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Reckingen ist ein Ortsteil der baden wurttembergischen Gemeinde Kussaberg im Klettgau im Landkreis Waldshut Der Ortsteil hatte 2022 339 Einwohner 1 Der Brunnen in der Ortsmitte im Hintergrund das Maskenmuseum Scheune Die Ortschaft liegt direkt am Hochrhein und ist Namensgeberin des in der Nahe liegenden deutsch schweizerischen Kraftwerks Reckingen Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Lage und Zugehorigkeiten 3 Dorfleben 4 Geschichte 4 1 Romer 4 2 Mittelalter 4 3 Machtzentrum Kussaburg 4 4 Herrschaft Kussenberger Tal 4 5 Reckinger Eigenstandigkeiten 4 6 Spatmittelalter 4 7 Herrschaftswechsel Ende des 17 Jahrhunderts 4 8 18 Jahrhundert 4 9 19 Jahrhundert 5 20 Jahrhundert 5 1 Nachkriegszeit 6 Literatur 7 EinzelnachweiseName BearbeitenReckingen bei den Angehorigen des Raco nach H W Mayer 1926 2 Heimatforscher Emil Muller Ettikon schreibt dass im St Galler Urkundenbuch im Jahre 885 ein Recco genannt wird und auch im Schweizer Rekingen AG gegenuber am Rhein wird der Namensursprung mit bei den Leuten des Recco interpretiert Der Ort dort hiess fruher Reccingun Lage und Zugehorigkeiten BearbeitenDer Hochrhein zwischen Reckingen und Rekingen bildet hier die Deutsch Schweizer Grenze Westlich mit der Landesstrasse L 163 verbunden liegt als Nachbarort Rheinheim nach Osten hin Lienheim Nordlich verlauft eine Hugelkette des Sudranden der ostlich der Ortschaft direkt das Flussufer erreicht Die Uferstrasse wurde wahrscheinlich schon in der Romerzeit trassiert Seit fruhen Zeiten bestand eine Fahrverbindung zwischen Reckingen und Rekingen Schweiz nach Hans Matt Willmatt wurde eine Drahtseilfahre 1865 eingerichtet und durch den Bau des Kraftwerks ab 1936 mit seinem Bruckenweg uberflussig 3 nbsp Gasthaus zum Rheintal 1925Dorfleben BearbeitenIn einer amtlichen Aufstellung 1809 wird in Reckingen ein Zapfenwirtshaus genannt 4 Heute befindet sich im Ort das Gasthaus zum Rheintal Dort besteht seit 50 Jahren ein Stammtisch begrundet von Hermann Schwab von November 1969 bis 1 Januar 1973 Burgermeister der Gemeinde Reckingen 5 Geschafte sind im Ort nicht mehr vorhanden Offentliche Einrichtungen sind das Dorfgemeinschaftshaus und eine Waldhutte mit Rastplatz In Reckingen aktiv sind ein Turnverein ein Narrenverein die Guggemusik Schnorri Platzer und eine DLRG Ortsgruppe Weit uber den Ort hinaus bekannt ist das Freibad in dem auch Veranstaltungen und Jugendzeltlager stattfinden In der Saison 2019 wurden knapp 20 000 Besucher erwartet 6 Reckingen gehort zur Pfarrei Rheinheim Die Ortskapelle ist dem hl Josef geweiht 19 3 Sie liegt mitten im Dorf und tragt die Jahreszahl 1795 Bis 1806 gehorte der Ort zur Landgrafschaft Klettgau Nach der Volkszahlung im Juni 1925 hatte Reckingen 138 Einwohner 7 Geschichte BearbeitenDurch die gunstige Lage am Rhein mit Ubersetzmoglichkeit eventuell auch einer Furt war der Ort schon urzeitlicher Siedlungsplatz und fruhalamannisches Dorf In seiner geografischen Lage als Grenzort nach Osten war Reckingen fur die Herrschaften der Kussaburg von Bedeutung Fruhgeschichte Im Gewann Oberhofen konnte 1939 bei den Baggerarbeiten fur das Kraftwerk Reckingen das Bruchstuck einer Streitaxt aus dem Rheinkies geborgen werden Vermutlich einer doppelschneidigen Streitaxt vom Typus Grenzach Verbleib Heimatmuseum Waldshut Inv Nr Wa 476 8 Romer Bearbeiten In romischer Zeit dienten dem Ubergang uber den Strom 3 Brucken die heute 1926 einwandfrei nachgewiesen sind Die ostliche befand sich ungefahr in der Mitte zwischen Rheinheim und Reckingen beim Muhlacker Die beiden anderen befanden sich zwischen dem heutigen Bad Zurzach und Rheinheim 9 Den Flurnamen Unterwiehlen im Grundbuch 1631 Hanffeld in Unterweilen 1774 zu unterwylen deutete Emil Muller Ettikon Der Name deutet auf eine Romersiedlung hin wie sie in Gurtweil oder Weilheim gefunden wurde Romischer Gutshof Gurtweil Die Begriffe wyl wiehl weil sind von villa abgeleitet Im Matzental im mazen dal gelagen 1629 Dort soll fruher ein Hof gestanden haben 10 Der Klettgau Archaologe Jurgen Trumm vermutet dass dies bereits schon ein romischer Gutshof gewesen sein konnte Gegenuber Reckingen auf der anderen Seite des Flusses wurde 1956 bei Bauarbeiten fur die Turnhalle in Rekingen ein romischer Gutshof entdeckt der um 50 n Chr entstanden sein soll Er wurde bei der zweiten grossen Angriffswelle der Alamannen um 260 n Chr niedergebrannt Bis 370 n Chr hielten die Romer vermutlich noch Regionen nordlich des Rheins bevor sie sich dann hinter den Fluss als Grenzlinie zuruckzogen zwei Wachturmfundamente wurden gegenuber bei Rekingen entdeckt und Mitte des 5 Jahrhunderts vollstandig abzogen Durch das lange auch friedliche Gegenuber war es zu Austausch und Handel zwischen beiden Seiten gekommen und auch die keltisch romanische Bevolkerung blieb verschont Das Grenzland sei jedoch dann erst allmahlich besiedelt worden und nach Ortsnamenforschern so Emil Muller Ettikon sei der erste alamannische Ort in der Raumschaft Reckingen gewesen 11 Mittelalter Bearbeiten nbsp Ausstellung einer Urkunde im Mittelalter Zeichnung Wolf Pabst In der Vergabeurkunde des Grafen Gotsberg an das Kloster Rheinau vom Jahre 876 ist neben anderen Orten im Klettgau auch Reckingen erstmals genannt 12 Der Klettgauer Landgraf schenkte sein Gebiet an das Kloster und machte sich danach zum Abt des Klosters es war eine in dieser Zeit haufig praktizierte Massnahme des mittleren und kleinen Adels um in dem zerfallenden Frankenreich eigenen Besitz vor dem Zugriff starkerer Adelshauser zu retten HintergrundAb dem Jahre 800 hatte Karl der Grosse als Kaiser das Frankische Reich zur bestimmenden Macht in Mittel und Sudeuropa ausgebaut die Christianisierung war durchgesetzt die Dynastie der Karolinger baute erstmals einen umfassend organisierten Staat auf Das Teilungsprinzip in der Erbschaftsfolge fuhrte jedoch allmahlich zu mehreren Reichsteilungen die zu inneren Kampfen und Krisen und schliesslich zum Zerfall der weltlichen Macht fuhrten Bestand hatten die auch zu wirtschaftlichen Mittelpunkten herangewachsenen Kloster In den Nachfolgekampfen konnte die Dynastie der ursprunglich sachsischen Ottonen den Reichsverbund ab Mitte des 10 Jahrhunderts wieder stabilisieren Zuvor war es auch im Suden der damaligen Alamannia um 920 und 944 zu grausamen Plunderungszugen asiatischer Reiterheere Ungarn gekommen die erst Otto der Grosse in der Schlacht auf dem Lechfeld vernichtend schlagen konnte Viele Urkunden in den Klostern gingen damals verloren Der Weinbau von Reckingen soll nach Hans Matt Willmatt schon um das Jahr 1000 erwahnt worden sein Lauchringer Chronik 74 Machtzentrum Kussaburg Bearbeiten Ein geschichtlicher Zusammenhang bildet sich erst wieder mit den Herren von Kussenberg heraus die wahrscheinlich von einer Familie bei Hausern abstammten den Wittlisbergern nach einem dort genannten Hof und durch die Expansion des Klosters St Blasien ihren Besitz an Wutach und Rhein verlagerten und im 12 Jahrhundert hier die Burg von ihren Untertanen bauen liessen Sie sind mit Heinricus de Cussachberc 1141 erstmals genannt und hatten 1177 bereits die Grafenwurde inne Es wird vermutet dass die Kussenberger sich den Grafentitel sicherten indem sie durch Erbe oder Kauf an die Grafschaft Stuhlingen gelangten Schon der im 19 Jahrhundert forschende Tiengener Historiker Joseph Bader vermutete dass die Stuhlinger um die Mitte des 12 Jahrhunderts ausstarben und ihr Erbe an die Kussenberger fiel 13 Hauptartikel Geschichte der Kussaburg Herrschaft Kussenberger Tal Bearbeiten Nach dem Tod des letzten Grafen von Kussenberg zwischen 1245 und 1251 ging die Kussaburg an den Bischof von Konstanz Heinrich II von Tanne 1233 1248 dessen Herrschaftsbereich allmahlich von Kadelburg und Rheinheim nach Dangstetten Bechtersbohl und Geisslingen reichte und auch Hofe und Orte ostlich bis Stetten sowie auch Lienheim und Reckingen umfasste E Muller Ettikon S 26 ff In der Folge kam es zu Besitzkorrekturen doch unter der Hoheit des Hochstiftes Konstanz die weltliche Herrschaft des Bistums entwickelte sich fur zwei Jahrhunderte ein stabiler Bereich zusammen mit den Dorfern Dangstetten Kussnach Reckingen und Rheinheim spater auch Bechtersbohl bildete die Kussaburg die Herrschaft Kussenberger Schloss und Tal Lauchringer Chronik 44 Diese Hoheit bedeutete den Besitz der Hohen Gerichtsbarkeit wobei die Niedere Gerichtsbarkeit je nach den Verhaltnissen in den Ortschaften von verschiedenen Herrschaften und ihren Vogten ausgeubt werden konnte Die Vogtei Reckingen der Vogt war ein fruher Vorlaufer des Burgermeisters der einem Kloster oder Adelshaus dienstverpflichtet war ging 1294 mit der Stadt Kaiserstuhl der Burg Rotteln und den Vogteien Hohentengen Herdern Rheinheim und Lienheim kauflich von Luthold von Regensberg an Heinrich von Klingenberg dem damaligen Bischof von Konstanz uber Die Herrschaft Kussachberger Schloss und Tal wurde im Tausch gegen die Herrschaft Bahlingen 1497 von den Grafen von Sulz erworben Chronik Landkreis Waldshut 74 HintergrundIn der Zeit des Todes des letzten Kussenberger Grafens um 1250 gab es im Reich grosse Verwerfungen da die Kaisermacht der Staufer gegenuber dem Papst unterlag verfiel und in der kaiserlosen der schrecklichen Zeit dem Interregnum in Mitteleuropa eine Adels Anarchie uberhand nahm Raubritter die erst der Habsburger Rudolf I Ende des 13 Jahrhunderts energisch gewaltsam beenden konnte Deshalb ist wahrscheinlich dass der Kussenberger versuchte den Besitz als Einheit zusammen zu halten und ihn ohne eigene Erben 1241 noch vor seinem Tod dem machtigen Bischof von Konstanz uberantwortete urkundlich als Schenkung Rudolf auf den sich die grossen Adelshauser 1273 als romisch deutschen Konig einigten fuhrte eine Neuerung ein die als Habsburger Urbar in die Geschichte einging Da die fruheren Kronguter der Konige und Kaiser von den umwohnenden Adligen okkupiert worden waren holte er sich diese zuruck und liess eine akribische allgemeine Besitzstandsaufnahme fertigen die als Urbar der Jahre 1300 1303 uberliefert ist auch detailgenau zu den Dorfern und Orten am Hochrhein So sind zahlreiche Besitzer bekannt vor allem Kloster wie ausser Rheinau und St Blasien auch das Frauenkloster Berau und schliesslich das Chorherrenstift Zurzach Spater gehorten neben Klostern und Adel auch Burger und Handelsmanner zu den Besitzern von Gutern und Rechten in den Dorfern Bereits vor der Hoheit des Bistums Konstanz hatte sich im 12 Jahrhundert das Kloster Rheinau in der Region mit seinen zahlreichen Besitztumern in der niederen Verwaltung durchgesetzt Oberlauchringen zahlte mit Dangstetten Kussnach Lienheim Bechtersbohl Reckingen Baldingen sudlich von Rheinheim und Unterlauchringen zu Rheinheim dessen Hof Zentrum der Verwaltungseinheit war und dessen Kirche 1437 dem Kloster inkorporiert wurde Die gesamte rheinauische Guterverwaltung war in der Fruhzeit in Hofen dezentralisiert Das Kloster St Blasien eine Grundung von Rheinau wird ab Mitte des 13 Jahrhunderts mit seinem Amt Klingnau ebenfalls als Guter und Rechteinhaber in Reckingen genannt Lauchringer Chronik 73 und 78 Reckinger Eigenstandigkeiten Bearbeiten Emil Muller Ettikon schliesst aus dem Umstand der Regelungen der Pflichten der Bewohner der Kussenberger Talschaft Offnung des Herkommens und der Gewohnheit zu Kussenberg und des Tales Dass die Reckinger eine gewisse Sonderstellung einnahmen Sie haben keinen Heuzehnten an das Schloss abzugeben sie haben auch kein Holz fur die Herrschaft zu schlagen In Reckingen lebten freie Bauern Die freien Bauern hatten ihr eigenes freies Gericht Eine Urkunde vom 19 Oktober 1428 nennt den Kelnhof zu Reckingen als Gerichtsort und zwar ging es damals um den Herbrechtshof Es ging um dessen Verkauf gegen den der Chorherrenstift Zurzach Einspruch erhob der von dem Freigericht zuruckgewiesen wurde Unmittelbar danach kauften die Zurzacher den Hof jedoch vom neuen Besitzer Am Mittwoch nach Pfingsten des Jahres 1447 ubergab das Chorherrenstift zu Zurzach den Freihof als Lehen an den Muller in Reckingen die Muhle war ebenfalls ein Lehen des Stifts 14 Spatmittelalter Bearbeiten Unter den Grafen von Sulz spitzte sich fur die Region der Konflikt zwischen den Habsburgern und der Eidgenossenschaft zu es kam zu Verheerungen im Schweizerkrieg 1499 dem Bauernkrieg 1524 25 und dem Dreissigjahrigen Krieg 1618 1648 Reckingen teilte die Geschicke der Region doch sind Einzelheiten schwierig zu ermitteln Konkret in Uberlieferungen etwa zu den Brandschatzungen ist der Ort nicht genannt doch waren Reckinger Bauern wohl auch an der Belagerung der Kussaburg beteiligt Bei der Belagerung der Kussaburg wahrend des Bauernkriegs im Sommer 1525 war die ausserhalb der Festungsmauern in der Vorstadt gelegene Kapelle durch die Klettgauer Bauern zerstort worden Daraufhin wurde die Schlosskaplanei zunachst mit der St Annakapelle verbunden und die zur Kussenberger Herrschaft gehorenden Talgemeinden Kussnach Dangstetten Reckingen und Rheinheim dazu verurteilt als Suhne fur ihre Beteiligung an der Belagerung das heute noch stehende und als Pfaffenhuus bekannte Kaplaneihaus in Dangstetten zu erbauen Lauchringer Chronik 367 Bemerkenswert ist in Reckingen eine Reihe sehr alter Gebaude Mehrere Hauser die den Dreissigjahrigen Krieg uberdauerten haben ihre eigene Geschichte Das Doppelhaus von Burgermeister Karl Muhlhaupt in den 1950ern und Adolf Gersbach hat im Wappen einen Pflug und stammt aus dem Jahre 1552 Die gleiche Jahreszahl tragt das Doppelhaus von Karl Schweizer und Josef Strittmatter das im Wappen einen Becher und ein halbes Rad zeigt Zu der Jahreszahl 1569 uber der Haustur ist der Turstein vom Haus Zeilfelder mit einem alten Hofzeichen versehen Chronik des Landkreises Waldshut 74 Am 30 Mai 1606 hielt der Vogt Bernhard Meyer von Stetten Gericht in Oberlauchringen im heutigen Gasthof Adler Lauchringen wobei es um die Schlichtung eines Streits zwischen den Gemeinden Dangstetten und Reckingen wegen des Eckerichts Eichelmast in einem Wald Wilden genannt ging in den die Bauern beider Dorfer ihre Schweine zur Eichelmast trieben Lauchringer Chronik 120 Der Ausgang der Verhandlung ist nicht bekannt Herrschaftswechsel Ende des 17 Jahrhunderts Bearbeiten Im Testament des 1687 verstorbenen Grafen von Sulz wird Reckingen unter den Dorfern erwahnt welche durch die Heirat der altesten Tochter dieses letzten Sulzers an das Haus Schwarzenberg fielen Chronik des Landkreises Waldshut 74 Eigentlich hatten die Sulzer die Kussenberger Herrschaft vom Bistum Konstanz nur als Pfand Lehen mit Verpflichtung zur Ruckgabe erhalten doch war diese Vereinbarung nun fast 200 Jahre alt Bemerkenswert ist dass der Graf Johann Ludwig II beim Kaiser in Wien erreichte dass der Lehensbrief von Konstanz fur nichtig erklart wurde und die Herrschaften Tiengen und Kussenberg durch kaiserliche Gnaden nun auch an weibliche Erben fallen durften E Muller Ettikon 85 Fur die Fursten von Schwarzenberg waren diese Herrschaften jedoch nur kleine Territorien in ausgedehntem Besitz der sich in Bohmen Krummau konzentrierte dazu kam ihr Hofamt in Wien nbsp 1795 wurde die neue Kapelle anstelle eines maroden Vorgangerbaus errichtet18 Jahrhundert Bearbeiten Im Jahre 1777 erliess die Schwarzenbergische Regierung eine neue Jagdordnung der 1783 eine neue Forstordnung fur den Klettgau erfolgte zu dem auch das Kussenberger Tal zahlte Lauchringer Chronik 316 Nach ihrer Revolution 1789 griffen die Franzosen unter Napoleon Bonaparte bald auf ihre Nachbarlander uber um die althergebrachte Feudalordnung aufzulosen 19 Jahrhundert Bearbeiten Der Korse raumte mit den unzahligen Zwergstaaten am Oberrhein auf Ihre Sterbestunde wurde die Geburtsstunde des Grossherzogtums Baden Durch den Regensburger Reichsdeputationshauptschluss wurde der weltliche Besitz der Bistumer Stifte und Kloster sakularisiert Trotz dem vorangetragenen Freiheitsgedanken bedeuteten die franzosischen Feldzuge die letztlich dem Machtinteresse Napoleons dienten viel Leid und Entbehrungen fur die Bevolkerung Doch auch das Ende der Adelsmacht war besiegelt 1806 wurde die Landeshoheit einem badischen Kommissar ubertragen Am 19 Juli 1812 verkaufte das Haus Schwarzenberg seinen letzten Besitz an den badischen Hof E Muller Ettikon 89 und 91 Zum Oberamt Tiengen und seit 1807 zum Justizamt Tiengen gehorig kam Reckingen mit dem ubrigen Schwarzenbergischen Besitz im Klettgau 1812 an Baden Im Jahr 1817 erfolgte die Teilung der drei Talgemeinden Dangstetten Reckingen und Rheinheim deren gemeinsamer Vogt seinen Sitz in Rheinheim hatte Chronik des Landkreises Waldshut 74 Die Verschiedenheit von Ortsverfassungen und lokalen Regelungen zeigt ein Konflikt in der unmittelbaren Nachbarschaft Fast zwei Jahrhunderte stritten Lauchringer Burger mit ihrer Gemeinde uber die Verteilung des Burgerholzes wobei der pensionierte Obervogt Brenziger als Vertreter der Benachteiligten 1818 auf die Gemeinden Dangstetten Reckingen Rheinheim und Kadelburg verwies in denen der Holzbezug gleichmassig erfolge In der 1831 erlassenen badischen Gemeindeordnung wurde das Selbstverwaltungsrecht der Gemeinden verankert Ortsvorgesetzter an Stelle des bisherigen Vogtes wurde nun der Burgermeister die Geschworenen wurden durch Gemeinderate ersetzt beide zunachst auf 6 Jahre gewahlt nach einer spateren Verfugung der Burgermeister auf neun die Gemeinderate auf 4 Jahre Neben Ratsschreiber und Gemeinderechner ist der bereits 1821 eingefuhrte Burgerausschuss zu erwahnen dem vor allem Entscheidungsbefugnisse in finanzieller Hinsicht bei Kauf und Verkauf von Gemeindeliegenschaften bei Gemeindediensten und ahnlichem zustanden Lauchringer Chronik 223 und 237 15 Teil des Erneuerungsprozesses im 19 Jahrhundert war auch die Abschaffung der Feudalrechte Mit den Gesetzen von 1833 und 1837 wurde die Grundlage fur die Zehntablosung geschaffen die jedoch von Gemeinden Bauern und Burgern mit hohen Ablosezahlungen verbunden war Bis die Summen festgelegt waren wurde jahrzehntelang auch von Reckingen Vertragsabschluss 1863 mit der Kaplanei des sakularisierten Klosters Rheinau prozessiert Dazu Lauchringer Chronik 375 ff 386 394 Der Zehnte Durch die Bibel gerechtfertigt verlangte die Kirche seit dem 6 Jahrhundert den zehnten Teil des Ertrages der Acker der Garten und des Viehnachwuchses Die Frankenkonige stutzten im 8 Jahrhundert diese kirchlichen Forderungen durch staatliche Gebote Dieser Zehnten sollte zu einem Drittel dem Unterhalt des Pfarrers dienen das zweite Drittel sollte fur Almosen an die Armen und das letzte Drittel zum Bau und Unterhalt der Kirche verwendet werden Doch bald wurde er zweckentfremdet er gehorte nicht nur der Kirche sondern es war eben ein Vermogenswert der verkauft verschenkt vererbt verpfandet und verlehnt werden konnte So kam er nach und nach auch in die Hande von weltlichen Grundherren E Muller Ettikon 93 HintergrundDie Franken stutzten ihre Macht vor allem auf die Kirche das hiess zuerst auf die Kloster denn die Adligen der Regionen hier in der Alamannia waren unzuverlassige Vasallen die zahlreiche Gelegenheiten nutzten um ihre Autonomie gegenuber der Obrigkeit wieder zu gewinnen Schliesslich gerieten die regionalen Adelsfamilien Ende des 9 Jahrhunderts stark unter Druck und ubertrugen nun ihrerseits ihre Guter an die Kloster zu deren Abten sie sich oftmals machten Die Guter der Grafen waren vielfach ganze Dorfer deren Ubertragungsurkunden heute jeweils als erste Nachweise der Existenz von Ortschaften gelten bekannt die Schenkungen des Klettgaugrafen Gotsbert an das Kloster Rheinau Die ubertragenen Dorfer waren selbstverstandlich Jahrhunderte alter Mit diesen Schenkungen blieben Grafen als Abte in der direkten Verfugung uber ihr Eigentum und dem damit verbundenen Zehnten Ritter liessen sich Guter zuruck belehnen und blieben somit in der Nutzniessung Dem Hochadel gefiel dieses Spiel nicht doch waren ab dem 11 Jahrhundert die Klosterverbunde die Bistumer bereits so machtig dass an den Besitzverhaltnissen kaum geruhrt werden konnte Ursprunglich nur in Naturalien beglichen wurde im Mittelalter mit wachsendem Geldverkehr der Zehnte zunehmend auch in Geld gefordert Zinspflichtig waren die Kussaberger Talgemeinden in erster Linie der Herrschaft auf der Kussaburg und dem Kloster Rheinau und damit nach dem Flurbuch von 1795 der Herrschaft von Schwarzenberg und dem lobl Gotteshaus Rheinau Zudem dem Kloster Allerheiligen in Schaffhausen dem Kloster St Blasien der Pfarrei Rheinheim dem Chorherrenstift Zurzach der Kirchen Fabrik zu Zurzach dem Kelleramt zu Zurzach der Pfarrei Oberlauchringen der Pfarrei Tiengen der Pfarrei Klingnau der blasmischen Propstei Wislikofen dem Konstanzer Erbschenkamt dem Amt Rotteln der Dangstetter Tragerey Lage der Kussenberger TalgemeindenDies waren nur die obersten Instanzen vor Ort sah die Verteilung so aus Die Talgemeinden lieferten den grossen Zehnten der Feldfruchte an das Kloster Rheinau Den Blutzehnten namlich von Schweinen Huhnern Enten Gansen und den Kleinzehnten vom Gartengewachs bezog die Pfarrei Rheinheim ebenso den Obstzehnten von Apfeln Birnen Nussen Ausserdem war Zehnten zu bezahlen von bestimmten Wiesen an einen zeitlichen Haagenmeyer also an den jeweiligen Farrenwarter Der Zehnten von einigen Ackern ging an die wagemannischen Erben in Kussnach und den Zehnten von den Wiesen auf Riefenhausen hatte der Talweibel Mathies Teufel von Dangstetten im Jahr 1784 von den Zurzacher Chorherren gekauft E Muller Ettikon 93 f Die Verteilung von Wein und Reben fehlt hier und vieles mehr es ist ohne Weiteres nachvollziehbar wie die Burokratie vom Mittelalter bis in die Neuzeit uber die Jahrhunderte wuchs Ein Problem erhob sich als in der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts der Kartoffelanbau uberhand nahm Zuerst baute man diese Knollenfrucht von der ja nichts in den Zehntordnungen stand auf oden und abgelegenen Platzen an und zahlte daher auch keinen Zehnten Dann aber bebaute man auch zehntpflichtiges Land ohne daran zu denken den Zehnten zu entrichten E Muller Ettikon 96 Die Herren sahen darin eine grosse Gefahr auf Minderung ihres Einkommens und taten alles um den Anbau der Erdapfel zu regeln Uber die Auseinandersetzungen hinweg kam es zur Neuordnung durch die Feldzuge Napoleons die aber auch viel Kriegsleid und Hungersnot brachten und zur Losung von den Fesseln des Mittelalters zwischen dem Wiener Kongress 1815 und der Revolution von 1848 Inzwischen hatte auch die Industrialisierung begonnen doch dauerte es Jahrzehnte bis die verschiedenen Formen des Zehnten in endlosen Verhandlungen abgelost waren d h es mussten Ablosesummen an die Herrschaft gezahlt werden Dabei ging es um hohe Summen die den Einzelnen vollig uberfordert hatten und hier konnten sich die frei gebildeten Gemeinden nun erstmals bewahren In Rheinheim ist am 30 Juli 1855 Gemeindeversammlung wegen der Zehntablosung in der vereinigten Gemarkung Rheinheim Dangstetten Bechtersbohl und Reckingen die mit dem Kloster Rheinau ausgehandelt werden musste Nach langer Besprechung wurde abgestimmt und alle 29 erschienenen Burger die Ortsburger waren mit dem Vorschlag einverstanden Der Staatszuschuss hatte die Einigung ermoglicht Die Revolutionsbewegung von 1848 49 hatte im Fruhjahr auch im Kussenberger Raum viel Begeisterung geweckt und auch zahlreiche Reckinger waren dabei und es begann ein Marsch an den Oberrhein Doch schon bei Kandern und Steinen wurden die Freischarler von regularen badischen und hessischen Truppen zersprengt und bald darauf die Dorfer am Hochrhein und im Schwarzwald von preussischen Einheiten besetzt Die Hoffnung auf schnelle Anderungen musste aufgegeben werden nbsp Ehemalige Anlegestelle der Drahtseilfahre von 1865Nach den Revolutionsjahren wanderten 80 000 Badener nach Amerika aus doch kam nun mit der Entwicklung von Wissenschaft und Technik auch die Landwirtschaft in Gang die Produktionsleistungen vervielfachten sich erste Fabriken kamen an den Hochrhein und nach dem gewonnenen Krieg 1870 71 gegen Frankreich begann auch mit den franzosischen Reparationen und der Deutschen Reichsgrundung eine neue Blutezeit 20 Jahrhundert BearbeitenDas neue Jahrhundert sah die europaischen Grossmachte im Gegensatz die Technik ermoglichte erste mechanisierte Kriege Der Erste Weltkrieg verschonte trotz Niederlage noch die deutschen Territorien im Zweiten Weltkrieg erfolgte die Katastrophe und in Sudbaden marschierte die reorganisierte franzosische Kolonialarmee ein Im Schwarzwald kam es noch zu harten Kampfen und vielen Ausschreitungen der neuen Besatzer Hauptartikel Kriegsende im Sudschwarzwald 1945 Ende April 1945 stiess eine franzosische Panzergruppe rasch dem Hochrhein entlang nach Osten Widerstand fand sie erst im Raum Blumberg vor Es kam jedoch auch im Raum Kussaberg zu einigen dramatischen Vorfallen nbsp Die Schutze des Wehrs 2014 So war das Kraftwerk Reckingen deutscherseits zur Sprengung vorgesehen doch gelang es dem bewaffneten Schweizer Wehrwarter Lichtsteiner einen deutschen Sprengtrupp zur Aufgabe zu bewegen 16 Im Weltkrieg 1914 1918 hatte die Gemeinde Reckingen den Verlust von 2 Gefallenen nach H W Mayer S 210 waren es 3 im Weltkrieg 1939 1945 von 6 Gefallenen und 3 Vermissten zu beklagen Chronik Landkreis Waldshut 74 Nach der Besetzung durch die franzosische Armee am 29 April 1945 wurde am Bahndamm oberhalb der Eisenbahnbrucke von Oberlauchringen ein Soldat aus Reckingen am 29 30 4 1945 vermutlich nachts durch Feindeshand erschossen Eintrag Nr 8 Sterberegister Lauchringer Chronik 581 Reckingen lag mit anderen Gemeinden des Landkreises nach Kriegsende bis zum November 1945 in einer funf Kilometer tiefen Sperrzone entlang der Grenze zur Schweiz aus der die Evakuierung der Bevolkerung nur mit grossen Anstrengungen verhindert werden konnte Lauchringer Chronik 585 Nachkriegszeit Bearbeiten nbsp Das Kussaberger Freibad1952 53 wurde in Reckingen ein neues Schulhaus und 1953 ein Gemeindehaus errichtet Chronik Landkreis Waldshut 74 GemeindezusammenschlussBeim dem Gemeindezusammenschluss vorangehenden Votum der Burgerschaft am 30 Januar 1972 votierten mit Ausnahme der Burgerschaft von Reckingen die Mehrheit fur die freiwillige Fusion Die Reckinger Gemeinderate mit Burgermeister Hermann Schwab stimmten jedoch am 4 Dezember 1972 zu Am 1 Januar 1973 wurde Reckingen in die neue Gemeinde Kussaberg eingegliedert Der Ort hatte 310 Einwohner 17 Literatur BearbeitenH W Mayer Hrsg Heimatbuch fur den Amtsbezirk Waldshut Verlag R Philipp Waldshut 1926 Egon Gersbach Urgeschichte des Hochrheins Funde und Fundstellen in den Landkreisen Sackingen und Waldshut Katalogband Badische Fundberichte Sonderheft 11 Hrsg Staatliches Amt Fur Ur und Fruhgeschichte Freiburg und Staatliches Amt fur Denkmalpflege Abt Ur und Fruhgeschichte Karlsruhe Freiburg 1969 Hrsg Landkreis Waldshut bearbeitet von Hans Matt Willmatt Die Chronik des Kreises Waldshut Vocke Verlag Waldshut 1957 Stadt Tiengen Hochrhein Der Klettgau Franz Schmid Hrsg 1971 Emil Muller Ettikon Kurzer Uberblick uber die Geschichte Kussabergs Hrsg Gemeinde Kussaberg Verlag H Zimmermann Waldshut 1981 Brigitte Matt Willmatt Karl Friedrich Hoggenmuller Lauchringen Chronik einer Gemeinde Hrsg Gemeinde Lauchringen Verlag K Zimmermann Konstanz 1986 Waldemar Lutz und Hansjorg Noe Hrsg Kennzeichen WT Heimatkunde fur den Landkreis Waldshut Reinhard Caspers Mithrsg 1989 ISBN 3 12 258330 5 Andreas Weiss und Christian Ruch Die Kussabburg Hrsg Kussaburg Bund e V Druckerei Herbstritt Wutoschingen 2009 Einzelnachweise Bearbeiten Zahlen Daten und Fakten Gemeinde Kussaberg Abgerufen am 11 Oktober 2022 H W Mayer Hrsg Heimatbuch fur den Amtsbezirk Waldshut Verlag R Philipp Waldshut 1926 S 209 Hrsg Landkreis Waldshut bearbeitet von Hans Matt Willmatt Die Chronik des Kreises Waldshut Vocke Verlag Waldshut 1957 S 74 Brigitte Matt Willmatt Karl Friedrich Hoggenmuller Lauchringen Chronik einer Gemeinde Hrsg Gemeinde Lauchringen Verlag K Zimmermann Konstanz 1986 S 354 S Kurczynski Anregende Gesprache seit 50 Jahren Alb Bote 23 Dezember 2019 Tina Prause Reckinger Freibad im grunen Bereich Alb Bote 17 August 2019 H W Mayer Hrsg Heimatbuch fur den Amtsbezirk Waldshut 1926 S 210 und 267 Egon Gersbach Urgeschichte des Hochrheins Funde und Fundstellen in den Landkreisen Sackingen und Waldshut Badische Fundberichte Freiburg 1969 S 153 f H W Mayer Hrsg Heimatbuch fur den Amtsbezirk Waldshut S 205 Emil Muller Ettikon Geschichte Kussabergs Hrsg Gemeinde Kussaberg 1981 S 157 Emil Muller Ettikon Geschichte Kussabergs 1981 S 22 Hans Matt Willmatt Chronik des Kreises Waldshut 1957 S 74 Andreas Weiss und Christian Ruch Die Kussabburg Hrsg Kussaburg Bund e V Druckerei Herbstritt Wutoschingen 2009 S 22 Emil Muller Ettikon Geschichte Kussabergs 1981 S 53 f Diese bereits demokratisch klingenden Veranderungen basierten jedoch auf einer Form von Ortschaftsadel Nach Werner Huff gab es in den grossherzoglich badischen Kommunen zweierlei Burger Ortsburger und Staatsburger Als Beispiel Im Jahre 1885 zahlte Waldshut 2 610 Einwohner darunter jedoch nur 207 Ortsburger Nur Ortsburger durften wahlen oder kandidieren Ab 1880 mit der Gleichstellung als Steuerzahler kam es zu moderaten Protesten und 1886 zu politischen Gleichstellungsforderungen von Gemeinden bekannt durch eine Resolution 1890 im Alb Boten und das geschah dann auch im gleichen Jahr anno 1890 Werner Huff Von Ortsburgern und Staatsburgern Alb Bote 15 Januar 2019 Chronik Kraftwerk Reckingen Paul Stoll Kussaberg heute in Emil Muller Ettikon Geschichte Kussabergs Hrsg Gemeinde Kussaberg 1981 S 10 ff Ortsteile der Gemeinde Kussaberg Bechtersbohl Dangstetten Ettikon Kadelburg Kussnach Reckingen Rheinheim 47 57398 8 33015 Koordinaten 47 34 N 8 20 O Normdaten Geografikum GND 4443406 6 lobid OGND AKS VIAF 8304165628864042480000 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reckingen Kussaberg amp oldid 231247550