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Philipp Jaffe 17 Februar 1819 in Schwersenz Provinz Posen 3 April 1870 in Wittenberge war ein deutscher Historiker und Philologe Er zahlt zu den herausragenden deutschen Mediavisten des 19 Jahrhunderts und war insbesondere in der Edition mittelalterlicher Quellen tatig Philipp Jaffe Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenPhilipp Jaffe wuchs in einer judischen Familien in Posen auf Er besuchte das dortige Friedrich Wilhelms Gymnasium 1 nach seinem Biographen Daniel Schwartz ist allerdings kein Beleg uber ein Abitur bekannt 2 Anschliessend ging Jaffe 1838 nach Berlin Nach zweijahriger Arbeit in einem Bankhaus und Getreidegeschaft in Berlin die er nur auf Druck seines Vaters annahm entschied er sich fur ein Studium der Geschichte an der Friedrich Wilhelms Universitat das er zunachst nebenberuflich und ab 1840 als Vollzeitstudent betrieb und bei dem er die Seminare von Leopold von Ranke besuchte 2 1844 schloss er das Studium ohne Promotion ab 1 Er veroffentlichte noch wahrend des Studiums die Preisschrift Geschichte des Deutschen Reichs unter Lothar dem Sachsen die er 1845 mit der Publikation von Geschichte des Deutschen Reichs unter Conrad dem Dritten fortsetzte 1851 erschien sein umfassendes Werk Regesta Pontificum Romanorum ab condita Ecclesia ad annum p Chr n 1198 das uber 11 000 Regesten zu papstliche Dokumenten Briefe Urkunden und Fragmente derselben der Spatantike und des Mittelalters bis 1198 enthalt Es entstand mit wohlwollender Unterstutzung von Georg Heinrich Pertz dem Leiter der Monumenta Germaniae Historica MGH und erfolgte nach dem Vorbild der Edition der deutschen Kaiser und Konigsurkunden durch Johann Friedrich Bohmer Regesta Imperii erschien ab 1839 Beeinflusst war er wahrscheinlich auch von der Papstgeschichte seines Lehrers Ranke 2 Diese Arbeit machte ihn unter Geschichtswissenschaftlern bekannt Die zweite Auflage der Regesta pontificum ist bis heute ein wichtiges Hilfsmittel der historischen Forschung Jaffe fand jedoch keine Anstellung als Historiker und musste sich so auf andere Weise seinen Lebensunterhalt verdienen Damals hatten judische Gelehrte in Preussen wenig Aufstiegsmoglichkeiten 2 Er begann 1850 erneut ein Studium diesmal der Medizin in Berlin und spater an der Universitat Wien In Berlin wurde er im Fach Medizin 1853 mit einer Dissertation uber die Geschichte der Medizin im 13 Jahrhundert promoviert und praktizierte dort fur ein Jahr als Arzt bis er eine Stelle als Mitherausgeber der Monumenta Germaniae Historica fand Der Leiter der MGH Georg Heinrich Pertz schickte ihn als Nachfolger von Wilhelm Wattenbach ab 1854 regelmassig auf Reisen zum Studium von Handschriften allerdings auf kurzere Aufenthalte da er mit einem Vorganger Ludwig Konrad Bethmann schlechte Erfahrungen gemacht hatte 3 1863 trat Jaffe von diesem Posten zuruck nachdem er an zahlreichen Banden der Scriptores erzahlende Quellen mitgearbeitet und durch seine Editionen das wissenschaftliche Niveau der MGH hochgehalten hatte Der Grund war dass er 1862 erfuhr dass Pertz 1860 seine Bewerbung auf eine Archivstelle in Florenz hintertrieben hatte Am 9 Mai 1862 wurde Jaffe als erster Jude in Preussen ausserordentlicher Professor fur Geschichte an der Universitat Berlin 1 was durch eine Intervention von Theodor Mommsen ermoglicht wurde 2 mit dem Jaffe wahrend seiner Arbeit bei der MGH in freundschaftlichen Kontakt gekommen war An der Universitat lehrte er lateinische Palaographie sowie romische und mittelalterliche Chronologie eine Vorlesungsmitschrift die der spatere Historiker und Diplomatiker Harry Bresslau anfertigte ist uberliefert Im Jahr 1867 nach dem Tod seines Vaters 1866 konvertierte er zum christlichen Glauben und nahm den Vornamen Otto an 2 Ab 1864 gab er eine eigene Reihe von Editionen heraus Bibliotheca rerum Germanicarum die in sechs Banden bis 1873 erschien und der MGH unter dem alternden Pertz Konkurrenz machte Zu den Neuerungen dieser Publikationen gehorte eine thematische Gliederung der Quellen und starkere Verwendung von Briefen 2 Pertz versuchte daraufhin in einem Rachefeldzug Jaffe zu schaden wo er nur konnte 1 Als weiteres Motiv von Pertz bei der Zuspitzung des Konflikts ist vermutet worden dass dieser die Zeit gekommen sah seinen Sohn Karl August Friedrich Pertz als Nachfolger bei der Herausgabe der MGH durchzusetzen 2 was aber 1870 scheiterte und zur Entmachtung von Pertz fuhrte nachdem die Ausgabe merowingischer Konigsurkunden von Karl August Friedrich Pertz dessen erste grossere selbstandige Edition heftig kritisiert wurde Die Ausgaben von Jaffe bei der MGH wurden gezielt durch veraltete Ausgaben ersetzt und nachdem Jaffe die Ausgabe des Lebens Karls des Grossen von Einhard in der MGH kritisierte versuchte Pertz sogar Jaffe von der Benutzung der koniglichen Bibliothek in Berlin auszuschliessen Ausserdem streute er das nicht zutreffende verleumderische Gerucht Jaffe hatte in den 1830er Jahren als Polizeispitzel gegen politisch Verdachtige gearbeitet Jaffe wehrte sich 1869 indem er offizielle Entlastungsschreiben vom Unterrichtsministerium einholte Nothgedrungene Abwehr und veroffentlichte 4 Hinzu kam dass man 1870 seine Ausgabe der Monumenta Bambergensia Bibliotheca rerum Germanicorum Band 5 kritisierte und keine Verbesserung zur entsprechenden MGH Ausgabe fand Er war zudem in eine wissenschaftliche Kontroverse mit Georg Waitz verwickelt die zwei Monate vor dem Suizid von Jaffe eskalierte 4 Waitz kritisierte die Bande 4 und 5 der Bibliotheca rerum Germanicorum veroffentlichte eine vernichtende Kritik in den Gottingischen Gelehrten Anzeigen und ubte Kritik an den Thesen von Jaffe zum Papstwahldekret 1059 2 Hinzu kam dass Jaffe schon 1869 unter einem Burn out mit Symptomen wie Schwermut und Hypochondrie litt 1 Schliesslich kam es zu einem unbekannten Ereignis auf dem Festakt der Universitat Berlin am 22 Marz 1870 das wahrscheinlich bewirkte dass er noch am selben Tag einen Zug nach Wittenberge bestieg und sich zwolf Tage spater in einem Gasthaus erschoss 4 Er hatte aber schon langer ein Testament vorbereitet 2 Werk BearbeitenGeschichte des Deutschen Reiches unter Lothar dem Sachsen Berlin 1843 Geschichte des Deutschen Reiches unter Konrad III Hannover 1845 Regesta pontificum romanorum ab condita ecclesia ad annum post Christum natum 1198 Berlin 1851 Digitalisat Bibliotheca Rerum Germanicarum Hannover 1864 1871 Romische und Mittelalterliche Chronologie und Palaeographie nach Vortragen von Prof Ph Jaffe In Harry Bresslau Berliner Kolleghefte 1866 1869 Nachschriften zu Vorlesungen von Mommsen Jaffe Kopke Ranke Droysen elementa diplomatica 12 Hrsg von Peter Ruck unter Mitarbeit von Erika Eisenlohr und Peter Worm Marburg 2007 S 83 116 Ecclesiae Metropolitanae Coloniensis Codices in Zusammenarbeit mit Wilhelm Wattenbach Berlin 1879 Hrsg Annales Colmarienses minores et maiores Annales Basileenses Chronicon Colmariense In Monumenta Germaniae Historica MGH Scriptores Tomus XVII Hannover 1861 S 183 270 Online Hrsg Annales et notae Babenbergenses In Monumenta Germaniae Historica MGH Scriptores Tomus XVII Hannover 1861 S 634 642 Online mit Ernst Strehlke Tabulae Ordinis Theutonici Berlin 1869 Literatur BearbeitenAlfred Dove Jaffe Philipp In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 13 Duncker amp Humblot Leipzig 1881 S 636 642 Horst Fuhrmann Sind eben alles Menschen gewesen Gelehrtenleben im 19 und 20 Jahrhundert Dargestellt am Beispiel der Monumenta Germaniae Historica und ihrer Mitarbeiter Beck Munchen 1996 ISBN 3 406 40280 1 online Daniel R Schwartz New Light and Remaining Questions Concerning the Death of Philipp Jaffe In Concilium Medii Aevi 18 2015 S 61 80 online Daniel R Schwartz Between Jewish Posen and Scholarly Berlin The Life and Letters of Philipp Jaffe De Gruyter Berlin 2016 ISBN 978 3 11 048460 1 Rezension Gabriel Silagi Jaffe Philipp In Neue Deutsche Biographie NDB Band 10 Duncker amp Humblot Berlin 1974 ISBN 3 428 00191 5 S 292 f Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource 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1870STERBEORT Wittenberge Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Philipp Jaffe amp oldid 239283223