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Als service a la francaise dt Bedienung nach franzosischer Art selten auch service a l anglaise dt Bedienung nach englischer Art 1 wird eine Speisenfolge bezeichnet bei der bei jedem von zwei oder drei Gangen mehrere sehr unterschiedliche Gerichte gleichzeitig auf dem Tisch stehen Die heute in der westlichen Welt ubliche Speisenfolge bei der in einem mehrgangigen Menu jeweils nur ein Gericht mit seinen Beilagen serviert wird bezeichnet man dagegen als service a la russe Der Service a la francaise ist eine heute unublich gewordene Servierweise eines Menus mit einer ungewohnlichen Vielzahl von dargereichten Speisen wahrend des ersten und zweiten Menugangs wurden herzhafte bis susse Speisen dargeboten die nach heutigem Verstandnis bereits jeweils einem vollstandigen Menu mit einer Speisenpalette von Vorspeise bis Dessert entsprachen Diese Form eines Mahls entwickelte sich in Europa aus der Esskultur des Mittelalters und der Renaissance und fur die Speisenreihenfolge hatten sich im Verlauf des 18 Jahrhunderts weitgehend feststehende Konventionen herausgebildet Fur formelle Dinners und Banketts war der Service a la francaise bis weit ins 19 Jahrhundert die Norm 2 Inhaltsverzeichnis 1 Ablauf 1 1 Erster Gang 1 1 1 Prinzipieller Ablauf und Gerichte 1 1 2 Beispiele fur Gerichte die wahrend des ersten Ganges serviert wurden 1 2 Zweiter Gang 1 2 1 Prinzipieller Ablauf und Gerichte 1 2 2 Beispiele fur Gerichte die wahrend des zweiten Ganges serviert wurden 1 3 Dritter Gang 2 Literatur 3 EinzelbelegeAblauf BearbeitenEin service a la francaise besteht wie ein heutiges Menu aus mehreren Gangen jeder einzelne Gang jedoch besteht wiederum aus einer Vielzahl von Speisen Grundsatzlich werden die Speisen dabei in folgender Reihenfolge serviert 3 Erster Gang Hors d œuvres Suppen Releves Entrees Zweiter Gang Braten Gemusegerichte und Sussspeisen Dritter Gang DessertEine hohe Bedeutung mass man der Anordnung der Gerichte auf dem Tisch bei Erwartet wurde eine gewisse Symmetrie bei den Gerichten Tischdecken wurden bewusst so gebugelt dass sie in ihrer Mitte einen scharfen Knick aufwiesen damit die Dienstboten beim Auftragen der Gerichte diese Symmetrie erzielen konnten 4 Teilnehmer an einem a la francaise servierten Mahl sassen enger zusammen als dies heute ublich ist Erwartet wurde dass sie vorrangig von den Speisen assen die sich in ihrer unmittelbaren Nahe befanden Es war aber noch innerhalb der sozialen Norm einen Dienstboten um eine Portion von einer Speise zu bitten die weiter weg stand Akzeptiert war dies vor allem dann wenn der Gastgeber in einer Eroffnungsrede diese Speise besonders hervorgehoben hatte Ein zu haufiges Bitten um eine Portion von einer Speise die sich ausserhalb der eigenen Reichweite befand wurde dagegen als unangemessen empfunden 5 Von den Gasten wurde auch erwartet dass sie wahrnahmen was ihren Nachbarn fehlte und diese nicht selber erreichen oder schneiden konnten Als Geste der Freundschaft konnte auch einem weiter entfernt sitzenden Gast eine Portion einer besonders hochgeschatzten Speise durch Dienstboten ubersendet werden Die eigene Vornehmheit sowie hervorragende Tischmanieren unterstrich jedoch der der sich trotz dieser aus heutiger Sicht sehr grossen Fulle an Speisen und Delikatessen zuruckhielt und nur wenig ass 6 Erster Gang Bearbeiten Prinzipieller Ablauf und Gerichte Bearbeiten nbsp Kronungsmahl Josephs II in Frankfurt 1764 Am vorderen Tisch haben die Gaste des Kronungsmahls noch nicht Platz genommen die Speisen stehen in streng symmetrischer Anordnung jedoch bereits auf dem Tisch Gaste eines Banketts das a la francaise serviert wurde fanden bereits beim Betreten des Raums in dem das Mahl eingenommen wurde einen uppig beladenen Tisch vor auf dem bereits die Mehrzahl der Gerichte des ersten Gangs standen Benimmbucher wiesen ausdrucklich darauf hin dass die Speisen nicht wahllos auf dem Tisch arrangiert werden sollten 2 Es gab eine Speisenhierarchie nach der die zentralen Gerichte in der Mitte platziert wurden Weitere Speisen waren symmetrisch um diese herum angeordnet so dass beispielsweise zwei verschiedene Suppen links und rechts der zentralen Speisen standen Im 18 Jahrhundert war es bereits ublich dass sich diese Suppen in Farbe und Textur deutlich voneinander unterschieden Typisch ware beispielsweise eine braune und eine weisse Suppe Eine braune Suppe bestand aus Kalbs oder Hammelbruhe mit fein geschnittenem Fleisch von einer gebratenen Ente Die weisse Suppe war mit Sahne oder Eigelb gebunden und enthielt als Einlage das helle Fleisch eines Huhnchens 7 Neben Suppen war es ublich dass sich auf dem Tisch auch bereits Zwischengerichte die sogenannten Entrees befanden Darunter verstand man Gerichte wie Ragouts von Kalbsbacken oder Zunge Gerichte mit Geflugelfleisch oder Kalbsbries und Pasteten Ublich war es dass sich auf dem Tisch neben den Obsttellern auch bereits eine Sussspeise wie beispielsweise ein Kuchen befand Zwischen den Gerichten standen Kerzen Salz Blumengestecke und Zierelemente Erganzt wurde dies um die sogenannten kleinen Gerichte die Hors d œuvres dt ausserhalb des Werkes die raumlich etwas von den anderen Speisen abgegrenzt im ausseren Bereich des Tisches standen Es handelte sich gewohnlich um kleine Pasteten eingelegte Fische Eier Artischocken Radieschen und ahnliches 8 Der Tisch sollte insgesamt einen Eindruck von Opulenz vermitteln Bereits seit dem 17 Jahrhundert war es ublich dass Suppen am Beginn eines Mahles standen 1 Sobald die Festmahlgaste davon gegessen hatten wurden sowohl die Suppenteller als auch die Suppenterrinen entfernt Die Suppenterrinen auf dem Tisch wurden dann durch sogenannte Releves ersetzt Bei Releves handelte es sich gewohnlich um in Ganze zubereitete grosse Fische Geflugel oder grosse Fleischstucke Beispiele fur Gerichte die wahrend des ersten Ganges serviert wurden Bearbeiten Beispielhaft fur ein Service a la francaise seien drei jeweils nicht vollstandig uberlieferte Menus genannt die aus unterschiedlichen Zeitepochen stammen und fur die sehr unterschiedliche Gastgeber verantwortlich waren George Hamilton 1 Earl of Orkney servierte 1715 seinen Gasten einen ersten Gang bei denen nur eine Suppe namlich eine Erbsensuppe serviert wurden Erbsensuppe war zu diesem Zeitpunkt eine sehr geschatzte Suppe die sich von der heute typischen Erbsensuppe jedoch darin unterscheidet dass sie aus frischen Erbsen hergestellt und unter anderem mit Minze gewurzt wurde Als Releves wurden ein ganzer gekochter Schinken sowie gekochte Huhnchen Spinatpuffer Taubenpastete und geschmortes Rind serviert 9 Im Haushalt des Pfarrers James Woodforde aus Norfolk wurde in der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts an Tagen an denen keine Gaste bewirtet wurden lediglich ein Gang serviert bei dem dann mehrere Gerichte auf dem Tisch standen Gasten hingegen wurde im ersten Gang neben Suppen ein grosser Kabeljau Hammelkeule Huhnerpastete Wurzelgemuse und Pudding offeriert 10 Sehr aufwandig dagegen war das grosse Festbankett aus dem Jahre 1846 das im Reform Club in London zu Ehren von Ibrahim Pascha serviert wurde und zu dem 150 Personen geladen waren Es wurde auch von Zeitgenossen als ausserordentlich aufwandig reichhaltig und elaboriert eingestuft Zu den Suppen des ersten Gangs gehorte eine Potage a la Victoria ein Kalbsconsomme garniert mit blanchierten Hahnenkammen eine Potage a la Colbert eine Gemusesuppe mit erbsengrossen glasierten Topinamburballchen und eine Potage a la Comte de Paris eine Fleischkraftbruhe mit Bandnudeln und Quenelles aus Huhnchenfleisch Zu den Releves gehorten Turbot a la Mazarin ein pochierter Steinbutt zu dem eine Sauce aus Butter und Hummerrogen serviert wurde pfannengebratene Forellen in Sherry Sauce frittierte Wittlinge sowie ein in Sahnesauce gratinierter Wildlachs 11 Zu den Entrees gehorten gebratene Truthahnkuken Hasen in Johannisbeersauce Kapaune mit Wasserkresse am Spiess gebratene Enten mit Orangesauce Rinderbraten Hammelkeulen und Lammrucken a la Sevigne die mit Kalbsklosschen Schmorgurken und Spargelpuree serviert wurden Zu den elaborierteren Fleischgerichten die der fur das Festbankett verantwortliche Alexis Soyer servieren liess zahlten Chapons a la Nelson mit Truffeln und Pilzen gestopfte Kapaune in Teigpasteten die wie der Bug eines Schiffes geformt waren Kartoffelpuree war wellenformig um diese Teigpasteten dekoriert Zu den Hohepunkten des ersten Ganges zahlten Poulardes en Diadem eine Teigpastete in Form einer Krone die mit gebratenem Huhnerfleisch gekochter Ochsenzunge und glasiertem Kalbsbries gefullt war Die Teigkrone war mit silbernen und goldenen Bratspiessen geschmuckt auf die Flusskrebse Quenelles und Truffeln gesteckt waren 12 Zweiter Gang Bearbeiten Prinzipieller Ablauf und Gerichte Bearbeiten Der zweite Gang begann nachdem alle oder die meisten Gerichte des ersten Ganges vom Tisch geraumt waren Zu diesem Zeitpunkt wurde das oberste Tischtuch abgezogen um die darunter liegende frische Tischdecke zur Geltung zu bringen Der zweite Gang war der eigentliche Hauptgang Die Fleischgerichte waren jetzt keine Ragouts oder Schmorgerichte sondern grosse Fleischstucke die haufig auf dem Spiess gebraten worden waren Aus heutiger Sicht ungewohnlich ist dass diese grossen Fleischstucke nicht nur von Salaten und Gemusegerichten sondern auch von sussen Speisen sogenannten Entremets wie Cremes Gelees sowie im 19 Jahrhundert auch von Eis begleitet waren Nicht selten hatten einzelne Speisen dabei einen eigenen Unterhaltungswert Bartolomeo Scappi einer der bekanntesten Koche des 16 Jahrhunderts kreierte fur ein Festmahl beispielsweise Skulpturen aus Butter in Form eines Elefanten einem Herkules mit Lowen sowie einem Mohren der auf einem Kamel sass Solche Skulpturen wurden im Verlauf der Jahrhunderte seltener und weniger elaboriert 5 Beispiele wie das Festbankett zu Ehren Ibrahim Paschas aus der Mitte des 19 Jahrhunderts zeigen jedoch dass solche Elemente auch spater noch auftauchen konnten Beispiele fur Gerichte die wahrend des zweiten Ganges serviert wurden Bearbeiten Den Gasten des Earl of Orkney wurden zu Beginn des 18 Jahrhunderts als zweiter Gang gebratene Rebhuhner und Truthahn angeboten Auf dem Tisch standen ausserdem je ein Frikassee von Hahnenkammen und Kalbsbries eingelegte Seezunge eingedickte Creme Apfel Birnen Konfekt geschalte Walnusse und Kastanien 13 Im Haushalt des Pfarrers Woodforde waren typische Gerichte des zweiten Gangs Tauben mit Spargel Kalbsfilet mit Pilzen gerostete Bries Hummer und eine Tarte von Aprikosen Die Mitte des Tischs wurde von einer Pyramide aus Syllabub und Gelees dominiert 14 Bei dem 1846er Festbankett zu Ehren von Ibrahim Pascha wurden Stubenkuken Lamm Kalb Kaninchen Pasteten in Madeira geschmorter Schinken Hummer in Curry Sauce Salate und Gemusegerichte wie Erbsen und grune Bohnen in Nussbutter serviert Aufgetragen wurden auch Lammkoteletts Reform ein Markenzeichen Soyers das zu den beliebtesten Gerichten im Reform Club zahlte Aufgetragen wurden auch susse Speisen wie Fruchtgelees Eiskrem Meringues Tortchen aus Nougat und Aprikosen oder Mandeln und Kirschen serviert Dem folgten die pieces montees aufwandige Kunstwerke der Zuckerbackerei mit denen ein Koch seine Phantasie und sein Geschick beweisen musste Diese Desserts waren haufig themenbezogen So wurde eine Creme d Egypte a l Ibrahim Pasha serviert ein pyramidenformiges ein Meter hohes Gebilde aus Meringue in Form einer Pyramide das mit Ananascreme gefullt war und auf deren Spitze eine Nachbildung von Muhammad Ali Pascha stand dem Vater von Ibrahim Pascha Zu Ehren von Admiral Napier der als Gastgeber des Banketts fungierte hatte man ausserdem ein Gateau Britannique a l Admiral kreiert Die Torte in Form eines Kriegsschiffes das die englische und die agyptische Flagge trug wurde vor Lord Napier platziert dem als Gastgeber die Aufgabe zufiel das mit geeister Pfirsichmousse und frischen Fruchten gefullte Dessert an die Gaste zu verteilen Allerdings brach die aufwandige Konstruktion in sich zusammen bevor Lord Napier seinen Pflichten nachgekommen war 12 Dritter Gang Bearbeiten Der dritte Gang wurde wie zuvor der zweite durch Abraumen aller Speisen und Entfernung des Tischtuchs eingeleitet Entweder wurde erneut wieder ein Tischtuch unter dem abgeraumten sichtbar oder die Speisen des dritten Ganges wurden direkt auf dem Holz des Tisches aufgetragen wobei jede Speise auf einem Spitzendeckchen stand Vor den Gasten wurden Dessertteller Messer Gabeln und Loffel platziert Serviert wurden jetzt aber vorrangig Obst Kase kleine Sussigkeiten wie Konfekt sowie kleine Gebackstucke Unter den angebotenen Speisen konnte sich durchaus aber nochmals eine herzhafte Speise wie beispielsweise eine Fleischpastete befinden 8 Der dritte Gang war damit der Dessert Gang im ursprunglichen Sinne des Wortes Das Wort Dessert leitet sich von dem franzosischen Wort desservit oder abraumen ab 5 Im 16 Jahrhundert wurden zu diesem Gang den Gasten parfumierte Zahnstocher sowie Fenchelstangel zum Kauen angeboten Anis und Minzkonfekt sollten den Atem erfrischen 5 Alle Speisen die jetzt noch angeboten wurden waren reines Naschwerk Literatur BearbeitenKate Colquhoun Taste The Story of Britain through its Cooking Bloomsbury Publishing London 2012 ISBN 978 1 4088 3408 4 Dan Jurafsky The Language of Food A Linguist Reads the Menu W W Norton amp Company New York 2014 ISBN 978 0 393 24587 5 Gert von Paczensky und Anna Dunnebier Kulturgeschichte des Essens und Trinkens Orbis Verlag Munchen 1999 ISBN 3 572 10047 X Hans Ottomeyer Michaela Volkel Hrsg Die offentliche Tafel Tafelzeremoniell in Europa 1300 1900 Edition Minerva Wolfratshausen 2002 ISBN 3 86102 124 2 Margaret Visser The Rituals of Dinner The Origins Evolution Eccentricities and Meaning of Table Manners Penguin Books New York 1991 ISBN 0 14 017079 0 Ulrike Zischka Hans Ottomeyer Susanne Baumler Die anstandige Lust Von Esskultur und Tafelsitten Edition Spangenberg Munchen 1993 ISBN 3 89409 074 X Einzelbelege Bearbeiten a b D Jurafsky The Language of Food A Linguist Reads the Menu 2014 S 25 a b M Visser The Rituals of Dinner The Origins Evolution Eccentricities and Meaning of Table Manners 1991 S 198 Nichola Fletcher Charlemagne s Tablecloth A Piquant History of Feasting Phoenix Paperback London 2004 ISBN 0 7538 1974 0 S 155 K Colquhoun Taste The Story of Britain through its Cooking 2012 Kapitel Human Nature ebook Position 2797 a b c d M Visser The Rituals of Dinner The Origins Evolution Eccentricities and Meaning of Table Manners 1991 S 201 M Visser The Rituals of Dinner The Origins Evolution Eccentricities and Meaning of Table Manners 1991 S 202 K Colquhoun Taste The Story of Britain through its Cooking 2012 Kapitel Human Nature ebook Position 2779 a b M Visser The Rituals of Dinner The Origins Evolution Eccentricities and Meaning of Table Manners 1991 S 199 K Colquhoun Taste The Story of Britain through its Cooking 2012 Kapitel Human Nature ebook Position 2788 K Colquhoun Taste The Story of Britain through its Cooking 2012 Kapitel Brave Stomachs ebook Position 3256 Ruth Cowen Relish The Extraordinary Life of Alexis Soyer Victorian Celebrity Chef London 2006 ISBN 0 297 64562 5 S 71 a b Ruth Cowen Relish The Extraordinary Life of Alexis Soyer Victorian Celebrity Chef London 2006 ISBN 0 297 64562 5 S 72 K Colquhoun Taste The Story of Britain through its Cooking 2012 Kapitel Human Nature ebook Position 2788 K Colquhoun Taste The Story of Britain through its Cooking 2012 Kapitel Brave Stomachs ebook Position 3256 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Service a la francaise amp oldid 229086384