www.wikidata.de-de.nina.az
Der Wildensteiner Altar des Meisters von Messkirch ist ein kleiner Hausaltar der 1536 fur Gottfried Werner von Zimmern und seine Ehefrau Apollonia von Henneberg geschaffen wurde Benannt ist er nach der Burg Wildenstein in der er aber wahrscheinlich nie dauerhaft aufgestellt war Eine Kopie des Altars wurde 1873 im Rahmen der Renovierung der Burg angefertigt und befindet sich seither in der dortigen Burgkapelle Der Aufstellungsort der Kopie wurde in den Namen des Originals ubertragen das in der Staatsgalerie Stuttgart ausgestellt ist Meister von Messkirch Wildensteiner Altar geoffnet 1536 Staatsgalerie StuttgartSeit 1955 wird er im Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes gefuhrt Das Werk entstand im zeitlichen Zusammenhang des Grossauftrags des Stifters der Vergrosserung und Neugestaltung der Stiftskirche Sankt Martin in seiner Residenzstadt Messkirch Nach Beendigung des Bauernkrieges und in einer Zeit als sich im benachbarten Herzogtum Wurttemberg und in den Reichsstadten die Reformation etablierte kann dies als altglaubiges Bekenntnis interpretiert werden Im Gegensatz zu Werkstattarbeiten weist der Wildensteiner Altar individuelle und qualitative kunstlerische Gestaltungsmerkmale auf und gilt deshalb als das Hauptwerk des nur unter seinem Notnamen bekannten Meisters von Messkirch Er steht am Ubergang altdeutscher Tafelmalerei zur Renaissance unter meisterlicher Verwendung alter Techniken wie des Vergoldens Inhaltsverzeichnis 1 Einzelteile 2 Herkunft 3 Heutiger Zustand 3 1 Die Mitteltafel 3 2 Die Drehflugel innen 3 3 Der geschlossene Altar 4 Einordnung in das geschichtliche Umfeld 5 Bildprogramm 6 Material und Technik 6 1 Bildtrager 6 2 Kaschierung und Grundierung 6 3 Unterzeichnungen und Ritzzeichnungen 6 4 Metallauflagen 6 5 Maltechnik 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEinzelteile Bearbeiten nbsp Der geschlossene Altar Der Beginn der PassionsgeschichteDas Retabel so wie es heute in der Stuttgarter Staatsgalerie in erneuertem Rahmen prasentiert wird besteht aus einer Mitteltafel Inventarnummer 3819 zwei Standflugeln Inventarnummern 3822 und 3823 und zwei beidseitig bemalten Drehflugeln Inventarnummern 3820 und 3821 Im geoffneten Zustand sieht man die Mitteltafel Durch Engel bekronte Muttergottes mit Kind im Kreise der 14 Schutzheiligen des Hauses Zimmern mit den Massen 64 60 cm auf Tannenholz Flankiert wird diese auf den beiden Drehflugeln links von Kniender Stifter Graf Gottfried Werner von Zimmern mit den Massen 68 6 28 2 cm allseitig beschnitten rechts und links mit Anstuckung einer ca 1 cm breiten Leiste auf Tannenholz Auf einer Kartusche unterhalb des Stifterbildnisses befindet sich die Inschrift Gotfrid Wernher Grave vnd herre zvo zymbern Herre zvo willdenstein vnd mosskirch Etatis 1536 Rechts von Kniende Stifterin Grafin Apollonia von Henneberg mit den Massen 68 65 28 3 cm allseitig beschnitten rechts und links Anstuckung einer ca 1 cm breiten Leiste auf Tannenholz Auf einer Kartusche unterhalb des Stifterinnenbildnisses befindet sich die Inschrift Von gottes gnaden Apolonia Graevin vnd fraw zvo hennenberg 1536 Im geschlossenen Zustand ist der Beginn der Passionsgeschichte sichtbar Auf dem linken Standflugel Christi Abschied von seiner Mutter mit den Massen 71 8 30 7 cm auf Nadelholz Auf den beiden Drehflugeln den Ruckseiten der Stiftertafeln flugelubergreifend Christus am Olberg und auf dem rechten Standflugel Gefangennahme Christi mit den Massen 72 2 31 cm auf Nadelholz Herkunft Bearbeiten nbsp Kopie des Wildensteiner Altars in der Kapelle von Burg Wildenstein nbsp Der fruhere Direktor der Staatsgalerie Stuttgart Christian von Holst und Heinrich Furst zu Furstenberg 2002 bei der Ubergabe des Altars als LeihgabeDie bescheidenen Masse Hohe der einzelnen Tafeln wenig mehr als 60 cm einerseits und die ungewohnlich kostbare Ausfuhrung unter reichlicher Verwendung von Gold andererseits lassen darauf schliessen dass der Wildensteiner Altar ein Hausaltar fur eine Marienkapelle eines der Schlosser oder Burgen Gottfried Werners von Zimmern war 1 Das Stifterpaar liess ihn 1536 im unmittelbaren raumlichen und zeitlichen Zusammenhang mit der Altarausstattung der neuerrichteten spatgotischen Messkircher Kirche Sankt Martin in Auftrag geben Ob der Altar jemals dauerhaft auf Burg Wildenstein eingesetzt wurde oder direkt fur das Schloss Messkirch in Auftrag gegeben worden war ist unsicher Letzteres wahrscheinlicher Denkbar ist auch dass er mit dem Stifter bei langeren Aufenthalten auf der Burg zwischen Wildenstein und Messkirch pendelte Ein Altar ist auf Burg Wildenstein belegt 2 es ist aber nicht eindeutig zuzuordnen um welchen Altar es sich dabei handelt Das Original wurde erstmals in einem Inventar des Schlosses Messkirch am 9 September 1623 erwahnt Das Zimmerische Adelshaus war 1594 ausgestorben die Herrschaft Messkirch kam durch Verkauf durch die Erben an das Haus Helfenstein Gundelfingen von dort wiederum nach dessen Aussterben 1627 an das Haus Furstenberg 1623 1625 und 1642 befand sich der Altar laut Inventarlisten in der Hofkapelle danach muss er seinen Standort innerhalb des Schlosses gewechselt haben Eine Inventarliste von Burg Wildenstein vom September 1642 im Zusammenhang mit einer Episode im Dreissigjahrigen Krieg enthalt Der hubsch Wildensteinisch Altar Die Burg Wildenstein wurde in Kriegszeiten bereits von den Zimmern als Flucht und Verwahrort genutzt was auch fur die Furstenberger galt In dieser Zeit war die Burg in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt Ein kleiner Trupp hohentwielischer Truppen hatte sich der Burg bemachtigt war aber von bayerischen Truppen wieder vertrieben worden Die Burg blieb unter bayerischer Besatzung wertvolles Inventar wurde jedoch an die verbundeten Furstenberger herausgegeben Der costlich Wildensteinisch Altar wurde am 3 November 1643 wieder nach Messkirch geschafft aber sofort weiter nach Feuerthalen bei Schaffhausen verlagert Auf Burg Wildenstein erscheint seit 1663 der Falkensteinisch Altar der nachdem die Burg Falkenstein unbewohnbar geworden war dorthin verlegt wurde 3 In einem Verzeichnis von 1751 ist der Altar in Ihro Durchlaucht des Fursten Frobenii untern Cabinett darunter durchgestrichen im 3 untern Gangzimmer verortet Ein Verzeichnis deren in allhiesigem Schloss befindlichen bessern Malereien vom 18 April 1765 fuhrt ihn an erster Stelle auf 4 Im Jahr 1819 wurde der Altar zusammen mit anderen Kunstgegenstanden nach Donaueschingen gebracht Unter Aufsicht der Bruder Sulpiz und Melchior Boisseree wurde er von Carl oder Theodor Mattenheimer 5 in Munchen restauriert und kam 1837 zusammen mit dem ubrigen Sammlungsbestand zunachst in die Festraume des Schlosses spater in den Karlshof und ab 1869 in den Karlsbau die zum Museum umgebaute ehemalige Zehntscheune Im 19 Jahrhundert wurde die Burg Wildenstein umfangreich saniert auch die Burgkapelle erhielt eine historistische Ausstattung Die Bruder August und Heinrich Spiess fertigten 1873 eine Kopie des Altars die dort aufgestellt wurde Der Name der Kopie hat sich auf das originale Werk ubertragen Erst seit dieser Zeit ist der Name eindeutig dem Kunstwerk zuzuordnen 6 Seit 1955 steht er im Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes 7 Im Jahr 2002 wurde der Altar als Leihgabe der Staatsgalerie Stuttgart ubergeben und 2012 von ihr mit Unterstutzung der Kulturstiftung der Lander und der Ernst von Siemens Kunststiftung endgultig erworben 4 Nach dem Ausverkauf kultureller Bedeutung durch das Adelshaus Furstenberg 8 9 wurde er als Die Trophae unter den Neuerwerbungen bezeichnet 10 Heutiger Zustand BearbeitenDer originale Rahmen ist nicht mehr erhalten Abgesehen davon ist der Wildensteiner Altar vollstandig und in seiner Funktionsweise als Wandelaltar darstellbar Ungewiss ist ob eine Predella dazugehorte wie das bei den ebenfalls vom Meister von Messkirch geschaffenen St Galler Versuchungs und Abendmahlretabeln der Fall ist 4 Die Mitteltafel Bearbeiten nbsp Die Mitteltafel des Wildensteiner AltarsVor einer in Gold Rosa und Gelb ausstrahlenden Sonne steht eine Mondsichelmadonna Sie tragt ein blaues Kleid uber einem weissen Hemd mit goldbesticktem Kragen Das in ein Tuch gewickelte Jesuskind wendet seinen Blick dem Betrachter zu und hat als Salvator mundi seine Hand auf einer Welt Kugel Uber das Haupt der Madonna halten zwei Engel eine Bugelkrone In einem von Putten bevolkerten Wolkenhimmel bilden 14 Heilige als Halb und Dreiviertelfiguren eine Mandorla um Mutter und Kind Es sind nicht die Vierzehn Nothelfer sondern wie Heinrich Feurstein auch bezuglich der Heiligenfiguren auf dem Falkensteiner Altar feststellte die Namenspatrone der Adelshauser Zimmern Lupfen Erbach und Limpurg erganzt um die in Messkirch besonders verehrten Heiligen Martin und Maria Magdalena 11 Thematisch dem heiligen Martin zugeordnet befindet sich am unteren Bildrand ein nackter Bettler der die Augen den Heiligen und der Mutter Gottes mit Kind zuwendet Er eroffnet und schliesst als einzige weltliche Person des Bildes den Kreis der Heiligen Flankiert wird er von zwei Bischofen links unten der heilige Martin von Tours dessen Gewand teilweise in fein ausgearbeitetem monochromem Gold das Motiv der Strahlenglanz Madonna aufgreift und rechts unten der heilige Erasmus auf dessen Kasel ebenfalls in monochromem Gold der gekreuzigte Christus an einem Astkreuz auf einer Goldstickerei dargestellt ist Nach dem heiligen Martin folgt links nach oben der heilige Christophorus mit dem Christuskind auf der Schulter und dem ergrunenden Stab Dem schliesst sich der heilige Georg an in zeitgenossischem Harnisch Federbarett den getoteten Drachen unter dem Arm Der heilige Andreas ikonografisch langbartig und vor seinem typischen Kreuz dargestellt sitz voller Ehrfurcht vor der Madonna Um das Haupt der Madonna versammeln sich die weiblichen Heiligen Zunachst weiter auf der linken Seite eine Anna selbdritt Anna ist im Nikopoiatypus dargestellt eine noch madchenhaft junge Maria und das Jesuskind auf den Armen daruber den Kreis fortsetzend die heilige Katharina als Konigstochter in hofischer Kleidung mit dem Ring als Zeichen ihrer mystischen Verlobung mit Christus und dem Schwert als Zeichen ihres Martyriums Die heilige Barbara erkennbar an ihren Attributen Kelch und Hostie als Patronin der Sterbenden schliesst den Halbkreis der Heiligen links Es folgen rechts die bekronte in kostbare Kleider gehullte Konigstochter Ursula mit den Pfeilen ihres Martyriums die heilige Maria Magdalena mit Salbgefass gekleidet mit rotem Mantel und goldfarbener Haube und die heilige Odilie mit einem Augenpaar auf dem Buch als Patronin des Augenlichts Sie ist zwar Herzogstochter wird aber als Nonne dargestellt was es dem Meister erlaubte wieder zu gedeckteren Farbtonen zu wechseln Dann weiter nach unten Johannes der Taufer auf Christus hinweisend und mit dem Lamm Gottes Es folgen die beiden Pestheiligen Sebastian mit den Pfeilen als Zeichen seines Martyriums und Rochus mit Pilgerhut Pilgerstab und der von einem Engel gesalbten Pestwunde am Oberschenkel Abgeschlossen wird der Kreis der Heiligen vom bereits beschriebenen heiligen Erasmus dargestellt mit der Darmwinde Heinrich Feurstein sah in den Gesichtern des heiligen Georg und des Junglings Sebastian die sich am jeweiligen ausseren Rand des Bildes entgegenblicken die Gesichtszuge des Stifters Gottfried Werner und seines Neffen Ziehsohns und Stammhalters des Hauses Zimmern Froben Christoph 12 Die Drehflugel innen Bearbeiten nbsp Wildensteiner Altar Geoffnet Drehflugel links Kniender Stifter Graf Gottfried Werner von Zimmern mit Wappen In geoffnetem Zustand wird die Madonna mit den Hausheiligen eingerahmt von den Drehflugeln mit dem Stifterehepaar Dieses kniet andachtig mit einem Rosenkranz vor einer imaginaren Palastarchitektur im Stil der italienischen Renaissance Auf der heraldisch bevorzugten Seite links ist Gottfried Werner von Zimmern abgebildet Er tragt einen aufwandigen Riefelharnisch mit goldgehorntem Hirschkopf als Helmzier Bewaffnet ist er mit einem Bihander und einem Katzbalger die beide goldverziert sind Sein Wappen ist das freiherrliche zimmerische Wappen ohne Helmzier ein goldener Lowe mit Hellebarde auf blauem Grund Eine Kartusche gibt Auskunft uber Namen und Stand und Entstehungszeit des Altars Gotfrid Wernher Grave vnd herre zvo zymbern Herre zvo willdenstein vnd mosskirch Etatis 1536 Die Zimmern wurden erst 1538 in den Grafenstand erhoben Die Inschrift wurde also entsprechend angepasst worauf das kompakte Schriftbild hindeutet Auf dem gegenuberliegenden Flugel ist die Ehefrau Gottfried Werners als Mitstifterin abgebildet Sie tragt ein vornehmes schwarzes Kleid und einen langen die Haare aber auch die Mundpartie verdeckenden Schleier Das gevierte hennebergische Wappen mit der doppelten Helmzier weist auf ihren vornehmen Rang hin Eine Kartusche gibt uber ihren Rang Auskunft Von gottes gnaden Apolonia Graevin vnd fraw zvo hennenberg 1536 Der geschlossene Altar Bearbeiten nbsp Standflugel links Abschied Christus von der Mutter nbsp Drehflugel geschlossen flugelubergreifend Christus am Olberg nbsp Standflugel rechts Gefangennahme ChristiDie vier Tafeln des geschlossenen Altars stellen in Abfolge zueinander den Abschied Jesu von seiner Mutter in einer tafelubergreifenden Szene Christus am Olberg und die Ankunft der Hascher und auf einer letzten Tafel zusammengefasst die drei Themen Judaskuss Gefangennahme und Malchusepisode dar eine Entwicklung vom Licht zur Dunkelheit In der ersten Szene verabschiedet sich Jesus von seiner Mutter Die Begegnung findet kurz nach der Erweckung des Lazarus statt Die beiden Schwestern des Lazarus Martha und Maria sind Teil des Geschehens Die Olbergszene ist einer Mitteltafel gleich auf zwei Flugeln dargestellt Es ist Nacht Im Vordergrund jeweils am unteren Bildrand sind drei schlafende Junger zu sehen rechts wohl Petrus die Hand bereits am Schwert der Szene auf der letzten Tafel vorgreifend Beherrschend in der Bildmitte aber ausschliesslich auf der linken Tafel kniet Christus die Hande verzweifelt emporgeworfen Oben links ein Lichtblick auf der sonst dusteren Tafel erscheint ein Engel der ihm Kreuz und Kelch weist als Symbol dafur dass Christus soeben den Entschluss gefasst hat den Tod anzunehmen Auf der rechten Seite sieht man den Zug der Hascher auf gewundenem Weg aus der in die Nacht gehullten Stadt Jerusalem heraufziehen Der Zug der bis in die Stadt zuruckreicht ist uberdimensioniert einem Kriegszug ahnelnd An seiner Spitze im kennzeichnenden Gelb steht Judas bereits auf Christus zeigend In der oberen rechten Ecke gleichsam als Gegenpart zum Engel der linken Tafel ein abgeschiedenes Bauernhaus eine Idylle inmitten einer verraterischen Welt 13 Die letzte Tafel erzahlt in dramatischer Verkurzung das Geschehen rund um Jesu Gefangennahme Drei separate Ereignisse werden in einem Bild zusammengefasst Judas kusst Jesus eigentlich das Identifizierungssignal fur die Hascher Aber Jesus ist bereits gefesselt und wird abgefuhrt Im Vordergrund ringt Petrus noch Malchus nieder und ist soeben im Begriff ihm ein Ohr abzuschlagen Beleuchtet wird die Szene vom Licht zweier Fackeln aber eigentlich scheint das Licht aus dem Himmel zu kommen demselben Himmel aus dem in der ersten Olbergtafel der Engel erschienen war Das Bild strahlt bei aller Dramatik eine starke Ruhe aus durch den Blick Jesu auf den Betrachter Dieser wird dadurch kontemplativ in das Geschehen einbezogen ein gedachter Dialog zwischen Jesus der sein Schicksal angenommen hat und dem Andachtigen Einordnung in das geschichtliche Umfeld Bearbeiten nbsp Burg Wildenstein seit den Ausbaumassnahmen durch Gottfried Werner praktisch unverandert Die Burgkapelle in der Bildmitte nbsp Messkirch ca 40 Jahre nach der Schaffung des Altars Schloss und Kirche Sankt Martin in der Bildmitte linksVon keinem anderen Mitglied des Hauses Zimmern gibt es mehr bildnerische und heraldische Darstellungen als von Gottfried Werner von Zimmern heraldisch immer mit dem Allianzwappen Zimmern Henneberg Diese Selbstdarstellung erklart sich aus der Geschichte der damaligen Freiherren von Zimmern in Gottfried Werners Jugend Vom tiefen Sturz der Familie mit Exil in der eidgenossischen Schweiz im Zuge der Werdenbergfehde bis zur Erhebung der Familie in den Grafenstand im Jahr 1538 Die Ruckeroberung des zimmerischen Besitzes war noch auf die Initiative seiner beiden alteren Bruder zuruckgegangen Durch seine Vermahlung im Jahr 1511 mit der aus gefurstetem Grafenhaus stammenden Apollonia von Henneberg begann Gottfried Werners Aufstieg in der Familienhierachie Der Hochzeit vorausgegangen war eine romanhafte Brautentfuhrung eine Aussohnung mit den Brauteltern fand erst 1521 statt Nach der Heirat hatten Johann Werner der Jungere der alteste Bruder Veit Werner war 1499 gestorben und Gottfried Werner ihre Herrschaften getauscht Gottfried Werner erhielt die feudaler ausgestattete Herrschaft Messkirch wahrend sich Johann Werner mit der landlicheren Herrschaft Vor Wald begnugte und zunachst nach Seedorf spater auf die Burg Falkenstein zog 14 Das zeitliche raumliche und familiare Umfeld war von den Auseinandersetzungen der Reformation gepragt aber auch von den generellen Umbruchen die sich aus dem Ubergang vom Mittelalter zur Renaissance ergaben In unmittelbarer Nachbarschaft hatte das Herzogtum Wurttemberg gerade die Reformation eingefuhrt kurz zuvor die Reichsstadt Ulm Der Riss ging sogar durch die Familie Katharina von Zimmern die Schwester Gottfried Werners ubergab 1524 das Zurcher Fraumunster in das sie zusammen mit ihrer Schwester wahrend des Exils der Familie gebracht worden und als dessen Furstabtissin sie inzwischen aufgestiegen war an die Stadt Zurich Diesen Akt verurteilte die restliche Familie schwer 15 Am Bauernkrieg hatten sich auch die Zimmerischen Untertanen beteiligt 16 Es kam zwar zu keinen ortlichen Gewalttaten Gottfried Werner war auf Burg Wildenstein geflohen aber zimmerische Untertanen waren von der Niederschlagung des Baltringer Haufens betroffen andere waren im Umfeld des Vertrags von Weingarten zu finden Nach Niederschlagung des Aufstands verfasste Gottfried Werner am 25 November 1525 einen eigenen Vertrag mit seinen Untertanen auf den er sie schworen liess Die Untertanen verzichteten auf fruher bestehende Autonomierechte und akzeptierten hohere Steuern Dafur wurden sie dem Strafgericht des Schwabischen Bundes entzogen Bereits im folgenden Jahr begann Gottfried Werner mit dem Ausbau seiner Herrschaft Der Konstanzer Munsterbaumeister Lorenz Refer vergrosserte die Stiftskirche St Martin um die Halfte und die zimmerische Grablege wurde in den Chor verlegt Die Burg Wildenstein baute Werner mit erheblichem finanziellen Aufwand zu einer fruhneuzeitlichen Festung aus auch das Schloss Messkirch baute er permanent um obwohl es erst von seinem Neffen Froben Christoph zur ersten regelmassigen vierflugeligen Schlossanlage nordlich der Alpen umgebaut worden war Ab etwa 1535 wurde der Meister von Messkirch mit seiner Werkstatt beauftragt ein vollstandiges Altarprogramm fur die Stiftskirche Sankt Martin zu schaffen Die einzigartige Neuausstattung der Kirche mit einem neuen Hochaltaraufsatz und mindestens zehn Nebenretablen in einer Zeit in der in der unmittelbaren Nachbarschaft Altare zerstort wurden kann als Glaubensbekenntnis aufgefasst werden 17 Mit der Barockisierung der Kirche ab 1772 wurde dieser Zusammenhang zerstort Erhalten sind uber die ganze Welt verstreut noch acht Mitteltafeln und je nach Betrachtung des Gesamtzusammenhangs 40 bis 52 Heiligenansichten der Stand und Drehflugel 18 Der Wildensteiner Altar ist ein Nebenauftrag aus dieser Zeit Als privater Hausaltar zeige er dass offentliche Programmatik und personliches Bekenntnis bei Gottfried Werner ubereinstimmten Die Zimmerische Chronik beschreibt ihn als ein gotzforchtiger und vil bettender herr 19 Er beteiligte sich auch an Zusammenschlussen altglaubiger Reichsstande in Oberschwaben zur Abwehr einer weiteren Ausbreitung der Reformation 20 Bildprogramm BearbeitenLaut Elsbeth Wiemann ist trotz fehlender Dokumente davon auszugehen dass die Stifter genaue inhaltliche Vorgaben bezuglich Bildfolge und Auswahl der dargestellten Heiligen machten Da es nicht die klassischen Vierzehn Nothelfer sind sollten sie wohl dem Zirkel adeliger Zeitgenossen die Zugang zu diesem Altar hatten einen Nachweis uber die vornehmen verwandtschaftlichen Beziehungen der Zimmern geben Von Feuerstein war ja bereits der Hinweis gekommen dass es sich um die Hausheiligen der Adelshauser Zimmern Lupfen Erbach und Limpurg handele Allerdings fehlt im Einzelnen ein Hinweis welche Heiligen welchen Adelshausern zuzuordnen sind 21 Der Altar ist im Vergleich mit einigen der Arbeiten fur die Kirchenausstattung mehr wenn auch nicht ausschliesslich Meisterstuck als Werkstattarbeit Vergleichbar mit dem Wildensteiner Altar ist der nur kurz vorher fur den alteren Bruder Johann Werner von Zimmern entstandene Falkensteiner Altar wobei der Wildensteiner Altar anspruchsvoller und inhaltlich vielschichtiger ist Besonders charakteristisch ist beiden die Verbindung von altertumlichen spatgotischen Elementen mit fortschrittlichen Bildideen der Renaissance Der Einsatz von Gold bei Schmuckelementen und im Hintergrund zeigt ein unbewusstes oder doch eher bewusstes Festhalten an traditionsgeheiligten Bildformeln Letzteres aber in Verbindung mit der Plastizitat der Figuren der ornamentalen Freiheit der Gewander und dem lichthaltigen Kolorit In Bezug auf die hochst differenzierte Feinmalerei und der stofflichen Charakterisierungskunst zeigt sich der Meister auf der Hohe seiner Kunst Gerade beim Wildensteiner Altar sind die geforderten altglaubigen Bildinhalte mit dem reprasentativen Anspruch des Auftraggebers stimmig verbunden 22 Der Stifter ist sicher nach seinen Vorgaben dargestellt Das Bildnis wiederholt sich auf dem Seitenflugel des Hochaltarretabels und auch das Relief auf dem Bronzeepitaph insbesondere hinsichtlich Harnisch und Bewaffnung ist fast deckungsgleich Die Zimmerische Chronik berichtet Uf solche weren hat er bei seinen lebzeiten grosen fleis gelegt die selbs aussgebutzt und geseubert gewetzt und damit hat sonst niemandts dorfen umbgeen Das schwert hat sich eim halben schlachtschwert verglichen und ist im insonderhait lieb gewesen 23 nbsp Gottfried Werner auf dem Seitenflugel des Hochaltarretables nbsp Bronzeepitaph Gottfried Werners in der Stiftskirche St MartinWillibald Sauerlander spricht beim Wildensteiner Altar von einer der letzten grossen Kompositionen altdeutscher Malerei einem gemalten Defensorium der Altglaubigkeit in der Stunde der Reformation Das Mittelbild sei ein volltonendes Palladium der Katholizitat Auch kunstgeschichtlich werde der Zeitenubergang deutlich Das geschlossene Retabel sei eine r der letzten gemalten Passionszyklen der altdeutschen Malerei wahrend auf der Mitteltafel alles noch spatgotisch sei spruht und funkelt eine verspielte nordische Renaissance auf den Flugeln 24 Schon Feuerstein wies auf die einzelnen Vorlagen fur Bildelemente auf bekannten Holzschnittvorbildern hin Wer die Auswahl der Motive getroffen hat ist nicht zu ermitteln Grafiken waren zu diesem Zeitpunkt leicht erhaltlich und konnten sowohl der Meisterwerkstatt als auch dem Auftraggeber vorgelegen haben Anders verhalt es sich bei Vergleichen mit den Techniken einzelner Kunstler Diese weisen auf Bekanntschaften hin die auf Lehr und Wanderjahren oder durch Arbeiten an gemeinsamen Auftragen gemacht wurden Spekulationen hieruber wurden auch beim Versuch das Geheimnis der Identitat des Meisters von Messkirch zu luften angestellt Durers Kupferstich Maria mit der Sternenkrone ist als Vorbild fur die Madonna der Mitteltafel anzunehmen Fur den Faltenwurf durfte die Technik Hans Baldung Griens Pate gestanden haben Gerade aus dem Triptychon fur die Johanniterkommende zum Grunen Worth in Strassburg dessen drei Teile heute auf Schwabisch Gmund Cleveland und New York verstreut sind hat der Meister viele Anregungen fur den Wildensteiner und fur den Falkensteiner Altar gezogen Es wird angenommen dass er den Altar selbst kannte oder Reinzeichnungen oder Visierungen Es wird daraus auf die Moglichkeit geschlossen dass der Meister von Messkirch eine Zeit lang als Schuler oder Assistent in Baldungs Freiburger Werkstatt arbeitete nbsp Maria auf der Mondsichel Durer 1508 nbsp Hans Baldung Rekonstruktion des Triptychons der Johanitterkommende zum Grunen Worth Strassburg nbsp Detail der Mitteltafel gespiegeltBei der Palastarchitektur griff der Meister auf eine von Albrecht Glockendon 1531 herausgegebene Folge von Planetenbildern zuruck und gab ihr durch Farbigkeit Schmuckelemente Ausarbeitung der Assistenzfiguren und den Pflanzenbewuchs eine ganz eigene Wirkung nbsp Detail aus der Palastarchitektur des linken Drehflugels nbsp Hans Sebald Beham oder Georg Penc Die sieben Planeten Venus 1531 nbsp Hans Sebald Beham oder Georg Penc Die sieben Planeten Sonn 1531 nbsp Detail aus der Palastarchitektur des rechten DrehflugelsBei der Olbergszene sind Bezuge auf Durers Kupferstichpassion anzunehmen erweitert um den Zug der Hascher ein Motiv das sich bereits bei Hans Schaufelein findet und das der Meister von Messkirch durch zeichnerische Prazision und dramatische Abendstimmung aufwertete 25 Die Kupferstichpassion war detailreicher und hatte einen hoheren Verkaufspreis Sie richtete sich an gebildetes kunstaffines Publikum 26 nbsp Albrecht Durer Christus am Olberg Blatt 1 der Kupferstichpassion 1508 nbsp Platzhalter hier sollte erscheinen Hans Schaufelein Christus am Olberg 1510 Berlin KupferstichkabinettAuch werden oft verschiedene Elemente aus unterschiedlichen Vorlagen kombiniert so aus Durers Kleiner Passion der Judaskuss und die Malchusszene wobei Malchus dem Vorbild aus dem Holzschnitt von Hans Burgmair folgt und der pompose Gefangenenfuhrer wieder den Aufseher aus einem anderen Blatt von Durers Kleiner Passion als Vorbild hat 25 nbsp Wildensteiner Altar Detail Malchusszene nbsp Albrecht Durer Gefangennahme Christi Blatt 12 Kleine Passion um 1509 nbsp Hans Burgkmair Der Tod und das Liebespaar um 1510 nbsp Kreuzannagelung Christi Blatt 24 Kleine Passion um 1509 nbsp Wildensteiner Altar Detail AufseherAlleinstellungsmerkmal des Meisters von Messkirch sind laut Wiemann die sich von den Figuren in ornamentaler Freiheit verselbstandigenden Gewander und auch die auf ihnen zu findenden mit sicherer Hand auf olvergoldetem Grund ausgefuhrten Grisaillemalereien 25 Wiemann weist auch auf die besondere individuelle und stimmige Farbgebung des Altars im geoffneten und geschlossenen Zustand hin Die als historische Begebenheit aufzufassenden Passionsszenen der geschlossenen Seite finden in einer den Zimmern eigenen Schwarzwald und Donaulandschaft statt mit satten Grun und Brauntonen mildem Mondlicht und Fackelschein von denen sich die blauen roten und gelben Gewander abheben Dagegen steht der geoffnete Altar dessen Sujet keinen erzahlerischen Zusammenhang hat Ein vielfach gebrochenes Grau vom lichten Silbergrau bis zum tiefsten Basaltschwarz bildet den Hintergrund fur die Heiligenfiguren bei denen Rot und Goldtone uberwiegen und wie bei der Fassung eines Schmuckstuckes wie kostbare Steine um ein blaues Juwel gereiht sind Dieselben Farben sind in den Seitenflugeln wieder zu finden sodass das Gesamtbild einem Geschmeide aus Gold und Edelsteinen gleicht 25 nbsp Detail aus den Passionstafeln Das SchwarzwaldhausDie ikonografische Darstellung und die Dominanz der Goldtone des geoffneten Altars erinnern laut Wiemann noch an die Ursprunge der Tafelmalerei Bildaufbau und Figurenauffassung sind hingegen modern Die Landschaftsdarstellungen des geschlossenen Altars stehen bereits der Donauschule nahe 25 Material und Technik Bearbeiten nbsp Detail der Mitteltafel Der heilige MartinIn Vorbereitung auf die Grosse Landesausstellung Der Meister von Messkirch Katholische Pracht in der Reformationszeit vom 8 Dezember 2017 bis 2 April 2018 in der Staatsgalerie Stuttgart wurden die im Besitz der Staatsgalerie befindlichen Tafelgemalde des Meisters von Messkirch kunsttechnologisch untersucht Fur den Wildensteiner Altar ergab sich Folgendes 27 Bildtrager Bearbeiten Tanne war das bevorzugte Tragermaterial mit einer Brettstarke von 0 5 bis 0 8 cm im Flader auch Tangentialschnitt genannt mit vorwiegend liegenden Jahresringen Es sind meist astreiche Bretter geringer Qualitat Solche Bretter wurden um 1500 von Schreinern geliefert die die Bretter oft mit tierischen Sehnen optimierten eine aus der Waffenherstellung stammende Technik 28 Kaschierung und Grundierung Bearbeiten Es erfolgte anschliessend eine Vorleimung An den Stiftertafeln und an der Mitteltafel konnte eine ganzflachige Kaschierung mit leimgetranktem Hanfgewebe festgestellt werden Daran schloss sich eine Grundierung aus Kreide an die je nach Kaschierungsgrad unterschiedlich dicht ist Die vollflachig kaschierte Stifterseite wurde zum Beispiel mit vier Grundierungsauftragen doppelt so dick grundiert wie die unkaschierte Ruckseite Ein Grundiergrat an allen vier Seiten weist darauf hin dass die Tafeln in einem Nutleistenrahmen grundiert und bemalt wurden Unterzeichnungen und Ritzzeichnungen Bearbeiten Werke des Meisters von Messkirch zeichnen sich durch detailreiche Unterzeichnungen und feinteilige Ritzzeichnungen aus Obwohl keine Vorzeichnungen von ihm erhalten sind ist anzunehmen dass solche als Grundlagen fur die spateren Ausfuhrungen dienten denn die Unterzeichnungen weisen kaum Konzeptanderungen auf und die zusatzlichen Gewebekaschierungen die fur die Polimentvergoldungen notwendig sind setzen voraus dass die Bildkomposition bereits bis in die Proportionen feststand Die Architekturelemente auf den Stiftertafeln wurden mittels einer Lochpause aufgebracht das heisst das Pauspapier wurde durchlochert und das Pausmaterial schwarze Pigmentansammlungen Kohle wurde durch die Locher auf den Bildtrager aufgetragen Ruckstande von Pauspunkten konnten durch Infrarotreflektografie nachgewiesen werden Cennino Cennini hatte bereits um 1400 beschrieben wie solche Vorzeichnungen entfernt und mit einem flussigen Medium nachgezeichnet werden sollten Bei den hiesigen Tafeln konnte Eisengallustinte nachgewiesen werden Unter einigen hellen Farbschichten sind sie durch Bleiweissverseifungen mit blossem Auge zu erkennen Als Zeichengerat wurde eine Rohrfeder verwendet Sie war wegen der hohen Variationsmoglichkeit der Strichbreiten auch fur die Engelsgesichter auf der Mitteltafel geeignet Zur Fixierung der Unterzeichnungen und als Grundlage fur die Malerei wurde anschliessend eine olhaltige Zwischenschicht aufgetragen Die Konturen der Unterzeichnungen und die Binnenzeichnungen der zu vergoldenden Flachen wurden mit einer Reissnadel nachgeritzt Bei den Nimben finden sich Stechzirkelschlage das heisst die Vergoldung wurde uber die so geschaffene Struktur gelegt Metallauflagen Bearbeiten nbsp Detail der Mitra des heiligen Erasmus aus der MitteltafelMetallauflagen treten sowohl in glanzender als auch in matter Anlegetechnik auf Grossere Flachen sind glanzvergoldet kleinere Gegenstande Architekturelemente und Strahlennimben mattvergoldet Die Anlegetechnik ist abhangig von den materialtechnischen Gegebenheiten der Bindemittelsysteme folgt aber auch einer kunstlerischen Intention wenn matte und glanzende Goldflachen gegeneinander gesetzt werden und durch darunterliegende Farbigkeiten unterschiedliche Goldtone erzielt werden Zunachst erfolgte die Glanzvergoldung Als Grundierung wurde roter Ocker als Bolus verwendet Als Bindemittel diente wohl Eiklar Bei der Mattvergoldung konnten drei unterschiedlich pigmentierte Anlegemittel mit einem olhaltigen Bindemittel identifiziert werden Als subtile Lichthohung auf Gewandfalten wurde zusatzlich Pudergold verwendet Die Blattmetalle wurden zusatzlich durch Gravuren und Farbauftrage verziert So wurden die Kreisnimben in der Grundierung mit Stechzirkeln angelegt und anschliessend mit dem Gravierhaken nachgearbeitet Die Mattvergoldungen ausser bei den Nimben wurden nach der Vergoldung noch mit einer brauntransparenten Lasurmalerei verziert Hier ging der Meister von Messkirch mit der Farblasur sehr malerisch um und nutzte lokal zusatzlich Weisshohungen und lasierende Farben zur Akzentuierung Die meisterhafte Anwendung dieser Technik ist ein herausragendes Charakteristikum dieses Kunstlers Maltechnik Bearbeiten nbsp Detail aus dem linken Standflugel Jesu Abschied von seiner MutterDer Meister von Messkirch malte in einer Dreitontechnik Erst wurde der Mittelton angelegt anschliessend folgten die Dunkelheiten zuletzt kam die Helligkeit Die Malfarbe wurde in dunnen opaken und lasierenden Schichten aufgetragen Dabei folgte er exakt den Unterzeichnungen sodass es keine Uberschneidungen der Farbbereiche gibt Der Vergleich verschiedener Tafeln auch mit solchen der Altarretabel aus Sankt Martin zeigt dass sich Aufbau und Material gleicher Farbflachen exakt entsprechen Anhand dessen lasst sich seine eindeutige Handschrift nachweisen Der besondere Schichtauftrag und die Farbnuancierungen insbesondere die Verwendung unterschiedlich farbiger transparenter Konturen die auf oder unter der Malerei liegen konnen und der Abdunklung dienen ergeben aber auch ein ihm eigenes lasierendes Kolorit und Tiefenlicht Auf die Verwendung von Schwarzpigmenten konnte er dadurch verzichten Die Farbmittel sind von hoher Qualitat und charakteristisch fur die Zeit Bleiweiss sowohl rein als auch in Ausmischung mit Kreide diente als Weisspigment Bleizinngelb Typ I wurde zumeist fur helle gelbe opake Schichten verwendet Halbtransparente und goldgelbe Flachen enthalten vermutlich Ocker Grune Farbbereiche unterscheiden sich nach Gewandern und Vegetation Gewander wurden mit Bleizinngelb Typ I untermalt daruber kamen Grunspanlasuren in unterschiedlichen Schichten in Abhangigkeit vom Schattierungsgrad Die tiefsten Schatten wurden noch mit einem roten Farblack konturiert Die Vegetation wurde flachig mit Berggrun als Pigment angelegt Strukturierungen wie Blatter Aste und Grashohungen erfolgten mit hellen Pigmenten wie Bleiweiss und Bleizinngelb An roten Farbmitteln konnten Mennige Zinnober Eisenoxidrot und zwei Farblacke darunter Scherwolllack nachgewiesen werden Fur die Gewander wurden vornehmlich die Farblacke eingesetzt was den Eindruck von Samt und Seide vermittelt Schattierungen wurden durch den unterschiedlich hohen Auftrag der Schichten erzielt Bleiweiss wurde beigemischt um Helligkeiten zu erzeugen Kragen Mantelsaume und Hohungen wurden teilweise mit Mennige oder Zinnober abgesetzt Mischungen aus Zinnober Farblack und Eisenoxid mit reinem Ol als Bindemittel wurden verwendet um deckende Rottone zu erzielen Blautone wurden mit Azurit erzeugt Unterschiedliche Helligkeiten wurden hierbei durch die Wahl der Kornigkeit erzielt Wegen Bindemittelveranderungen ist ein Teil der Blautone heute nur noch als Schwarz wahrnehmbar Die Mitteltone wurden aufgetupft Helligkeiten streifig aufgetragen und in den Schattenpartien die Farben fein verrieben Fur die Gewander gibt es zwei zu unterscheidende Blautone einen grauvioletten Blauton wie zum Beispiel fur das Gewand des Jesus oder die Kopfbedeckung des Rochus Der Mittelton wurde hier mit einem Rot und einem Weisspigment ausgemischt Schatten wurden mit einer Braunlasur abschattiert und zusatzlich mit einer brauntransparenten Kontur umrandet Im Gewand der Madonna oder des Petrus ist es ein leuchtendes Blau Der Mittelton wurde mit Weiss ausgemischt der dunklere Ton fast ausschliesslich durch eine Erhohung der Malschichten mit Blau erzielt In den grossten Tiefen liegt unterhalb des Blau noch eine rottransparente Lasur Fur die Brauntone verwendete der Meister von Messkirch ein Braunpigment dessen Zusammensetzung noch nicht ermittelt werden konnte Pentimenti Veranderungen wahrend des Malprozesses sind auf dem Wildensteiner Altar nicht nachzuweisen Literatur BearbeitenCasimir Bumiller Bernhard Ruth Edwin Ernst Weber Hrsg Mazene Sammler Chronisten Die Grafen von Zimmern und die Kultur des schwabischen Adels Belser Stuttgart 2012 ISBN 978 3 7630 2625 8 Dietmar Ludke Der Meister von Messkirch Die Bildtafeln in der Sammlung Wurth Hrsg C Sylvia Weber Swiridoff Schwabisch Hall 2013 ISBN 978 3 89929 282 4 Heinrich Feuerstein Der Meister von Messkirch im Lichte der neuesten Funde und Forschungen Urban Verlag Freiburg im Breisgau 1933 ISBN 978 3 95491 207 0 KlassikArt Paderborn Nachdruck des Originals von 1933 Heinrich Feurstein Furstlich Furstenbergische Sammlungen zu Donaueschingen Verzeichnis der Gemalde 4 Auflage Druckerei Anton Meder Donaueschingen 1934 uni heidelberg de abgerufen am 10 Februar 2018 Willibald Sauerlander Letzte Klange altdeutscher Malerei Die Staatsgalerie Stuttgart und die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe erwerben Werke des Meisters von Messkirch In Kulturstiftung der Lander 2015 abgerufen am 28 Februar 2018 Staatsgalerie Stuttgart Elsbeth Wiemann Hrsg Der Meister von Messkirch Katholische Pracht in der Reformationszeit Hirmer Stuttgart 2017 ISBN 978 3 7774 3043 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wildensteiner Altar Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Der Wildensteiner Altar in der Digitalen Sammlung der Staatsgalerie StuttgartEinzelnachweise Bearbeiten Willibald Sauerlander Letzte Klange altdeutscher Malerei Die Staatsgalerie Stuttgart und die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe erwerben Werke des Meisters von Messkirch In Kulturstiftung der Lander 2015 abgerufen am 28 Februar 2018 Als er Gottfried Werner zu Wildenstain abschide gieng er zuvor in die capellen darin er vor dem altar ganz andechtig bettet darnach nam er urlaub vom haus Wildenstain mit anzaig gegen den umbstendern das sein ende sich nahern und lebendig in solch haus nimmer kommen wurde Zimmerische Chronik Band 4 S 152 f Heinrich Feuerstein Furstlich Furstenbergische Sammlungen zu Donaueschingen Verzeichnis der Gemalde IV Ausgabe Auflage Druckerei Anton Meder Donaueschingen 1934 S 59 uni heidelberg de abgerufen am 10 Februar 2018 a b c EW Elsbeth Wiemann Der Wildensteiner Altar 1536 Katalogtext In Staatsgalerie Stuttgart Elsbeth Wiemann Hrsg Der Meister von Messkirch Katholische Pracht in der Reformationszeit Hirmer Stuttgart 2017 ISBN 978 3 7774 3043 0 S 132 Heinrich Feurstein Furstlich Furstenbergische Sammlungen zu Donaueschingen Verzeichnis der Gemalde 4 Auflage Druckerei Anton Meder Donaueschingen 1934 S 60 uni heidelberg de abgerufen am 10 Februar 2018 EW Elsbeth Wiemann Der Wildensteiner Altar 1536 Katalogtext In Staatsgalerie Stuttgart Elsbeth Wiemann Hrsg Der Meister von Messkirch Katholische Pracht in der Reformationszeit Hirmer Stuttgart 2017 ISBN 978 3 7774 3043 0 S 136 f Lena Grundhuber Expertin Elsbeth Wiemann uber den Wildensteiner Altar NPG Digital GmbH Neue Pressegesellschaft 16 Januar 2014 abgerufen am 31 Marz 2018 Badische Zeitung Redaktion Ein Fest der Kunst 17 September 2009 abgerufen am 6 Marz 2018 Rose Maria Gropp Reinhold Wurth kauft die Bilder der Furstenbergs In Frankfurter Allgemeine Zeitung 27 November 2003 abgerufen am 6 Marz 2018 Willibald Sauerlander Letzte Klange altdeutscher Malerei Die Staatsgalerie Stuttgart und die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe erwerben Werke des Meisters von Messkirch In Kulturstiftung der Lander 2015 abgerufen am 28 Februar 2018 Heinrich Feuerstein Der Meister von Messkirch im Lichte der neuesten Funde und Forschungen Urban Verlag Freiburg im Breisgau 1933 ISBN 978 3 95491 207 0 S 48 u 51 KlassikArt Paderborn Nachdruck des Originals von 1933 Heinrich Feurstein Furstlich Furstenbergische Sammlungen zu Donaueschingen Verzeichnis der Gemalde 4 Auflage Druckerei Anton Meder Donaueschingen 1934 S 55 uni heidelberg de abgerufen am 10 Februar 2018 EW Elsbeth Wiemann Der Wildensteiner Altar 1536 Katalogtext In Staatsgalerie Stuttgart Elsbeth Wiemann Hrsg Der Meister von Messkirch Katholische Pracht in der Reformationszeit Hirmer Stuttgart 2017 ISBN 978 3 7774 3043 0 S 135 f Edwin Ernst Weber Der Mazen des Meisters von Messkirch Graf Gottfried Werner von Zimmern zwischen Reformation Bauernkrieg und altglaubigem Bekenntnis In Der Meister von Messkirch Katholische Pracht in der Reformationszeit Hirmer Stuttgart 2017 ISBN 978 3 7774 3043 0 S 15 Zimmerische Chronik 2 S 106ff Es haben sich auch vilbemelt fraw Catharina und ire gebrueder hernach nit vil freundtschaft oder guets willens gegen ainandern angenomen Zimmerische Chronik 2 S 522ff Was herren Gotfriden Wernhern freiherren zue Zimbern in der beurischen emporung begegnet auch wie sich die von Mosskirch mit ime irer handlungen halb vertragen Edwin Ernst Weber Der Mazen des Meisters von Messkirch Graf Gottfried Werner von Zimmern zwischen Reformation Bauernkrieg und altglaubigem Bekenntnis In Der Meister von Messkirch Katholische Pracht in der Reformationszeit Hirmer Stuttgart 2017 ISBN 978 3 7774 3043 0 S 22 Bernd Konrad Die Freiherren und Grafen von Zimmern als Kunstmazene In Mazene Sammler Chronisten Die Grafen von Zimmern und die Kultur des schwabischen Adels Belser Stuttgart 2012 ISBN 978 3 7630 2625 8 S 196 Zimmerische Chronik 4 Seite 176 Dies capitel thuet meldung von grave Gottfriden Wernhers aigenschaften und gebreuchen in gemain Edwin Ernst Weber Der Mazen des Meisters von Messkirch Graf Gottfried Werner von Zimmern zwischen Reformation Bauernkrieg und altglaubigem Bekenntnis In Der Meister von Messkirch Katholische Pracht in der Reformationszeit Hirmer Stuttgart 2017 ISBN 978 3 7774 3043 0 S 22 EW Elsbeth Wiemann Der Wildensteiner Altar 1536 Katalogtext In Staatsgalerie Stuttgart Elsbeth Wiemann Hrsg Der Meister von Messkirch Katholische Pracht in der Reformationszeit Hirmer Stuttgart 2017 ISBN 978 3 7774 3043 0 S 135 Elsbeth Wiemann Der Meister von Messkirch Wirken und Werk In Staatsgalerie Stuttgart Elsbeth Wiemann Hrsg Der Meister von Messkirch Katholische Pracht in der Reformationszeit Hirmer Stuttgart 2017 ISBN 978 3 7774 3043 0 S 39 Zimmerische Chronik Band 4 S 179 Das schwert hat sich eim halben schlachtschwert verglichen und ist im insonderhait lieb gewesen Willibald Sauerlander Letzte Klange altdeutscher Malerei Die Staatsgalerie Stuttgart und die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe erwerben Werke des Meisters von Messkirch In Kulturstiftung der Lander 2015 abgerufen am 28 Februar 2018 a b c d e EW Elsbeth Wiemann Der Wildensteiner Altar 1536 Katalogtext In Staatsgalerie Stuttgart Elsbeth Wiemann Hrsg Der Meister von Messkirch Katholische Pracht in der Reformationszeit Hirmer Stuttgart 2017 ISBN 978 3 7774 3043 0 S 136 Pia Littmann Christus am Olberg In Staatsgalerie Stuttgart Elsbeth Wiemann Hrsg Der Meister von Messkirch Katholische Pracht in der Reformationszeit Hirmer Munchen 2017 ISBN 978 3 7774 2918 2 Lydia Schmidt Eva Tasch Material und Technik Die Kunsttechnologie der Tafelgemalde des Meisters von Messkirch aus der Staatsgalerie Stuttgart In Staatsgalerie Stuttgart Elsbeth Wiemann Hrsg Der Meister von Messkirch Katholische Pracht in der Reformationszeit Hirmer Stuttgart 2017 ISBN 978 3 7774 3043 0 S 99 105 Die holzanatomischen Bestimmungen wurden von Elisabeth Krebs Stuttgart durchgefuhrt Die Faserbestimmungen durch Renate Kuhnen Greifswald Analoge Rontgenaufnahmen wurden von Peter Vogel Staatliche Akademie der Bildenden Kunste Stuttgart digitalisiert und zusammengefugt Analytische Nachweise mit REM EDX durch Christoph Krekel Staatliche Akademie der Bildenden Kunste Stuttgart Infrarotreflektografie mit der Kamera OSIRIS Opus Instruments mit Unterstutzung durch Annika Maier Staatliche Akademie der Bildenden Kunste Stuttgart Renate Kuhnen Christoph Herm Protein fibres as intermediate layer on medieval shields panel paintings and altarpieces In Zeitschrift fur Kunsttechnologie und Konservierung Band 30 Heft 1 2016 ISBN 978 3 7630 2625 8 S 36 46 Zitiert nach Lydia Schmidt Eva Tasch Material und Technik Die Kunsttechnologie der Tafelgemalde des Meisters von Messkirch aus der Staatsgalerie Stuttgart In Staatsgalerie Stuttgart Elsbeth Wiemann Hrsg Der Meister von Messkirch Katholische Pracht in der Reformationszeit Hirmer Stuttgart 2017 ISBN 978 3 7774 3043 0 S 105 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wildensteiner Altar amp oldid 238770279