www.wikidata.de-de.nina.az
Das Hultschiner Landchen tschechisch Hlucinsko polnisch kraik hulczynski ziemia hulczynska ist ein Teil der Region Schlesien in Tschechien Benannt ist das im Nordosten des Landes an der Grenze zu Polen gelegene Gebiet nach der Stadt Hlucin Hultschin dem grossten Ort der Region Trotz des Steinkohlevorkommens im ostlichen Teil am Landek Landeck bei Petrzkowitz 1939 bis 1945 Petershofen heute Ostrava Petrkovice ist das 286 km grosse Gebiet nie wirtschaftlich bedeutend gewesen Die hochste Erhebung ist der Hrib Pilz 321 m n m bei Bobrovniky Hultschiner Landchen Tschechien Das Hultschiner Landchen im Osten Tschechiens Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Heutiger tschechischer Dialekt 3 Ortschaften 4 Personlichkeiten 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Kartenskizze mit deutschen OrtsnamenDas Hultschiner Landchen ist bereits seit der Jungsteinzeit bewohnt Im 9 bis 11 Jahrhundert wurde es von mahrischen Slawen besiedelt Im 13 bis 14 Jahrhundert erfolgte die deutsche Besiedlung und die Umsetzung deutschen Rechts fur die slawischen Siedlungen Das Hultschiner Landchen war seit der Trennung von der Markgrafschaft Mahren am Ende des 14 Jahrhunderts Teil des Herzogtums Troppau das zur Krone Bohmen gehorte jedoch gehorten die ortlichen romisch katholischen Pfarreien bis zum 20 Jahrhundert zum Bistum Olmutz und nicht zum Bistum Breslau Nach den Hussitenkriegen und dem Dreissigjahrigen Krieg kam es zu einer Verarmung des Gebietes Im Schlesischen Krieg verlor Osterreich 1742 das Hultschiner Landchen an Preussen Es wurde ein Teil der preussischen Provinz Schlesien Ab dem 1 Mai 1816 gehorte es zum neu eingerichteten Regierungsbezirk Oppeln Kreis Ratibor nbsp Tschechoslowakische Forderungen bei der Pariser Friedenskonferenz 1919Aufgrund von tschechischen Forderungen anfanglich von Ziegenhals im Westen bis Pless im Osten einschliesslich Ratibor wurde im Artikel 83 des Versailler Vertrages von 1919 Deutschland verzichtet zugunsten der Tschechoslowakei auf das Hultschiner Landchen das Gebiet mit Inkrafttreten des Vertrages am 10 Januar 1920 ohne Volksabstimmung der Tschechoslowakei zugeschlagen Vorher hatten sich im Rahmen einer freiwilligen Volksbefragung 93 7 der 48 446 Stimmberechtigten fur einen weiteren Verbleib bei Deutschland ausgesprochen Das Gebiet wurde von den deutschen Behorden bis zum 4 Februar 1920 geraumt und anschliessend von tschechoslowakischen Truppen besetzt Unklar blieb die Zugehorigkeit der Landgemeinden und Gutsbezirke Sandau Haatsch und Owschutz die aufgrund ungenauer Grenzfestlegung vorlaufig der Interalliierten Kommission fur Oberschlesien unterstellt wurden aber nicht an der Volksabstimmung in Oberschlesien teilnehmen durften Die endgultige Grenzfestsetzung sah 1924 noch geringfugige Abweichungen vor Der Abtausch der Landgemeinden und Gutsbezirke Haatsch und Sandau gegen die Kolonie Rakowiec der Landgemeinde Schillersdorf und das Vorwerk Lichtenhof des Gutsbezirks Rohow wurde vom Grenzausschuss am 19 Dezember 1922 beschlossen und durch Note der Botschafterkonferenz vom 23 Januar 1923 bestatigt Lichtenhof und Rakowiec wurden am 8 Marz 1923 von Preussen ubernommen Haatsch und Sandau am 16 Marz 1923 von der Tschechoslowakei Auf der deutschen Seite der Grenze blieben mehrere mahrischsprachige Orte wie die Stadtchen Kranowitz und Bauerwitz oder die Dorfer Krastillau Steuberwitz und Borutin Damit hatten insgesamt 68 kommunale Einheiten namlich eine Stadtgemeinde 37 Landgemeinden und 30 Gutsbezirke ihre Staatszugehorigkeit gewechselt Fortan gehorte das Hultschiner Landchen als politischer Bezirk Hlucin zur Tschechoslowakei Im Herbst 1923 erhielten die deutschen Parteien bei den ersten tschechoslowakischen Kommunalwahlen im Hultschiner Landchen insgesamt 76 4 der Stimmen Nach dem Munchener Abkommen vom 29 September 1938 wurde das Hultschiner Landchen am 1 Oktober 1938 reichsdeutsch besetzt Der politische Bezirk Hlucin trug fortan wieder die deutsche Bezeichnung Er umfasste den Gerichtsbezirk Hultschin und fuhrte seit dem 20 November 1938 die Bezeichnung Landkreis Er unterstand bis zu diesem Tage dem Oberbefehlshaber des Heeres Generaloberst von Brauchitsch als Militarverwaltungschef Am Tag darauf wurde der Landkreis Hultschin formlich in das Dritte Reich eingegliedert als Teil des Verwaltungsbezirks der Sudetendeutschen Gebiete unter dem Reichskommissar Konrad Henlein Ab 15 April 1939 galt das Gesetz uber den Aufbau der Verwaltung im Reichsgau Sudetenland Sudetengaugesetz Danach trat der Landkreis Hultschin nicht zum neuen Reichsgau Sudetenland sondern kam an den Landkreis Ratibor in der preussischen Provinz Schlesien ab 1941 Oberschlesien zuruck 1945 ging das Gebiet erneut an die Tschechoslowakei Die Bevolkerung wurde von den tschechoslowakischen Behorden als tschechisch eingestuft was den Anspruch der CSR auf das Gebiet bereits 1920 rechtfertigen sollte Tatsachlich war die Muttersprache der meisten Hultschiner eine slawische Mundart die deren Sprecher allerdings als mahrisch bezeichneten und welche linguistisch betrachtet in die Gruppe der lachischen Dialekte gehort Jedenfalls blieben die Hultschiner von einer Vertreibung en bloc verschont Zwangsweise ausgesiedelt wurde nur eine relativ kleine Anzahl von Menschen meist reichs oder sudetendeutsche Zuwanderer und einige monolinguale Familien Ahnlich wie die Polendeutschen sind autochthone Bewohner des Hultschiner Landchens Statusdeutsche In der Region sind auch deutsche Minderheitenverbande aktiv so beispielsweise in Deutsch Krawarn Bolatitz und in der Stadt Hultschin selbst Wirtschaftlich ist die Region an das industrielle Ballungsgebiet um Ostrau angebunden und kulturell durchaus tschechisch assimiliert verwandtschaftliche und berufliche Bindungen an die Bundesrepublik Deutschland sind aber fast in jeder Familie die Regel Kontakte mit dem geographisch sowie historisch naheliegenden polnischen Oberschlesien kommen trotz einiger kultureller Partnerschaften und des kleinen Grenzverkehrs eher selten vor wohl aufgrund des landlichen Charakters der benachbarten Ratiborer Gegend Heutiger tschechischer Dialekt BearbeitenIm heutigen tschechischen Dialekt haben sich durch den Sprachkontakt mit dem Deutschen zahlreiche Lehnworter erhalten die nur hier vorkommen wie etwa Feuer Deckel basteln Haus Spiegel Glasschrank oder Kartoffelsalat 1 Ortschaften BearbeitenDie 38 ursprunglichen Stadte und Gemeinden des Hultschiner Landchens sind in der Tabelle wiedergegeben nbsp Die Karte zeigt die 38 ursprunglichen Stadte und Gemeinden Die ursprungliche preussisch osterreichische Grenze ist grau dargestellt die deutsch tschechische Grenze nach der Abtretung von 1920 1923 rot Heutiger Name tschechisch deutsch polnisch WappenAntosovice Antoschowitz Antoszowice nbsp Bela Bielau alter auch Belau 1349 2 Biala nbsp Bobrovniky Bobrownik alter auch Bobernig 1377 2 BobrownikiBohuslavice Buslawitz Buguslawice nbsp Bolatice Bolatitz alter auch Poletitz 1349 2 Bolacice nbsp Darkovice Gross Darkowitz alter auch Darcendorf 1265 Tarken 1349 2 DarkowiceDarkovicky Klein Darkowitz alter auch Dorken 1377 2 Darkowice Male Darkowiczki nbsp Dobroslavice Dobroslawitz nbsp Dolni Benesov Beneschau Beneszow nbsp Hat Haatsch als lat villa Siffridi Siegfriedsdorf 1349 erstmals erwahnt 2 Gac nbsp Hlucin Hultschin alter auch Hulschin 1303 Hultzen 1385 2 Hluczyn Hulczyn nbsp Hnevosice Schreibersdorf alter auch Schreiberdorf 1349 2 Gniewoszyce nbsp Hostalkovice Hoschialkowitz auch Hoschalkowitz 2 Hoszczalkowice nbsp Chlebicov Klebsch Chlebiczow nbsp Chuchelna Kuchelna alter auch Kocheln 1425 2 Kuchelna nbsp Koberice Koberwitz Kobierzyce nbsp Koblov Koblau Koblow nbsp Kouty Kauthen Katy nbsp Kozmice Kosmutz Kozmice nbsp Kravare Deutsch Krawarn Krawarz nbsp Lhotka Ellguth Hultschin Ellgoth Hultschin Ligotka nbsp Ludgerovice Ludgierzowitz ab 1907 Ludgerstal Ludgierzowice nbsp Male Hostice Kleinhoschutz Goszczyce Male Male Hoszyce nbsp Markvartovice Markersdorf alter auch Margwartsdorf 1377 2 Markwartowice nbsp Oldrisov Odersch alter auch Oderschau 1349 2 Oldrzyszow nbsp Petrkovice Petershofen Pietrzkowice nbsp Pist Sandau Piszcz nbsp Rohov Rohow alter auch Rogau 1347 2 Rogow nbsp Sluzovice Schlausewitz auch Schlusewitz 2 Sluzowice nbsp Strahovice Strandorf Strachowice nbsp Sudice Zauditz Sudzice nbsp Silherovice Schillersdorf alter auch Scholasdorf 1377 2 Szylerzowice nbsp Stepankovice Schepankowitz Szczepankowice nbsp Trebom Throm Trzebom nbsp Velke Hostice Grosshoschutz Goszczyce Wielkie Wielkie Hoszyce nbsp Vrbka Weidental erstmals 1349 unter dem Namen Wiperc Wiberg erwahnt 2 Wierzbka nbsp Vresina Wreschin alter auch Brissein 1349 2 Wrzesin nbsp Zabreh Oppau Zabrzeg nbsp Zavada Zawada Beneschau Zawada nbsp Personlichkeiten BearbeitenChristian Hirschmentzl 1638 1703 Schriftsteller Historiker Cyprian Lelek 1812 1883 Theologe Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung Johannes Janda 1827 1875 Bildhauer des Klassizismus Johannes Bochenek 1831 1909 Maler Adolf Kaschny 1881 1951 deutscher Politiker Paul Blaschke 1885 1969 Theologe und Kirchenmusiker Paul Billik 1891 1926 Jagdflieger und Pilot Ludmila Horka 1892 1966 Schriftstellerin August Scholtis 1901 1969 Schriftsteller und Journalist Karl Dusterberg 1917 2014 Kampfpilot und Unternehmer Alois Hadamczik 1952 EishockeytrainerLiteratur BearbeitenRudolf Stransky Hlucinsko Band 8 der Slezska knihovnicka Schlesische Bucherei Troppau 1938 Gerhard Schellin Das Hultschiner Landchen Eine Landeskunde Diss Dramburg 1933 August Scholtis Dreiundzwanzig Lieder aus Hultschin Mit Federzeichnungen von Wilhelm Doms Rabenpresse Berlin 1935 Hultschiner Landchen In Hugo Weczerka Hrsg Handbuch der historischen Statten Band Schlesien Kroners Taschenausgabe Band 316 Kroner Stuttgart 1977 ISBN 3 520 31601 3 S 198 200 Joachim Bahlcke Winfried Eberhard Miloslav Polivka Hrsg Handbuch der historischen Statten Band Bohmen und Mahren Kroners Taschenausgabe Band 329 Kroner Stuttgart 1998 ISBN 3 520 32901 8 Ludmila Horka Narodopisne paberky z Hlucinska Vyd 2 Kulturni stredisko zamek Kravare Kravare 2002 ISBN 80 902889 7 9 Ethnographische Nachlese aus dem Hultschiner Landchen Vilem Placek Prajzaci Aneb K osudum Hlucinska 1742 1960 2 upravene a dopl vyd Frantisek Maj Haj ve Slezsku 2007 ISBN 978 80 86458 21 2 Die Preussen oder zu den Schicksalen des Hultschiner Landchens Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hultschiner Landchen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Radio Praha Reportage Hultschiner Soldaten Hlucinsko Vera Liskova Regionalne geograficke studie Hlucinska Diplomarbeit PDF 3 5 MB Einzelnachweise Bearbeiten Nordbohmische Mundart und Hultschiner Stolz In LandesEcho Nr 3 2021 a b c d e f g h i j k l m n o p q Hosak Ladislav Sramek Rudolf Mistni jmena na Morave a ve Slezsku I II Prag 1970 80 Normdaten Geografikum GND 4025167 6 lobid OGND AKS 49 943333333333 18 127777777778 Koordinaten 49 57 N 18 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hultschiner Landchen amp oldid 236810107