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Der Landbund fur Osterreich LBd meist kurz Landbund genannt war eine Bauernpartei der Ersten Republik Osterreichs Die 1922 gegrundete Partei war deutschnational ausgerichtet trat also fur den Anschluss an das Deutsche Reich ein war antisemitisch bekannte sich zum Antimarxismus und zum Standegedanken Der Landbund verstand sich als Interessensvertreter der Bauern Landarbeiter Forstarbeiter und der Gewerbe und Handelstreibenden Seine Hochburgen lagen in der Steiermark Karnten und Oberosterreich viele Unterstutzer gab es auch im Burgenland und im niederosterreichischen Waldviertel 1 Logo des LandbundsVon 1927 bis 1933 war der Landbund in fast allen Bundesregierungen vertreten in Karnten und im Burgenland stellte er Landeshauptmanner Inhaltsverzeichnis 1 Programmatik 2 Geschichte 2 1 Vorgeschichte 2 2 Grundung und Oppositionsrolle 2 3 Regierungspartei 2 4 Diktatur und Untergang 3 Mitglieder 4 Literatur 5 EinzelnachweiseProgrammatik BearbeitenAm ersten Landbundtag in Linz am 23 Janner 1923 wurden die Politischen Leitsatze des Landbundes fur Osterreich verabschiedet Die darin behandelten Kernpunkte waren der nationale Gedanke und die Anschlussforderung der Bauernstand als Keimzelle der nationalen Volksgemeinschaft der Standegedanke als Gegenentwurf zum Parlamentarismus Antiurbanismus und moralisierender Biologismus Antikapitalismus und Antiklerikalismus Die Gegner verortete man unter den klerikalen Christlichsozialen und bei den verjudeten Sozialdemokraten Das 1925 verabschiedete Programm des Landbundes fur Osterreich und alle weiteren programmatischen Erklarungen der Partei bauten auf diesen Themen auf Der Bauernstand wurde als eigentlicher Garant von Volk und Rasse betrachtet Das Judentum wurde als volksfremd und volkszersetzend angesehen Im Christentum sah man das Bollwerk gegen den Marxismus der als von der judischen Rasse gelenkt betrachtet wurde In der Bejahung der christlichen Religion unterschied sich der Landbund von den Grossdeutschen denen man Freisinn vorwarf Auf die Christlichsozialen gemunzt wurde jedoch der Missbrauch der Religion fur politische Zwecke und zur Erringung weltlicher Macht abgelehnt Der Klassenkampf wurde als den inneren Zusammenhalt des Volkes zerstorend abgelehnt ihm stellte man das Konzept der Volksgemeinschaft entgegen In der aktiven politischen Mitwirkung der schaffenden Stande und Berufe des Landvolkes sah man den Weg zu einem besseren Staat Das Konzept eines Standeparlaments sollte die Parteiendemokratie ablosen die Parteienherrschaft zerreisse das Volk da jede Partei den anderen die Wahler abjagen wolle Stattdessen solle eine berufsstandische Ordnung geschaffen werden da sich die Stande untereinander gut verstunden und so Einigkeit und Einheit des Volkes erreicht werden konne Um den sozialdemokratischen Einfluss in den gemischt industriell agrarischen Gebieten zuruckzudrangen wurde die Bauernschaft aufgefordert die Landarbeiter nicht nur gerecht zu entlohnen und ausreichend zu verkostigen sondern sie auch im Sinne der Partei politisch aufzuklaren Geschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten In der Habsburgermonarchie formierte sich die Bauernschaft politisch zuerst im konservativ klerikal gepragten Widerstand gegen liberale Kirchen und Schulgesetzgebung Die Agrarkrise 1879 bestarkte die bereits vorhandenen antikapitalistischen und antiliberalen Standpunkte In mehreren Kronlandern wurden deutschfreiheitliche und deutschnationale Bauernvereine gegrundet wie der Oberosterreichische Bauernverein 1882 der Salzburgische Bauernverein 1883 der Karntner Bauernbund 1884 oder der Christliche Bauernverein 1897 in der Steiermark Die Zentren ihrer Anhangerschaft fanden sich in sprachlich kulturellen Grenzraumen protestantischen Enklaven und Regionen in denen grosserer Eigenbesitz vorherrschte 1901 konstituierte sich die Deutsche Bauernpartei der fuhrende Vertreter der Bauernvereine beitraten 1905 ging aus ihr verstarkt durch Abgeordnete aus anderen Klubs des Bohmischen Landtags die Deutsche Agrarpartei hervor die durch Ubertritte verstarkt 1906 bereits acht Abgeordnete im Reichsrat hatte Bei der Reichsratswahl 1911 errang sie 32 Mandate Durch die territoriale Neuordnung Mitteleuropas durch die Pariser Vorortvertrage nach dem Ersten Weltkrieg verlor die Bewegung in Osterreich ihre Hochburgen in Bohmen und Mahren Da dies fur alle deutschnationalen Parteien zutraf entstand der Wunsch nach einem zumindest vorlaufigen Zusammenschluss dieser Krafte Zur Konstituierenden Nationalversammlung 1919 traten die regionalen Bauernparteien selbstandig an bildeten aber mit den burgerlichen Nationalen eine Fraktionsgemeinschaft Die antretenden Bauernparteien Deutsche Freiheits und Ordnungspartei aus Oberosterreich Steirische Bauernpartei Karntner Bauernbund und Freiheitlicher Salzburger Bauernbund erzielten gemeinsam 12 der 26 deutschnationalen Mandate In den Bauernparteien die sich als berufsstandische Organisationen sahen herrschte uber eine allfallige langfristige Vereinigung mit den burgerlichen Deutschnationalen Uneinigkeit Wahrend eine Vereinigung aus Grunden der Wahlarithmetik vorteilhaft ware wollte man nicht Handlanger eines burgerlichen Kapitalismus und Zentralismus werden Besonders die Steirische Bauernpartei unter Leopold Stocker arbeitete auf die Grundung einer nationalen Bauernpartei hin Er grundete im September 1919 den Verband der unabhangigen Bauernbunde Nach Beitritten des Karntner Bauernbundes und eines Teils des Deutschen Bauernbundes fur Niederosterreich wurde im Juni 1920 die Deutschosterreichische Bauernpartei gegrundet der sich wenig spater auch der Unabhangige Bauernbund Vorarlbergs anschloss Andere Bauernvereinigungen aus Niederosterreich Oberosterreich und Salzburg gingen hingegen im Vorfeld der Nationalratswahl in Osterreich 1920 eine Arbeitsgemeinschaft mit der im selben Jahr gegrundeten Grossdeutschen Volkspartei GDVP ein Bei der Wahl bewies die Deutschosterreichische Bauernpartei mit sechs erreichten Mandaten dass eine bundesweit einheitlich auftretende nationale Bauernpartei politisch uberlebensfahig war Im September 1921 beschloss die Deutschosterreichische Bauernpartei als Landbund fur Osterreich Verband Osterreich des deutschen Reichslandbundes dem Reichslandbund der Weimarer Republik beizutreten Damit sollte ein Schritt praktischer Anschlussarbeit gesetzt werden 2 Als Reaktion auf die sich verfestigende Organisation der Bauernpartei schlossen sich die mit der GDVP paktierenden Bauernorganisationen im Janner 1922 in der GDVP als Bund deutschosterreichischer Bauern zusammen Grundung und Oppositionsrolle Bearbeiten Am 20 Janner 1922 wurde der Landbund in Leoben offiziell gegrundet Politisch und finanziell unterstutzt vom grossen deutschen Verband wurde versucht die in der GDVP organisierten Bauernorganisationen zum Landbund Beitritt zu bewegen Die Einigungsbestrebungen waren erfolgreich schon im Dezember 1922 traten diese Organisationen in den Landbund ein Am 21 Janner 1923 wurde der erste Parteitag des nun gesamtosterreichischen Landbundes in Linz abgehalten Mit der GDVP wurde ein gemeinsames politisches Agieren bei gleichzeitiger Selbstandigkeit der beiden Parteien vereinbart Dies wurde vom christlichsozialen Osterreichischen Reichsbauernbund geschickt ausgenutzt der von der Unterwerfung des Landbundes unter das Diktat der GDVP sprach Zugleich gab es Uneinigkeit mit den Grossdeutschen uber die Verteilung der Listenplatze Aus diesen Grunden entschied man sich trotz bereits paktiertem Wahlbundnis bei der Nationalratswahl 1923 eigenstandig zu kandidieren Da verschiedene Landesorganisationen unter verschiedenen Listenbezeichnungen antraten konnten nach geltendem Wahlrecht Reststimmen dieser Wahlparteien nicht addiert werden So erreichte der Landbund lediglich funf Mandate obwohl die erreichten Gesamtstimmenanzahl acht Mandaten entsprochen hatte In den folgenden Jahren profilierte sich der Landbund durch populistische Agitation gegen die Politik der christlichsozial grossdeutschen Koalitionsregierungen Die Senkung des Einfuhrzolls auf landwirtschaftliche Produkte wurde dem Reichsbauernbund vorgehalten dem man nun vorwerfen konnte durch seine Einbindung in die Christlichsoziale Partei die Interessen der Landwirtschaft verraten zu haben 1926 wurden grosse Bankenskandale bekannt die der Landbund standespolitisch instrumentalisieren konnte Viele Banken brachen aufgrund von Fehlspekulationen zusammen oder mussten vom Staat gerettet werden darunter auch solche die nach dem Krieg mit christlichsozialer oder grossdeutscher Unterstutzung gegrundet worden waren Der Landbund warf der Regierung vor den Hyanen der Volkswirtschaft Milliardengeschenke zu machen wahrend die hart arbeitende Landbevolkerung Not leide Dabei bediente sich die Partei auch antisemitischer Phrasen und Stereotype Fur die anstehende Nationalratswahl 1927 beschloss die Partei diesmal ein einheitliches Auftreten aller Landesorganisationen Dem Werben Kanzler Ignaz Seipels der den Landbund fur seine antimarxistische Einheitsliste gewinnen wollte wurde auf dem Reichsparteitag Anfang Februar 1927 eine Absage erteilt Dagegen wurde dem Reichsbauernbund ein Gesprachsangebot uber ein gemeinsames Vorgehen bei den Wahlen vorgelegt Nach der erwarteten Absage wurde den christlichsozialen Bauernvertretern vorgeworfen dass sie sich als Mehrheitsbeschaffer von Industrie und Kapital instrumentalisieren lassen Die Taktik machte sich bezahlt der Landbund erzielte neun Mandate Bei der zeitgleich stattfindenden Karntner Landtagswahl ging die Landesorganisation ein Wahlbundnis mit dem Handels und Gewerbebund als Landbund und Hagebund LuH ein 3 Das im Vergleich zur Sozialdemokratischen Arbeiterpartei SDAP relativ schwache Abschneiden der Regierungsparteien mit ihrer Einheitsliste veranlasste Seipel dazu dem Landbund ein Angebot zur Beteiligung an der Regierung zu machen Da das vom Landbund gewunschte Landwirtschaftsministerium fest in den Handen des Reichsbauernbunds lag bot er fur einen Regierungsbeitritt die Vizekanzlerposition und ein wichtiges Fachministerium an Nachdem er in zahen Verhandlungen auch versprach wirtschaftliche Forderungen des Landbunds in das Regierungsprogramm aufzunehmen stimmte die Partei dem Angebot zu Als Innenminister und Vizekanzler entsandte sie den steirische Abgeordneten Karl Hartleb in das Kabinett Seipel V Regierungspartei Bearbeiten Als Regierungspartei wurde die Parteiorganisation gestrafft Im Dezember 1927 wurde ein Reichsparteisekretariat errichtet und es wurde versucht nach aussen einen Eindruck der Geschlossenheit zu vermitteln was aufgrund des stark foderalen Aufbaus der Partei und der Dominanz einzelner Landesorganisationen nur vorubergehend gelang In der Regierung verfolgte die Partei hartnackig die agrarischen Interessen Ende 1928 forderte sie eine massive Drosselung der Viehimporte und kritisierte die Wirtschaftspolitik Seipels scharf die sie als vom Wiener Schwarzenbergplatz d h vom Hauptverband der Industrie diktiert bezeichnete Unter der Androhung aus der Regierung auszuscheiden konnte der Landbund in einer Aussprache mit Seipel am 3 Janner 1929 seine Forderungen weitgehend durchsetzen Den paramilitarischen Heimwehren stand der Landbund nach den Ereignissen im Juli 1927 anfangs positiv gegenuber Angesichts der marxistischen Bedrohung wurden sie als notwendige Selbstschutzorganisationen erachtet und die Mitglieder wurden zum Heimwehr Beitritt aufgerufen In seinen Hochburgen gelang es dem Landbund die Leitung der Heimwehren an sich zu ziehen Als Leiter des Innenressorts rief der Landbund zur innenpolitischen Abrustung auf der Heimwehraufmarsch in Wiener Neustadt im Oktober 1928 wurde als unnutzes Sabelrasseln verurteilt Die zunehmenden Versuche Seipels die Heimwehren fur die Politik der Christlichsozialen zu instrumentalisieren bewogen den Landbund schliesslich sich aus der Heimwehrbewegung zuruckzuziehen Stattdessen wurde mit der Bauernwehr ein eigener antimarxistischer Wehrverband geschaffen der Reichsbund der osterreichischen Bauernwehren wurde am 17 Janner 1930 gegrundet Damit verlor man jedoch jeden Einfluss auf die sich zunehmend radikalisierende Heimwehrbewegung Nach einer todlichen Konfrontation linker und rechter Wehrverbande im steirischen St Lorenzen im August 1929 unterstutzte der Landbund die Bestrebungen von Bundeskanzler Johann Schober die innere Abrustung durch eine Novellierung des Waffengesetzes einzuleiten Daraufhin forderte die Heimwehr die Entlassung des Landbund Innenministers Vinzenz Schumy Der kritisierte im Mai 1930 das gewalttatige und grosssprecherische Gehabe einzelner Heimwehrfuhrer und betonte dass der von der Heimwehr so betonte Schutz der Heimat auch bedeute den Staatsgedanken und die Staatsautoritat hochzuhalten Als Reaktion auf den Pfrimer Putsch im September 1931 forderte der Landbund die Auflosung aller Wehrverbande Nachdem durch politische Intrigen der Christlichsozialen der populare Kanzler Schober zum Rucktritt gezwungen worden war ging der Landbund 1930 kurzzeitig wieder in Opposition und trat zur vorgezogenen Nationalratswahl am 9 November 1930 gemeinsam mit den Grossdeutschen als Wahlgemeinschaft Nationaler Wirtschaftsblock und Landbund unter der Fuhrung Schobers an daher auch Schoberblock genannt Parteiintern war das Bundnis jedoch umstritten und die Salzburger und die oberosterreichische Landesorganisation traten schliesslich eigenstandig an Der Schoberblock schnitt bei der Wahl relativ gut ab trotz des Wegfalls von etwa 43 000 Stimmen in Oberosterreich und Salzburg die nicht fur ein Grundmandat reichten wurden 19 Mandate erzielt Dagegen verloren die Christlichsozialen deutlich zugunsten der neuen Heimwehr Partei Heimatblock Somit kam es wieder zu einer burgerlichen Koalitionsregierung mit dem Landbund wobei der steirische Landbund Landesrat Franz Winkler das Innenministerium ubernahm Dabei begann sich eine innerparteiliche Gewichtsverlagerung vom bis dahin dominierenden Karntner Landbund unter Schumy hin zum steirischen abzuzeichnen Das Tauziehen um den bundespolitischen Einfluss sollte schliesslich Winkler im Mai 1932 gewinnen als er den Obmann des oberosterreichischen Landbundes Franz Bachinger der bisher Schumy unterstutze durch Berufung in die Verwaltungskommission der Bundesbahnen und in das Kabinett Buresch II auf seine Seite ziehen konnte Winkler als Leiter des Innenressorts wurde auf Bundesebene zum bestimmenden Landbundpolitiker Die Creditanstalt Pleite wollte er wie die Bankenskandale 1924 1926 taktisch nutzen indem er die Schuld daran dem Kapital zuwies jede Mitverantwortung und Mithaftung durch den Landbund ablehnte und so beim Klientel des Landvolks punkten wollte Am 16 Juni 1931 demissionierte er aus Protest gegen die von der Regierung ubernommene Bundeshaftung fur auslandischen Verbindlichkeiten der Bank und loste somit den Rucktritt der Bundesregierung Ender aus In seinem Rucktrittsschreiben begrundete er seinen Schritt damit dass das Land durch die Haftungsubernahme vollig schuldlos in die volle Abhangigkeit vom Ausland gelange Vor den Nationalratsklub des Landbunds fuhrte er aus dass durch die auslandischen Kredite fur die Bankenrettung Osterreich unakzeptable aussenpolitische Fesseln angelegt wurden Winkler stellte die am Abend desselben Tages ohne politische Forderungen gewahrten Kredite in Hohe von 150 Millionen Schilling als Erfolg der Politik des Landbundes dar Er behauptete anlasslich seines Eintritts in die nachfolgende Regierung Buresch I wenige Tage spater das Ausland hatte die Absicht gehabt finanzielle Hilfe unter der Bedingung des Verzichts auf die geplante Zollunion und auf den Anschluss an Deutschland zu gewahren Sein Widerstand hatte den Glaubigern signalisiert dass unsere Opferwilligkeit Grenzen habe und hatte verhindert dass Osterreich zu einem Helotenstaat letzter Gute gemacht worden sei Der ehemalige Kanzler Otto Ender konnte wenig spater diese Behauptungen als nicht zutreffend widerlegen Im Zuge der Weltwirtschaftskrise kam es ab 1930 zu einer sich zunehmend verstarkenden Agrarkrise der Preis fur Getreide und Fleisch verfiel und breite Kreise der landlichen Bevolkerung in den alpinen Regionen verarmten In dieser Krise wurde die Klientel des Landbundes zunehmend empfanglich fur die Propaganda der NSDAP Der Landbund versuchte mit Grossveranstaltungen das Abwandern ihrer Sympathisanten zu den Nationalsozialisten verhindern Nichtsdestotrotz wurde die NSDAP mit ihren Forderungen nach einem revolutionaren Umbau des Staates in den kommenden Jahren zum gefahrlichen Rivalen In der Regierung konnte Winkler erneut unter Androhung des Regierungsaustritts seine Forderungen nach einem umfassenden Zollschutz fur die einheimische Viehproduktion durchsetzen Seine Vorstellungen stimmten dabei weitgehend mit jenen des neuen christlichsozialen Landwirtschaftsministers Engelbert Dollfuss uberein Der auch von Dollfuss angestrebte Abbau der Agrarimporte wurde von der SDAP als Angriff auf die Lebenserhaltungskosten der darbenden Arbeiterschaft kritisiert Die Bedeutung des Landbundes als Koalitionspartner stieg Ende Janner 1932 mit dem Austreten der GDVP aus der Regierung erneut Winkler wurde im Minderheitenkabinett Buresch II Vizekanzler und Innenminister zusatzlich ubernahm Bachinger das Ministerium fur Offentliche Sicherheit In der nachfolgenden ersten Regierung Dollfuss waren drei Landbund Politiker vertreten und Vizekanzler Winkler bekam die fur die Agrarpolitik wichtigen handelspolitischen Agenden des Aussenministeriums ubertragen Zu diesem Erfolgserlebnis kam jedoch der Regierungseintritt des Heimatblocks und somit das Hereintragen der Differenzen zwischen Heimwehr und Landbund in die Regierung Wahrend beide einen standischen Umbau des Staates forderten verfolgte der Landbund dafur den demokratischen Weg wahrend der Heimatblock einen Wandel im Sinne des italienischen Faschismus anstrebte Als im September 1932 der parteilose Sicherheitsminister Hermann Ach zurucktrat forderte Heimwehr Bundesfuhrer Ernst Rudiger Starhemberg die Berufung Emil Feys zu dessen Nachfolger Vergeblich versuchten Dollfuss und Winkler die Berufung Feys zu verzogern und die GDVP zum Wiedereintritt in die Regierung zu bewegen Da sich die Grossdeutschen weigerten musste Fey bestellt werden allerdings wurde er nur Staatssekretar fur Sicherheitswesen wahrend Dollfuss das Sicherheitsressort selbst ubernahm Diese Radikalisierung der Innenpolitik die Machtanspruche der Heimwehren und Wahlerfolge der NSDAP bewogen den Landbund zu einer verstarkten Mitgliederwerbung fur die Bauernwehr Sie sollte Verteidigerin der Demokratie sein denn dem Landbund sei eine mangelhafte Demokratie lieber als gar keine so der Salzburger Landbundler am 16 Juli 1932 auf der Titelseite Der Landbund erwies sich als verlasslicher Koalitionspartner der Regierung Dollfuss und stimmte fur die Lausanner Anleihe Diktatur und Untergang Bearbeiten Die Ausschaltung des Parlaments durch Dollfuss im Marz 1933 sah der Landbund wie dieser als Chance die lang geforderte grundlegende Verfassungsreform zu realisieren Das Parlament in seiner bisherigen Form wurde als zu schwerfallig und inadaquat betrachtet an die Stelle des Bundesrates sollte ein Lander und Standerat treten In der Regierung sah man sich als nationaler Wachter fur freiheitliche und demokratische Belange der verhindern sollte dass Christlichsoziale oder Heimatblockler die Diktaturregierung missbrauchen Durch die Grundung der Vaterlandischen Front am 21 Mai 1933 geriet der Landbund zunehmend in die Defensive und seine Wahlerschaft wanderte allmahlich zu den Nationalsozialisten ab Um nicht in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden bildete er noch im Mai 1933 mit dem Standebund fur Handel und Gewerbe und dem Nationalen Beamten und Angestelltenbund eine Arbeitsgemeinschaft die sich im Juli den Namen Nationalstandische Front gab und als Gegengewicht zur Vaterlandischen Front dienen sollte Ebenso wie diese lehnte sie den Parteienstaat ab und forderte eine standische Gliederung der Gesellschaft jedoch bei Betonung des deutschen Charakters des Landes Dollfuss drangte auf einen korporativen Eintritt der neuen Bewegung in die Vaterlandische Front was man aber als De facto Liquidierung der Nationalstandischen Front ablehnte In der Regierung leisteten die Landbundvertreter Widerstand gegen die von Fey geforderte Berufung des Tiroler Heimwehrfuhrers Richard Steidle zum Staatssekretar fur Justiz Sie lehnten auch das von Fey und Heeresminister Carl Vaugoin geforderte Verbot der NSDAP ab Am 9 Juni 1933 erklarte Schumy im Ministerrat dass es fur jeden Antimarxisten untragbar sei wenn eine nationale Partei aufgelost werden solle zugleich aber die sozialdemokratische Partei unangetastet bliebe Winkler erganzte dass ein Verbot der NSDAP einen Bruch mit dem mittlerweile nationalsozialistisch regierten Deutschland bedeute und dass Osterreich zu Deutschland eine besondere Beziehung habe Einen osterreichischen Stamm gebe es nicht es gibt nur einen deutschen Stamm der in Osterreich einen Staat bildet Auch nach dem todlichen Handgranatenanschlag durch Nationalsozialisten auf christlich deutsche Turner in Krems zehn Tage spater wurde ein Parteiverbot mit der Begrundung abgelehnt man konne eine Partei von der Grosse der NSDAP nicht fur Exzesse einzelner Mitglieder verantwortlich machen Sollten die anderen Regierungsparteien auf dem Verbot bestehen mogen sie den Landbundvertretern eine Stimmenthaltung gestatten So erfolgte das Verbot der NSDAP in Osterreich am 19 Juni 1933 ohne die Stimmen der Nationalstandischen Winkler Schumy Bachinger und Kerber Im Juni 1933 trat der Landbund aus dem Reichslandbund aus da dieser mittlerweile mit der deutschen NSDAP gleichgeschaltet worden war Eine langer geplante offizielle Grundungsfeier der Nationalstandischen Front am 17 September 1933 in Graz wurde zu einer Antwort auf die am 11 September in Wien gehaltene Trabrennplatzrede Dollfuss Etwa 11 000 Mitglieder der Bauernwehr und 14 000 Mitglieder und Sympathisanten marschierten auf und horten eine Rede des Fuhrers der Nationalstandischen Front Vizekanzler Winkler In der Rede die von nationalsozialistischen Storversuchen unterbrochen wurde grenzte er die nationalstandische Politik deutlich von Heimwehr und NSDAP ab und erklarte sie als Weg der Mitte Diese Rede provozierte wutende Reaktionen der Heimwehrfuhrer und offenbarte die Risse im Regierungslager Dollfuss reagierte darauf mit einer Regierungsumbildung am 21 September 1933 die er mit der Notwendigkeit der Befreiung von Parteibindungen begrundete Samtliche Landbundmitglieder schieden dabei aus der Regierung aus Der Heimwehrmann Fey wurde hingegen Vizekanzler so dass politische Kommentatoren von einem Rechtsruck und einem Sieg der Heimwehren sprachen Allerdings wollte Dollfuss auch die in der Regierung verbliebenen Heimwehrminister entmachten und hatte deshalb mit dem Landbund ein Geheimabkommen geschlossen Dollfuss unterstellte sich die Agenden von Polizei Gendarmerie und Heer und entzog sie so den Machtbestrebungen der Heimwehr Durch die Mitarbeit der Nationalstandische Front Mitglieder Robert Kerber als Innenminister und Franz Glas als Staatssekretar im Justizministerium 4 sollte Fey machtpolitisch isoliert werden Uber diese Verbindungsmanner hatte der Landbund weiterhin Einfluss auf die Regierungsgeschafte Dieser schwand jedoch allmahlich und das daraus resultierende Ohnmachtsgefuhl verstarkte bereits vorhandene Kontroversen in der Partei uber die ideologische Ausrichtung Winkler und Bachinger verlangten aufgrund des deutschen Grundcharakters der Partei eine Rucksichtnahme auf Deutschland in der Aussenpolitik Damit standen sie im Gegensatz zu Dollfuss der sich seit der Machtergreifung Hitlers an das Italien Benito Mussolinis anlehnte Schumy stand Dollfuss Vorstellungen naher er setzte vor allem auf den Standegedanken und stand einer Vereinigung von Nationalstandischer und Vaterlandischer Front positiv gegenuber Dies implizierte eine Akzeptanz der von Dollfuss propagierten Osterreich Ideologie was Winkler und Bachinger als Verrat am Deutschtum angriffen Als Dollfuss Anfang Marz 1934 neue Verfassung ankundigte in der Parteien keinen Platz mehr hatten und dass auch in den zu schaffenden Berufsstanden keine parteipolitische Fraktionierung moglich sein werde machte die Differenzen in den Zukunftsvorstellungen der Landwehrfuhrer wieder akut Einen Aufsatz Schumys in dem er sich fur den Beitritt zur Vaterlandischen Front aussprach kritisierten Winkler und Bachinger heftig er wurde die Bedurfnisse der nationalen deutschgesinnten Bevolkerung nicht berucksichtigen Einigkeit herrschte in der Befurwortung des Fuhrerprinzips in der Regierung Da Dollfuss seine Verfassung vom Nationalrat absegnen lassen wollte schickte er Finanzminister Karl Buresch um beim Landbund um Unterstutzung zu werben Es setzten sich jedoch Winkler und Bachinger durch und der Abgeordnetenklub des Landbunds beschloss ein Fernbleiben von der Abstimmung uber die Standestaatsverfassung Der Obmann des Abgeordnetenklubs Hubert Dewaty fuhrte in einer Begrundung dieser Ablehnung aus dass die Partei auf ihrem volkischen Vorposten ausharren werde bis die Lebensforderungen des osterreichischen Volkes erfullt seien Keine Losung der osterreichischen Frage ohne Deutschland keine Losung des mitteleuropaischen Problems ohne Deutschland An den Kanzler appellierte er die Verfassung einer Volksabstimmung zu unterbreiten Mit der ablehnenden Stellungnahme war der Bruch mit der Regierung Dollfuss finalisiert Da mit Inkrafttreten der standestaatlichen Verfassung am 1 Mai 1934 jede parlamentarische Tatigkeit politischer Parteien erlosch erklarte die Reichsparteileitung am 18 Mai 1934 ihre Tatigkeit fur beendet und ermachtigte den Parteivorstand die Liquidierung einzuleiten Die landbundlerische Gesinnungsgemeinschaft bleibe aber aufrecht der Verein Osterreichischer Landbund wurde durch Anderung seiner Satzung den geanderten Verhaltnissen Rechnung tragen Dies bedeutete de facto die Auflosung des Landbundes als Partei Nach der Auflosung wanderten verstarkt Anhanger der ehemaligen Partei zu den Nationalsozialisten ab Zahlreiche vor allem junge vormalige Anhanger beteiligten sich am nationalsozialistischen Juliputsch was zu Verhaftungen Bachinger Dewaty und zur Auflosung der landbundlerischen Gesinnungsgemeinschaft und der Bauernwehr fuhrte Der regierungstreue Flugel um Schumy wurde in den Berufsstand Land und Forstwirtschaft ubernommen Viele Landbundler aus diesem Flugel traten nach dem Krieg in den Bauernbund der neu gegrundeten Osterreichischen Volkspartei ein Mitglieder BearbeitenDer Landbund war regional sehr unterschiedlich stark vertreten Lagen seine Hochburgen in der Steiermark Karnten Oberosterreich und im Burgenland so war er in den westlichen Bundeslandern kaum vertreten Im Marz 1927 loste sich der Vorarlberger Landbund auf und vereinigte sich mit dem christlichsozialen Vorarlberger Bauernbund in Tirol existierte keine Landesorganisation mehr Bei Landtagswahlen mussten haufig Wahlbundnisse eingegangen werden oft mit den Grossdeutschen in Oberosterreich 1925 zusatzlich mit den Christlichsozialen auf einer Einheitsliste Stark vertreten war der Landbund in Orten mit weniger als 1000 Einwohnern und einer starken protestantischen Minderheit bzw Mehrheit Dort sorgten die patriarchalen Strukturen der kommunikativen und okonomischen Eliten fur eine relativ stabile Etablierung der Bewegung und eine langere Immunisierung gegen die nationalsozialistische Agitation als das etwa bei den Grossdeutschen der Fall war Wenngleich sich der Landbund stets als Vertreter des gesamten Landvolks sah uberwogen in der Anhangerschaft und bei den Wahlern die grosseren bis mittleren Bauern sowie deren Mithelfende Fur Oberosterreich wurde errechnet dass 1930 jeder funfte Landbund Wahler auch Parteimitglied war Viele Vertreter der Parteielite standen auf einem weiteren wirtschaftlichen Standbein als Wirte Viehhandler Fuhrunternehmer etc Somit war eine gewisse kommunikative und okonomische Anbindung an semi urbane Zentren gegeben Zwei weitere wichtige Gruppen unter den Funktionaren der Partei bildeten Lehrer und Beamte speziell Landwirtschaftslehrer und Agrarbeamte Sie ubernahmen in der Organisationsstruktur haufig die Funktionen die der Klerus bei den Christlichsozialen einnahm Die Jugendorganisation der Partei war der Osterreichische Junglandbund Literatur BearbeitenAlexander Haas Die vergessene Bauernpartei Der Steirische Landbund und sein Einfluss auf die osterreichische Politik 1918 1934 Leopold Stocker Verlag Graz 2000 ISBN 3 7020 0885 3 Robert Kriechbaumer Die grossen Erzahlungen der Politik Politische Kultur und Parteien in Osterreich von der Jahrhundertwende bis 1945 Schriftenreihe des Forschungsinstitutes fur politisch historische Studien der Dr Wilfried Haslauer Bibliothek Salzburg Band 12 Bohlau Wien Koln Weimar 2001 ISBN 3 205 99400 0 S 494 544 Einzelnachweise Bearbeiten Christian Klosch Zerrieben zwischen Nationalsozialismus und Austrofaschismus Landbund und Grossdeutsche Volkspartei und das Ende der deutschnationalen Mittelparteien Universitat Wien 14 Janner 2011 S 2 5 PDF 168 kB Von den unabhangigen Bauernbunden In Neues Grazer Tagblatt 10 September 1921 S 12 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung gtb Radikale Phrase Wahlbundnisse und Kontinuitaten Landtagswahlkampfe in Osterreichs Bundeslandern 1919 bis 1932 Robert Kriechbaumer Hubert Weinberger Franz Schausberger Hrsg Schriftenreihe des Forschungsinstitutes fur politisch historische Studien der Dr Wilfried Haslauer Bibliothek Salzburg Band 57 Bohlau Wien Koln Weimar 2017 ISBN 978 3 205 20498 5 S 111 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Amtlicher Teil In Wiener Zeitung 22 September 1933 S 1 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung wrzNormdaten Korperschaft GND 409407 4 lobid OGND AKS VIAF 151044101 Anmerkung GND aber auch 4034232 3 VIAF auch 238984261 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Landbund Osterreich amp oldid 229845794