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Dieser Artikel handelt von der Zeichnung in der Kunst zur Unterschrift siehe dort zur Unterzeichnung von Wertpapieremissionen siehe Uberzeichnung Die Unterzeichnung ist eine Vorzeichnung die sich auf der Grundierung oder der Imprimitur eines Gemaldes befindet und von einer oder mehreren Farbschichten bedeckt ist Sie ist der erste kunstlerische Arbeitsvorgang der vom Kunstler auf einem grundierten Bildtrager vorgenommen wurde Sie fixiert die wesentlichen Merkmale der mit Farbe auszufuhrenden Bildkomposition Mit Hilfe der Infrarotreflektografie wird die Unterzeichnung mit schwarzer Kreide unter der Malerei sichtbar Der Terminus Unterzeichnung ersetzt seit einiger Zeit den in der Kunstgeschichte ursprunglich verwendeten Begriff Vorzeichnung Letzterer wurde fur die Gemaldeforschung zu ungenau weil er sowohl die Skizze das heisst den Bildentwurf auf Papier oder Karton beinhaltet als auch die Vorzeichnung direkt auf dem Bildtrager Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Technik 3 Erforschung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseEntwicklung Bearbeiten nbsp Das Gemalde wurde nach der Unterzeichnung und vor der malerischen Ausfuhrung auf den Keilrahmen gespannt Dadurch ist auf dem Umschlag die Unterzeichnung sichtbar Bis etwa zur Mitte des 15 Jahrhunderts bildeten Vorzeichnung und Unterzeichnung noch eine Einheit Die Komposition wurde vom Kunstler direkt auf der Bildtafel entworfen Entsprach sie seinen Vorstellungen begann die farbige Ausfuhrung Etwa gegen Ende des 15 Jahrhunderts geschah die Bildvorbereitung immer haufiger uber Entwurfe und Studien ausserhalb des Bildtragers auf Papier oder Karton Erst die fertig durchgestaltete Vorzeichnung wurde auf den Bildtrager ubertragen Im Laufe des 16 Jahrhunderts nahm die Unterzeichnung an Detailgenauigkeit ab Unterzeichnungstechniken wurden variiert Vereinzelt findet man lavierte Unterzeichnungen 1 Anstelle ihrer ursprunglichen Funktion unsichtbar die Formen zu fixieren nahm die Unterzeichnung malerische Zuge an und wurde in den Malprozess integriert Technik Bearbeiten nbsp Bei Goldgrundtafeln wurde die Unterzeichnung an der Grenze zwischen Vergoldung und Farbauftrag in der Regel vorgeritzt Jedes Gemalde ist in der Regel in irgendeiner Form unterzeichnet Die Kunstgeschichte unterscheidet zwei Unterzeichnungstechniken 1 die Ritzung mit einer Nadel die z B an mittelalterlichen Goldgrundbildern nachzuweisen ist und 2 die Verwendung von Unterzeichnungsmitteln wie sie fur Handzeichnungen ublich sind Erst seit Anwendung der Infrarotuntersuchung IR im Rahmen der naturwissenschaftlichen Gemaldeflachenuntersuchung in den 1930er Jahren ist man in der Lage in einem gewissen Umfang durch opake Farbschichten hindurch zu sehen also Unterzeichnungen sichtbar zu machen und mit kunstwissenschaftlichen Methoden auszuwerten Bis dahin waren sie nur an unfertigen Bildern sichtbar wurden hier und da von einem Fachmann erahnt oder an Bildern erkannt die durch chemische oder physikalische Einflusse in ihrem Aufbau gelitten hatten etwa durch Verseifung bleiweisshaltiger Farbschichten oder durch Verputzung d h der teilweisen Zerstorung bei der Firnisabnahme Nur bei einer der seltenen Gemaldeubertragungen von einem zerstorten Bildtrager auf einen neuen wurden sie gelegentlich als Ganzes seitenverkehrt sichtbar Erforschung BearbeitenEine intensive Erforschung der Unterzeichnung und der Unterzeichnungstechnik begann erst in den 1950er Jahren mit den grundlegenden Untersuchungen Johannes Tauberts 2 Ein weiterer entscheidender Fortschritt gelang J R J van Asperen de Boer mit der Entdeckung der Infrarotreflektografie IRR und ihrer Moglichkeiten fur die Gemaldeforschung Die Auswertung der sichtbar gemachten Unterzeichnung erweitert die Moglichkeiten der stilkritischen Analyse und damit auch die Zuschreibung eines Gemaldes an einen Kunstler 3 Sie kann aber auch einen Einblick in den Ablauf einer Bildentstehung geben So hat man vereinzelt unter der Malschicht mittelalterlicher Tafelbilder in der Unterzeichnung Buchstabenkurzel entdeckt die vermuten lassen dass diese Vermerke fur die Mitarbeiter der Werkstatt gedacht waren in welcher Farbe sie die einzelnen Farbflachen ausfuhren sollten Der Meister entwarf mit Hilfe der Unterzeichnung die Komposition machte die notwendigen Angaben zur Farbgebung und begleitete deren Ausfuhrung bis zur Fertigstellung des Gemaldes nbsp Infrarotreflektographische Untersuchung zur Darstellung der Unterzeichnung eines Gemaldes von Lucas Cranach Caritas in der Kunsthalle Hamburg mit IRR Kamera Opus OsirisOftmals wurde die Unterzeichnung in der mittelalterlichen Malerei nicht vollstandig verborgen wofur verschiedene Grunde angefuhrt werden Zum einen konnte der nicht ganz deckende Farbauftrag eine Methode gewesen sein das in aufwendiger Farbschichtmalerei angelegte Bild schneller trocknen zu lassen und damit Zeit und Kosten einzusparen Zum anderen ware es moglich gewesen die Schattenschraffur absichtlich als Schattenzone der Malschicht zu verwenden um die Kosten fur dunkle Pigmenten einzusparen In den meisten Fallen sind die Unterzeichnungen vermutlich aber nur durch Verseifungsprozesse der bleiweisshaltigen Farbtone heute wieder mit blossem Auge zu sehen Die Unterzeichnung kann heute mit dem technischen Verfahren der Infrarotreflektografie oder vormals Infrarotfotografie mehr oder weniger gut sichtbar gemacht werden Dazu bestrahlt zunachst eine Infrarotlichtquelle das Untersuchungsobjekt Die Reflexion der weissen Grundierung und der darauf befindlichen dunkleren Unterzeichnungslinien wird von einer Infrarotkamera aufgenommen und in einem angeschlossenen PC verarbeitet Die resultierenden Einzelbilder werden mit Grafikprogrammen zu einem sogenannten Infrarotreflektografiemosaik zusammengesetzt Die kunsthistorische Forschung erhofft sich mit dieser vergleichsweise jungen technischen Hilfestellung die Zuschreibung von Gemalden zu einzelnen Malern verbessern zu konnen indem u a charakteristische Merkmale der Unterzeichnung mit namentlich uberlieferten Handzeichnungen der Kunstler verglichen werden Zudem konnen auch Argumente fur Erstversionen und Duplikate von der Hand desselben Kunstlers oder von Schulern gesammelt werden Existieren zwei nahezu gleichartige Tafelmalereien eines Kunstlers so kann man annehmen dass eine Version in der die Unterzeichnung sich von der finalen Malausfuhrung z B in der Komposition des Motivs oder kleiner Details unterscheidet wahrend der Herstellung vom Urheber neu entworfen und im Prozess spontan verbessert wurde sogenannte Second Thoughts Ein Duplikat oder eine Kopie enthalt demgegenuber meist keine von der Unterzeichnung unterschiedenen nachtraglichen Verbesserungen in der Malschicht da das gesamte Motiv bereits einmal zufriedenstellend entworfen und ausgefuhrt war und die Unterzeichnung nur noch diese Vorlage kopierte Literatur BearbeitenDavid Bomfort Hrsg Underdrawings in Renaissance Paintings Art in the making National Gallery Comp London 2002 ISBN 1 85709 987 7 Knut Nicolaus DuMont s Bild Lexikon zur Gemaldebestimmung DuMont Buchverlag Koln 1982 ISBN 3 7701 1243 1 Knut Nicolaus DuMont s Handbuch der Gemaldekunde DuMont Buchverlag Koln 2003 ISBN 3 8321 7288 2Einzelnachweise Bearbeiten z B Lucas van Leyden Jungstes Gericht Rijksmuseum Amsterdam Johannes Taubert Zur kunstwissenschaftlichen Auswertung von naturwissenschaftlichen Gemaldeuntersuchungen Dissertation Msch Ms Marburg 1956 J R J van Asperen de Boer Recent Developments in Infrared Reflektography of Paintings and its Applications in Art History Hrsg International Council of Museums Committee for Conservation Madrid 1972 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Unterzeichnung amp oldid 226462314