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Bei der Verschleppung der Rumaniendeutschen in die Sowjetunion wurden vom Januar 1945 bis zum Dezember 1949 zwischen 70 000 und 80 000 Rumaniendeutsche auf Grundlage ethnischer Kriterien in die Sowjetunion verschleppt Dort leisteten sie Zwangsarbeiten als Reparation fur die Zerstorungen des Zweiten Weltkriegs uberwiegend in Bergwerken und Schwerindustriebetrieben in der Ukraine aber auch im Kaukasus 1 Die Angaben uber die Anzahl der Betroffenen schwanken von 70 000 2 uber 75 000 3 bis zu 80 000 4 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 Anordnung der Deportation 1 3 Reaktionen in Rumanien 1 4 Internationale Reaktionen 1 5 Die Deportation 1 6 Betroffene rumaniendeutsche Volksgruppen 1 6 1 Sathmarer Schwaben 1 6 2 Siebenburger Sachsen 1 6 3 Banater Schwaben 2 Kunstlerische Verarbeitung 3 Rehabilitation und Gedenken 4 Bewertung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Im Verlaufe des Koniglichen Staatsstreichs vom 23 August 1944 liess Konig Michael I von Rumanien den Staatsfuhrer Marschall Ion Antonescu verhaften und beendete unerwartet die Allianz mit dem NS Staat Das Land stand von nun an der Seite der Alliierten In der Folge nahm die Rote Armee Rumanien ein und stationierte Truppen im ganzen Land Nach der von Winston Churchill und Josef Stalin getroffenen und von den Amerikanern akzeptierten Vereinbarung war das besetzte Rumanien ab 1945 fester Bestandteil der sowjetischen Einflusssphare 5 Der Waffenstillstandsvertrag Rumaniens mit den Alliierten vom 12 September 1944 enthielt keine Vereinbarung oder Geheimklausel uber Reparationsleistungen durch die Bereitstellung von Arbeitskraften 6 Schon unmittelbar nach der rumanischen Kapitulation am 23 August 1944 gingen Geruchte einer bevorstehenden Deportation der Volksdeutschen um Neben anderen Reparationsleistungen sollte Stalin angeblich 100 000 rumanische Staatsburger als freiwillige Arbeitskrafte fur den Wiederaufbau der Sowjetunion gefordert haben Gegen Ende des Jahres 6 verstarkten sich die Geruchte uber eine bevorstehende Verschleppung 5 Anordnung der Deportation Bearbeiten Am 31 Oktober 1944 uberreichte der stellvertretende Vorsitzende der Alliierten Kontrollkommission General Winogradow der rumanischen Regierung eine Note mit der Forderung bis zum 10 November Listen mit sich in Rumanien befindlichen ungarischen Staatsangehorigen rumanischen Bessarabienfluchtlingen zwecks Ruckfuhrung Reichsdeutschen und rumanischen Staatsangehorigen ethnisch deutscher und ungarischer Herkunft vorzulegen Die Listen mit Deutschen und deutschstammigen Personen wurden zwischen Oktober und Dezember erstellt Parallel wurden von den sowjetischen Heeresgruppen auch Erhebungen uber die Zahl der deutschen Bevolkerung in Ungarn Jugoslawien und der Tschechoslowakei erstellt Das Ergebnis der Zahlungen wurde am 15 Dezember 1944 Stalin vorgelegt der am 16 Dezember den Befehl zur Zwangsverschleppung der arbeitsfahigen deutschen Manner und Frauen gab wobei gleichzeitig der Aktionsplan und die dafur Verantwortlichen festgelegt wurden 6 Ende Dezember 1944 gingen bereits einige Transporte mit Volksdeutschen aus Jugoslawien zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion 5 Bereits am 19 Dezember erhielten die rumanischen Polizeiinspektoren auf telefonischem Weg Anordnungen zu konkreten Vorbereitungsmassnahmen 6 und auch die staatliche Eisenbahngesellschaft Rumaniens Căile Ferate Romane hatte Wochen im Voraus Viehwaggons im Hinblick auf die Aktion vorbereitet 7 Am 31 Dezember 1944 3 und 6 Januar 1945 uberreichte die Sowjetunion im Namen der Alliierten Kontrollkommission fur Rumanien der rumanischen Regierung die Note 031 mit der Aufforderung alle Deutschen fur Arbeiten in der Sowjetunion zur Verfugung zu stellen Manner im Alter von 17 bis 45 Frauen im Alter von 18 bis 30 Jahren bis auf Schwangere Frauen mit Kindern unter einem Jahr und Arbeitsunfahige 8 Die Auszuhebenden sollten unter der Verantwortlichkeit von Polizeiinspektoren in neben Eisenbahnstationen eingerichteten Sammelstellen zusammengefuhrt werden Reaktionen in Rumanien Bearbeiten Die rumanische Regierung befasste sich am 5 und 10 Januar in zwei Kabinettssitzungen speziell mit der bevorstehenden Deportation die konkreten Beschlusse sind jedoch nicht bekannt Die neue burgerliche Regierung Rumaniens unter dem Premierminister General Nicolae Rădescu stimmte der Deportation offiziell zu Rumaniendeutsche Politiker wie Hans Otto Roth Rudolf Brandsch Herwart Scheiner und Vertreter der Banater Schwaben formulierten ihren Protest und wurden bei Rădescu vorstellig Dieser soll eingestanden haben dass die rumanische Regierung gegen den sowjetischen Befehl ohnmachtig sei Da die UdSSR die Deportation im Namen der Alliierten anordnete protestierte Rădescu Anfang Januar bei den Regierungen Grossbritanniens und der Vereinigten Staaten uber deren diplomatischen Vertreter wobei er rechtliche okonomische und humanitare Argumente anfuhrte Er berief sich auch auf das Waffenstillstandsabkommen das keine Bestimmungen zur Leistung von Reparationen durch Arbeitskrafte enthielt Es sei ferner inhuman Menschen ins Ungewisse zu verschleppen Familien auseinanderzureissen und Kinder und alte Menschen zuruckzulassen Zudem werde der rumanischen Wirtschaft grosser Schaden durch den Ausfall dieser Arbeitskrafte zugefugt was sich auch auf die Kriegsleistungen Rumaniens negativ auswirken werde Auch Konig Michael I protestierte in Memoranden gegen das widerrechtliche Vorgehen der Sowjetunion Am 16 Januar wies Rădescu in seiner Protestnote an General Winogradow auf die Pflicht der rumanischen Regierung die Interessen aller ihrer Untertanen ungeachtet ihrer ethnischen Abstammung zu schutzen hin Internationale Reaktionen Bearbeiten Die anglo amerikanischen Regierungen wurden durch das eigenmachtige Vorgehen ihres sowjetischen Partners nicht nur uberrascht sondern auch vor vollendete Tatsachen gestellt Sie ausserten ihren Unmut vor allem daruber dass diese Aktion auch in ihrem Namen angeordnet worden war obwohl es dafur keine Vereinbarung gab Sie folgten dabei der Argumentation der rumanischen Regierung Ihre Noten erreichten die sowjetischen Stellen in Bukarest und Moskau erst zu einem Zeitpunkt an dem die Aushebungen bereits liefen oder abgeschlossen waren 6 Auf der Konferenz von Jalta 4 11 Februar 1945 stimmten die Alliierten den sogenannten reparations in kind englisch Reparationsleistungen an die Sowjetunion zu Dieser Begriff schloss ausser geplanten Lieferungen Deutschlands aus der laufenden Produktion und den Demontagen deutscher Industrieanlagen auch die Verwendung deutscher Arbeitskrafte ein Gemass Angaben des damaligen stellvertretenden sowjetischen Aussenministers Iwan Michailowitsch Maiski waren fur die Deportation Kriegsverbrecher und aktive Nazis zur Wiedergutmachung Bestrafung und Umerziehung der Deutschen vorgesehen 5 Der Beschluss von Jalta bezog sich allerdings nur auf Deutschland und uber dessen Reparationszahlungen sollte erst nach Kriegsende konkret entschieden werden Nach dem Krieg beschrankten sich die Sowjets in den besetzten Zonen Ostdeutschlands und Osterreichs auf eine Aushebung von etwa 26 000 arbeitsfahigen Facharbeitern und sahen dort von grosseren Massendeportationen ab 6 Die Deportation Bearbeiten Die Verordnung der Deportation in die Sowjetunion wurde vom Hohen Sowjetischen Kommandament in der am 16 17 Januar 1945 erschienenen rumanischen Parteizeitung Scinteia bekannt gemacht Das Prasidialamt des Ministerrates teilt mit Wegen verschiedener Geruchte die im Umlauf sind und jeder Grundlage entbehren wird dem deutschen Volk folgendes mitgeteilt Laut Verordnung des Hohen Sowjetischen Kommandaments werden Arbeitskrafte mobilisiert und dorthin verschickt wo man sie benotigt Betroffen sind folgende Kategorien deutschstammiger Burger Manner zwischen 16 und 45 Jahren Frauen zwischen 18 und 30 Jahren ausser Mutter mit Kindern unter einem Jahr Nachdem sie den Bestimmungsort erreichen werden ihre Familien benachrichtigt und berechtigt ihnen zu schreiben und Pakete zu schicken Die Mobilisierung hat provisorischen Charakter da es sich um notwendige Arbeit als Kriegsschadeneinsatzleistung handelt 9 Die Deportation lief nach einem von den rumanischen Behorden in enger Zusammenarbeit mit den sowjetischen Besatzern vorbereiteten Plan Die Ortseingange wurden von Militar und Polizei abgeriegelt der Telefon Telegraf und Eisenbahnverkehr wurde unterbrochen und gemischte rumanisch sowjetische Patrouillen gingen mit vorbereiteten Listen zur Aushebung von Haus zu Haus Einige der Betroffenen versuchten sich in den Bergen und Waldern zu verstecken jedoch zwang die Drohung Eltern oder Verwandte als Geiseln zu verhaften viele sich freiwillig zu stellen Andere schlossen rasch Scheinehen mit Rumanen 7 oder fremden nichtgefahrdeten Staatsburgern Bei der Aushebung wurde keine Rucksicht auf die Zuruckgebliebenen genommen auch wenn das Kinder waren die elternlos blieben Es gab unzahlige Falle wo Kinder den Grosseltern uberlassen wurden oder von fremden Familien aufgenommen werden mussten 6 Die politische Haltung der Einzelnen spielte bei dieser Aktion keine Rolle denn es wurden auch aktive Kommunisten oder Angehorige der rumanischen Armee rumanisch Armata Romană mit deutschstammigem Hintergrund ausgehoben Die evangelische Kirche bemuhte sich besonders von Rumanien aus mit schriftlichen und mundlichen Interventionen bei der rumanischen Regierung bei sowjetischen Stellen ja sogar durch Schreiben an Stalin um die Ruckfuhrung und Repatriierung der Deportierten 6 Die sowjetischen Behorden entliessen spater einen betrachtlichen Teil von ihnen nicht nach Rumanien sondern in die sowjetische Zone Deutschlands besonders nach Thuringen 10 Die Ruckkehrer fanden in Rumanien eine veranderte Gesellschaftsstruktur fur ihre politische wirtschaftliche und soziale Integration vor als die die sie 1945 verlassen hatten 11 Betroffene rumaniendeutsche Volksgruppen Bearbeiten nbsp Verteilung der deutschen Volksgruppen in Rumanien Stand 1918Sathmarer Schwaben Bearbeiten Die Verschleppung von rund 5000 Sathmarer Schwaben im Nordwesten Rumaniens begann schon am 2 und 3 Januar 1945 12 Bei der Zwangsarbeit kamen bis 1948 49 fast 1000 Sathmarer ums Leben 13 Siebenburger Sachsen Bearbeiten In Siebenburgen wurden zwischen dem 11 und 16 Januar 30 336 Siebenburger Sachsen verhaftet also circa 15 Prozent bezogen auf die Volkszahlung von 1941 Davon waren 46 4 Prozent Manner und 53 4 Frauen Konnte das Soll nicht erfullt werden weil die Listen Personen umfassten die abwesend waren oder sich versteckt hatten wurden Manner und Frauen festgenommen die alter oder junger als das vorgesehene Alter waren Dieses war bei 10 Prozent der Rekrutierten der Fall die altesten Verschleppten waren 55 die jungsten 13 Jahre alt 6 Etwa zwei oder drei Tage nach der Eintreibung fuhren die Transporte ab Kleinere Gruppen mit deutschen Angehorigen der rumanischen Armee oder aufgestoberten Versteckten folgten im Februar nach Die in Targu Jiu inhaftierten arbeitsfahigen Funktionare der Deutschen Volksgruppe wurden am 11 Januar abtransportiert In Viehwaggons in die man jeweils 40 bis 70 Manner und Frauen zusammenpferchte dauerte die Fahrt bei eisiger Kalte primitivsten hygienischen Verhaltnissen und notdurftiger Versorgung bis zu den Bestimmungsorten mehrere Wochen Fur neun von zehn Deportierten endete der zweiwochige Transport im Donezbecken und im Dongebiet in der Ukraine in den Bezirken Dnepropetrowsk Stalino sowie Woroschilowgrad Die ubrigen waren sechs Wochen unterwegs und wurden in den Bezirk Molotow im Ural verbracht Die Deportierten wurden hier in 85 Lager verteilt die allerdings haufig nicht darauf vorbereitet waren die Verschleppten menschenwurdig aufzunehmen Dort arbeitete jeder Dritte im Bergbau jeder Vierte im Bauwesen die ubrigen in der Industrie Landwirtschaft oder Lagerverwaltung Die wenigsten erhielten Arbeit in ihren Berufen zugeteilt Infolge der schlechten Unterbringung und unhygienischer Bedingungen der schlechten medizinischen Betreuung der durftigen Ernahrung der schweren Arbeitsbedingungen und Unfalle gab es viele Kranke und Tote 6 Die Kommunikation mit den Daheimgebliebenen war im Allgemeinen auf ein Minimum begrenzt die Deportierten durften lediglich 25 Worte nach vorgeschriebenem Muster an ihre Verwandten schreiben 7 Bald schon wurden die ersten Kranken und Arbeitsunfahigen entlassen wobei sich die Entscheidungstrager uber Verbleib oder Entlassung allein vom Arbeitswert der Internierten leiten liessen Schon im Herbst 1945 wurden 3548 und im Folgejahr 1546 Personen uber Frankfurt an der Oder in die Sowjetische Besatzungszone SBZ entlassen sowie 861 Personen nach Rumanien 1947 wurden 2950 Personen in die SBZ entlassen und 402 nach Rumanien Ab 1948 verbesserten sich die Lebensbedingungen so dass die Zahl der Kranken und Toten stark zuruckging Erst ab diesem Jahr wurden auch gesunde Arbeitskrafte insgesamt etwa 49 Prozent entlassen und zwar ausschliesslich nach Rumanien Ab Oktober 1949 wurden die Arbeitslager in der Sowjetunion aufgelost 8486 Verschleppte das letzte Drittel kehrte daraufhin nach Siebenburgen zuruck Aus der Sowjetzone Deutschlands kehrten etwa 50 Prozent heim Die ubrigen gelangten meistens nach Westdeutschland wahrend 182 Personen in der spateren Deutschen Demokratischen Republik verblieben Lediglich eine kleine Gruppe von 202 Personen wurde erst 1950 bis 1952 nach Hause entlassen Sieben Siebenburger Sachsen verblieben in der Sowjetunion 3076 Personen also knapp 12 Prozent der Deportierten verloren wahrend der Deportation in der Sowjetunion ihr Leben 1947 war die Todesrate am hochsten Das Verhaltnis von Mannern zu Frauen unter den Todesopfern lag bei drei zu eins 11 nbsp Stalino heute Donezk 1946Banater Schwaben Bearbeiten Circa 33 000 Banater Schwaben wurden zwischen dem 14 und 16 Januar 1945 ausgehoben 14 In den Stadten wurden die Betroffenen durch gemischte rumanisch sowjetische Militarpatrouillen aus ihren Hausern geholt In den Dorfern fanden sich die Betroffenen nach Aufforderung durch Gendarmen und Gemeindedienern in den Schulen ein von wo aus sie in Sammelstellen gebracht wurden um anschliessend mit Zugen nach Temeswar transportiert zu werden Aus Temeswar gingen die ersten Transporte ab dem 18 Januar 1945 in Richtung Ostgrenze Es folgten wochenlange Transporte in Viehwaggons in die sowjetischen Kohle und Industriereviere wo die Deportierten an sieben Tagen in der Woche taglich 12 Stunden bei unzureichender Hygiene und Ernahrung Zwangsarbeit leisten mussten Um die 5000 Personen etwa 15 Prozent der Betroffenen uberlebten nicht 9 Kunstlerische Verarbeitung BearbeitenDer Baumeister und Architekt Fritz Gockler aus Mediaș fertigte wahrend seiner Deportation 1945 46 Karten des Lagers Petrowka an von denen einzelne spater in mehreren Buchpublikationen veroffentlicht wurden 15 Die Graphiken von Friedrich von Bomches sowie die Bilder der Bruder Viktor und Julius Sturmer veranschaulichen die Deportation mit kunstlerischen Mitteln Bomches Kohlezeichnungen verarbeiten Momente der apokalyptischen Erfahrung wahrend der Deportation Wiedersehen In der Fremde Zwangsarbeiter Steinbruch Das Lager Das grosse Ungluck Viktor Sturmer verbindet in seinen Arbeiten beispielsweise im Bild Jeder hat soviel Recht wie er Macht besitzt das Leid der Deportation mit biblischen Motiven wahrend sich Julius Sturmers Skizzenbucher nach eigenen Aussagen nicht mit den Realitaten im Straflager befassen sie entstanden vielmehr aus Wunschtraumen und Hoffnungen heraus 7 Walter Engel Direktor der Stiftung Gerhart Hauptmann Haus in Dusseldorf bedauerte noch 1995 dass kein Schriftsteller mit der Tiefe eines Alexander Solschenizyn bisher uber die Ereignisse der Verschleppung geschrieben habe 7 Der Rumanische Schriftstellerverband zeichnete den Autor Stefan Ehling fur seinen Roman Martha uber die Deportation der Banater Schwaben mit dem Preis fur das beste literarische Debut des Jahres 2008 aus 16 Ein literarischer Bericht wie die Deportationen in Hermannstadt abliefen ist im Roman Januar 45 oder Die hohere Pflicht von Erwin Wittstock zu finden Herta Muller erhielt fur ihren Roman Atemschaukel 17 in dem die Verfolgung Rumaniendeutscher unter Stalin in einer individuellen Geschichte basierend auf den Erfahrungen von Oskar Pastior beschrieben wird 18 2009 den Nobelpreis fur Literatur Im Liedgut adaptierten die Deportierten das Russlandlied das zu der Melodie der russischen Ballade Stenka Rasin in vielen Lagern und noch nach der Heimkehr der Verschleppten in vielen Dorfern des Banats und des Sathmarlandes gesungen wurde 19 Rehabilitation und Gedenken BearbeitenAm 1 Mai 1997 entschuldigte sich der rumanische Aussenminister Adrian Severin beim deutschen Aussenminister Klaus Kinkel fur das Unrecht das der deutschen Bevolkerung wahrend der kommunistischen Diktatur zugefugt wurde Neben der Deportation der Banater Schwaben in die Bărăgan Steppe verurteilte er in dieser Erklarung sowohl das den Deutschen zugefugte Leid in der Nachkriegszeit als auch die Verschleppung der Deutschen zur Zwangsarbeit in sowjetische Arbeitslager und den entwurdigenden Menschenhandel in den 1970er und 1980er Jahren Dabei verurteilte er zutiefst diese traumatischen Praktiken und sprach seine Entschuldigung fur das Geschehene aus als eine Geste der moralischen Wiedergutmachung an jenen Burgern Deutschlands die fruher Burger unseres Landes waren deren Schicksal von solchen verdammenswerten Taten bleibend gepragt ist 20 Die rumanische Regierung beschloss am 16 Oktober 1990 dem Parlament einen Gesetzesentwurf zur Entschadigung jener Personen vorzulegen die unter der kommunistischen Diktatur verfolgt oder deportiert wurden In der Begrundung hiess es Nach dem 23 August wurde eine grosse Anzahl rumanischer Staatsburger deutscher Nationalitat zur Zwangsarbeit in die UdSSR deportiert Die Deportation erfolgte willkurlich allein auf der Basis der Zugehorigkeit zur deutschen Minderheit Diese diskriminierende widerrechtliche Massnahme aufgrund ausschliesslich ethnischer Kriterien loste den Prozess der Auswanderung der Deutschen aus Auf Grund dieses Gesetzentwurfes wurde das Dekret Nr 118 im Jahre 1990 erlassen durch welches die Jahre der Zwangsarbeit und die der Deportation als Dienstjahre bei der Berechnung der rumanischen Rente anerkannt werden wobei jedes Haft und Internierungsjahr als ein Jahr und sechs Monate Dienstzeit zahlt Leistungen nach diesem Gesetz wurden jedoch nur fur Inhaber der rumanischen Staatsangehorigkeit vorgesehen Art 12 Dekret 118 1990 die den Deutschen aus Rumanien bei der Ausreise vor der Wende aberkannt wurde Die meisten Betroffenen waren so von einer Entschadigung ausgeschlossen 21 Im Jahre 2009 wurde durch Gesetz 221 2009 erstmals eine Rehabilitation von politisch Verfolgten unabhangig von der Staatsangehorigkeit geregelt Die Russlanddeportation wurde zuerst nach einer Entscheidung des Tribunals Bukarest Urteil Nr 1911 vom 14 Dezember 2010 als politische Verfolgung im Sinne dieses Gesetzes anerkannt 22 Durch Entscheidung des Obersten Kassations Gerichtshofes Nr 15 vom 12 November 2012 wurde diese Rechtsprechung jedoch aufgegeben und auf die Rehabilitierung der Verschleppten unter Zugrundelegung einer angeblichen Kollektivschuld auch der deutschen Zivilbevolkerung Rumaniens an den Folgen des Krieges als sachlicher Differenzierungsgrund fur eine Ungleichbehandlung verzichtet 23 24 Am 14 Januar 1995 fand im Festsaal des Alten Rathauses in Munchen unter der Schirmherrschaft der damaligen bayerischen Sozialministerin Barbara Stamm eine Gedenkveranstaltung zum Thema 50 Jahre seit der Verschleppung in die ehemalige Sowjetunion statt die gemeinsam von den Landsmannschaften der Banater Schwaben Donauschwaben Sathmarer Schwaben Siebenburger Sachsen und Deutschen aus Ungarn organisiert wurde Die wissenschaftliche Tagung zog uber 1000 Besucher an Um die 2500 Personen beteiligten sich an dem darauf folgenden okumenischen Gottesdienst in der Frauenkirche 7 Zum 60 Jahrestag der Deportationen fand am 18 Marz 2006 im Stuttgarter Haus der Heimat eine Gedenkveranstaltung mit einer von Zeitzeugen zusammengestellten Ausstellung zum Thema Verlust der Heimat durch Deportation statt 25 Am 23 Februar 1990 entstand der Verein der ehemaligen Russlanddeportierten zur Reprasentation der Betroffenen in Timișoara Anfanglich hatte der Verein um die 8000 Mitglieder im Jahr 2010 zahlte der Verein im Banat nur noch 650 und landesweit in Rumanien 1600 Mitglieder 26 Bewertung BearbeitenDer Deportation ging die europaweite Verschleppung von rund 6 Millionen Zwangsarbeitern und zivilen Arbeitskraften in das nationalsozialistische Deutschland voraus 27 Der US amerikanische Volkerrechtler und Historiker Alfred de Zayas weist in mehreren seiner Arbeiten darauf hin dass die Bedingungen unter denen die Reparationsverschleppten in der Sowjetunion arbeiteten sich nicht von der Sklavenarbeit in den Arbeitslagern Nazideutschlands unterschieden hatten Er unterstreicht auch dass die Verschleppung deutscher Zivilpersonen zu Zwangsarbeit desgleichen ein volkerrechtliches Kriegsverbrechen und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit gewesen sei Dabei verweist er auf die Nurnberger Prozesse Ebenso sei die Verschleppung von Zivilbevolkerung aus einem besetzten Land nach Artikel 52 der Haager Landkriegsordnung von 1907 ein Kriegsverbrechen Auch der siebenburgische Soziologe Georg Weber bemerkte dass Churchill und Roosevelt in Jalta einem Vorgehen zugestimmt hatten dass bis dahin nur dem Dritten Reich nachgewiesen werden konnte und das einige Monate spater beim Nurnberger Gerichtshof als Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit geahndet werden sollte 7 Der siebenburgische Historiker Thomas Nagler 28 weist darauf hin dass die Deportation als eines der ersten Kalten Kriegsereignisse anzusehen sei ein Ergebnis der wechselseitigen Unkontrollierbarkeit zwischen Ost und West noch wahrend des Zweiten Weltkriegs Es sei der rumanischen Ubergangsregierung nach dem Krieg zwar gelungen die verbliebenen Rumaniendeutschen im rumanischen Volksverbund innerhalb des Landes zu halten wahrend die deutschen Siedlergruppen aus allen anderen Staaten Mittel und Osteuropas weitgehend vertrieben wurden Mit der Verschleppung aller arbeitsfahigen Rumaniendeutschen in die Sowjetunion hatte das Land im Januar 1945 einen Ruckschlag erfahren Der Konig und die fuhrenden Politiker Rumaniens hatten von den sowjetischen Absichten gewusst sie waren aber nicht in der Lage gewesen die Verschleppung zu verhindern 29 Ab Marz 1945 allerdings zeichnete die nun von der Rumanischen Kommunistischen Partei gefuhrte Regierung verantwortlich fur die Enteignung der Rumaniendeutschen und andere Verfolgungen wie die spatere Deportation in die Bărăgan Steppe 6 Elena Zamfirescu Direktorin im rumanischen Aussenministerium 1995 bezeichnete ihre ehemaligen Landsleute deutscher Volkszugehorigkeit als erste Martyrer der Wende zum Bosen in der Geschichte Rumaniens 7 Der siebenburgische Historiker Michael Kroner rat bei der Beurteilung der rumanischen Einstellung zur Verschleppung zwischen der offiziellen Politik der Regierung und der Haltung verschiedener Bevolkerungsgruppen und Parteien zu differenzieren Er verweist auf Falle in denen rumanische und Roma Bewohner einiger Ortschaften Siebenburger Sachsen schadenfroh ja sogar jubelnd und triumphierend zu den Sammelstellen getrieben hatten Demgegenuber waren Rumanen zu nennen die uber die Verschleppung besturzt gewesen seien und Betroffenen Verstecke gewahrt hatten 6 Vertreter der politischen Parteien waren bezuglich der Vertreibung der Deutschen aus Rumanien geteilter Meinung Sogar einige Kommunisten sprachen sich fur ihren Verbleib in Rumanien aus wahrend ein vermeintlich Verbundeter der Siebenburger Sachsen der Nationalzaranist Iuliu Maniu sich zugunsten einer Aussiedlung ausserte 29 Maniu war 1944 am Aufbau der Schattenregierung beteiligt die nach dem Sturz Ion Antonescus am 23 August 1944 die Macht ubernommen hatte Thomas Nagler stellte weiterhin fest dass wahrend der Konig und der Premierminister General Rădescu protestierten der britische Premier Winston Churchill die Einziehung von Arbeitskraften deutscher Herkunft aus Osteuropa als ein Recht der Sowjets betrachtete 29 Bekannt wurde auch Churchills Ausserung gegenuber dem Foreign Office im Januar 1945 Why are we making a fuss about the Russian deportations in Romania of Saxons and others 30 deutsch Warum machen wir so viel Aufheben um die russischen Deportationen von Siebenburger Sachsen und anderen in Rumanien Der britische Autor Mark Percival 31 fuhrte an dass Churchill im zeitgenossischen Rumanien fur den angeblichen 90 prozentigen Ausverkauf des Landes an Stalin im Percentages agreement vom Oktober 1944 32 kritisiert worden sei Die Bedeutung dieser Vereinbarung sei jedoch zum einen uberschatzt worden und zum anderen ware die Vorstellung dass Stalin und Churchill Europa unter sich aufteilten eine beliebte und einfache Erklarung fur die sich entwickelnde Teilung Europas gewesen und hatte damit in die Diskussionslinien einiger politischer Fraktionen in Rumanien und Griechenland gepasst Diese hatten die Vereinbarung als den Hintergrund fur die mangelnde britische Einflussnahme auf rumanische Belange in den Jahren 1944 und 1945 gewertet Fakt ware jedoch gewesen dass die Rote Armee in Rumanien stand und dass damit die Regierung in Moskau in jedem Fall ihren Willen durchsetzen konnte was die britische Zuruckhaltung bedeutungslos mache Daruber hinaus habe Grossbritannien bedeutende kommerzielle Interessen in Rumanien zu schutzen gehabt und hatte die unvermeidliche kommunistische Herrschaft erst im Dezember 1945 akzeptiert 33 Literatur BearbeitenTheodor Schieder Das Schicksal der Deutschen in Rumanien Band 3 von Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost Mitteleuropa Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 2004 ISBN 3 423 34187 4 S 418 Daniel Bayer Deportiert und repatriiert Aufzeichnungen und Erinnerungen 1945 1947 Band 20 der Veroffentlichungen des Sudostdeutschen Kulturwerks Sudostdeutsches Kulturwerk Munchen 2000 ISBN 3 88356 145 2 S 149 Ortfried Kotzian Die Umsiedler Die Deutschen aus Bessarabien der Bukowina der Dobrudscha Galizien der Karpaten Ukraine und West Wolhynien Studienbuchreihe der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat Band 11 Langen Muller Munchen 2004 ISBN 3 7844 2860 6 S 384 Rezension Gunter Czernetzky Donbass Sklaven verschleppte Deutsche erinnern sich Bayerischer Rundfunk 1992 45 Minuten Renate Gockler Timoschenko Russland Deportierte erinnern sich Aufzeichnungen von Deportierten aus Rumanien Verlag Neuer Weg Bukarest 1992 Weblinks BearbeitenAnneli Ute Gabanyi Geschichte der Deutschen in Rumanien bei siebenbuerger deEinzelnachweise Bearbeiten Siebenbuerger de Siebenburgische Zeitung Seminar Die Russlanddeportation der Rumaniendeutschen Siebenbuerger de Siebenburgische Zeitung Wolfgang Gerhard Binder Reise ins Ungewisse Spurensuche im Donbass 9 Januar 2010 Anneli Ute Gabanyi Geschichte der Deutschen in Rumanien ursprunglich erschienen in Bundeszentrale fur politische Bildung Informationen zur politischen Bildung Heft 267 Aussiedler Temeswar Diplo de Deutsches Konsulat in Temeswar Klaus Brennecke Grusswort zur Gedenkstunde zum 65 Jahrestag der Deportation Deutschstammiger aus Rumanien in die damalige Sowjetunion 6 Februar 2010 a b c d Kulturraum Banat de Elisabeth Packi Wilhelm Weber Russland Verschleppung a b c d e f g h i j k l Siebenbuerger de Siebenburgische Zeitung Michael Kroner Deportation vor 60 Jahren war volkerrechtliches Kriegsverbrechen 28 Januar 2005 a b c d e f g h Ancestry com Saxon News Volksblatt 50 Jahre seit der Verschleppung in die ehemalige Sowjetunion 10 Februar 1995 S 6 7 banat de Berthold Neff Nur noch Haut und Knochen wankten sie durchs Lager a b Franz Etienne de Geschichtlicher Ruckblick der Banater Schwaben Der Originaltext lautete Precizări in legătură cu ridicarea nemților Președinția Consiliului de Miniștri comunică Intru cat circulă diferite svonuri care nu au temei se aduce la cunoștința populației de origină etnică germană următoarele Sunt ridicați din ordinul Inaltului Comandament Sovietic spre a fi duși in locurile unde se simte nevoie de brațe de muncă următoarele categorii de cetățeni de origine etnică germană Bărbații intre anii 16 45 Femeile intre anii 18 30 afară de acele care au copii ce nu au implinit varsta de un an După ce vor fi ajunși la locurile de destinație familiile vor fi incunoștiințate și autorizate să le scrie și să le trimită pachete Ridicarea are caracter provizoriu intru cat este vorba de muncă necesară pentru nevoile războiului Spiegel de Der Spiegel 12 1949 Zielbewusst verproletarisiert 19 Marz 1949 a b Siebenbuerger de Siebenburgische Zeitung August Schuller Russlanddeportation Vom Umgang mit unserer Lebensgeschichte 11 Januar 2010 Z G V de Memento vom 23 Dezember 2014 im Internet Archive Zentrum gegen Vertreibungen Erika Steinbach Rede zur Verleihung des Franz Werfel Menschenrechtspreises am 31 Oktober 2009 Wolfram Benz Das Liedgut der Schwaben in Sathmar Rumanien Memento vom 3 Februar 2014 im Internet Archive Heinrich Freihoffer Das Banat und die Banater Schwaben Band 2 Der Leidensweg der Banater Schwaben im zwanzigsten Jahrhundert Landsmannschaft der Banater Schwaben aus Rumanien in Deutschland Munchen 1983 S 680 Siebenbuerger de Siebenburgische Zeitung Fritz Gockler Deportation in die Sowjetunion Zeichner identifiziert 22 Marz 2009 una miteinander impreuna miteinander egyuttesen nr 32 noiembrie 2010 Banater Zeitung Balthasar Waitz Beste Banater Bucher ausgezeichnet Debutpreis fur Stefan Ehling und seinen Deportationsroman Martha Herta Muller Atemschaukel Hanser Verlag Munchen 2009 ISBN 978 3 446 23391 1 S 299 youtube com Interview mit Herta Muller bei Literatur im Foyer SWR Fernsehen zu dem Roman Atemschaukel Lange 14 09 Minuten Wolfram Benz Das Liedgut der Schwaben in Sathmar Rumanien Memento vom 3 Februar 2014 imInternet Archive 1996 S 7 abgerufen am 26 Januar 2014 Billed de Memento vom 5 November 2013 im Internet Archive Elisabeth Packi et al Gegen das Vergessen 60 Jahre seit der Russlanddeportation Banat Blogger blogspot com Elisabeth Packi Die Russland Deportation im Banat 27 September 2009 www siebenbuerger de Die Russlandverschleppung wird in Rumanien als politische Verfolgung anerkannt SbZ Online 16 Februar 2011 Entscheidung veroffentlicht im Amtsblatt Rumaniens am 12 Dezember 2012 Monitorul Oficial al Romaniei partea I nr 837 din 12 decembrie 2012 www siebenbuerger de Bernd Fabritius Ruckschlag in den Verfahren zur Entschadigung fur Russlanddeportation SbZ Online am 9 Januar 2013 Siebenbuerger de Siebenburgische Zeitung Beruhrende Gedenkveranstaltung zum 60 Jahrestag der Deportationen 27 April 2006 Temeswar Diplo de Deutsches Konsulat in Temeswar Karl Singer Banater Forum 2010 6 Februar 2010 Siebenbuerger de Siebenburgische Zeitung Christian Schoger Lebhafte Debatte uber Deportation auch nach 60 Jahren 28 Januar 2005 Hermannstadter Zeitung Zeno Pinter Das Bild der Geschichte bereichert Der Historiker Dr Thomas Nagler feiert am 30 Januar seinen 70 Geburtstag Ausgabe Nr 2117 vom 30 Januar 2009 a b c Siebenbuerger de Siebenburgische Zeitung Thomas Nagler Der lange Aufbruch aus Siebenburgen 15 Juni 2004 John V Denson The Costs of War Americas pirrhic victories Transaction Publishers Brunswick New Jersey 1999 ISBN 978 0 7658 0487 7 S 356 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Vivid ro Memento vom 31 Juli 2010 im Internet Archive Mark Percival The division of Europe according to Winston Churchill and Joseph Stalin 1944 CVCE in englischer Sprache Mark Percival Churchill and Romania The myth of the October 1944 betrayal In Contemporary British History Vol 12 Nr 3 Routledge Imprint of the Taylor amp Francis Group 1998 ISSN 1361 9462 S 151 hier 41 61 englisch Abstract Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verschleppung von Rumaniendeutschen in die Sowjetunion amp oldid 236945190