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Der Reichs Landbund RLB war der bedeutendste Interessenverband der deutschen Landwirtschaft wahrend der Weimarer Republik Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Prasidenten 3 Mitglieder 4 Angeschlossene Verbande 1928 5 Literatur 6 BelegeGeschichte BearbeitenDer Reichs Landbund entstand 1921 durch die Fusion der beiden grossen protestantisch rechtsgerichteten Landwirtschaftsverbande Bund der Landwirte BdL und Deutscher Landbund um die agrarischen Interessen wirkungsvoller etwa in Fragen der Zwangswirtschaft gegen die erstarkenden Krafte der Arbeiterschaft und Grossindustrie durchsetzen zu konnen Der Reichs Landbund war die einflussreichste deutsche Bauernvereinigung wahrend der Weimarer Republik Die Fuhrung verfolgte einen antidemokratischen nationalistischen Kurs mit einer Ablehnung der Weimarer Republik wobei gleichzeitig unter dem bestehenden System moglichst viel Einfluss besonders fur die Grossagrarier und ostelbischen Junker gewahrt werden sollte Ostelbische Grossagrarier waren in Fuhrungsgremien stark vertreten Besondere Schwerpunkte des Verbandes waren Pommern Brandenburg Schlesien Thuringen Ost Hannover und Hessen Lediglich in den katholischen Regionen des Reiches konnte der Reichs Landbund nicht Fuss fassen Dort dominierte die Vereinigung der deutschen Bauernvereine Der Reichs Landbund schuf eine ausgepragte Organisation mit einer schlagkraftigen Zentrale mit zahlreichen Zeitungen 1928 standen 190 Presseorgane dem Reichs Landbund nahe und gehorten gar ihm bzw den Mitgliederverbanden 1924 gab es schon rund 500 Kreisgeschaftsstellen Dadurch konnten in den Hochburgen auch grosse Teile der landwirtschaftlichen Bevolkerung stark beeinflusst werden die nicht Mitglieder des Reichs Landbundes waren Politisch stand der Reichs Landbund nach der Grundung vor allem der republikfeindlichen Deutschnationalen Volkspartei DNVP nahe Insbesondere bei den Reichstagswahlen 1924 unterstutzte der Verband diese Partei besonders stark forderte aber auch Kandidaturen von hochrangigen Mitgliedern in anderen Rechtsparteien vornehmlich der Deutschen Volkspartei DVP Bei der Reichsprasidentenwahl 1925 unterstutzte der Reichs Landbund die Wahl Paul von Hindenburgs In der Mitte der 1920er Jahre waren fuhrende Reichs Landbund Mitglieder uber die DNVP in der Regierung vertreten Doch diese Phase der Mitarbeit wahrte nur kurz Zollstreitigkeiten und die Agrarkrise verscharften die Distanz zum Staat und zur Republik Die Unterstutzung der Regierung hatte besonders in Hessen und Schlesien zu massiven Mitgliederverlusten gefuhrt So waren Landbundfunktionare massgeblich an der Landvolkbewegung 1927 28 beteiligt Allerdings trennten sich mehrere Landbundfuhrer von der DNVP so Karl Hepp einer der Prasidenten oder Ernst Hofer Vorsitzender des Thuringer Landbundes und grundeten die Christlich Nationale Bauern und Landvolkpartei CNBLP die sich 1930 in Deutsches Landvolk umbenannte Die neue Partei nahm der DNVP bei der Reichstagswahl 1928 10 Mandate ab Innerhalb des Reichslandbundes kam es daraufhin zu erheblichen Turbulenzen Der Kampf gegen andere Bauernorganisationen wurde weitgehend eingestellt Um grosseren Einfluss in der Agrar und Weltwirtschaftskrise zu bekommen wurde der Reichs Landbund treibende Kraft zur Grundung einer Dachorganisation aller Bauernverbande 1929 trat die Grune Front ins Leben Der Reichs Landbund unterstutzte 1929 das von DNVP NSDAP und anderen Rechtsverbanden initiierte Volksbegehren gegen den Young Plan Uber ihr fuhrendes Mitglied Martin Schiele beteiligte sich der Reichs Landbund an der Regierung Heinrich Bruning was zum Parteiausschluss Schieles aus der DNVP fuhrte und dem Deutschen Landvolk CNBLP bei der Reichstagswahl von 1930 zu grossen Gewinnen verhalf Da jedoch die NSDAP nun mit dem Aufbau des Agrarpolitischen Apparats vor allem auf dem Lande grosse Fortschritte erzielte gewannen die Nationalsozialisten immer mehr Einfluss im Reichs Landbund Schon im Oktober 1930 musste Martin Schiele als Prasident des Reichs Landbundes zurucktreten der neue Vorstand ruckte weiter nach rechts Die Schiele Anhanger wurde zuruckgedrangt die Nationalsozialisten gewannen an Boden Andere Gruppen im Reichs Landbund glaubten durch ein Bundnis mit der NSDAP verlorenen Einfluss fur die Landwirtschaft zuruckgewinnen zu konnen Die Agitation des Verbandes gegen die Regierung Bruning die Demokratie und die Weimarer Republik verscharfte sich sodass der Reichs Landbund 1931 der Harzburger Front beitrat Bei der Reichsprasidentenwahl 1932 empfahl die Fuhrung des Reichs Landbundes eine Stimmabgabe fur den deutschnationalen Stahlhelmfuhrer Theodor Duesterberg oder Adolf Hitler da Hindenburg sich nicht von seiner Unterstutzung durch die SPD distanzierte Am 11 Januar 1933 wurde die RLB Fuhrung bei Hindenburg empfangen und agitierte heftig gegen den Reichskanzler Kurt von Schleicher Der Reichsprasident befahl Schleicher mehr Unterstutzung fur die Grossagrarier die dieser aber ablehnte Dies trug entscheidend zum Weg Hitlers an die Macht bei 1 Die Machtubertragung auf Hitler am 30 Januar 1933 wurde von der Fuhrung begrusst Die Wochenschrift des RLB Ostland schrieb in der Ausgabe 14 das mit der Einigung der Fuhrer der Nationalen Bewegung der Geist vom August 1914 wieder erwacht sei 2 Der Gleichschaltung der Landwirtschaft und ihrer Erfassung im Reichsnahrstand setzte die grosste Landwirtschaftsorganisation keinerlei Widerstand entgegen Prasidenten Bearbeiten1921 1924 Gustav Roesicke geschaftsfuhrend 1921 1930 Karl Hepp 1926 1928 Eberhard Graf von Kalckreuth 1928 1930 Martin Schiele geschaftsfuhrend 1930 1933 Eberhard Graf von Kalckreuth geschaftsfuhrend 1930 1933 Heinrich Lind 1931 1933 Werner Willikens 1933 Wilhelm Meinberg geschaftsfuhrend Mitglieder Bearbeiten1923 etwa 1 MillionDie genaue Zahl kann nicht ermittelt werden da die Zahl der angeschlossenen Verbande schwankte und auch zwischen Voll und Zusatzmitglieder unterschieden wurde Nach Eigenangaben waren zur Spitzenzeit angeblich 5 6 Millionen Mitglieder vorhanden Nach einer eigenen Veroffentlichung mit Angabe der Mitglieder der angeschlossenen Verbande waren es 1923 rund 1 Million Mitglieder Andere Angaben schwanken zwischen 0 8 und 1 7 Millionen Mitglieder Angeschlossene Verbande 1928 BearbeitenLandbund Anhalt 10 000 Mitglieder Badischer Landbund 40 000 Bund der Landwirte in Bayern 27 000 Brandenburgischer Landbund 118 670 Braunschweigischer Landbund 12 000 Danziger Landbund 4000 Grenzmark Sud 8800 Hannoverscher Landbund keine Angaben Landbund fur die Hansestadte Hamburg und Lubeck 2000 Hessischer Landbund 25 744 Kurhessischer Landbund 40 000 Lippischer Landbund 2500 Landbund fur den Landesteil Lubeck 735 Landbund Mecklenburg Schwerin 6180 Mecklenburg Strelitzer Landbund 6180 Bezirksbauernschaft fur Nassau und den Kreis Wetzlar Limburg 30 000 Oberschlesischer Landbund 10 000 Landbund fur Osterreich 85 000 Trat als Verband Osterreich des deutschen Reichslandbundes ein Im Juni 1933 beendete er seine Mitgliedschaft aufgrund der Gleichschaltung des Reichslandbundes mit der NSDAP 3 Landbund Oldenburg Bremen 14 799 Landwirtschaftsverband Ostpreussen 46 000 Pommerscher Landbund 140 000 Pfalzer Bauernbund 15 000 Rheinischer Landbund 21 000 Sachsischer Landbund 60 000 Landbund Provinz Sachsen 86 400 Schlesischer Landbund 75 000 Landbund Schleswig Holstein 17 774 Thuringer Landbund 41 150 Waldeckischer Landbund 3066 Westfalischer Landbund 15 515 Wurttembergischer Bauern und Weingartnerbund Bund der Landwirte 40 000 Quelle Cerny Fahlbusch 4 Literatur BearbeitenHeide Barmeyer Andreas Hermes und die Organisation der deutschen Landwirtschaft Christliche Bauernvereine Reichslandbund Grune Front Reichsnahrstand 1928 bis 1933 Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte Bd 24 Stuttgart 1971 Jochen Cerny Lutz Fahlbusch Reichs Landbund RLB 1921 1933 In Dieter Fricke u a Hrsg Lexikon zur Parteiengeschichte Die burgerlichen und kleinburgerlichen Parteien und Verbande in Deutschland 1789 1945 Bd 3 Leipzig Koln 1985 S 689 712 Horst Gies NSDAP und landwirtschaftliche Organisationen in der Endphase der Weimarer Republik In VfZG 15 1967 S 341 376 PDF Horst Gies R Walter Darre und die nationalsozialistische Bauernpolitik in den Jahren 1930 1933 Diss Frankfurt am Main 1966 Organisationsbuch des Reichs Landbundes Bearbeitet und zusammengestellt von der Organisation des Reichs Landbundes 1930 Berlin 1930 Martin Schumacher Land und Politik Eine Untersuchung uber politische Parteien und agrarische Interessen 1914 1923 Hrsg von der Kommission fur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien Dusseldorf 1978 Max Robert Gerstenhauer Bodenrecht Siedlung und Besteuerung Verlag Reichs Landbund Berlin 1925 Belege Bearbeiten H U Thamer Verfuhrung und Gewalt Deutschland 1933 1945 1994 S 220f Hans Erich Volkmann Okonomie und Expansion Munchen 2003 S 338 Robert Kriechbaumer Die grossen Erzahlungen der Politik Politische Kultur und Parteien in Osterreich von der Jahrhundertwende bis 1945 Schriftenreihe des Forschungsinstitutes fur politisch historische Studien der Dr Wilfried Haslauer Bibliothek Salzburg Band 12 Bohlau Wien Koln Weimar 2001 ISBN 3 205 99400 0 S 501 524 Jochen Cerny Lutz Fahlbusch Reichs Landbund RLB 1921 1933 In Dieter Fricke u a Hrsg Lexikon zur Parteiengeschichte Die burgerlichen und kleinburgerlichen Parteien und Verbande in Deutschland 1789 1945 Bd 3 Leipzig Koln 1985 S 688 689 Normdaten Korperschaft GND 508190 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reichslandbund amp oldid 236553254