www.wikidata.de-de.nina.az
Klassifikation nach ICD 10C88 0 Makroglobulinamie WaldenstromICD 10 online WHO Version 2019 Der Morbus Waldenstrom MW auch Makroglobulinamie oder Immunozytom genannt ist eine maligne Lymphomerkrankung Sie wird zu den indolenten d h langsam fortschreitenden und wenig Symptome verursachenden B Zell Non Hodgkin Lymphomen gezahlt und zwar unter die Oberkategorie der lymphoplasmozytischen Lymphome 1 Die Erkrankung ist typischerweise verbunden mit einer abnormen Produktion von monoklonalem Immunglobulin M IgM durch die Lymphomzellen In bestimmten Aspekten hat der Morbus Waldenstrom Ahnlichkeit mit dem Multiplen Myelom Plasmozytom er zeigt jedoch einen wesentlich gutartigeren Verlauf Die Erkrankung tragt ihren Namen nach Jan Gosta Waldenstrom 1906 1996 einem schwedischen Internisten der die Erkrankung 1944 erstmals wissenschaftlich beschrieb 2 Inhaltsverzeichnis 1 Epidemiologie 2 Pathogenese 3 Symptome 4 Diagnose 5 Therapie 6 Prognose 7 Sonstiges 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEpidemiologie BearbeitenEs handelt sich um eine seltene Erkrankung mit einer Inzidenz von rund einer Neuerkrankung pro 100 000 Einwohner pro Jahr Das mittlere Alter beim Auftreten liegt um die 65 Jahre nur selten sind Patienten unter 40 Jahren betroffen Die Erkrankung betrifft eher Manner und Europaer oder deren Nachkommen Pathogenese BearbeitenDie Pathogenese ist im Einzelnen bisher nicht verstanden und ahnelt moglicherweise der chronischen lymphatischen Leukamie Es kommt zu einer ungehemmten klonalen Vermehrung von reifen plasmazellular differenzierten aber funktionsgestorten B Lymphozyten sowie zu einer Infiltration verschiedener Gewebe und zur Uberproduktion von IgM Betroffen sind von der Infiltration vor allem das Knochenmark die Milz und die Lymphknoten Seltener werden andere Organsysteme wie die Leber die Augen oder das zentrale Nervensystem was als Bing Neel Syndrom bezeichnet wird befallen Die Infiltration des Knochenmarks fuhrt unter anderem zur Verdrangung der hamatopoetischen Stammzellen Dadurch wird die Hamatopoese eingeschrankt und es kommt zu einer Anamie zur Infekt und Blutungsneigung Die Uberproduktion von IgM kann zu einem Hyperviskositatssyndrom fuhren Durch die erhohte Viskositat des Blutes kann die Gewebsdurchblutung beeintrachtigt werden und als Folge treten dann Mikrozirkulationsstorungen also Durchblutungsstorungen vor allem in den kleinen Gefassen auf In einer Studie aus Boston zeigten sich 2012 bei uber 90 der Patienten eine Punktmutation im MYD88 Gen wobei es zu einem Austausch der Aminosaure Leucin gegen Prolin an Position 252 kam in der Originalpublikation als L265P bezeichnet Hingegen zeigten nur 10 der Patienten einer Monoklonalen Gammopathie unklarer Signifikanz diese Mutation Das MYD88 Protein gehort zum NF kB Signalweg Es wird bei Bindung eines Liganden an den Interleukin 1 Rezeptor direkt oder bei Bindung eines Liganden an den Toll like Receptor TLR4 durch Interaktion mit TIRAP TIR domain containing adaptor protein und Bruton Tyrosinkinase BTK als Homodimer aktiviert Im Weiteren aktiviert MYD88 eine Signalkaskade uber IRAK1 TRAF6 TAK1 und IKK mit Phosphorylierung von IkBa und Freisetzung von NF kB Proteinen die in den Zellkern wandern und dort proliferativ und antiapoptotisch wirken 3 Symptome BearbeitenDie meisten Patienten sind bei Diagnosestellung asymptomatisch und die Erkrankung wird eher zufallig aufgrund einer Blutuntersuchung entdeckt Bei einigen Patienten fuhren allerdings auch Symptome zur Diagnose Zu den haufigsten Symptomen gehoren die Mudigkeit welche zwei Drittel aller MW Patienten betrifft und eine periphere Neuropathie Polyneuropathie von welcher etwa ein Viertel betroffen sind Die Neuropathie wird durch Ablagerung von monoklonalen IgM in den Myelinscheiden verursacht was durch eine Nervenbiopsie z B im Bereich des einfach zuganglichen Nervus suralis nachgewiesen werden kann Der Grad der Polyneuropathie korreliert nicht mit der Hohe des IgM Spiegels im Blut Schon sehr kleine IgM Mengen konnen eine deutliche PNP verursachen wahrend diese bei anderen Patienten trotz sehr hoher IgM Spiegel auch vollstandig fehlen kann Dazu kommen selten unspezifische B Symptome wie Fieber Nachtschweiss und ungewollter Gewichtsverlust Ebenfalls kann ein Raynaud Syndrom bereits fruh auftreten Eine Zerstorung des Knochens und daraus resultierende Schmerzen oder pathologische Frakturen sind anders als beim Plasmozytom sehr selten Die Infiltration der verschiedenen Organe fuhrt zu einer Hepatosplenomegalie Leber und Milzvergrosserung in 20 einer Lymphadenopathie Lymphknotenschwellung in 15 einer Purpura punktformige Hautblutungen in 9 und einigen selteneren Symptomen welche durch die Gewebsverdrangung entstehen konnen Durch die Uberproduktion von IgM und der daraus resultierenden Hyperviskositat des Blutes konnen weitere verschiedenste Symptome im Rahmen des Hyperviskositatssyndroms hinzutreten So eine Blutungsneigung welche sich unter anderem durch haufiges Nasenbluten oder Bluten nach geringsten Verletzungen aussert Kopfschmerzen Unwohlsein verschwommenes Sehen und andere visuelle und auch akustische Probleme Diagnose BearbeitenDie Diagnose wird durch eine Kombination von klinischen laborchemischen immunologischen und genetischen Befunden gestellt Laborchemisch findet man eine Vermehrung von monoklonalem Immunglobulin M im Serum Die IgM Monoklonalitat lasst sich mittels Immunfixationselektrophorese beweisen Eine histologische und zytologische Untersuchung des Knochenmarks nach Knochenmarkpunktion zeigt eine Vermehrung von ausgereift erscheinenden Lymphozyten Genetisch weisen diese lymphozytaren Zellen in der Regel die MYD88 L265P Mutation auf Zu den weiteren Laborbefunden zahlt die Anamie welche bis zu 80 der Patienten betrifft etwas seltener eine Thrombozytopenie oder eine Neutropenie Die Blutsenkungsreaktion LDH und haufig auch der Harnsauregehalt konnen erhoht sein Die Plasmaviskositat muss bestimmt werden um das Ausmass der Paraproteinamie zu quantifizieren Im Urin von fast der Halfte der Patienten konnen Bence Jones Proteine nachgewiesen werden Bildgebende Verfahren wie CT und MRT werden angewendet um das Ausmass der Gewebsinfiltration zu bestimmen Beurteilt werden vor allem Lungeninfiltrate die Hepatosplenomegalie und die intestinalen Lymphknoten Therapie BearbeitenEine Therapie wird erst notwendig wenn Symptome des MW auftreten Symptomlose Patienten sollten allerdings in regelmassiger arztlicher Kontrolle bleiben Es gibt keinen Beweis dafur dass ein fruher Therapiebeginn die Prognose der Patienten das heisst das Gesamtuberleben oder das krankheitsfreie Uberleben verbessert Das Therapieziel ist in aller Regel nicht kurativ sondern rein palliativ d h die Symptome der Erkrankung sollen beseitigt werden aber das primare Ziel ist nicht die komplette Heilung Therapieschemata umfassen die Medikamente Chlorambucil Fludarabin als Monotherapie oder in Kombination mit Cyclophosphamid das CVP Schema Cyclophosphamid Vincristin Prednisolon Bei schwereren Verlaufen konnen auch Anthracycline zum Einsatz kommen Der monoklonale Antikorper Rituximab ist wirksam und nun auch in Deutschland zugelassen Generell ist zu sagen dass es wenige Daten zur optimalen Therapie dieser Patienten gibt da die Erkrankung selten ist und Patienten aufgrund der relativen Gutartigkeit der Erkrankung selten in Therapiestudien eingeschlossen werden Patienten sollten daher wenn immer moglich im Rahmen klinischer Studien behandelt werden Der Effekt einer Chemotherapie auf die IgM Werte im Blut stellt sich fruhestens in einigen Tagen nach Therapie ein die Serum Halbwertszeit von IgM liegt bei etwa funf Tagen Bei einem schweren Hyperviskositatssyndrom kann eine Plasmapherese durchgefuhrt werden um die IgM Spiegel im Blut rasch zu senken Prognose BearbeitenDie Erkrankung schreitet unbehandelt typischerweise schleichend voran Der Mangel an funktionsfahigen Leukozyten fuhrt zu einem Antikorpermangelsyndrom mit Abwehrschwache und haufigeren Infektionen Der Verlauf der Krankheit hangt von vielen verschiedenen Faktoren ab und variiert von Patient zu Patient stark Die mittlere Uberlebenszeit betragt 7 7 Jahre nach Erstdiagnose wenn eine zeitgemasse Behandlung durchgefuhrt wird Faktoren welche einen schlechteren Verlauf mit sich bringen sind Alter gt 65 Jahre Hamoglobin lt 10 g dl Albumin lt 4 0 g dl erhohte b2 Mikroglobulin BlutwerteIn der Summe lebt noch die Halfte der Patienten sieben Jahre nach Erstdiagnose manche bei hoher Lebensqualitat auch nach uber 20 Jahren Andere Quellen sprechen von einer Funfjahresuberlebensrate von 87 bei niedrigem Risiko 68 bei mittlerem und 37 bei hohem Risiko 4 Sonstiges BearbeitenEin beruhmter Erkrankter war Georges Pompidou Er starb 1974 fur die Offentlichkeit uberraschend an dieser Krankheit wahrend er Staatsprasident Frankreichs war Auch Mohammad Reza Pahlavi ehemaliger Schah von Persien soll 1980 in Kairo an dieser Krankheit verstorben sein 5 1978 starb Houari Boumedienne der Prasident Algeriens an Morbus Waldenstrom Literatur BearbeitenG Merlini Waldenstrom s Macroglobulinemia Clinical Manifestations and Prognosis In American Society of Hematogy Washington DC 1999 V Rajkumar A Dispenzieri R Kyle Monoclonal gammopathy of undetermined significance waldenstrom macroglobulinemia AL Amyloidosis and related plasma cell disorders diagnosis and treatment In Mayo Clin Proc 81 2006 S 693 703 Weblinks BearbeitenD Ponce Waldenstrom Hypergammaglobulinemia eMedicine com letzte Aktualisierung 17 Oktober 2011 Selbsthilfeorganisation Waldenstrom s Macroglobulinemia FoundationEinzelnachweise Bearbeiten Onkologie Hamatologie Daten und Informationen 4 Lymphoplasmozytisches Lymphom einschliesslich Morbus Waldenstrom 4 1 Definition Pathologie Genetik gesehen 18 12 2016 Das lymphoplasmozytische Lymphom LPL ist eine reifzellige B Zell Neoplasie vom kleinzelligen Typ nach der WHO Klassifikation Von einem Morbus Waldenstrom bzw einer Makroglobulinamie Waldenstrom MW spricht man bei Nachweis eines monoklonalen IgM jeglicher Konzentration und einer Knochenmarkinfiltration was bei ca 30 der LPL der Fall ist J G Waldenstrom Incipient myelomatosis or essential hyperglobulinemia with fibrinogenopenia a new syndrome In Acta Medica Scandinavica Stockholm 117 1944 S 216 247 Steven P Treon Lian Xu Guang Yang Yangsheng Zhou Xia Liu Yang Cao Patricia Sheehy Robert J Manning Christopher J Patterson Christina Tripsas Luca Arcaini Geraldine S Pinkus Scott J Rodig Donald A Skifter Stephen E Lincoln Zachary R Hunter MYD88 L265P Somatic Mutation in Waldenstrom s Macroglobulinemia In New England Journal 2012 Band 367 Ausgabe 9 vom 30 August 2012 S 826 833 Morbus Waldenstrom auf www janssenwithme de abgerufen am 12 November 2022 L Altman Dr Jean A Bernard 98 Dies Found Cancer in Shah of Iran In New York Times 30 April 2006 Abgerufen 16 April 2015 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten VOnkologische Krankheiten topographisch nach ICD O 3 Nr C00 C80 Quelle 1 mit morphologischen Eintragen erganztC00 C14 Lippe Mundhohle und Pharynx Lippenkarzinom Mundhohlenkarzinom Zungengrundkarzinom Zungenkarzinom Zahnfleischkarzinom Mundbodenkarzinom Nasopharynxkarzinom Pharynxkarzinom Oropharynxkarzinom Hypopharynxkarzinom Maligner Parotistumor SpeicheldrusenkrebsC15 C26 Verdauungsorgane Speiserohrenkrebs Magenkarzinom Dunndarmkrebs Kolorektales Karzinom Gastrointestinaler Stromatumor Leberzellkarzinom Lebermetastase Gallengangskarzinom Gallenblasenkarzinom BauchspeicheldrusenkrebsC30 C39 Atemwege und Organe im Brustkorb Nasenhohlenkarzinom Nasennebenhohlenkarzinom Mittelohrkarzinom Kehlkopfkrebs Luftrohrenkrebs Bronchialkarzinom Thymuskarzinom Maligner Herztumor Pleuramesotheliom LungenmetastaseC40 C41 Knochen Gelenke und Gelenkknorpel Osteosarkom Osteoblastom Chondrosarkom Chondroblastom Maligner Riesenzelltumor Synovialsarkom KnochenmetastaseC42 Blut und Immunsystem Plasmozytom Multiples Myelom Mastzellsarkom Leukamie Langerhans Zell Histiozytose Maligne Histiozytose Erdheim Chester Erkrankung Monoklonale Gammopathie Morbus Waldenstrom Mittelmeer Lymphom Schwerketten Krankheit Leichtketten Krankheit Polycythaemia vera Osteomyelofibrose Essentielle Thrombozythamie Myelodysplastisches SyndromC44 Haut Hautkrebs Plattenepithelkarzinom Spinaliom Basaliom Malignes Melanom Schweissdrusenkarzinom Lentigo maligna Morbus Bowen Leukoplakie Dysplastischer NavusC47 Periphere Nerven und autonomes Nervensystem siehe Vorlage Navigationsleiste Tumoren des Nervensystems C48 Bauchfell und Retroperitoneum Peritonealkarzinose Retroperitoneales Sarkom Retroperitonealfibrose Desmoid TumorC49 Bindegewebe Subkutangewebe und sonstige Weichteile Sarkom Angiosarkom Fibrosarkom Ewing Sarkom Kaposi Sarkom Leiomyosarkom Rhabdomyosarkom Liposarkom Pleomorphes undifferenziertes Sarkom NeurofibrosarkomC50 Brust Mamma Brustkrebs Paget Karzinom Atypische duktale Hyperplasie Cystosarcoma phylloidesC51 C58 Weibliche Geschlechtsorgane Vulvakrebs Vaginalkarzinom Bartholin Drusen Karzinom Zervixkarzinom Uteruskarzinom Blasenmole OvarialkarzinomC60 C63 Mannliche Geschlechtsorgane Peniskarzinom Prostatakrebs Hodenkrebs Nebenhodenkarzinom SamenstrangkarzinomC64 C68 Harntrakt Nierenkrebs Nierenbeckenkarzinom Ureterkarzinom Blasenkrebs Urachuskarzinom HarnrohrenkarzinomC69 C72 Auge und Zentralnervensystem Tranendrusenkarzinom Lidkarzinom Aderhautmelanom Uvealkarzinom Hirnmetastase weitere siehe Vorlage Navigationsleiste Tumoren des Nervensystems C73 C75 Schilddruse und sonstige endokrine Drusen Schilddrusenkrebs C Zell Karzinom Nebennierenkarzinom Hypophysenkarzinom Pineoblastom Malignes ParagangliomC76 C80 Andere Malignes Lymphom Hodgkin Lymphom Metastase Lymphknotenmetastase CUP Syndrom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Morbus Waldenstrom amp oldid 227915745