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Der ungarische Landtag ab 1867 Reichstag ungarisch Orszaggyules war als Vorganger des heutigen ungarischen Parlaments die gesetzgebende Versammlung des Konigreichs Ungarn bis 1918 Der Reichstag bestand aus zwei Kammern der Magnatentafel in der die Magnaten und der hohe Klerus sassen und der Reprasentantentafel Ablegatentafel dem Abgeordnetenhaus zu dem die Komitate freien Distrikte und Stadte Deputierte entsandten Das Zweikammernsystem setzte sich ab 1608 dauerhaft durch 1 2 Das Furstentum Siebenburgen verfugte bis 1865 uber einen eigenen Landtag der kroatische Landtag der Sabor tagte bis 1918 Reichstagssitzung im Palais der Ungarischen Koniglichen Kammer in Pressburg 1830Inhaltsverzeichnis 1 Stande Landtag 2 Ungarische Revolution 3 Ausgleich 4 Osterreich Ungarn 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseStande Landtag BearbeitenDer Landtag war seit dem Fruhmittelalter eine traditionelle standische Versammlung die meist in Pressburg Pozsony manchmal auch in anderen Stadten wie Odenburg oder Buda Ofen tagte Institutionell fassbar wird der Landtag erst seit Mitte des 15 Jahrhunderts Ab den 1290er Jahren versammelte sich der Adel nach den koniglichen Gerichtstagen Seit dem 14 Jahrhundert waren ausser den Mitgliedern des koniglichen Rates auch Abgesandte der Komitate und Freistadte bei den Versammlungen um uber Steuern und Kriegszuge zu verhandeln 2 Der Landtag versammelte sich niemals von selbst sondern wurde durch den Konig oder dessen Vertreter einberufen Bis 1526 liess sich der Adel auf den Landtagen durch Gesandte vertreten 1 Der Landtag und seine standische Verfassung sicherte Ungarn aber keine Selbststandigkeit und Unabhangigkeit Heerwesen Aussenhandel Zollwesen und die auswartigen Angelegenheiten wurden nach 1526 im habsburgischen Ungarn von den kaiserlichen Zentralorganen entschieden 3 Der Landtag tagte in unregelmassigen Abstanden beispielsweise von 11 September 1825 bis 28 August 1827 von 8 September bis 20 Dezember 1830 von 16 Dezember 1832 bis 2 Mai 1836 und von 2 Juni 1839 bis 13 Mai 1840 4 Ungarische Revolution BearbeitenWahrend des ungarischen Aufstandes 1848 49 wurde der Landtag nach Pest verlegt und sollte zu einer modernen Volksvertretung umgestaltet werden die die eigene ungarische Regierung kontrollieren sollte Am 3 Oktober 1848 erklarte Konig Ferdinand I den Landtag per Dekret fur aufgelost Im Laufe der Revolution gegen die Habsburger trat am 14 April 1849 in der Grossen Reformierten Kirche von Debrecen der ungarische Reichstag zusammen der die Entthronung des Hauses Habsburg Lothringen und die Unabhangigkeit Ungarns verkundete und Lajos Kossuth zum Reichsverweser wahlte Infolge der Niederwerfung der ungarischen Revolution wurde die Nationalversammlung wieder aufgelost Ausgleich BearbeitenNach der Niederlage Osterreichs im Italienischen Krieg 1859 wurden mit dem Oktoberdiplom von 1860 und dem Februarpatent von 1861 die alte Verfassung Ungarns aus der Zeit vor 1848 im Wesentlichen wiederhergestellt und der Landtag zur Beratung eines neuen Wahlgesetzes berufen das eine Vertretung aller Stande ermoglichen sollte Als die Nationalversammlung die Pragmatischen Sanktion und die Gesetze von 1848 als Grundlage fur eine Einigung mit Wien forderte und die Kronung Franz Josephs von der Wiedervereinigung der Nebenlander mit Ungarn abhangig machte die Beschickung des Wiener Reichsrats aber ablehnte brach die Wiener Regierung alle weiteren Verhandlungen ab Wir konnen warten erklarte Ministerprasident Anton von Schmerling in der Hoffnung dass Ungarn sich schliesslich der Februarverfassung fugen werde 5 Der Landtag wurde am 21 August 1861 wieder aufgelost es wurde wieder absolutistisch regiert Am 14 Dezember 1865 wurde der ungarische Landtag von neuem eroffnet 6 Nach dem osterreichisch ungarischen Ausgleich liess Ministerprasident Gyula Andrassy am 18 Februar 1867 im Landtag die Wiederherstellung der ungarischen Verfassung von 1848 mit nur geringen Modifikationen verkunden 7 Am 27 Februar 1867 wurde der Landtag offiziell wieder eingesetzt Da es sich bei Ungarn nun nicht mehr um eines der Kronlander Osterreichs handelte die 1861 einen Landtag bekommen hatten sondern sein Parlament ein dem seit 1861 bestehenden osterreichischen Reichsrat nun nur mehr fur Cisleithanien zustandig gleichrangiges Gesetzgebungsorgan geworden war wurde der bisherige ungarische Landtag nun Reichstag benannt Verwechslungen mit dem cisleithanischen Parlament dem Reichsrat waren nicht moglich da in Osterreich der Begriff Reichstag nur 1848 49 verwendet worden war Osterreich Ungarn BearbeitenDie Bezeichnung des ungarischen Parlaments war nicht einheitlich und sogar widerspruchlich Einmal war vom gemeinsamen ungarisch kroatischen Reichstag die Rede dann wieder nur vom ungarischen Reichstag 1868 bis 1870 erschienen die beschlossenen Gesetze als vom gemeinsamen ungarisch kroatischen Reichstag erlassen Ab 1871 hiess es nur mehr Ungarischer Reichstag obwohl er weiterhin ein gemeinsames Organ beider Lander war und in dieser Eigenschaft gemeinsame Gesetze beschloss 8 Der kroatische Landtag erhielt gemass dem ungarisch kroatischen Ausgleich lediglich im Bereich des Kultus und Unterrichtswesens Gesetzgebungshoheit nbsp Parlamentsgebaude1875 bis zur Ungarischen Krise 1905 hatte stets die von Kalman Tisza gegrundete Liberale Partei die Mehrheit im Reichstag Die Regierung Geza Fejervary regierte nach dem Wahlsieg der Opposition 1905 mit Hilfe des Konigs der das Parlament mehrmals vertagte am Reichstag vorbei Am 19 Februar 1906 liessen Franz Joseph und Fejervary den Reichstag durch die Honved militarisch besetzen 9 1905 06 stellte die Unabhangigkeitspartei die starkste Fraktion seit der Wahl 1910 wieder die Liberalen mit der neu gegrundeten Partei der Nationalen Arbeit unter Istvan Tisza 1902 zog der Reichstag in das neu erbaute Parlamentsgebaude in Budapest Durch ein Zensuswahlrecht das nur einen privilegierten Teil der Bevolkerung zur Wahl zuliess 1913 waren nur 7 7 der Gesamtbevolkerung wahlberechtigt oder durften offentliche Amter bekleiden wurde mit Hilfe des Reichstags die reaktionare Struktur des Vielvolkerstaates Ungarn zementiert 10 Im Unterschied zum osterreichischen Reichsrat wo nichtdeutsche Abgeordnete im Fruhjahr 1917 klar bekanntgaben was sie nach Kriegsende vor hatten gab es daher im ungarischen Reichstag kaum Diskussionen uber die Zielsetzungen der nichtmagyarischen Nationalitaten in Ungarn nach Kriegsende Diese lehnten die bis dahin ubliche magyarische Dominanz ab und organisierten sich 1918 19 ausserhalb Ungarns neu Siehe auch BearbeitenGeschichte UngarnsEinzelnachweise Bearbeiten a b Marta Fata Franz Brendle Hrsg Ungarn das Reich der Stephanskrone im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung Multiethnizitat Land und Konfession 1500 bis 1700 Aschendorff Munster 2000 ISBN 3 402 02981 2 S 2 a b Edgar Hosch Karl Nehring Holm Sundhaussen Hrsg Lexikon zur Geschichte Sudosteuropas Bohlau Wien Koln Weimar 2004 ISBN 3 205 77193 1 S 493 Adam Wandruszka Peter Urbanitsch Hrsg Die Habsburgermonarchie 1848 1918 Band 2 Verwaltung und Rechtswesen Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1975 ISBN 3 7001 0081 7 S 503 Laszlo Revesz Die Anfange des ungarischen Parlamentarismus Sudosteuropaische Arbeiten 68 Verlag Oldenbourg Munchen 1968 S 205 Eva Somogyi Vom Zentralismus zum Dualismus Der Weg der deutschosterreichischen Liberalen zum Ausgleich von 1867 Steiner Stuttgart 1983 ISBN 3 515 03856 6 S 23 Peter Berger Der Osterreichisch ungarische Ausgleich von 1867 Forschungsinstitut fur den Donauraum Verlag Herold Wien 1967 S 99 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band 3 Bismarck und das Reich Kohlhammer Stuttgart 1988 ISBN 3 17 010099 8 S 610 Laszlo Revesz Parlament und Parlamentarismus im Konigreich Ungarn Der ungarische Reichstag 1848 bis 1918 Rechtliche Grundlagen und praktische Umsetzung In Helmut Rumpler Peter Urbanitsch Hrsg Die Habsburgermonarchie 1848 1918 Band VII 2 Verfassung und Parlamentarismus Die regionalen Reprasentativkorperschaften Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2000 ISBN 3 7001 2871 1 S 1007 1060 hier S 1015 Geza Andreas von Geyr Sandor Wekerle 1848 1921 Die politische Biographie eines ungarischen Staatsmannes der Donaumonarchie Sudosteuropaische Arbeiten 91 Munchen 1993 ISBN 3 486 56037 9 S 212ff Wolfdieter Bihl Der Weg zum Zusammenbruch Osterreich Ungarn unter Karl I IV In Erika Weinzierl Kurt Skalnik Hrsg Osterreich 1918 1938 Geschichte der Ersten Republik Graz Wien Koln 1983 Band 1 ISBN 3 222 11456 0 S 27 54 hier S 44 Landtage der Kronlander der Habsburgermonarchie 1861 1918 Ungarn bis 1867 dann Reichstag Bohmen Dalmatien Kroatien Galizien Osterreich unter der Enns Osterreich ob der Enns Salzburg Steyer Karnten Krain Bukowina Mahren Schlesien Tirol Gorz und Gradisca Vorarlberg Istrien Triest Bosnien und Herzegowina ab 1910 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reichstag Ungarn amp oldid 232607926