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Die Sathmarer Schwaben sind eine deutschsprachige Minderheit die vorwiegend im Nordwesten Rumaniens im Kreis Satu Mare Sathmar angesiedelt ist Die rumaniendeutsche Bevolkerung aus den Kreisen Bihor vor allem in und um Oradea Grosswardein Sălaj und Maramureș 1 wird ebenso dieser Volksgruppe zugeordnet Karte der Siedlungsgebiete der Donauschwaben einschliesslich des SathmarerlandsKomitat Sathmar 1782 85Drei sathmarschwabische Dorfer Merk Vallaj und Zajta liegen in Ungarn 2 ihre deutschsprachigen Bewohner zahlen damit auch zu den Ungarndeutschen Zusammen mit anderen deutschsprachigen Minderheiten in zwischen Ostmitteleuropa und Sudosteuropa gehoren die Sathmarer Schwaben der ubergeordneten Gruppe der Donauschwaben an Inhaltsverzeichnis 1 Sathmarland 2 Geschichte 2 1 Vorgeschichte 2 2 Historischer Hintergrund 2 3 Ansiedlung 2 4 Revolution von 1848 2 5 Von der Zwischenkriegszeit zur Nachkriegszeit 3 Schulwesen 4 Bevolkerung 4 1 Bevolkerungsentwicklung 4 2 Beschaftigung 4 3 Politische Vertretung 5 Mundart 6 Liedgut 7 Personlichkeiten 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseSathmarland BearbeitenDas Sathmarland liegt heute im Nordwesten Rumaniens Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges gehorte das Sathmarland zu Osterreich Ungarn fiel 1920 durch den Vertrag von Trianon an das Konigreich Rumanien gelangte 1940 durch den Wiener Schiedsspruch wieder an Ungarn und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg erneut Rumanien angeschlossen Seinen Namen erhielt es von der an der Samosch Someș einem Nebenfluss der Theiss liegenden Kreisstadt Sathmar Zum Siedlungsgebiet der Sathmarer Schwaben werden nicht nur die sich im heutigen Verwaltungskreis Sathmar befindenden schwabischen Ortschaften gezahlt sondern auch Orte mit deutscher Bevolkerung in den Kreisen Bihor Salasch und der Maramuresch 3 Geschichte Bearbeiten nbsp Burgruine ErdeedDie Sathmarer Schwaben sind Nachfahren von den im 18 Jahrhundert hauptsachlich aus Oberschwaben ausgewanderten Bauern In den Jahren 1712 bis 1815 warben Graf Alexander Karolyi und seine Nachfahren Kolonisten aus dem Konigreich Wurttemberg an Viele Auswanderer stammten aus den heutigen Landkreisen Ravensburg und Biberach 4 Vorgeschichte Bearbeiten Die ersten deutschen Siedler kamen bereits gegen Ende des 11 Jahrhunderts ins Sathmarland Konig Andreas II stellte 1230 den deutschen Gasten von Sathmar dilectis et fidelibus nostris hospitibus Teutonicis de Zathmar Nemethi einen Freibrief ahnlich dem Goldenen Freibrief der Siebenburger Sachsen aus Damals entstanden entlang der Samisch von Zillenmarkt Zalău bis Burglos Dej eine Reihe von deutschen Siedlungen deren Bewohner sich ahnlicher Rechte und Freiheiten wie die Siebenburger Sachsen erfreuten Ebenso sind in den Bergwerksstadten Frauenbach Baia Mare und Mittelstadt Baia Sprie deutsche Siedler bestatigt Wie aus Prozessunterlagen des Grosswardeiner Bistums aus dem Jahre 1215 zu erkennen ist gab es deutsche Siedlungen auch um Grosswardein Oradea Um Grosswardein waren auch die Vorfahren Albrecht Durers beheimatet Aus der Familienchronik des bekannten Kupferstechers und Malers ist zu entnehmen dass sein Vater aus einem Geschlecht geboren nit ferr von einem kleinen stattlein genannt Jula Gyula acht meil wegs unter Wardein auss ein Dorflein zu negst darbej gelegen mit namen Eytas Die deutschen Einwohner dieser mittelalterlichen Siedlungen gingen jedoch im Laufe der Zeit in der anderssprachigen Bevolkerung auf Die heute im Sathmarland in den Kreisen Maramuresch Bihor und Salasch lebenden Deutschstammigen sind demnach nicht die Nachkommen dieser mittelalterlichen Siedler Ihre Vorfahren wurden erst im 18 Jahrhundert in diese Gegenden gerufen 3 Die mittelalterliche deutsche Siedlung Sathmar erlosch als Folge von Assimilierung oder Uberfallen von Tataren und spater Turkenkriegen Die Burg Sathmar wurde 1565 durch Lazarus von Schwendi als Generalkapitan der kaiserlichen Truppen in Ungarn neu errichtet Der Begrunder der neuzeitlichen deutschen Siedlung Sathmar ist Graf Alexander Karolyi 5 Historischer Hintergrund Bearbeiten nbsp Originalurkunde des Friedens von Sathmar unterzeichnet am 1 Mai 1711Nach dem Sieg des Prinzen Eugen von Savoyen in der Schlacht bei Zenta im Jahre 1697 der den Weg fur den Frieden von Karlowitz 1699 bereitete wurden die Grenzen zwischen dem Habsburgischen und dem Osmanischen Reich durch die Flusse Theiss und Donau sowie Donau Bosut und Save festgelegt 6 Der Aufstand von Franz II Rakoczi der 1703 in Ungarn ausbrach und in dessen Verlauf die Kuruzzen nach Westungarn und in die Sudsteiermark ja sogar bis Wien vordrangen fand 1711 mit dem Frieden von Sathmar sein Ende Fur die Aufstandischen unterzeichnete ihn Rakoczis Stellvertreter Graf Alexander Karolyi dessen Guter im ungarischen Komitat Sathmar verwustet worden waren Graf Alexander Karolyi und seine Nachfolger warben fur die Wiederbesiedlung ihrer Guter Katholiken aus Oberschwaben an vorwiegend aus den Landkreisen Biberach und Ravensburg Auch nach dem Ende des Spanischen Erbfolgekrieges im Jahre 1714 besserte sich die wirtschaftliche Lage in Oberschwaben nur langsam Auch wenn Oberschwaben zwischen 1707 und 1796 von unmittelbaren Kriegshandlungen verschont blieb Missernten Viehseuchen und die Kriege des 18 Jahrhunderts der Polnische Thronfolgekrieg 1733 1735 die beiden Schlesischen Kriege 1740 1748 und der Siebenjahrige Krieg 1756 1763 belasteten die Bevolkerung immer wieder von neuem Das Anerbenrecht in Oberschwaben durch welches Hofe Lehenguter und Selden ungeteilt an einen einzigen Erben weitergegeben wurden sicherte zwar den Erhalt der landwirtschaftlichen Struktur mit einer grossen Zahl mittel und grossbauerlicher Hofe hatte aber auch die Verarmung derer die ausgesteuert wurden oder nur ein geringes Erbe erhielten zur Folge Schlechte Ernten und Viehseuchen die zur Teuerung der Lebensmittel fuhrten taten den Rest 6 Ansiedlung Bearbeiten nbsp Erzherzog Wilhelm Artilleriekaserne in Grosswardein nbsp Graf Alexander Karolyi nbsp Das Schloss der Karolyis in Grosskarol nbsp Romisch katholische Kirche in OberwischauNach dem durch den Frieden von Sathmar 1711 beendeten ungarischen Kuruzzen Aufstand 1703 11 begann 1712 eine planmassige Ansiedlung deutscher Kolonisten aus Oberschwaben jedoch nicht staatlich gelenkt sondern durch die ortliche Magnaten Dynastie der Karolyis 7 Graf Alexander Karolyi und seine Nachfahren riefen in den Jahren 1712 1815 Kolonisten aus dem damaligen Konigreich Wurttemberg hauptsachlich aus Oberschwaben ins Sathmarer Land um das von Krieg Naturkatastrophen und Epidemien entvolkerte Gebiet neu zu besiedeln 8 Bereits einige Jahre vor dem ersten Banater Schwabenzug begann Alexander Karolyi seine Siedlungsaktion im Sathmarer Land 1712 berief er die ersten Siedler aus Wurttemberg 330 Familien etwa 1400 Personen folgten seinem Ruf Der schlechten Wohnungsverhaltnisse und des Ausbleibens der zugesagten Hilfsmittel wegen verliessen nahezu tausend Personen das Sathmarer Land kurz nach ihrer Ankunft wieder Von den 1400 Kolonisten blieben nur 450 zuruck davon uberlebten etwa 250 Bereits 1720 erklarten sich einige der Siedler bereit fur Karolyi in Wurttemberg Neuauswanderer zu werben Von diesem Jahr an verlief die Ansiedlung im Sathmarland durch die Grafen Alexander Franz Anton und Joseph Karolyi erfolgreich Grossere Siedlergruppen kamen 1726 mit 181 Familien 1737 mit 106 1760 mit 58 und 1774 mit 83 Familien Zwischen 1744 und 1751 grundete Baron Wesselenyi die alemannische Siedlung Kriegsdorf Hodod in die er aus Baden Durlach und aus der Schweiz Familien evangelischer Konfession rief In Batartsch Bătarci wurden hauptsachlich Zimmerleute und Waldarbeiter aus Budweis in Bohmen angesiedelt Nach Glashutte Poiana Codrului kamen 1801 Glasblaser aus Osterreich In Palota und in Kreisch Tarjan bei Grosswardein wurden Schwaben und Pfalzer angesiedelt Nach 1810 als die letzte schwabische Gemeinde Terem gegrundet wurde ebbte die Kolonisation langsam ab Eine Neukolonisation mit Siedlern aus Oberosterreich und Bohmen erfolgte erst wieder um 1910 in Grosstarna und in Batartsch Zwischen 1770 und 1780 warb der Arar Bergarbeiter und Handwerker aus dem Salzkammergut Oberosterreich und der Zips fur die Salzbergwerke im Teresvatal an Zwischen 1778 und 1790 zog ein Teil dieser Siedler die aus Bad Ischl Gmunden Ebensee und Zips stammten nach Oberwischau Vișeu de Sus und Pfefferfeld Băile Borșa wo sie als Holzarbeiter in den Staatswaldern und als Zimmerleute arbeiteten Ihre Nachkommen heute als Zipser bekannt leben vor allem in Oberwischau aber auch in Altwerk Ocna Șugatag Teutschau Tjatschiw Sighet Sighetu Marmației und Umgebung Nach Frauenbach Mittelstadt Kapnik Cavnic und in andere Bergwerksorte der Maramuresch kamen zwischen 1773 und 1812 hauptsachlich aus Osterreich und Bayern Forster Bergwerker und Fachleute fur das Bergwerkswesen Bei diesen Ansiedlungen wurden teils neue Dorfer gegrundet teils rumanische und ungarische Ortschaften erweitert 3 Die Siedler erhielten vertraglich Ackerboden Wiesen und Wald unentgeltlich zur Nutzung dazu Zugvieh Getreide und Bauholz und sie waren in den ersten Jahren von Steuern und Frondiensten befreit Es wurde ihnen eine selbst gewahlte Gemeindefuhrung gewahrt Nach Ablauf der Freizeit waren sie verpflichtet funf rheinische Gulden Grundsteuer zu zahlen den Neunten oder Zehnten abzufuhren 15 16 Tage Frondienst zu leisten und die ublichen Geschenke Geflugel Eier Butter an grossen Feiertagen abzuliefern Hatten die Siedler diese Pflichten erfullt so konnten sie das Gut verlassen Die Sathmarer Schwaben waren folglich keine schollenpflichtige Leibeigene sondern Erbuntertanen oder Vertragsfronbauern Revolution von 1848 Bearbeiten Die Revolution von 1848 und die kaiserlichen Leibeigenschaftsaufhebungspatente der 1850er Jahre die letzten Endes von der Revolution erzwungen worden waren befreiten die Sathmarer Vertragsfronbauern von den feudalen Verpflichtungen und bewirkten einen grossen okonomischen Aufschwung sowie die Umstellung auf einen modernen Landwirtschaftsbetrieb 3 Von der Zwischenkriegszeit zur Nachkriegszeit Bearbeiten Der Vertrag von Trianon schlug das mehrheitlich von Ungarn bewohnte Sathmar und sein ostliches Hinterland Rumanien zu Ungarn forderte eine Revision und konnte dieses Ziel im Zweiten Wiener Schiedsspruch vom August 1940 erreichen Das nationalsozialistische Deutschland hatte den beiden Staaten beides Bundnispartner des Deutschen Reiches in den Zusatzprotokollen zugesichert dass die Sathmarer Volksdeutschen nicht in den Bevolkerungsaustausch einbezogen werden Vielmehr durften sie dafur optieren heim ins Reich umzusiedeln und zwar unter Mitnahme ihres ganzen Vermogens 9 Im Herbst 1944 wurde die Stadt durch sowjetische Truppen eingenommen und gehort seither wieder zum rumanischen Staatsgebiet Im September Oktober 1944 begaben sich mehr als 3000 Sathmarer Schwaben unter dem Schutz der zuruckfliehenden deutschen Wehrmacht auf die Flucht Sie liessen sich hauptsachlich in Suddeutschland Osterreich und den Vereinigten Staaten nieder Die Mehrheit blieb jedoch in ihrer angestammten Heimat zuruck Von den Zuruckgebliebenen wurden in den ersten Januartagen 1945 etwa 5000 Manner zwischen 17 und 45 Jahren und Frauen zwischen 18 und 35 Jahren von Gendarmerie und Militareinheiten ausgehoben und zu Aufbauarbeiten in die Sowjetunion deportiert Im Zuge der Enteignung in Rumanien 1945 Dekret Nr 187 1945 wurden Grundvermogen und Immobilien aller Rumaniendeutschen eingezogen Deutschsprachige Schulen waren bis 1948 verboten Infolge der allgemeinen Nationalisierung von 1948 wurden die Handwerks und Industriebetriebe verstaatlicht Die Kollektivierung der Landwirtschaft fand Mitte der 1950er Jahre statt Die staatlich gelenkte Ansiedlung von Nichtdeutschen in und um sathmarschwabische Ortschaften hat wesentlich zur Dezimierung der Sathmardeutschen sowie zur Einschrankung ihres geschichtlich gewachsenen Gemeinwesens beigetragen 3 Schulwesen Bearbeiten nbsp Bischof Michael Haas nbsp Durch den Wiener Schiedsspruch wurden das Sathmarland und Nordsiebenburgen von Ungarn annektiertDas sathmarschwabische Burgertum ging verhaltnismassig rasch im Madjarentum auf Dies macht sich auch bezuglich der kulturellen Leistungen der Sathmarschwaben bemerkbar Der Schulunterricht spielte in diesen sathmarschwabischen Gebieten von Anfang an eine bedeutende Rolle Bereits in den ersten Jahren der Ansiedlung errichteten die Sathmarer Schwaben deutsche Schulen Aus den Statistiken geht hervor dass schon 1731 in Fienen 1741 in Schinal und Grossmaitingen 1779 in Bildegg Sagas 1747 und Schandern 1767 Merk 1772 in Ungarn und Terebescht 1777 Schulunterricht in deutscher Sprache erteilt wurde Ebenfalls 1779 liess Anton Karolyi in Grosskarol eine Nationalschule errichten Diese gunstige Entwicklung des deutschen Schulwesens im Sathmarer Land wurde jedoch durch die bereits Anfang des 19 Jahrhunderts einsetzende Magyarisierung unterbrochen 1825 wurde die ungarische Sprache im offentlichen Leben eingefuhrt Auch die katholische Kirche stellte sich in den Dienst der allgemeinen Magyarisierungspolitik Trotzdem ging die Verdrangung der Unterrichtssprache in den sathmarschwabischen Gemeinden nur langsam voran Sowohl in der Familie als auch ausserhalb dieser wurde die sathmarschwabische Mundart gesprochen In den gemischten Stadten und Dorfern musste der deutschsprachige Unterricht jedoch immer mehr dem ungarischen weichen Diesen allgemeinen Magyarisierungstendenzen widersetzte sich Bischof Michael Haas energisch Ihm ist massgeblich die Neuordnung der deutschen Lehrerbildungsanstalt die Fort und Weiterbildung der aktiven Lehrkrafte die Aufnahme des katholischen Gymnasiums in Sathmar 1863 in die Reihe der offentlichen Anstalten sowie das Weiterbestehen der deutschen Volksschulen zu verdanken Nach dem osterreichisch ungarischen Ausgleich 1867 und der Errichtung der Doppelmonarchie wurde die ungarische Sprache in allen nichtungarischen Volksschulen zwangsweise eingefuhrt Folge dieser Massnahmen war die konsequente und fortschreitende Verdrangung der deutschen Unterrichtssprache und die restlose Magyarisierung der deutschen Schulen 3 Der Anschluss Siebenburgens an Rumanien durch den Vertrag von Trianon hatte auf die Lage der Sathmarer Schwaben positive Auswirkungen Der rumanische Staat unterstutzte die nationale Selbstfindung der Sathmarer Schwaben als Gegengewicht zum ungarischen Separatismus in Siebenburgen 1920 begann die Einfuhrung der deutschen Unterrichtssprache 1928 gab es bereits in 15 Gemeinden deutsche Schulen Am 10 Januar 1926 wurde mit Unterstutzung der Siebenburger Sachsen und Banater Schwaben die Deutsch Schwabische Volksgemeinschaft Sathmar gegrundet 1933 gab es bereits in funfundzwanzig Gemeinden Schulunterricht in deutscher Sprache Im Schuljahr 1939 40 wirkten 57 deutsche Lehrer an 32 Schulen und unterrichteten 2925 Schuler in der Muttersprache Sathmarschwabische Jugendliche besuchten weiterfuhrende deutsche Hochschulen in Temeswar und Hermannstadt Doch diese kulturelle Entwicklung wurde jah unterbrochen als Nordsiebenburgen die Maramuresch das Sathmar und Kreischgebiet durch den Wiener Schiedsspruch vom 30 August 1940 erneut Ungarn angegliedert wurde Sogleich wurden Massnahmen zur Fortsetzung der Magyarisierung der deutschen Bevolkerung dieses Gebietes vorgenommen Schon im Schuljahr 1942 43 ging die Zahl der sathmarschwabischen Ortschaften mit deutschen Schulen auf funfzehn zuruck in mehreren Ortschaften wurden die deutschen Schulen geschlossen 3 Nach dem Zweiten Weltkrieg bahnte sich im Schulwesen nach der Unterrichtsreform vom 3 August 1948 eine neue Entwicklung an Nach und nach wurden wieder deutschsprachige Kindergarten und Schulen eroffnet Ab Mitte 1960 als die rumanische Minderheitenpolitik einige Freiraume zuliess entfaltete sich eine rege deutsche schulische und kulturelle Arbeit im Sathmarland Dies ist vor allem auf die Arbeit jener Lehrer zuruckzufuhren die ab 1958 in Temeswar und ab 1969 in Hermannstadt studierten vor allem aber auf die vielen Siebenburger Sachsen und Banater Schwaben die ab Ende der 1950er Jahre im Sathmarland in Oberwischau und Neustadt als Lehrer wirkten die das kulturelle Leben der Sathmarer Schwaben aufleben liessen Die seit 1971 und 1974 in Kraft getretenen Einschrankungen im Schul und Pressewesen offneten das Tor zu einem verstarkten Assimilierungsprozess der dem Fortbestand der Identitat und Kultur der Deutschen in Rumanien jegliche Zukunftschancen nahm Aufgrund des Abkommens zwischen Rumanien und der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1978 setzte um 1980 eine zunehmende Abwanderung der Sathmarer Schwaben nach Deutschland ein 3 Heute gibt es 153 deutschsprachige Kindergarten mit 7000 Kindern und 133 Schulen mit deutschsprachigen Abteilungen beziehungsweise deutschsprachige Schulen mit insgesamt 13 000 Schulern Es handelt sich um Grundschulen und einige Gymnasien mit vollstandigen deutschen Klassenzugen bis zur 12 Klasse Das neu eroffnete deutsche Lyzeum Johann Ettinger in Sathmar wurde 1997 bei einem Besuch des Ministerprasidenten von Baden Wurttemberg Erwin Teufel mit moderner EDV Technik ausgestattet Auch in Grosskarol wurde 1997 wieder ein deutsches Gymnasium eingerichtet In Sathmar wurde seit dem Hochschuljahr 1998 1999 sogar eine deutschsprachige Abteilung fur Verwaltungswissenschaften mit 20 Studenten der Klausenburger Babes Bolyai Universitat eingerichtet 10 Bevolkerung BearbeitenBevolkerungsentwicklung Bearbeiten Zwischen 1712 und 1838 liessen sich insgesamt 2072 Familien mit uber 8000 Siedlern aus Oberschwaben in den 31 schwabischen Gemeinden der Grafschaft Sathmar nieder Um 1820 lebten in Sathmar etwa 20 000 Personen schwabischer Abstammung um 1930 uber 40 000 6 1939 bestanden in Rumanien 40 Siedlungen mit etwa 30 000 Sathmarer Schwaben In den 1970er und 1980er Jahren lebten um Sathmar etwa 35 000 bis 38 000 Sathmarer Schwaben Hinzu kommen weitere 4000 der 1919 bei Ungarn verbliebenen Gemeinden sowie etwa 8000 Deutschstammige in den Kreisen Maramuresch Bihor und Salasch Somit lebten im Siedlungsgebiet der Sathmarer Schwaben circa 50 000 Deutschstammige Bei der Volkszahlung von 1977 lebten noch 11429 Sathmarer Schwaben in Rumanien Wahrend in den sudostlich des Sathmarlandes gelegenen schwabischen Dorfern bedingt durch die Auswanderungen seit 1978 nur noch vereinzelt Schwaben leben gibt es um Grosskarol trotz der Auswanderungen noch geschlossene Ortschaften mit schwabischer Bevolkerung 3 Bei den rumanischen Volkszahlungen von 2002 und 2011 hatten folgende Grossgemeinden und Stadte einen bedeutenden Anteil deutschstammiger Bevolkerung Gemeinde Anteil deutschstammige Bevolkerung2002 2011Kreis Satu MarePetrifeld Petrești 31 5 27 3 Schonthal Urziceni 22 5 23 9 Kalmandi Cămin 22 6 Fienen Foieni 41 6 20 7 Schamagosch Ciumești 18 3 Bildegg Beltiug 15 11 Terem Tiream 14 1 10 9 Erdeed Ardud 8 8 4 5 Kaplau Căpleni 9 6 2 4 Grosskarol Carei 2 3 2 3 Sathmar Satu Mare 1 4 1 Kreis BihorSankt Andreas Santandrei 7 4 4 3 Beschaftigung Bearbeiten Die Hauptbeschaftigung der Sathmarer Schwaben war die Ackerbauwirtschaft die Viehzucht sowie hauptsachlich im Sudosten des Sathmarlandes der Weinbau wo die Winzer auf den Hugeln des Buchengebirges reiche Ertrage erzielten und richtige Weinkellerdorfer errichteten Die Dreifelderwirtschaft sowie gegen Ende des 19 Jahrhunderts die Flurbereinigung begunstigten ein rationelleres Arbeiten den Einsatz landwirtschaftlicher Maschinen und eine Uberproduktion Unter den sathmarschwabischen Siedlern befanden sich nicht nur Bauern sondern auch viele Handwerker wie etwa Muller Messerschmiede Nagel und Kupferschmiede Zimmerleute Maurer Gold und Silberschmiede Haffner und andere Zu Beginn des 19 Jahrhunderts organisierten sich beispielsweise die Stiefelmacher von Sathmar in einer Zunft und besassen in deutscher Sprache abgefasste Statuten 3 Politische Vertretung Bearbeiten Anders als unter den Banater Schwaben oder den Siebenburger Sachsen war unter den Sathmarer Schwaben die Auswanderung nach Deutschland weniger stark ausgepragt sodass heute noch in zahlreichen Ortschaften ein bedeutender Anteil der Bevolkerung deutschstammig ist Damit haben Sathmarer Schwaben als einzige deutsche Volksgruppe Rumaniens eine Perspektive fur ihren Fortbestand Die politische Vertretung der Sathmarer Schwaben und der anderen deutschen Volksgruppen des heutigen Rumaniens ist das Demokratische Forum der Deutschen in Rumanien DFDR Das Deutsche Forum der Sathmarer Schwaben eine Untergliederung des DFDR stellt als politische Partei sieben Burgermeister im Kreis Sathmar unterhalt eine Stiftung zur Wirtschaftsforderung und organisiert die Jugend und Kulturarbeit 11 Bei der Bewaltigung seiner Aufgaben wird es von der Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben in Deutschland sowie dem Hilfswerk der Sathmarer Schwaben inhaltlich wie finanziell unterstutzt Betrachtliche Hilfen zur Selbsthilfe der Bundesregierung Deutschland im sozialen kulturellen und wirtschaftlichen Bereich sollen das Verbleiben im Sathmarland erleichtern 3 Im Jahr 1962 ubernahm der Landkreis Biberach die Patenschaft uber die Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben 6 Mundart Bearbeiten Hauptartikel Sathmarschwabisch Das Sathmarer Gebiet Grosskarol und Sathmar ist als einziges donauschwabisches Siedlungsgebiet fast einheitlich oberschwabisch gepragt nur in Kriegsdorf gibt es eine alemannische Mundart ahnlich dem Banater Lokaldialekt von Saderlach In Neupalota wird pfalzisch moselfrankisch ahnlich vielen Banater Dialekten gesprochen und in Oberwischau Grosstarna und Batartsch ist eine bairisch osterreichische Sprachinsel anzutreffen die mit den Zipsern aus Oberwischau verwandt ist 10 Die Sathmarer Schwaben bilden den Kern der Sprachschwaben unter den Donauschwaben weil sie nicht wie viele Abstammungsschwaben rheinfrankische Mundarten angenommen haben und tragen demnach mit der grossten Berechtigung den Namen Schwaben 3 Mit der Erforschung der sathmarschwabischen Mundart beschaftigten sich die Sprachforscher Hugo Moser Hermann Fischer und Stefan Wonhas Nach diesen Forschern gehort die Mundart der Sathmarer Schwaben zum Schwabisch Alemannischen weil die mittelhochdeutschen Diphthonge ie und uo geblieben sind mittelhochdeutsch st als scht Nuschterle Wurscht Schtuoark sp als schp schpeet schpotta vorkommt Ausserdem wird auch en zum schwachtonigen e a kommen kumma gegangen ganga Dass es eine nordalemannische Mundart ist zeigt das Beibehalten des k im Wortanlaut Die Diphthongierung des mittelhochdeutschen i und u beweist dass die sathmarschwabische Mundart zum schwabischen Zweig des Nordalemannischen gehort und zwar zum sudlichen Oberschwabischen da die mittelhochdeutschen e und o sowie i u vor einem Nasallaut unverandert bleiben 12 Liedgut BearbeitenDie Liedersammlung Alte schwabische Volkslieder aus Sathmar von Hugo Moser ist die erste Sammlung sathmarschwabischer Volkslieder In den Jahren von 1928 bis 1938 begann er unter Mithilfe des Lehrers und Liedersammlers Stefan Koch das sathmarschwabische Volkslied zu erforschen und zusammenzustellen Moser hatte sich selbst um die Wiederbelebung schwabischer Lieder in Sathmar bemuht Doch die Wirren des Zweiten Weltkriegs hatten zunachst auch im Bereich des Gesanges eine grosse Lucke hinterlassen Anfang der 1960er Jahre besann man sich jedoch wieder auf das angestammte Brauchtum nachdem die Lehrer an den deutschen Schulen seit 1948 deutsche und schwabische Lieder singen durften Nach den Liedsammlungen von Hugo Moser erganzten die Liedaufzeichnungen von Helmut Berner und Claus Stephani aus den Jahren 1965 bis 1984 die ersten Forschungen und Sammelergebnisse Mosers und erweiterten sie durch Sagen Gschichtle und andere volkskundliche Belege Wolfgang A Mayer vom Johannes Kunzg Institut fur Volkskunde in Munchen konnte 1974 und 1975 rund 100 Lieder auf Tonband aufzeichnen Pfarrer und Volkskundler Anton Joseph Ilk der von 1977 bis 1984 als Seelsorger in Sathmar tatig war entdeckte auf dem Boden der Herz Jesu Kirche eine 32 Lieder umfassende handschriftliche Sammlung die im Wesentlichen auf Hugo Moser zuruckzufuhren ist Das Collegium Suebicum Sathmarense formierte sich 1977 in Grosskarol Es besteht aus Musikern die seit 1990 den Schwerpunkt ihrer Forschung auf die Interpretation des sathmarschwabischen Liedgutes setzen 13 Bei den weltlichen Liedern der Sathmarer Schwaben kristallisieren sich diejenigen heraus die den Zusammenhang mit der ursprunglichen schwabischen Heimat in auffalliger Weise erkennen lassen Bei der Mehrzahl der nicht schwabischen Lieder handelt es sich um Melodien aus der Schweiz Vorarlberg Sachsen Bayern Slowakei und Osterreich Bei der Selbstbehauptung gegenuber anderen Einflussen aus den umgebenden Kulturen der Ungarn und Rumanen entstanden auch Heimatlieder Als eigentliches Heimatlied der Sathmarschwaben gilt das von Carl Muller gedichtete und von Josef Baber 1936 vertonte Lied Am Samisch und am Krasnastrand Hui sott i gauh das Lied vom Kartoffelreiben ist allerdings nicht allein in Sathmarschwaben zu finden sondern auch in anderen deutschen Landschaften mit verschiedenen Dialekten und auch Melodien 14 Eine Besonderheit sind die gesungenen Balladen im Sathmarer Gebiet Die verkaufte Mullerin bekannt aus dem gesamten deutschsprachigen Raum ist eine davon Hinzu kommen rund 50 veroffentlichte geistliche Lieder aus dem Raum Sathmar 13 Personlichkeiten BearbeitenSiehe auch Liste sathmarschwabischer Personlichkeiten Georg Haller 1883 1934 Kunstler Johann Scheffler 1887 1952 Bischof 15 Eugen Schonberger 1959 Bischof Zita Funkenhauser 1966 Florettfechterin Andrea Hohl 1975 Basketballspielerin Otto Fetser 1980 Handballspieler Wolfram Benz Schriftsteller Josef Baber Komponist 1910 16 Stefan Schmied Historiker 1919 1978 16 Maria Balogh Schriftstellerin 16 Literatur BearbeitenStefan Schmied Geschichte des sathmardeutschen Schulwesens Von den Anfangen bis 1971 Selbstverlag Leubas Kempten 1972 Claus Stephani Tal der stummen Geigen Volkserzahlungen aus dem Oascher und Sathmarer Land Ion Creangă Verlag Bukarest 1979 Ferdinand Flesch Beitrage zur Geschichte der Sathmarer Schwaben 50 Rundbriefe Eigenverlag Ravensburg 1984 Helmut Berner Claus Stephani Volksgut der Sathmarschwaben Schriftenreihe der Kommission fur ostdeutsche Volkskunde in der DGV e V Bd 32 N G Elwert Verlag Marburg 1985 Ernst Hauler Sathmar und seine Schwaben Eckart Schriften 112 Wien 1987 Claus Stephani Marchen der Rumaniendeutschen Reihe Die Marchen der Weltliteratur Eugen Diederichs Verlag Munchen 1991 Ernst Hauler Nur sie sprachen noch deutsch Zum Tode von Viktor Habenicht In Der Donauschwabe Aalen 41 39 29 September 1991 S 4 Claus Stephani Marchen der Rumaniendeutschen Reihe Die Marchen der Weltliteratur Eugen Diederichs Verlag Munchen 1991 Claus Stephani Die Sathmarschwaben auf der Suche nach ethnischer Identitat In Geschichte Gegenwart und Kultur der Donauschwaben Texte aus der aktuellen Diskussion Sindelfingen Heft 2 1992 S 57 63 Claus Stephani Sathmarschwabische Lebensgeschichten Schriftenreihe der Kommission fur ostdeutsche Volkskunde in der Deutschen Gesellschaft fur Volkskunde e V Bd 66 N G Elwert Verlag Marburg 1993 Claus Stephani Sagen der Rumaniendeutschen Eugen Diederichs Verlag Munchen 1994 Nicolae Gelenczer Die Sathmarschwaben Ein Abriss aus historischer und soziologischer Sicht GRIN Verlag 2007 17 Weblinks Bearbeitensathmarerschwaben de Verband der Sathmarer Schwaben und Oberwischauer Zipser e V angele sippe org Kurt Diemer Auswanderungen aus Oberschwaben im 18 Jahrhundert Auszug aus BC Heimatkundliche Blatter fur den Kreis Biberach 2010 1 herausgegeben von der Gesellschaft fur Heimatpflege Kunst und Altertumsverein in Stadt und Landkreis Biberach e V genealogienetz de Liste von Dorfern im Bereich Satu Mare genealogienetz de Karte von Dorfern im Bereich Satu MareEinzelnachweise Bearbeiten sathmarer schwaben de Memento vom 8 April 2011 im Internet Archive Die Sathmarer Schwaben genealogienetz de Sathmarland Karte a b c d e f g h i j k l Deutsche Siedler im Nordwesten Rumaniens Memento vom 2 Februar 2014 im Internet Archive abgerufen am 25 Januar 2014 Landratsamt Ravensburg Die Sathmarer Schwaben Wechselvolles Schicksal deutscher Siedler im Nordwesten Rumaniens Memento vom 2 Februar 2014 im Internet Archive vom 17 Oktober 2010 abgerufen am 20 Mai 2010 Deutsche Siedlungsgebiete in Sudosteuropa nach der Turkenzeit abgerufen am 26 Januar 2014 a b c d Kurt Diemer Auswanderungen aus Oberschwaben im 18 Jahrhundert abgerufen am 26 Januar 2014 Die deutschen Ostgebiete Memento vom 2 Februar 2014 im Internet Archive Die Sathmarer Schwaben abgerufen am 25 Januar 2014 Am Anfang war die neue Heimat abgerufen am 25 Januar 2014 Gotz Aly Endlosung Volkerverschiebung und der Mord an den europaischen Juden S Fischer Verlag Frankfurt 1995 Kapitel IV a b Hans Gehl Die sathmarschwabischen Dialekte und ihre Sprachtrager abgerufen am 26 Januar 2014 Volker Strahle Das kleine Oberschwaben in Rumanien 26 November 2012 www schwaebische de Schwabischer Verlag abgerufen am 27 Januar 2014 Helmut Berner Die Mundart der Sathmarer Schwaben nebst einigen ihrer Besonderheiten Memento vom 24 September 2015 im Internet Archive abgerufen am 29 Januar 2014 a b Wolfram Benz Das Liedgut der Schwaben in Sathmar Rumanien 1996 S 7 abgerufen am 26 Januar 2014 Wolfram Benz Haim sell i geih Pope approves canonization for Italian priest 35 beatifications abgerufen am 29 Januar 2014 a b c Schwabenpost Nr 9 III Jahrgang September 2009 abgerufen am 29 Januar 2014 E Book Nicole Gelencser Die Sathmarschwaben Ein Abriss aus historischer und soziolinguistischer Sicht Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sathmarer Schwaben amp oldid 236301963