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Die Lausanner Anleihe war eine am 15 Juli 1932 gewahrte Anleihe des Volkerbunds an Osterreich uber 300 Millionen Schilling mit einer Laufzeit von 20 Jahren Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Das Protokoll von Lausanne 3 Reaktionen 4 Die Annahme der Bedingungen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenIm Laufe der Weltwirtschaftskrise erfuhr die Bundesregierung Ender am 8 Mai 1931 dass die grosste Bank des Landes die Creditanstalt fur Handel und Gewerbe in ihrer kommenden Bilanz ein Defizit von 140 Millionen Schilling aufweisen werde Gelder die uneinbringlich verloren waren Zuvor hatte die Bank selbst in Not geratene Banken ubernommen wie etwa die zweitgrosste Bank Osterreichs die Allgemeine Bodencreditanstalt Uber Industriebeteiligungen kontrollierte sie etwa zwei Drittel der osterreichischen Industrie Den Untergang einer fur die osterreichische Wirtschaft so bedeutenden Bank konnte sich die Regierung nicht erlauben Fieberhaft wurde daher nach Moglichkeiten zur Rettung der Creditanstalt gesucht und am 11 Mai gab man in der Presse bekannt wie es um die Bank steht und wie sie aufgefangen werden sollte Die Republik werde 100 Millionen die Nationalbank 30 Millionen und das an der Creditanstalt beteiligte Haus Rothschild weitere 30 Millionen Schilling aufbringen Kaum wurde der Zustand der Bank bekannt forderten auslandische Bankhauser ihre der Creditanstalt gewahrten Kredite zuruck allerdings reichte das aufgestellte Rettungskapital fur die Bedienung dieser Forderungen nicht aus Wieder sprang die Regierung ein indem sie internationalen Glaubigern garantierte alle von der Creditanstalt aufgenommenen Kredite zuruckzuzahlen wenn die Bank dafur nicht in der Lage sein sollte In kurzer Zeit mussten Garantien in der Hohe von zwei Milliarden Schilling gegeben werden Die Sparer im Inland fur sie galt diese Garantie nicht sturmten die Banken um ihr eingelegtes Geld abzuheben Das gesamte Bankwesen Osterreichs drohte zusammenzubrechen Durch Investitionen in das als sicher angesehene Gold sank die Deckung des Schillings durch Gold und Devisen innerhalb weniger Wochen von 84 auf nur noch 17 Prozent Die Auslandsglaubiger der Bank konstituierten am 1 Juni 1931 in London ein Komitee das als Verhandlungspartner mit der Regierung wirkte Ein Kredit der Bank of England uber 150 Millionen ermoglichte der Regierung den Betrieb der Bank aufrechtzuerhalten zur Beendigung der Finanzkrise reichte er jedoch nicht aus Um das Defizit im Staatshaushalt zu begrenzen beschloss die Regierung Einsparungsmassnahmen und die Erhohung von Zollen und Tabakpreisen Osterreich suchte in Frankreich um Hilfe an Frankreich stand der geplanten deutsch osterreichischen Zollunion ausserst ablehnend gegenuber und knupfte politische Bedingungen an eine allfallige Unterstutzung Die Bundesregierung musse unverzuglich den Volkerbund um eine grundliche Untersuchung der wirtschaftlichen und finanziellen Lage des Landes bitten und sich im Voraus dazu verpflichten jeder Massnahme zuzustimmen die der Volkerbundrat vorschlagen werde Die Bundesregierung musse offiziell auf jede wirtschaftliche oder politische Kombination verzichten die den internationalen Status Osterreichs andern wurde Das bedeutete das Ende der geplanten Zollunion Fur die Regierung Ender war die Zollunion ein Herzstuck ihrer Bemuhungen zur Bewaltigung der Wirtschaftskrise Sie betrachtete diese Bedingungen als unannehmbar und trat daher und wegen einer sich gleichzeitig entwickelnden Regierungskrise am 16 Juni 1931 zuruck Die nachste Regierung ersuchte am 7 August 1931 den Volkerbund offiziell um Hilfe und schickte Aussenminister Johann Schober nach Genf wo er am 3 September 1931 gemeinsam mit seinem deutschen Kollegen Julius Curtius vor dem Volkerbundrat offiziell auf die Zollunion verzichtete 1 Das Protokoll von Lausanne BearbeitenDer Verhandlungen uber die Anleihe fanden zeitgleich mit der Konferenz von Lausanne bei der Volkerbundtagung in Lausanne im Juni und Juli 1932 statt 2 Im Ubereinkommen vom 15 Juli dem sogenannten Lausanner Protokoll das zwischen Vertretern Osterreichs Grossbritanniens Frankreichs Italiens und Belgiens geschlossen wurde verpflichtete sich Osterreich zu einer Erneuerung seiner Zusagen in den Genfer Protokollen also seine politische Unabhangigkeit territoriale Integritat und Souveranitat zu bewahren somit eine Bekraftigung des Anschlussverbotes Weiters musste zugesagt werden dass Osterreich die bisherigen Kredite der Bank of England und der Bank fur Internationalen Zahlungsausgleich sofort zur Ganze zuruckzahlen werde Daruber hinaus musste Osterreich einige finanz und wahrungspolitische Zusagen machen Zur Uberwachung der Staatsfinanzen sandte der Volkerbund den Hollander Meinoud Rost van Tonningen als Vertreter nach Wien Im Gegenzug wurde Osterreich eine Anleihe uber 300 Millionen Schilling garantiert mit einer Laufzeit von 20 Jahren Die Moglichkeit einer vorzeitigen Ruckzahlung schon nach zehn Jahren wurde vereinbart 3 Reaktionen BearbeitenDeutschland war entrustet uber die Verknupfung politischer Forderungen mit einer rein finanziellen Operation und nur durch telefonische Intervention von Bundeskanzler Engelbert Dollfuss bei Reichskanzler Franz von Papen enthielt sich der deutsche Ratsdelegierte bei der entscheidenden Abstimmung uber das Protokoll der Stimme Am 16 Juli wurden die Lausanner Protokolle in Zeitungen veroffentlicht und innenpolitisch entfachten die Bedingungen fur die Anleihen Protest bei der Opposition links und rechts von Dollfuss Der Vertreter des Volkerbundes wurde als Finanzdiktator bezeichnet Sozialdemokraten und Grossdeutschen forderten von der Regierung den Verzicht auf die Lausanner Anleihe Leopold Kunschak der fuhrende Vertreter des Arbeiterflugels in der Christlichsozialen Partei wurde zusehends unzufriedener mit dem Kurs des Bundeskanzlers und legte schliesslich seinen Posten als Wiener Parteiobmann zuruck 3 4 Die Annahme der Bedingungen BearbeitenAm 17 August 1932 wurde im Nationalrat uber die Annahme der Lausanner Anleihe abgestimmt die entsprechende Regierungsvorlage wurde mit 81 zu 80 Stimmen angenommen Nachdem der Bundesrat Einspruch erhoben hatte brachte die Regierung am 23 August einen Beharrungsbeschluss ein dieser wurde mit 82 zu 80 Stimmen angenommen 4 Literatur BearbeitenKlaus Berchtold Verfassungsgeschichte der Republik Osterreich Band 1 1918 1933 Springer Wien New York 1998 ISBN 3 211 83188 6 S 607 696 Einzelnachweise Bearbeiten Hugo Portisch Osterreich I Die unterschatzte Republik Kremayr amp Scheriau Wien 1989 ISBN 978 3 218 00485 5 S 395 399 Das Kabinett von Papen Dok Nr 40 vom 25 Juni 1932 In Akten der Reichskanzlei Weimarer Republik online Abgerufen am 16 Dezember 2017 a b Peter Berger Im Schatten der Diktatur die Finanzdiplomatie des Vertreters des Volkerbundes in Osterreich Meinoud Marinus Rost van Tonningen 1931 1936 Herbert Matis Roman Sandgruber Hrsg Studien zur Wirtschaftsgeschichte und Wirtschaftspolitik Band 7 Bohlau Wien 2000 ISBN 978 3 205 99206 6 S 244 ff eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b Hugo Portisch Osterreich I Die unterschatzte Republik Kremayr amp Scheriau Wien 1989 ISBN 978 3 218 00485 5 S 415 417 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lausanner Anleihe amp oldid 225638258