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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Fur den Berg siehe Mare Berg Die Mare auch mittelhochdeutsche Versnovelle ist eine literarische Gattungsbezeichnung in der Germanistischen Mediavistik In der heutigen Verwendung dieses Terminus handelt es sich um ein Kunstwort der Wissenschaft unter welchem eine Auswahl an mittelhochdeutschen Verserzahlungen des 13 15 Jahrhunderts mittleren Umfangs subsumiert wird Diese sind meist in vierhebigen Reimpaarversen gedichtete fiktive und in sich abgeschlossene Erzahlungen Kennzeichnend fur das heterogene Feld der Marendichtung ist zudem ein schwankhafter oder belehrender Erzahlcharakter Uberlieferung des Mares Die Getreue Ehefrau im Ambraser Heldenbuch Wien Osterr Nationalbibl Cod Ser nova 2663 Inhaltsverzeichnis 1 Zur Etymologie des Begriffs Mare 2 Von der Selbstbezeichnung zur Gattungsbezeichnung 3 Charakteristika der Mare 4 Vertreter der Mare 5 Zur Uberlieferung 6 Textbeispiele 6 1 Der Stricker Der begrabene Ehemann 6 2 Herrand von Wildon Die treue Ehefrau 7 Literatur 8 EinzelnachweiseZur Etymologie des Begriffs Mare BearbeitenEtymologisch lasst sich der neuhochdeutsche Begriff die Mare vom althochdeutschen Adjektiv mari ableiten was so viel bedeutet wie das wovon man viel spricht 1 Durch den historischen Lautwandel siehe i Umlaut wird mari im Mittelhochdeutschen zu maere und erfahrt gleichzeitig eine Bedeutungserweiterung Es bedeutet nun das wovon gern und viel gesprochen wird aber auch beruhmt bekannt kostbar lieb Als Substantiv bedeutet daz maere Neuigkeit Nachricht Bericht Erzahlung Gerucht im Plural diu maere bezeichnet es oft die erzahlende Dichtung an sich 2 Von der Selbstbezeichnung zur Gattungsbezeichnung BearbeitenSeit der Mitte des 13 Jahrhunderts lasst sich die Selbstbezeichnung als maere in unterschiedlichsten mittelalterlichen Texten nachweisen der Begriff wird hier jedoch in einem sehr weiten Sinne gebraucht und kann auch Quelle Stoff oder Inhalt einer Erzahlung bedeuten 2 So beginnt beispielsweise das Nibelungenlied nach der Fassung C mit Uns ist in alten maeren wunders vil geseit von helden lobebaeren von grozer arebeit 3 und in der Mare Die treue Gattin des Herrand von Wildon wird neben der Selbstthematisierung auch die Bedeutungsvielfalt des Begriffs deutlich Wir suln von lieben dingen sagenund leider maere gar gedagen wan si tuont we dem herzen gar ich han alliu miniu jarmit leiden maeren her verzerrt davon ich freuden bin behert wan guotiu maere machent fro diu leiden hant getan mir so 4 Als Gattungsbegriff wurde die Mare 1968 von dem Mediavisten Hanns Fischer in seinen Studien zur deutschen Marendichtung 5 eingefuhrt Er griff dabei auf die ma Verwendung des Begriffs zuruck verengte diesen aber in seiner Bedeutung weshalb die Mare im heutigen Sprachgebrauch als Fachbegriff der Wissenschaft betrachtet werden muss In der germanistischen Forschung gilt diese Gattungsbezeichnung allerdings als problematisch da sie zu der Vorstellung eines ma Gattungsbewusstseins im modernen Sinn verleitet Zudem bedienen sich Maren unterschiedlichster literarischer Traditionen und lassen auch in der thematischen Ausgestaltung kaum eine traditionsstiftende Einheit erkennen Charakteristika der Mare BearbeitenHanns Fischer definierte die Mare ausgehend von seinen formellen und inhaltlichen Merkmalen als eine in paarweise gereimten Viertaktern versifizierte selbstandige und eigenzweckliche Erzahlung mittleren d h durch die Verszahlen 150 und 2000 ungefahr umgrenzten Umfangs deren Gegenstand fiktive diesseitig profane und unter weltlichem Aspekt betrachtete mit ausschliesslich oder vorwiegend menschlichem Personal vorgestellte Vorgange sind 6 Hauptgegenstand der Erzahlung ist meist eine komische und oder erotische Konfliktsituation die sich durch den Verstoss gegen gesellschaftliche Normen ergibt oder diese gerade durch ihre Uberbetonung ad absurdum fuhrt Ehebruch Treueproben 7 listige Tauschungen und die Umkehrung des gesellschaftlich geforderten Geschlechterverhaltnisses sind deshalb beliebte Themen Die auftretenden Figuren sind dabei in der Regel nur schemenhaft dargestellt 8 Meist findet sich ein einleitendes Promythion oder es folgt ein Epimythion in dem eine moralisierende Auslegung der Handlung durch den auktorialen Erzahler geboten wird Sie bildet den Bruckenschlag zwischen dem fiktiven Inhalt und dem scheinbaren Bezug zur Lebenswelt ab und verdeutlicht den Wirkanspruch der Autoren sowie die kunstliche Uberhohung dieser Gattung Dass die moralische Lehre oft nicht klar erkennbar ist durch das zuvor Erzahlte untergraben oder ins Groteske gefuhrt wird zeigt die Deutungsbedurftigkeit der Mare fur die heutige Zeit In der Forschung ist diese enge Definition der Mare nach Fischer umstritten vgl Ziegeler bzw Heinzle Kritisiert wird unter anderem dass die Definition aus einer Negativ Abgrenzung abgeleitet ist dass die Maren in Fischers Katalog nicht seiner Definition entsprechen z B im Umfang und dass die Abgrenzung gegenuber Bispel und Roman ungenau ist Ausserdem zeigte die Praxis dass die Definition nicht ausreicht um eine Gattung Mare zu konstituieren Haug geht sogar davon aus dass es die Gattung Mare nicht gibt Er spricht von mittelalterlichen Kurzerzahlungen 9 Kennzeichnend fur die Mare ist auch das Nebeneinander traditioneller und neuer Themen Marenautoren greifen auf eine breite Stofftradition antiker franzosisch und italienischsprachiger Literatur zuruck So wird beispielsweise die Nahe zum lat exemplum zum franz fabliau und zur ital novella deutlich Novellistisch steht in diesem Sinn nicht nur fur die Neubearbeitung traditioneller Themen sondern auch fur den Anspruch der Aktualitat mit dem die Marenautoren ihr Publikum mit einer spannenden Nachricht uberraschen wollen 10 Von Karl Heinz Schirmer wurde deshalb auch der Begriff Versnovelle als Gattungsbezeichnung vorgeschlagen 11 allerdings konnte er sich in der Forschung nicht vollstandig gegenuber dem Marenbegriff durchsetzen Neben dem schwankhaft unterhaltsamen und moralisch exemplarischen Mare existiert auch eine hofische Variante in welcher Minne und Aventiurekonzepte aufgegriffen werden Ein Beispiel dafur ist das Herzmaere des Konrad von Wurzburg Vertreter der Mare BearbeitenDer Stricker gilt mit seinem Werk fur gewohnlich als Begrunder der Gattung im deutschsprachigen Raum Seine Werke lassen sich auf die erste Halfte des 13 Jhd datieren 12 In dieselbe Entstehungszeit fallen auch die Maren Konrads von Wurzburg und Herrands von Wildon Weitere wichtige Vertreter der Mare aus spaterer Zeit sind Hans Rosenplut Heinrich Kaufringer Hans FolzDer Grossteil der Marendichtung wurde allerdings anonym uberliefert und lasst sich heute kaum mehr einem bestimmten Autor zuweisen Beispiele dafur sind Maren wie Das Nonnenturnier Die halbe Decke Das Ganslein oder Aristoteles und Phyllis Zur Uberlieferung BearbeitenDie Uberlieferung fand meist in Sammelhandschriften zusammen mit weiteren kurzeren Reimpaargedichten wie Fabeln Bispeln oder Legenden statt Spater folgten auch Uberlieferungen in Sammelhandschriften unter dem Namen eines bestimmten Autors wie beispielsweise die Uberlieferung des Werks von Herrand von Wildonie im Ambraser Heldenbuch Kennzeichnend fur diese Ubergangsphase von der oralen zur schriftlichen Uberlieferungstradition ist die sekundare Uberlieferung Das heisst dass Maren oft uber einen langeren Zeitraum mundlich weitergegeben wurden bevor sie schriftlich fixiert worden sind Textgestaltung und Inhalt einer bestimmten Mare konnen deshalb in mehreren Handschriften unterschiedlich uberliefert sein 13 Beispiele dafur bieten das Schneekind A und Schneekind B oder die unterschiedlichen Fassungen der Mare Der Monch als Liebesbote in den Handschriften A B und C 14 Die Mare Das Ganslein ist in sechs Marenhandschriften uberliefert Dabei treten mindestens vier verschiedene Fassungen mit gravierenden Unterschieden auseinander 15 Exemplarische Auswahl der wichtigsten Sammelhandschriften W Wien Osterr Nationalbibl cod 2705 um 1260 1280 H Heidelberg Cod pal germ 341 um 1300 K Genf Cologny Cod Bodmer 72 um 1300 w Wien Osterr Nationalbibl cod 288 um 1393 l Karlsruhe Do 104 um 1420 30 k Karlsruhe K 408 um 1430 i Innsbruck FB 32001 um 1456 W2 Wien Osterr Nationalbibl cod Ser nova 2663 um 1600 Ambraser Heldenbuch Textbeispiele Bearbeiten nbsp Uberlieferung des Mares Der begrabene Ehemann in einer der wichtigsten Sammelhandschriften mit Reimpaardichtungen aus dem 1 Viertel des 14 Jhd Heidelberg Cod pal germ 341 H Der Stricker Der begrabene Ehemann Bearbeiten Die Mare vom begrabenen Ehemann 16 ist neben weiteren Werken des Strickers in den drei grossen Sammelhandschriften W H und K uberliefert und lasst sich somit auf den Zeitraum zwischen dem Ende des 13 Jhd und dem Beginn des 14 Jhd datieren 17 Die Mare erzahlt in 248 Versen die bitterbose Geschichte eines gutglaubigen Ehemanns der durch die listige Tauschung seiner Frau und ihres Liebhabers bei lebendigem Leib begraben wird Zentrale Themen des Mares sind die Treulosigkeit und das manipulative hinterlistige Verhalten der Frau welche dem Motiv des ubel wip zuzuordnen sind Die Dreiecks Konstellation Ehemann Ehefrau Liebhaber und die Gegenuberstellung stereotyper Gegensatzpaare Dummer Mann Kluge Frau gehoren zum klassischen Repertoire der Stricker Maren Die Mare beginnt mit einem Gesprach zwischen den Eheleuten in welchem der Ehemann seiner Frau seine Liebe erklart Ein man sprach wider sin wip du bist mir liep als der lip zeware waerestu mir so rehte holt als ich dir daz naeme ich vur der Kriechen golt 5 du mochtest mir niemer so holt werden als ich dir bin mir ist daz herze und der sin so sere an dich geslagen daz ich dirz niemer kan gesagen 10 Ein Mann sagte zu seiner Frau Ich liebe dich wie mein Leben Sei sicher wurdest Du michganz genauso lieben wie ich Dich das ware mir kostbarer als alles Gold der Erde Niemals kannst Du mir so ergeben sein wie ich es Dir bin Ich hange mit Herz und Sinnso sehr an Dir dass ich es mit Worten niemals sagen kann Die Ehefrau fordert daraufhin als Beweis fur das Gesagte dass ihr Mann in Zukunft alle ihre Aussagen als reine Wahrheit anerkennen soll um ihr seine bedingungslose Liebe zu beweisen Der Ehemann willigt gutglaubig ein V 11 51 Um sein Versprechen auf die Probe zu stellen unternimmt die Frau nun mehrere Tauschungsversuche Wahrend der Mann beim ersten Versuch sie ruft ihn am Mittag zum Abendessen und zur Bettruhe die Probe nicht besteht V 52 108 ist er ihr bereits beim zweiten Versuch so gefugig dass er sich ohne ein Wort zu verlieren in das eiskalte Badewasser setzt si mahte ein volbat daz was kalt und sprach ginc in ez ist warm nu was er des muotes so arm daz er da wider niht ensprach wan er sich aber des versach 120 daz er ir hulde verlur swie sere in in dem bade vrur er sprach doch ez ist warm genuoc wan er daz so wol vertruoc des wart ir herze vrouden vol 125 Sie bereitete ein Vollbad das eiskalt war und sagte Steig hinein es ist warm Inzwischen war er so angstlich dass er ihr nicht widersprach weil er furchtete noch einmal ihre Gunst zu verlieren Wie sehr ihn in dem Bade auch fror er sagte nur Es ist angenehm warm Dass er es so klaglos hinnahm das freute sie ungemein Wahrend die Frau jedoch die bedingungslose Treue von ihrem Mann einfordert beginnt sie selbst eine Affare mit dem ortsansassigen Priester Da dem Liebespaar der gehornte Ehemann allmahlich zur Last wird beschliessen sie ihn aus dem Weg zu schaffen Dies gelingt ihnen indem die Frau ihrem Ehemann einredet er sei sterbenskrank V 109 226 Erst als der Mann bereits im Grab liegt erkennt er den Ernst seiner Lage do ez im an die rehten not gie do rief er ane alle die die umbe daz grap waren er begunde so gebaren 230 als den da twinget der tot der pfaffe in allen gebot daz si den segen vur sich taeten und got vil tiure baeten daz er den tivel da vertribe 235 daz er iht lenger belibe bi dem armen lichnamen daz werde war amen sprach do man unde wip also verlos er sinen lip 240 swaz er gerief und geschrei so sprachen doch disiu zwei diu da westen diu maere daz ez der tivel waere und liezen in niht uzgraben 245 Den schaden muose er des haben daz er satzte ein tumbez wip ze meister uber sinen lip Als es ihm nun wirklich ans Leben ging rief er alle um Hilfe an die um das Grab versammelt waren Jetzt gebardete er sich wie einer der mit dem Tode ringt Der Priester forderte alle auf sich zu bekreuzigenund Gott anzuflehen den Teufel hier zu vertreiben damit er nicht langerin dem armen Verstorbenen hause So sei es Amen sprachen die Manner und Frauen Und so verlor er sein Leben Wie sehr er auch rief und schrie So sagten doch die beiden die die Wahrheit kannten es sei der Teufel und liessen ihn nicht ausgraben So musste er zugrunde gehen weil er einerunverstandigen Fraudie Herrschaft uber sich zugestanden hatte Herrand von Wildon Die treue Ehefrau Bearbeiten Herrands Mare von der Treuen Gattin 18 diu getruwe kone findet sich in keiner der grossen Maren Sammelhandschriften sondern ist einzig im Ambraser Heldenbuch uberliefert Ebenso verhalt es sich mit seinen Gedichten Der nackte Kaiser und Die Katze welche auch dem Marenkorpus zugeschrieben werden 19 Zentrales Motiv der Mare bildet die bedingungslose Liebe triuwe und Opferbereitschaft der Frau die sich durch die Verbundenheit zu ihrem im Kampf versehrten Mann ebenfalls verstummelt indem sie sich ein Auge aussticht Die Mare beginnt mit einem Promythion in dem der Autor als Lyrisches Ich seine Beweggrunde zum Verfassen dieses Textes schildert Wir suln von lieben dingen sagenund leider maere gar gedagen wan si tuont we dem herzen gar ich han alliu miniu jarmit leiden maeren her verzerrt 5davon ich freuden bin behert wan guotiu maere machent fro diu leiden hant getan mir so daz ich ir wilicliche enbir swa diu wal stat an mir 10da wel ich daz mir rehte kumtund mich an minen freuden frumt nu ist daz min meistez leit daz mir diu wal ist gar verseit sit mir nieman niht will sagen 15daz mit von rehte muge behagen so bin aber ich so wolgemuot daz ich vil lieber sage guot dan daz mir niht gezaemeund ieman freude naeme 20da von will ich ein maere sagen daz iu von rehte muoz behagen Wir wollen von erfreulichen Dingen erzahlenund unangenehme Geschichten beiseite lassen denn die beschweren das Herz Ich habe meine Zeit uber all die Jahremit traurigen Erzahlungen hingebracht das hat mir die Freude zerstort Gute Geschichten machen glucklich die leidvollen haben mir so zugesetzt dass ich gerne darauf verzichte Soweit ich die Wahl habe nehme ich mir das was mir gut tutund meine Freude mehrt Allerdings ist das mein grosster Schmerz dass mir die Wahl gar nicht freisteht Da mir niemand etwas erzahlen will was mir wirklich angenehm ist will ich so frei sein lieber selber etwas Angenehmes zu berichtenals etwas was mir nicht gefalltund jedermann die Freude nimmt Deswegen werde ich eine Geschichte erzahlen die euch mit Recht erfreuen wird 20 Daraufhin folgt die Beschreibung des sich liebenden Ehepaars welches zumindest von der ausserlichen Erscheinung her kaum entgegengesetzter sein konnte Die Dame ist nicht nur wunderschon sondern auch vollkommen in ihrer Gesinnung Der ehrenhafte und ruhmvolle Ritter hingegen ist von seiner ausseren Erscheinung her eher benachteiligt V 23 44 er waz gerumphen unde klein 45der ritter vor den liuten schein als er waer hundert jar alt des er doch niht gen ir entgalt er duhte si schoene als Absolonder sterker danne Sampson 50 er war runzelig und kleinDen Leuten kam der Ritter vor als ware er hundert Jahre alt aber sie liess ihn das nicht spuren er schien ihr schon wie Absalomund starker als Samson Als dem Ritter nun im Kampf ein Auge ausgestochen wird erleidet er grosse seelische Schmerzen herzeleit und beschliesst seiner Gattin die Qual seines grauenvollen Anblicks zu ersparen V 67 94 Er schickt zu diesem Zweck seinen Neffen als Boten zuruck zu der Dame V 95 127 Diese empfindet tiefe Trauer und Mitleid als sie vom Schicksal ihres Mannes erfahrt und versucht den Neffen davon zu uberzeugen ihren Ehemann zu ihr zuruckzubringen V 128 186 Nachdem alle ihre Versuche jedoch vergeblich sind holt sie sich eine Schere und sticht sich kurzerhand ein Auge aus diu guote gienc von im zehantin ir kemenaten da si vantein schaer und stach vil balde darir selben uz ein ouge gar 190daz ez ir wengel ran also bluotic gie si danfur den boten der erkam mit beiden handen er sich namze hare und schrei we iemer ach 195so groziu dinc ich nie gesach frouwe guot waz sol daz sin si sprach nu sage dem herren din daz er her kume und sehe mich an dunke ich in noch ze wolgetan 200ich neme dem andern sinen schin so liep ist er dem herzen min und welle ich im verwizen iht daz er mit einem ougen siht so muge ouch er wol von warheit jehen 205ich muge ouch wan mit einem sehen Die ehrenhafte Frau ging schnellin ihre Kemenate dort nahm sieeine Schere und stach sich auf der Stelleselbst ein Auge aus dass es ihr uber die Wangen lief Blutuberstromt trat sie dannvor den Boten Den erfasste grosser Schrecken mit beiden Handen griff er sichin die Haare und schrie Weh und immer weh Schlimmeres habe ich noch nie gesehen Edle Frau was hat das zu bedeuten Sie antwortete Sage deinem Herrn er solle kommen und mich ansehen Wenn ich ihm immer noch zu schon bin dann zerstore ich auch noch den Glanz des anderen so sehr liebe ich ihn und wenn ich ihm vorwerfen wollte dass er nur auf einem Auge sieht so konne er wahrheitsgemass antworten auch ich kann nur mit einem sehen Der Bote eilt nun unter Tranen zuruck zu seinem Herrn und berichtet diesem von den Ereignissen Der Ritter ist zutiefst betroffen von dem Schmerz den seine Frau um seinetwillen auf sich genommen hat gleichzeitig ist er aber auch sehr geruhrt von der triuwe seiner Ehefrau Schnell bricht er auf um seine Gattin wieder zu sehen V 207 244 Er ilte nach im im was gach 245als er die minniclichen sach vor liebe weinent lief er dar diu reine minniclichen klarsprach friunt lieber herre min du solt mir willekomen sin 250der herre sprach owe wie solich liebiu dich ergetzen woldines smerzen den din liphat durch mich vil wiplich wip enphangen We der minen tat 255die min lip begangen hat diu guote sprach und wilt du michergetzen wol daz lere ich dich so solt du des getrouwen mir daz niuwan gen dir ste min gir 260und laz ouch mich dir wol behagen und sollte ich tusent ougen tragenund gevielen dir diu niht so sollten si mir sin enwiht Er eilte ihm nach es drangte ihn sehr Als er die Liebenswerte sah lief er unter Tranen auf sie zu Die Reine Susse Lauteresagte Gefahrte geliebter Herr seid mir willkommen Der Mann antwortete O weh wie kannich Geliebte den Schmerz wieder gutmachen den Du Inbegriff aller Frauen meinetwegenerlitten hast Weh uber die Tat die ich begangen habe Die Edle sagte Wenn Du daswiedergutmachen willst dann so lehre ich Dich sollst du mir darin vertrauen dass mein Wunsch sich auf nichts richtet als auf Dich freue auch Du Dich uber mich Und wenn ich tausend Augen hatteund die gefielen Dir nicht dann waren sie mir nichts wert Von nun an liebt sich das Ehepaar mehr denn je und die Dame gilt aufgrund ihrer Tugendhaftigkeit und Treue als schoner denn zuvor V 265 273 Im abschliessenden Epimythion gibt der Autor schliesslich seine Wunsche zum Besten Swaz noch getriuwer konen si die tuo got alles leides fri den allen sol ich sin bekannt 275von Wildonie Herrant Alle treuen Ehefrauen die es sonst noch gibt befreie Gott von allem Leid Sie alle mogen mich kennenals Herrand von Wildonie Literatur BearbeitenReinhard Berron Elemente grotesken Erzahlens in der europaischen Versnovellistik Koln 2021 ISBN 978 3 412 52168 4 Hanns Fischer Studien zur deutschen Marendichtung 2 durchgesehene und erweiterte Auflage besorgt von Johannes Janota Tubingen 1968 Klaus Grubmuller Novellistik des Mittelalters Marendichtung Hrsg ubersetzt und kommentiert von Klaus Grubmuller In Walter Haug Hrsg Bibliothek des Mittelalters Band 23 1 Auflage Frankfurt am Main 1996 Klaus Grubmuller Novellistik des Mittelalters Marendichtung Hrsg ubersetzt und kommentiert von Klaus Grubmuller 2 Auflage Berlin 2014 Klaus Grubmuller Die Ordnung der Witz und das Chaos Eine Geschichte der europaischen Novellistik im Mittelalter Fabliau Mare Novelle Tubingen 2006 Klaus Grubmuller Wolgetan an leibes kraft Zur Fragmentierung des Ritters im Mare In M Meyer H J Schiewer Hrsg Literarische Leben Rollenentwurfe in der Literatur des Hoch und Spatmittelalters Festschrift fur Volker Mertens zum 65 Geburtstag Tubingen 2002 S 193 207 Klaus Grubmuller Der Tor und der Tod Anmerkungen zur Gewalt in der Marendichtung In K Gartner I Kasten F Shaw Hrsg Spannungen und Konflikte menschlichen Zusammenlebens in der deutschen Literatur des Mittelalters Bristoler Colloquium 1993 Tubingen 1996 S 340 347 Walter Haug Entwurf zu einer Theorie der mittelalterlichen Kurzerzahlung In Walter Haug Burghart Wachinger Hrsg Kleinere Erzahlformen des 15 und 16 Jahrhunderts Fortuna Vitrea Band 8 Tubingen 1993 S 1 36 Joachim Heinzle Marenbegriff und Novellentheorie Uberlegungen zur Gattungsbestimmung der mittelhochdeutschen Kleinepik In Zeitschrift fur deutsches Altertum und deutsche Literatur 107 1978 S 121 138 Joachim Heinzle Altes und neues zum Marenbegriff In Zeitschrift fur deutsches Altertum und deutsche Literatur 99 1988 S 277 296 Gerhard Kopf Marendichtung 1 Auflage Stuttgart 1978 ISBN 3 476 10166 5 Jan Dirk Muller Noch einmal Mare und Novelle In A Ebenbauer Philologische Untersuchungen FS Elfriede Stutz Wien 1984 S 289 311 Karl Heinz Schirmer Hrsg Das Mare Die mittelhochdeutsche Versnovelle des spateren Mittelalters Wege der Forschung Band 558 Darmstadt 1983 Karl Heinz Schirmer Liebe und Ehe Die Dreieckssituation In Karl Heinz Schirmer Stil und Motivuntersuchungen zur mittelhochdeutschen Versnovelle Tubingen 1969 S 144 236 Wolfgang Spiewok Hrsg Altdeutsches Decamerone Rutten Loening Berlin 1989 ISBN 3 352 00268 1 Ingrid Strasser Vornovellistisches Erzahlen Mittelhochdeutsche maren bis zur Mitte des 14 Jahrhunderts und altfranzosische Fabliaux Philologica Germanica Band 10 Wien 1989 Silvan Wagner Hrsg Maren als Grenzpanomen Bayreuther Beitrage zur Literaturwissenschaft Band 37 Berlin 2018 Hans Joachim Ziegeler Erzahlen im Spatmittelalter Maren im Kontext von Minnereden Bispeln und Romanen Munchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters Band 87 Munchen 1985 Hans Joachim Ziegeler Boccaccio Chaucer Maren Novellen The Tale of Cradle In Kleinere Erzahlformen im Mittelalter Paderborner Colloquium 1987 Hrsg von K Grubmuller L P Jackson H H Steinhoff Schriften der Universitat Gesamthochschule Paderborn Reihe Sprach und Literaturwissenschaft 10 Paderborn u a 1988 S 9 31 Einzelnachweise Bearbeiten Matthias Lexer Hrsg Mittelhochdeutsches Handworterbuch 2 unveranderte Auflage Band 1 A M Sp 2045 2047 woerterbuchnetz de nach einem Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1872 1878 a b Vgl Gerhard Kopf Marendichtung 1 Auflage Stuttgart 1978 ISBN 3 476 10166 5 S 1 Ursula Schulze Hrsg Das Nibelungenlied Reclam Stuttgart 2011 ISBN 978 3 15 018914 6 S 6 Vers 1 2 Klaus Grubmuller Novellistik des Mittelalters Marendichtung hg ubers und komm von Klaus Grubmuller In Bibliothek des Mittelalters Band 23 Frankfurt am Main 1996 ISBN 3 618 66230 0 S 96 Vers 1 8 Hanns Fischer Studien zur deutschen Marendichtung 2 Auflage Tubingen 1983 ISBN 3 484 10461 9 Hanns Fischer Studien zur deutschen Marendichtung 2 Auflage Max Niemeyer Tubingen 1983 ISBN 3 484 10461 9 S 62 f Vgl dazu Ch Kasper Von miesen Rittern und sundhaften Frauen und solchen die besser waren Tugend und Keuschheitsproben in der mittelalterlichen Literatur vornehmlich des deutschen Sprachraums Kummerle Verlag Goppingen Goppinger Arbeiten zur Germanistik Band 547 ISBN 3 87452 788 3 Ders S 118 128 Walter Haug Entwurf zu einer Theorie der mittelalterlichen Kurzerzahlung In Walter Haug Burghart Wachinger Hrsg Kleinere Erzahlformen des 15 und 16 Jahrhunderts Fortuna Vitrea Band 8 Tubingen 1993 S 1 36 5 Vgl Gerhard Kopf Marendichtung 1 Auflage Stuttgart 1978 ISBN 3 476 10166 5 S 18 Karl Heinz Schirmer Das Mare die mittelhochdeutsche Versnovelle des spaten Mittelalters Wege der Forschung Band 558 Darmstadt 1983 S 9 Vgl Hanns Fischer Studien zur deutschen Marendichtung 2 Auflage Tubingen 1983 ISBN 3 484 10461 9 S 145 148 Klaus Grubmuller Die Ordnung der Witz und das Chaos Eine Geschichte der europaischen Novellistik im Mittelalter Fabliau Mare Novelle Tubingen 2006 S 27 Hans Joachim Ziegeler Schneeberger Hans In Verfasserlexikon Band VIII Sp 773 f Novellistik des Mittelalters Marendichtung Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch Band 47 2 Auflage Hg ubers u komm von Klaus Grubmuller Berlin 2014 ISBN 978 3 618 68047 5 S 1237 f Klaus Grubmuller Novellistik des Mittelalters Marendichtung In Walter Haug Hrsg Bibliothek des Mittelalters Band 23 Frankfurt a M 1996 S 30 43 Klaus Grubmuller Novellistik des Mittelalters Marendichtung In Walter Haug Hrsg Bibliothek des Mittelalters Band 23 Frankfurt a M 1996 S 1030 Kommentar Klaus Grubmuller Novellistik des Mittelalters Marendichtung In Walter Haug Hrsg Bibliothek des Mittelalters Band 23 Frankfurt a M 1996 S 96 111 Vgl Klaus Grubmuller Novellistik des Mittelalters Marendichtung In Walter Haug Hrsg Bibliothek des Mittelalters Band 23 Frankfurt a M 1996 S 1064 Kommentar Ubersetzung ebenfalls orientiert an Klaus Grubmuller s o Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mare amp oldid 229857435