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Als Heiducken Sg Heiduck auch Haiduck Heiducke Hayduke oder Hajduke osman turk haydut albanisch hajdut i ungarisch hajdu serbokroatisch hajduk rumanisch haiduc bulgarisch chajduk u chajdutin bezeichnete man zur Zeit der turkischen Herrschaft uber Sudosteuropa meist bandenmassig organisierte Gesetzlose besonders Wegelagerer Plunderer und Freischarler Sie unterliegen einer ahnlichen Romantisierung wie Kosaken und Piraten Die Heiducken werden von den sudosteuropaischen Nationen ruckblickend vergleichbar mit Robin Hood als wehrhafte Vertreter des nationalen und religiosen Widerstands und Freiheitskampfer gegen das Osmanische Reich angesehen Im habsburgischen und siebenburgischen Einflussbereich wurden die Heiducken auch in die Wehrstruktur integriert im Furstentum Siebenburgen besonders unter Furst Stephan Bocskai auch planmassig angesiedelt und mit Privilegien ausgestattet Ortsnamen mit Hajdu erinnern daran bzw sollen daran erinnern Harambasa aus dem westherzegowinisch dalmatinischen Grenzraum mit typischer Ausstattung Bauchbinde Kubura und Handzar Linke Hand Cibuk Linke Schulter turk Muskete Inhaltsverzeichnis 1 Bedeutung 2 Etymologie 3 Geschichte 4 Gegenwart 5 Bekannte Heiducken 5 1 Bulgarische Hajduten 5 2 Kroatische Hajduci 5 3 Rumanische Haiduci 5 4 Serbische Hajduci 5 5 Ungarische Hajduk 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBedeutung BearbeitenDas turkische Wort Haydut beschreibt heutzutage ebendiese Art von rauberischen Personen die sich gegen das System auflehnen und womoglich daher wurde der Ausdruck auch abgewandelt als Haiduck ab Mitte des 16 Jahrhunderts zum Synonym fur derartige Individuen Ursprunglich bezeichnete es moglicherweise ungarische Viehhirten ungarisch hajto fur Ochsentreiber und spater auch Soldner die fur das Osmanische Reich die Grenzkontrolle ubernahmen und sich vielleicht spater gegen diese auflehnten Der Begriff fand Einzug in verschiedene sudosteuropaische Sprachen wie z B kroatisch und serbisch hajduk bulgarisch chajduk und chajdutin rumanisch haiduc Im Albanischen wird heute mit hajdut unbestimmte Form bestimmte Form hajduti ein gewohnlicher Rauber bezeichnet 1 Ursprunglich mag Heiduck eher einen Rauber oder einen Abgefallenen gegenuber der staatlichen Obrigkeit gemeint haben Wahrend der nationalen Befreiungskampfe der sudosteuropaischen Volker im 19 Jahrhundert hat sich in diesen Nationen vermehrt ein romantisch verklartes Bild der Heiducken als Volkshelden und Vorkampfer fur die nationale Befreiung und oder soziale Gerechtigkeit verbreitet In Sudosteuropa kann das Wort Aufstandische und Freiheitskampfer und ebenso Rauber und Gesetzlose meinen Der Begriff ist demnach mehrdeutig Er bezeichnet sowohl einfache Rauber die Leute ohne Unterschied auf Herkunft und sozialen Status uberfallen und gemordet haben wie auch irregulare Milizen oder Freiheitskampfer bis hin zu sozialistischen Revolutionaren Als solche sind die Heiducken noch heute Gegenstand der Volksverehrung und werden bspw vor allem bei Serben aber auch von den Kroaten in Bosnien Herzegowina von Guslaren in Hajdukenliedern besungen 2 Die Historikerin Suraiya Faroqhi erwahnt dass es auf dem Balkan im 17 und 18 Jahrhundert zahlreiche Rauberbanden gab die jedoch auf etwas andere Weise entstanden seien als jene im turkischen Kernland Anatolien Da auf dem Balkan ein grosser Teil der landlichen Bevolkerung und damit auch der Soldnerbanden aus Nichtmuslimen bestanden habe vermutet sie dass es hier nicht so sehr um die feste Anstellung irregularer Soldaten ging Dafur hatten manche Militars die in den Grenzbezirken keine Arbeit mehr fanden sich ihren Lebensunterhalt durch Raub und Brandschatzung zu sichern versucht Jedenfalls sei es nicht realistisch in den sogenannten Haiduken protonationalistische Kampfer fur lokale Autonomie zu sehen wie das in der alteren Literatur haufig geschehen ist Diese balkanischen Heiducken seien w eit davon entfernt gewesen als edle Rauber von den Reichen zu nehmen um die Armen zu beschenken sondern hatten stattdessen meist angegriffen wen auch immer sie gerade vorfanden 3 Neben Soldnern und Nomaden gab es aber noch andere Leute die periodisch oder aufgrund besonderer Lebenskrisen ihre Wohnsitze verliessen Erbstreitigkeiten Epidemien Uberforderung durch den Steuereinnehmer und Raububerfalle trieben immer wieder junge Bauern aus ihren Dorfern die dann oft zu Heiducken wurden In einer weiteren Bedeutung wurde das Wort Heiduck ab dem 18 Jahrhundert auch als Bezeichnung fur Bedienstete reicher Leute in Osterreich Ungarn sowie auch an deutschen Hofen verwendet 4 Etymologie BearbeitenDie Herkunft des Wortes ist nicht ganz geklart Der Begriff mag sich aus dem turkischen haydut fur Rauber Gesetzloser entwickelt haben oder aber auch vom ungarischen hajto plural hajtok fur Ochsentreiber Diese beiden Thesen mussen sich nicht ausschliessen da er ursprunglich moglicherweise vom Ungarischen ins Turkische gelangt sein konnte und ungarische Viehhirten beschrieb welche auch als Soldner die ungarisch turkische Grenze fur das Osmanische Reich sicherten als Ungarn unter osmanische Herrschaft kam Moglich ist auch dass sich diese Soldner irgendwann gegen die Fremdherrschaft auflehnten und es so zum negativ konnotierten Begriff gekommen ist Eine These geht davon aus dass das deutsche Wort Haudegen von Kampfern in Freikorps in osterreichischen und anderen Armeen zur Zeit der Turkenkriege aufgeschnappt worden sein konnte Wahrscheinlich hat das Wort Heiduck sich aus mehreren Quellen gebildet Geschichte Bearbeiten nbsp Heiduck aus dem damaligen ungarischen Einflussgebiet 1703 In Osterreich und im Konigreich Ungarn bezeichnete Heiduck Ende des 16 und Anfang des 17 Jahrhunderts besoldete Infanteristen die den Grenzschutz versahen sowie spater bewaffnete Wachen in Stadten Gespanschaften und auf Gutern Adliger Die Habsburgermonarchie benannte 1740 die drei regularen ungarischen Infanterieregimenter Hayduken 5 Das Heiduckentum in Sudosteuropa nahm seinen Aufschwung Ende des 16 Jahrhunderts nach ersten militarischen Misserfolgen der Osmanen Im Osterreichisch Turkischen Krieg 1716 1718 waren Heiducken osterreichische Fusssoldaten in Serbien und im Banat Heiducken unter eingeschranktem Schutz der Habsburger Uskoken fielen im 17 Jahrhundert als semi regulare Truppen in vom Osmanischen Reich besetzte Gebiete ein Der Heiducken Anfuhrer wurde ebenso wie bei den Haramija harambasa genannt Einige Grunde fur das Heiduckenleben waren Widerstand gegen die osmanische Gewalt und Ausbeutung bessere Verdienstmoglichkeiten Rache fur erfahrene Ungerechtigkeit Entkommen vor drohender Vergeltung Heiducken hielten sich uberwiegend in entlegenen Gebieten auf die dem Zugriff des Rechts entzogen waren Gebirge Walder Sumpfe und genossen manchmal die Unterstutzung lokaler osmanischer Sicherheitsbehorden Panduren Martologen Derbendschi In Serbien das mit wichtigen osmanischen Handelsstrassen durchzogen war stellte das Heiduckenwesen eine Form der Raubwirtschaft dar Das Rauberwesen hatte jedoch meist nur wenig mit der vor allem in der Romantik und den spateren Nationalgeschichtsschreibungen gepragten Vorstellung eines permanenten Kampfes gegen die Turken zu tun In den griechischen Gebieten agierten die Klephten wie die Rauber dort genannt wurden 6 Zu Beginn des Osterreichischen Erbfolgekrieges 1741 ubernahm Erzherzogin Maria Theresia drei regulierte ungarische Infanterie Regimenter und errichtete weitere drei Einheiten Ujvary 1769 No 2 Leopold Palffy No 19 Haller No 31 Forgach No 32 Andrassy No 33 Vettes No 34 Allen Regimentern war wohl gemeinsam dass sie zu Beginn nur aus Kriminellen und Gesindel gebildet wurden So wird vom Regiment Haller berichtet dass es auf dem Marsch nach Peterwardein einen Offizier ermordete und eine lokale Rauberherrschaft eroffnet habe bis Komitatsmilizen es entwaffnen und vor Gericht bringen 7 Dennoch weist schon das Infanterieregiment Forgach 1746 47 in Italien einigen Erfolg auf Vor allem im Siebenjahrigen Krieg treten die Heiducken diszipliniert auf vor allem die Esterhazy Regimenter 1769 No 33 und No 37 8 Gegenwart BearbeitenDas Wort haiduc wurde von der rumanischen Bewegung Haiducii Muscelului benutzt die in den Jahren 1947 und 1959 den Aufstand gegen die Sowjets probte Der serbische Fussballclub Hajduk Kula und der kroatische Fussballclub Hajduk Split tragen das Wort im Namen In Ungarn gibt es mehrere Toponyme die auf Hajduk basieren wie Hajdu Bihar Hajdudorog Hajduhadhaz Hajdunanas Hajduboszormeny Hajduszoboszlo Bekannte Heiducken Bearbeiten nbsp Typische Waffen und Ausstattung von Heiducken Militarhistorisches Museum Belgrad Einige der in der folgenden Liste genannten Heiduken in Sudosteuropa waren vor der Nationenbildung aktiv Die Zuordnung gibt die gegenwartige teils die heutigen Staatsgrenzen ubergreifende Verehrung bei den genannten Volkern wieder die sich in Sudosteuropa wie die Nationalitat auch zumeist massgeblich durch die Religionszugehorigkeit herausgebildet hat Bulgarische Hajduten Bearbeiten Panajot Chitow 1830 1918 Chadschi Dimitar 1840 1868 Stefan Karadscha 1840 1868 Filip Totju 1830 1907 Iljo Wojwoda 1805 1898 Indsche Wojwoda 1755 1821 Petko Wojwoda 1844 1900 Scheljo Wojwoda 1828 1893 Waltschan Wojwoda 1775 1863 Tschawdar Wojwoda Delju WojwodaKroatische Hajduci Bearbeiten Ivan Busic Rosa um 1745 1783 Petar Mrkonjic vor 1645 nach 1669 Andrija Simic 1833 1905 Mijat Tomic 1610 1656 Rumanische Haiduci Bearbeiten Toma Alimoș Legende Andrei Budac 1872 1912 Avram Iancu 1824 1872 Iancu Jianu 1817 Gruia lui Novac Legende Grigore Pintea bekannt als Pintea Viteazul 1670 1703 Andrii Popa Radu Anghel 1827 1866 Serbische Hajduci Bearbeiten Limo Bajraktar Stanoje Glavas 1763 1815 Stojan Jankovic 1687 Đorđe Petrovic bekannt als Karađorđe 1762 1817 Deli Marko Starina Novak um 1530 1601 Veljko Petrovic um 1780 1813 Bajo Pivljanin 1685 Jovan Sikimic Harambasa ab 1650 Ungarische Hajduk Bearbeiten Andras Nagy Heiduckengeneral um 1600 Gergely Nemethy um 1600 Siehe auch BearbeitenBrigant Kleften Komitadschi TschetnikLiteratur BearbeitenWissenschaftliche Literatur Ivo Zanic Flag on the Mountain A Political Anthropology of War in Croatia and Bosnia Herzegovina 1990 1995 SAQI The Bosnian Institute London 2007 ISBN 978 0 86356 815 2 kroatisch Prevarena povijest Zagreb 1998 Ubersetzt von Graham McMaster Celia Hawkesworth uber die Instrumentalisierung des Heiduckentums und weiterer kultureller Motive wahrend der Jugoslawienkriege Hans Edelmaier Haiducken und Granitscharen Teil der jugoslawischen Tragodie In Pallasch Zeitschrift fur Militargeschichte Bd 2 1998 Heft 3 S 17 25 Hans Bleckwenn Der Kaiserin Hayduken Husaren und Grenzer Bild und Wesen 1740 1769 In Joachim Niemeyer Hrsg Zum Militarwesen des Ancien Regime Drei grundlegende Aufsatze Neugedruckt zu Ehren des Verfassers anlasslich seines 75 Geburtstags am 15 12 1987 Biblio Verlag Osnabruck 1987 S 23 42 Fikret Adanir Heiduckentum und osmanische Herrschaft Sozialgeschichtliche Aspekte der Diskussion um das fruhneuzeitliche Rauberwesen in Sudosteuropa In Sudost Forschungen Nr 41 1982 S 43 116 Georg Rosen Die Balkan Haiduken Ein Beitrag zur innern Geschichte des Slawenthums F A Brockhaus Leipzig 1878 archive org Belletristik Mile Budak Hajdukenrache In Novellen Hrvatski izdavalacki bibliografski zavod Zagreb 1942 S 5 26 Panait Istrati Die Haiduken Buchergilde Gutenberg Frankfurt 1985 Ubers aus dem Franzosischen Leopold Vukelic Der Heiduk Rade In Mavro Spicer Hrsg Kroatische Lieder und Erzahlungen 2 Auflage Verlag von Eduard Moos Zurich Erfurt Leipzig 1896 S 443 462 Konstantin Petkanow Die Heiducken 2 Auflage Verlag der Nation Berlin Ost 1980 S 206 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Heiduck Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Armin Hetzer Albanisch deutsches und deutsch albanisches Taschenworterbuch Mit rd 12 000 Stichwortern und Redewendungen Helmut Buske Verlag Hamburg 1990 ISBN 3 87118 946 4 S 123 Vgl die Lieder des kroatischen Guslaren Zeljko Simic Smrt Mijata Tomica Der Tod des Mijat Tomic und Hrvatski narodni junak hajduk Andrijica Simic Der kroatische Volksheld Hajduk Andrijica Simic 2001 Suraiya Faroqhi Kultur und Alltag im osmanischen Reich Vom Mittelalter bis zum Anfang des 20 Jahrhunderts Verlag C H Beck Munchen 1995 ISBN 978 3 406 39660 1 S 69 f books google de Heiduck In Digitales Worterbuch der deutschen Sprache Abgerufen am 4 August 2018 Siehe dort Bedeutung Nr 2 und Abschnitt Etymologie Bleckwenn 1987 31 f Konrad Clewing Oliver Jens Schmitt Geschichte Sudosteuropas Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2012 S 251 Bleckwenn 1987 31 Regimentshinhaber Nikolaus Joseph Esterhazy und Joseph Esterhazy Zu den Stammlisten Liste der Infanterieregimenter der kaiserlich habsburgischen Armee der Fruhen NeuzeitNormdaten Sachbegriff GND 4096098 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heiducken amp oldid 237775902