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Dieser Artikel beschaftigt sich mit den im 18 19 Jahrhundert im heutigen Rumanien und der Ukraine angesiedelten deutschsprachigen Zipsern Zur Herkunftsgemeinschaft in der heutigen Slowakei siehe Zipser Sachsen Die Zipser in Rumanien ungarisch cipszer rumanisch țipțeri sind Nachkommen einer ausgewanderten Gruppe deutschsprachiger Zipser Sachsen aus der Zips in der heutigen Slowakei die teilweise bis heute in Rumanien leben Sie bilden eine Untergruppe der Rumaniendeutschen im Kreis Maramureș sowie in Teilen der Sudwestbukowina heute Kreis Suceava und im Banater Gebirge Bis zum Zweiten Weltkrieg lebten auch Zipser in der heute zur Ukraine gehorenden Karpatenukraine und wohl auch in der kroatischen Region Slawonien und der serbischen autonomen Provinz Vojvodina Diese Zipser wurden meistens Ende 18 Anfang 19 Jahrhundert in schon bestehenden Ortschaften angesiedelt wo sie in neuen Ortsteilen mit charakteristischem Baustil zusammenlebten die Zipserei genannt werden nur selten grundeten sie neue Dorfer Renovierte Zipser Hauser im Zipserei Viertel rumanisch Cartierul Țipțerai in Vișeu de Sus deutsch Oberwischau Kreis Maramureș Rumanien Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 Ansiedlungen und Geschichte ausserhalb der Zips 2 Siedlungen der Zipser 2 1 Ortschaften in Rumanien 2 2 Ortschaften in der Ukraine 3 Traditionen und Brauche 4 Personlichkeiten 5 Literatur 6 Videomaterial 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Hauptartikel Zipser Sachsen Die Bezeichnung Zipser stammt von Einwanderern aus der Zips ungarisch Szepes slowakisch Spis damals Oberungarn heute Slowakei Die Geschichte der deutschsprachigen Zipser begann mit ersten Ansiedlungen im 12 Jahrhundert im Rahmen der hochmittelalterlichen Ostsiedlung Die Mehrheit siedelte sich in der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts an angeworben mit Privilegien der ungarischen Konige die denen der Siebenburger Sachsen ahnlich waren darunter Abgabenfreiheit vom ungarischen Adel und autonome Selbstverwaltung nach eigener Rechtstradition Die Einwanderung endete im 14 Jahrhundert 1 Die Zipser Sachsen entwickelten mit der Zipser Willkur von 1370 ein autonomes Recht nach eigener Tradition das einzige deutsche Landrecht in der Slowakei neben mehreren Stadtrechten 2 Die Zipser Sachsen bildeten vom 13 Jahrhundert bis in die Fruhe Neuzeit 16 18 Jahrhundert die grosste und die wirtschaftlich und zumindest in den ersten beiden Jahrhunderten auch politisch dominierende Bevolkerungsgruppe der Zips aber nie die einzige Bevolkerungsgruppe der Region Ihre Privilegien standen im Laufe des 14 18 Jahrhundert immer starker unter politischem Druck durch den ungarischen Adel einige Hochadelsgeschlechter wahlten ihren Stammsitz in der Zips der nicht an vielen abgabenbefreiten Bewohnern interessiert war und entweder durch eine feudale Besiedlung mit abgabepflichtigen slowakischen Bauern oder durch Einschrankung oder Abschaffung der Privilegien seine Machtbasis zu erweitern versuchte Die Zipser Sachsen wehrten sich dagegen durch Grundung von Stadtebunden die sich dagegen entweder militarisch verteidigten oder sich in engen Beziehungen zu den ungarischen Konigen und zur Zentralregierung ihre Privilegien mehrfach bestatigen liessen Trotzdem mussten einige landliche Gebiete und weniger bedeutende Stadte Einschrankungen und Verluste der Privilegien hinnehmen Fur diese Teile der nun abgabepflichtigen Zipser schwand auch die Unterscheidung zur ubrigen Bevolkerung und es setzte in den folgenden Generationen eine allmahliche Assimilation ein Dieser Prozess der Slowakisierung wurde von der Reformation gebremst als die meisten Zipser Sachsen im Gegensatz zu nichtdeutschsprachigen Bewohnern die evangelisch lutherische Konfession annahmen wodurch nicht nur das erhaltene autonome Rechtsleben sondern auch das kirchliche Gemeindeleben in deutscher Sprache stattfand Die Gegenreformation im 17 18 Jahrhundert beschleunigte jedoch die Slowakisierung wieder da sich wahrend dieser Zeit ein Teil der Zipser Sachsen und viele Slowaken dem romisch katholischen Glauben zuwandten und zahlreiche slowakischsprachige katholische Stadteburger in die Zipser Stadte zogen Am Vorabend des Ersten Weltkrieges bezeichnete sich etwa ein Viertel der Bewohner der Zips als Zipser Sachsen etwa die Halfte als Slowaken und etwa ein Viertel als von anderer Nationalitat meistens als Ungarn seit 1876 forcierte die ungarische Regierung eine Magyarisierung durch die ihr Anteil von ca 1 Prozent auf uber 11 Prozent stieg oder als Ruthenen Durch diese historischen Erfahrungen bildeten die Zipser Sachsen eine spezifische Zipser Identitat die oft als Mehrfachidentitat beschrieben wird Im Mittelpunkt stand die regionale Identitat als Zipser Sachsen auch durch ihre vom ubrigen deutschen Sprachgebiet raumlich isolierte Heimat in einer Sprachinsel und die traditionelle Loyalitat zur ungarischen Monarchie und Zentralregierung verbunden mit der Identitat als ungarische Untertanen spater als Ungarn im staatsburgerlichen Sinne Die Identitatsfrage ob sie durch die deutsche Sprache und teilweise lutherische Konfession und Kultur auch Deutsche sind wurde zwar meistens nicht abgelehnt war aber vor den 1920er 30er Jahren von untergeordneter drittrangiger Bedeutung 3 Die Zips und die Zipser Sachsen erlebten im Spatmittelalter und der Fruhen Neuzeit eine wirtschaftliche und kulturelle Blute die neben Landwirtschaft besonders auf dem Fernhandel der Zipser Handelsstadte besonders in der Oberzips zwischen Ungarn und Polen sowie einem Boom des Bergbaus der Bergstadte der Unterzips im Ungarischen Slowakischen Erzgebirge beruhte Als beide Wirtschaftszweige im 17 18 Jahrhundert durch allmahliche Erschopfung der Lagerstatten und abnehmende wirtschaftliche Bedeutung Polens und Ungarns stagnierten verarmten besonders versorgende und dienstleistende Berufsschichten wie Handwerker abgabepflichtige Bauern Holzfaller und Kohler fur den Bergbau Zudem erreichte die Industrialisierung die Region kaum So entschieden sich im 18 19 Jahrhundert viele Bewohner der Zips zur Auswanderung Ansiedlungen und Geschichte ausserhalb der Zips Bearbeiten Hauptartikel Schwabenzug Im 17 18 Jahrhundert expandierte das Habsburgerreich weit ins ostliche Europa Es ubernahm nach dem Grossen Turkenkrieg mit dem Frieden von Karlowitz 1699 grosse Teile des vorher osmanisch beherrschten Mittel und Sudungarn darunter Slawonien und das Furstentum Siebenburgen Mit dem Frieden von Passarowitz 1718 und bestatigt im Frieden von Belgrad 1739 kam noch das Banat hinzu darauf folgte mit der Ersten Polnischen Teilung 1770 Galizien und dem Frieden von Kucuk Kaynarca 1774 die Bukowina Nach den evangelisch magnatischen Kuruzenaufstanden in Ungarn bis 1711 unternahm das Habsburgerreich unter den Kaisern Karl VI 1711 40 Maria Theresia 1740 80 und Joseph II 1765 90 erhebliche Anstrengungen um die teilweise entvolkerten Regionen neu zu besiedeln Karlinische Kolonisation Theresianische Kolonisation Josephinische Kolonisation Die Ansiedlungen von denen manche im ersten Versuch scheiterten wurden in der Regierungszeit von Kaiser Franz II I 1792 1835 beendet Als Siedler wurden oft Deutschsprachige wie Rheinlander Schwaben Badener Hessen Tiroler Deutschbohmen Osterreicher und Steirer angeworben aber auch Tschechen Slowaken Polen Ungarn Russinen und andere Zipser Sachsen wurden vorwiegend in Gebirgsregionen der Maramuresch Sudwest Bukowina Karpatenukraine und des Banater Gebirges aber auch nach Kroatien und in die Vojvodina angeworben Die meisten Zipser wurden in schon bestehenden Ortschaften angesiedelt nur selten grundeten sie neue Dorfer In den Ortschaften grundeten sie neue Ortsteile mit traditionellen Zipser Hausern die Zipserei genannt werden und von den Vierteln ebenfalls angesiedelter Siedler aus dem geschlossenen deutschen Sprachgebiet manchmal Teitscherei Deutscherei genannt und den Ortsteilen anderer Bevolkerungsgruppen getrennt waren aber nach Beschreibungen vgl z B Reportagen unter Weblinks oft in spannungsfreier Nachbarschaft mit allen Bevolkerungsgruppen zusammenlebten Zu den Grunden fur die Ansiedlung in alteren Orten gehorten die Planung dass sie neue Wirtschaftszweige wie Bergbau und Verhuttung Eisenbearbeitung Gebirgsforstwirtschaft und Holzindustrie verbreiten sollten aber auch ihre eigene Initiative weil sie das nachbarschaftliche Zusammenleben mit Menschen anderer Sprache Kultur oder Religion schon aus der Zips gewohnt waren Auf die erste Welle von Ansiedlungen der Zipser in den 1770er 90er Jahren gehen die meisten Zipser Siedlungen der Maramuresch und der benachbarten Karpatenukraine zuruck Zumeist waren sie Holzfaller Kohler Flosser und Waldarbeiter Holzknechte die bisher den Bergbau und die Huttenindustrie der Unterzips ostliches Ungarisches Erzgebirge mit Holz und Holzkohle versorgten dessen Lagerstatten aber erschopft waren Ihr ursprunglicher Zweck war die eintraglichen seit den 1720er Jahren in habsburgischem Besitz befindlichen staatlichen Salzbergwerke in Rohnen ungarisch Ronaszek rumanisch Coștiui heute sudlicher Ortsteil von Rona de Sus von Altwerk Ocna Șugatag und von Slatina heute Solotwyno kurz hinter der ukrainischen Grenze mit ihrem immensen Holzbedarf z B fur die Flosse zum Transport des Steinsalzes fur Schleusen fur Gangzimmerungen im Bergbau Salinen und fur Holzkohle fur die Salzsiedereien zu versorgen Weil dieser Holzeinschlag zuvor zu Entwaldungen in den Waldkarpaten gefuhrt hatte wurde eine kameralistische Forstwirtschaft etabliert fur die neben Zipser Waldarbeitern auch solche aus dem Salzkammergut die in der Versorgung des Salzbergbaus erfahren waren angeworben wurden Die Zuwanderer aus den Alpen etablierten auch die in den Karpaten bis dahin unbekannte Almhaltung von Hochlandrindern die sich auch in der Folklore niederschlagt 4 Die Kolonisation hatte grosstenteils vor dem Toleranzpatent stattgefunden als die habsburgische Verwaltung noch darauf bedacht war die Vergunstigungen nur katholischen Siedlern zukommen zu lassen wahrend an spateren Ansiedlungen auch viele evangelisch lutherische Zipser beteiligt waren Eine wichtige Rolle fur die Ansiedlung von Zipser Bergleuten und zuarbeitenden Holzfallern und Kohlern in der Sudwestbukowina spielte der Bergbauunternehmer Ritter Anton Manz von Mariensee 1757 1830 Der Bergbau wurde Mitte des 19 Jahrhunderts meist als unrentabel aufgegeben weil die Lagerstatten nicht ausreichten woraufhin zahlreiche Auswanderungen nach Amerika die Zipser Bevolkerung verringerten 5 Eine dritte Ansiedlungswelle von Zipsern ging in einige Ortschaften im Banater Bergland besonders Anina mit Ortsteilen Steierdorf und Sigismund sowie Sekul Diese Zipser waren Bergleute seltener Holzfaller aus Schmolnitz Smolnik in der Unterzips die erst relativ spat in den 1850er Jahren in die seit den 1770er Jahren eroffneten Steinkohle Bergwerke gingen nachdem schon einige fruhere Ansiedlungswellen von Bergleuten aus der Steiermark dem Salzkammergut den deutschsprachigen Teilen Bohmens aber auch zahlreiche andere rumanische ungarische slowakische u v a Bergleute angesiedelt wurden die aber aus Unzufriedenheit uber die Verhaltnisse mehrfach teilweise oder fast komplett wieder abwanderten 6 Siedlungen der Zipser BearbeitenOrtschaften in Rumanien Bearbeiten nbsp Foto des k u k Kriegspressequartiers im Ersten Weltkrieg Gezeigt wird der von Zipsern bewohnte Nordteils von Iacobeni mit der evangelisch lutherischen Kirche links der romisch katholischen Kirche rechts und Zipser Gehoften hinter den BahngebaudenBekannte in Rumanien bis heute bewohnte Zipser Siedlungen sind 7 8 Maramuresch Baia Mare deutsch Frauendorf oder Gross Neustadt Vișeu de Sus deutsch Oberwischau Bukowina Carlibaba deutsch Kirlibaba mit Mariensee und Ludwigsdorf Iacobeni deutsch Jakobeny Pojorata deutsch Poschoritta Fundu Moldovei deutsch Luisenthal Stulpicani deutsch Stulpikani 8 Valea Stanei deutsch Freudenthal 8 9 Vama mit Prisaca Dornei deutsch Wama mit Eisenau Banater Bergland Anina deutsch Steierdorf 8 Secu deutsch Sekul Die politische Vertretung der Zipser und anderer deutschsprachiger Gruppen im heutigen Rumanien ist das Demokratische Forum der Deutschen in Rumanien DFDR Ein Vertreter der deutschsprachigen Literatur Osteuropas ist der Autor und Zipser Gerhard Cerny Ortschaften in der Ukraine Bearbeiten Zwischen 1810 und 1820 siedelten sich auch in unmittelbarer Nachbarschaft der Maramuresch und in der Nahe der Bukowina zipserdeutsche Siedler in Ortschaften an die damals ebenfalls zum Konigreich Ungarn gehorten in der historischen Region Karpatenukraine heute aber in der Oblast Transkarpatien liegen die zur Ukraine gehort Zipsereien entstanden damals unter anderem in diesen Ortschaften 7 8 Karpatenukraine Transkarpatien Rachiw deutsch Rauhau Hauptstadt des Rajon Rachiw Dowhe Ort im Rajon Chust Dubowe deutsch Dombau oder Dombo Rajon Tjatschiw Friedrichsdorf bis zum Zweiten Weltkrieg eigenstandiges Dorf heute aufgeteilt zwischen Koltschyno und Klenowez Ortsteile der Gemeinde Koltschyno siehe Artikel Rajon Mukatschewo Jassinja deutsch Mannerwies Rajon Rachiw Sofija deutsch Sophiendorf Rajon MukatschewoTraditionen und Brauche BearbeitenAm grundlichsten ethnologisch erforscht sind die Zipser Traditionen im Wasser und Wischautal um Vișeu de Sus Oberwischau uber die Claus Stephani Anton Joseph Ilk und mehrere andere promovierten wenn auch besonders Stephanie auch grundliche Feldforschungen in anderen Zipser Siedlungen Rumaniens in den 1960er 80er Jahren anfertigte Im Jahr 1886 lebten in Oberwischau 1936 Anhanger der Romisch Katholischen Kirche darunter einige Ungarn zur Mehrheit aber deutschsprachig Viele Deutschsprachige stammten aus der Zips ein kleinerer Teil waren Teitsche die aus dem Salzkammergut Oberosterreich teilweise etwas spater uber Deutsch Mokra eingewandert waren Die anfangliche Abgrenzung aus gewerblicher Konkurrenz schliff sich Ende 19 und im 20 Jahrhundert ab und in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts bezeichneten sich alle deutschsprachige Bewohner als Zipser ihre inzwischen gemeinsamen Traditionen konstituierten die Gemeinschaft Dass sich fur sie diese Bezeichnung durchsetzte geht auch auf die ungarischen Verwaltungsbehorden zuruck denen die seit Jahrhunderten in Ungarn lebenden Zipser ungarisch cipszer gelaufiger waren als die Salzkammerguter oder Oberosterreicher Die Vereinheitlichung der Dialekte verlief dagegen entgegengesetzt der Dialekt der Salzkammerguter Teitsch verdrangte den schlesischen Dialekt der Zipser Zapserisch schrittweise der zuletzt nur zuruckgezogener Haus und Familiendialekt war und ab den 1970er Jahren in Oberwischau nicht mehr gesprochen und verstanden wurde womit das bairisch basierte Teitsch zum allgemeinen oberwischaudeutschen Dialekt mit nur einzelnen erhaltenen zipserischen Elementen Lexemen und Redewendungen wurde 10 Daneben lebten im Jahr 1886 1752 Rumanen der Griechisch katholischen Kirche in der Nachkriegszeit zwangsweise rumanisch orthodox heute beider Konfession mehrheitlich wieder rumanisch griechisch katholisch und 1292 meist jiddischsprachige nur sehr selten deutsch oder ungarischsprachige Juden im Norden des Tals waren einige Dorfer von Ruthenen Ukrainer speziell Russinen Untergruppe der Huzulen dominiert Dazu kamen kleinere armenische slowakische und polnische Minderheiten Alle Bevolkerungsgruppen dieser armen Region unterhielten von klein auf enge personliche und berufliche Kontakte und beeinflussten sich gegenseitig waren oft mehrsprachig Die judische Bevolkerung wurde ab 1940 zunehmend diskriminiert zwangsweise ghettoisiert und wurden in der Ungarn Aktion 1944 fast alle in Auschwitz ermordet Von den in den 1960er Jahren etwa 6000 Zipsern ist die Mehrheit seit Ende der 1970er Jahre besonders aber nach der Wende nach Deutschland und Osterreich ausgewandert etwa 300 leben noch in Oberwischau Die grosste Bevolkerungsgruppe sind heute Rumanen daneben gibt es eine ungarische Minderheit und im Norden des Tals huzulische Dorfer 11 Die Zipser entwickelten die lebendige Erzahlkultur der Mara und Kasska die ihre Gesellschaft wahrend der weitraumigen Siedlungsbewegungen wesentlich konstituierte Reste dieses mundlich weitergegebenen Geschichtenschatzes sind auch heute noch nach Einfuhrung von Wissen uber die Welt durch TV im armen sozialistischen Rumanien spat meist in den 80er Jahren Offnung des Landes Auswanderung der meisten Zipser und Einfuhrung des Internets in den verbliebenen z T modernisierten Volkserzahlungen Mara und Kasska im Norden Rumanien zu finden 12 Das sind Sagen und Legenden Mara vgl hochdeutsch Mar etwas andere Bedeutung den Mara aber auch ahnlich mittelhochdeutsch Mare sowie Marchen Kasska wohl von ukrainisch ҝazҝa Marchen Wie in vielen vorindustriellen Gesellschaften werden sie nicht in erstarrten Handlungen und Formulierungen vorgelesen sondern von begabten Erzahlerinnen und Erzahlern in Familien oder an den Wegen der Zipserei meistens Kindern aber auch Erwachsenen erzahlt weshalb jede Erzahlung desselben Stoffs anders ist Dadurch wurden die Handlungen standig erweitert verandert ubernommen neu kombiniert und erfunden Die zahlreichen Charaktere der Mara und Kasska reichen von karpatischen 13 mythischen Figuren wie den Waldmannern und frauen der alten Waldfrau Feen dem Schwarzen Hund Bergalf Brunnenmann den drei Faschingsmannern Nebelfrauen u a uber die Geschichtenreihe um den guten Rauber Heiducken Pintje bis hin zu Kasskas aus deutscher Wurzel wie Hansel und Gretel Eine Besonderheit der Kultur der Mara und Kasska ist dass sie nicht in einem unbekannten Land oder in einer unbekannten Zeit spielen Es war einmal in einem fernen Land in einer Zeit als das Wunschen noch geholfen hat oder im unbestimmten Horensagen Ich horte erzahlen sondern in der Gegenwart in der ganz konkreten Lebensumwelt der Zipser meist in den Waldern des Wassertals viele Zipser waren Holzfaller Waldarbeiter Tischler wobei genaue Wege Steine usw benannt werden wo sie auftauchen Dazu kommt als zweite Besonderheit dass oft betont wird dass alle Figuren und Geister wirklich leben und Gewahrsmanner genannt werden die sie wirklich gesehen haben weshalb viele Zipser noch bis ins Erwachsenenalter an ihre Existenz glauben In den ebenfalls zahlreichen Erzahlungen der judischen Nachbarn die Handwerker Bauern und Kleinhandler waren war die Szenerie dagegen oft die Familie menschliche Konstellationen das Schtetl oder nahere Regionen wobei auch nicht die Authentizitat beteuert wurde Dadurch verbinden die Mara und Kasska unterhalterische mit sozialisierender Funktion und formten noch in den 1990er Jahren das Verhalten auch der jungen Generation z B dass die Faschingstraditionen der drei Faschingstage eingehalten werden mussen damit die drei Faschingsmanner gegen bose Gestalten helfen und viele andere Normen Die vielfaltigen Bilder der Mara und Kasska boten den Zipsern auch die Moglichkeit historisch traumatische Erfahrungen wie die Vernichtung ihrer judischen Nachbarn mit denen viele Zipser gute Beziehungen und Freundschaften unterhielten auszudrucken So adaptierten viele Nachkriegs Mara und Kasska Erzahlungen ihrer judischen Nachbarn und ubernahmen den Totenvogel eine volkstumlich jiddische Variante des Malech haMowes Todesengels der judischen Mythologie faschistische Bewegungen wurden oft als Wolfe erinnert die in der karpatischen und deutschen Mythologie furchterregend bosartige Eigenschaften haben 14 Eine weitere bis heute lebhaft gepflegte Tradition in Oberwischau ist das Herodesspiel eine Zipser Variante des Krippenspiels zu Weihnachten Das Herodes zieht erst als Prozession zu den Hausern der nicht mehr zum Kirchgang fahigen Zipser was sich durch Signalinstrumente und mit Kuhschellen behangte Teufel Begleiter zum horbaren Ereignis wird 15 und findet schliesslich in der Mitternachtsmesse vom 24 zum 25 Dezember und in der Morgenmesse am 25 Dezember in der katholischen Kirche statt 16 Zentrale Figuren des Spiels sind neben Maria Joseph und Herodes auch einige weitere biblische und mythische Figuren und der gute Hirte Chrez der fur die Witze zustandig ist Vor dem Umzug des grossen Herodes durch die Zipserei und in die Kirche findet am Nachmittag ein von Kindern gespielter kleiner Herodes statt Seit einigen Jahrzehnten hat die rumanisch katholische Gemeinde die Tradition des Herodesspiels ubernommen rumanisch Viflaim Viflaiemul Viflaemul Viflaimul oder Vicleim 17 Immer wenn sich beide Herodeszuge begegnen liefern sich die Teufelsfiguren der Prozessionen Rituale die als Begrussung bezeichnet werden faktisch aber eher ritualisierte Kampfe sind die offenbar die Funktion haben eventuell entstandene Spannungen zwischen der rumanischen Mehrheitsgemeinde und der Zipser Minderheitsgemeinde abzubauen 18 Personlichkeiten BearbeitenGerhard Cerny Schriftsteller Anton Joseph Ilk Ethnologe und Geistlicher Thomas Perle Schriftsteller und Dramatiker Hugo Weczerka HistorikerLiteratur BearbeitenOskar Hadbawnik Die Zipser in der Bukowina Hrsg von der Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen e V Munchen 1986 Gisela Richter Anneliese Thudt Die Mundarten der sog Zipser in Oberwischau In Forschungen zur Volks und Landeskunde Band 8 1985 S 27 48 Videomaterial BearbeitenAlfred Fellner Zipser Doku auf YouTube Laufzeit 6 20 min Babeș Bolyai Universitat Cluj 2019 Susse Heimat Zipserei Trailer zum Dokumentarfilm uber die deutsche Minderheit auf YouTube Laufzeit 5 17 min 2012 Schaufenster Enkelgeneration Alfred Ludovic Fellner Oberwischau Viseu de Sus auf YouTube Laufzeit 5 15 min Goethe Institut Bukarest 2017 Zipseri Ţipţeri din Viseu auf YouTube Laufzeit 27 26 min TVR 2 mit Kommentaren von Claus Stephani Einzelnachweise Bearbeiten Duncan B Gardiner German place names in Slovakia In Foundation for East European Family HistoryStudies 1997 Heikki Pihlajamaki Markus D Dubber Mark Godfrey The Oxford Handbook of European Legal History S 503 abgerufen am 22 Februar 2023 englisch Marija Wakounig Wolfgang Mueller Michael Portmann Nation Nationalitaten und Nationalismus im ostlichen Europa Festschrift fur Arnold Suppan zum 65 Geburtstag LIT Verlag Munster 2010 ISBN 978 3 643 50241 4 S 257 262 google com Diese historische Identitatsbildung verlief besonders bei der Loyalitat zu Ungarn und zur ungarischen Zentralregierung etwas anders als bei den Siebenburger Sachsen die unter der Herrschaft des ungarischen Adels im Furstentum Siebenburgen 1526 70 1699 1711 und nochmals im osterreichischen Kronland Grossfurstentum Siebenburgen 1765 1867 wesentlich stabilere Autonomien erlebten als unter Herrschaft von Budapest und deshalb nach dem Mittelalter der ungarischen Zentralregierung reserviert gegenuberstanden Beschreibung der Geschichte auf der Webseite der Heimatortgemeinschaft von Oberwischau Rumanien Emanuel Turczynski Geschichte der Bukowina in der Neuzeit Zur Sozial und Wirtschaftsgeschichte einer mitteleuropaisch gepragten Landschaft Wiesbaden 1993 S 36 38 Der in diesem Video Zipseri Ţipţeri din Viseu auf YouTube Laufzeit 27 26 min in Minute 1 50 3 36 in der Bukowina sein am Anfang eingeblendetes Wohnhaus ist der ganz charakteristische Landhausstil der Sudwestbukowina interviewte Gesprachspartner von Claus Stephanie der erwahnte evangelische Kirchenkurator von Weingarten Carlibaba Veche erzahlt dieselbe Entstehungsgeschichte der Zipser Siedlungen der Sudwestbukowina Er spricht Standarddeutsch mit deutlichen schlesisch basierten phonetischen und syntaktischen Einflussen Website der Steierdorf Aninaer Deutschen siehe Upload bei Die Leute Ansiedlung a b Ondrej Poss 800 Jahre deutscher Ansiedlung Zipser Tochtersiedlungen Zipserei In Karpatenblatt 8 Juni 2010 S 10 PDF abgerufen am 30 April 2023 a b c d e Ondrej Poss 800 Jahre deutscher Ansiedlung Zipser in aller Welt Fortsetzung In Karpatenblatt 7 Juli 2010 S 8 PDF abgerufen am 30 April 2023 Zur Identitat von Freudenthal mit Valea Stanei vgl Claus Stephani Im Tal der Goldenen Bistritz aus Neuer Weg Bukarest Jg 33 Nr 9934 30 April 1981 S 6 veroffentlicht in Bukovina Society of the Americas 3 April 2004 abgerufen am 30 April 2023 Anton Joseph Ilk Die Oberwischauer Zipser in Nurnberger Kulturbeirat zugewanderter Deutscher Zahlen aus Hans Gehl Geschichten erzahlen Geschichte In Siebenburgische Zeitung 28 Januar 2018 Rezension der Veroffentlichung von 200 Zipser Erzahlungen durch Anton Joseph Ilk Eingesehen am 6 Mai 2023 Claus Stephani Zipser Mara und Kasska N G Elwert Marburg 1989 ISBN 3 7708 0921 1 S 15 Die Uberzeugung dass es trotz der ethnischen Vielfalt eine gemeinsame karpatische Mythologie gibt vertritt Claus Stephanie im Video Zipseri Ţipţeri din Viseu auf YouTube Laufzeit 27 26 min dort auch die Wolfs Metapher fur faschistische Bewegungen erklart Vgl Auszuge aus der Dissertation Bilderwelten Oral Histories und elektronische Medien im nordrumanischen Wischautal Phanomenologie einer autarken Kultur des geburtig rumanischen Dramaturgen Germanisten und spateren Regisseurs Titus Faschina auf der Webseite mit Filmarchiv des in der Maramuresch lebenden Dokumentarfilm Regisseurs Bjorn Reinhardt Bilder der Herodesprozession 2012 bei Youtube Bilder des Herodesspiels 2019 bei Youtube Bilder des Viflaim 2015 in Viseu de Sus bei Youtube Auszuge aus der Dissertation Bilderwelten Oral Histories und elektronische Medien im nordrumanischen Wischautal Phanomenologie einer autarken Kultur des geburtig rumanischen Dramaturgen Germanisten und spateren Regisseurs Titus Faschina auf der Webseite mit Filmarchiv des in der Maramuresch lebenden Dokumentarfilm Regisseurs Bjorn Reinhardt vgl auch Fotos der Begrussungen mit Beschreibung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zipser in Rumanien amp oldid 236143339