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Die Burg Wildenstein liegt oberhalb des Donaudurchbruches durch die Schwabische Alb auf dem Gebiet der Gemeinde Leibertingen Landkreis Sigmaringen Der Bauzustand der Spornburg entspricht noch heute insbesondere in der Aussenanlage fast unverandert dem Zustand von 1554 nach Abschluss des von Gottfried Werner von Zimmern veranlassten 1514 begonnenen Umbaus zu einer fruhneuzeitlichen Festung Sowohl Hauptburg als auch Vorburg stehen auf kunstlich abgeschrofften Felsen und sind nur uber Brucken zuganglich Der uber die gesamte Breite der Burg reichende 20 Meter lange und ursprunglich auch 20 Meter tiefe Halsgraben hat bereits in der Vergangenheit Besucher der Burg sehr beeindruckt wie es etwa der beruhmte Stich Matthaus Merians zeigt Im Innern besitzt die Burg aus den Jahren 1538 bis 1540 stammende grossflachige Renaissance Wandmalereien mit Blumenranken und Vogelmotiven Ein Bilderzyklus gibt die gesamte Sigenotsage wieder Burg WildensteinDie Burg vom Bandfelsen aus gesehenDie Burg vom Bandfelsen aus gesehenStaat DeutschlandOrt LeibertingenEntstehungszeit um 1200 bis 1300Burgentyp Hohenburg SpornlageErhaltungszustand Erhalten oder in wesentlichen Teilen erhaltenStandische Stellung Freiadlige Grafen 1538 Fursten 1667 Bauweise Buckelquader KleinquaderGeographische Lage 48 3 N 9 0 O 48 055555555556 9 0006944444444 810 Koordinaten 48 3 20 N 9 0 2 5 OHohenlage 810 m u NHNBurg Wildenstein Baden Wurttemberg Die Burg dient heute als Jugendherberge Die Denkmalstiftung Baden Wurttemberg ernannte die Burg zum Denkmal des Monats April 2016 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Die Vorgeschichte der Burg 2 2 Die zimmerische Zeit 2 3 Die furstenbergische Burg 3 Anlage 3 1 Vorburg 3 2 Abschnittsgraben und Zugbrucke 3 3 Hauptbastion 3 3 1 Das sogenannte Verlies 3 4 Burghof und Wehrgange 3 5 Burgkapelle 3 6 Wohnbau volkstumlich Palas 4 Das Leben auf der Burg 5 Jugendherberge Leibertingen Wildenstein 6 Literatur 7 Weblinks 8 Anmerkungen 9 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Blick aus dem Donautal mit Standort der VorgangerburgenDie Spornburg die zu den besterhaltenen und bekanntesten Burgen Deutschlands zahlt steht wenige Kilometer flussabwarts von Beuron auf einem steil abfallenden Felsen auf 810 m u NHN weithin sichtbar gut 200 Meter uber der Donau Geschichte BearbeitenDie urkundliche Erwahnung der Burg 1077 als Grenze der Besitztumer des Klosters Beuron beruht auf einer Falschung des Klosterchronisten 1 Die Auswertung von Keramikfunden ergab dass die Burg Wildenstein erst im 13 Jahrhundert entstanden ist Sie folgte den ehemaligen kleineren Felsburgen Altwildenstein Unterwildenstein Wildensteiner Burg Hexenturm und Wildensteiner Burg Hahnenkamm in der naheren Umgebung nach Im Zusammenhang mit einer Belagerung durch die Werdenberger wird von einem Affenstets Turm 2 berichtet der sich in der Nahe der Burg befunden haben muss Ob es sich dabei um einen alten Namen fur eine der oben erwahnten Burgen handelt ist ungeklart nbsp Kupferstich von Matthaus Merian von 1643 Das Profil der Wehrgraben ist extrem uberzeichnet gibt aber den Eindruck wieder den diese auf die Zeitgenossen ausgeubt haben mussen Der heutige Bauzustand der Burg kaum verandert seit dem Umbau durch Gottfried Werner von Zimmern sowie die reichhaltigen Informationen uber Geschichte und Alltagsleben die die Zimmerische Chronik auf uber 1500 Seiten wiedergibt fuhren zur heutigen Wahrnehmung der Burg als Burg der Herren von Zimmern Dementsprechend breit angelegt ist die historische Darstellung des Wirkens dieses ursprunglich aus dem oberen Neckartal stammenden Geschlechts im Rahmen der Burggeschichte Aber auch die Vorgeschichte der Burg und die Folgezeit im Besitz des Hauses Furstenberg sollen hier gewurdigt werden Die Vorgeschichte der Burg Bearbeiten Die Burg am jetzigen Standort entstand im 13 Jahrhundert als Nachfolgeburg einer von den Herren von Wildenstein erbauten Burgenkette die aus vier Burgen bestand alle zwischen 1100 und 1200 Der Bau stand vermutlich im Zusammenhang mit der Besitzubertragung an Anselm von Justingen nach 1263 Dieser war Sohn oder moglicherweise Enkel des Anselm von Justingen der Friedrich II nach dessen Konigswahl aus Italien nach Deutschland begleitete Nachdem Anselm sich mit dem Konig uberworfen hatte und in der Auseinandersetzung zwischen Friedrich II und dessen Sohn Heinrich VII letzteren unterstutzt hatte fiel er in Ungnade seine Stammburg Justingen wurde geschleift und das Geschlecht verlor an Bedeutung Die Herren von Justingen Wildenstein wurden im Jahr 1317 letztmals erwahnt Im Jahr 1319 kam die Burg an Rudolf von Ramsberg Aber auch diesem Geschlecht war keine lange Lebensdauer vergonnt Um das Jahr 1390 wurden Burkhard von Lichtenstein und Wilhelm Schenck von Stauffenberg Mitbesitzer der Burg Letzterer musste aber bereits 1395 dem spateren Konig Ruprecht von der Pfalz nach einer verlorenen kriegerischen Auseinandersetzung die Burg als Losegeld ubergeben Die zimmerische Zeit Bearbeiten Von Konig Ruprecht I erhielt Johannes der Altere von Zimmern genannt der Lapp 1397 98 eine Halfte der Burg als Mannlehen die andere Halfte zur Verwaltung 1415 bekam er die ganze Burg von Pfalzgraf Ludwig im Bart aus besonderer Gnade Im Jahre 1462 wurde die gesamte Burg an Johann Werner den Alteren von Zimmern zu freiem und ungestortem Genuss fur sich und seine Erben ubergeben 3 Ab 1441 wurde die Burg unter Werner dem Jungeren circa 1423 1483 von den Zimmern ausgebaut Laut Zimmerischer Chronik 4 gab er 20 000 Gulden fur den Ausbau aus Um den jahrlichen Unterhalt in Hohe von 120 Gulden zu sichern kaufte er in der Stadt Uberlingen fur 3000 Gulden eine Gult In die Zeit Werners des Jungeren fallt auch der Bau der Zisterne im Burghof Diese liess sich anfangs nicht abdichten da das Wasser im karstigen Untergrund immer wieder Spalten und Klufte fand Die Zimmerische Chronik berichtet dass Werner das Problem gelost habe indem er ein magisches Kristall um Rat gefragt und den Werkmeistern die gefundene Losung mitgeteilt hatte 5 nbsp Johannes Werner von Zimmern der AltereIm Zuge der Werdenbergfehde wahrend der 1488 uber Johannes Werner den Alteren von Zimmern die Reichsacht ausgesprochen wurde liess dieser zunachst bei Nacht heimlich die zimmerschen Urkunden das Silbergeschirr den besten Hausrat und was sonst an wertvollem beweglichem Gut vorhanden war in Fassern und Truhen verstauen und aus seiner Residenz in Messkirch auf den Wildenstein fahren 6 Als die Werdenberger immer mehr Teile des zimmerischen Besitzes an sich zogen und ein werdenbergischer Versuch fehlschlug die Burg durch Verrat einzunehmen 7 wurde die Burg 1491 noch rechtzeitig fur 4000 Gulden an Graf Andreas von Sonnenberg mit einem auch die Erben bindenden Ruckgaberecht verkauft 8 Nur der Bruder Gottfried 1425 1508 mit den Besitzungen vor Wald und Burg Herrenzimmern war von diesen Entwicklungen nicht betroffen Die Reichsacht gegen Johannes Werner dem Alteren wurde aufgehoben Er verstarb im Jahr 1495 Der grosste Teil des zimmerischen Besitzes befand sich aber noch in der Hand der Werdenberger 1497 soll Gottfried von Zimmern auf Bitten seines Neffen Veit Werner von Zimmern der nach dem Tod des Vaters die Ruckerlangung des Familienbesitzes vorantrieb die Burg von Andreas von Sonnenberg zuruckgekauft haben 9 Dieser hatte die oben erwahnte Gult einbehalten bis die Ertrage hieraus seine aufgelaufenen Kosten gedeckt hatten Um diese Zeit muss auch vor dem Hofgericht in Rottweil die Burg von Gottfried an seine Neffen vermacht worden sein 10 Mit der Unterstutzung von Andreas von Sonnenberg der Bruder Albrecht und Eberhart von Klingenberg sowie von vielen anderen suddeutschen Adeligen und mit der Burg Wildenstein als Basis gelang es Johannes Werner dem Jungeren sein alterer Bruder Veit Werner war 1499 gestorben 1503 Messkirch und die Herrschaft Zimmern von den Werdenbergern zuruckzuerobern 11 Die Ruckkehr der Burg in den zimmerischen Besitz war noch mit einigen legalistischen Stolpersteinen verbunden Bei der Aufteilung des Erbes Johannes Werners des Alteren nach Wiedererlangung der Herrschaft und nach dem Tod des Onkels Gottfried fiel Burg Wildenstein im Erbvertrag von 1508 zunachst in den gemeinsamen Besitz der Bruder Johannes Werner und Gottfried Werner von Zimmern Da erhoben die Gebruder Klingenberg Anspruch auf die Burg da deren Mutter und Gottfrieds Mutter Schwestern waren und sie deshalb einen Verwandtschaftsgrad naher am Erbe als die zimmerischen Bruder seien Nach einem Schiedsverfahren unter der Leitung des Grafen Heinrich von Lupfen Hauptmann der Gesellschaft vom Sankt Jorgenschild und Jos von Reischach zu Ach nahmen die Klingenbergbruder Abstand von ihren Erbforderungen und wurden mit 200 Gulden und einem Pferd fur ihre Unterstutzung bei der Ruckeroberung des zimmerischen Besitzes abgegolten 12 Am 12 Mai 1511 ermordete Felix von Werdenberg den oben erwahnten Andreas von Sonnenberg Motiv fur den Mord sei gewesen dass Andreas von Sonnenberg auf der Hochzeit von Herzog Ulrich von Wurttemberg Felix von Werdenberg wegen seiner kleinen Statur beleidigt hatte Die Burg Wildenstein kam dadurch ins Spiel dass Johannes Werner von Zimmern dem Mitglied der eben noch verfeindeten Familie von Werdenberg der fur diesen Mord extra von seinen Besitzungen in Brabant angereist war Unterschlupf auf der Burg gewahrte So musste dieser nicht in Schloss Sigmaringen dem Stammschloss seiner Familie Aufenthalt nehmen Von Wildenstein aus konnte er heimlich die Bewegungen des Andreas von Sonnenberg der ja zu den grossten Unterstutzern der Zimmern bei der Ruckeroberung ihres Besitzes gehort hatte auskundschaften und am Morgen des 12 Mai von dort aus zu seiner Tat aufbrechen 13 Ein Motiv fur diesen aus heutiger Sicht irrationalen Gesinnungswandel Johannes Werners bietet die Chronik nicht nbsp Gottfried Werner von ZimmernGottfried Werner von Zimmern der jungere Bruder Johannes Werners brachte nun die Burg in seinen alleinigen Besitz Der Tausch der Herrschaften Falkenstein gegen Messkirch sowie die handstreichartige alleinige Inbesitznahme der Burg durch Gottfried Werner lassen sich mit der unsicheren Position erklaren die Johannes Werner als Helfer und moglicher Mitwisser der Tat im darauffolgenden Untersuchungsverfahren des Mordes einnahm Die Chronik erklart den Tausch mit der Rangerhohung Gottfrieds nach dessen vorteilhafter Heirat mit Apollonia von Henneberg im selben Jahr Nachdem im Jahr 1512 die Vorburg abgebrannt war 14 und keine Einigung uber den Wiederaufbau zwischen den Brudern zustande kam befahl Gottfried Werner 1513 Karlin Pfeiler dem Burghauptmann von Wildenstein nur noch ihm Gefolgschaft zu leisten 15 1514 wurde die Herrschaftsaufteilung unter den Brudern erneut besiegelt Ab diesem Zeitpunkt baute Gottfried Werner der eine Leidenschaft zum Burgenbau entwickelte Anm 1 Wildenstein zur Festung um dem Stand der fruhneuzeitlichen Technik entsprechend Obwohl Messkirch die Residenzstadt war hielt sich Gottfried Werner sehr gerne auf Wildenstein auf Die Wohntrakte liess er deshalb grossflachig mit Renaissanceornamente enthaltenden Decken und Wandgemalden aber auch mit bildlichen Nacherzahlungen damals popularer Heldengeschichten schmucken Auf der Freiflache vor der Burg plante er die Grundung einer neuen Stadt wofur er schon Adelige geworben hatte die er in deren Burgrecht aufnehmen wollte Er verwarf diesen Plan wieder als ihm keine legitimen Sohne vergonnt waren 16 nbsp Froben Christoph von ZimmernDer Neffe und Erbe Gottfried Werners Graf Froben Christoph von Zimmern Verfasser der Zimmerischen Chronik einer herausragenden Quelle zur Adels und Volkskultur des Lebens im 16 Jahrhundert hat dort neben seiner Residenz in Messkirch ebenfalls gewirkt Von kleineren Scharmutzeln abgesehen war die Burg nie Schauplatz grosserer kriegerischer Auseinandersetzungen Im Zuge der Werdenbergfehde gelang es den werdenbergischen Truppen durch Verrat des Torwarters das erste Tor zu uberwinden Es gelang jedoch sie zuruckzuwerfen so dass die Burg wie erwahnt mit Ruckkaufrecht an den befreundeten Andreas von Sonnenberg ubergeben werden konnte Sie diente bei Pestepidemien so 1519 als isolierter Schutzraum bei dem selbst Lebensmittellieferungen nur bis vor das Burgtor erfolgten um personliche Kontakte zu vermeiden Auch im Bauernkrieg 1525 ebenso wie im Schmalkaldischen Krieg suchten die Zimmern zusammen mit ihren adeligen Freunden den Grafen von Helfenstein den Truchsessen von Waldburg der Landkomturei von Altshausen dem Stift Beuron sowie anderen Adeligen Zuflucht auf Wildenstein Die bedrohlichste Situation ergab sich im Furstenkrieg 1552 als wiederum viele Adelige aus der Umgebung Schutz auf der Burg suchten und ihre beweglichen Vermogenswerte dort in Sicherheit brachten Es sollen sich weit uber 100 000 Gulden auf Wildenstein befunden haben Die Feinde standen in Ulm und waren im Begriff einen Zug ins Hegau und an den Bodensee zu machen Graf Friedrich von Castell plante mit wenigen Mann Gottfried Werner zur Ubergabe zu zwingen Ablach und Goggingen waren bereits geplundert und die Burgbesatzung richtete sich auf das Schlimmste ein Sie erkannte die Mangel in den Verteidigungsvorbereitungen und musste insbesondere feststellen dass die Moral der Mannschaften sehr niedrig war da diese sich um ihre zuruckgelassenen Familien sorgten Gottfried Werner wollte seine blinde Tochter Barbara die als Nonne im Kloster Inzigkofen weilte ebenfalls auf die Burg in Sicherheit bringen diese wollte aber getreu ihrem Gelubde im Kloster bleiben Unverhofft zogen die feindlichen Truppen dann aber ins Allgau ab Aufgrund ihrer Wehrhaftigkeit erregte die Burg auch in spateren Jahren immer wieder die Aufmerksamkeit der verschiedenen Kriegsgegner Konkrete Auseinandersetzungen um die Burg gingen aber auch dann uber anekdotische Episoden nicht hinaus Nach dem Aussterben der Grafen von Zimmern 1594 mit dem Tod Wilhelms von Zimmern verkauften die uberlebenden Schwestern die Burg fur 400 000 Gulden an Graf Georg von Helfenstein Gundelfingen den Gatten der zweitaltesten Schwester Apollonia 1547 1604 17 Die furstenbergische Burg Bearbeiten nbsp Allianzwappen Furstenberg Schonborn aus der Burgschenke auf WildensteinNach dem Erloschen des Geschlechts Helfenstein Gundelfingen kam Wildenstein 1627 uber den Gatten Johanna Eleonoras Freiin zu Gundelfingen Wildenstein und Messkirch den Grafen Wratislaus I von Furstenberg an dieses Haus Im Jahr 1639 der Dreissigjahrige Krieg hatte sich nach dem Frieden von Prag in einen offenen Krieg Frankreichs gegen die Reichsstande gewandelt wandte sich Wratislaus von Furstenberg an den kaiserlichen Hof mit der Bitte um 8 000 10 000 Gulden um eine starkere Besatzung auf der Festung zu ermoglichen Da dieses Geld ausblieb war Wildenstein nur mit vier Musketieren unter dem Kommando von Jacob Burklin besetzt 18 Am Sonntag dem 10 August 1642 begab sich dieser mit drei der Musketiere auf ein Fest nach Messkirch Der verbliebene Musketier wurde Pfeife rauchend und in der Sonne liegend vor der Burg von hohentwielschen Truppen uberfallen Einer der Frauen auf der Burg gelang es zwar noch die Tore zu schliessen sie wurde aber von den anderen Frauen davon abgehalten mit Waffengewalt gegen die nur einzeln uber eine Schiessscharte eindringenden Eroberer vorzugehen Es scheint Verrat im Spiel gewesen zu sein denn Burklin und die anderen drei Musketiere ergriffen die Flucht Bayerische Truppen ruckten an die Sturmangriffe konnten jedoch erfolgreich unter Verlusten fur die Angreifenden abgewehrt werden Als aber eine Belagerung eingeleitet wurde und die neue Burgbesatzung sich nicht sicher war wann Versorgung und Entsatz erwartet werden konnte wurde eine ehrenvolle Kapitulation vereinbart Am 4 September 1642 war die Festung in der Hand bayerischer Truppen unter Oberstleutnant von Marmont Wildenstein blieb bis 1649 in bayerischer Hand Im Pfalzischen Erbfolgekrieg wurde die Burg nochmals unter kaiserliche Besatzung gestellt und auch im Spanischen Erbfolgekrieg suchten die Furstenberger auf Wildenstein Schutz Danach wurde die Burg vornehmlich als Gefangnis genutzt 1744 brannte durch Leichtsinn eines Wachters der sich seine Tabakpfeife ausgeklopft hatte die Brucke ab 1756 schlug der Blitz in den Giebel des Zeughauses was zu grossen Schaden an den Mauern des gesamten Westflugels fuhrte Als im Fruhjahr 1770 Prinzessin Marie Antoinette zu ihrer Vermahlung nach Frankreich reiste und in Donaueschingen Station machte wurden die verbliebenen Geschutze von Wildenstein abgezogen um beim Empfang Salut schiessen zu konnen Man sah offensichtlich keine militarische Notwendigkeit mehr diese anschliessend wieder auf die Burg zu bringen nbsp Postkarte ca 1920Die Burg verfiel immer mehr und 1802 schlug die Oberamtsverwaltung in Messkirch die Schleifung vor In der Zeit der Mediatisierung aber zwischen dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 und der Rheinbundakte 1806 als Furstenberg noch um seine Unabhangigkeit kampfte wurde die Burg von 1804 bis 1806 stattdessen renoviert und instand gesetzt 1867 wurde durch Baurat Weinbrenner die Burgkapelle renoviert Anm 2 Am 16 November 1911 nahm die Burg starken Schaden durch ein Erdbeben in der Albstadt Scherzone Anm 3 Es entstanden starke Risse in der Umfassungsmauer und am Kommandantenturm Die Giebelspitze sowie Gesimsteile brachen ab Bereits 1902 betrieb ein furstlicher Hilfswaldarbeiter eine Schankwirtschaft auf der Burg Am 11 November 1922 wurde mit der Forstwartswitwe Katharina Fecker geborene Stehle ein Pachtvertrag geschlossen der neben der Landwirtschaft auch die Einrichtung einer Gastwirtschaft umfasste Die Familie Fecker betrieb diese fast 50 Jahre bis 1971 Zur selben Zeit wurde im Zuge der Ausweitung der Wallfahrten im benachbarten Kloster Beuron in der Vorburg ein Herbergsbetrieb eingerichtet schon damals in Zusammenarbeit mit dem Zweigausschuss Schwaben des Vereins fur Deutsche Jugendherbergen 19 Im Zweiten Weltkrieg wurden im Rittersaal viele Bilder und Kostbarkeiten eingelagert so auch das Tafelbild des Hauptaltars der Stiftskirche St Martin in Messkirch Anbetung der Heiligen Drei Konige vom Meister von Messkirch 20 Nach dem Luftangriff auf Freiburg im November 1944 zog die Philosophische Fakultat der dortigen Universitat Anfang 1945 mit zehn Professoren und 30 Studenten auf die Burg um dort den Lehrbetrieb fortzusetzen Initiator fur diese Ortswahl durfte der in Messkirch geborene Martin Heidegger gewesen sein Die Ruckkehr nach Freiburg wurde am 24 Juni 1945 mit einem Abschiedsessen gefeiert 21 Am 21 Dezember 1971 verkaufte Prinzessin Theresa von Furstenberg fur 150 000 DM die Burg an die Sektion Schwaben des Deutschen Jugendherbergswerks Anlage BearbeitenDie Burg stellt einen Ubergang vom traditionellen mittelalterlichen Burgenbau zum neuzeitlichen Festungsbau dar Der ehemals vorhandene exponierte Bergfried wurde abgerissen Zur Hauptangriffsseite hin die als leicht zur Burg hin geneigte breite Ebene ein ideales Aufmarschgebiet fur Angreifer bot nahmen sowohl die Vorburg als auch die sogenannte Hauptbastion die Funktion einer Art Schildmauer ein Beide unterschieden sich aber auch von der traditionellen Form indem statt in die Hohe in die Breite und Tiefe gebaut wurde Durch diese geduckte Form bot die am meisten gefahrdete Seite eine geringe Angriffsflache bei Artilleriebeschuss gleichzeitig bestand von der Burg aus ein freies Schussfeld Einen weiteren Schutz bildeten die kunstlich herausgearbeiteten mit Zugbrucken gesicherten tiefen Graben was insgesamt eine Sturmfreiheit im Sinne des alten Burgenbaus herstellte Derartige Mischformen zwischen Burg und Festung sind in Europa nur noch selten zu finden Diese Veranderungen gingen hauptsachlich auf Gottfried Werner von Zimmern zuruck der nochmals an die 40 000 Gulden an der Burg verbaute Als Kostenvergleich weist Piper auf den Erwerb der Burg Falkenstein mit einer Wiese einem Fischwasser drei Dorfern und einer Muhle fur 4880 Gulden durch Gottfried Werner hin 22 nbsp Grundriss der Burg aus Otto Pipers Burgenkunde S 610 nbsp Ansicht von der Hauptangriffsseite nbsp Aufriss aus Franz Xaver Kraus Die Kunstdenkmaler des Grossherzogthums Baden Band 1 Die Kunstdenkmaler des Kreises Konstanz Freiburg i Br 1887Vorburg Bearbeiten nbsp Ausseres Tor und VorburgMan erreicht die Vorburg uber einen durchschnittlich 15 Meter breiten ausseren Halsgraben der angriffsseitig einer Kontereskarpe gleich aufgemauert ist Dieser Graben ist mit dem inneren Abschnittsgraben verbunden so dass die Vorburg praktisch auf einer Felsinsel steht Zur Angriffsseite ist die uber 100 Meter breite aber kaum 10 Meter tiefe Vorburg mit einer 74 Meter langen und drei Meter starken Schildmauer gesichert Anm 4 Diese besitzt einen gedeckten Wehrgang mit einer einen Meter starken Brustungsmauer An den Seiten wird die Schildmauer von zwei flankierenden Rundturmen gedeckt aus deren Maulscharten das Vorfeld der Graben und die Zugbrucke mit Geschutzfeuer bestrichen werden konnten Zur Burgseite hin befindet sich keine Wehrmauer um eventuellen Eindringlingen keine Deckung vor Beschuss aus der Hauptburg zu gewahren In der Vorburg waren die Mannschaftsunterkunfte und Stallungen untergebracht im Westturm der Burgvogt im Ostturm die Wachter und Mannschaften Die Innenraume der Gebaude wurden fur den Jugendherbergsbetrieb umgestaltet Das Burgtor der Vorburg lag etwas tiefer als die Kante des ausseren Grabens Es befindet sich etwas westlich der Mitte der Schildmauer Die aus dem ausseren Graben hoch aufragenden Bruckenpfeiler weisen auf eine Zugbrucke mit Schwungruten hin Abschnittsgraben und Zugbrucke Bearbeiten nbsp Blick von der Hauptbastion auf Brucke und VorburgZwischen Vorburg und Hauptburg befindet sich der imposante 40 Meter lange Abschnittsgraben Vollstandig von Menschenhand aus dem Fels gebrochen hat er eine Breite von 20 Metern und eine heutige Tiefe von 13 bis maximal 16 Metern Ursprunglich war dieser innere Graben bis zu 10 Meter tiefer als heute und lief unten spitz zu um Angreifern nicht die Moglichkeit zu geben den Grabengrund als Basis fur Belagerungsmaschinen und Ahnliches zu nutzen Heute fuhrt ein bequemer Fahrweg in den Graben um Lieferanten die Moglichkeit zu geben die Pforte unterhalb des Ost Wehrgangs zu erreichen Diese wurde zusammen mit einem modernen Lastenaufzug angebracht um die Versorgung der Jugendherberge zu erleichtern da sonst wie dies zu Zeiten der Nutzung als Burg der Fall war jeder Korb mehrere hundert Meter uber zwei Brucken und ein enges abschussiges Tor getragen werden musste nbsp Abschnittsgraben zwischen Vorburg und HauptbastionZusatzlich zur ohnehin beeindruckenden Tiefe des Grabens wurden die Seitenwande der Vor und Hauptburg rundum senkrecht um durchschnittlich 25 Meter abgeschrofft was den Aussenmauern den Eindruck schier unermesslicher Hohe gibt Welchen Eindruck dies auf die Zeitgenossen gemacht hatte vermittelt der Stich Matthaus Merians siehe oben der den Graben bis zur Talsohle reichend darstellte Auch heute ist die Brucke fur Menschen mit Hohenangst ein Hindernis Die heutige Uberdachung des hinteren Teils der Brucke ist durch ihre Raumwirkung ein psychologisches Mittel solche Hohenangst zu unterdrucken Die Brucke ruht auf einem von der Grabensohle hochgemauerten Pfeiler Durch die von diesem Pfeiler aus gefuhrte Zugbrucke mit Schwungruten konnte der Zugang von der Vorburg zur Hauptburg weiter erschwert werden Dieses Bruckenwerk lag aus strategischen Grunden 10 Meter ostlich des ersten Bruckenwerks dem Zugang zur Vorburg um einen geradlinigen Vorstoss durch angreifende Truppen zu unterbinden Fur weitere Wehranlagen auf diesem Pfeiler reichte der Platz nicht aus Auch Piper bemerkt ausdrucklich dass diese sonst unerhorten Massverhaltnisse eher den Eindruck eines weiten naturlichen Zwischenraums zwischen zwei vereinzelt aufragenden Felsen vermitteln 23 Diese Bautechnik die Felswande tief senkrecht abzuschroffen und das Mauerwerk direkt an dieser kunstlich geschaffenen Felskante aufzumauern fuhrte bereits damals zu Kritik und Skepsis 24 Man konnte sich nicht vorstellen dass infolge der haufigen und unerwarteten Bergsturze es nicht bald zu einem Einsturz kommen wurde Anm 5 Hauptbastion Bearbeiten nbsp Blick durch das Burgtor nbsp Hauptbastion mit BurgtorDie Hauptbastion stellte das Hauptverteidigungswerk der Burg dar Von ihr aus konnten nicht nur die unmittelbar davorliegende Brucke und das Innere der Vorburg gesichert werden durch die bereits erwahnte gebuckte Anlage der Vorburg war es von dieser Hauptbastion ausserdem moglich uber die Vorburg hinweg auch das Vorfeld der Burg mit Artilleriefeuer zu bestreichen Die Hauptbastion schutzte wie eine weitere Schildmauer die auf dem Bergsporn hinter ihr liegenden Gebaude Palas und Burgkapelle sowie den Burghof mit der Zisterne Die Dimensionen gehen uber die einer normalen Schildmauer weit hinaus Im Grundriss gleicht sie einem unregelmassigen Oval von bis zu 40 Metern Lange und 20 25 Metern Breite Der gewachsene Fels wurde an den drei Aussenseiten vertikal abgeschrofft wo er von dieser Vertikalen nach innen zuruckwich wurde das Mauerwerk senkrecht nach oben aufgesetzt und dahinter massiv hinterfuttert Die unteren Kasematten haben Wandstarken von fast 5 Metern und selbst im Obergeschoss betragen sie noch 3 70 Meter Im Ostteil wo vermutet wird dass der ursprungliche Fels hoher reichte gibt es im Eingangsbereich keine Unterkellerung und keine Kasematten die Hauptbastion stellt sich dort als eine fast 25 Meter starke solide Mauer dar Die Bastion besteht von der Hohe des Eingangs aufwarts gemessen nur aus zwei Stockwerken die mit Kanonenschiessscharten versehen sind Vom Burghof aus zuganglich befinden sich im westlichen Teil der Bastion einige wenige Lager und Wirtschaftsraume Mitten durch dieses Werk fuhrt das Burgtor Es lasst sich am Ein und Ausgang sowie mittig durch starke Turen verriegeln Da sich die Stallungen in der Vorburg befanden und es sicher nicht vorgesehen war bis in den Burghof zu reiten ist der Tordurchlass eng dimensioniert sowie mit einem Versatz versehen Dies machte einerseits einen Kanonendurchschuss unmoglich andererseits erschwerte es die Nutzung von Rammbalken gegen die mittlere Tur Zusatzlich konnten durch eine grosse Gussoffnung oberhalb des Knickbereichs die Angreifer weiter effektiv bekampft werden nbsp Alte phantastisch ausgeschmuckte Darstellung der BurgIm sogenannten Kommandantenturm im Westteil der Hauptbastion befinden sich noch Teile eines mittelalterlichen Turmes moglicherweise des von Gottfried Werner abgebrochenen Bergfrieds Im Obergeschoss soll sich seine Schreibstube befunden haben spater war es die namensgebende Kommandantur Es befinden sich hier noch einige Wand und Deckengemalde Ein Teil der Deckengemalde wurde nach dem Verkauf der Burg an das Jugendherbergswerk zum Schloss Werenwag gebracht 25 Die Raumlichkeiten werden heute als Schlaf und Aufenthaltsraume der Jugendherberge genutzt nbsp Exerziersaal mit offener DachkonstruktionDen grossten Teil des obersten Stockwerks nimmt der sogenannte Exerziersaal ein Ohne Dach ist dieser Raum als offene Geschutzstellung denkbar Wahrend alle Schiessscharten auf der Burg hochstens fur Hakenbuchsen und Falkonetten geeignet waren was laut Gunter Schmitt fur Wildenstein auch belegt ist konnte dort ohne Dach weitreichende grosskalibrige Artillerie stationiert werden Fur eine offene Stationierung spricht dass der Pulverdampf in geschlossenen Kasematten einen dauerhaften Einsatz erschwert hatte 26 Die offene auf Schlaudern gelagerte Dachkonstruktion soll im Kriegsfall leicht abzuschlagen gewesen sein 27 Anm 6 Die Fussbodenkonstruktion mit grossen Kalksteinplatten leichtem Gefalle und Wasserablaufrinne weist ebenfalls darauf hin dass das Fehlen eines Daches in die Bauplanung einbezogen war Piper weist aber darauf hin dass das Abtragen eines Daches im Verteidigungsfall im Allgemeinen und bei Burg Wildenstein im Besonderen wohl wenig praktikabel war Eine leicht abzunehmende Dachkonstruktion hatte in exponierten Burganlagen einem grosseren Sturm nicht standgehalten daruber hinaus durfte die Vorwarnzeit in Kriegszeiten fur eine ordentliche Demontage kaum ausgereicht haben Andererseits hatte der zu erwartende Aufwand des Wiederaufbaus nach einer unnotigen Demontage eben die Inangriffnahme einer solchen im Vorfeld sicherlich verhindert 28 Der jetzige seit Jahrhunderten bestehende Dachstuhl straft Piper in Bezug auf die mangelnde Sturmfestigkeit Lugen aber die Argumente hinsichtlich des Aufwands haben sicher Gultigkeit Auch die Chronik berichtet bei den kriegsbedingten Ruckzugen auf die Burg in keinem Fall von einem Dachabriss In der Kommandantenwohnung gab es zu Pipers Zeiten noch ein kaum erkennbares Wandgemalde das die Bastion ohne Dach darstellte Solche Abbildungen sind jedoch keine zuverlassigen Quellen siehe etwa die uberzogene Darstellung der Burganlage durch Merian Die hier beschriebenen Widerspruche schiebt Piper auf die Neigung Gottfried Werners als Bauherren hin was er ein jar ufgericht und erbawen so es im das nachgehendt jar nit gefallen hat er wider abgebrochen und uf ein ander manier gemacht 29 Das sogenannte Verlies Bearbeiten In der dem Hof zugewandten Wand des sogenannten Exerziersaals befindet sich ein viereckiges Loch von 40 mal 60 cm Seitenlange und einer Tiefe von 70 cm Es ist das Mundungsloch eines 4 5 Meter tiefen und 2 6 3 3 Meter breiten fensterlosen Raumes der heute Verlies genannt wird Otto Piper raumte in seiner Burgenkunde 30 ein dass in Ermangelung eines Bergfrieds dies zwar der logische Ort fur ein typisches Burgverlies sei aber der Zugang uber eine Leiter unnotigerweise besonderer Geschicklichkeit bedurfe Er vermutete dass es sich eher um einen Aufbewahrungsort fur besondere Wertgegenstande handelte ein nachzuvollziehender Gedankengang stellt der Raum selbst heute noch den gegen gewaltsame aussere Einflusse am besten geschutzten Raum der Burg dar Die Mauerstarken betragen dort ringsum uber funf Meter Anm 7 Dennoch wurde auf der Burg auch dafur gesorgt Gefangene unterzubringen So liess Gottfried Werner einen Block fur Wildenstein anfertigen Anm 8 Burghof und Wehrgange Bearbeiten nbsp Blick in den BurghofHinter der Hauptbastion begrenzt von je einem Wehrgang dem geraden ostlichen und dem gekrummten westlichen befindet sich der Burghof Dort ist besonders die 17 Meter tiefe Zisterne hervorzuheben die bereits von Werner dem Jungeren angelegt wurde Nachdem anfangliche Schwierigkeiten diese abzudichten behoben waren 5 stellte sie die Wasserversorgung der Burg sicher da auf dem Karstfelsen Quellwasser nicht zur Verfugung stand Der geschlossene Wehrgang muss vor Gottfried Werners Umbau wenn nicht voll umlaufend so zumindest dreiseitig mit einem Treppenaufgang am jeweiligen Ende gewesen sein Anm 9 Burgkapelle Bearbeiten nbsp Burgkapelle mit Kopie des Wildensteiner AltarsVom ostlichen Wehrgang springt die Burgkapelle mit 3 8 Chor und spatgotischem Netzgewolbe ab In dessen Schlusssteinen befinden sich das Wappen Gottfried Werners von Zimmern und das seiner Gattin Apollonia von Henneberg in den Konsolen unter anderem das Wappen Oettingens fur Gottfried Werners Mutter Margaretha von Oettingen 1528 Die Kapelle wurde 1536 37 ausgebaut und mit einem Altar moglicherweise dem sogenannten Wildensteiner Altar ausgestattet einem Hauptwerk des Meisters von Messkirch Vermutlich wurde bei der Renovierung durch Baurat Weinbrenner 1867 der heutige Altar mit den Kopien der Altarbilder des Meisters von Messkirch aufgestellt Die Stilmerkmale des Schnitzwerks weisen auf diese Zeit hin Die Originalgemalde kamen in die Furstlich Furstenbergischen Sammlungen nach Donaueschingen Beim Ausverkauf der dortigen Kunstschatze konnten sie durch eine Aufnahme in die Sammlung Wurth vor einem Verkauf ins Ausland bewahrt werden Bei der Renovierung wurden auch neue Fenster mit Furstenberger Wappen eingesetzt Die Kapelle ist unterkellert Dort kolportiert die Burgenromantik einen bis ins Tal der Donau reichenden Geheimgang Profaner ist davon auszugehen dass es sich um ein bautechnisch notwendiges Untergeschoss handelt das eine verteidigungstechnische Nebenfunktion hatte indem von dort aus eine Flankensicherung der Ostseite der Burg durchgefuhrt werden konnte Piper weist in seiner Burgenkunde darauf hin dass es ahnliche zum Verbergen von Habe und Menschen dienende Raume auch auf anderen Burgen gab 31 Der Raum grundet auf gewachsenem Fels ein Gang ist nirgendwo festzustellen Im Dachgeschoss befindet sich eine Glocke aus dem Jahr 1525 Wohnbau volkstumlich Palas Bearbeiten nbsp HauptgebaudeDen Abschluss der Burg bildet ein zweistockiger Wohnbau mit hoher Dachkonstruktion mit Zwerchhaus und Giebelgauben nicht ganz korrekt Palas genannt obwohl der dafur charakteristische grosse durchgangige Saal fehlt Im Untergeschoss befinden sich die heutige Burgschanke und Nebenraume im Obergeschoss zwei grosse Raume von denen der westliche als Speisesaal der Jugendherberge dient Der rechte Raum ist heute mehrfach unterteilt in einen Vorraum der Rezeption der Jugendherberge einen Buro und Personalraum und die Kuche der Jugendherberge Aus dem Vorraum geht eine Treppe in die ehemalige Kemenate der heutigen Wohnung der Herbergsleitung unter dem Dach Das Gebaude ist teilweise unterkellert Zur Talseite hin sind die Felsen wie schon erwahnt senkrecht abgeschrofft so dass die Aussenwandhohen mehr als verdoppelt sind nbsp Wandmalerei auf WildensteinIm Obergeschoss befinden sich bedeutende Wandmalereien z B im Speisesaal ornamentreiche Blattranken mit Vogelmotiven Teilweise sind mehrere Malansatze erkennbar ein Hinweis darauf dass Gottfried Werner bei Nichtgefallen Arbeiten ofter abbrechen und wieder neu beginnen liess was die Baukosten der Burg enorm in die Hohe trieb Im ostlichen Raum wird uber die gesamten Aussenflachen inklusive der Fensternischen in einer gewaltigen Bildergeschichte die Sigenotsage wiedergegeben Gottfried Werner so berichtet die Chronik habe selbst gerne gedichtet So habe er nach dem Essen oftmals seinen Schreiber bestellt mit dem zecht er und under der zech macht er reimen von dem Berner und dem risen wie dann solich buch damit er vil muhe und arbait gehapt noch zu Wildenstain vorhanden 32 Ob Froben Christoph hier auf die Wandmalereien anspricht oder auf ein Buch das sich als Handschrift Donaueschingen Nr 74 ehemals in der Furstenbergischen Bibliothek befand und heute in der Badischen Landesbibliothek zu finden ist ist nicht eindeutig Studenten der Universitat Tubingen haben diesen Bilderzyklus untersucht systematisch in Bildern und Skizzen dokumentiert und im Internet zuganglich gemacht 33 Das Leben auf der Burg BearbeitenZur Zeit Gottfried Werners und seines Neffen Froben Christoph war das Leben auf der Burg nicht mehr Alltag Dieser hatte sich in das Schloss nach Messkirch verlagert War sie eine Generation vorher unter Onkel Gottfried noch Lebensmittelpunkt gewesen wurde sie jetzt Fluchtpunkt teilweise auch Verbannungsort So berichtet die Chronik dass Barbara von ihrem alteren Bruder Johannes Werner dem sie als dieser noch nicht verheiratet war den Haushalt fuhrte auf den Wildenstein verbannt wurde Sie hatte sich in Hans von Weitingen verliebt und sich heimlich mit diesem verloben wollen Mehrere Freunde der Weitingens und Zimmerns und sogar Vertreter der Stadt Rottweil nahmen sich der Sache an Auf einem Schiedstag in Fridingen am Freitag nach Martini 1506 wurde die Heiratsabrede getroffen Hans von Weitingen wurde spater wurttembergischer Obervogt in Sulz unter Herzog Ulrich 34 Fur Gottfried Werner war die Burg nicht nur Fluchtpunkt in Notzeiten sondern auch privater Ruckzugsort Die Chronik berichtet dass er eine besondere Liebe zur Burg hatte und sich oft ohne Ehefrau und Hofstaat fur vier oder funf Tage auf Wildenstein zuruckzog ein Ereignis dem alle Seiten mit Freuden entgegensahen war man doch froh den strengen oft jahzornigen Hausherren aus dem Haus zu haben 35 Die Burg wurde von einem Vogt verwaltet einer unbedingten Vertrauensposition So liess Gottfried Werner einmal einen Teil der Burgmannschaft bei Abwesenheit des Burgvogts auswechseln dem er nicht mehr vertraute 36 Zur regelmassigen Besatzung der Burg zumindest wenn der Hausherr anwesend war gehorte ein Priester der in der Kapelle regelmassig die Messe lesen musste und auch ein Barbier fur den Hausherrn Dieser musste jeden Morgen vor dem Aufstehen Gottfried Werners Kammer mit Wacholder ausrauchern und ihm aufwarten Oft waren es aber wirkliche Notzeiten die einen Aufenthalt in der Burg notwendig machten Beispielsweise bei einer Epidemie wie im Jahr 1518 wurde die Nahrungsmittelversorgung durch Ablage der Waren vor dem Burgtor abgewickelt zur besonderen Sicherheit ohne direkten personlichen Kontakt 37 Die selbstgewahlte Isolation ging so weit dass bald selbst das Leder fur die Schuhreparatur ausging Andere Anlasse waren der Bauernkrieg 1525 die Landenbergische Fehde 1540 der Schmalkaldische Krieg 1546 47 und der Furstenkrieg 1552 Vor allem bei den beiden letzten Auseinandersetzungen fanden sich nicht nur die Zimmern ein sondern auch der benachbarte katholische Adel suchte Schutz auf dieser nach der protestantischen Festung Hohentwiel starksten und modernsten Burg der Region Es muss recht eng zugegangen sein wenn neben den Zimmern auch die Grafen von Helfenstein die Truchsesse von Waldburg der Landkomtur von Altshausen und Mitglieder des Stifts Beuron mit Anhang Gepack und den transportablen Wertsachen auf die Burg kamen Man muss dazu auch noch von einer nicht kleinen militarischen Besatzung ausgehen Eine Eskorte die den krankheitshalber in Messkirch zuruckgelassenen Sohn Froben Christophs auf die Burg begleitete als dieser wieder transportfahig war bestand aus 20 Hakenschutzen 38 die Gesamtbesatzung der Burg durfte ein Vielfaches davon betragen haben Anm 10 Einige Verhaltensweisen die Froben Christoph in der Chronik beschreibt lassen sich als Lagerkoller bezeichnen Wilhelm Truchsess von Waldburg spricht von einer Mausefalle und ein Schreiber sagt von sich er sei aus Angst mehrfach mit dem Kopf gegen die Wand gelaufen 38 Da niemand die Burg verlassen durfte kam Langeweile auf so dass entweder gegessen und getrunken wurde und man nicht mehr nuchtern werden wollte oder es wurde geschlafen oder gesungen Die Frau des Burgvogts soll in den dusteren Gewolben der Burg ein Techtelmechtel mit dem Organisten aus Messkirch gehabt haben Der Burgvogt erklarte dass er sie nur zur Wahrung des Burgfriedens nicht erschlagen habe Gottfried Werner gelang es die Situation so weit zu deeskalieren dass der Vogt eingestand sich in der Dunkelheit wohl geirrt zu haben und so konnte die Affare unter Erhalt der Ehre aller Beteiligten beigelegt werden 32 Gottfried Werner hatte grosse Selbstzweifel ob es im tatsachlichen Belagerungsfall sinnvoll ware standzuhalten und dadurch zuzulassen dass durch die dann erfolgenden Plunderungen der Belagerer in den zimmerschen Dorfern Not und Verderben uber seine Untertanen kame oder aber bei einer Kapitulation seine Standesgenossen zu verraten Diese Selbstzweifel und auch die Sorgen um seine als Nonne im Kloster Inzigkofen weilende Tochter Barbara raubten ihm den Schlaf und brachten den Tagesablauf durcheinander so dass die Mahlzeiten zu unmoglichen Zeiten eingenommen werden mussten woran sich auch die ganze Burgbesatzung zu halten hatte 38 Da Gottfried Werner alle Fenster auf der Burg hatte vergittern lassen gelang es ihm nicht einmal in seinem Jahzorn das Essen mit dem er unzufrieden war zum Fenster hinauszuwerfen 29 Jugendherberge Leibertingen Wildenstein BearbeitenDie Burg Wildenstein diente schon vor dem Verkauf durch Prinzessin Theresa zu Furstenberg im Jahr 1971 als Jugendherberge des Landesverbands Baden Wurttemberg des DJH Bereits 1958 war die Burg gut besucht Heute gibt es in der Burg 151 Gastebetten Nach den 1972 begonnenen Instandsetzungs und Renovierungsarbeiten die 4 7 Millionen DM kosteten fand 1977 die 900 Jahr Feier statt 1989 wurden die Wandfresken im Speisesaal des Palas restauriert 2005 begannen umfassende Arbeiten am Dachstuhl des Hauptgebaudes da dieser in die Jahre gekommen und nicht warmeokonomisch war Die Planung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg Zuletzt wurden im Jahr 2006 die Dacher umfangreich neu eingedeckt Die Burg ist nur teilweise offentlich zuganglich Die Burgschanke der Burghof sowie der Zugang dorthin uber die Brucken der offene Teil der Vorburg und das Burgtor sind tagsuber frei begehbar Alle anderen Raumlichkeiten sind Jugendherbergsgasten vorbehalten oder nur dem Personal zuganglich Im Obergeschoss des Palas befindet sich die Wohnung der Herbergsleitung Es besteht die Moglichkeit uber einen mit der Herbergsleitung kooperierenden Fremdenfuhrer nach Voranmeldung eine Fuhrung durch die Burg zu organisieren 25 In den Wintermonaten ist die Burg Wildenstein zeitweise komplett fur Besucher geschlossen Literatur Bearbeiten nbsp Wildenstein uber dem DonautalSybille Bock Badische Burgen aus romantischer Sicht Auswahl aus den Bestanden des Augustinermuseums Freiburg i Br Rombach Verlag Freiburg i Br 1993 ISBN 3 7930 0678 6 Darin speziell zu Wildenstein S 156 157 Jens Florian Ebert Die Festung Wildenstein im Dreissigjahrigen Krieg und ihre listenreiche Einnahme durch die Soldaten Konrad Widerholts Messkircher Heimathefte Nr 18 2013 2014 herausgegeben von der Museumsgesellschaft Messkirch e V S 118 144 Gunter Haug Heinrich Guntner Burg Wildenstein uber dem Tal der jungen Donau DRW Verlag Leinfelden Echterdingen 2001 ISBN 3 87181 464 4 Otto Piper Burgenkunde Bauwesen und Geschichte der Burgen Munchen 1912 Nachdruck Weltbild Verlag Augsburg 1993 ISBN 3 89350 554 7 Gunter Schmitt Wildenstein und Leibertinger Ortsburg In Ders Burgenfuhrer Schwabische Alb Band 3 Donautal Wandern und entdecken zwischen Sigmaringen und Tuttlingen Biberacher Verlagsdruckerei Biberach an der Riss 1990 ISBN 3 924489 50 5 S 181 200 Anton Schlude Geschichte der Burgfestung Wildenstein im Donauthale Nach authentischen Quellen bearbeitet Vorwort Pfarrer Joseph Staiert Sigmaringen Verlag H W Beck C Tappen 1856 Nachdruck Leibertingen 1977 Weitere Literatur siehe Artikel Zimmerische Chronik Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Burg Wildenstein Leibertingen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Zu den Sigenotwandmalereien im Hauptgebaude der Burg Wildenstein Fotos Lageskizzen literaturgeschichtlicher Hintergrund Burg Wildenstein auf der Seite burgenwelt de Webprasenz der Jugendherberge auf der FestungAnmerkungen Bearbeiten Er baute auch die benachbarte Burg Falkenstein aus bevor er sie 1525 an seinen Bruder Johannes Werner verkaufte Er bot auch seinem Bruder Wilhelm Werner an dessen Burg Herrenzimmern umzubauen solange dieser am Reichskammergericht weile was dieser aber wegen der Zweifel uber die Sicherheit der Statik von Gottfried Werners Baustil dankend ablehnte Zimmerische Chronik Band 3 Seite 110 Stammt aus dieser Zeit die Kopie des Wildensteiner Altars der sich heute an dieser Stelle befindet Der Stil der Schnitzarbeiten lasst auf diese Zeit schliessen Ein Hinweis der fur viele Burgen und Ruinen in der Region gilt Die Massangaben sind entnommen Otto Piper Burgenkunde S 609 ff und Gunter Schmitt Burgenfuhrer Schwabische Alb Band 3 Donautal S 192ff wie unverhofft zeigt diese Meldung Felssturz im Donautal Memento vom 28 September 2007 im Internet Archive In einem unveroffentlichten Brief schreibt Gunter Schmitt Die Dachkonstruktion als Pultdach ausgefuhrt ist frei auf der Mauer aufliegend d h nicht mit der Maueroberkante befestigt Die Holzkonstruktion selbst ist mit entfernbaren herausziehbaren Holznageln verbunden Theoretisch und praktisch bestand also die Moglichkeit bei rechtzeitiger erkannter Gefahr die brandgefahrdete Holzkonstruktion auseinander zu bauen und in den ruckseitigen Burghof zu werfen auch Gunter Schmitt schreibt in einem unveroffentlichten Brief dass er heute den Raum ebenfalls eher als Vorratsraum oder Lager bezeichnen wurde Zimmerische Chronik Band 1 Seite 429 Der Vogt befahl den Zimmerleuten die Sitzgelegenheit ganz scharf zu machen woruber sich diese bei Gottfried entrusteten Als dieser den Vogt zur Rede stellte entgegnete dieser dass man Ubeltater bestrafen musse und ihnen nicht Kuchlein backen konne Gottfried Werner liess es dabei bewenden als sich der Vogt aber kurz darauf etwas zu Schulden kommen liess wurde er der Erste der den neuen Block geniessen durfte Die Chronik berichtet wie die jungen Bruder Gottfried Werner und Wilhelm Werner einen Hund ihres Onkels Gottfried uber den Wehrgang jagen und ihm am jeweiligen Ende die Flucht auf den Burghof abschneiden und dass der Onkel die Beiden als er dazukommt zunachst nicht sehen kann Zimmerische Chronik Band 2 Seite 387 Die Kapazitat der heutigen Jugendherberge betragt 156 Betten in 37 uberwiegend Vier Sechs Acht und Zehnbettzimmern Zusatzlich stehen noch folgende Aufenthaltsraume zur Verfugung Die jeweilige Sitzplatz kapazitat soll lediglich ein Raummass verdeutlichen Exerziersaal 100 Platze Westturm 60 Platze Kasematte und Ostturm jeweils 45 Platze ehemalige Kapelle im Westturm 35 Platze Bastei und Kaminzimmer 25 Platze Ein Grossteil dieser Raumlichkeiten wird wohl von militarischem Gerat und Gepack eingenommen worden sein zumindest ein Teil der Soldaten wird dort aber sicherlich auch Schlafplatze gefunden haben Einzelnachweise Bearbeiten Gunter Schmitt Burgenfuhrer Schwabische Alb Band 3 Donautal Seite 186 Zimmerische Chronik Band 1 Seite 563 Gunter Schmitt Burgenfuhrer Schwabische Alb Band 3 Donautal Biberach 1990 ISBN 3 924489 50 5 S 187f Zimmerische Chronik Band 1 Seite 476 a b Zimmerische Chronik Band 1 Seite 502 Zimmerische Chronik Band 1 Seite 534 Zimmerische Chronik Band 1 Seite 562 Zimmerische Chronik Band 1 Seite 564 Zimmerische Chronik Band 2 Seite 2 Zimmerische Chronik Band 2 Seite 270 Zimmerische Chronik Band 2 Seite 55 Zimmerische Chronik Band 2 Seite 070 Zimmerische Chronik Band 2 Seite 243ff Zimmerische Chronik Band 2 Seite 273 Zimmerische Chronik Band 2 Seite 274f Zimmerische Chronik Band 2 Seite 410 Gunter Schmitt Burgenfuhrer Schwabische Alb Bd 3 Donautal Seite 188 Gunter Haug und Heinrich Guntner Burg Wildenstein uber dem Tal der jungen Donau Leinfelden Echterdingen 2001 S 76ff Bei Gunter Schmitt Burgenfuhrer Schwabische Alb Band 3 Donautal S 188 heisst der Kommandant Junker Rosenfeld diese und die folgenden Detailinformationen Haug und Guntner Burg Wildenstein S 18ff Geschichtswanderung mit Witz und Humor Memento des Originals vom 24 September 2015 imInternet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www schwaebische de In Schwabische Zeitung vom 2 September 2001 Haug und Guntner Burg Wildenstein S 96f Zimmerische Chronik Band 2 Seite 455 Piper Burgenkunde S 610 Zimmerische Chronik Band 3 Seite 111 a b Armin Hafner Donautalguide Piper Burgenkunde S 409 Gunter Schmitt Burgenfuhrer Band 3 S 195 Piper Burgenkunde S 391 a b Zimmerische Chronik Band 4 Seite 180 Otto Piper Burgenkunde 3 Auflage Munchen 1912 Nachdruck bei Weltbild 1992 ISBN 3 89350 554 7 S 529f Piper Burgenkunde S 526 a b Zimmerische Chronik Band 4 Seite 64 Sigenotfresken Zimmerische Chronik Band 2 Seite 114 Zimmerische Chronik Band 3 Seite 385 Zimmerische Chronik Band 2 Seite 80 Zimmerische Chronik Band 2 Seite 489 a b c Zimmerische Chronik Band 4 Seite 57 ff nbsp Dieser Artikel wurde am 7 Mai 2008 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Geografikum GND 4119114 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burg Wildenstein Leibertingen amp oldid 234764640