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Dieser Artikel beschreibt den nachtraglich abwertenden Blick auf das Mittelalter Fur die Zeit weniger Quellen zum Mittelalter siehe Dunkle Jahrhunderte Mittelalter Als finsteres Mittelalter wird stark wertend der empfundene Ruckschritt des europaischen Mittelalters gegenuber der europaischen Antike bezeichnet welche wiederum als besonders fortschrittlich gewertet und empfunden wird Die Vorstellung eines finsteren Mittelalters geht vor allem auf Abgrenzungstendenzen wahrend der Zeit der Renaissance zuruck 1 Das Mittelalter wurde von der latein dominierten Gelehrtenwelt des 16 und 17 Jahrhunderts haufig als finstere Zwischenzeit charakterisiert das es durch eine Ruckbesinnung auf Ideale der Antike und der einsetzenden Entwicklung in der beginnenden Neuzeit zu uberwinden galt Dieses Bild des europaischen Mittelalters ist dem modernen Forschungsstand der Geschichtswissenschaften zufolge veraltet 2 Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsbeschreibung 2 Populare Mythen Missverstandnisse und historische Streitpunkte 2 1 Der Glaube an eine flache Erde 2 2 Harte Arbeit und unwurdige Wohnverhaltnisse 2 2 1 Das Leben auf einer Burg 2 3 Schmutz und Abfall auf den Strassen 2 3 1 Der Nachttopf 2 3 2 Freilaufende Haustiere 2 4 Gesellschaftliches Leben 2 4 1 Sozialverhalten und Benimmregeln 2 4 2 Tischsitten und Essgeschirr 2 4 3 Verwendung von Farben 2 4 4 Kleidung 2 4 5 Musik 2 5 Einseitige und ungesunde Ernahrung 2 5 1 Verdorbenes Fleisch Salz und Gewurze 2 5 2 Der Ewige Eintopf 2 5 3 Verseuchtes Wasser 2 6 Abwesenheit der Hygiene und Badekultur 2 6 1 Badehauser als Bordelle 2 6 2 Strenger Korpergeruch 2 7 Pest als typisch mittelalterliche Krankheit 2 7 1 Infektions und Ubertragungswege 2 7 2 Die Ratten 2 8 Die Rolle der Kirche 2 8 1 Inquisition 2 9 Die Folter 3 Rezeption 3 1 Mittelalter als Projektionsflache 3 2 Mittelalter in Popularkultur 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBegriffsbeschreibung BearbeitenIn der Renaissance wurde die Epoche zwischen der Antike und der damaligen Gegenwart als ein Ubergangs Zeitalter betrachtet in dem das Wissen und die Werte der antiken Kulturen scheinbar in Vergessenheit geraten waren Mit dem Begriff des Mittelalters sollte eine klare Abgrenzung zur Antike stattfinden Beispielsweise sollte der Wissensverlust im Ubergang von der Spatantike ins Mittelalter betont werden sowie ein angeblicher Ruckfall hinter den auf antiken Kenntnissen basierenden Wissensstand der arabischen Welt siehe auch Blutezeit des Islam Diese Bewertung wurde im 19 Jahrhundert im Zuge der aufkommenden Romantik weitgehend kritiklos aufgegriffen und weiter ausgebaut wobei die Rezeption vergangener Zeiten gemass der Aufklarung der Moral des Viktorianischen Zeitalters und durch Fortschrittsglaubigkeit und Vernunftsorientierung beeinflusst wurde In der modernen Forschung wird das Mittelalter hingegen wesentlich differenzierter betrachtet zumal Entwicklungen im Mittelalter fur die westliche Welt bis heute pragend sind und viele verbreitete Vorstellungen sich nicht mit Quellen belegen lassen 3 In diesem Sinne werden etwa die im Fruhmittelalter das lange als Paradebeispiel eines angeblich dunklen Zeitalters galt gelegten Fundamente fur die spatere Entwicklung im Kontext der damaligen historischen Entwicklung bewertet 4 In diesem Zusammenhang erweist sich die Vorstellung eines angeblichen finsteren Zeitalters als nachtragliche stark wertende Retrospektion durch die Gelehrten der Fruhen Neuzeit Populare Mythen Missverstandnisse und historische Streitpunkte BearbeitenAuf der Grundlage der oben dargelegten Rezeption des historischen europaischen Mittelalters in der Fruhen Neuzeit und der Epoche der Aufklarung entstand im Verlauf des 19 und 20 Jahrhunderts eine bis heute populare Wahrnehmung des historischen Mittelalters die im Grossen und Ganzen eher auf Vorstellungen und Projektionen einer modernen und zunehmend globalisierten Welt basiert als auf belastbaren historischen Quellen Der Glaube an eine flache Erde Bearbeiten nbsp Illustration der kugelformigen Erde in einem Manuskript des Image du monde 14 Jahrhundert Hauptartikel Flache Erde Die Behauptung die Menschen des Mittelalters glaubten und zwar unabhangig von ihrer sozialen Schicht dass die Erde flach sei taucht zum ersten Mal in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts auf 5 Vor allem Washington Irving trug wesentlich zur Festigung des Mythos bei denn in seiner Kolumbus Biografie von 1828 unterstellte er den Gelehrten des 15 Jahrhunderts ihr Bild von der Gestalt der Erde basiere ganzlich auf biblischen Texten die letztendlich eine Art Erdenscheibe zu lehren scheinen 6 Auch findet die Vorstellung dass Kolumbus durch seine erste Fahrt die Kugelgestalt der Erde beweisen wollte hier ihren Ursprung Die im Mittelalter massgeblichen Ideen des Aristoteles und das ptolemaische Weltbild beschreiben die Erde als eine Art Spharoid fur die Gelehrten des Spatmittelalters war daher die Vorstellung einer Erdenscheibe abwegig 7 Strittige Einzelmeinungen einiger antiker Schriftsteller wie Kosmas Indikopleustes oder Kirchenvater wie Lactantius gehorten nachweislich nie zum offiziellen Konsens der Gelehrtenwelt des gesamten Mittelalters im Gegensatz zur Darstellung von Irving die Lactantius und seine Auffassungen uber die Erde kurzerhand zur offiziellen Lehrmeinung des prakolumbianischen Europa erhob 8 Als die wohl bekannteste praktische Darstellung der Erde in ihrer Kugelgestalt durfte der Reichsapfel gelten ein sakraler Gegenstand welcher der breiten Offentlichkeit des Hoch und Spatmittelalters als Machtsymbol bekannt gewesen sein durfte Die bekannteste Abbildung die im Gegenzug oft als symbolischer Beleg fur die mittelalterliche Flache Erde Vorstellung herangezogen und von einigen Autoren des 20 Jahrhunderts irrtumlich als historisch deklariert wurde 9 ist der sogenannte Holzstich von Flammarion der nachweislich aus dem Jahr 1888 stammt und nicht wie oft behauptet aus dem 16 oder 17 Jahrhundert 10 Harte Arbeit und unwurdige Wohnverhaltnisse Bearbeiten Die populare Vorstellung der Lebens und Wohnverhaltnisse der einfachen Stande der mittelalterlichen Gesellschaft wird oft wie folgt geschildert Harte Arbeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang engste Wohn und Schlafverhaltnisse katastrophale hygienische Zustande schlechte Ernahrung Befall und Infektionskrankheiten nur notdurftige Kleidung und sehr schlechte Wasserversorgung Kinder mussten wie die Erwachsenen arbeiten Kindheit als Lebensabschnitt gab es gar nicht Dieses Bild ist aus den verfugbaren mittelalterlichen Quellen aber tatsachlich ohne Weiteres nicht erschliessbar sondern deckt sich bis auf einige wenige Details mit dem Bild des Arbeiterelends 11 in den Slums der europaischen Grossstadte des 19 Jahrhunderts wahrend der Industriellen Revolution Ein bestimmtes Literatur Genre das als slumland storytelling im 19 Jahrhundert sich breiter Beliebtheit erfreute durfte dem Narrativ ebenfalls Vorschub geleistet haben denn fast alle typischen Elemente solcher Erzahlungen finden sich heute im Bild des finsteren mittelalterlichen Alltags wieder 12 13 Damit handelt es sich bei der vorgenannten Darstellung wahrscheinlich um eine moderne Projektion der Grossstadt Zustande des 19 20 Jahrhunderts und der gegenwartigen Lage der armsten Schichten der Dritten Welt auf das europaische Mittelalter was auch an Anachronismen wie der im Mittelalter nicht verbreiteten Cholera ganzjahriger harter Arbeit in industrieller Monotonie und modernen Bildern von Staaten Kriegen und Macht jenseits des Feudalismus zu erkennen ist nbsp Rogier van der Weyden Johannesaltar um 1440 Die Darstellung der biblischen Burg bzw Festung des Herodes Antipas aus der Fruhphase der altniederlandischen Malerei Das Leben auf einer Burg Bearbeiten Die bis heute erhalten gebliebenen hoch und spatmittelalterlichen Burgen sind oft Ruinen haben den Status eines archaologischen Denkmals oder wurden fruhneuzeitlichen barocken und letztendlich auch modernen Anforderungen der Museen bzw ihrer Privatbesitzer fortlaufend angepasst was bedeutet dass ihre mittelalterliche Originalausstattung Putz Dielenboden Holzvertafelungen Wandbemalungen Mobel usw nicht mehr vorhanden ist Dadurch lassen sich Aussagen uber die Lebensqualitat auf einer mittelalterlichen Burg generell nicht pauschal treffen Es gibt schriftliche Zeugnisse aus der Neuzeit 14 welche das Leben auf einer Burg als unkomfortabel und beschwerlich beschreiben diese haben jedoch einen bestimmten kontextuellen Rahmen Bereits in der Fruhen Neuzeit verloren viele Burgen ihre militarische Bedeutung aufgrund ihrer veralteten Bauweise und wurden zu neuzeitlichen Festungen oder anderweitigen rein militarischen oder landwirtschaftlichen Anlagen ausgebaut bzw umfunktioniert Das Wohnen war in diesen Anlagen nicht mehr vorgesehen Viele Burganlagen sind bis heute in derartig verandertem Zustand erhalten geblieben welcher haufig als original angenommen wird und zum Teil sehr weitreichende Spekulationen nach sich zieht Bei der Erforschung der originalen mittelalterlichen Ausstattung der Raume einer Burg spielen spatmittelalterliche Bildquellen und Kunstwerke eine wichtige Rolle Diese zeigen z B dass die Wande generell verputzt und oder mit Kalk getuncht und die Fussboden im preiswertesten Falle mit einfachen Dielen bedeckt gewesen sein durften Die Decken zwischen Stockwerken durften ebenfalls aus Holz bestanden haben und zum Heizen der Raume waren Kamine ublich Die Fenster konnten ob verglast oder mit Pergament bespannt mit Fensterladen verschlossen werden Himmelbetten konnen ebenfalls als belegt gelten 15 wobei die abgebildeten Dimensionen aller Bettarten im Grossen und Ganzen denen der modernen Betten entsprechen 16 entgegen dem sehr bekannten aber quellenlosen Narrativ dass die Betten im Spatmittelalter angeblich so klein gewesen seien dass die Menschen quasi im Sitzen hatten schlafen mussen Schmutz und Abfall auf den Strassen Bearbeiten nbsp Die Heiligen Katharina und Maria Magdalena Konrad Witz um 1440 Im Hintergrund ist eine realitatsnahe Alltagsdarstellung einer ungepflasterten spatmittelalterlichen Stadtstrasse zu erkennen Es existieren zahlreiche Verordnungen Beschwerden und Prozessakten aus dem historischen Mittelalter die sich mit Mullentsorgung beschaftigen 17 Jene Quellen belegen das Vorhandensein von Ehgraben und z B Haufen von Pferdemist und Geruchsbelastigung auf den regularen Strassen jedoch auch die regelmassige Raumung all jener durch bezahlte Arbeitskrafte 18 Toiletten wurden generell an oder uber den Ehgraben und Latrinen gebaut und der abgeraumte organische Abfall wurde regular als Dunger verwendet 19 20 21 Abgesehen von den modernen Schatzungen bezuglich der historischen Bevolkerungsdichte des Mittelalters existieren auch bildliche Nachweise vom Zustand der Strassen der spatmittelalterlichen Stadte Europas z B das Merode Triptychon oder Werke von Konrad Witz meist Teile grosserer Abbildungen die als kontextuelles Beiwerk die Aufgabe haben einen den Alltag widerspiegelnden Hintergrund zu zeigen 22 Ein dauerhafter Zustand der abfallbedingten Umweltkrise in den Dorfern und Stadten des Spatmittelalters lasst sich anhand vorhandener Quellen demnach weder schriftlich noch archaologisch erfassen Die in der alteren Literatur immer wieder anzutreffende Art und Weise ein dokumentiertes Einzelereignis zur alltaglichen Lebensstruktur umzudeuten sowie das Benutzen relativ vager Quellenangaben beim Beschreiben des Zustandes einer typischen mittelalterlichen Stadtstrasse 23 wird den heutigen wissenschaftlichen Standards nicht mehr gerecht Die typische Beschreibung einer engen Gasse der mittelalterlichen Stadt voll mit knocheltiefen Morast aus stinkendem Mull und Fakalien durch die man kaum durchkommt entspricht de facto einem Ehgraben Diese waren oft gassenartig zwischen den Hausern angelegt dienten jedoch nie als normale Durchgangsstrassen und wurden meist nur wahrend ihrer Raumung begangen Angesichts der Quellenlage entlehnt sich die Vorstellung einer dauernd stinkenden im Mull Morast versinkenden Stadt wo sich permanent Mullberge auf den Strassen turmen die Stadtmauer mit Fakalien zugepflastert und Flusse reine Kloaken sind hochstwahrscheinlich ebenfalls dem 19 Jahrhundert als moderne Grossstadte wie London jahrzehntelang mit derartigen Zustanden schwer zu kampfen hatten Als das am besten dokumentierte und diskutierte Problem der Zeitgenossen des 19 Jahrhunderts gilt der sogenannte Grosse Gestank in London der auch immer wieder todlichen Cholera Epidemien die Grundlage bot Das populare Bild vom dreckigen Mittelalter ware damit eine Art moderne Sage in welcher sich verschiedene Ereignisse bzw Epochen im Verlaufe der Zeit vermischt haben und die sich mittlerweile zu einem kulturellen und massenmedialen Selbstlaufer entwickelt hat Der Nachttopf Bearbeiten Es gibt ein mittelalterliches Bild einer einen Nachttopf auf die Strasse kippenden Frau welches oft als vermeintlicher Beweis angefuhrt wird die Menschen im Mittelalter hatten ihren Abfall und Exkremente auf die Strasse entsorgt 24 Es handelt sich bei dieser Quelle dabei aber um einen Ausschnitt aus Das Narrenschiff einem satirischen Stuck grobianischer Dichtung in welchem larmende Narren mit dem Inhalt des Topfes ubergossen werden wobei diese Handlung falsch interpretiert wurde und wird 25 Freilaufende Haustiere Bearbeiten Eine extrem verbreitete Darstellung einer mittelalterlichen Stadt welche durch nahezu alle popularen Medien bedient wird zeigt Schweine seltener auch Huhner welche frei durch die Gassen einer Stadt laufen durfen und sich vom Mull und Unrat ernahren Fur diese Darstellung gibt es insgesamt eine einzige Quelle in Giovanni Boccaccios Decamerone gibt es eine Szene in welcher zwei scheinbar herrenlose Schweine sich uber die auf die Strasse geworfenen Lumpen eines Pest Toten hermachen und innerhalb einer Stunde verenden 26 Obwohl diese Szene dazu diente die Virulenz der Pest und den beispiellosen Verfall der offentlichen Ordnung zu demonstrieren wird sie seit jeher als Normalzustand des Mittelalters prasentiert Besonders im Spatmittelalter gibt es jedoch zahlreiche Belege fur ausgedehnte Regulierung der Viehzucht innerhalb einer Stadt so dass frei herumlaufende Tiere eher ein Ereignis als alltagliche Struktur darstellten 27 Gesellschaftliches Leben Bearbeiten Der Eindruck vom historischen europaischen Mittelalter der von den popularen Medien immer wieder offentlichkeitswirksam in Szene gesetzt wird ist der einer rauen und vom Fatalismus gepragten Gesellschaft die scheinbar keinen Wert auf allgemeine Lebensqualitat in Form von Freude Kunst oder angenehme Wohnverhaltnisse gelegt habe bzw diese sogar als sundhaft betrachtete Dieses Bild wird besonders effektiv in den medialen Darstellungen und Spielszenen durch geringe Farbsattigung der Aufnahmen und ihre kunstliche Nachdunkelung erzeugt was heute als besonders mittelalterlich empfunden wird nbsp Von wahrer Freundschaft eine Groteske aus S Brants Das Narrenschiff 1494 ein satirisches Werk welches der Literaturgattung des Grobianismus angehort und heute meist unwissentlich als Beispiel fur mittelalterliche Sitten aufgefuhrt wird Sozialverhalten und Benimmregeln Bearbeiten Der typische Mensch des historischen Mittelalters wird in den Medien bis heute relativ unreflektiert als laut schamlos unfreundlich impulsiv und verbal ausfallig dargestellt Darmwind und Aufstossen galt nicht als unhoflich es wurde bei jedem falschen Wort gleich die Waffe gezuckt Liebesaffekte wurden offentlich ausgelebt und angeblich tagliche Hinrichtungen empfand man als Unterhaltung Es gibt bekannte Autoren wie den Soziologen Norbert Elias und Historiker Philippe Aries welche die Menschen des Mittelalters in ihren einflussreichen wie kontroversen Werken wie Uber den Prozess der Zivilisation und Geschichte der Kindheit so darstellen als ware ihre Selbstkontrolle Bindungsverhalten Schamgefuhl und die emotionale Reife im Vergleich zu spateren Jahrhunderten bedeutend niedriger ausgepragt Da Aries Hypothesen in Bezug auf die Stellung des Kindes in der mittelalterlichen Gesellschaft fast ausschliesslich auf zeitgenossischen Bildquellen bzw Aries personlicher Interpretation dieser basieren und Elias Aussagen 28 uber die angebliche Unzivilisiertheit des mittelalterlichen Menschen grosstenteils auf dem direkten Abgleich der Benimm Bucher verschiedenster Epochen und popularen Fehldeutungen fussen z B Fehdewesen personliche Lust auf Gewalt und Qualerei statt gesellschaftliche Institution werden diese von der gegenwartigen Forschung aus quellenkritischen Grunden zuruckgewiesen 29 Eine Auffalligkeit besteht auch darin dass solcherlei Annahmen fast ausschliesslich durch uberliefertes Verhalten bzw Aussagen von Personen belegt werden welche nicht mehr im historischen Mittelalter lebten Popularerweise gehoren dazu Martin Luther 30 Ludwig XIV 31 und Heinrich VIII England besonders die Letzteren werden durch ihr fur den modernen Repizienten oft skandaloses Verhalten immer wieder als Paradebeispiel mittelalterlicher Sitten aufgefuhrt Das Duell als ein gesellschaftliches Phanomen des 17 Jahrhunderts 32 und das aus heutiger Sicht drastische Strafsystem des elisabethanischen Englands 33 werden bis heute ahnlich der Hexenverfolgungen dem Mittelalter zugeschrieben wodurch das oben geschilderte populare Bild des mittelalterlichen Menschen zustande zu kommen scheint Zahlreiche Schriften sog Benimm Bucher verbreiteten sich ab dem 12 Jahrhundert in ganz Europa 34 und erfreuten sich zunehmender Beliebtheit als didaktisches Mittel Als ein typisches Beispiel kann The Book of Courtesy gedruckt 1477 von William Caxton 35 gelten welches an Kinder gerichtet ist und unter anderem folgende Benimm Standards erwahnt 36 angenehmer Gesichtsausdruck netter Sprechton beim Sprechen soll Augenkontakt aufrechterhalten werden denn das Schweifen des Blickes bzw Augenverdrehen konnten als unaufmerksam bzw unserios wahrgenommen werden man schweige wenn man aber spricht denke nach was man sagt wo man ist zu wem spricht man und von wem was ist die Rede sei gesellig verunglimpfe andere nichtJene Benimmkultur und die dazugehorige Literaturgattung richtete sich zwar explizit an Adlige und Burger muss jedoch quellenkritisch im Kontext der feudalen Gesellschaft und des Lehnswesens des mittelalterliche Europa betrachtet werden Eine solche Gesellschaft welche auf gegenseitigen Abhangigkeiten basierte legte entsprechenden Wert auf Handlungen welche den Status einer Person innerhalb dieser Gesellschaft als eine Art Visitenkarte oder Ausweis zur Schau stellten Dieser Rahmen war fur Bauern Handwerker und Kaufleute genauso wie fur den Adel massgebend und bestimmte ihr Verhalten im Alltag unsoziales gewalttatiges Verhalten konnte fur Adlige wie fur Bauern zum Statusverlust in der Gesellschaft und damit zum effektiven Ausschluss aus dieser fuhren siehe Vogelfreiheit Ein solches Rechts und Gesellschaftssystem ist fur Menschen die in einem modernen Zentralstaat sozialisiert wurden nur sehr eingeschrankt vorstellbar was naturlicherweise den Nahrboden fur Missinterpretationen bereitet Tischsitten und Essgeschirr Bearbeiten nbsp Luttrell PsalterBildliche Darstellungen von grobem und derbem Benehmen bei Tisch sind bekannt diese sind aber in ihrer Mehrzahl grobianischen Werken entnommen worden und stellen somit spatmittelalterlich neuzeitliche Satire dar Im Gegensatz dazu sind zahlreiche Tischzuchten in schriftlicher Form erhalten die ein deutlich differenzierteres Bild von der Tafelkultur des Hoch und Spatmittelalters zeigen Das bereits erwahnte The Book of Courtesy siehe ebd enthalt auch ein Beispiel solcher Tischzucht Das heisse Essen nicht anpusten Kopf und Gesicht wahrend des Essens nicht beruhren Das Messer vom Gesicht fernhalten Nicht den Gurtel am Tische lose machen Keine Flatulenz oder Aufstossen am Tisch Man soll das Essen nicht einfach ins Salzfass tunken Nagen am Knochen ist was Hunde tun nicht Menschen Kaue nicht mit geoffnetem Mund und stochere nicht in deinen Nageln oder Zahnen Am Ende des Essens mussen die Hande so gewaschen werden dass sie keine Schmutzspuren am Handtuch beim Abtrocknen der Hande hinterlassen nbsp Tres Riches Heures du Duc de Berry folio 1v ca 1412 16 Das individuelle Geschirr und Besteck des Spatmittelalters gilt durch verfugbare ikonografische Quellen und archaologisches Fundgut als insofern hinreichend erschlossen dass eine generelle Darstellung der Tafel des 14 und 15 Jahrhunderts relativ klar umrissen werden kann 37 Als zentrales personliches Geschirrstuck durfte der sog Trencher aus Holz 38 39 Zinn 40 seltener auch Brot gelten welcher sehr flach ausgefuhrt wurde sowohl in runder als rechteckiger Form zu finden war und von den Abmessungen her eher den Dimensionen eines Untertellers einer typischen modernen Kaffeetasse entsprochen hat 41 Dieser war dafur da um feste bereits mundgerecht geschnittene Speisen fur den individuellen Verzehr zu platzieren Daneben gehorten je nach servierter Speise Teller 42 43 bzw Schalen 44 Trinkbecher bzw Trinkglas 45 und Loffel 46 aus Holz Keramik und Metall dazu 47 Die Gabel als personliches Essbesteck war nicht ublich stattdessen betrachtete man das Essmesser 48 ahnlich den Essstabchen der Fernen Ostens als eine Art Universalwerkzeug zur Nahrungsaufnahme Die Speise wurde mit dem Messer vom Servierteller geholt wenn notig bearbeitet und aufgespiesst zum Mund gefuhrt wenn die Speise z B zum Anfassen mit den Fingern aufgrund ihrer Konsistenz ungeeignet war nbsp Die Haltung des spatmittelalterlichen Essmessers Dierick Bouts um 1460 Da die Servierpraxis des Spatmittelalters eher dem entsprach was man heute als Service a la francaise bezeichnet war es jeder Person vorbehalten sich die verschiedenen Speisen selbst zu kombinieren je nach personlichen humoralpathologischen Bedurfnissen Populare mediale Darstellungen eines mittelalterlichen Festmahles als wildes chaotisches Gelage wo die Gaste alle Speisen gierig mit den Handen essen das Fleisch direkt vom Knochen nagen und flussige Nahrungsmittel bzw Getranke ungehemmt heruntersturzen entsprechen nicht der durch vorhandene Quellen belegten Praxis Ebenfalls ist die fast ausschliessliche Verwendung von Brotscheiben als Trencher in der Living History Szene ein typisches Beispiel eines Reenactorismus 49 Auch eine sehr oft rezipierte Vorstellung ist die von der Gabel als ein Werkzeug des Teufels welche demnach angeblich von der romisch katholischen Kirche an der mittelalterlichen Tafel verboten gewesen sein soll Die heute bekannten Darstellungen des Teufels im historischen Mittelalter zeigen ihn vornehmlich als Tierwesen bzw eine Art Chimare ohne den charakteristischen Dreizack 50 51 Eine Abbildung aus dem fruhen 14 Jahrhundert die oft als Beleg angefuhrt wird 52 zeigt eine Teufelsgestalt mit einem Schurhaken welcher oft recht frei als Gabel interpretiert wird Eine quellengestutzte Verbindung bzw Parallele zwischen Teufel mit Dreizack der zur typischen Satansdarstellung erst im 19 Jahrhundert erhoben wird und der Gabel als Besteckteil oder gar ein verbrieftes Verbot seitens der Kirche lasst sich fur das historische Mittelalter nicht nachweisen 53 Der beruhmte oft zitierte Spruch God in his wisdom has provided man with natural forks his fingers Therefore it is an insult to him to substitute artificial metal forks for them when eating Gott in Seiner Weisheit verlieh dem Menschen eine naturliche Gabel seine Finger Deswegen ist es Gotteslasterung diese beim Essen mit kunstlichen Metall Gabeln zu ersetzen stammt aus einem Werk des Kinderbuchautors James Cross Giblin 54 In der entsprechenden Passage S 46 beruft sich der Autor auf kirchliche Wurdentrager von Venedig des 11 Jahrhunderts eine prazise zitierfahige Quellenangabe ist jedoch nicht vorhanden Die Verwendung des Pfriems engl Pricker als Essdorn in der heutigen Reenactment und Living History Szene ist grundsatzlich der belegten Tatsache geschuldet dass sowohl Messer als auch Pfrieme des Spatmittelalters oft zusammen in der ein und derselben Messerscheide gefuhrt wurden 55 Da jedoch sonst keinerlei bildliche schriftliche oder archaologische Quelle den Pfriem als Esswerkzeug belegen kann muss seine Verwendung als Essdorn als rein spekulativ bezeichnet werden Ein von Thijs van de Manakker in den 1980er Jahren auf Basis einiger eisenzeitlichen Originale 56 57 entworfenes und von professionellen Schmieden wie Thomas Norgard popularisiertes Wikingermesser auch blacksmiths knife Frauenmesser keltisches Messer etc 58 ist im Bereich des LARP sowie in der Reenactment und Mittelaltermarktszene unter anderem als mittelalterliches Essmesser sehr oft anzutreffen Da die bekannten archaologischen Vorlagen fur dieses Messerdesign allesamt vor dem Fruhmittelalter datiert werden ist keine der o g Bezeichnungen fur diese Messerart historisch haltbar genauso wie die Kombination eines solchen Messers mit einem stilistisch passenden Essdorn Verwendung von Farben Bearbeiten Die breite und gezielte Verwendung von verschiedensten Farben fur Kleidung Wohnraume sakrale und weltliche Einrichtungen ist quellentechnisch sehr gut gesichert 59 Die Vorstellung eines farblosen und bleichen Hoch und Spatmittelalters lasst sich im Wesentlichen auf eine zunehmende mediale Darstellungsgewohnheit ab der 2 Halfte des 20 Jahrhunderts zuruckverfolgen denn selbst in den 1940er Jahren war die optische Darstellung des Mittelalters in Filmen wie Heinrich V 1944 noch von aufwendigen und farbenfrohen Kostumen gepragt nbsp Pierpont Morgan Library New York Ms M 638 um 1250 Kleidung Bearbeiten Die Kleidung des gesamten Mittelalters war zum Teil sehr von der zeitlichen und geografischen Verortung abhangig dennoch gibt es gemeinsame Elemente welche mehr oder weniger vom Fruh bis zum Spatmittelalter hindurch Bestand gehabt haben Die Tunika uberdauerte als primares Obergewand von der Spatantike siehe Funde aus dem Thorsberger Moor bis zum 16 Jahrhundert Verschiedene Modelle eines Wendeschuhs aus Leder stellten im denselben Zeitraum die dominierende Schuhart dar Die Hose Fruhmittelalter in Kombination mit Beinwickeln und die Beinlinge zusammen mit der Bruoch ab dem 11 Jahrhundert waren von allen Bevolkerungsschichten durchgehend im Gebrauch Jener historisch belegte Bekleidungsstil ist in den massenmedialen Darstellungen sehr selten anzutreffen Zum Ersten ist die generelle Unkenntnis dieses Stils weit verbreitet und zum Zweiten gibt es moderne dramaturgische Konventionen innerhalb der Unterhaltungs und Filmindustrie welche zur Verwendung moderner Stoffe und Kleidungsstucke wie Sicherheitsschuhe Lederjacken mit Metallbeschlagen Pelzgarnituren Schulterfelle und Jute Textilien tendierten Solche Darstellungen pragen das offentliche Bild vom Kleidungsstil des Mittelalters bis heute die Ausstattung dieser Art ist zum Ersten relativ preiswert und zum Zweiten bedient es die sich bereits verfestigte Erwartungshaltung des Publikums Musik Bearbeiten Hauptartikel Musik des Mittelalters In vielen musiktheoretischen und kunsthistorischen Publikationen sowie Lehrbuchern und popularwissenschaftlichen Inhalten wird bis heute die Ansicht vertreten die Musik des Mittelalters bestunde bis hin zur Renaissance fast ausschliesslich aus monophoner Kirchenmusik Da oft nur die Kleriker lesen konnten hatte die Kirche quasi ein Musik und Kunstmonopol inne welches die Weiterentwicklung der Musik ausbremste nur einstimmige Gesange zuliess und angeblich hochstens hochrangigen Adeligen und Konigen weltliche Musikauffuhrungen an ihren Hofen erlaubte Die Vorstellung dass es im Fruhmittelalter nur Kirchenmusik gab geht vor allem aus der Tatsache hervor dass es die fast einzige Musikart ist welche in dieser Epoche eindeutig nachgewiesen werden kann Mit dem Aufkommen der Troubadour Tradition im 11 und der Mensuralnotation im 13 Jahrhundert wird die weltliche Musik des Hoch und Spatmittelalters quellentechnisch greifbar siehe Soziales und kulturelles Milleu der Trobadordichtung Zahlreiche bis heute erhalten gebliebenen Manuskripte wie Carmina Burana Cantigas de Santa Maria Manuscrit du Roi Roman de Fauvel British Library Add MS 29987 sowie Werke von dutzenden namentlich bekannten Minnesangern und Trouvere sind ein klarer Beleg fur die Blute der weltlichen Musik und Dichtkunst wahrend des gesamten Hoch und Spatmittelalters welche auch nachweislich weit jenseits eines koniglichen Hofstaates anzutreffen war 60 Die ersten Hinweise auf Polyphonie innerhalb des Gregorianischen Chorals sind noch vor dem 10 Jahrhundert erfassbar siehe Gregorianischer Gesang und mittelalterliche Mehrstimmigkeit und die vereinzelten Sanktionen gegen neuere Musikrichtungen wie z B das Verbot der Ars Nova in der Kirchenmusik um 1325 durch Johannes XXII haben sich historisch gesehen kaum durchsetzen lassen Einseitige und ungesunde Ernahrung Bearbeiten Tatsachlich war die Ernahrung der niederen Stande weniger entbehrungsreich als heute oft angenommen wird siehe dazu Esskultur im Mittelalter 61 Der durchschnittliche Fleischverbrauch pro Kopf war im Mittelalter ca siebenmal so hoch wie im Mitteleuropa des 19 Jahrhunderts und immer noch hoher als zu Beginn des 21 Jahrhunderts 62 Wahrend der mittelalterlichen Warmzeit waren Missernten viel seltener als spater was den sozialen und technischen Fortschritt sowie die Expansion der Siedlungsraume ermoglichte So ist zwischen dem 11 und 13 Jahrhundert ein rascher Bevolkerungszuwachs nachweisbar 63 welcher nur bei ausreichender Ernahrung stattfinden konnte Klimatisch und jahreszeitlich bedingte Schwankungen in der Erntemenge und Nahrungsverfugbarkeit gab es zu allen Zeiten Hunger im spaten Winter Hungerkatastrophen als Einzelereignisse wie z B Hungersnot von 1315 1317 eine permanente Hungersnot lasst sich im Hoch und Spatmittelalter aber nicht nachweisen Wetteranomalien der 1430er Jahre Verdorbenes Fleisch Salz und Gewurze Bearbeiten nbsp Salzhandler aus dem 15 Jahrhundert in ParisEine immer wieder thematisierte Vorstellung besagt dass die Menschen des Mittelalters sehr viele Gewurze verwendet haben damit diese den Geruch und Geschmack des verdorbenen Fleisches uberdecken und es damit wieder geniessbar machen Diese Vorstellung geht primar auf ein Werk des Journalisten J C Drummond zuruck der eine solche Behauptung aufstellte und mithilfe seines fragwurdigen Umganges mit den Quellen zu verteidigen versuchte 64 In Verbindung mit dieser Einzelmeinung steht auch die Vorstellung dass sich nur vermogende Menschen des Mittelalters Gewurze leisten konnten wobei immer von exotischen Gewurzen ausgegangen wird die von weit her importiert werden mussen Die einfache Bevolkerung musste sich laut dieser Vorstellung mit ungewurzten Lebensmitteln auf Getreidebasis zufriedengeben Eine grosse Palette an einheimischen und preiswerten Gewurzen die bis heute selbst in der Haute Cuisine Verwendung finden wird jedoch fast immer ausgeblendet genauso wie typische ovo lacto vegetarische Produkte der bauerlichen Tierhaltung Das Buch von guter Speise um 1350 nennt ausser importierter Gewurze wie Pfeffer Ingwer Zimt und Safran unter anderem auch petersilie salbey zwiboln Zwiebeln kuemel Kummel ezzig Essig minzzen Minze knobelauch Knoblauch luebstickel Liebstockel anis aschlauch Lauch Porree Breitlauch epfele Apfel birn Birne alles Nutzpflanzen die in bauerlichen und burgerlichen Garten preiswert angebaut werden konnten 65 Auch sind standige Erwahnungen der eyer Eier smaltz Schmalz und spec Speck ein Hinweis auf die breite Verwendung dieser Lebensmittel Mehrere Rezepte derselben Quelle 55 1 55 5 64 1 64 5 62 1 62 5 75 1 75 5 uva welche die gehobene Kuche der Mitte des 14 Jahrhunderts reprasentieren zeigen die Grundstruktur eines Breis bzw Mus mhd muos welcher seit dem Hochmittelalter neben Brot zu den Grundgerichten der mittelalterlichen Tafel gehorte Angegeben ist eine Getreidebasis hier Reis Mandelmilch als Bindemittel bzw Ersatz fur Milchprodukte wahrend der Fastenzeit dazu kommt Protein hier Fisch und Obst oder Gemuse als Erganzung hier Lauch und Apfel Butter und Schmalz dienten dabei als Geschmackstrager und rundeten das Gericht ab Die moderne Vorstellung vom spat mittelalterlichen muos als reine ungesalzene Getreidegrutze auf Wasserbasis durfte hiermit nur bei den niederen Bevolkerungsschichten im Rahmen einer gravierenden Hungersnot bzw extremer Verteuerung landwirtschaftlicher Produkte als realitatsnah angenommen werden Der Preis von Salz betrug am Beispiel des Jahres 1390 2 Gulden bzw 80 Schilling pro Hut 66 In Anbetracht der Preise im Mittelalter und des Gewichtes des besagten Hutes von bis zu hundert Kilogramm waren kleinere Mengen Salz fur den Hausgebrauch selbst fur Bauern und Handwerker durchaus erschwinglich Der Ewige Eintopf Bearbeiten Das Bild von mittelalterlichen Bauern bzw Burgern die einen Kessel im standig brennendem Feuer uber Tage Wochen oder gar Monate unter kontinuierlicher Zugabe von verschiedensten Lebensmitteln stehen und kocheln liessen zum Zwecke einer standig verfugbaren geschmacklich vielfaltigen und warmen Mahlzeit stammt aus dem Buch Food in History von Reay Tannahill 67 Da dieses Werk bzw seine Autorin jedoch keinerlei historische Quellen als Beleg fur die Existenz einer solchen Praxis im europaischen Mittelalter angibt und Nachforschungen anderer Fachleute auch keine Belege ausfindig machen konnten 68 muss das Konzept vom mittelalterlichen ewigen Eintopf als reine Fiktion betrachtet werden welche bestenfalls durch moderne Kochmethoden der asiatischen Kuche inspiriert wurde 69 Verseuchtes Wasser Bearbeiten John Snow der als einer der Pioniere der modernen Epidemiologie gilt machte sich zur Aufgabe den Ursprung der Cholera Erkrankung zu ermitteln 70 Bei einer erneuten Cholera Epidemie in London fiel ihm auf dass die Menschen welche sich aus einem bestimmten Brunnen in der Broad Street versorgten besonders stark betroffen waren Er untersuchte die Gegend und befragte die Leute wobei er entdeckte dass die Angestellten der Lion Brauerei die sich ebenfalls auf der Broad Street befand kaum oder gar keine Cholera Falle zu beklagen hatten Laut dem Eigner der Brauerei bekamen die Arbeiter taglich eine bestimmte Menge malt liquor Dunnbier Snow sah seine Hypothese dadurch bestatigt dass sich Cholera uber das Trinkwasser verbreite offnete die Pumpe und es wurde festgestellt dass das Wasser Eigenschaften aufwies die fur Kontamination mit Abwasser charakteristisch sind ein Abwasserkanal verlief neben dem Brunnen in Entfernung von nur einigen Metern Dieser dokumentierte Fall diente offenbar seit jeher als Inspiration bzw Vorlage fur die Vorstellung dass die Menschen im historischen Mittelalter kein Wasser tranken da es angeblich regelmassig durch Mull und Latrinen verseucht wurde und Bier an der Stelle die gesundere Alternative gewesen ware Nichts davon ist fur das historische Mittelalter in dieser Form belegbar 71 72 Die vorhandenen Quellen sprechen von Wasser als Alltagsgetrank aller Gesellschaftsschichten wobei die Qualitat und Herkunft des Wassers genauso wie heute berucksichtigt wurde 73 74 Die aus denselben Quellen ersichtliche Bevorzugung von Wein Dunnbier Obstsaften Hypocras etc geht vor allem auf kulinarische Vorlieben und humoralpathologische Vorstellungen des Mittelalters zuruck und nicht auf die generelle Ungeniessbarkeit des Wassers denn die absolute Mehrheit der Bevolkerung lebte damals ausserhalb der Stadte und hatte freien Zugang zu Regen und Quellwasser direkt aus der Natur z T weit entfernt von jeglicher gewerblicher Nutzung Brunnen welche sich in relativer raumlicher Nahe zu Latrinen befinden sind archaologisch nachgewiesen die zeitliche Streuung dieser Anlagen ist jedoch oft sehr heterogen was bedeutet dass die aktive Nutzung jener nie gleichzeitig erfolgte 75 Ebenfalls belegt sind mogliche Brunnenreste welche vermutlich nach ihrer aktiven Nutzung als Wasserquelle als Abfallgrube verwendet und entsprechend verfullt wurden 76 Die Darstellung dass Latrinen und Brunnen routinemassig nebeneinander und zeitgleich betrieben wurden und ein Brunnen bisweilen simultan als Wasserlieferant Latrine und oder Mullgrube diente ist demzufolge eine fundamentale Missinterpretation Das Narrativ vom gesundheitsschadlichen Wasser des Mittelalters ist jedoch vor allem dadurch auffallig da es sehr oft die Cholera Vibrionen als Kontaminant des Wassers benennt eine bakterielle Erkrankung mit sehr spezifischen Symptomen welche in Europa vor den 1830er Jahren nicht belegt ist 77 Abwesenheit der Hygiene und Badekultur Bearbeiten nbsp Eine Abbildung ca 1450 75 zu Facta et dicta memorabilia vom antiken romischen Schriftsteller Valerius Maximus welche den Lebensstil und Ausschweifungen der Antike aus spatmittelalterlicher Sicht darstellt Zahlreiche Badehauser sind in mittelalterlichen Stadten archaologisch belegt 78 In zeitgenossischen Schriften wird zu ausgedehnter Korperpflege und Hygiene gemahnt z B Passionibus Mulierum Curandorum von Trotula Regimen Sanitatis Salernitanum aus dem Umfeld der Schule von Salerno Compendium Medicinae von Gilbertus Anglicus Wie auch zu anderen Zeiten und in anderen Landern war Hygiene eine personliche Angelegenheit 79 Besonders im nordlichen Europa finden sich seit dem Fruhmittelalter holzerne Badehauser und Dampfbader wie sie bis heute in Skandinavien und Osteuropa verwendet werden 80 Es gibt mehrere fruhmittelalterliche Texte von Autoren wie Ibn Fadlan 81 oder dem Gesandten des Al Hakam II 82 die sich uber die hygienischen Gepflogenheiten des Abendlandes negativ ausserten Solche Quellen sind generell problematisch da sie die hygienische und rituell religiose Reinheit besonders aus muslimischer Sicht nicht hinreichend unterscheiden Auch ist oft nicht klar von welchen Bevolkerungsschichten die Rede ist was die Einordnung der Aussagen dieser Quellen zusatzlich erschwert Die oft geausserte Einschatzung dass die abendlandische Badekultur nachdem sie in der Spatantike unterging mit den Kreuzzugen aus dem Orient nach Europa wieder eingefuhrt wurde muss wesentlich differenzierter betrachtet werden denn ausser der Nutzung der Therme nach spatromischem Vorbild durch Karl den Grossen existieren archaologische Belege fur Badehauser bereits kurz vor den Kreuzzugen siehe Waldschlossel Baubestand im letzten Drittel des 11 Jahrhunderts Die Vorstellung dass Baden eine ungesunde Tatigkeit ist und auch vermieden werden soll lasst sich durchaus fur das 16 und 17 Jahrhundert belegen vor allem die Idee dass Wasser die Poren der Haut offnete und somit die Krankheiten hinein liess hatte im Zuge der barocken Syphilis und Pockenepidemien ihre Befurworter 83 Solche Auffassungen stehen zwar im Gegensatz zu medizinischen Vorstellungen des Mittelalters werden jedoch offensichtlich auf dieses regelmassig projiziert Badehauser als Bordelle Bearbeiten Die Frage ob die Badehauser des Spatmittelalters Dienste von Prostituierten anboten lasst sich durch Quellen nur schwer erfassen wahrend dies fur einige Stadte im Suden Englands relativ klar belegt werden kann gibt es im deutschsprachige Raum des Spatmittelalters fur solcherlei Betrieb kaum dokumentierte Nachweise 84 Durch diesen Umstand sind bezuglich der generellen Haufigkeit von Prostitution in Badehausern des Mittelalters nur mehr oder minder spekulative Schatzungen moglich welche aber keineswegs als historische Fakten aufgefasst werden durfen Spatmittelalterliche und fruhneuzeitliche Illustrationen zu antiken Texten siehe Bild rechts oder zu biblischen Passagen welche Laster und Ausschweifungen darstellen sind als Belege fur die grundsatzliche Funktion der Badehauser als Bordelle zwar popular jedoch aus fachlicher Sicht kaum belastbar Strenger Korpergeruch Bearbeiten Es existieren mittelalterliche Quellen 85 welche fur den Adel und die Stadtburger des Hoch und Spatmittelalters einen Vollbad Turnus von einer bis zwei Wochen nahelegen Dadurch ist der moderne Rezipient oft geneigt zu glauben dass die Menschen des Mittelalters einen standigen und typischen Schweissgeruch gehabt haben mussten Abgesehen von der taglichen Individualwasche jenseits des Vollbades beruht diese Vorstellung jedoch auf einer Fehleinschatzung die moderne Kleidung besteht fast ausschliesslich aus einer Kombination von Baumwolle und Kunstfasern welche optimales Milieu fur Schweiss zersetzende Bakterien bieten 86 Die Stoffwechselprodukte dieser Bakterien verursachen letztendlich das was man als Schweissgeruch wahrnimmt Die alltagliche Funktionskleidung des gesamten Mittelalters bestand insgesamt aus zwei Stoffarten Leinen und Schafwolle welche aufgrund ihrer physikalischen und chemischen Eigenschaften Atmungsaktivitat Dichte der Fasern usw eine viel weniger geeignete Grundlage fur die Bakterienvermehrung und entsprechende Geruchsentwicklung geboten haben nbsp Darstellung der Geisslerzuge in der Chronik von Gilles Li Muisis um 1350 Konigliche Bibliothek BelgiensPest als typisch mittelalterliche Krankheit Bearbeiten nbsp Begrabnis von Opfern der Beulenpest in Tournai Teil einer Miniatur aus den Chroniken des Abtes Gilles Li Muisis 1272 1352 Konigliche Bibliothek Belgiens nbsp Der Doctor Schnabel von Rom ca 1656 Kolorierter Kupferstich eines Pestdoktors von Paul Furst der fruheste Nachweis einer sogenannten Pestmaske welche falschlicherweise mit dem Mittelalter assoziiert wird Abwegig ist die Einschatzung das gesamte Mittelalter sei von der Pest dominiert gewesen Zwischen der Justinianischen Pest und der spatmittelalterlichen Pandemie lagen vom 8 bis zum 14 Jahrhundert mehr als 500 pestilenzfreie Jahre Da es sich um eine fur sie bislang unbekannte Seuche handelte waren Gelehrte und Arzte zunachst ratlos und mit der bis dahin nie erlebten Mortalitatsrate uberfordert als der Schwarze Tod in Europa ankam Die mittelalterliche Gesellschaft erlebte die Pandemie von 1347 bis 1353 als ein beispielloses apokalyptisches Erlebnis man glaubte das Ende der Welt sei gekommen siehe Flagellanten Die anfangliche Hilflosigkeit bei der Behandlung der Krankheit konnte nur mit der Zeit und Erfahrung ausgeglichen werden Es zeigt sich auch dass die nachfolgenden eher lokalen Epidemien wegen der immunologischen Anpassung der Bevolkerung und dank medizinischer Erkenntnisse bei Weitem nicht mehr so dramatisch verliefen Laut den Erkenntnissen der Genetik 87 war der Erreger der fur die spatmittelalterliche Pandemie 1347 1353 verantwortlich war ein zu dieser Zeit neu entstandener Stamm von Yersinia pestis Da die modernen fur Tier und Mensch gefahrlichen Yersinia Varianten von diesem Urtyp oder eventuell seinen Varianten abstammen und sich untereinander nur wenig unterscheiden geht man davon aus dass die extreme Virulenz des mittelalterlichen Yersinia Typs mit mangelnder Immunitat der Bevolkerung was bei neuen und aggressiven Erregern oft der Fall ist und den ungunstigen gesellschaftlichen Verhaltnissen zusammenhangt 88 Infektions und Ubertragungswege Bearbeiten Neueste epidemiologische Modelle weisen darauf hin dass eine Ubertragung der Pest durch humane Ektoparasiten wie Kopf und Kleiderlause und den Menschenfloh mehr als wahrscheinlich erscheint denn die Art und Geschwindigkeit der Ausbreitung der Pest Mitte des 14 Jahrhunderts decke sich viel besser mit der Hypothese der direkten Ansteckung durch zwischenmenschlichen Kontakt ohne Umweg uber den Rattenfloh 89 Historische Augenzeugenberichte wie z B jener von Giovanni Boccaccio berichten ubereinstimmend von der Ubertragung der Pest durch Kontakt mit der Kleidung und dem Hausrat Infizierter ganz ohne Beteiligung von Ratten 90 Mangelnde Hygiene und Fehlen medizinischer Kenntnisse wie es oft in modernen Medien dargestellt wird waren demzufolge bei Weitem nicht die alleinigen Ursachen der Pandemie Ausgehend von der Ektoparasit Hypothese der Ubertragung der Pest ist anzumerken dass nur moderne Insektizide den entscheidenden Behandlungsvorteil uber die Ektoparasiten brachten denn entgegen der landlaufigen Meinung ist regelmassiges Korper und Haarewaschen relativ wirkungslos gegenuber Lausebefall 91 Die Ratten Bearbeiten Die mediale Gewohnheit einen Pestausbruch mit zahlreichen und uberall herumlaufenden Ratten stilistisch zu hinterlegen stellt im Grossen und Ganzen eine Rezeption der revolutionaren Entdeckung des Paul Louis Simond dar welcher 1898 den Ubertragungsweg der Pest durch den Rattenfloh nachwies 92 Obwohl die neuere Forschung 93 94 95 die Relevanz dieses gesonderten Ubertragungsweges durch den Xenopsylla cheopis fur mittelalterlich europaische Epidemien mittlerweile massiv in Frage stellt siehe Ubertragsungweg der Pest und eine sichtbare Rattenplage bzw massives Rattensterben im Gegensatz zu Berichten aus Indien des spaten 19 Jahrhunderts 96 fur das europaische Mittelalter nicht nachgewiesen werden kann enthalten viele Darstellungen mittelalterlicher Pestepidemien in den Medien bis heute zum Teil stark dramatisierende mit Ratten besetzte Szenen Die mittelalterliche Yersinia Variante im 13 bis 14 Jahrhundert war wahrscheinlich in China entstanden und kann damit nicht fur Epidemien der Spatantike und des Fruhmittelalters verantwortlich sein 97 98 Die Rolle der Kirche Bearbeiten nbsp Idealtypische Darstellung der mittelalterlichen Standegesellschaft aus dem 15 Jahrhundert mit Papst an der Spitze Bibliotheque de l Arsenal Der verbreitete Topos von der katholischen Kirche als eine Art totalitare Rechts und Moralinstanz des europaischen Mittelalters wurde vor allem von dem angelsachsischen Historiker John William Draper 99 1811 1882 in Szene gesetzt Der Topos lasst sich bis in das 17 und 18 Jahrhundert zuruckverfolgen wo Gelehrte wie Blaise Pascal Rene Descartes Thomas Hobbes Jean Jacques Rousseau John Locke und andere an der ablehnenden Haltung der Kirche gegenuber sozialen wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Neuerungen Kritik geubt haben Bereits Anfang des 19 Jahrhunderts urteilte Arthur Schopenhauer in einem Aphorismus dass das Mittelalter jene Zeit gewesen sei wo die Fauste geubter waren als die Kopfe und die Pfaffen die Vernunft in Ketten hielten 100 Entgegen dieser neuzeitlich modernen Auffassung hatte die romisch katholische Kirche im historischen Mittelalter nicht den Einfluss den sie nach dem Mittelalter wahrend der Gegenreformation ab 1545 auf Politik und Gesellschaft ausubte Ihre Handlungsoptionen waren im Hoch und Spatmittelalter demnach deutlich eingeschrankter Zahlreiche Laienbewegungen wie Beginen und Begarden Spiritualen Waldenser und Katharer existierten mitunter jahrhundertelang ohne dass die Kirche etwas gegen ihre Existenz ausrichten konnte Den Katharern gelang es im Languedoc eine nahezu unabhangige Kirche mit ihrer eigenen Verwaltung und Machtstruktur aufzubauen Sie konnte nur mithilfe einer massiven militarischen Intervention im Albigenserkreuzzug 1209 1229 zerschlagen werden Das Abendlandische Schisma spaltete zusatzlich das Papsttum sodass der Konig und Kaiser Ludwig IV HRR in direkten Konflikt mit Johannes XXII treten konnte Er wurde selbst der Haresie bezichtigt siehe Konflikte mit dem Kaiser und Armutsstreit und verteidigte seine Machtposition siehe Der Armutsstreit und der kirchenpolitische Kampf Ludwigs des Bayern Inquisition Bearbeiten Die Schaffung der Inquisition ab dem 13 Jahrhundert war die Konsequenz Ihre Hauptaufgabe bestand darin die Anhanger einer Haresie zum Widerruf zu bekehren damit sie sich wieder freiwillig zur offiziellen kirchlichen Lehre bekennen und ihre haretischen Verfehlungen reumutig beichten Aktive Hexenverfolgung gehorte entgegen der verbreiteten Vorstellung nicht dazu Die Todesstrafe durch Verbrennen war nur denen vorbehalten die als verstockte und immer wieder ruckfallige Haretiker in Erscheinung traten und jegliche Kooperation verweigerten siehe Prozess und Hinrichtung von Marguerite Porete Doch selbst zu Zeiten der spatmittelalterlichen Inquisition lasst sich am Beispiel des Armutsstreits zeigen dass papstliche Bullen oder offizielle kirchliche Lehren und Stellungnahmen selbst von geistlichen Orden nicht so eifrig befolgt wurden wie es heute oft vorgestellt wird so dass diese immer wieder mit Nachdruck ermahnt werden mussten 101 102 103 Die Idee einer mittelalterlichen Kirche die in der Art und Weise eines totalitaren Zentralstaates alle standig in ihrem Denken und Handeln uberwacht und bei Ubertritten sofort und hart bestraft hat ist als eine Projektion der Moderne zu erkennen Das in vielen Filmen und Spielszenen verbreitete Bild von den Inquisitoren des Spatmittelalters als eine Art Klager Richter und Henker in einer Person welche die totalitare Macht besitzen einfach Menschen nach personlichem Gutdunken zu ergreifen beschuldigen einsperren und hinzurichten entspricht nicht der historischen Realitat denn die Trennung zwischen geistlicher 104 und fur das Fuhren von Prozessen und das Vollstrecken von Urteilen zustandiger weltlicher Gerichtsbarkeit sowie das von den romisch katholischen Geistlichen erhaltene Weihesakrament welches z B korperlichen Kontakt mit Blut verbietet schliessen derartiges Auftreten von vornherein aus Das typische Bild des Inquisitors ist demnach ein Konstrukt der Moderne welches besonders im Bereich des historischen Romans und der Filmkunst als Haupt Antagonist gern verwendet wird nbsp Wasserfolter Miniatur ca 1475 Nantes BM fr 8 Die Folter Bearbeiten Es gibt kaum eine andere Erscheinung die so eng mit dem historischen Mittelalter assoziiert wird wie die Folter Zum Ersten wird sie landlaufig als die Basis der gesamten mittelalterlichen Rechtsprechung angesehen zum Zweiten wird haufig angenommen dass sie fur die Menschen des Mittelalters alltaglich und selbstverstandlich war Der zweite Punkt erscheint fur den modernen Rezipienten auch dadurch logisch da sehr viele Museen in historischen Burgen und Schlossern eine mit modernen Repliken ausgestattete Folterkammer bzw ein Verlies besitzen und dadurch letztlich suggerieren dass diese ein fester Bestandteil einer Burganlage bzw Festung gewesen sind Der Beginn der institutionalisierten Folter wird von der Forschung gewohnlich im Jahr 1252 angesetzt als Papst Innozenz IV die Bulle Ad extirpanda publik machte und somit die erste erfassbare Regelung fur Verwendung von Folter an Haretikern in den Umlauf brachte Die rechtlichen Hurden waren dabei recht hoch und an Bedingungen gebunden wie z B das Ausbleiben dauerhafter korperlicher Schaden Als zweiter wichtiger Meilenstein zumindest fur den deutschsprachigen Raum gilt die Maximilianische Halsgerichtsordnung welche um 1499 veroffentlicht wurde und als ein Vorlaufer der Constitutio Criminalis Carolina von 1532 gelten kann Dieses Werk wiederum ist massgeblich fur das moderne Wissen um die verschiedenen Folter und Hinrichtungsarten der Fruhen Neuzeit die sich mit der belegten Folterpraxis des Hoch und Spatmittelalters nur sehr bedingt decken Dies lasst sich durch folgende Punkte veranschaulichen fast alle Folterinstrumente die gemeinhin dem Mittelalter zugeschrieben werden stammen entweder aus der Fruhen Neuzeit oder sind als romantische Erfindungen des 19 Jahrhunderts zu erkennen siehe Eiserne Jungfrau und Judaswiege nur sehr wenige der historischen Folter und Hinrichtungsmethoden wie z B die Streckbank 105 106 das Rad 107 Wasserfolter 108 das Pfahlen und der Schwedentrunk sind fur das europaische Mittelalter anhand originaler Quellen belegbar es gibt keine bis heute erhaltene Original Folterkammer aus dem historischen Mittelalter und auch keine Belege fur die Existenz spezieller von Anfang an als Verlies bzw fur Folter konzipierter Raume in Turmen und Kellern einer Burg die Ausstattung der Folterkammer in modernen Museen orientiert sich aufgrund reichhaltigerer Quellenlage am 16 und 17 Jahrhundert und benutzt dafur moderne Repliken der Folterinstrumente Eine Vermischung der belegten mittelalterlichen und fruhneuzeitlichen Folterpraxis ist zwar aus wissenschaftlichen Grunden inkorrekt und unzulassig findet aber seit Jahrzehnten in den popularen Medien und zahlreichen Museen statt Auch die mittelalterlichen Darstellungen der christlichen Martyrer der Spatantike 109 sind aus quellenkritischer Sicht mit Vorsicht als Quelle zu behandeln da diese im Grunde kunstlerische Interpretationen der spatantiken Uberlieferungen darstellen und damit nicht unbedingt die tatsachliche Praxis des Mittelalters widerspiegeln Die Sekundarliteratur der Autoren des 19 und fruhen 20 Jahrhunderts wie z B F H Wines oder C W Heckethorn welche selbst in der jungeren Vergangenheit sehr popular blieb halt aufgrund fehlender Primarnachweise in den meisten Fallen keiner Quellenkritik stand Rezeption BearbeitenBedingt durch die Tatsache dass das historische europaische Mittelalter bereits ab dem 16 Jahrhundert zumeist negativ verklart wurde siehe oben entstand selbst im Verlaufe mehrerer Jahrhunderte im Gegensatz zur Urgeschichte Antike Neuzeit und der Moderne kein klar strukturiertes offentlichkeitswirksames Bild der besagten Epoche Die Rezeption wurde auch dadurch erschwert dass ein grosser Teil des europaischen Mittelalters im Vergleich zu anderen Epochen deutlich weniger uberlieferter schriftlicher Quellen aufweist was den geisteswissenschaftlichen Zugang zu jener Epoche deutlich komplizierter gestaltet siehe Dunkle Jahrhunderte Mittelalter Mittelalter als Projektionsflache Bearbeiten Das Fehlen eines klar umrissenen Bildes vom europaischen Mittelalter wird von Archaologen 110 Historikern 111 und sachkundigen Bloggern 112 als die Hauptursache der Mythenbildung und ihrer Persistenz angesehen Dadurch eroffnen sich beim Versuch das Mittelalter dar und vorzustellen viele Unscharfen Unklarheiten und Lucken die vor allem im 19 und 20 Jahrhundert mit jeweils zeitgenossischen Vorstellungen Wunschen Konflikten und politischen Uberzeugungen gefullt wurden und das europaische Mittelalter zu einer Art psychologischen Projektionsflache des Zeitgeistes werden liessen 113 114 Dieser Prozess besteht bis in die Gegenwart und ist vor allem in der massenmedialen Darstellung des gesamten Mittelalters deutlich beobachtbar 115 Die Konventionen solcher Darstellungen beinhalten meist extreme Vereinfachungen und das Bedienen der bereits vorhandenen aber historisch unhaltbaren Erwartungshaltung der Allgemeinheit wobei man sich dadurch erhofft die Aufmerksamkeit der Menschen zu gewinnen das Interesse fur das Thema zu wecken und eine Botschaft zu vermitteln 116 Diese Vorgehensweise bildet grundsatzlich den Nahrboden bzw eine Plattform fur viele uberholte Vorstellungen vom historischen europaischen Mittelalter 117 und wird deswegen aus geschichtswissenschaftlicher und archaologischer Sicht kritisch hinterfragt Mittelalter in Popularkultur Bearbeiten Das finstere Mittelalter ist ein beliebtes Motiv der Popularkultur In den Comics Hagar der Schreckliche wird das finstere Mittelalter humorvoll persifliert Der Film Paracelsus Suggestive Massenszenen mit Hysterien der Angst und des Aberglaubens beschworen ein finsteres Mittelalter 118 John Freely Before Galileo The Birth of Modern Science in Medieval Europe Overlook Duckworth New York City London 2012 ISBN 978 1 59020 607 2 Deutsch Aristoteles in Oxford Wie das finstere Mittelalter die moderne Wissenschaft begrundete Klett Cotta Stuttgart 2014 ISBN 978 3 608 94854 7 119 Literatur BearbeitenKlaus Arnold Das finstere Mittelalter Zur Genese und Phanomenologie eines Fehlurteils In Saeculum 32 3 1981 S 287 300 Marcel Beck Finsteres oder romantisches Mittelalter Zurich 1950 Norbert Brieskorn Finsteres Mittelalter Uber das Lebensgefuhl einer Epoche M Grunewald Mainz 1991 Matthias Meinhardt Andreas Ranft Stephan Selzer Hrsg Mittelalter Oldenbourg Geschichte Lehrbuch 2 Auflage Munchen 2009 Renovatio et Reformatio Wider das Bild vom finsteren Mittelalter Hrsg mit Godehard Ruppert Aschendorff Munster 1985 Ferdinand Seibt Glanz und Elend des Mittelalters Eine endliche Geschichte Siedler Berlin 1987 ISBN 3 88680 279 5 Georg Scheibelreiter Die barbarische Gesellschaft Mentalitatsgeschichte der europaischen Achsenzeit 5 8 Jahrhundert Primus Darmstadt 1999 ISBN 978 3 89678 217 5 Karin Schneider Ferber Alles Mythos 20 populare Irrtumer uber das Mittelalter Konrad Theiss Verlag Stuttgart 2009 Weblinks BearbeitenEva Maria Schnurr Alles anders bei Spiegel Online vom 27 Januar 2015Einzelnachweise Bearbeiten Mittelalter Ein finsteres Kapitel Abschiedsvorlesung von Prof Dr Lutz v Padberg an der FTH Memento vom 7 August 2013 im Internet Archive in Giessener Zeitung vom 20 Februar 2013 abgerufen am 13 Oktober 2014 Johannes Fried Das Mittelalter Munchen 2008 Regine Pernoud Those Terrible Middle Ages Debunking the Myths Ignatus press San Francisco 2000 Vgl unter den diversen neueren Darstellungen beispielsweise Johannes Fried Das Mittelalter Munchen 2008 Matthias Meinhardt Andreas Ranft Stephan Selzer Hrsg Mittelalter Oldenbourg Geschichte Lehrbuch 2 Auflage Munchen 2009 Vgl unter anderem Johannes Fried Die Formierung Europas 840 1046 Oldenbourg Grundriss der Geschichte Band 6 3 Auflage Oldenbourg Munchen 2008 Reinhold Kaiser Die Mittelmeerwelt und Europa in Spatantike und Fruhmittelalter Neue Fischer Weltgeschichte Band 3 S Fischer Frankfurt am Main 2014 Philip Wolff Wie die Erde zur Scheibe wurde Spiegel Online 2 November 2005 Washington Irving A history of the life and voyages of Christopher Columbus London John Murray 1828 S 118 125 Vgl Rudolf Simek Erde und Kosmos im Mittelalter Das Weltbild vor Kolumbus Munchen 1992 Kapitel 3 Die Form der Erde S 37 54 Washington Irving A history of the life and voyages of Christopher Columbus London John Murray 1828 S 122 W J Foerster Die Erforschung des Weltalls In Weltall und Menschheit Geschichte der Erforschung der Natur und der Verwertung der Naturkrafte im Dienste der Volker Band V 1903 H G Senger Wanderer am Weltenrand ein Raumforscher um 1530 Uberlegungen zu einer peregrinatio inventiva Walter de Gruyter Verlag Berlin New York 1998 Ausbeutung und Massenelend Geschichte der Gewerkschaften abgerufen am 23 Marz 2023 History Today Desolation Row Victorian Britain s Sensational Slums by Nell Darby 2017 abgerufen am 1 Mai 2023 D G Hewitt Grim Realities of Life in London s 19th Century 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Spatmittelalter Mensch und Umwelt in der Geschichte hg von Jorg Calliess Jorn Rusen Meinfried Striegnitz Geschichtsdidaktik NF 5 Pfaffenweiler Centaurus 1989 S 119 120 Boccaccio und das dreckige Mittelalter geschichtsfenster de abgerufen am 26 Marz 2023 Der Nachttopf aus dem Fenster Geschichtsfenster die schnelle Quelle abgerufen am 23 Marz 2023 Giovanni Boccaccio The Decameron Introduction To The Ladies 1349 1353 S 2 Michael Matthaus Frankfurter Schweinereien Schweinehaltung in der Altstadt Institut fur Stadtgeschichte Frankfurt am Main Abgerufen am 22 September 2023 Frank Adloff Hindeja Farah Norbert Elias Uber den Prozess der Zivilisation abgerufen am 4 Juni 2023 Christian Wolf Der Mythos vom dunklen Mittelalter abgerufen am 4 Juni 2023 1000 Zitate Warum rulpset und furzet ihr nicht Hat es euch nicht geschmacket M Luther William Richey Newton Hinter den Fassaden von Versailles oe1 orf at abgerufen am 25 Marz 2023 Piermarco Terminiello Fencing Culture Duelling and Violence hroarr com 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Familienforschung 3 ISBN 3 930132 23 0 S 12 Bread water or ale and a companaticum that which goes with the bread from the cauldron the original stockpot or pot au feu that provided an ever changing broth enriched daily with whatever was available The cauldron was rarely emptied out except in preparation for the meatless weeks of Lent so that while a hare hen or pigeon would give it a fine meaty flavour the taste of salted pork or cabbage would linger for days even weeks Food in History by Reay Tannahill New York Crown Publishers 1989 ISBN 0 517 57186 2 Quinn Myers The Questionable History of the Perpetual Stew melmagazine com Abgerufen am 13 September 2023 Marielle Descalsota I tried one of the world s oldest soups a broth that s been kept simmering for 50 years by 3 generations of a family It s now one of my favorite restaurants in Bangkok In Insider Abgerufen am 21 Juli 2023 amerikanisches Englisch Snow John On the Mode of Communication of Cholera London 1855 The great Medieval water 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