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Ettikon ist eine Siedlung die dem Ortsteil Kadelburg der Gemeinde Kussaberg zugeordnet ist Ettikon liegt am Hochrhein der hier die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz bildet im Landkreis Waldshut in Baden Wurttemberg Bis 1920 stand hier nur der Ettikoner Hof Der Ortsteil hatte 2022 305 Einwohner 1 Der Ettikoner Hof auf einer Anhohe in der Nahe des RheinufersLage des Hofes in der Flussbiegung Mitte links Weiter einwarts die Siedlung Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Bedeutung 1 1 Dorfleben 2 Geschichte 2 1 Grundung des Hofes 2 2 Mittelalter 3 19 und 20 Jahrhundert 3 1 Lonza Werke 3 2 Laufen Kraftwerk 4 Naturschutzgebiet 5 Anmerkungen 6 Personlichkeiten 7 Literatur 8 EinzelnachweiseLage und Bedeutung BearbeitenIn der Raumschaft der heutigen Gemeinde Kussaberg offnet sich fur wenige Kilometer eine Ebene zwischen dem Hochrhein und dem Hohenzug des Sudranden der um die Niederung am Flussufer herum verlauft Am westlichen Ende der Niederung gab es in Urzeiten eine Furt uber den Rhein die bei Niedrigwasser passierbar war Dieser Ubergang war Teil eines keltischen Handelsweges entlang der Rhone durch das Schweizer Mittelland nach Norden An dieser Passage heute Ettikoner Lauffen genannt lag vermutlich auch eine Herberge mit Wirtschaftshof fur Reisende und Handler In der Romerzeit wurde der Furt Ubergang durch die nahe gelegene Brucke zwischen Zurzach und Rheinheim abgelost spater auch durch Fahren Die Ortschaft Ettikon liegt heute weiter vom Rheinufer entfernt und getrennt durch die Landesstrasse 161 von der gegenuber liegenden Siedlung Homburg Territorium der Gemarkung Tiengen und heute von Waldshut Tiengen verwaltet Nordostlich von Ettikon liegt das Gewerbegebiet der Gemeinde Kussaberg Dorfleben Bearbeiten Ursprunglich fur Arbeiter und ihre Familien der Lonza Werke bei Waldshut ab 1920 auf dem Gelande des Hofes erbaut entstanden die typischen kleinen Hauser mit grossem Vorgarten Die Strassenzuge sind halbkreisformig angelegt Die Arbeiterfamilien lebten zusammen als Feierabendgesellschaft Zur Zeit 2020 21 lauft eine erweiterte Bebauungsplanung Im Ortsteil begrundete ein Kapellenverein den Bau einer kleinen Kirche November 2003 Ein Grundstuck stand zur Verfugung Mit Spenden Ausdauer und tatkraftigem Einsatz wurde im Februar 2011 der Bau begonnen und zum 1 Oktober wurde eine Friedenskapelle im Rahmen eines okumenischen Gottesdienstes eingeweiht Die Ausstattung vom Altar bis zur Glocke war ein Gemeinschaftsprojekt von ortsnahen Handwerkern und Kunstlern ein Fenster wurde von Konfirmanden inspiriert Im Dezember 2019 wurden die Sitzbanke um die Kapelle erneuert 2 nbsp Blick vom Schweizer Ufer Unmittelbar hinter der Baumreihe gegenuber liegt der Ettikoner HofGeschichte Bearbeiten Eine alte Uberlieferung aus der Volkerwanderungszeit berichtet dass die Stamme der Kimbern und Teutonen uber die Riffe des Laufen eine rohe Brucke bauten und hier den Strom mit Vieh und Wagen uberquerten 3 Die Germanen versuchten in fruchtbare sudlandische Regionen zu gelangen und beunruhigten uber ein Jahrzehnt den noch republikanischen Romerstaat Hauptartikel Lauffen Ettikon In der Romerzeit die nach den Alpenfeldzugen und der Einrichtung des Romerlagers Dangstetten 15 v Chr einsetzte verlagerte sich der Verkehrsweg uber die Brucke zwischen Zurzach und Rheinheim und wurde zur Heeresstrasse uber den Pass von Bechtersbohl ausgebaut Schrittweise eroberten die Romer das heutige Suddeutschland und grenzten es durch den Obergermanischen Limes nach Norden ab Dreihundert Jahre spater mussten die Romer mehreren Angriffswellen der Alamannen weichen und riegelten noch fur einige Jahrzehnte das sudliche Hochrheinufer mit einer Kette von Wachturmen ab Ein Turmfundament am heutigen Schweizer Hochufer gegenuber Ettikon besitzt eine Inschrift die das Baujahr 371 und die Position summa rapida benannte nach Emil Muller Ettikon ubersetzt mit obere Schnellen wobei er summa Das Ganze als alle Schnellen interpretiert womit eben dann die letzte in der Reihe vor dem Rheinfall gemeint sei Vor dem Fluss als Abwehrlinie wurden bereits seit dem 4 Jahrhundert alamannische Siedlungen mit Ortsnamenendungen auf ingen gegrundet und im 5 und 6 Jahrhundert nach dem Abzug der letzten romischen Truppen von der Hochrheinlinie 401 bis 407 n Chr von nun weiteren alamannischen Gruppen auch allein stehende Hofe errichtet nbsp Der Ettikoner Hof wird sich seit 1 500 Jahren auf dieser Anhohe befunden habenGrundung des Hofes Bearbeiten Diese Hofe wurden oft nach dem Vornamen des Aussiedlers mit der Endung inghova benannt und diese Endung verkurzte sich zu ikon Ettikon war der einzige rechtsrheinische Ort der die Endung ikon bis auf den heutigen Tag tragt Die Vermutung ist dass Ettikon der Hof des Etto war Auf der heute Schweizer Seite finden sich Orte mit dieser Endung haufig da nach Aufgabe der Flusslinie durch die Romer deren Hinterland noch eine geringe Siedlungsdichte besass und dann erst von Aussiedlern aus bestehenden Dorfern belegt werden konnte Anm 1 Mittelalter Bearbeiten Der Hof konnte eine stabile eigenstandige Herrschaftseinheit gewesen sein da er in den zahlreichen Nennungen von Eigentumsubertragungen Ende des 9 Jahrhunderts nicht erscheint Die Eigentumer hielten ihr Territorium zusammen Erst im 13 Jahrhundert sind Einzelheiten zum Geschehen um den Hof uberliefert Anm 2 Vermutlich kam der Hof in den Besitz der Freiherren von Tegerfelden und durch sie als Mitgift in die Hande der Freiherren von Klingnau Diese grundeten unter grossen Schwierigkeiten die Stadt Klingnau etwa zur selben Zeit als in der Nachbarschaft das Stadtlein Kaiserstuhl von den Regensbergern und Waldshut von den Habsburgern gegrundet wurde Ettikon hatte alljahrlich die Abgaben nach Klingnau zu liefern Walther von Klingen verkaufte Klingnau an den Bischof von Konstanz und zog ausser Landes Was der Bischof nicht kaufte gab der Minnesanger tausch oder kaufweise dem Kloster St Blasien darunter auch den Ettikoner Hof Dies hatte schon reichen Besitz an Surb und Aare und liess diesen durch seine Probstei in Klingnau verwalten 4 Ettikon war somit ein Erblehen des Klosters St Blasien Daran wurde vom Jahre 1271 bis zur Sakularisation des Klosters im Jahre 1806 nichts geandert Zu diesem Zins kam noch der Zehnten der dem Chorherrenstift in Zurzach geliefert werden musste und ein Zins welcher der Pfarrei Tiengen gegeben werden musste Das Kloster hatte mit Gutern der Freiherren von Krenkingen die Verpflichtung zu dieser Stiftung ubernommen und Ettikon hatte zu dieser Last beizutragen EME 137 Am 27 Mai 1483 erging ein Urteil des Dinghofgerichtes Tiengen uber das Weidgangsrecht der Stadt Der ausgedehnte Weidebezirk reichte durch die Wutach und hinter dem Burgerholz dem Boden nieder bis gen Ettikon dem Hof auf den Rhein zu und deckte sich im grossen und ganzen wohl mit der Urgemarkung Tiengen Hier war bereits die Zugehorigkeit des Homberg und seines Vorgelandes zu Tiengen gegenuber Ettikon beschrieben 5 Aus den vorliegenden Urkunden der Folgezeit liest Muller Ettikon einen haufigen Wechsel der Besitzer oder Pachter des Hofes Die Bauern zu Ettikon standen in der Kadelburger Dorfgemeinschaft und sie standen doch wiederum draussen da der Hof so abseits lag Und da auf dem Hofe ein steter Wechsel stattfand wurden die Ettiker doch nie so recht als Einheimische anerkannt Wegen der Weide kam es des ofteren zu Zank da das Gelande um den Hof riesig war aber doch nicht uberall eindeutig abgegrenzt Erst ein aufs Jahre 1661 datierter Lehensbrief definierte die Landereien in sich und im Umfang genauer EME 138 ff 19 und 20 Jahrhundert BearbeitenDies schien jedoch auch der Erbteilung die Tur geoffnet zu haben und damit auch Verkaufen und schon hatten die Kadelburger angefangen Stucke herauszureissen Zwar sah die Klosterherrschaft Ettikon stets als ein Ganzes an und verlangte den Lehenszins bis zum Ende ihrer Herrschaft aus einer Hand Das Kloster kaufte Acker wieder zuruck Aber 28 Kadelburger Bauern hatten Stucke daraus herausgerissen nbsp Der Zugang von Waldshut und Tiengen fuhrte bis im 20 Jahrhundert uber die Wutach mit der Bannschacher BruckeDie Sakularisation ab 1806 und die beginnende Industrialisierung machten dem ein Ende doch schliesslich besass den einen Teil des Hofes der Zigarrenkaiser von Waldshut der auf den Bau des Kraftwerkes im Laufen spekulierte Der andere Teil gehorte Andreas Schleith Im Ersten Weltkrieg wurde Ettikon fur viel Geld durch die Lonza Werke erworben Schleith blieb noch bis zum Jahre 1920 als Pachter auf dem Hof und musste erleben dass das Geld von der Inflation aufgefressen wurde EME 141 f Lonza Werke Bearbeiten Die Lonza Werke waren ein Schweizer Unternehmen das ursprunglich ein Werk zur Gewinnung von Calciumcarbid und Kalkstickstoff errichtet hatte Damit die Produkte in Deutschland nicht durch den Zoll belastet wurden entschloss man sich im Jahre 1913 unterhalb der Wutachmundung auf Waldshuter Gemarkung ein Zweigwerk zu erstellen Ettikon wurde in erster Linie gekauft um billigen Baugrund fu eine Arbeitersiedlung hinter dem Wald in geschutzter Lage zu erhalten in zweiter Linie wegen des geplanten Laufen Kraftwerkes Der Bau Vertrag wurde am 4 August 1920 mit der Gemeinde Kadelburg geschlossen und sofort danach wurde die Siedlung errichtet 6 Laufen Kraftwerk Bearbeiten Mit dem Bau des Kraftwerks wurde 1964 begonnen Maschinenhaus und Stauwehr sollten auf dem Felsengrund des mittleren Teils der Stromschnellen errichtet werden Dort sollten drei Turbinengruppen aufgestellt werden die ein Schluckvermogen von je 180 m Sekunde und eine Leistung von je 17 000 kW aufwiesen Im Mittel sollte eine Energiemenge von jahrlich 310 Millionen Kilowattstunden erzeugt werden Fur einen Dammbau wurden bereits Hauser im Kadelburger Unterdorf aufgekauft EME 143 Am Mittwoch den 14 April 1965 genau um 16 03 Uhr wurde von den Mineuren das letzte 1 40 m starke Gesteinswerk das den Stollen noch verschloss gesprengt Schon waren 15 Millionen in das Werk verbaut worden Die Heimatschutzer trauerten um den Verlust der letzten unberuhrten Stromschnelle am Hochrhein Die Gemeinde hoffte auf ein reiches Steuereinkommen Da wurde der Bau eingestellt Die Leute mit dem Geld hatten errechnet dass ihnen der Strom billiger kam wenn sie statt der Wasserkraftwerke ihre Atommeiler bauten Emil Muller Ettikon Geschichte Kussabergs 1981 S 144Naturschutzgebiet Bearbeiten nbsp Ettikon und Umfeld blau eingetragen das Naturschutzgebiet Laufen WutachmundungDas Gebiet gilt als Naturraum von besonderer Eigenart und Schonheit geologisch und landschaftlich bedeutsame Erscheinung beinhaltet vielfaltige Lebensgemeinschaften mit teilweise stark gefahrdeten Arten Brut Duchzugs und Uberwinterungshabitat verschiedener z T gefahrdeter Vogelarten 7 Anmerkungen Bearbeiten Ware der Hof hundert oder zweihundert Jahre spater gegrundet worden so hiesse er jetzt Ettighofen wie etwa Dettighofen Muller Ettikon Geschichte Kussabergs S 137 Die Flut der Urkunden ab 1230 lag in der Auflosung der Kaiserherrschaft der Staufer in Folge des Konfliktes mit dem Papsttum begrundet Dies fuhrte zu einer anarchischen Situation zuerst im Suden des Reiches in der sich der kleine und mittlere Adel neu positionieren musste um nicht von den grossen Herrscherfamilien zerrieben d h ihres Besitzes enteignet zu werden Mit Eigentumsubertragungen aber Beibehaltung ihrer Bewirtschaftung sicherten sich die Kleinen den Schutz von starken Herren oft von Klostern Personlichkeiten BearbeitenEmil Muller Ettikon HistorikerLiteratur BearbeitenHans Matt Willmatt Hrsg Chronik des Landkreises Waldshut Vocke Verlag Waldshut 1957 Emil Muller Ettikon Kurzer Uberblick uber die Geschichte Kussabergs Hrsg Gemeinde Kussaberg H Zimmermann Verlag Waldshut 1981 Stadt Tiengen Hochrhein Der Klettgau Franz Schmid Hrsg 1971 bis heute massgebliche Monographie mit Beitragen von Ruth Blum Eugen Furstos Richard Gang Josef Hirt Elmer Josef Isele Helmut Maurer Ludwig Mayer Emil Muller Ettikon Heinrich Munz Helmut Naumann Alois Nohl Alfons Peter Ernst Ruedi Franz Schmid Karl Schwarzenberg Ignatz Stein Heinz Voellner Karl Friedrich Wernet Hans Jakob Worner Einzelnachweise Bearbeiten Zahlen Daten und Fakten Gemeinde Kussaberg Abgerufen am 11 Oktober 2022 Stefan Kurczynzki Fur ein Innehalten vor und nach der Andacht Sudkurier 28 Dezember 2019 Emil Muller Ettikon Kurzer Uberblick uber die Geschichte Kussabergs Hrsg Gemeinde Kussaberg H Zimmermann Verlag Waldshut 1981 S 18 Emil Muller Ettikon Geschichte Kussabergs Gemeinde Kussaberg 1981 S 137 In der Folge ist die Quelle mit EME benannt Brigitte Matt Willmatt Karl Friedricht Hoggenmuller Lauchringen Chronik einer Gemeinde Hrsg Gemeinde Lauchringen 1985 S 155 Zitate im Kapitel E Muller Ettikon Geschichte Kussabergs S 142 Beschreibung in Schutzgebiete Baden Wurttembergs rips Dienste 1993 Abruf 2020 09 25 47 6159 8 2679 Koordinaten 47 37 N 8 16 O Ortsteile der Gemeinde Kussaberg Bechtersbohl Dangstetten Ettikon Kadelburg Kussnach Reckingen Rheinheim Normdaten Geografikum GND 7818283 9 lobid OGND AKS VIAF 247456122 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ettikon amp oldid 239675854