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Ernst Heinrich Hermann Grotefend 18 Januar 1845 in Hannover 26 Mai 1931 in Schwerin war ein deutscher Archivar und Historiker der besonders fur seine Standardwerke zur Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit bekannt ist Hermann Grotefend an seinem Schreibtisch im neuen Archivgebaude in Schwerin 1920 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 2 1 Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit 2 2 Weitere Publikationen 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHermann Grotefend war ein Enkel des Orientalisten und Sprachwissenschaftlers Georg Friedrich Grotefend und ein Sohn des Historikers und Archivars Karl Ludwig Grotefend 1807 1874 Seine Mutter Mathilde Grotefend 1811 1851 war eine Tochter des Domanenpachters Heinrich Lutteroth und dessen Ehefrau Johanne Jakobine Sophie geborene Bornemann Grotefend studierte ab dem Sommersemester 1864 an der Universitat Gottingen 1 zunachst Medizin ab dem Sommersemester 1867 dann Geschichtswissenschaften 2 Zu Beginn seines Studiums wurde er 1864 Mitglied der Burschenschaft Brunsviga 3 1869 1870 studierte er im Rahmen eines Zwischenstudiums an der Universitat Berlin Seine wichtigsten akademischen Lehrer waren Philipp Jaffe und Georg Waitz Am 15 Marz 1870 wurde er mit einer Untersuchung uber den mittelalterlichen Geschichtsschreiber Otto von Freising promoviert Nach Abschluss des Studiums arbeitete er zunachst ab April 1870 als Archivaspirant am Koniglichen Staatsarchiv in Breslau wo ihn Colmar Grunhagen in die praktische Archivarbeit einfuhrte Am 1 Januar 1872 wurde Grotefend zum Archivsekretar ernannt Zum Oktober 1874 wechselte er als kommissarischer Leiter an das Staatsarchiv Aurich zwei Jahre spater im Februar 1876 an das Stadtarchiv Frankfurt am Main Dort organisierte er die Zusammenfuhrung der vielfaltigen und verstreut aufbewahrten Bestande an Archivalien zur Stadtgeschichte in das bereits im Bau befindliche neue Archivgebaude Mit Wirkung zum 1 Oktober 1887 wurde er aufgrund einer Empfehlung Johann Albrecht von Mecklenburgs zum Leiter des Geheimen und Hauptarchivs Schwerin berufen wo er bis zu seiner Pensionierung am 1 Juli 1921 im Alter von 76 Jahren tatig war Am 9 April 1899 erhielt er den Titel Geheimer Archivrat im Jahr vor seiner Pensionierung wurde er zum Archivdirektor ernannt Besonders um die Organisation die Nutzerfreundlichkeit und die Organisation der benotigten Raumlichkeiten machte sich Grotefend verdient Von 1887 bis 1921 stand er als Erster Sekretar dem Verein fur mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde vor Hermann Grotefend war zweimal verheiratet von 1872 bis zu ihrem Tod im Jahr 1904 mit Alice Ulrich und ab 1910 mit Hedwig Brandis geborene Unger die 1919 starb Aus seiner ersten Ehe hatte er drei Sohne und zwei Tochter Der Sohn Otto 1873 1945 wurde ebenfalls Archivar und Historiker ein weiterer Sohn namens Georg 1877 1914 fiel im Ersten Weltkrieg Die Tochter Gertrud 1875 heiratete den Prasidenten der Oberpostdirektion Schwerin Carl Heinrich Moller in dessen Haus Grotefend in seinen letzten Lebensjahren wohnte Werk BearbeitenZeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit Bearbeiten 1872 veroffentlichte Grotefend ein Handbuch der historischen Chronologie des deutschen Mittelalters und der Neuzeit das dem Historiker beim Umgang mit mittelalterlichen und neuzeitlichen Zeitrechnungen helfen sollte Die darin enthaltenen Materialien erweiterte er in den folgenden Jahren um neue Erkenntnisse der Forschung und weitere eigene Nachforschungen So erschien von 1891 bis 1898 in der Hahnschen Buchhandlung Hannover in zwei Banden das umfangreiche Werk Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit Der erste Band 1891 enthalt ein mehr als zweihundert Seiten umfassendes Glossar zu den Begriffen der historischen Chronologie sowie diverse Tafeln zur Berechnung und Umrechnung von Daten verschiedener Zeitrechnungssysteme Der zweite Band der in zwei Abteilungen erschien 1892 und 1898 fuhrt die ausserst unterschiedlichen Heiligenkalender auf die in den Bistumern und Orden des deutschsprachigen Raumes in Verwendung waren und beinhaltet daneben ein Verzeichnis der angebeteten Heiligen unter Angabe des Verehrungsraumes und der jeweiligen Festtage Da dieses neue Werk schliesslich zu umfangreich war um den Forschern beim taglichen Gebrauch zu dienen und Lernenden eine sichere Einfuhrung in chronologische Dinge zu gewahren 4 publizierte Grotefend 1898 das Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit Darin verzichtete er auf tiefergehende Diskussionen einzelner Fragen und richtete sich nach den Bedurfnissen der praktischen Arbeit des Historikers Nach einer systematischen Einfuhrung beinhaltet das Taschenbuch ein alphabetisches Verzeichnis der Festtage und chronologischen Bezeichnungen diverse Herrscherlisten und Tabellen zur Datenberechnung Sowohl die zweibandige Ausgabe als auch die Kurzfassung entwickelten sich zu Standardwerken der historischen Hilfswissenschaften Besonders das Taschenbuch der Zeitrechnung ist bis heute ein unverzichtbares Hilfsmittel um historische Datumsangaben in moderne umzurechnen zum Beispiel aus dem franzosischen Revolutionskalender aus mittelalterlichen Festkalendern oder aus dem romischen Kalender Die Neuauflagen gingen meistens mit Erganzungen oder Uberarbeitungen einher die nach dem Tod Hermann Grotefends 1931 von seinem Sohn Otto Grotefend besorgt wurden Nach dessen Tod wurde 1948 zunachst ein unveranderter Nachdruck der letzten Auflage herausgegeben um in der Nachkriegszeit rasch wissenschaftliche Arbeitsmaterialien zur Verfugung stellen zu konnen 1950 wurde das Niedersachsische Staatsarchiv zur offiziellen Kontaktadresse fur Verbesserungs und Erganzungsvorschlage am Werk was 1960 bzw 1971 in der Herausgabe der jeweils uberarbeiteten 10 und 11 Auflage durch Staatsarchivrat Theodor Ulrich resultierte und 1982 in der von Jurgen Asch aktualisierten 12 Auflage 2007 erschien das Taschenbuch der Zeitrechnung in der 14 und bislang letzten Auflage Den zweibandigen Vorganger Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit hat Horst Ruth 2004 in einer HTML Version mit Suchfunktionen und Berechnungsalgorithmen online bereitgestellt 5 Weitere Publikationen Bearbeiten Neben den chronologischen Publikationen gab Hermann Grotefend an hilfswissenschaftlichen Schriften 1869 und 1875 jeweils kurze Einfuhrungen in die Siegelkunde Sphragistik heraus Als Genealoge untersuchte er unter anderem die schlesischen Furstenhauser 1875 das Adelsgeschlecht Oeynhausen 1889 und seine eigene Familie Grotefend 1890 1909 und 1901 In seiner Funktion als Stadtarchivar in Frankfurt am Main begann er mit der Herausgabe der Inventare des dortigen Archivs deren ersten Band er 1888 nach seinem Weggang nach Schwerin noch fertigstellte Die Untersuchungen zu Geschichte und Geschichtsschreibung des Heiligen Romischen Reiches die Grotefend in seiner Doktorarbeit von 1870 behandelt hatte waren in seinen weiteren Forschungen nur noch von geringer Bedeutung Einen neuen Schwerpunkt seiner Arbeit bildete stattdessen die Regional und Landesgeschichte die sich in diversen Publikationen besonders zur Geschichte der Stadt Frankfurt am Main und des Landes Mecklenburg niederschlug Neben eigenen Schriften waren dies besonders Herausgeberschaften wichtiger Periodika in Frankfurt der Mittheilungen des Vereins fur Geschichte und Alterthumskunde in Frankfurt am Main 1879 1885 und des Archivs fur Frankfurts Geschichte und Kunst 1881 1884 in Schwerin der Jahrbucher des Vereins fur mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde 1888 1919 Daneben beteiligte er sich an der Uberarbeitung von Anton Horns Geschichte von Frankfurt am Main fur die zweite Auflage 1882 und gab die allerdings nur zwei Bande umfassende Reihe Quellen zur Frankfurter Geschichte 1884 1888 sowie bedeutende Teile des Mecklenburgischen Urkundenbuchs 1890 1907 heraus Schriften Auswahl BearbeitenEin vollstandiges Schriftenverzeichnis ist dem Nachruf auf Hermann Grotefend in den Mecklenburgischen Jahrbuchern siehe Literaturverzeichnis beigefugt Der Werth der Gesta Friderici imperatoris des Bischofs Otto von Freising fur die Geschichte des Reichs unter Friedrich I Hahnsche Hofbuchhandlung Hannover 1870 Dissertation Digitalisat Handbuch der historischen Chronologie des deutschen Mittelalters und der Neuzeit Hahnsche Hofbuchhandlung Hannover 1872 Digitalisat Uber Sphragistik Beitrage zum Aufbau der Urkundenwissenschaft Joseph Max Breslau 1875 Digitalisat Stammtafeln der schlesischen Fursten bis zum Jahre 1740 Joseph Max Breslau 1875 Digitalisate 1 Auflage 1875 2 Auflage 1889 Christian Egenolff der erste standige Buchdrucker zu Frankfurt a M und seine Vorlaufer K Th Volcker Frankfurt am Main 1881 Digitalisat Die Bestatigungsurkunde des Domstifts zu Frankfurt a M von 882 und ihre Bedeutung fur das Stift K Th Volcker Frankfurt am Main 1884 2 Auflage 1886 Digitalisat Inventare des Frankfurter Stadtarchivs Band 1 Volcker Frankfurt am Main 1888 Digitalisat Geschichte des Geschlechts von Oeynhausen Teil 4 Stammtafeln Rommel Frankfurt am Main 1889 Digitalisat Mittheilungen uber die Familie Grotefend Fur den Familienverband 11 Hefte Schwerin 1890 1909 Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit 2 Bande in 3 Abteilungen Hahnsche Buchhandlung Hannover 1891 1898 Digitalisate Online Volltext Neudruck Aalen 1970 Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit Hahnsche Buchhandlung Hannover 1898 Digitalisat 2 Auflage 1905 3 Auflage 1910 4 Auflage 1915 5 Auflage 1922 Digitalisat 6 Auflage 1928 7 Auflage 1935 8 Auflage besorgt von Otto Grotefend 1941 Neudruck deklariert als 9 Auflage 1948 10 Auflage 1960 11 Auflage 1971 12 Auflage 1982 13 Auflage 1991 14 Auflage 2007 Die Vorfahren und Nachkommen von Johann Christian Grotefend 1813 Fur den Grotefendʼschen Familienverband zusammengestellt vom Familienarchivar Schwerin 1901 PDF Der Konigsleutnant Graf Thoranc in Frankfurt a M Aktenstucke uber die Besetzung der Stadt durch die Franzosen 1759 bis 1762 K Th Volcker Frankfurt am Main 1904 Digitalisat Abriss der Chronologie des deutschen Mittelalters und der Neuzeit B G Teubner Leipzig Berlin 1906 2 Auflage 1912 3 Auflage 1923 Literatur BearbeitenWilhelm Rothert Die sieben Grotefends In Allgemeine hannoversche Biographie Band 2 Im alten Konigreich Hannover 1814 1866 Hannover 1914 S 186 198 und 535f hier S 197 Friedrich Stuhr Hermann Grotefend zum Gedachtnis In Mecklenburgische Jahrbucher Band 95 1931 S I XII Digitalisat Theodor Ulrich Grotefend Hermann In Neue Deutsche Biographie NDB Band 7 Duncker amp Humblot Berlin 1966 ISBN 3 428 00188 5 S 165 f Digitalisat Andreas Ropcke Hermann Grotefend als Archivleiter In Klaus Oldenhage Hermann Schreyer Wolfram Werner Hrsg Archiv und Geschichte Festschrift fur Friedrich P Kahlenberg Schriften des Bundesarchivs Band 57 Dusseldorf 2000 ISBN 3 7700 1611 4 S 95 114 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Hermann Grotefend Quellen und Volltexte Literatur von und uber Hermann Grotefend im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Hermann Grotefend in der Deutschen Digitalen Bibliothek Literatur uber Hermann Grotefend in der Landesbibliographie MVEinzelnachweise Bearbeiten Eingeschrieben am 18 Januar 1864 Die Matrikel der Georg August Universitat zu Gottingen 1837 1900 Hildesheim 1974 S 298 Siehe das Verzeichniss der Studirenden Sommer 1867 S 16 Im Wintersemester ist er nicht mehr verzeichnet Ernst Elsheimer Hrsg Verzeichnis der Alten Burschenschafter Ausgabe 1925 26 Frankfurt am Main 1925 1926 S 144 1 Auflage des Taschenbuchs der Zeitrechnung Vorwort Horst Ruth Onlineversion der Zeitrechnung des Deutschen Mittelalters und der Neuzeit Munster 2004 Normdaten Person GND 116874732 lobid OGND AKS LCCN n85144882 VIAF 47524868 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Grotefend HermannALTERNATIVNAMEN Grotefend Ernst Heinrich Hermann vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher ArchivarGEBURTSDATUM 18 Januar 1845GEBURTSORT HannoverSTERBEDATUM 26 Mai 1931STERBEORT Schwerin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Grotefend amp oldid 236035304