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Alkylierte Ketendimere oder Alkylketendimere AKD basieren auf dem viergliedrigen Ringsystem des 2 Oxetanons das auch zentrales Strukturelement des Propiolactons und des Diketens ist Am Oxetanring von technisch relevanten Alkylketendimeren befinden sich in 3 Position eine C12 C16 Alkylgruppe und in 4 Position eine C13 C17 Alkylidengruppe Allgemeine Struktur der Alkylketendimere AKD R ist eine Alkylgruppe Die Hauptanwendung alkylierter Ketendimere liegt in der Masseleimung auch als Schlichtung engl sizing bezeichnet von Papier Pappe und Karton sowie in der Hydrophobierung von Cellulosefasern Die derart modifizierten Papierprodukte zeichnen sich durch hohere mechanische Festigkeiten und geringere Penetration von Wasser Druckfarben oder Tinten aus Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Herstellung 3 Verwendung 3 1 Alkylierte Ketendimere als Papierleimungsmittel 3 2 Papierleimung mit alkylierten Ketendimeren 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEdgar Wedekind publizierte bereits 1901 die Synthese von Alkylketendimeren bei der Reaktion von Carbonsaurechloriden mit tertiaren Aminen 1 hielt die Umsetzungsprodukte jedoch fur Polymere 2 nbsp Synthese von Alkylketendimeren AKD Da die Molekulargewichtsbestimmungen der fruhen Autoren immer auf ein Mehrfaches der Atomgruppierung R1R2CH C O hinwiesen wurden z B fur das Umsetzungsprodukt aus Isobutyrylchlorid und Triethylamin eine Diketonstruktur mit Cyclobutanring vorgeschlagen 3 bzw aus Propionylchlorid und Tripropylamin ein so genanntes Pyronon postuliert 4 5 nbsp Alternative Strukturen von DimerisierungsproduktenDie Identifizierung der primaren Umsetzungsprodukte von Carbonsaurechloriden mit a standigen Wasserstoffatomen mit tertiaren Aminen als Ketene durch Hermann Staudinger 6 7 und Norman Thomas Mortimer Wilsmore 8 und die Charakterisierung der Ketene als hochreaktive Verbindungen Ethenone die in einer dimerisierenden 2 2 Cycloaddition 2 Oxetanone mit 4 standiger Alkylidengruppe bilden brachten allmahlich Klarheit uber die Konstitution der alkylierten Ketendimere Erschwert wurde die Konstitutionsaufklarung durch die unterschiedlichen Dimerisierungsprodukte von Ketenen So dimerisiert das einfache Keten H2C C O zu Diketen 4 Methylen 2 oxetanon wahrend substituierte Ketene wie das aus Isobutyrylchlorid mit Triethylamin gebildete Dimethylketen Me2C C O in einer Kopf an Schwanz Addition zum 2 2 4 4 Tetramethyl 1 3 cyclobutandion dimerisiert 3 9 nbsp Dimerisierung von Dimethylketen zum Tetramethyl 1 3 cyclobutandionDas 2 2 4 4 Tetramethyl 1 3 cyclobutandion lasst sich leicht zu Dimethylketendimer 4 Isopropyliden 3 3 dimethyl 2 oxetanon isomerisieren 10 nbsp Isomerisierung von Tetramethyl 1 3 cyclobutandion zum DimethylketendimerDie Synthese und Charakterisierung von Hexadecylketendimer einer Schlusselsubstanz fur in der Papierindustrie verwendete AKD wurde erstmals 1945 in einem Patent 11 und 1947 in einer Publikation 12 beschrieben Eine quantenchemische Betrachtung schliesst die Bildung eines Cyclobutandions bei der Dimerisierung von n Alkylketenen R CH C O aus und favorisiert die Bildung der thermodynamisch stabilsten 2 Oxetanonstruktur 13 Herstellung BearbeitenDie industrielle Synthese von alkylierten Ketendimeren damals noch als Ketoethenone bezeichnet wurde 1945 aus langkettigen Carbonsaurechloriden in inerten Losungsmitteln wie z B Diethylether oder Benzol mit Triethylamin als tertiarem Amin unter wasserfreien Bedingungen patentiert 11 Nach Abfiltrieren des unloslichen Triethylaminhydrochlorids und Abdestillieren des Losungsmittels werden langkettige Alkylketendimere in Ausbeuten bis uber 90 erhalten nbsp Synthese von C18 AKD aus StearoylchloridDer Einsatz anderer Losungsmittel wie z B Carbonsaureester oder Ketone zur leichteren Abtrennung der Trialkylamin hydrochloride 14 oder anderer Amine wie z B N N N N Tetramethyl 1 6 hexandiamin 15 bringt keine entscheidenden Vorteile Verfahren ohne Verwendung von Losungsmitteln sind ebenfalls beschrieben wobei das entstehende Aminhydrochlorid entweder abfiltriert oder mit verdunnten wassrigen Sauren extrahiert wird 16 Ein kontinuierliches Verfahren bei dem langkettiges Carbonsaurechlorid und tertiares Amin z B Dimethylisopropylamin Dimethylcyclohexylamin oder Triethylamin ohne Losungsmittel getrennt einem Rohrreaktor einem Kneter oder bevorzugt einem Zweischneckenextruder oder Planetwalzenextruder zugefuhrt und bei Temperaturen zwischen 90 und 110 C zur Reaktion gebracht wird liefert bei kurzen Reaktionszeiten Lactongehalte uber 90 Die Aufarbeitung erfolgt wiederum durch Phasentrennung oder saure Extraktion 17 Verwendung BearbeitenAlkylierte Ketendimere als Papierleimungsmittel Bearbeiten Die Probleme mit der seit dem fruhen 19 Jahrhundert eingefuhrten sauren Aluminiumsulfat vermittelten Masseleimung von Papier mit alkalisch aufgeschlossenen Kolophoniumharzen s auch Papierzerfall fuhrten neben der Verwendung von alkalischen Flockungsmitteln wie z B Kreide oder Calciumcarbonat als so genannte Alkalireserve zur Suche nach Alternativmaterialien zur Leimung im neutralen oder alkalischen Milieu Neben den deutlich reaktiveren aber in Gegenwart von Wasser schnell hydrolysierenden Alkenylbernsteinsaureanhydriden nbsp Strukturformel von C18 Alkenylbernsteinsaureanhydrid ASA haben sich die alkylierten Ketendimere beginnend in den 1950er Jahren 18 ab den 1960er Jahren als bevorzugte Oberflachen und Masseleimungsmittel in der Papierindustrie durchgesetzt Industriell verwendete AKD leiten sich von Fettsauren mit Kettenlangen zwischen C14 Myristinsaure bis C22 Behensaure ab bevorzugt wird Palmityl C16 diketen und Stearyl C18 keten und deren Mischungen sowie Fettsauregemische aus der Hydrolyse tierischer und pflanzlicher Fette in der angegebenen Kettenlangenverteilung eingesetzt Wegen der Kettenlange der ursprunglichen Fettsauren sind AKD wachsartige Feststoffe mit Schmelzpunkten zwischen 42 und ca 70 C d h Mischungen aus alkylierten Ketendimeren und Wasser sind bei Temperaturen unter 40 C Dispersionen bei Temperaturen oberhalb 45 C Emulsionen Wenig gebrauchlich sind flussige AKD basierend auf ungesattigten Fettsauren wie z B Olsaure oder verzweigten Fettsauren wie z B Isostearinsaure Wassrige Alkyldiketendispersionen enthalten meist 10 20 Gew AKD sowie auch als Retentionshilfsmittel aktive Schutzkolloide besonders Polykationen wie z B kationische Starke Copolymere aus N Vinylpyrrolidon und quaterniertem 1 Vinylimidazol acylierte Polyethylenimine 19 oder kationische hochmolekulare Mittlere molare Masse bis 7 Mio g mol Polyacrylamide C PAM und weitere Stabilisatoren meist anionische Tenside wie z B Ligninsulfonate oder Kondensationsprodukte aus Naphthalinsulfonsaure Natriumsalz und Formaldehyd 20 Derart stabilisierte AKD Dispersionen sind bei Raumtemperatur bis zu drei Monaten aktiv und stabil und vertragen auch die Zugabe unterschiedlicher Fullstoffe fur Papiere Pappen oder Kartons wie z B Kaolin Kreide Talkum Titandioxid Calciumsulfat Aluminiumoxid usw in Gewichtsanteilen von 5 bis 25 Die zur Leimung von Papier und Papierprodukten eingesetzten Mengen an Alkylketendimer betragen vorzugsweise 0 15 bis 0 8 Gew mitunter auch 0 05 bis 0 2 Gew 17 bezogen auf den trockenen Papierstoff Papierleimung mit alkylierten Ketendimeren Bearbeiten Fur die Papierleimung mit AKD wurde ein dreistufiger Prozess vorgeschlagen der trotz kontroverser Diskussionen in den 1990er Jahren am besten die ablaufenden Prozesse wiederzugeben und die erzielten Ergebnisse zu erklaren scheint 21 Entscheidende Kriterien fur die Gute der Hydrophobierung von Papieren sind1 die Retention d h die Ruckhaltung der AKD Partikel auf der feuchten Papiermasse auf dem Papiersieb2 die Spreitung d h die Ausbreitung der AKD Partikel auf der Oberflache und die Durchdringung der Papiermasse3 die chemische Reaktion der Hydroxygruppen der Cellulose Veresterung mit den alkylierten Ketendimeren unter Ausbildung von beta Ketocarbonsaure Estern nbsp Reaktion von Alkylketendimeren AKD mit CelluloseAd 1 Entscheidend sind hier der molekulare Aufbau d h molare Masse und Vernetzungsgrad die chemische Natur d h die molare Ladungsdichte an kationischen Gruppen die exakte Dosierung des kationischen Polymers als Dispersionsstabilisator und Retentionshilfsmittel sowie die Einhaltung der sonstigen Prozessparameter wie Temperatur pH Wert und Verweilzeiten Ad 2 Nach Entfernen des uberschussigen Wassers auch zur Vermeidung der Hydrolyse des AKD zur beta Ketosaure und anschliessender Decarboxylierung zum Keton nbsp Hydrolyse von Alkylketendimeren zu beta Ketosauren und Decarboxylierung zum Ketonerfolgt das Aufbrechen der stabilisierten AKD Partikel auf der Rohpapiermasse das Aufschmelzen des festen AKD Wachses bei ca 90 C das Spreiten des flussigen AKD Wachses durch Oberflachendiffusion auf den Cellulosefasern und die Ausbildung moglichst geschlossener hydrophober Schichten deren Dicke von der AKD Konzentration in der Dispersion abhangt 22 Ad 3 Die Hydrophobierung von Cellulosefasern mit alkylierten Ketendimeren erfolgt am effektivsten im neutralen bevorzugt schwach alkalischen pH Wert 7 5 9 0 Milieu Die Reaktionstemperatur betragt meist 90 110 C wobei ungefahr 40 des eingesetzten AKD mit der Cellulose reagiert 21 Die nach der Reaktion gemessenen Kontaktwinkel von gt 100 weisen auf den hydrophoben Charakter der AKD modifizierten Modelloberflachen hin Die Veresterung von Hydroxygruppen von Cellulosefasern konnte auch durch Vergleichsreaktionen mit 14C markierten AKD nachgewiesen werden 21 Die Leimung mit AKD eignet sich fur die dauerhafte Hydrophobierung von Zeitungs Druck und Schreibpapieren und von Kartons als Behalter fur Flussigkeiten auch fur Lebensmittel wie z B Milch sowie fur die Verbesserung der Formstabilitat von Papierprodukten und der Laufeigenschaften von Papiermaschinen Literatur BearbeitenJ C Roberts Paper Chemistry 2nd Edition Hrsg J C Roberts Chapman amp Hall London 1996 ISBN 0 7514 0236 2 D Johnson Applications of Wet End Paper Chemistry 2nd Edition Hrsg I Thorn C O Au Springer Netherlands 2009 ISBN 978 1 4020 6037 3 S 73 112 Einzelnachweise Bearbeiten E Wedekind Ueber die Gewinnung von Saurechloriden mit Hulfe von tertiaren Aminen In Ber Dtsch Chem Ges Band 34 Nr 2 1901 S 2070 2077 doi 10 1002 cber 19013402122 E Wedekind Ueber das Verhalten einiger Saurechloride bei der Chlorwasserstoffentziehung In Liebigs Ann Chem Band 323 Nr 2 1902 S 246 257 doi 10 1002 jlac 19023230206 a b E Wedekind W Weisswange Ueber die Synthese eines Diketons der Cyclobutanreihe In Ber Dtsch Chem Ges Band 39 Nr 2 1906 S 1631 1646 doi 10 1002 cber 19060390287 E Wedekind J Haeussermann Pyrononsynthesen mit Hilfe der Tertiarbasenreaktion I In Ber Dtsch Chem Ges Band 41 Nr 2 1908 S 2297 2302 doi 10 1002 cber 190804102135 E Wedekind J Haussermann W Weisswange M Muller Pyrononsynthesen mit Hilfe der Tertiarbasenreaktion II In Liebigs Ann Chem Band 378 Nr 3 1911 S 261 292 doi 10 1002 jlac 19113780302 H Staudinger Ketene eine neue Korperklasse In Ber Dtsch Chem Ges Band 38 Nr 2 1905 S 1735 1739 doi 10 1002 cber 19050380283 H Staudinger H W Klever Uber Ketene 5 Mitteilung Reaktionen des Dimethylketens In Ber Dtsch Chem Ges Band 40 Nr 1 1907 S 1149 1153 doi 10 1002 cber 190704001170 N T M Wilsmore A W Stewart Keten Bemerkungen zu der Abhandlung der HHrn Staudinger und Klever In Ber Dtsch Chem Ges Band 41 Nr 1 1908 S 1025 1027 doi 10 1002 cber 190804101202 R Huisgen P Otto The mechanism of dimerization of dimethylketene In J Am Chem Soc Band 90 Nr 19 1968 S 5342 5343 doi 10 1021 ja 01021a090 R H Hasek R D Clark G L Mayberry DIMETHYLKETENE b LACTONE DIMER In Organic Syntheses 48 1968 S 72 doi 10 15227 orgsyn 048 0072 Coll Vol 5 1973 S 1103 PDF a b Patent US2369919 Ketoethenones and process therefor Angemeldet am 13 Oktober 1938 veroffentlicht am 20 Februar 1945 Anmelder E I du Pont de Nemours amp Co Erfinder J C Sauer J C Sauer Ketene dimers from acid chlorides In J Am Chem Soc Band 69 Nr 10 1947 S 2444 2448 doi 10 1021 ja 01202a058 Z Zhang G Li G Hu Y Sun Theoretical research on the mechanism of the dimerization reaction of alkyl ketenes In J Chem Band 2013 2013 doi 10 1155 2013 481586 Patent US5484952 Process for the manufacture of alkyl ketene dimer Angemeldet am 5 Mai 1994 veroffentlicht am 16 Januar 1996 Anmelder Hercules Inc Erfinder T F Nolan B M Stubbs Patent US7960497B2 Preparation of alkyl ketene dimers Angemeldet am 3 Januar 2007 veroffentlicht am 14 Juni 2011 Anmelder Hercules Inc Erfinder D A Gerstenhaber Patent US5344943 Long chain ketene dimers Angemeldet am 29 Dezember 1992 veroffentlicht am 6 September 1994 Anmelder Akzo Nobel B V Erfinder N Brolund a b Patent WO03045936A1 Method for producing alkyl ketene dimers Angemeldet am 19 November 2002 veroffentlicht am 5 Juni 2003 Anmelder BASF AG Erfinder R Ettl M Winter T Freund T Kessler G Grimm Patent US2627477 Higher alkyl ketene dimer emulsion Angemeldet am 6 Oktober 1949 veroffentlicht am 3 Februar 1953 Anmelder Hercules Powder Co Erfinder W F Downey Patent WO9626318 Aqueous alkyldiketene dispersions and the use thereof as glue for paper Angemeldet am 7 Februar 1996 veroffentlicht am 29 August 1996 Anmelder BASF AG Erfinder R Ettl P Lorencak G Scherr W Reuther G Glas Patent WO2007141197A1 Aqueous alkylketene dimer dispersions Angemeldet am 1 Juni 2007 veroffentlicht am 13 Dezember 2007 Anmelder BASF AG Erfinder C Hamers A Brockmeyer M Schmid K Lorenz U Riebeling a b c T Lindstrom T Larsson A note on AKD sizing an investigation of real and apparent contradictions in literature regarding spreadin diffusion of AKD on cellulose Report no 81 Hrsg STFI Packfors 2005 innventia com PDF J Lindfors J Sahmi J Laine P Stenius AKD and ASA model surfaces preparation and characterization In BioResources Band 2 Nr 4 2007 S 652 670 ncsu edu PDF 938 kB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alkylierte Ketendimere amp oldid 224367752