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Die Kuruzzenschanze auch Alte Schanze oder Turkenschanze ist eine ehemalige militarische Befestigungslinie die zwischen 1703 und 1711 wahrend des antihabsburgischen Aufstandes unter Franz Rakoczi gegen dessen Truppen die Kuruzzen errichtet wurde Der am besten erhaltene Abschnitt von der Donau bei Petronell uber Parndorf bis Neusiedl am See ist ungefahr 18 km lang 1 insgesamt hatte sich die Anlage im nie erreichten Endausbau samt Verzweigungen uber etwa zweihundert Kilometer erstreckt Graben des Kuruzzenwalls bei ParndorfZur gleichen Zeit entstand in Wien der Linienwall der ebenso Angriffe der Turken und Kuruzzen abwehren sollte An ihm konnte am 11 Juni 1704 ein Angriff der Kuruzzen abgewehrt werden 2 Inhaltsverzeichnis 1 Verlauf 2 Bestandteile 3 Strategische Bedeutung 4 Literatur 5 Weblinks 6 Galerie 7 EinzelnachweiseVerlauf BearbeitenDie Befestigungsanlage sollte die Grenze gegen Ungarn mit einer zusammenhangenden Defensionslinie schutzen 3 Sie war Teil einer Verteidigungslinie die von Goding in Mahren bis Radkersburg in der Sudoststeiermark und weiter uber Tschakathurn in das Gebiet zwischen Mur und Drau Murinsel 4 reichen sollte aber nie vollstandig ausgebaut wurde 5 Ursprunglich war geplant die Kuruzzenschanze bis nach Wiener Neustadt zu errichten Ihr Verlauf ist in Landkarten aus Bezeichnungen wie Turkenschanze Schanzbreiten Alte Schanze usw erkennbar er bildet auch die ostliche Begrenzung des McArthurGlen Designer Outlet Centers in Parndorf Nordlich der Donau ist der Verlauf der Schanze bei Zwerndorf bei Weiden an der March 6 und sudlich von Stillfried 7 dokumentiert Der Verlauf der Schanze nordlich von Markthof im Marchfeld ist im Aufnahmeblatt der Landesaufnahme dokumentiert In diesen Abschnitt der Schanze wurde 1707 der General Feldmarschall Lieutenant Graf von Lowenburg zur Sicherung und Verteidigung der Marchufer abgesandt 8 nbsp Der Verlauf der Schanze entlang der March bei JedenspeigenDer Osten der Steiermark war im Vergleich zum nordlichen Burgenland wegen des hugeligen Gelandes durch umfangreiche Truppenbewegungen weniger gefahrdet Dort bestanden die Abschnitte der Verteidigungsanlage uber manche Strecken nur aus Verhauen in den Flusstalern z B im Raabtal Feistritz und Rittscheintal und holzernen Wachturmen Tschartaken 9 An der damaligen Grenze zwischen der Steiermark und Ungarn im Lafnitztal wurden je nach Lage des Gelandes in Abstanden von ungefahr einem bis drei Kilometern Tschartaken angelegt um Warnschusse und andere optische und akustische Nachrichten weiterzuleiten Zwischen Radkersburg und Fehring bestanden um 1706 auf ca 27 km Luftlinie 13 Tschartaken zwischen Fehring und Furstenfeld vom Raabtal zum Lafnitztal auf ca 15 km Luftlinie 18 bis 19 Tschartaken 10 Neben dieser ersten Verteidigungslinie bestanden weitere Stellungen so um das Stift Vorau 11 oder auf den Passen der Fischbacher Alpen Pfaffensattel Alpl oder Schanzsattel Weiters wurden grossere Orte bzw Burgen Gussing Friedberg Hartberg Furstenfeld Radkersburg usw so befestigt dass sie von den im Allgemeinen nur leicht bewaffneten Kuruzzen nicht erobert werden konnten Wohl aber fiel nach der Niederlage Graf Rabattas bei Mogersdorf gegen die Kuruzzen das mit uber 200 Feuerwaffen gut ausgestattete Schloss Hohenbrugg am 4 Juli 1704 kurzfristig in die Hand der Kuruzzen und wurde ausgeraubt 12 Bestandteile BearbeitenDie Schanze bestand von Neusiedl am See bis an die Donau bei Petronell aus einem ca 4 8 m breiten und 2 5 tiefen Graben hinter dem ein ca 2 m hoher Erdwall die Brustwehr verlief der mit Palisaden gemauerten Wachturmen und kleinen Forts Fleschen im Abstand einiger hundert Meter zusatzlich einigen einfachen Redouten und Sternschanzen versehen war 13 Sie wurde bis zum Ende des 18 Jahrhunderts zumindest in Teilen instand gehalten Teile der Anlage sind im Bereich von Parndorf als Erdwall gut zu erkennen Sudlicher Endpunkt dieses Abschnittes war die am Tabor bei Neusiedl am See gelegene heutige Tabor Ruine die vermutlich im 16 Jahrhundert als militarischer Spahturm gegen die Turken errichtet worden war Die Reste der Kuruzzenschanze stehen weitgehend unter Denkmalschutz in Parndorf als Alte Schanze in Neusiedl am See als Neusiedler Schanze fur Fehring Rohrau Petronell Carnuntum Engelhartstetten Marchegg und Weiden an der March siehe die Eintragung bei Bad Radkersburg nbsp Kuruzzenwall im Osten des Outlet Centers bei ParndorfStrategische Bedeutung BearbeitenDie Kuruzzenschanze erfullte ihre Ziele nur in geringem Mass weil es nicht moglich war sie mit ausgebildeten Verteidigern aus regularen Truppenteilen des Militars zu besetzen Wesentliche Teile der dafur notwendigen Streitkrafte waren bereits in Ungarn im Kampf gegen die Kuruzzen und durch die Nachwirkungen des Grossen Turkenkrieges gebunden aber auch im Spanischen Erbfolgekrieg eingesetzt Stattdessen wurden Manner im wehrfahigen Alter in der Art einer Miliz nur kurz ausgebildet Ihr Widerstand gegen Angriffe blieb gering sodass die Schanzen soweit sie uberhaupt bereits fertig ausgebaut waren nicht selten unbesetzt blieben weil ihre Verteidiger geflohen waren 14 Dadurch war es den Streifscharen der Kuruzzen moglich in den Jahren nach 1703 immer wieder auch grossere Flusse wie die March zu uberwinden und im Gebiet westlich davon auf wenig bis keine Gegenwehr zu stossen Am intensivsten wurden z B in Niederosterreich die Uberfalle im Jahr 1706 wo am 17 Oktober 1706 der Ort Zistersdorf niedergebrannt wurde Bei diesem Uberfall wurden ungefahr 400 Tote gezahlt 15 Das osterreichische Bundesheer liess nach dem Ungarnaufstand 1956 parallel zum Kuruzzenwall eine Kette von Bunkeranlagen errichten die als nach dem damaligen Verteidigungsminister Karl Schleinzer als Schleinzer Wall bekannt wurde Diese Anlage wurde nach dem Fall des Eisernen Vorhangs demilitarisiert weitgehend abgebaut und verkauft Sie liegt westlich in der Nahe des Kuruzzenwalls hat aber mit ihm nichts zu tun Literatur BearbeitenWalter Blasi Franz Sauer Die Kuruzzenschanze zwischen Petronell und Neusiedl am See In Bundesdenkmalamt Hrsg Fundberichte aus Osterreich Materialhefte Reihe A Sonderheft 19 FOMat A Sonderheft 19 Berger amp Sohne Wien 2012 ISSN 1993 1271 falsche ISSN Angabe richtig ISSN 1993 1255 ZDB ID 273065 0 Peter Broucek Die Kuruzzeneinfalle in Niederosterreich und in der Steiermark 1703 1709 Militarhistorische Schriftenreihe Band 55 Osterreichischer Bundesverlag Wien 1985 ISBN 3 215 06102 3 ZDB ID 1069189 3 Franz Ruzicka Studien zur Geschichte der Kuruzzeneinfalle in Niederosterreich in den Jahren 1703 1709 Dissertation an der Universitat Wien philosophische Fakultat 5 Juli 1977 Fritz Posch Flammende Grenze Die Steiermark in den Kuruzzensturmen In Veroffentlichungen des Steiermarkischen Landesarchives Band 5 Styria Graz Wien Koln 1968 2 Auflage Styria Graz 1986 ISBN 3 222 11691 1 ZDB ID 561078 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kuruzzenschanze Austria Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienGalerie Bearbeiten nbsp Die Alte Schanze links von Petronell nach Suden nbsp Verlauf der Schanze im Norden von Parndorf nbsp Die Schanze zwischen Parndorf und Neusiedl nbsp Verlauf der Kuruzzenschanze nordlich von Markthof Bildmitte am Westufer der March Einzelnachweise Bearbeiten Blasi Sauer Kuruzzenschanze S 32 Blasi Sauer Kuruzzenschanze S 27 Adelheid Schmeller Kitt Dehio Handbuch Die Kunstdenkmaler Osterreichs Burgenland Hrsg vom Institut fur osterreichische Kunstforschung des Bundesdenkmalamtes 2 Auflage 1980 Verlag Anton Schroll Wien Seiten 230 232 ISBN 3 7031 0493 7 Posch Flammende Grenze 1 Auflage S 32 41 Blasi Sauer Kuruzzenschanze S 26 29 Adolf Schmidl Reisehandbuch durch das Erzherzogthum Osterreich mit Salzburg Obersteyermark und Tirol Reichard Guns Volckmar Leipzig 1834 S 121 122 Schmidl Reisehandbuch Seite 122 in der Google Buchsuche Josef Scheiger Andeutungen zu einigen Ausflugen im Viertel unter dem Wienerwalde und seinen nachsten Umgebungen Druck und Verlag M Chr Adolph Wien 1828 S 72 75 Scheiger Andeutungen zu Ausflugen S 72 75 in der Google Buchsuche Josef Maurer Schlosshof Geschichte des k k Lustschlosses und des Marktes Hof an der March In Blatter des Vereines fur Landeskunde von Niederosterreich Neue Folge XXIII Jahrgang 1889 Verlag des Vereines Druck bei Friedrich Jasper Wien 1889 S 215 Blasi Sauer Kuruzzenschanze S 28 Posch Flammende Grenze 1 Auflage S 194 203 Posch Flammende Grenze 1 Auflage S 24 26 Posch Flammende Grenze 1 Auflage S 56 57 Blasi Sauer Kuruzzenschanze S 33 Blasi Sauer Kuruzzenschanze S 23 29 Willibald Rosner Blatt zu den Verschanzungen zwischen Hohenau und Durnkrut In Niederosterreich Archiv NA 01044 Archiv Verlag Wien 48 022736 16 866591 Koordinaten 48 1 N 16 52 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kuruzzenschanze amp oldid 220011329