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Katharina von Zimmern 1478 in Messkirch 17 August 1547 in Zurich war die letzte Abtissin des Fraumunsterklosters in Zurich Sie ubergab in der Reformation Ende 1524 die Abtei der Stadt Zurich und heiratete Eberhard von Reischach Wappen aus der Zimmerischen Chronik Handschrift Bletztes Wohnhaus Katharinas von Zimmern in ZurichDenkmal im Kreuzgang des Fraumunsters Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Familie 1 2 Klosterleben 1 3 Forderin von Kunst und Kultur 1 4 Reformation 1 5 Heirat und Eheleben 1 6 Letzte Lebensjahre und Tod 2 Denkmal 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenFamilie Bearbeiten Laut Familienchronik kam Katharina von Zimmern um 1478 in Messkirch auf die Welt sie war das vierte Kind von Freiherr Hans Werner von Zimmern und Grafin Margarethe von Oettingen Die Freiherren von Zimmern gehorten zu den mittleren Adelsgeschlechtern des sudwestdeutschen Raumes und residierten in Messkirch Ihren Rang verdankten sie vor allem dem Furstendienst waren sie doch enge Gefolgsleute der Habsburger Hans Werner zahlte zu den wichtigsten Ratgebern von Erzherzog Sigismund von Osterreich Als Sigismund 1487 seine Landereien an die Wittelsbacher abtreten wollte entmachtete Kaiser Friedrich III den Erzherzog Als Sundenbocke wurden die bosen Rate des Erzherzogs unter ihnen Hans Werner von Zimmern geachtet und verfolgt Hans Werner fluchtete auf eidgenossisches Gebiet seine Familie folgte ihm 1491 nach Weesen am Walensee wo sie in bescheidenen Verhaltnissen im Haus zum Buhl lebten Erst den Sohnen des um 1496 verstorbenen Hans Werner gelang in der Werdenbergfehde nach 1500 die Rehabilitation samt Ruckgewinnung von Messkirch Als sichtbarstes Zeichen des Aufstiegs wurden die Bruder Katharinas 1538 in den Reichsgrafenstand erhoben Klosterleben Bearbeiten Auf der Flucht und mit einer ungewissen Zukunft vor Augen vertraute Hans Werner von Zimmern vielleicht auf Vermittlung des Einsiedler Dekans Albrecht von Bonstetten seine beiden Tochter Anna und Katharina um 1491 dem Fraumunsterkloster in Zurich an Die hochadlige Abtei eine Grundung des karolingischen Konigs Ludwig des Deutschen erlebte trotz ihres Rangs im Spatmittelalter schwere Zeiten Die Zahl der Nonnen war gering und die wirtschaftlichen Verhaltnisse waren problematisch Diskussionen um die Lebensfuhrung der Frauen gehorten zur Tagesordnung Nominell Stadtherrin von Zurich busste die Abtissin ihren politischen Einfluss allmahlich ein im Spatmittelalter kontrollierte vielmehr der Zurcher Rat die Finanzen und damit indirekt auch die Tatigkeit der Konventfrauen Die beiden adligen Tochter traten nicht ganz freiwillig in die Abtei ein und nahmen 1494 endgultig den Schleier was mit dem weitgehenden Verzicht auf das Familienerbe verbunden war Bereits zwei Jahre spater wurde Katharina rund 18 Jahre alt gegen den Widerstand einer Mitschwester zur Abtissin gewahlt Bis zur Aufhebung des Klosters in der Reformationszeit Ende 1524 stand sie der Abtei vor ohne dass zu ihrer Amtsausubung heute viel bekannt ist Als Furstabtissin pflegte sie einen gehobenen Lebensstil und besass hohes Ansehen Gleichzeitig kummerte sie sich erfolgreich um die wirtschaftliche Sanierung ihres Konvents der weiterhin klein blieb und durchschnittlich kaum mehr als vier bis funf Frauen umfasste Forderin von Kunst und Kultur Bearbeiten Bleibende Spuren hinterliess Katharina von Zimmern vor allem als Bauherrin und Kunstmazenin Sie kummerte sich nicht nur um eine zeitgemasse Ausstattung der Klosterkirche die Renaissance Ausmalung der Marienkapelle um 1515 die Stiftung einer Glocke mit humanistischer Inschrift von 1518 1519 sowie die Modernisierung der Gebaude Ihr sind vor allem die vielleicht schonsten spatgotischen Innenraume Zurichs zu verdanken zwei reprasentative reich dekorierte Zimmer die heute im Schweizerischen Landesmuseum zu besichtigen sind Errichtet 1506 1508 enthalten diese beiden Abtissinnenraume dem Geschmack der Zeit folgend reiche Flachschnitzereien mit zum Teil profan frivolen Motiven aber auch mit eigenwilligen Spruchfriesen 1 Von besonderem Interesse ist das Motto WWvWW das Bezug nimmt auf die funf Wunden Christi das der personlichen Andacht wie Glaubensvergewisserung dient und auf die Auferstehung Christi hinweist 2 Reformation Bearbeiten Als Frau von Bildung und Ansehen durfte Abtissin Katharina von Zimmern die theologischen Diskussionen ihrer Zeit aus nachster Nahe erlebt haben Als eine ihrer ersten Amtshandlungen wahlte sie 1496 mit Heinrich Engelhard einen spateren Parteiganger Ulrich Zwinglis zum Leutpriester im Fraumunster Und Zwingli uberreichte ihr mit personlicher Widmung eine 1523 erschienene Reformationsschrift Welchen Anteil die Furstabtissin an den kirchlichen Auseinandersetzungen nahm ist unklar Deutlich wird jedoch der enge Spielraum in einem von bauerlichen Unruhen und stadtischer Bevormundung gepragten Umfeld Der Druck der Umstande durfte Katharina von Zimmern ebenso wie die innere Uberzeugung zum letzten entscheidenden Schritt gedrangt haben Ende November 1524 ubergab sie die Abtei dem reformatorisch gesinnten Rat der Stadt Zurich Ihren umstrittenen Verzicht auf Amt und Wurde rechtfertigte sie mit der Gestalt der Laufe und um der Stadt Zurich grosse Unruhe und Ungemach zu vermeiden Daruber hinaus verwies sie auf ihr Gewissen und betonte die Freiwilligkeit ihres Vorgehens Dem Zurcher Rat war dieser nicht selbstverstandliche Schritt viel wert er sprach Katharina von Zimmern eine grosse Leibrente sowie das Wohnrecht im ehemaligen Kloster zu das wie andere Gotteshauser zu einem stadtischen Amtshaus umgewandelt wurde Heirat und Eheleben Bearbeiten Kurze Zeit nach Auflosung der Abtei heiratete Katharina Eberhard von Reischach den sie wohl schon lange kannte Dessen aus dem Hegau stammende Familie stand seit langerem in Kontakt mit den Freiherren von Zimmern er selbst war ein enger Gefolgsmann und Soldnerfuhrer des Herzogs von Wurttemberg Wegen unerlaubtem Kriegsdienst in Zurich geachtet lebte Eberhard mit Katharina zuerst in Schaffhausen spater in Diessenhofen 1529 zog das Ehepaar dank einer Amnestie zuruck nach Zurich An der Seite von Zwingli verlor Eberhard 1531 in der Schlacht bei Kappel sein Leben Das Paar hatte mindestens zwei Kinder einen namenlosen Sohn sowie die Tochter Anna die spater den Schaffhauser Junker Hans Heinrich von Mandach heiratete Bemuhungen des Ehepaars von den Brudern Katharinas eine finanzielle Entschadigung zu erhalten fruchteten wenig Jene pochten vielmehr auf fruhere Erbvertrage und waren nicht bereit Katharina in irgendeiner Weise zu unterstutzen Erst kurz vor dem Tod der ehemaligen Abtissin zeigte ihr Bruder Graf Gottfried Werner von Zimmern ein Einsehen und anerkannte einen Schiedsspruch Zurichs das ihr eine grossere Summe Geldes zusprach Uber den pfalzgraflichen Rat Sebastian Uriel Appenzeller der 1589 in Heidelberg starb bietet sich ein weiterer Einblick in die Familie Katharinas Er selbst besass Schriften aus dem Nachlass der Abtissin sein Grabmal verweist mit den Ahnenwappen Zimmern und Reischach auf eine direkte Verwandtschaft Seine Mutter Regula Schwarz heiratete dank der Vermittlung Zwinglis und Vadians um 1525 Sebastian Appenzeller aus St Gallen und war zweifellos die erste lange nicht bekannte Tochter Katharinas von Zimmern Sie muss Anfang des 16 Jahrhunderts heimlich zur Welt gekommen sein als Katharina bereits als Abtissin amtete War der in erster Ehe mit Verena Goldli verheiratete Eberhard von Reischach der Vater worauf das erwahnte Wappen hinweist 3 Das Ehepaar Reischach Zimmern war in ein Netzwerk eingebunden das von der Verwandtschaft mit schwabischen Adligen wie von der Zusammenarbeit mit eidgenossischen Soldnerfuhrern bestimmt wurde Die Kusine Katharinas Katharina Truchsessin von Waldburg zog nach ihrem Rucktritt als Abtissin in Konigsfelden nach Zurich und heiratete 1531 Georg Goldli Dieses Netzwerk steht auch fur eine Annaherung Zurichs an Herzog Ulrich von Wurttemberg der 1519 aus dem Herzogtum vertrieben worden war und der mit eidgenossischer vor allem zurcherischer Hilfe mehrmals eine Ruckeroberung versucht hatte Zwinglis Bemuhungen um eine antikaiserliche Allianz und um eine Ausweitung des zurcherisch reformierten Einflusses in Suddeutschland forderten direkte Kontakte mit dem Herzog wobei Eberhard von Reischach zweifellos eine vermittelnde Rolle spielte Allen gemeinsam ist das Leben zwischen unterschiedlichen Welten Die Orientierung am neuen Glauben schloss enge Kontakte zu Katholiken nicht aus wahrend humanistische Interessen und Solddienst Hand in Hand gingen Letzte Lebensjahre und Tod Bearbeiten Nach dem Tod ihres Mannes auf dem Schlachtfeld lebte Katharina zuruckgezogen in Zurich Gegen eine Abfindung verzichtete sie 1536 auf das Wohnrecht im Fraumunsterkomplex und kaufte das Haus zum Bracken ehe sie 1540 das Haus zum Mohrenkopf am Neumarkt erwarb Sie stand weiterhin in hohem Ansehen so gehorte sie der Gesellschaft zur Constaffel an und ubernahm bei Taufen in der Oberschicht die Patenschaft wo sie noch 1545 als Abtissin bezeichnet wurde Am 17 August 1547 starb sie im Alter von gegen 70 Jahren Ihr Erbe ging an die Tochter Anna die in zweiter Ehe mit Vinzenz Spiegelberg aus Schaffhausen verheiratet war Das Bild der Fraumunsterabtissin war lange von der wenig vorteilhaften Schilderung in der Zimmerschen Chronik gepragt Der Chronist Froben Christoph warf seiner Tante vor unloblich auf die Abtei verzichtet und sich dann ohne Wissen und Willen der Bruder ausserhalb des Standes verheiratet zu haben In Zurich hingegen stiess die Abdankung 1524 naheliegenderweise auf grosse Anerkennung die dahinterstehende Person hingegen ging langsam vergessen Denkmal BearbeitenIn Zusammenhang mit einem okumenischen Kirchenprojekt wurde Katharina von Zimmern in den 1980er Jahren erneut entdeckt und danach breit gewurdigt Seit 2004 erinnert das vom Verein Katharina von Zimmern initiierte Denkmal der Kunstlerin Annemarie Bauer im ehemaligen Kreuzgang der Fraumunsterabtei an die langjahrige Zurcher Furstabtissin 4 Das Denkmal besteht aus 37 Blocken aus insgesamt 11 Tonnen Kupfer Das auf Zypern im Mittelmeerraum zuerst entdeckte Metall wird mit der Gottin Venus assoziiert und gilt als das Metall der Frauen und wurde deshalb als Material fur das Denkmal gewahlt Die Blocke wurden so angeordnet dass sie den Flachen auf dem Panzer einer Schildkrote entsprechen Die Schildkrote wiederum wurde von der Kunstlerin als Symbol fur die siebenhundertjahrige Geschichte der Abtei Fraumunster ausgewahlt Die Form kann mit einem Altar das Zentrum einer Kirche vor der Reformation einem Tisch um den die Chorfrauen sassen oder einem Sarkophag die Chorfrauen hatten den Aufstellungsort auch als Friedhof genutzt assoziiert werden 5 nbsp Gedenktafel von Katharina von Zimmern am Haus Zum Mohrenkopf am Neumarkt 13 in Zurich Katharina von Zimmern wurde anlasslich der jahrlichen Frauenehrung am Sechselauten 2000 von der Gesellschaft zu Fraumunster geehrt Ihre Gedenktafel befindet sich am Haus Zum Mohrenkopf am Neumarkt 13 in Zurich wo sie zwischen 1540 und 1547 lebte Literatur BearbeitenBarbara Helbling Katharina von Zimmern In Historisches Lexikon der Schweiz Karl August Barack Zimmersche Chronik Nach der Ausgabe von Barack hrsg von Paul Hermann Hendel Meersburg Leipzig 1932 4 Bde Nachdruck der Barackschen 2 Auflage Christine Christ von Wedel Die Abtissin der Soldnerfuhrer und ihre Tochter Katharina von Zimmern im politischen Spannungsfeld der Reformationszeit Unter Mitarbeit von Irene Gysel Jeanne Pestalozzi und Marlis Stahli TVZ Zurich 2019 ISBN 978 3 290 18255 7 Hansmartin Decker Hauff Rudolf Seigel Hrsg Die Chronik der Grafen von Zimmern Handschriften 580 und 581 der Furstlich Furstenbergischen Hofbibliothek Donaueschingen 3 Bande Sigmaringen 1964 ff Irene Gysel Barbara Helbling Hrsg Zurichs letzte Abtissin Katharina von Zimmern 1478 1547 NZZ Verlag Zurich 1999 Regine Abegg Spatgotische Stuben und Flachschnitzfriese aus dem Hof der Fraumunster Abtissin Katharina von Zimmern im Schweizerischen Landesmuseum Mit einem Beitrag von Rachel Kyncl Analyse der Spruche in den ehemaligen Raumlichkeiten der Abtissin Katharina von Zimmern Hrsg vom Verein Katharina von Zimmern Typoskript Zurich 2008 Casimir Bumiller Bernhard Ruth Edwin Ernst Weber Hrsg Mazene Sammler Chronisten Die Grafen von Zimmern und die Kultur des schwabischen Adels Belser Verlag Stuttgart 2012 Peter Niederhauser Dolf Wild Hrsg Das Fraumunster in Zurich Von der Konigsabtei zur Stadtkirche Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zurich Band 80 Chronos Verlag Zurich 2012 Peter Vogelsanger Zurich und sein Fraumunster Eine elfhundertjahrige Geschichte 853 1956 NZZ Libro Zurich 1994 ISBN 3 85823 515 6 Susann L Pfluger Neujahrsblatt der Gesellschaft zu Fraumunster auf das Jahr 2017 Elftes Stuck Edition Gutenberg Band 11 Nr 11 Zurich 2017 ISSN 1663 5264 Caroline Arni Lauter Frauen Zwolf historische Portrats Echtzeit Basel 2021 ISBN 978 3 906807 23 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Katharina von Zimmern Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Katharina von Zimmern im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Katharina von Zimmern auf frauen und reformation de Irene Gysel Unsere gnadige Frau Katharina von Zimmern Frau vom Juli August 2017 Website der IG Feministische Theologinnen Irene Gysel Katharina von Zimmern 1478 1547 Vortrag beim Museumsverein Schaffhausen Februar 2021 auf YouTube Die weibliche Seite der Reformation In Zeitblende von Schweizer Radio und Fernsehen vom 2 Dezember 2017 Audio Einzelnachweise Bearbeiten Empfangszimmer der Katharina von Zimmern und Privatgemach der Abtissin Katharina von Zimmern in der Online Sammlung des Schweizerischen Nationalmuseums abgerufen am 3 November 2019 Christ von Wedel Abtissin S 130 143 Christ von Wedel Abtissin S 109 123 Erinnerungsort Katharina von Zimmern Auf der Website der Kunstlerin abgerufen am 3 November 2019 Barbara Hutzl Ronge Zurich Spaziergange durch 500 Jahre uberraschende Stadtgeschichte ISBN 978 3 03902 042 3 S 145 Normdaten Person GND 121500020 lobid OGND AKS LCCN no2009135071 VIAF 74710604 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Zimmern Katharina vonKURZBESCHREIBUNG letzte Abtissin des Fraumunsterklosters in ZurichGEBURTSDATUM 1478GEBURTSORT MesskirchSTERBEDATUM 17 August 1547STERBEORT Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Katharina von Zimmern amp oldid 236507088