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Dieser Artikel behandelt die antike Gewurz und Heilpflanze Silphium ist auch der wissenschaftliche Name einer Gattung der Korbblutler siehe Silphien Silphium den Griechen bekannt als Silphion oder Sylphion silfion den Romern als Laserpicium und der Saft als Laser ist eine wahrscheinlich ausgestorbene Gewurz und Allheilpflanze die zur Gattung der Steckenkrauter Ferula in der Familie der Doldenblutler gehorte Silphium auf einer kyrenischen SilbermunzeSilphium wuchs ausschliesslich in der Gegend von Kyrene gelegen in der Kyrenaika im heutigen Libyen Es war sowohl bei den Griechen als auch bei den Romern begehrt Die Pflanze ist vermutlich bereits in der Antike ausgestorben Plinius der Altere Naturalis historia 19 38 nennt die Pflanze Laserpitium und den Saft Laser zu seiner Zeit war diese beruhmteste Pflanze des Altertums schon so selten dass der Saft mit Silberdenaren aufgewogen wurde Im Ubrigen stimmen seine Berichte mit denen des Theophrast uberein Ein Zweig der Pflanze wurde als furstliches Geschenk an den Kaiser Nero in Rom geschickt 1 Bereits in der Antike wurde eine in Armenien und Persien wachsende Pflanze als Ersatz verwendet und oft mit demselben Namen bezeichnet z B bei Dioskurides bei ihr handelt es sich wahrscheinlich um Asant Ferula assa foetida der heute noch als Medizin und Gewurzpflanze verwendet wird Im Jahr 2021 wurde in der Turkei eine Pflanzenart Ferula drudeana entdeckt bei der es sich um Silphium handeln konnte 2 Die Benennung und Identifizierung der Pflanze bei den antiken Autoren ist allerdings nicht einheitlich Bereits Theophrast berichtet dass es eine Pflanze Magydaris gebe die von Silphium verschieden sei und Richtung Syrien wachse diese werde von einigen auch Silphium genannt 3 Dioskurides nennt in seiner De materia medica Vorkommen von Silphium aus beiden Regionen auch wenn er die jeweiligen Pflanzen ihrer Wirkung nach unterscheidet 4 Da sein Interesse eher medizinisch als botanisch war ist es moglich dass er weniger Wert auf die tatsachlichen Pflanzenarten legte 5 Inhaltsverzeichnis 1 Das ursprungliche Silphium 1 1 Vorkommen 1 2 Beschreibung 1 3 Identitat der Pflanze 1 4 Verwendung und Wirkung 1 5 Bedeutung 1 6 Verschwinden 2 Ersatzpflanzen 3 Literatur und Quellen 4 Einzelnachweise 5 WeblinksDas ursprungliche Silphium BearbeitenVorkommen Bearbeiten Silphium wuchs ausschliesslich in der Kyrenaika Nach Herodot lagen die Wuchsorte von der Insel Platea bis an die Mundung der Syrte 6 Fast alle antiken Schriftsteller die diese Gegend beschreiben erwahnen die Pflanze die eine grosse okonomische Bedeutung gehabt haben muss Silphium oder Teile davon sind auf allen kyrenaischen Munzen abgebildet Plinius Theophrast 7 und Hippokrates 8 stimmen darin uberein dass es nicht moglich gewesen sei die Pflanze zu kultivieren Hippokrates berichtet von fehlgeschlagenen Versuchen der Kultur in Ionien und der Peloponnes Beschreibung Bearbeiten nbsp Verschiedene Tiere an einer Silphium Pflanze auf einer Munze aus der Kyrenaika 9 Laut Plinius besass die Pflanze zahlreiche starke Wurzeln und einen kraftigen Stangel der demjenigen des Riesenfenchels ahnelte Die als maspetum oder maspeton bezeichneten Blatter ahnelten der Petersilie sie wurden jedes Jahr abgeworfen Die Samen waren blattformig Dioskurides erwahnt ebenfalls die blattformig verbreiterten Samen nach ihm ahneln die Blatter denen der Sellerie Der Stangel bei Dioskurides auch die Wurzel wurde magydaris genannt Die blattformig verbreiterten Samen fielen beim Fruhaufgang des Hundssterns Mitte bis Ende des Sommers ab Durch Einschnitte in die Wurzel und den Stangel wurde ein Saft gewonnen der eingedickt und haltbar gemacht gehandelt wurde 10 Es wird auch eine andere in Libyen wachsende Magydaris genannt die Wurzel ist der des Silphion ahnlich aber weniger dick dabei scharf und locker und ohne Saft Sie leistet dasselbe wie das Silphion Identitat der Pflanze Bearbeiten Die Identitat des antiken Silphium ist bis heute nicht zweifelsfrei geklart Mangels archaologischer Funde ist ein direkter Vergleich zwischen Silphium und bekannten Pflanzenarten bislang nicht moglich und die Beschreibungen der antiken Autoren sind fur eine sichere botanische Zuordnung zu vage Da die antiken Autoren die weiter verbreiteten und haufigen Ferula Arten kannten und beschrieben erscheint eine Identitat mit einer von ihnen unwahrscheinlich Einige Autoren vertreten die Ansicht dass es sich um eine ausgestorbene Art handelt da heute keine mit den antiken Beschreibungen ubereinstimmende Art in Libyen mehr vorkommt und die meisten vorgeschlagenen Kandidaten ausgeschlossen werden konnten 11 12 2021 wurde die These aufgestellt dass es sich bei Silphium um Ferula drudeana gehandelt haben konnte 13 14 Verwendung und Wirkung Bearbeiten Wenn krankes Vieh Silphium frass sei es entweder sofort gesundet oder in seltenen Fallen gestorben Griechen und Romer verwendeten vor allem den Saft des Silphium Laser als Arzneimittel und Antidot Ausserlich angewendet erwarmte er angeblich frosterstarrte Glieder getrunken linderte er Sehnenkrankheiten Er wurde auch verwendet um die Menstruation zu fordern Vergiftungen zu kurieren Huhneraugen zu entfernen oder Epilepsie zu heilen Silphium galt zudem als Verhutungsmittel Aus diesem Zusammenhang erklaren sich wohl die Erwahnungen des Silphiums in einem erotischen Kontext wie etwa dem Liebesgedicht Nr 7 des romischen Dichters Catull Der fragt sich wie viele Kusse er wohl mit seiner Lesbia ausgetauscht haben mag und er antwortet So viele wohl wie Kyrenes Silphiumkuste Sandkorner hat Die Wirkung als Verhutungsmittel geht allerdings aus den Quellen nicht zweifelsfrei hervor und wird von einigen Autoren bestritten Bedeutung Bearbeiten Die Nachfrage nach Silphium stieg in romischer Zeit Plinius berichtet dass unter dem Konsulat des Gaius Valerius und Marcus Herennius im Jahre 93 v Chr auf Kosten des romischen Staates 30 Pfund Silphium nach Rom gebracht wurden Zu Beginn des Burgerkrieges liess ihm zufolge Julius Caesar neben Gold und Silber auch 1500 Pfund Silphium aus der Schatzkammer holen Verschwinden Bearbeiten Zum Verschwinden des Silphium um etwa 50 n Chr berichtet Plinius die Vorkommen seien zugrunde gegangen weil die Wuchsorte der Pflanze im Ubermass als Viehweide genutzt worden waren was einen hoheren Ertrag aus dem Land ermoglicht hatte Eine unglaubwurdige Notiz bei Strabon berichtet davon die Pflanze ware beinahe zugrunde gegangen weil neidische Nomaden bei einem Einfall nach Cyrene versucht hatten alle Wurzeln zu zerstoren 15 Eine Beteiligung von Ubernutzung oder Klimaanderung am Aussterben ist denkbar aber nicht belegt Nicht wenige Forscher sind auch der Ansicht dass Silphion um das Jahr 400 noch in grosserem Umfange angebaut worden ist Hauptquelle dafur ist ein Bericht des Bischofs Synesios von Kyrene gestorben vor 415 16 Zahlreiche Afrikaforscher des 19 und fruhen 20 Jahrhunderts meinen die Pflanze in Nordafrika gefunden zu haben Gerhard Rohlfs in seinen Routen in Cyrenaica im Sommer 1869 beschreibt unter anderem folgendes Barka bietet heute noch dieselben Producte wie einige Jahrhunderte vor und nach Christi Geburt Aber die dichten Olivenwalder zeigen jetzt nur verwilderte Baume die Feigen sind nicht mehr fruchttragend die Johannisbrotbaume werfen ihre Schoten unbenutzt zur Erde und das wohlduftende Holz des Thyia Baumes wird nicht mehr verarbeitet zu den zierlichen Weintischchen an denen der Philosoph Aristippos seinen Schulern die Lehren ertheilte sich weder um die Vergangenheit noch Zukunft zu bekummern sich nur mit den Reizen zu beschaftigen die der Augenblick bietet das Leben mit Rosen zu umwinden und von diesen nur den Duft einsaugen ohne je die Dornen zu beruhren Nur eine Pflanze und gerade die welche zur Zeit des Unterganges von Pentapolitanien ausgerottet wurde das Silphium jetzt von den Bewohnern Drias genannt bluht wieder uberall auf den Stellen wo es in der Glanzperiode der Romerherrschaft heimisch war und wenn heute Drias denselben Preis hatte bei uns wie fruher wurde allein deswegen Barka ein reiches Land sein 17 18 Die von Rohlfs gefundene Art ist nach dem von ihm angegebenen arabischen Namen moglicherweise Thapsia garganica Sterzelkraut Garganische Purgierdolde 19 gewesen 20 Andere Angaben setzen z B auch Prangos ferulacea mit dem antiken Silphium gleich Ersatzpflanzen BearbeitenMit dem Verschwinden des begehrten Silphiums wurde eine andere Pflanze in den Handel gebracht die eine ahnliche Wirkung besessen haben soll dem echten Silphium gegenuber aber als minderwertig galt Diese als medisches oder persisches Silphion bezeichnete Pflanze war mit hoher Wahrscheinlichkeit Asant Ferula assa foetida der heute noch in Persien verbreitet ist die Pflanze wurde uber die Provinz Syrien eingefuhrt und hiess danach gelegentlich auch syrisch ein Vorkommen im heutigen Syrien ist unwahrscheinlich Plinius nennt als Wuchsorte Medien Persien und Armenien Dieses Silphium wurde ihm zufolge zudem mit Gummi dem Gummi des Serapionskrauts sacopenium und Bohnenmehl verfalscht 2021 wurde in einer Publikation mit vergleichenden Merkmalen und Geschmack Ferula drudeana als moglicher Kandidat fur Silphium vorgeschlagen Fur den letztendlichen Beweis dass es sich tatsachlich um die gleiche Pflanze handelte brauchte man jedoch einen archaologischen Fund von Silphium Literatur und Quellen BearbeitenC Plinius Secundus Naturalis historia Bucher 19 und 22 August Steier Silphion In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band III A 1 Stuttgart 1927 Sp 103 114 Michael Peretz Silphium The Wonder Drug from Cyrenaica In Pharmaceutical Historian Band 35 2005 S 45 47 PMID 16402495 Einzelnachweise Bearbeiten Plinius der Altere Naturalis historia Buch 19 Kap 15 Taras Grescoe Alice Zoo Nirupa Rao George Selley This miracle plant was eaten into extinction 2 000 years ago or was it In National Geographic 22 September 2022 abgerufen am 4 April 2023 englisch Theophrast Historia plantarum Buch 6 Abschnitt 3 7 Pedanius Dioskurides De materia medica Buch 3 Ubersetzung online Valentina Asciutti The Silphium plant analysis of ancient sources Masters thesis Durham University 2004 download Herodot Historien Buch IV 168 Beschreibung Libyens Theophrast Naturgeschichte der Gewachse Corpus Hippocraticum De morbis 4 Miski Mahmut Next Chapter in the Legend of Silphion Preliminary Morphological Chemical Biological and Pharmacological Evaluations Initial Conservation Studies and Reassessment of the Regional Extinction Event In Plants Band 10 Nr 1 2021 S 102 ff doi 10 3390 plants10010102 englisch Arzneimittellehre des Dioskurides Dioskurides 3 84 Monika Kiehn Silphion revisited In Medicinal Plant Conservation Newsletter of the Medicinal Plant Specialist Group of the IUCN Species Survival Commission Band 13 2007 S 4 7 Ken Parejko Pliny the Elder s Silphium First Recorded Species Extinction In Conservation Biology Band 17 Nr 3 2003 S 925 927 doi 10 1046 j 1523 1739 2003 02067 x Artikel auf National Geographic abgerufen am 17 Marz 2023 Englisch M Miski Next Chapter in the Legend of Silphion Preliminary Morphological Chemical Biological and Pharmacological Evaluations Initial Conservation Studies and Reassessment of the Regional Extinction Event In Plants Band 10 Nummer 1 Januar 2021 S doi 10 3390 plants10010102 PMID 33418989 PMC 7825337 freier Volltext Strabon Geographika Buch 17 Kapitel 3 Sektion 22 Wilhelm Capelle Theophrast in Kyrene mit Exkurs zum Schicksal der Silphiumplantagen In Rheinisches Museum fur Philologie 7 1954 S 169 189 Exkurs ab S 185 pdf Zeitschrift der Gesellschaft fur Erdkunde in Wikisourse Routen in Cyrenaika im Sommer 1869 in Wikisource Volker Zimmermann Die Heidelberger Arzneibucher Ysack Leujs Beitrage judischer Arzte zur Heilkunde des Mittelalters Franz Steiner Stuttgart 2018 ISBN 978 3 515 12174 3 S 62 Antonino De Natale Antonino Pollio A forgotten collection the Libyan ethnobotanical exhibits 1912 14 by A Trotter at the Museum O Comes at the University Federico II in Naples Italy In Journal of Ethnobiology and Ethnomedicine 8 2012 S 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Silphium ancient plant Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Gernot Katzers Gewurzseiten Silphion ancient coins englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Silphium amp oldid 232702019