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Kuruzen auch Kuruzzen oder Kurutzen ungarisch kuruczok kurucok Sg kuruc z slowakisch kuruci Sg kuruc rumanisch curuți Sg curuț waren eine Gruppe von bewaffneten antihabsburgischen Aufstandischen im Konigreich Ungarn von 1671 bis 1711 Getragen vom verarmten niederen ungarischen Adel und den Bauern eroberten sie von Siebenburgen aus in mehreren Wellen weite Teile Ungarns und drangen wiederholt in Osterreich ein bevor sie von kaiserlichen Truppen besiegt wurden Zeitweise wurden die Aufstande von den Turken unterstutzt und fielen mit dem Grossen Turkenkrieg 1683 1699 zusammen Kuruzen im Gefecht HistorienmalereiVotivbild vom Kuruzeneinfall 1704 Grosssteinbach SteiermarkDer Fluch Kruziturken zum Ausdruck des Zorns uber eine unerfreuliche Entwicklung entstand als Zusammenziehung von Kuruzen und Turken Inhaltsverzeichnis 1 Ausloser der Kuruzenaufstande 1 1 Vorgeschichte 1 2 Begriffsbedeutung 2 Ubersicht 2 1 Gliederung der Aufstande 2 2 Zusammensetzung der Aufstandischen 3 Die Kuruzenaufstande von 1671 72 1711 3 1 Erster Kuruzenfeldzug 3 2 Partisanenkrieg 3 3 Aufstand von Emmerich Thokoly 3 4 Kleinere Aufstande 3 5 Aufstand von Franz II Rakoczi 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Film 7 Theater 8 WeblinksAusloser der Kuruzenaufstande BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Schon vor den Kuruzen gab es immer wieder Aufstande und Revolten im Osten des Habsburgerreiches Nach Gyorgy Dozsa revoltierten von 1604 bis 1645 nacheinander Stephan Bocskay Gabriel Bethlen Peter Csaszar und Georg I Rakoczi meist mit osmanischer Unterstutzung von Nordungarn oder Siebenburgen aus Alle diese Aufstande wurden niedergeschlagen Der Frieden von Vasvar 1664 bei dem Kaiser Leopold I den Turken trotz einer turkischen Niederlage 1663 1664 weite Gebiete im Koniglichen Ungarn uberliess emporte viele Adelige in Ungarn gegen die Habsburger Es kam daher 1664 1670 71 zur Magnatenverschworung einer Adeligenverschworung im Gebiet der heutigen Slowakei Ungarns und Kroatiens gegen Habsburg die aufgedeckt und zerschlagen wurde Diese Verschworer wurden aber nicht als Kuruzen bezeichnet denn dort handelte der Hochadel des Koniglichen Ungarns unter anderen Franz Wesselenyi Petar Zrinski Fran Krsto Frankopan Franz I Rakoczi und Stephan II Thokoly Nach der militarischen Niederschlagung der Verschworung Wesselenyis durch kaiserliche Truppen im Jahre 1670 sah die kaiserliche Regierung ihre Gelegenheit zu absolutistischen Massnahmen Unter der Leitung von Graf Johann von Rottal nahm im selben Jahr ein Untersuchungsausschuss in Leutschau seine Tatigkeit auf und wurde zu einem Sondergericht in Pressburg umgewandelt der 1671 uber 200 verdachtige Adlige einschliesslich protestantischer Kleriker vorlud Die meisten wurden wieder entlassen einige bekamen lebenslanglich sieben wurden hingerichtet drei davon in Pressburg Viele flohen bereits 1670 massenweise in das Furstentum Siebenburgen einen selbstandigen turkischen Vasallenstaat oder in das von den Turken direkt besetzte Ungarn ihre Besitztumer wurden von den Habsburgern beschlagnahmt Betroffen waren die Familien Nadasdy Zrinski Thokoly Wesselenyi und andere Daruber hinaus wurde die Gegenreformation verstarkt und die Steuern wurden deutlich angehoben Oft erfolgte der Einsatz habsburgischer Truppen um den Evangelischen ihre Kirchen gewaltsam zu entreissen was diverse Unruhen hervorrief Den geflohenen Adeligen im Exil die sich selber als bujdosok ung Landfluchtlinge bezeichneten schlossen sich bald in der Hoffnung auf Beschaftigung schlecht bezahlte sowie seit Ende 1671 wegen Rationalisierungsmassnahmen entlassene Soldaten aus den antiturkischen Grenzfestungen sowie Untertanen aus den Stadten und dem mittleren Burgertum an Somit war die Niederschlagung der Verschworung erst der Ausloser der blutigen Kuruzenaufstande Begriffsbedeutung Bearbeiten Die Herkunft des Namens ist zum Teil umstritten Gemass dem Pallas Lexikon 1893 1897 ist das Wort wie viele andere militarische Fachausdrucke im Ungarischen turkischen Ursprungs Khurudzs bedeute demnach Aufstandischer und Insurgent Dies entspricht der gangigen ungarischen Meinung Moglich ware auch die Verwandtschaft des Wortes mit dem turkischen koruyucu welches Beschutzer bedeutet Nach einigen Historikern ist die Bezeichnung vom lateinischen crux cruciatus Kreuz Kreuzigung abgeleitet und bezeichnete entsprechend ursprunglich im 15 Jahrhundert allgemein die Kreuzzugteilnehmer Kreuztrager und auch die Kreuzzugteilnehmer des Gyorgy Dozsa im Konigreich Ungarn die sich 1514 erhoben hatten Dagegen wird eingewendet dass Kreuzfahrer oder Kreuzzugsteilnehmer auf ungarisch Keresztes heissen Der Name Kuruzen leitet sich demnach von dem ungarischen Eigenschaftswort kuruc her welches schneidig widerborstig aufruhrerisch bedeutet Nachdem sich jedoch 1514 die arme Bevolkerung des Konigreichs die ursprunglich als Kreuzzugteilnehmer Kuruzen versammelt worden war im heutigen Ungarn und der Sudslowakei mit dem Aufstand von Gyorgy Dozsa dem Ungarischen Bauernaufstand gegen den Adel aufgelehnt hatte gewann der Begriff eine neue Bedeutung Er stand fur Rebellen Aufstandische u a Gleich nach Dozsas Aufstand trat der Begriff in den Hintergrund und wurde erst in den 60er Jahren des 17 Jahrhunderts wieder aufgegriffen Er tauchte dann wieder als kurus kuroc oder kurudsch mit der Bedeutung Rauber Bandit auf Der Begriff wurde 1671 von Meni dem Beglerbeg Pascha von Eger zur Bezeichnung der uberwiegend adligen Fluchtlinge nach der Magnatenverschworung aus dem Gebiet der Slowakei die damals das habsburgische Gebiet Konigliches Ungarn war verwendet Danach burgerte sich der Name schnell ein und wurde 1671 1711 in ungarisch slowakisch und turkischsprachigen Texten als die Bezeichnung fur Aufstandische im Koniglichen Ungarn und dem nordlichen Grossfurstentum Siebenburgen gebraucht Es handelte sich dabei um die letzte Phase der seit 1604 andauernden antihabsburgischen Aufstande 1604 1711 die sich bis auf den Aufstand von Franz II Rakoczi fast ausschliesslich auf dem Gebiet der heutigen Slowakei abspielten Franz II Rakoczi selbst verwendete den Namen jedoch nicht und statt des Begriffes Kuruzen gebrauchten die damaligen Quellen oft auch das Wort die Malcontenten franzosisch Unzufriedene Aufstandische In den heutigen Geschichtstexten wird der Begriff Kuruzen fast nur in dieser letzten Bedeutung verwendet Der Gegenbegriff zu Kuruzen waren seit 1526 haufiger seit 1678 die Labanzen Wahrend des Rakoczi Aufstandes wurde in der Steiermark Niederosterreich und dem heutigen Burgenland die Kuruzzenschanze errichtet ein System von Palisaden und Erdwallen deren Uberreste heute unter Denkmalschutz stehen Der Fehringer Kuruzzenkogel eine ehemalige Kreidfeuerstation erhielt seinen Namen nach den Aufstandischen Ubersicht BearbeitenGliederung der Aufstande Bearbeiten nbsp Gedenktafel fur 1708 Pfarrkirche Bad SchonauDie Kuruzenaufstande sind eine Sammelbezeichnung fur folgende Aufstande Erster Kuruzenfeldzug 1672 Kuruzen Partisanenkrieg 1672 1678 Aufstand von Emmerich Thokoly auch Kuruzenaufstand oder Zweiter Kuruzenfeldzug 1678 1687 88 Kleinere Aufstande in Presov Eperies und Tokaj 1697 Aufstand von Franz II Rakoczi auch Kuruzenkrieg Freiheitskampf des Franz II Rakoczi 1703 1711 Als Kuruzenaufstand wird in der deutschsprachigen Literatur oft falschlicherweise der Zeitraum 1671 72 1680 bezeichnet 1680 wurde Thokoly zwar offiziell Kuruzen Anfuhrer de facto jedoch bereits 1678 Das Ende des Aufstands von Emmerich Thokoly wird wiederum oft falschlicherweise mit 1682 statt 1687 88 angegeben 1682 wurde zwar ein Waffenstillstand unterzeichnet und Thokoly wurde zum Fursten der Kampf mit den Kuruzen in Oberungarn der heutigen Slowakei ging aber parallel zum Grossen Turkenkrieg intensiv weiter Zusammensetzung der Aufstandischen Bearbeiten Die Kuruzen waren uberwiegend diverse geflohene Untertanen sowie Soldaten die von den habsburgischen antiturkischen Grenzfestungen entlassen worden waren aber auch einige Adlige vor allem diejenigen die 1671 nach der Magnatenverschworung gefluchtet waren Von der ethnischen Zusammensetzung her handelte es sich grosstenteils um Slowaken Kroaten und Ruthenen Ukrainer aber auch sehr viele Magyaren Obwohl uberwiegend protestantische Adelige zu den Kuruzen kamen gab es auch viele Katholiken bei den Aufstandischen Die Kuruzenaufstande von 1671 72 1711 Bearbeiten nbsp Zwei Soldatenmusiker der Kuruzen mit der Kegeloboe toroksip und der Zylindertrommel nagydob Erster Kuruzenfeldzug Bearbeiten Der Erste Kuruzenfeldzug begann im Fruhling 1672 als die von Istvan Petroczy einem protestantischen Baron und von Michael Teleki dem Kanzler von Siebenburgen gefuhrten und von den Osmanen unterstutzten Kuruzen Teile der Ostslowakei eroberten und dort die katholischen Priester auswiesen Im Sommer entstand zugleich der so genannte Arwa oder Pika Aufstand bei dem Kuruzen unter der Fuhrung von Gaspar Pika in die Komitate Liptau und Arwa vordrangen und mit Hilfe eines Aufstands fast der gesamten dortigen Bevolkerung im Oktober die wichtige Arwaburg eroberten Die Kuruzen in der heutigen Ostslowakei wurden in der Schlacht von Durkov im Oktober und die in der Arwa im November von den habsburgischen Truppen geschlagen Pika und 25 seiner ortlichen Anhanger wurden hingerichtet Partisanenkrieg Bearbeiten Die Folgen der Niederschlagung dieses ersten Kuruzen Feldzugs waren wieder verheerend 1672 1678 folgte ein Partisanenkrieg der Kuruzen in Oberungarn seit 1673 unter der Fuhrung des Katholiken Paul Wesselenyi ab 1675 dann unter der Fuhrung des evangelischen Kanzlers von Siebenburgen Michael Teleki Die Anzahl der Kuruzen nahm dabei standig zu und die heutige Ostslowakei wurde weitgehend verwustet Sie wurden von Siebenburgen sowie seit 1677 wegen eines seit 1673 dauernden Krieges Frankreichs gegen Osterreich von Frankreich unterstutzt Es handelte sich dabei um einen Burgerkrieg in dem die Kuruzen gegen kaiserliche Truppen sowie gegen pro habsburgische Adlige und Stadte kampften Eine andere Folge war die Einfuhrung eines achtkopfigen Rats bestehend aus vier Ungarn und vier Osterreichern unter Johann Kaspar Ambringen als autoritare Regierung im habsburgischen Ungarn im Jahre 1673 Das Konigliche Ungarn wurde zu einer habsburgischen Provinz erklart das traditionelle Amt des Palatins die hochste Funktion im Koniglichen Ungarn der Landtag sowie die ganze Verfassung wurden aufgehoben Im Religionsbereich hatte der gescheiterte Feldzug eine neue Welle der aggressiven Verfolgung von Protestanten zur Folge 1673 74 fand am Sondergericht von Pressburg ein riesiges Verfahren gegen die Evangelischen statt Aufstand von Emmerich Thokoly Bearbeiten Seit 1677 nahm auch der evangelische Adelige Emmerich Thokoly der 1670 aus der Arwa Burg seines Vaters Stephan Thokoly geflohene Neffe von Istvan Petroczy an dem Kuruzenaufstand teil Im Oktober 1677 schlugen polnische Truppen im Dienste Frankreichs die habsburgischen Truppen im Komitat Maramaros im heutigen Rumanien was die Kuruzen veranlasste statt des Partisanenkriegs von Siebenburgen aus einen neuen Feldzug zu beginnen Dieser leitete den Aufstand von Emmerich Thokoly 1678 1687 ein Den Kern der Kuruzen bildeten zur Zeit des auch als slowakischer Konig oder Kuruzenkonig bezeichneten Thokolys ehemalige Grenzsoldaten sowie zahlreiche zweifelhafte Personen die sich der zivilen Bevolkerung gegenuber schlimmer verhielten als die Turken die grosse Teile des heutigen Ungarn besetzt hielten 1680 eroberten die Kuruzen mit Ausnahme gut befestigter Stadte wie Pressburg das gesamte Oberungarn und einen Teil Mahrens Thokolys Erfolge sowie ein bevorstehender Krieg gegen die Turken zwangen den Kaiser den achtkopfigen Regierungsrat von 1673 aufzuheben und 1681 in Odenburg den ungarischen Landtag wieder einzuberufen Der seit 1681 auch von den Turken unterstutzte Thokoly wurde 1682 von den Turken zum Konig Oberungarns das heisst der Slowakei erklart Sein Furstentum 1682 1685 reichte im Westen bis zum Fluss Waag Der von den Turken unterstutzte Aufstand Thokolys deckte sich in seiner letzten Phase mit dem Grossen Turkenkrieg 1683 1699 zwischen den Habsburgern und den Turken Viele Kuruzen kampften in der turkischen Armee und nahmen an der zweiten Turkenbelagerung Wiens teil Nach der Niederlage der Turken vor Wien am 12 September 1683 endete langsam Thokolys Aufstand Nachdem bekannt geworden war dass die Turken Thokoly 1685 inhaftiert hatten weil sie ihn als den Verursacher des Grossen Turkenkriegs betrachteten verloren die Kuruzen im selben Jahr ihre Hauptstadt Kaschau 1688 fiel schliesslich die Festung von Mukatschewo in der heutigen Ukraine unter der Fuhrung von Thokolys Frau Helena Zrinska als letzte Kuruzen Festung in die Hande der Kaiserlichen Als Folge des Aufstands Thokolys wurden 1687 nach dem Eperieser Blutgericht 24 Personen die letzten Anhanger Thokolys aber auch unschuldige Protestanten offentlich hingerichtet Vorsitzender des Tribunals war Generalkriegskommissar Antonio von Caraffa der zum Teil eine Verschworung erfand um an das Geld der Verurteilten zu kommen Der Kaiser loste das Gericht anschliessend schnell auf Kleinere Aufstande Bearbeiten In den Folgejahren ging die Auseinandersetzung um die Restaurierung des politischen und gesellschaftlichen Systems im Koniglichen Ungarn weiter darunter der Aufstand von Franz II Rakoczi 1697 brach in der Stadt Eperjes ein neuer kleiner Kuruzenaufstand aus der sich dann in die Komitate Komitat Saros und Komitat Semplin ausbreitete In der Gegend von Tokaj ging es konkret um die Steuerfreiheit des Weinanbaus Aber die Armee schlug den Aufstand schnell nieder Aufstand von Franz II Rakoczi Bearbeiten 1703 1711 folgte der grosse Aufstand von Franz II Rakoczi mit dem die Kuruzenaufstande 1711 endeten Siehe auch BearbeitenSlowakei in der fruhen Neuzeit MagnatenverschworungLiteratur BearbeitenFranz Theuer Brennendes Land Kuruzzenkriege Ein historischer Bericht Ein Bohlau Sonderband Bohlau Wien u a 1984 ISBN 3 205 07255 3 Ferenc Orsi Kapitan Tenkes ungarisch A Tenkes kapitanya Ein AbenteuerromanFilm BearbeitenAls ungarische Fernsehserie von 1963 Kapitan Tenkes ungarisch A Tenkes kapitanya wurden die Eignisse nach dem gleichnamigen Abenteuerroman von Ferenc Orsi 1927 1994 in Szene gesetzt 13 Folgen je ca 25 min Eine Compilation ist auch als Kinofassung gezeigt worden Theater BearbeitenLutz Hillmann Der Kapitan vom Tenkesberg am 28 Juni 2007 in Bautzen als Theaterstuck uraufgefuhrt Weblinks BearbeitenDer Standard Befreiung ohne Begeisterung Ausgabe vom 21 April 2001 Mit der Eroberung von Budapest setzten sich die Habsburger in den Besitz von ganz Ungarn als dessen rechtmassige Erben sie sich seit 1526 betrachteten Der ungarische Adel sah die Befreiung mit gemischten Gefuhlen Harald Skala Die letzte Schlacht Franz Rakoczy II Furst von Siebenburgen und seines Kurutzenheeres vor Trencin am 3 8 1708 kuk wehrmacht de Osterreichische Militargeschichte Magyar Pavilon Ferenc Rakoczi II Memento vom 17 Marz 2005 im Internet Archive Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kuruzen amp oldid 232338375