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Der Pfrimer Putsch war ein von Walter Pfrimer dem Landesleiter des Steirischen Heimatschutzes und seinem Generaladjutanten Carl Ottmar Graf von Lamberg initiierter Staatsstreich der am 12 September 1931 vom osterreichischen Bundesland Steiermark seinen Ausgang nahm Auf diese Weise sollte in Osterreich eine Heimwehrregierung an die Macht gebracht werden mit dem Ziel das politische System Osterreichs im Sinne der Heimwehren grundlegend umzugestalten Nach anfanglichen Erfolgen in der Steiermark scheiterte Pfrimers Versuch die Macht in Osterreich zu ergreifen schon am Folgetag da er die Voraussetzungen dafur falsch eingeschatzt hatte Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrunde 2 Ablauf 3 Folgen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHintergrunde BearbeitenIn den Jahren nach dem Justizpalastbrand 1927 hatten die Heimwehren vehement eine grundlegende Anderung des politischen Systems Osterreichs in einem standischen und autoritaren Sinn gefordert Diese Systemanderung die sie auch ihren auslandischen Geldgebern versprochen hatten versuchten sie durch andauernde Agitation auf den Strassen vorwiegend in Form gewaltiger sonntaglicher Aufmarsche in Markten und Stadten und permanenten Druck auf die Bundesregierung auch hinter den Kulissen durchzusetzen Dieser andauernde Druck war auch ein wesentlicher Grund dafur gewesen dass 1929 Johannes Schober Bundeskanzler geworden war Schober der starke Mann auf den die Heimwehren so viele Hoffnungen gesetzt hatten erwies sich allerdings als eine herbe Enttauschung Im Streit um die Anderung der osterreichischen Verfassung arbeitete er mit den Sozialdemokraten einen aus Sicht der Heimwehren vollig inakzeptablen Kompromiss aus und zeigte auch sonst wenig Bereitschaft ihren Forderungen nachzugeben Der Fehlschlag im Verfassungsstreit und die Weltwirtschaftskrise leiteten schliesslich eine Phase der Stagnation und des zunehmenden Auseinanderdriftens der Heimwehrbewegung ein der man im Mai 1930 mit dem so genannten Korneuburger Eid beikommen wollte Dieser Versuch der von Anfang an heterogenen Heimwehrbewegung quasi im Nachhinein eine Ideologie uberzustulpen fuhrte jedoch auch nicht zu ihrem Wiedererstarken Um die Initiative nun endgultig zuruckzugewinnen und die geforderte Systemanderung in Richtung eines autoritaren Standestaates doch noch durchzusetzen rang sich der im September 1930 neu gewahlte Bundesfuhrer der Heimwehren Ernst Rudiger Starhemberg nicht nur zu einer Regierungsbeteiligung durch sondern auch dazu dass sich die Heimwehren die stets ein erklarter Gegner des Parlamentarismus gewesen waren unter der Bezeichnung Heimatblock an den Nationalratswahlen des Jahres 1930 beteiligten Das Wahlergebnis des Heimatblockes blieb weit hinter den Erwartungen zuruck und schwachte den inneren Zusammenhalt der Heimwehrbewegung weiter Nach einem weiteren Wahldebakel in Oberosterreich trat Starhemberg schliesslich zuruck Neuer Bundesfuhrer wurde Walter Pfrimer der ein Vertreter der radikalen Richtung innerhalb der Heimwehrbewegung war und in der Steiermark bereits mehrmals Gewalt zur Durchsetzung politischer Forderungen angewandt hatte Angesichts der Tatsache dass alle bisher eingeschlagenen Wege die gewunschte Systemanderung durchzusetzen gescheitert waren die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise immer starker spurbar wurden der Zerfall der Heimwehren weiter voranschritt und sie auch zunehmendem Druck seitens der starker werdenden osterreichischen Nationalsozialisten ausgesetzt waren setzte Pfrimer nun alles auf eine Karte Durch einen Staatsstreich sollten die Forderungen der Heimwehren endlich umgesetzt und damit alle diese Probleme auf einen Schlag gelost werden Als Starhemberg 1931 vorubergehend die Fuhrung seinem Stellvertreter uberliess plante dieser unter dem starken Einfluss von Carl Ottmar Graf von Lamberg den Putsch 1 Ablauf BearbeitenAm Abend des 12 September schlug Pfrimer los und liess zirka 14 000 Mann des Steirischen Heimatschutzes mobilisieren die im Laufe der Nacht und am folgenden Vormittag zahlreiche steirische Ortschaften besetzten darunter fast die gesamte Obersteiermark Verkehrswege sperrten und Bezirkshauptleute und Burgermeister verhafteten In den besetzten Orten liess Pfrimer eine Proklamation an das Volk von Osterreich und ein Provisorisches Verfassungspatent anschlagen mit dem die Machtubernahme in Bund und Landern verkundet wurde Da die Unternehmung nach dem Vorbild von Mussolinis Marsch auf Rom als Marsch auf Wien konzipiert war begaben sich schon bald 600 Heimatschutzer einschliesslich einer Heimwehreinheit aus Oberosterreich im Kraftfahrzeugmarsch uber Waidhofen an der Ybbs bis nach Amstetten von wo sie mit anderen Heimwehrformationen uber St Polten nach Wien vordringen wollten Es zeigte sich aber sehr rasch dass die anderen Heimwehrverbande zur Unterstutzung von Pfrimers Unternehmen nicht bereit waren Der Marsch auf Wien endete daher schon am 13 September vor Amstetten wo die Heimatschutzer vom Bundesheer ohne grossere Gegenwehr gestoppt wurden Am Vormittag des 13 Septembers zeigte sich bereits deutlich dass Pfrimers Staatsstreich zum Scheitern verurteilt war Hilfe von den anderen Heimwehrverbanden blieb aus der steirische Landeshauptmann Anton Rintelen der eigentlich ein Sympathisant der Heimwehren war forderte die sofortige Einstellung von Pfrimers Unternehmen und in der Zwischenzeit waren auch der Republikanische Schutzbund und das Bundesheer alarmiert und gegen die Heimatschutzer in Marsch gesetzt worden Dabei fiel jedoch auf dass vor allem das Bundesheer betont langsam in die Aufstandszentren vorruckte um so den Heimatschutzern die Moglichkeit zu geben sich zuruckzuziehen und Waffen und Gerat in Sicherheit zu bringen Nun erkannte auch Pfrimer selbst dass sein Unternehmen gescheitert war Er gab den Ruckzugsbefehl und fluchtete aus Osterreich 140 Heimatschutzer wurden wegen ihrer Teilnahme am Putschversuch verhaftet rund 4 000 Anzeigen erstattet und etwa ein Funftel des Bestandes an Waffen und Mannesausrustung des Steirischen Heimatschutzes beschlagnahmt Folgen BearbeitenDass Pfrimers Unternehmen fur den Steirischen Heimatschutz nicht zu einer volligen politischen Katastrophe wurde war nicht zuletzt der Tatsache zu verdanken dass eine Zerschlagung des Heimatschutzes von gewissen Kreisen der steirischen Landesregierung allen voran dem Landeshauptmann selbst keineswegs gewollt war Aus diesem Grund liess die Staatsgewalt gegen die Putschisten uberall aussergewohnliche Milde walten So endete beispielsweise der von 14 bis 18 Dezember 1931 in Graz stattfindende Schwurgerichtsprozess gegen den freiwillig nach Osterreich zuruckgekehrten Pfrimer und seine sieben Mitangeklagten mit einem Freispruch Mit diesem von vielen Zeitgenossen als skandalos empfundenen Urteil waren auch alle anderen Verfahren wegen des Pfrimer Putsches erledigt Die organisatorischen Strukturen des Steirischen Heimatschutzes waren somit durch Pfrimers Staatsstreich nicht nachhaltig geschadigt worden Allerdings vertiefte sich in der Folgezeit die Kluft zwischen dem radikalen und der osterreichischen Bundesregierung tendenziell feindlich gesinnten Flugel des Heimatschutzes der fur eine politische Umgestaltung Osterreichs eintrat und sich spater der NSDAP zuwenden sollte und jenem der als regierungstreu bezeichnet werden kann Diese Auseinandersetzung die schliesslich zur Spaltung des Steirischen Heimatschutzes fuhrte hatte wiederum betrachtliche Auswirkungen auf die osterreichische Heimwehrbewegung insgesamt nicht zuletzt deswegen weil der Steirische Heimatschutz rund ein Drittel der bewaffneten Formationen der osterreichischen Heimwehren stellte und somit ihr grosstes und starkstes Segment war Die Hintergrunde von Pfrimers Unternehmung sind bis heute nicht ganz geklart Aus heutiger Sicht auffallend ist dass im Zusammenhang mit dem Staatsstreich vor allem Untersuchungen hinsichtlich der Frage inwiefern Verbindungen des Heimatschutzes zur Exekutive zur Beamtenschaft oder zum Bundesheer bestanden zu keinem Ergebnis gefuhrt haben Literatur BearbeitenJosef Hofmann Der Pfrimer Putsch Der steirische Heimwehrprozess des Jahres 1931 Stiasny Verlag Graz u a 1965 Publikationen des Osterreichischen Instituts fur Zeitgeschichte 4 Bruce F Pauley Hahnenschwanz und Hakenkreuz Steirischer Heimatschutz und osterreichischer Nationalsozialismus 1918 34 Europa Verlag Munchen u a 1972 ISBN 3 203 50383 9 Walter Wiltschegg Die Heimwehr Eine unwiderstehliche Volksbewegung Verlag fur Geschichte und Politik Wien 1985 ISBN 3 7028 0221 5 Studien und Quellen zur osterreichischen Zeitgeschichte 7 Weblinks BearbeitenEintrag zu Pfrimer Putsch im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Einzelnachweise Bearbeiten Vgl dazu Wiltschegg 1985 S 178 Normdaten Sachbegriff GND 7630870 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pfrimer Putsch amp oldid 237292707