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Leimung bzw Leimen ist ein Verfahren in der Papierherstellung und hat nichts mit Kleben im alltaglichen Verstandnis zu tun Sie dient der Verbesserung wichtiger Papiereigenschaften und hat ihren Ursprung in chinesischen Techniken aus dem 3 Jahrhundert 1 2 Der Begriff leitet sich vom Tierleim ab der fruher zu diesem Zweck verwendet wurde Papiertechnologen unterscheiden die Oberflachenleimung dunner Leimauftrag auf die Oberseite der Papierbahn des Papierblattes und die Masseleimung Zugabe von Leimstoffen vor der Blattbildung in der Fasermasse Die Leimung dient in erster Linie 1 der Steuerung der Saugfahigkeit zur Verbesserung der Beschreibbarkeit und 2 der Verbesserung der Oberflache und der Festigkeit des Papiers zur Verbesserung von Bedruckbarkeit Glanz Glatte Rupffestigkeit und Staubbildung Je nach Menge der Leimzugabe unterscheidet man ungeleimte Papiere Viertelleimung Halbleimung Dreiviertelleimung und Vollleimung Wenn dem Bindemittel bei der Oberflachenleimung auch Pigmente beigegeben werden erhalt man eine Streichfarbe die zum Streichen des Papiers verwendet wird Ohne Leimung wurden Schreibtinten auf dem Papier verlaufenInhaltsverzeichnis 1 Oberflachenleimung 2 Masseleimung 3 Historische Leimungsmittel 4 Heutige Leimungsmittel 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseOberflachenleimung BearbeitenDie Oberflachenleimung erhoht die Oberflachenfestigkeit Rupf und Radierfestigkeit verringert die Staubneigung und verbessert Farbaufnahme und Beschreibbarkeit Auf ungeleimtem Papier zum Beispiel Kuchenkrepp Losch oder Toilettenpapier verlaufen wasserbasierte und niedrigviskose Schreibmaterialien wie Tinte oder Tusche Die hohe Kapillaritat Saugfahigkeit des Papieres verhindern ein sauberes Schriftbild Leimung verringert die innere Oberflachenspannung des Papiervlieses und somit die Kapillaritat Leimung bzw Leimen das teilweise Hydrophobieren von Papier um es beschreib oder mit wassrigen oder losemittelhaltigen Druckfarben bedruckbar zu machen Statt des Begriffes Leimung kann sinngemass der Begriff Impragnierung verwendet werden Im englischen Sprachraum verwendet man auch korrekterweise sizing anstatt glueing was von der wichtigsten Eigenschaft der Leimung namlich der Hydrophilie verringerung und somit der Saugfahigkeitsbegrenzung abgeleitet ist Als Mass fur die vergleichbare Wasseraufnahme gibt es den sogenannten Cobb Wert Dieser Wert gibt an wie viel Gramm Wasser von einem Quadratmeter Papier unter normierten Bedingungen aufgenommen werden kann Papier mit einem Gewicht von etwa 80 g m2 soviel wiegt normales Kopierpapier nimmt ungeleimt etwa 100 120 g m2 Wasser auf Nachdem es geleimt wurde betragt die Wasseraufnahme nur noch etwa 20 25 g m2 Papier mit zu geringer Wasseraufnahme lasst die Tinte und Druckfarbe nicht schnell genug einziehen so dass diese verwischen kann Eine Uberleimung kann im Extremfall zum Abperlen eines Schreibstoffes von der Papieroberflache fuhren Masseleimung BearbeitenBei der Leimung werden die hydrophob wirkenden Harzteilchen an den Oberflachen der Fasern fixiert es verbleiben aber auch freie Harzteilchen freier Leim Freier Leim setzt in der Butte die Bindungsfahigkeit der Fasern ab indem er die bindungsfahigen Fibrillenenden besetzt und somit eine Verkettung beim Trocknen verhindert Reisslange und Berstfestigkeit nehmen mit steigendem Leimeinsatz ab Historische Leimungsmittel BearbeitenAls Leimungsmittel wurden in den fruhen ostasiatischen und arabischen Papieren naturliche Starke und verschiedene Pflanzenschleime verwendet vegetabile Leimung Spater als das Wissen um die Papierherstellung nach Europa gekommen war verwendete man Tierleim oder Hautleim daher auch der Name Sowohl Tierleim Gelatinelosung als auch Starkelosung lassen sich sinnvoll nur als Oberflachenleimung einsetzen da ihre Eigenretention zu gering fur einen Einsatz in der Masse ist Das damit geleimte Papier ist zwar sehr gut gegen Umwelteinflusse und Schreibstoffe geschutzt es ist jedoch nicht radierfest Bis nach 1810 zog man die Papiere einzeln durch heissen tierischen Leim und verbesserte durch die Oberflachenleimung ihre Qualitat Seit etwa 1806 benutzt man vorher modifizierte durch Kochen mit Lauge verseifte Baumharze uberwiegend Kolophonium Harzleim in der Masse Die Leime enthalten meist noch zahlreiche weitere Substanzen wie Tallharz oder andere tierische oder pflanzliche Leime sowie Kunstharz zusatze 3 4 5 Die neuartigen Harzseifen hatten allerdings den Nachteil nicht auf den Zellulosefasern zu haften Um eine Haftfahigkeit zu erreichen wird durch vorheriges Beizen der Zellulosefasern mit Alaun dem Kalium Aluminium Sulfat eine Fixierung erreicht Die sogenannte saure Fallung der verseiften Harze in der Papiermaschine oder Butte erfolgte zuerst durch die Aluminiumionen des Kalialaun und spater durch die des billigeren Aluminiumsulfats Das entsprach den uberlieferten Erfahrungen der Papiermacher mit Alaun 6 Da in beiden Fallen zur Verhinderung freien Leims und zur Verbesserung der maschinellen Verarbeitung mit einem Uberschuss an freien Aluminiumionen gegenuber den reaktionsfahigen kolloiden Leimsubstanzen gearbeitet werden muss entsteht ein schwach sauer reagierendes Papierprodukt das nicht alterungsbestandig ist Das Papier wird namlich bei Zutritt von Luftfeuchte Schwefelsaure von innen heraus geschadigt katalytisch verursachte Cellulosedegradation Das Papier verfarbt sich von hellgelb bis dunkelbraun wird bruchig reisst an Randern und Ecken ein schliesslich kommt es zum Papierzerfall Holzschliff altert schneller als Zellstoff Beim Zusammentreffen von Holzschliff und saurer Harzleimung kann ein Papier nicht alterungsbestandig sein Durch Hydrolyse des im Papier verbliebenen Alaungehaltes gleichgultig ob es sich um Zellstoffpapiere oder Holzschliffpapiere handelt entstand partiell Schwefelsaure die zur Ubersauerung und zum beschleunigten Abbau der Papiere des 19 und 20 Jahrhunderts fuhrte Allerdings wurden auch tierisch geleimte alte Hadernpapiere mit Alaun behandelt Dem Tierleim wurde auch Kalkmilch zur Klarung zugesetzt gefolgt von Alaunlosung 7 8 Heutige Leimungsmittel BearbeitenDas modernste und papierschonendste Verfahren ist die aktuell gebrauchliche synthetische Leimung Verwendet werden dabei vorrangig hydrophobierend wirkende Polymere zum Beispiel Copolymere aus Styrol und Acrylsaureestern oder Maleinsaure alkylierte Ketendimere AKD Leimung oder Alkenylbernsteinsaureanhydride ASA Leimung In der Oberflachenleimung kommen auch Starke Starkederivate Ether Ester Tierleim Casein Paraffin Wachs Celluloseester Methylcellulose Natrium Carboxymethylcellulosen zum Einsatz Als Leimungshilfsmittel dienen Alginate und Manno Galactane Glucomannane 9 Siehe auch BearbeitenSchlichte Fertigungstechnik Literatur BearbeitenHans H Hofer und Josef Weigel Moglichkeiten der Papierleimung In H Bansa Hrsg Zeitschrift fur Bibliothekswesen und Bibliographie Dauerhaftigkeit von Papier Vortrage des 4 Internationalen Graphischen Restauratorentages 1979 Sonderh 31 Klostermann 1980 ISBN 3 465 01448 0 S 82 90 Online PDF 356 kB auf iada home org abgerufen am 31 Oktober 2023 Gunter Engelhardt Klaus Granich Klaus Ritter Das Leimen von Papier Fachbuchverlag Leipzig 1972 DNB 730155331 Kurt Hess Die Chemie der Zellulose und ihrer Begleiter Akademische Verlagsgesellschaft Leipzig 1928 OCLC 313883984 Andreas Pingel Keuth Papierproduktion Von Zellstoff zu Filtertute Schreibpapier In Chemie in unserer Zeit 2005 39 6 S 403 409 doi 10 1002 ciuz 200500234 Optimierung der First Pass Retention bei Erhaltung der guter Blattformation PTS Forschungsbericht F Bruning 01 2006 Abruf auf https docplayer org Masseleimung PDF 595 kB auf gruberscript net abgerufen am 21 Oktober 2016 Starkeeinsatz im Papier und deren Dosiereinrichtungen PDF 1 02 MB auf gernsbacher meister de abgerufen am 24 Oktober 2016 Einzelnachweise Bearbeiten Joseph Needham Science and Civilisation in China Vol 5 Chemistry and chemical technology Cambridge University Press 1985 ISBN 0 521 08690 6 S 73 Wolfgang Schlieder Papier Traditionen eines alten Handwerks Fachbuchverlag Leipzig 1985 ISBN 978 3 343 00346 4 S 10 Carl Zerbe Mineralole und verwandte Produkte 2 Auflage 2 Teil Springer 1969 ISBN 978 3 642 87510 6 S 696 Erich Siebel Rudolph Korn Friedrich Burgstaller Handbuch der Werkstoffprufung 2 Auflage 4 Band Springer 1953 ISBN 978 3 662 21990 4 S 68 Vgl Moritz Friedrich Illig Anleitung auf eine sichere einfache und wohlfeile Art Papier in der Masse zu leimen Als Beitrag zur Papiermacherkunst Forschungsstelle Papiergeschichte Mainz 1959 DNB 452205972 Nachdruck der Originalausgabe von 1807 Otto Lange Chemisch Technische Vorschriften 2 Band 3 Auflage Springer 1923 ISBN 978 3 662 31454 8 S 161 176 Werner Griebenow Alterungserscheinungen bei Papier vorwiegend aus chemischer Sicht In Restauro Zeitschrift fur Kunsttechniken Restaurierung und Museumsfragen Vol 97 No 5 S 329 335 Online Memento des Originals vom 26 Oktober 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und 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