mehrmals aufgekocht oder auch kalt getrunken wurde Das bekannteste nichtalkoholische Getrank der romischen Burger und vor allem auch der Legionare war die Posca Es handelte sich um Essigwasser Es gab aber auch als Zeichen von absolutem Luxus eisgekuhlten Wein Dazu brauchte man einen sogenannten Schneekeller Hier wurde in erheblicher Menge Schnee zusammengepresst und in grossen Gruben gelagert Als Isoliermaterialien dienten Gras Stroh Erde und Leinentucher Durch den Druck ging der Schnee teilweise in Eis uber Selbst in der heissen Jahreszeit wurde Schnee auf Lasttieren aus dem Gebirge nach Rom gebracht Dieser Aufwand sorgte dafur dass das Eiswasser teurer war als der Wein selbst Weeber S 26 Bei einer comissatio wurde stets ein Trinkkonig gewahlt der das Mischverhaltnis von Wasser und Wein sowie die von jedem Anwesenden zu trinkende Menge bestimmen durfte Ausserdem konnte er von den Teilnehmern Gedichte und andere Vortrage fordern Wahrend der Tafel konnten Trinkgefasse herumgereicht und Trinkspruche ausgebracht werden Mit der Weitergabe des Gefasses an eine bestimmte Person war es moglich seine besondere Wertschatzung auszudrucken 4 Schone junge Mundschenke mischten die Getranke und brachten sie zu den Gasten Diese trugen Kranze ursprunglich wohl um sie vor Kopfschmerzen und anderen negativen Auswirkungen des reichlichen Alkoholkonsums zu schutzen spater auch einfach als Schmuck Nahrungsbeschaffung Marmorsarg aus Rom der nacheinander fur die Bestattung zweier wohl nicht verwandter Kinder genutzt wurde Die zweite Inschrift erklart dass das Kind zu einem bestimmten Zeitpunkt Getreide aus der staatlichen Versorgung empfing frumentum accepit Die Ernahrung der Stadt Rom war ein grosser organisatorischer Aufwand was zahlreiches Verwaltungspersonal beanspruchte Diese Aufgabe wurde als cura annonae bezeichnet und stand ab der Kaiserzeit unter der Oberaufsicht eines dafur zustandigen Beamten des praefectus annonae Rom nutzte nicht hauptsachlich das umliegende Gebiet zur Nahrungsgewinnung sondern importierte die Nahrung seiner Bewohner zu einem grossen Teil aus anderen Landern 5 Beispielsweise wurde Getreide teilweise im eigenen Land angebaut geerntet verarbeitet und verkauft dabei wurde der bereits bekannte Anbau der romisch griechischen Kultur verwendet und verbessert 6 Wie ertragreich die Ernte war war von der Bodenfruchtbarkeit und dem Klima des Anbaugebietes abhangig Jedoch reichte das umliegende Land aber keinesfalls um eine Millionenstadt wie Rom zu ernahren daher wurde Getreide aus Agypten Nordafrika und Sizilien importiert 7 Des Weiteren war die Nahrungszufuhr nicht immer garantiert da diese anfallig gegenuber Raububerfallen war Auch wurde versucht Transportwege kurz zu halten da der Transport teuer und nur langsam vonstattenging 8 Ernahrung in der ArmeeDer Speiseplan eines romischen Soldaten hing davon ab ob er sich auf Feldzug oder wie die meiste Zeit in einer Garnison befand In den festen Militarlagern war aufgrund der funktionierenden Organisation der Armee die Versorgung mit Lebensmitteln im Allgemeinen vergleichsweise gut und abwechslungsreich So ist in verschiedenen Kontexten nachweisbar dass die Grundnahrungsmittel beispielsweise durch Fleisch oder Fisch erganzt wurden 9 Im Heerlager Argentovaria im heutigen Elsass sind daruber hinaus durch die hohe Bodenfeuchtigkeit zahlreiche Lebensmittel archaobotanisch nachweisbar darunter befanden sich neben lokal angebauten Nussen Obst und Gemusesorten sowie Krautern auch importierte Produkte wie Granatapfel oder Oliven 10 Grundlage der Ernahrung scheint jedoch Brot gewesen zu sein das hauptsachlich aus Hirse Gerste Dinkel und Weizen hergestellt wurde Durch naturwissenschaftliche Untersuchungen ist zudem deutlich geworden dass die Nahrungsmittel oft Mangel wie etwa Schadlings und Parasitenbefall aufwiesen 11 Unter den Getranken war besonders Posca wichtig eine Mischung aus Wasser und Essig die als gunstige und erfrischende Alternative zu Wein im romischen Reich allgemein verbreitet war 12 Fur hohere Posten wie Zenturionen war erkennbar ein deutlich hoherer Standard bei der Ernahrung ublich als fur einfache Soldaten 13 Generell hing die Zusammensetzung und Qualitat der Nahrung romischer Soldaten aber auch stark von geographischen Faktoren ab wie etwa dem Klima und den naturlichen Bedingungen des Stationierungsortes der Entfernung zu Rom und den Fernhandelswegen und der Qualitat der lokalen Infrastruktur Beschwerden zur Ernahrung in der Armee sind jedoch in den antiken Quellen nicht uberliefert 14 Einen Sonderfall stellten allgemein Feldzuge dar auf denen aufgrund der besonderen Umstande auch Nahrungsknappheit herrschen konnte Zumindest ein Teil der Ernahrung der Soldaten wurde durch die Verwaltung ihres jeweiligen Truppenteiles selbst besorgt wofur im Gegenzug ein Teil des Soldes einbehalten wurde 15 Ob die annona militaris die Versorgung der Armee bereits zu Beginn der romischen Kaiserzeit zentral unter dem Praefectus annonae gebundelt war oder ob sie dezentral durch die Truppenkommandanten und Statthalter organisiert wurde ist Gegenstand einer intensiven Forschungsdebatte 16 Hunger im Romischen ReichDer Hunger im Romischen Reich war allgegenwartig und konnte im Zweifelsfall sogar dafur sorgen dass das Romische Reich keine Kriege fuhren konnte da die Nahrungszufuhr nicht ausreichte um das Heer zu versorgen Des Weiteren erhohte sich durch den Hunger die Unzufriedenheit der romischen Bevolkerung was schliesslich dazu fuhren konnte dass sich grossere Aufstande mobilisierten Um dem entgegenzuwirken rationalisierten sich die Ziele der Romer Teilweise wurden Bevolkerungsgruppen befristet aus Rom ausgewiesen um die Ernahrung der Romer zu gewahrleisten Zu diesen Bevolkerungsgruppen gehorten Gladiatoren Sklaven und Fremde 17 Es wurde stetig in den unteren Schichten um das Uberleben gekampft Dies kann beispielsweise anhand des durchschnittlichen Getreidekonsums mit den Messwerten der Moderne festgestellt werden 50 Liter Getreide im Monat entsprache einem Nahrwert von zwischen 3000 und 5000 Kilokalorien pro Tag fur mittelschwere Tatigkeiten und wurde damit zu heutiger Zeit die gangigen Vorstellungen einer ausreichenden Ernahrung erfullen 18 Antike Quellen berichten hingegen dass der durchschnittliche Konsum von Getreide zwischen 27 und knapp 45 Litern lag was alleine auf den Kalorienkonsum bezogen eine mangelhafte bis nuchterne Menge an Nahrungsenergie pro Tag widerspiegelt 19 QuellenApicius De re coquinaria Von der Kochkunst Titus Petronius Das Gastmahl des Trimalchio satirische Schilderung einer Fresserei im Hause eines Neureichen der romischen Kaiserzeit Marcus Porcius Cato der Altere De agri cultura Vom Landbau LiteraturSiegfried Lauffer Hrsg Diokletians Preisedikt Bd VIII de Gruyter Berlin 1971 Informationen uber den relativen Wert der diversen Lebensmittel und Alltagsguter Andrew Dalby Sally Grainger Kuchengeheimnisse der Antike Sturtz Wurzburg 1996 ISBN 3 8003 0672 7 Jacques Andre Essen und Trinken im alten Rom Reclam Stuttgart 2013 ISBN 978 3 15 010922 9 Ulrich Fellmeth Brot und Politik Ernahrung Tafelluxus und Hunger im antiken Rom Metzler Stuttgart 2001 ISBN 3 476 01806 7 Gudrun Gerlach Zu Tisch bei den alten Romern Theiss Stuttgart 2001 ISBN 3 8062 1353 4 Hans P von Peschke Werner Feldmann Kochbuch der Romer Patmos Dusseldorf 2003 ISBN 3 491 96075 4 Elke Stein Holkeskamp Das romische Gastmahl Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 52890 2 Karl Wilhelm Weeber Luxus im alten Rom Die Schwelgerei das susse Gift Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2015 ISBN 978 3 8053 4868 3 Frank Kolb Das antike Rom Geschichte und Archaelogie 2 Auflage C H Beck Munchen 2010 ISBN 978 3 406 53607 6 Frank Kolb Das antike Rom Geschichte der Stadt in der Antike erst Veroffentlichung 1995 ISBN 978 3 406 46988 6 Michael Kuhn Der Geschmack des Weltreichs Einfuhrung in die romische Kuche Ammianus Verlag 2018 ISBN 978 3 945025 60 4WeblinksBuchhinweise und Rezepte zum Nachkochen Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 6 Oktober 2007 abgerufen am 18 Juni 2014 Umfangreiche Darstellung zu romischer Kuche Mahlzeiten Ernahrung der Legionen Getreide u v m Preisedikt des Diokletian Alle erhaltenen Angaben auf Deutsch die Gewichts und Volumeneinheiten werden erlautert Der lateinische Text de agri cultura Umfassende Website uber griechisch romische Ernahrung Kuchentechnik das antike Triklinium und seine Ausstattung Tischkultur Tischkultur in der Antike Getreideanbau Getreidehandel zuletzt besucht am 10 Dezember 2017 Ernahrung im Romischen Reich zuletzt besucht am 10 Dezember 2017 Romische Speisesitten und Fruhes ChristentumEinzelnachweise Bernhard Schnell u a Hrsg Vocabularius Ex quo Uberlieferungsgeschichtliche Ausgabe Tubingen 1988 1989 C 317 Hermann Grotefend Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit 10 Aufl hrsg von Theodor Ulrich Hannover 1960 S 23 Desiree Bea Cimbollek Ralf Krause Thomas S Linke Probier mal was da krabbelt Der praktische Insekten Food Ratgeber Berlin 2014 eBook Zur Nutzung von Trinkschalen Frank Kolb Das antike Rom Geschichte und Archaologie C H Beck Munchen 2007 ISBN 978 3 406 53607 6 S 48 M Weiss Getreideanbau und ernte in der romisch griechischen Antike Abgerufen am 13 Dezember 2017 M Weiss Getreidehandel in der romisch griechischen Antike Abgerufen am 13 Dezember 2017 Ingo Henneberg www die roemer online de Das Forum rund um die Romer Abgerufen am 13 Dezember 2017 Gabriele Wesch Klein Soziale Aspekte des romischen Heerwesens in der Kaiserzeit Heidelberger Althistorische Beitrage und Epigraphische Studien Band 28 Franz Steiner Stuttgart 1998 ISBN 3 515 07300 0 S 37 f und S 201 Siehe dazu Patricia Vandorpe Plant macro remains from the 1st and 2nd Cent A D in Roman Oedenburg Biesheim Kunheim F Methodological aspects and insights into local nutrition agricultural practices import and the natural environment Dissertation Universitat Basel 2010 online Danielle Gourevitch Diet In Yann Le Bohec Hrsg The Encyclopedia of the Roman Army Band 1 Wiley Blackwell Chichester 2015 S 327 f Friedrich Wotke Posca In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XXII 1 Stuttgart 1953 Sp 420 f Siehe etwa W J Kuijper H Turner Diet of a Roman centurion at Alphen aan den Rijn the Netherlands in the first century AD In Review of Palaeobotany and Palynology Band 73 Nummer 1 4 S 187 204 doi 10 1016 0034 6667 92 90057 N Danielle Gourevitch Diet In Yann Le Bohec Hrsg The Encyclopedia of the Roman Army Band 1 Wiley Blackwell Chichester 2015 S 327 f Michael A Speidel Sold und Wirtschaftslage der romischen Soldaten In Derselbe Heer und Herrschaft im Romischen Reich der Hohen Kaiserzeit Mavors Band 16 Franz Steiner Stuttgart 2009 ISBN 978 3 515 09364 4 407 437 hier S 417 Die fruhe Existenz einer zentralen Versorgungsorganisation wird vor allem von Jose Remesal vertreten Dagegen zum Beispiel Werner Eck Derpraefectus annonae Ein Superminister im Imperium Romanum Heeresversorgung undpraefectura annonae nicht eine Grossadministration sondern zwei getrennte administrative Welten In Xantener Berichte Band 14 2006 S 49 57 Frank Kolb Das antike Rom Geschichte und Archaologie C H Beck Munchen 2007 ISBN 978 3 406 53607 6 S 69 Frank Kolb Rom Die Geschichte der Stadt in der Antike 2 uberarbeitete Auflage C H Beck Munchen 2002 ISBN 978 3 406 46988 6 S 454 Frank Kolb Rom Die Geschichte der Stadt in der Antike 2 uberarbeitete Auflage C H Beck Munchen 2002 ISBN 978 3 406 46988 6 S 454 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Esskultur im Romischen Reich amp oldid 235304001