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Die Geschichte der Typografie bietet eine chronologische Ubersicht uber die Entwicklung der Schriftkultur In ihrem Mittelpunkt steht heute vor allem die historische Herausbildung der unterschiedlichen Druckschriften Schriftentwicklung von der Zeit des Romischen Reiches bis heute romische Capitalis Unzialschrift Rotunda Renaissanceantiqua klassizistische Antiqua Grotesk Inhaltsverzeichnis 1 Themen der Typografiegeschichte 2 Handschriftliche Vorgeschichte der Lateinischen Druckschriften 2 1 Romische Capitalis 2 2 Unzialschriften 2 3 Karolingische Minuskel 2 4 Gotische Schriften 3 Geschichte der Druckschriften bis zum 20 Jahrhundert 3 1 Entstehung der Antiqua 3 2 Renaissance 1400 bis 1600 3 3 Barock 1600 bis 1760 3 4 Klassizismus 1760 bis 1830 3 5 Die Ara der Industrialisierung 1830 bis 1890 4 Blei und Fotosatz im 20 Jahrhundert 4 1 Jugendstil und Neue Buchkunst 4 2 Etablierung der Groteskschriften 4 3 Avantgarde und Elementare Typografie 4 4 Die konservative Ara der Dreissiger 4 5 Nachkriegstypografie und Schweizer Funktionalismus 4 6 Werbeschriften und Fotosatz 5 Die DTP Ara 5 1 Erste Computerschriften 5 2 Postmoderne und Techno 5 3 Simplifizierung klassischer Schrifttypen 5 4 Schriftclans OpenType und Internet 5 4 1 Open Type 5 4 2 Monitor und Pixelfonts 6 Der aktuelle Stand 6 1 Landesspezifische Besonderheiten 6 2 Aktuelle Typografiekonventionen 6 3 Aktuelle Versuche der Schriftklassifikation 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 Glossar 11 EinzelnachweiseThemen der Typografiegeschichte BearbeitenIm Mittelpunkt der Typografiegeschichte steht die historische Herausbildung der unterschiedlichen Druckschriften Antiqua Grotesk sowie Displayschriften bis hin zur heutigen Typografie im Internet Die Handschriften vor der Erfindung des Buchdrucks hingegen zahlt man in der Regel zur Vorgeschichte Zur historischen Entwicklung der Schrift siehe auch Geschichte der Schrift und Palaografie nbsp Karte mit den Landern die das lateinische Alphabet nutzen ausschliesslich lateinisches Alphabet lateinisches Alphabet neben anderen SchriftsystemenDie westliche Typografiegeschichte beschrankt sich naturgemass auf den Einzugsbereich des lateinischen Alphabets also West und Mitteleuropa Nord und Sudamerika sowie den mittleren und sudlichen Bereich des afrikanischen Kontinents Schwerpunkte sind dabei meist die entwickelten Lander Westeuropas sowie die USA Zur Entwicklung der unterschiedlichen Alphabete weltweit siehe Schriften der Welt Alphabet sowie Alphabetschrift Ein mit der Geschichte der Typografie eng verwandtes Thema ist die Geschichte des Grafikdesigns sowie die Geschichte der grafischen Stile Anders als beim Grafikdesign das allgemeine Gestaltungsgrundsatze thematisiert steht bei der Typografie mehr der Umgang mit Schriften sowie die typografischen Konventionen im Mittelpunkt Die Geschichte der Typografie behandelt vor allem die historische Entwicklung der Druckschriften technische Innovationen soweit sie fur den Einsatz von Schriften relevant sind Buchdruck Blei Maschinen und Fotosatz Desktop Publishing OpenType die historische Herausbildung typografischer Konventionen und Masssysteme Handschriftliche Vorgeschichte der Lateinischen Druckschriften Bearbeiten siehe ausfuhrlich Palaografie Geschichte der Lateinischen Schrift Vom Aufkommen der Schrift als solcher im Altertum bis zum Beginn des Buchdrucks am Ende des Mittelalters war das Erstellen von Dokumenten und Buchern eine handschriftliche Angelegenheit Die Gestalt der lateinischen Schrift erfuhr wahrend dieses Zeitraums mehrmalige Veranderungen Die wichtigsten uns heute bekannten Vorformen der Druckschriften sind romische Capitalis fruhmittelalterliche Unzialschriften die Karolingische Minuskel sowie die gotisch gebrochenen Schriften des Hoch und Spatmittelalters Typografiegeschichtlich relevant sind diese Vorformen aus drei Grunden der im Verlauf eines Jahrtausends vollzogenen Zusammenfugung von Gross und Kleinbuchstaben Alphabet der formalen Entwicklung hin zu den aktuellen Buchstabenformen und schliesslich als historisierende Referenzmoglichkeit Anders als heute noch verwendete Druckschrift Prototypen wie etwa die Garamond aus dem 16 Jahrhundert dienen digitale Capitalis Unzial oder Textura Schriften vor allem dazu historische Epochen typografisch in Szene zu setzen nbsp Unzialschrift und Halbunzialen nbsp Handschrift aus dem Besitz Konig Ludwigs des Deutschen vor um 830Romische Capitalis Bearbeiten Uber Etrusker und Griechen gelangten die Vorformen des heutigen lateinischen Alphabets im Verlauf des ersten Jahrtausends v Chr zu den Romern Das romische Alphabet entsprach bereits weitgehend dem heute verwendeten Allerdings war es ein reines Grossbuchstaben Alphabet Als Hochschrift des Romischen Reiches gilt heute die Capitalis monumentalis Bekanntestes historisches Dokument dieser Monumentalschrift sind die Inschriften der 113 n Chr errichteten Trajanssaule Neben den vor allem in Stein gehauenen Monumentalschriften gab es auch informellere Schriftvarianten wie etwa die Capitalis quadrata die Capitalis rustica sowie die altere romische Kursive und die jungere romische Kursive Neben der Verwendung als Buchschrift dienten sie vor allem dazu den informellen alltaglichen Schriftverkehr zu bewaltigen Unzialschriften Bearbeiten Auch im Romischen Reich unterlagen die Schriften einem langsamen Veranderungsprozess Die Schriftkultur der Spatantike und des Fruhmittelalters war von der Unzialschrift und der Halbunzialen gepragt Deren Herkunft leitete sich von den informelleren Schreibvarianten der romischen Schrift ab altere romische Kursive jungere romische Kursive Im angelsachsischen Bereich wurden fur einzelne Laute auch Zeichen aus Runenschriften erganzt thorn fur th Die Unzialschrift hat ein Grossbuchstaben Alphabet die seit dem 3 Jahrhundert verwendete Halbunziale benutzt auch Ober und Unterlangen um Buchstaben zu unterscheiden und besitzt deshalb ein Kleinbuchstaben Alphabet Neben der Unziale und der Halbunziale entwickelten sich aus den romischen Kursiven eine Reihe regionaler Schriftformen Da sie vor allen lokale Bedeutung genossen werden sie auch unter dem Oberbegriff Nationalschriften zusammengefasst wobei ihr Gebrauch nicht ethnisch oder politisch bestimmt ist sondern vorrangig geografischen Bezug hat Entwicklungshistorisch sind die Schriften des Fruhmittelalters die unmittelbaren Vorlaufer der Karolingischen Minuskel Die Unziale findet bis heute gern in christlichen Kontexten Verwendung etwa fur Inschriften in Kirchen oder auf Grabsteinen Moderne Nachinterpretationen der Unzialschrift wie zum Beispiel die American Uncial finden sich im Fantasy Bereich oder auch in der Esoterik Szene Ein bekanntes Einsatzbeispiel ist etwa in der Verfilmung des Tolkien Bestsellers Der Herr der Ringe zu sehen Karolingische Minuskel Bearbeiten Mit Unterstutzung der Karolinger die seit Ende des 8 Jahrhunderts weite Teile Mitteleuropas beherrschten verbreitete sich die Karolingische Minuskel uber ganz Europa Ausloser fur ihre flachendeckende Etablierung waren insbesondere die Bildungsreformen Karls des Grossen die so genannte Karolingische Reform Am spatesten drang die Schrift in Spanien Westgotische Minuskel Grossbritannien Insulare Schriften und Suditalien Beneventana Curialisca ein Die Karolingische Minuskel ist das Vorbild fur das Kleinbuchstaben Alphabet in seiner heute noch gebrauchlichen Form Die Abschriften antiker Autoren beispielsweise Horaz Vergil Homer in klosterlichen Scriptorien fuhrte bei den Gelehrten der Renaissance zu der Annahme es handle sich bei der Karolingischen Minuskel um die originale Schrift der Antike Ab dem 14 Jahrhundert entstand so auf Basis der Karolingischen Schriften in Italien die Humanistische Minuskel die zur Vorlage der ersten Renaissance Druckschriften Venezianische Renaissance Antiqua ab etwa 1470 wurde In Abgrenzung zu den zeitgenossischen hochmittelalterlichen Schriften der Textura und der Rotunda wurde diese Schriftneuschopfung als antik lateinisch antiquus bezeichnet um sie so gegenuber den spater entstandenen Schriften abzugrenzen Hiervon leitet sich der Begriff Antiqua ab Gotische Schriften Bearbeiten Aus der spatkarolingischen Minuskel entwickelten sich im Hochmittelalter die Buchschriften der Gotik Ihre zahlreichen Varianten zeichneten sich alle durch ein regelmassiges strenges eng geschriebenes Schriftbild aus Die Rundungen der Buchstaben wurden gebrochen weshalb diese Schriften auch insbesondere auch zwecks Unterscheidung zu den spater entstandenen Antiqua Schriften als gebrochene Schriften bezeichnet werden Das Hauptmerkmal der gotischen oder gebrochenen Schriften war ein enges dunkles Schriftbild das in seiner strukturartigen Form stark an gewebte Stoffe erinnert daher leitet sich auch der Name Textura fur die bekannteste Schrift dieser Epoche ab nbsp Gebrochene SchriftenParallel entwickelte sich in Italien Spanien und in geringerem Masse in Deutschland eine alternative Form der gotischen Schrift die Rotunda oder Rundgotische Bei der rundgotischen Schrift sind die Formen weiter und die Buchstaben besitzen statt der harten Winkel Rundungen Dies machte die Schrift lesbarer Beide Schriftarten wurden von den fruhen Druckern der sogenannten Inkunabelzeit ubernommen Bis Mitte des 16 Jahrhunderts wurden sie allerdings weitestgehend von anderen Schriften verdrangt Eine weitere Entwicklung der hochmittelalterlichen Gotik waren Vorformen der heutigen Kursivschriften Schrag geschriebene also kursive Schriften wurden dem Gebrauch in Buchern angepasst und so zu den sogenannten Bastarda Schriften weiterentwickelt In Mitteleuropa bildete sich als Weiterfuhrung der Textura zum Ende des Mittelalters die Fraktur heraus Die zu Beginn des 16 Jahrhunderts entstehenden Frakturschriften waren erfolgreich und lieferten auch die Vorbilder fur die Schriftentwurfe von Albrecht Durer und Johann Schonsperger Eine derbe volkstumliche Fortentwicklung der Textura ist die Schwabacher die ebenfalls zu Beginn des 16 Jahrhunderts entstand Zusammen mit der Fraktur bestimmte sie das Druckbild in Deutschland bis hinein ins 20 Jahrhundert In den Landern um das Mittelmeer dem Hauptverbreitungsgebiet der Rotunda setzen sich hingegen die Antiqua Schriften durch Geschichte der Druckschriften bis zum 20 Jahrhundert BearbeitenAnders als die bislang beschriebenen historischen Schrifttypen sind die ab der fruhen Neuzeit entwickelten Schriften keine geschriebenen Schriften sondern Druckschriften Das Hauptmodell die ab circa 1450 aufkommende Antiqua bildet bis auf den heutigen Tag die Grundlage aktuell verwendeter Schriften Die Feinausgestaltung der Antiquaschriften hingegen durchlief seit der Renaissance Ara mehrere Entwicklungsstadien Die Schriftklassifikation unterteilt diese in die Hauptgruppen Renaissance Antiqua Barock oder Ubergangsantiqua sowie klassizistische Antiqua Ab dem 19 Jahrhundert kamen als weitere Schrifttypen serifenbetonte linear Antiqua sowie serifenlose Groteskschriften hinzu Entstehung der Antiqua Bearbeiten nbsp Antiqua Modelle Venezianische franzosische Renaissance Barock klassizistisch und serifenverstarktIm Zuge der Fruhrenaissance erwachte auch das Interesse an den Schriftformen der Antike neu Mittelpunkt der Entwicklung war Italien Anders als im Norden hatte sich hier fruh das gemassigt gotische Modell der Rotunda etabliert Gutenbergs 42 zeilige Bibel von 1455 hatte noch die besten gotischen Handschriften zum Vorbild Bereits zehn Jahre spater erkannten deutsche Druckmeister in Subiaco Italien sowie venezianische Nachfolger wie Nicolas Jenson und Aldus Manutius dass die neue Technik auch eine andere Formgestaltung ermoglichte Nach dem Vorbild italienischer Humanistenhandschriften vereinigten sie die uberarbeiteten Kleinbuchstaben der karolingischen Minuskel mit den Grossbuchstaben der romischen Capitalis Dadurch entstand eine Zweialphabetschrift die sich von den gebrochenen Schriften des Hochmittelalters klar abhob die sogenannte Antiqua Das Bild der ersten Antiquaschriften war noch stark von mittelalterlichen gotischen Elementen gepragt Auch die Entwicklung hin zur heute gebrauchlichen Gross und Kleinschreibung vollzog sich erst langsam im Lauf der folgenden Jahrhunderte und von Land zu Land verschieden Zusatzlich integrierten die Schriftentwerfer und Stempelschneider der Renaissance zwei weitere Zeichen Komponenten in ihre zeitgenossischen Schriften zum einen das arabische ursprunglich aus dem indischen Raum stammende Ziffernsystem zum zweiten Kursivschriften Bei Letzteren handelte es sich um Bastarda Varianten welche einige Schreibmeister des ausgehenden 15 Jahrhunderts an das Erscheinungsbild der Antiqua anglichen Die auch als Italics bezeichneten Antiqua Kursiven entwickelten sich erst im Verlauf der folgenden Jahrhunderte zu integrierten Schriftschnitten kompletter Schriftfamilien Renaissance 1400 bis 1600 Bearbeiten Die Renaissance Antiqua andere Bezeichnungen Old Style Antiqua oder auch altere Antiqua lasst sich in zwei stilistisch klar voneinander abgrenzbare Gruppen aufgliedern die Venezianische Renaissance Antiqua und die Franzosische Renaissance Antiqua nbsp Aldus ManutiusBei der venezianischen Renaissance Antiqua deren Stilmerkmale sich ungefahr zwischen 1455 und 1485 entwickelten ist die Ableitung von spatmittelalterlichen Rotunda und Bastarda Schriften noch mehr oder weniger stark zu erkennen Bekanntestes Exponat dieser Gruppe ist die von Nicolas Jenson um 1470 geschaffene Jenson Antiqua eine zeitgemasse Interpretation ist die 1996 entstandene Adobe Jenson von Robert Slimbach Die Strichstarken dieses Typs sind relativ einheitlich Die kalligrafische Zeichnungsweise tritt klar hervor Anders als spatere Antiquaschriften erwecken Fruhantiquas dieses Typs einen mehr oder weniger stark ausgepragten historisierenden spatmittelalterlichen Eindruck und kommen daher im heutigen Satz eher seltener zum Einsatz Ihre heute noch gultige klassische Form erreichte die Antiqua mit dem venezianischen Verleger Aldus Manutius und seinem Stempelschneider Francesco Griffo Die nach einem zeitgenossischen Kardinal benannte und um das Jahr 1495 entstandene Bembo gilt als der Prototyp dieser Phase Vor allem im Buchsatz kommt sie bis heute regelmassig zur Anwendung Eine weitere Innovation von Griffo war die Entwicklung der Kursivschrift Insgesamt werden die zwischen Ende des 15 und Anfang des 16 Jahrhunderts geschaffenen Schriften obwohl grossteils in Italien entstanden bereits dem Modell der Franzosischen Renaissanceantiqua zugerechnet Einige Schrifthistoriker bezeichnen die italienischen Schriften der Fruhneuzeit auch als Aldinen als Abgrenzungsbegriff zu den im 16 Jahrhundert entstandenen Typ der Garalden welcher die Schriften aus der Ara Claude Garamonds charakterisiert nbsp Claude GaramondDer Pariser Stempelschneider Claude Garamond 1499 bis 1561 gilt heute als bekanntester Vertreter der franzosischen Renaissance Antiqua Bis zum Jahr 1600 war die von ihm entworfene Schrift zur vorherrschenden Buchschrift in Europa geworden Sie zeichnet sich durch ein ruhiges harmonisches und helles Schriftbild aus und hat ausgepragte Ober und Unterlangen Wegen ihrer formalen Qualitaten und guten Lesbarkeit wird sie auch heute noch oft verwendet und in unterschiedlichen Nachschnitten von zahlreichen Schriftherstellern angeboten Ein Zeitgenosse Garamonds war der in Lyon ansassige Stempelschneider Robert Granjon 1513 bis 1589 In Anlehnung an historische Schreibschriften versuchte Granjon unter anderem das ambitionierte Schriftprojekt Lettre de Civilite Die als neue franzosische Allgemeinschrift geplante Civilite scheiterte allerdings aufgrund mangelnder Akzeptanz Barock 1600 bis 1760 Bearbeiten nbsp Christoffel PlantijnZu Beginn des 17 Jahrhunderts verlagerte sich das Zentrum der Schriftentwicklung zunehmend in die Niederlande Massgebliche Initiatoren waren die beiden Kaufleute und Verleger Christoffel Plantijn 1520 bis 1589 sowie der 1540 geborene Louis Elzevir Der in Antwerpen ansassige Plantijn besorgte sich zahlreiche Matrizen und Vorlagen aus der Hinterlassenschaft Garamonds angestellt war bei ihm unter anderem der franzosische Stempelschneider Jakob Sabon oder Jacques Sabon 1535 zwischen 1580 und 1590 Fur das von Elzevir gegrundete Unternehmen in Leiden spater Den Haag arbeitete unter anderem Christoffel van Dijck 1601 bis 1699 einer der bedeutendsten Stempelschneider seiner Epoche Weitere massgebliche Schriftentwerfer des 17 Jahrhunderts sind der Deutsche Anton Janson sowie der Ungar Mikolos Totfalusi Kis auch Miklos Totfalusi Kis oder Nicholas Kisz 1650 1702 Fur das 18 Jahrhundert ist schliesslich der Nurnberger Johann Michael Fleischmann 1701 1768 aufzufuhren der zeitweilig ebenfalls in den Niederlanden tatig war Allgemein vollzog sich der Ubergang zwischen den Schriften Garamonds und den hollandischen Antiquaschriften langsam und kontinuierlich weswegen die Schriften dieser Epoche auch als Ubergangsantiqua bezeichnet werden Die niederlandischen Schriften wirkten einfach oft derb robust und erwiesen sich vor allem als gebrauchstuchtig Digitale Nachschnitte der Schriften von Janson Van Dijck Kisz und Fleischmann kommen im Buchsatz ebenfalls nach wie vor regelmassig zur Anwendung Die Plantin eine Reminiszenz an die niederlandischen Barockschriften von dem US amerikanischen Schriftentwerfer Frank Hinman Pierpont 1860 1937 aus dem Jahr 1913 diente schliesslich als Vorlage beim Entwurf der wohl bekanntesten Barockantiqua uberhaupt der 1931 bis 1935 entstandenen Times nbsp Schmuck Initial Frankreich 17 JahrhundertIm Vergleich zu den alteren Renaissance Antiquaschriften wirken die niederlandischen und britischen Ubergangsantiqua des 17 und 18 Jahrhunderts zum einen nuchterner Zum anderen treten die Kontraste zwischen Grund und Haarstrichen allmahlich mehr und mehr in den Vordergrund die Schriften wirken insgesamt kontrastreicher Ein wesentlicher Grund fur diese Entwicklung Anders als bei den mit der Breitfeder gezeichneten Schriftentwurfen des 16 Jahrhunderts liessen sich die Schriftgestalter des 17 und 18 Jahrhunderts immer starker von den prazisen Formen zeitgenossischer Kupferstiche inspirieren Formal zum Abschluss gebracht wird die Barock oder Ubergangsphase der Antiqua durch die britischen Schriften des 18 Jahrhunderts Anfangs orientierten sich deren Gestalter stark an hollandischen Vorbildern Bekanntester Schriftentwerfer dieser Epoche war William Caslon Stilistisch gesehen brachten Caslons Schriften wenig Innovationen Dafur waren sie beliebt und schliesslich so verbreitet dass sie sowohl beim britischen Konigshaus Anwendung fanden als auch bei der Abfassung und Verbreitung der US amerikanischen Unabhangigkeitserklarung Caslons Epigone war der britische Drucker und Stempelschneider John Baskerville Im Unterschied zu Caslon galt Baskerville als Perfektionist seine kontraststarken stark vom Kupferstich gepragten Schriften wie die Baskerville beeinflussten schliesslich auch die klassizistischen Schriftentwerfer stark Klassizismus 1760 bis 1830 Bearbeiten Im Klassizismus erreichte die Entwicklung der Antiqua ihren vorlaufigen Endpunkt Die Buchstaben wurden aufgrund der technischen Weiterentwicklung immer kontrastreicher die Serifen immer zarter Schriften wurden mit Lineal und Zirkel konstruiert um dem Ideal von Klarheit und Norm zu genugen Aufgrund dessen sind sie aber auch wesentlich schwerer zu lesen als ihre Vorganger aus der Renaissance und dem Barock Blocksatz und Mittelachse blieben als Formen der Typografie weiterhin erhalten Aufgabe der Typografen war die Wahl einer passenden Schrift und die Strukturierung des Textes Buchschmuck wurde sparsam eingesetzt Uppig illustrierte Initialen wichen Initialen in der Grundschrift Am Ende des Klassizismus tauchten die ersten Grotesk und Egyptienne Schriften auf Eine weitere Innovation dieser Ara war schliesslich die Etablierung des typografischen Punktsystems nbsp Giambattista BodoniDie bedeutendsten Schriftentwerfer der Epoche waren der Italiener Giambattista Bodoni die franzosische Stempelschneiderfamilie Didot sowie der Deutsche Justus Erich Walbaum Insbesondere Bodonis Schriften dokumentiert in dem nach seinem Tod herausgegebenen Manuale Tipografico gelten aufgrund ihrer Prazision und ihrer Eleganz als herausragend Firmin Didots gleichnamige Didot hingegen wird wegen ihrer abgespeckt kuhlen oft auch als kalt charakterisierten Prazision als die Schrift der franzosischen Aufklarung bezeichnet Daruber hinaus dominierte das Familienunternehmen Didot mit seinen Schriften und Gestaltungen die franzosische Typografie bis weit ins 19 Jahrhundert Die Walbaum der dritte Prototyp der klassizistischen Ara wird hingegen oft als gemutlich negativ auch als biedermeierlich beschrieben In Deutschland avancierte sie indes zur massgeblichen Schrift der klassizistischen und romantischen Epoche nbsp Buchstabenkonstruktion von Pierre Simon FournierDie Gestaltungsmerkmale klassizistischer Antiquaschriften wurden zu Anfang des 19 Jahrhunderts auch auf das Erscheinungsbild der Fraktur ubertragen die das typografische Erscheinungsbild in Deutschland weiterhin massgeblich pragte Neben Walbaum war an dieser stilistischen Erneuerung auch der Drucker Johann Friedrich Unger beteiligt Walbaum Fraktur und Unger Fraktur entwickelten sich schliesslich zu Vorbildern fur weitere Frakturentwurfe der Wilhelminischen Ara wie zum Beispiel die Fette Fraktur oder die 1911 entstandene Wilhelm Klingspor Gotisch Auch bei anderen Schrifttypen wie zum Beispiel den aus den Kanzleischriften hervorgegangenen Schreibschriften wurden die klassizistischen Einflusse immer unubersehbarer In der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts tendierte die klassizistische Typografie immer starker zu rein formalen und immer ausgeschmuckteren Losungen Stilgeschichtlich mundete die klassizistische Phase der Typografie schliesslich in den stark mit Pomp und Pathos aufgeladenen Historizismus der Viktorianischen Epoche Die Ara der Industrialisierung 1830 bis 1890 Bearbeiten Das 19 Jahrhundert brachte stilistisch wenig grundlegende Innovationen Die wesentliche Neuerung war das Aufkommen serifenverstarkter Schriften Vorlaufer waren sogenannte Egyptienne Schriften die bereits zu Anfang des 19 Jahrhunderts verstarkt zum Einsatz kamen Ihr Name leitet sich vermutlich aus der Orientbegeisterung der napoleonischen Ara ab die wiederum durch den Agyptenfeldzug Napoleons ausgelost worden war Serifenverstarkte Schriften wie zum Beispiel die Clarendon aus dem Jahr 1845 hingegen waren in der Regel Zeitungsschriften deren Serifen verstarkt wurden damit sie im Druck nicht ausbrachen Stilistisch wirkten die Serifenverstarkten der Jahrhundertmitte sehr robust und wiesen ansonsten meist mehr oder weniger starke klassizistische Gestaltungsmerkmale auf In der Folgezeit anderte sich dies Durch das Ubertragen der Gestaltungsmittel Serifenverstarkung und Serifenanhangung auf immer mehr Schrifttypen bildete sich im Verlauf des 20 Jahrhunderts nach und nach eine eigenstandige Zwischengruppe in sich recht heterogener Schriften heraus Mittlerweile werden Slab Serifs oder Serifenverstarkte in den meisten aktuellen Schriftklassifizierungssystemen als eigenstandige Gruppe gefuhrt neben den beiden anderen Hauptgruppen Serif traditionelle Antiqua Schriften und Sans Serif serifenlose Groteskschriften wie zum Beispiel die Helvetica Innovativ war das 19 Jahrhundert vor allem in technischer Hinsicht Maschinelle Fertigungsprozesse veranderten sowohl den Druck als auch die Illustrationsgrafiken Das Bebildern von Drucksachen liess sich erheblich standardisieren durch die von Alois Senefelder erfundene Technik der Lithografie Eine weitere Erfindung war schliesslich die Fotografie deren Etablierung Ende des Jahrhunderts zu den ersten einfachen Rasterungs und Reproduktionsverfahren fuhrte Fur eine wachsende Nachfrage nach Druckprodukten sorgte die allmahliche Herausbildung einer modernen Massengesellschaft Dies fuhrte in der Buchgestaltung oftmals dazu dass sich das Buch als Massenprodukt in seiner Typografie an den Handwerksstucken des Barock orientierte Eine uberreiche Ausstattung mit Zierelementen zeugt davon Neben dem traditionellen Buchdruck entwickelten sich Ansatze einer Zeitungslandschaft sowie ein breiter Markt fur Publikationen Werbedrucke und Plakate jeglicher Couleur Die Herausforderungen hatten sich gewandelt Waren Druck und Typografie jahrhundertelang ein uberschaubares Handwerk geblieben hatten sie sich nunmehr den Herausforderungen einer industriell bestimmten Massengesellschaft zu stellen Blei und Fotosatz im 20 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Monotype Setzmaschine nbsp Exlibris 1921Die rund 90 Jahre zwischen 1890 und 1980 pragen das Bild der Typografie bis in die Gegenwart hinein Das Druckhandwerk wurde zur Industrie und auch die Typografie wurde zu einem Teil davon Sowohl stilistisch als auch technologisch verlief diese Epoche teilweise recht turbulent Massgeblich waren dabei folgende neuen Entwicklungen Herstellung und Anwendung von Schriften wurden immer starker von industriellen Fertigungsmethoden bestimmt Wesentliche Stationen dieses Prozesses waren die Erfindung der Bleisatzmaschine durch Ottmar Mergenthaler Linotype Modell 1886 und Tolbert Lanston Monotype Modell 1887 einige Jahrzehnte spater das Aufkommen des Fotosatzes Folge Erfassung und typografische Gestaltung des Textes liess sich in immer starkerem Mass uber tastaturgesteuerte Mechanismen vornehmen anstatt von Hand Ein Folgeaspekt des Industrialisierungsprozesses war die bis dahin ungekannte Anzahl und Verbreitung neuer Schriften Ob digitale Varianten von Garamond und Bodoni oder neue zeitgemasse Schriftentwurfe wie Futura Times und Helvetica Fast alle aktuell verwendeten Schriften stammen entweder aus der anschliessenden und bis heute andauernden Computersatz Ara oder basieren auf Entwurfen dieser Epoche Grundlage war die Herausbildung grosser Schriftgiessereien und Schrifthersteller Folge Erfolgreiche Schriften konnten so rasch den Status einer Markenware erlangen und waren damit wiederum in der Lage ihrerseits Produkten oder Publikationen ein unverwechselbares Branding zu verleihen Neben der traditionellen Buchtypografie entwickelte sich das Grafikdesign als mehr oder weniger eigenstandige Sparte Das nicht spannungsfreie Wechselverhaltnis dieser beiden Sparten bestimmte auch die stilistische Entwicklung der Typografie des 20 Jahrhunderts nicht unmassgeblich mit Jugendstil und Neue Buchkunst Bearbeiten nbsp Eckmann 1901 nbsp William MorrisDie modernen Kunststile seit dem Impressionismus fanden auch in der Grafik und der Typografie ihren Widerhall Popular wurde ab 1890 der Jugendstil Seine floralen Zierelemente die geschwungenen Formen sowie die grafikbetonte Ausfuhrung inspirierten auch die Schriftentwerfer der Jahrhundertwende Eine bekannte Jugendstil Schrift war die Eckmann entworfen vom Grafiker Otto Eckmann daruber hinaus ausserte sich der Jugendstil Einfluss auch in zahlreichen Buchillustrationen und Exlibris Gestaltungen Insgesamt machte sich um die Jahrhundertwende eine Ruckbesinnung zu den Wurzeln der Buchkunst immer starker bemerkbar Angestossen wurde diese von dem britischen Typografen Sozialisten und Kleinpressen Verleger William Morris sowie von dem sich auf ihn berufenden Arts and Crafts Movement Im Wesentlichen initiierte diese Bewegung drei Dinge eine Ruckbesinnung auf die Antiqua Modelle der Renaissance Klarheit und Einfachheit in der Buchillustration sowie uberschaubare handwerkliche Prozesse bei der Erstellung von Drucksachen Eine unmittelbare Folge des Arts and Crafts Bewegung war die Entstehung einer Kleinpressenbewegung die mehr oder weniger den Morris schen Idealen verpflichtet war und deren Uberbleibsel teilweise bis in die Gegenwart heruberragen Ein etablierter Treffpunkt dieser Szene in Deutschland ist etwa die Mainzer Minipressen Messe die aktuell im zweijahrlichen Turnus stattfindet Stark vom Arts and Crafts Movement beeinflusst war insbesondere die Stromung der Neuen Buchkunst die sich im Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg herauszubilden begann Die jungen Schriftentwerfer der Vorkriegszeit darunter Fritz Helmuth Ehmcke und Friedrich Wilhelm Kleukens verwarfen sowohl den typografischen Spatklassizismus als auch den Zierrat des popularen Jugendstils Neues Ideal wurde eine aufgeraumte schnorkellose und stark den Ideen der Renaissance verpflichtete Buchtypografie Walter Tiemann in Leipzig F H Ernst Schneidler in Stuttgart und Rudolf Koch in Offenbach waren als Ausbilder die massgeblichen Mentoren dieser Form der Typografie Im Buchsatz blieb sie bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmend Siehe auch Buchkunstbewegung Etablierung der Groteskschriften Bearbeiten nbsp Groteskschriften humanistisch klassizistisch und geometrischDer Beginn des 20 Jahrhunderts war auch die Geburtsstunde des bis heute letzten wichtigen Schrifttyps der serifenlosen Grotesk Ihr Ursprung lasst sich zwar bis zum Ende des 18 Jahrhunderts zuruckverfolgen flachendeckend eingesetzt wurden Groteskschriften jedoch erst seit dem Aufkommen der Werbung Dass der neue Schrifttyp auf viele Zeitgenossen polarisierend wirkte stellt insbesondere die noch aus dem fruhen 19 Jahrhundert stammende Bezeichnung Grotesk unter Beweis Zwei fruhe Grotesk Modelle waren die von der Berliner Schriftgiesserei Berthold in Serie gegebene Akzidenz Grotesk von 1904 sowie die US amerikanische Franklin Gothic von Morris Fuller Benton Ahnlich wie bei den Antiqua Schriften entwickelten sich auch bei der Grotesk mit der Zeit unterschiedliche Design Richtungen eine stark an der klassizistischen Formenlehre orientierten Schule Zu ihr zahlen neben den beiden erwahnten Schriften vor allem die Helvetica die Arial und die Univers In seiner reinsten Form ist dieser Gestaltungsstil bei den drei letzten Schriften zu beobachten zeitlich gesehen uberschneidet er sich stark mit der zeitweiligen Dominanz helvetischer Gestaltungskonzepte in den 1950er und 1960er Jahren Als gemassigte Form dieser Richtung gilt die Amerikanische Grotesk wie zum Beispiel die Franklin Gothic eine von der Renaissance Antiqua abgeleitete Schule Hauptmerkmal dieser Gestaltungsschule sind kalligrafische meist freiere Gestaltungsmethoden sowie leicht variierende Strichstarken Popular wurde dieser Typ der Grotesk vor allem durch Edward Johnston Johnston Sans den Gestalter der Londoner U Bahn Beschilderung sowie die Gill Sans von Eric Gill die Ende der 1920er Jahre erschien Auf lange Sicht entwickelte sich dieser auch als humanistisch bezeichnete Typ zum erfolgreichsten und am haufigsten angewandten Modell eine geometrisch konstruktivistische Schule Sie hatte ihre Hohepunkte vor allem im Umfeld der Elementaren Typografie in den 1920er Jahren Bekannteste Vertreterin dieser Richtung ist die Futura von Paul Renner sowie die auch als Bauhaus bekannte Universalschrift des Bauhaus Typografen Herbert Bayer Spatere Reminiszenzen wie etwa die Avant Garde aus dem Jahr 1970 spielten vor allem in der Zeitgeist und Modetypografie eine Rolle Als Stilzitat gern verwendet werden geometrische Konstruktionselemente daruber hinaus auch in postmodernen Schriften Vor allem in der Werbung wurde der neue Schrifttyp rasch popular Im weiteren Verlauf des 20 Jahrhunderts setzten sich Groteskschriften Sans Serifs immer starker durch und gelten heute neben Antiquas Serif Schriften und Serifenverstarkten Slab Serifs als dritter Grundtyp im Bereich der Textschriften Avantgarde und Elementare Typografie Bearbeiten Stark verwendet wurden die neuen Groteskschriften vor allem im Rahmen der Elementaren Typografie ab Mitte der 1920er Jahre Die Elementare oder auch Neue Typografie war den Konzepten des Bauhauses stark verbunden Ihre Ursprunge lassen sich vor allem auf Stromungen der zeitgenossischen Avantgarde zuruckfuhren Die zeitgenossischen Kunstrichtungen Expressionismus Dadaismus sowie der russische Konstruktivismus beeinflussten auch die Typografie nach dem Ersten Weltkrieg recht stark Der Einfluss des Expressionismus machte sich vor allem in der Buchgestaltung bemerkbar Er inspirierte teilweise auch das Schaffen traditionsverbundener Schriftgestalter wie zum Beispiel die Offenbacher Schule um Rudolf Koch Dadaismus und Konstruktivismus hingegen hinterliessen ihre Spuren vor allem in der Grafik Kunst in Gebrauchsdrucksachen politischen Aufrufen und schliesslich der Plakatgestaltung Zu erwahnen sind hier die beiden Grafikkunstler Kurt Schwitters und John Heartfield Vom Konstruktivismus beeinflusst war daruber hinaus die niederlandische Grafikgruppe De Stijl Theo van Doesburg sowie das 1919 von dem Architekten Walter Gropius gegrundete Bauhaus Das Bauhaus vereinte unterschiedliche Ansatze aus Architektur Industriedesign Kunst Grafikdesign und Typografie zu einem betont modernistischen Ansatz Seit ihrer Grundung war die Institution umstritten Fortwahrende Angriffe der politischen Rechten fuhrten 1925 zum Umzug von Weimar nach Dessau 1932 schliesslich zur erneuten Umsiedlung nach Berlin Wesentlich gepragt wurde das grafische Konzept des Bauhauses von dem geburtigen Ungarn Lazlo Moholy Nagy sowie den Grafikern Joost Schmidt Josef Albers und Herbert Bayer Bayer entwarf Mitte der Zwanziger die spater als Bauhaus bekannte Universalschrift Die Neue Typografie entwickelte sich wahrend der 1920er und fruhen 1930er Jahre zu einer ebenso einflussreichen wie polarisierenden Stromung Wesentliche Gestaltungselemente waren Groteskschriften geometrische Formen der kollagehafte Einsatz von Fotoelementen Layoutraster sowie die Propagierung der radikalen kleinschrift die 1925 auch in den Bauhaus Publikationen eingefuhrt worden war Zum Wortfuhrer und Theoretiker der Elementaren Typografie avancierte Jan Tschichold stark von ihren Gestaltungskonzepten beeinflusst ist auch die 1928 entstandene Futura von Paul Renner die sich aus dem Umfeld des Neuen Frankfurt zu einer der meistverkauften Schriften aller Zeiten entwickelte Zwangsweise beendet wurde das Intermezzo der typografischen Moderne durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 Eine Reihe Grafikkunstler und Schriftentwerfer darunter auch Jan Tschichold und Herbert Bayer gingen aus politischen und existenziellen Grunden ins Exil Andere waren aufgrund der zunehmenden rassistischen Repressalien zur Flucht genotigt wieder andere wie etwa Paul Renner mussten erhebliche berufliche Einschrankungen hinnehmen oder wahlten von sich aus den Weg der Anpassung In der Epoche der Weimarer Republik war die Erklarung sich einer bestimmten typografischen Schule zugehorig zu fuhlen oft verbunden mit dem Ansatz den Menschen mit den Mitteln der eigenen Typografie zu beeinflussen Der Fraktur Antiquastreit erlebte in den 1920er Jahren einen ersten Hohepunkt Die konservative Ara der Dreissiger Bearbeiten International war die Dekade der Dreissiger vorwiegend von konservativen sowie gemassigt modernen Ansatzen gepragt In der Buchgestaltung hatte sich die Neue Buchkunst zum internationalen Standard entwickelt In der Werbung sowie in der Plakatkunst hingegen machte sich der Einfluss des Art Deco immer starker bemerkbar Der Art deco griff das Dekorative Ornamentale des Jugendstils auf und schuf auf der Grundlage konstruktivisch geometrischer Gestaltungselemente einen ebenso gefalligen wie mondanen modern wirkenden Gestaltungstil Auch im Bereich der Werbeschriften war sein Einfluss unubersehbar Einige noch heute verwendete Schriften dieser Epoche sind etwa die Broadway die Binner sowie die Peignot nbsp Originalschrift der Art Deco Ara BroadwayIn den westeuropaischen Landern fuhrte die Ruckbesinnung auf typografische Traditionen vor allem zur Entwicklung neuer Textschriften Die wohl bekannteste ist die Times Sie entstand Anfang der 1930er Jahre anlasslich eines Relaunches der gleichnamigen britischen Zeitung Eine weitere bekannte Schrift dieser Epoche ist die Rockwell In den USA fuhrte die Ankunft zahlreicher europaischer Exilanten zu einer spurbaren Modernisierung des Grafikdesigns Lazlo Moholy Nagy grundete 1937 in Chicago das New Bauhaus nach dem Zweiten Weltkrieg beeinflusste die vom Bauhaus inspirierte bildhafte Typografie die Werbegestaltung Diese wiederum wirkte uber die Schweizer Gestaltungschule der Funfziger und Sechziger stark auf Europa zuruck nbsp Gebrochene Grotesk aus den 1930er Jahren TannenbergIn Deutschland wurde die Situation wesentlich durch die traditionelle Zweischriftigkeit gepragt Der Streit zwischen Anhangern der Fraktur und Anhangern der Lateinschrift reichte im Prinzip zuruck bis in die Ara der Reformation Initiativen zur Ubernahme der als Lateinschrift bezeichneten Antiqua vorgetragen unter anderem durch Abgeordnete der SPD und der liberalen Fraktionen scheiterten im Reichstag des Kaiserreiches wiederholt Die im Verlauf des 19 Jahrhunderts von der politischen Rechten als Deutsche Schrift politisierte Fraktur war bis weit in die 1930er Jahre hinein der dominierende Schrifttyp Nach 1928 wurde uber die Halfte aller in Deutschland erschienenen Buchtitel in Fraktur gedruckt Die lateinische Schrift fand vor allem in wissenschaftlichen Publikationen und Gebieten der Kunst und Technik ihre Anwendung Die Frakturschrift hingegen fand sich in fast allen Schul und Kinderbuchern sowie der klassischen und volkstumlichen Literatur wieder welche oft mit einer sehr hohen Auflagenzahl erschienen Zusammengenommen betrug die Stuckzahl der Bucher in deutscher Druckschrift so schatzungsweise 90 Prozent oder sogar noch mehr Von politischen Gegnern auch als Schaftstiefelgrotesk verspottet etablierten sich in den fruhen Dreissigern zudem Gebrochene Grotesk Schriften mit teilweise martialischen Namen wie zum Beispiel Tannenberg National oder Deutschland Mit dem sogenannten Normalschrifterlass vollzog das nationalsozialistische Regime 1941 eine unerwartete Kehrtwendung Versuchten in den Jahren zuvor noch zahlreiche Fachleute den Nachweis zu erbringen dass nur gebrochene Schriften wahrhaft deutsch seien wurden diese in einem von Martin Bormann unterzeichneten Erlass plotzlich als Schwabacher Judenlettern diffamiert und der Einsatz von Antiqua Schriften als verbindlich vorgeschrieben Die beiden Typografieexperten und Zeitzeugen Hans Peter Willberg und Albert Kapr halten als mogliche Grunde fur diese unerwartete Umstellung pragmatische Grunde fur am wahrscheinlichsten Die Machthaber des Dritten Reiches benotigten eine Verkehrsschrift die auch in den von ihnen besetzten Teilen Europas verstanden werden konnte Fur diese Aufgabe erwies sich die Fraktur als ungeeignet Trotzdem konnte sich die Fraktur aufgrund ihrer Vorgeschichte von ihrem rechten deutschtumelnden Nimbus bis heute nicht mehr freimachen Folge Sowohl in der Bundesrepublik als auch in der DDR wurde nach dem Zweiten Weltkrieg allgemein die Antiqua als Verkehrsschrift ubernommen Nachkriegstypografie und Schweizer Funktionalismus Bearbeiten nbsp Satzspiegel mit der OptimaDie Nachkriegstypografie in Deutschland war zunachst konservativ und Buchkunst dominiert Ein typografischer Neuanfang erfolgte erst allmahlich Durch innovative nichtsdestoweniger jedoch klassische neue Schriften von sich reden machte vor allem der Darmstadter Hermann Zapf Palatino 1948 und Optima 1964 zu erwahnen sind weiterhin Georg Trump sowie Jan Tschichold Tschichold lebte mittlerweile in der Schweiz und hatte sich dort zu einem entschiedenen Fursprecher der traditionellen Buchtypografie gewandelt Seine zahlreichen Publikationen weisen ihn bis heute als einen der bedeutendsten Typografen des 20 Jahrhunderts aus Seine 1967 erschienene Garamond Nachinterpretation Sabon ist im Genre Buchsatz weitverbreitet In der Schweiz entwickelte sich in den 1950er Jahren eine neue stark vom Bauhaus sowie dem zeitgenossischen Industriedesign gepragte Typografieauffassung Ihre in vielerlei Hinsicht Wissenschaftscharakter beanspruchenden Hauptmerkmale waren typografiedominierte Gestaltungen grosszugige Verwendung von Weissraumen geometrische Layoutanordnungen die stringente Anwendung von Gestaltungsrastern sowie der Einsatz neutral wirkender sachlicher Groteskschriften Fuhrende Grafiker und Typografen der Schweizer Gestaltungschule waren u a Josef Muller Brockmann Emil Ruder oder Max Bill Als funktionalistische Schriften beruhmt wurden vor allem die Helvetica der Haas schen Schriftgiesserei in Basel sowie die Univers von Adrian Frutiger beide 1957 Die Univers war als Gegenstuck zur Helvetica entstanden Frutiger definierte die Laufweiten und Dickten seiner Schrift anhand eines Zahlensystems In Deutschland selbst wurden die funktionalistischen Typografiekonzepte massgeblich von der Hochschule fur Gestaltung Ulm HfG sowie ihrem Grunder Otl Aicher befordert Von Aicher der vor allem durch seine Arbeiten in den Bereichen des Corporate Design und der Entwicklung von Piktogrammen und Leitsystemen bekannt wurde stammt auch der Ende der 1980er Jahre bei AGFA erschienene Schriftclan Rotis Vor allem in der Unternehmenskultur fanden die funktionalistischen Typografiekonzepte breiten Widerhall Die sachlich schmucklose Gestaltungsweise der Schweizer Schule rief seit den Sechzigern allerdings zahlreiche Gegenbewegungen auf den Plan insbesondere aus dem Bereich der Jugend und Popkultur Werbeschriften und Fotosatz Bearbeiten Der Einfluss von Fluxus Pop Art sowie der psychedelische Stil der Hippie Jugendsubkultur dokumentierte sich insbesondere in den Werbeschriften der 1960er 1970er und 1980er Jahre In den 1960ern erlebten manche Schriften des Jugendstils und der Art deco eine Renaissance im Posterdesign Federfuhrend bei der Entwicklung von Schriften fur Headlines Plakaten und Aussenwerbungen wurden die britische Firma Letraset sowie die in New York ansassige International Typeface Corporation ITC Mit Herb Lubalin Tom Carnase sowie dem Grafiker und ehemaligen Jazzmusiker Ed Benguiat versammelte die ITC die besten Displayschriften Gestalter dieser Dekade Von Lubalin und Carnase stammte die Mode und Zeitgeist Groteske Avant Garde Benguiat lieferte mit den Entwurfen zu ITC Souvenir 1972 und ITC Tiffany 1974 zwei der beliebtesten Werbeschriften der Siebziger Auch die Textschriften dieser Ara wiesen oft eine ungewohnliche gestalterische Note auf so etwa die Eurostile des Italieners Aldo Novarese 1962 oder die Antique Olive des franzosischen Grafikers und Schriftentwerfers Roger Excoffon 1969 Weitere bekannte Schriftdesigner der 1970er und 1980er Jahre waren u a Milton Glaser mit der Glaser Stencil oder Seymour Chwast Eine wesentliche Voraussetzung fur die Verbreitung explizit furs Grafikdesign vorgesehener neuer Schriften war der Fotosatz der ab Anfang der 1970er Jahre den althergebrachten Bleisatz mehr und mehr ersetzte Die wesentliche Neuerung bestand darin dass die Textbestandteile einer Drucksache nicht mehr aus Bleilettern oder zeilen zusammengesetzt wurden sondern uber reprografische Belichtungstechniken gewonnen wurden ahnlich wie in der Fotografie Erfindung und erste Experimente mit der Fotosatztechnik lagen zwar bereits einige Jahrzehnte zuruck Die Fotosatzgerate der Siebziger und Achtziger wurden jedoch zunehmend mit Bestandteilen aus der Computertechnologie aufgestuckt und so auch fur den Mengensatz immer produktionstauglicher Eine weitere Erfindung der Zeit waren Abreibebuchstaben wie sie besonders durch die britische Firma Letraset vermarktet wurden Eine fundamentale Veranderung erfuhren die Genres Satz und Typografie ab Mitte der Achtziger schliesslich durch das neu aufkommende Desktop Publishing DTP Die sogenannte DTP Revolution der 1980er und 1990er Jahre krempelte samtliche Produktionsweisen innerhalb der Medienproduktion um und schuf auch im Bereich Typografie die technischen Grundlagen welche bis heute Gultigkeit haben Siehe auch ReprotechnikDie DTP Ara Bearbeiten nbsp Apple Computer Macintosh 128kAb Mitte der Achtziger verlagerte sich der Satz von Medienprodukten in immer starkerem Ausmass auf so genannte Desktopcomputer Anfangs noch von zahlreichen technischen Kinderkrankheiten belastet und eingeschrankt durch notorische Knappheit an Arbeitsspeicher RAM Speicherplatz sowie relativ langsame Prozessoren hatten sich die Home Computer in der Medienproduktion bereits Mitte der 1990er Jahre allgemein etabliert Sie zeichneten sich durch folgende Innovationen aus visuell orientierte Betriebssysteme Mac OS von Apple und Windows und Maus basierende Arbeitsmethoden nach dem Motto What you see is what you get im DTP Fachjargon auch WYSIWYG genannt Zusammenfuhrung von Satz Grafik und Bildgestaltung mit der sich das Berufsbild des Schriftsetzers zunehmend zu dem des heutigen Mediengestalters wandelte die Neuen Medien wie zum Beispiel das Internet mit denen multimediale Anwendungsmoglichkeiten fur Schriften und Text einen immer grosseren Stellenwert erhalten ubergreifende allgemein einsetzbare Schriftformate wie PostScript und TrueType die die proprietaren Schriftformate im Fotosatz vollstandig ersetzten und in der Folge fur eine noch nie da gewesene Fulle an Schriften sorgten eine Weiterentwicklung ist das auf 16 Bit und Unicode basierende Format OpenType Erste Computerschriften Bearbeiten nbsp Beispiel fur die Apple MacOS Systemschrift Chicago von Susan KareEine wesentliche Voraussetzung fur den Siegeszug des Desktop Publishing war die Etablierung spezieller Schriftformate die sich auf Desktopcomputern nutzen liessen Am Anfang wurden Bitmapschriften auf Rastergrafikbildschirmen und Vektorschriften Umriss Schriften bzw Outlineschriften auf Vektorgrafikbildschirmen und zur Ausgabe auf Stiftplottern verwendet Eine wesentlich bessere Skalierbarkeit als Rasterschriften ermoglichte das vom kalifornischen Hersteller Adobe entwickelte Format PostScript Vorteile Die Verwendung der jeweiligen Fontdateien war lediglich noch durch das verwendete Betriebssystem eingeschrankt angeschlossene Belichtungsgerate waren fur den Satz nicht mehr unbedingt erforderlich Ein weiteres universell einsetzbares Schriftformat war das von Apple und Microsoft entwickelte TrueType Format welches unter Windows und in Home Office Umgebungen bis heute vorherrschend ist weil die Fonts frei skalierbar sind und im Gegensatz zu den PostScript Fonts nur eine Datei benotigen Die Entwicklung neuer bzw die Portierung eingefuhrter Blei und Fotosatzschriften in die neuen Computerfontformate PostScript und TrueType veranderte die Szene der Anbieter ab Mitte der Achtziger entscheidend Computerfirmen wie Adobe bauten ihre Schriftbibliotheken in rascher Folge aus und bedeuteten die Gotterdammerung alter etablierter Schriftgiessereien Hinzu kamen neue Firmen wie der US amerikanische Anbieter Bitstream oder der von Erik Spiekermann mitbegrundete Schriften Distributor FontShop AG Als weitere Labels fur Qualitatsschriften etablierten sich in Deutschland die Firmen URW Type Foundry sowie der Ableger Elsner Flake Von den ehemals branchenbeherrschenden Schriftgiessereien und Fotosatzanbietern konnten sich lediglich die international agierenden Firmen Linotype und Monotype erfolgreich ins DTP Zeitalter heruberretten Andere Traditionsunternehmen wie etwa die Berliner H Berthold AG machten hingegen endgultig ihre Pforten dicht Dennoch brachte die erste Dekade des Desktop Publishings eine Reihe neuer Textschriften Stilistisch orientierten sie sich stark an den vorhandenen Grundgruppen daruber hinaus warteten sie mit einem teilweise recht uppigen Inventar unterschiedlicher Schnitte auf Beispiele sind die vor allem in Deutschland stark nachgefragte Frutiger von Adrian Frutiger die Myriad die neue Mengensatzantiqua Minion die Meta sowie aus verschiedenen Gruppenvarianten wie etwa Sans Serif Serif und Slab Serif zusammengesetzte Schriftclans wie die Stone von Sumner Stone die Lucida von Charles Bigelow und Kris Holmes die Thesis von Lucas de Groot oder auch die Rotis von Otl Aicher Postmoderne und Techno Bearbeiten nbsp Schriften vonNeville Brody Industria und ArcadiaStilistisch sind fur die 1990er Jahre vor allem zwei Einflusse aufzufuhren zum einen postmoderne Gestaltungsansatze in unterschiedlichen Auspragungen zum anderen der kreative Input der Technokultur Postmoderne Gestalter betonten starker als bisher das Design von Schriften und Layouts Anstelle eines konsistenten Stils stand eher die Vielfalt moglicher Stilzitate im Vordergrund Eine grafische stark am Zeitgeistlayout und an Typografie orientierte Richtung vertrat der britische Grafiker und Schriftenentwerfer Neville Brody Von ihm stammen auch einige bekannte Display Schriften wie zum Beispiel die Blur die Insignia die Arcadia oder die FF Harlem Starker dekonstruktivistische visuell betonte und die klassische Trennung zwischen Bild und Text aufhebende Konzepte stammten von dem US Amerikaner David Carson sowie dem Vater des Deconstruction Designs dem Chicagoer Professor Edmund Fella Zum Zentrum der postmodernen Einflusse in der fruhen Computertypografie wurde insbesondere das kalifornische Typomagazin Emigre Herausgeber waren die tschechisch US amerikanische Schriftentwerferin Zuzana Licko sowie ihr Partner Rudy Vanderlaans Ihr gleichnamiges Schriftenlabel Emigre veroffentlichte eine Reihe avantgardistischer Design Fonts darunter auch die bekannten Licko Schriften Matrix und Triplex die Template Gothic von Barry Deck sowie die Remedy des schwabischen Grafikers Frank Heine nbsp SchrageTypografie Aussenwerbung in Frankfurt am MainStarker als bislang bemerkbar machte sich in der Typografie der 1990er Jahre auch der Einfluss der diversen zeitgemassen Jugendkulturen Begunstigt wurde diese Entwicklung durch die neuen Moglichkeiten des Internets Downloads und Online Kauf ermoglichten auch kleinen unabhangigen Labels ihre Schriften anzubieten Hinzu kam eine Flut sogenannter Shareware und Freeware Schriften die relativ schnell mit Programmen wie z B Fontographer generiert wurden und deren technische und designerische Qualitat fur professionelle Mediengestalter in den meisten Fallen undiskutabel sind Trotzdem haben sich Akzeptanz und Verwendunghaufigkeit unkonventioneller Schrifttypen seit den fruhen 1990er Jahren deutlich erhoht Vor allem im Bereich der Popkultur sind sie zum unverzichtbaren gestalterischen Element avanciert und aus der Gestaltung von Schallplatten und CD Covern Plakaten und Flyern kaum noch wegzudenken Einen besonders starken kreativen Input lieferte dabei die Technoszene Auf den Zug zeitgeistiger Trendschriften sprangen auch die grossen Schrifthersteller recht fruh auf Originelle unverbrauchte Entwurfe findet man jedoch vor allem auf den Internetseiten kleiner Hersteller Als Entwerfer Furore machte unter anderem der Brite Rian Hughes mit seinem Label Device Fonts aufzufuhren sind daruber hinaus die niederlandischen Designer Erik van Blokland Jan van Rossum und Max Kisman sowie die stark im Retrostil gehaltenen Schriften des US amerikanischen Labels House Industries Verandert hat sich wahrend dieser Dekade auch das geschlechtsspezifische Berufsbild des Schriftentwerfers Zwar sind Schriftentwerferinnen auch heute noch eindeutig in der Minderheit doch professionell auftretende Frauen wie Zuzana Licko die fur Adobe tatige und auch fur die Textschriften Myriad und Adobe Caslon mitverantwortliche Schriftentwerferin Carol Twombly die Werbeschriftgestalterin Cynthia Hollandsworth Jean Evan Freda Sack Kris Holmes Mitentwurf der Lucida sowie die Berliner Grafikerin Verena Gerlach haben mit dazu beigetragen dass das Berufsbild des Schriftgestalters keine reine Mannerdomane mehr ist Simplifizierung klassischer Schrifttypen Bearbeiten Der Begriff Simplifizierung hat in diesem Zusammenhang nichts mit den sogenannten vereinfachten Bastardschriften den Bastarda zu tun Mit Einzug der Postscript und True Type Schriften hat uber die Jahre eine zunehmende Simplifikation klassischer Schrifttypen wie beispielsweise bei den serifenlosen Schriften Futura Helvetica Univers u a bei den Serifenschriften Baskerville Garamond oder Times sowie eine Anglisierung klassischer Frakturschriften als Black Letter stattgefunden Letztere benutzen als englische Fraktur lediglich das Schluss s und nicht das in der klassischen Fraktur gebrauchliche lange s uberdies fehlen in vielen computergenerierten Neuschopfungen Ligaturen wie das ss oder die Umlaute 1 Schriftclans OpenType und Internet Bearbeiten nbsp Schriftsippe Thesis von Lucas de GrootBei den Textschriften machte sich seit den fruhen 1990er Jahren ein immer starkerer Trend zu gruppenubergreifenden Grossschriftfamilien bemerkbar Sogenannte Schriftclans oder Schriftsippen decken nicht nur einen stilistischen Grundtyp ab wie etwa Antiqua Grotesk oder Serifenverstarkte sondern zwei drei oder sogar mehr Grundidee hinter diesem Designkonzept ist die leichtere Mischbarkeit unterschiedlicher Schriftarten und somit das leichtere Erstellen von typografischen Auftritten aus einem Guss Vor allem bei Grosskonzernen und Medienverlagen sind Gesamtlosungen dieser Art zunehmend gefragt Ein Beispiel ist etwa die ARD die seit den 1990er Jahren die Thesis des in Berlin lebenden niederlandischen Schriftentwerfers Lucas de Groot verwendet Seit den 1990er Jahren sind so mehr und mehr Schriftsippen entstanden Beispiele sind etwa die FF Scala und die FF Nexus von Martin Majoor die FF Quadraat von Fred Smeijers oder auch die neue Syntax von Hans Eduard Meier Open Type Bearbeiten Eine andere aktuelle Entwicklung ist die Etablierung des auf 16 Bit Datentiefe und dem Zuordnungsschema Unicode basierenden Fontformats OpenType Anders als konventionelle PostScript oder TrueType Schriften sind OpenType Schriften nicht auf rund 200 Schriftsatzzeichen limitiert sondern konnen potenziell Tausende davon enthalten Ein weiterer Vorteil ist dass sich dieselben Schriftdateien auf jedem beliebigen Betriebssystem einsetzen lassen Neben dem Format OpenType Standard welches Plattform fur zeichentechnisch sehr unterschiedlich ausgestattete Schriften ist gibt es das Format OpenType Pro dass vor allem von dem Software Hersteller Adobe forciert wird Angestrebt wird mit OpenType Pro Schriften ein Zeichenbestand der samtliche Bedurfnisse anspruchsvollen Schriftsatzes abdeckt und daruber hinaus auch das Zeicheninventar fur das Setzen von Texten in mitteleuropaischen Sprachen Polnisch Ungarisch Tschechisch usw enthalt Einige Pro Schriften enthalten daruber hinaus auch Zeichen zum Bewaltigen kyrillischer oder anderer Zeichensysteme Monitor und Pixelfonts Bearbeiten nbsp Bitmap PixelfontEine bereits in den 1990er Jahren aktuelle Frage war die Entwicklung spezieller Schriften fur den Monitor Zu berucksichtigen sind dabei einerseits mediumsspezifische Besonderheiten wie zum Beispiel die vergleichsweise grobe Bildschirmauflosung Immer wichtiger wird daruber hinaus auch die durch das Internet zusatzlich begunstigte Internationalisierung eine Anforderung welche die aktuellen Betriebssysteme vor allem mit proprietaren 16 Bit Schriftformaten zu losen versuchen Ein typisches Beispiel fur eine zeitgemasse Systemschrift ist etwa die Lucida Grande unter Mac OS X eine weitere moderne Schrift fur Monitoranwendungen ist die Verdana des US amerikanischen Schrifttypendesigners Matthew Carter Einen paradoxen Schritt zuruck in die Anfange der Bitmapfonts machte die Typografie mit den Pixelfonts welche speziell fur die exakte Darstellung kleinster Schriftgrossen am Monitor entwickelt wurden und die vor allem im Webdesign Anwendung finden z B in Flashanimationen Pixelfonts lassen sich zumeist nur in einer bestimmten Schriftgrosse darstellen 7 8 9 Punkt usw Der aktuelle Stand BearbeitenIn diesem Abschnitt werden einige erganzende Aspekte zur Typografiegeschichte sowie zum aktuellen Stand typografischer Konventionen dargestellt Hierzu gehoren die Frage nach landesspezifischen Besonderheiten in der typografischen Entwicklung der aktuelle Stand bezuglich der Anwendung typografischer Regeln sowie aktuelle Versuche der Schriftklassifikation Landesspezifische Besonderheiten Bearbeiten Die wesentlichen historischen Etappen die Herausbildung der Antiqua bis zum 20 Jahrhundert sowie die neueren Entwicklungen bis in die Gegenwart gelten fur alle Lander im Geltungsbereich des lateinischen Alphabets Daruber hinaus existieren jedoch eine Reihe nationaler oder auch lokaler Besonderheiten Die historisch gesehen bedeutsamste ist sicherlich der unterschiedliche Stellenwert der gebrochenen Schriften Wahrend sie in Italien und Frankreich schon recht fruh durch Antiquaschriften ersetzt wurden und in den Hintergrund traten war die Schriftkultur in Deutschland bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs von der Koexistenz zweier unterschiedlicher Schriftarten gepragt Daruber hinaus entwickelten sich in jedem Land spezifische nationale Traditionen bei der Herstellung und Anwendung von Schriften Caslon Baskerville und Gill geniessen fur die britische Schrifttradition naturgemass einen besonders hohen Stellenwert das Gleiche gilt fur die Schrifthersteller Dynastie Didot in Frankreich den Einfluss von Bodoni auf die italienische Typografie oder den Einfluss der Bauhaus Konzepte in Deutschland und in der Schweiz Im Grossen und Ganzen Gultigkeit hat die Geschichte der westlichen Typografie auch fur die USA Als eigentlicher Grundervater der US Typografie gilt der Druckereibesitzer Benjamin Franklin wesentlich fur die insgesamt pragmatische und weniger theorielastige Typografie der Vereinigten Staaten sind vor allem die beiden zu Anfang des 20 Jahrhunderts tatigen Typografen und Schriftentwerfer Frederic Goudy und Morris Fuller Benton In Lateinamerika sowie den afrikanischen Landern sudlich der Sahara hingegen verschaffen sich erst in den letzten Jahren eigenstandige Stromungen zunehmend Gehor Aktuelle Typografiekonventionen Bearbeiten Stark gepragt wurde die Typografie des 20 Jahrhunderts vor allem von der traditionellen Buchtypografie Neue Buchkunst und den funktionalistischen Designkonzepten Bauhaus Schweizer Grafik Allgemein etabliert haben sich im Verlauf der letzten Jahrzehnte unterschiedliche Synthesen dieser beiden Hauptrichtungen Der selbstverstandliche Einsatz von Groteskschriften ein freierer Umgang bei der Mischung und dem Einsatz von Schriften generell moderne Layouts sowie das Arbeiten mit Gestaltungsrastern sind allgemein akzeptiert Im Bereich der mikrotypografischen Gestaltung hingegen kommen vor allem Konventionen aus der Buchsatztradition zum Zug Sie betonen insgesamt stark den Aspekt der Lesefreundlichkeit Auffallig in der aktuellen Typografie ist die Detailfreudigkeit sowie die Anwendung vielfaltiger typografischer Spezialzeichen eine Entwicklung die durch das aktuelle OpenType Format und den Unicode Standard nicht unwesentlich befordert wird Die Frage ob die Qualitat von Drucksachen durch die technische Fortentwicklung besser oder schlechter wurde wird immer weniger gestellt Aktuelle Versuche der Schriftklassifikation Bearbeiten Das aus dem Jahr 1964 stammende Klassifikationsschema DIN 16518 wird von den meisten aktuell mit Typografie befassten Fachleuten Designern und Schriftherstellern als unbefriedigend empfunden Ein wesentlicher Faktor bei der aktuellen Diskussion ist die Frage wie rigide oder wie weitmaschig gefasst ein Schriftenschema sein muss um der immer grosser werdenden Vielfalt an Schrifttypen gerecht zu werden Aktuelle Ansatze sind derzeit Klassifizierungen von Schriftherstellern Das Katalogisierungsschema des Berliner Schriftdistributors FontShop AG gliedert Textschriften lediglich nach den Hauptgruppen Serif Slab Serif und Sans Serif Fur die restlichen Schriften kommen die Gruppen Script Schreibschriften Display Blackletter sowie Pi amp Symbol hinzu Ein ahnlich grobrasteriges Unterteilungssystem offeriert derzeit auch der Schrifthersteller Linotype Dynamische und statische Schriften nach Willberg Der Klassifikationsansatz von Hans Peter Willberg basiert auf mikrotypografischen Untersuchungen und stellt vor allem die Anmutung der Textzeile in den Vordergrund Dynamisch entspricht dabei unabhangig davon ob es sich um eine Antiqua eine Slab Serif oder eine Groteskschrift handelt weitgehend humanistischen Gestaltungsprinzipien Renaissance Barock statisch hingegen klassizistischen und geometrischen Die Beinert Matrix von Wolfgang Beinert liefert bei den Textschriften zu den drei Hauptgruppen Serif Sans Serif und Slab Serif eine zusatzliche Unterteilung Weitere Besonderheiten sind eigene Hauptrubriken fur Schriftsippen Corporate Typography und Bildschirmschriften Formenklassifikation nach Vox Nach dem franzosischen Typografen Maximilien Vox Ein kartesisches Raster des Typographen Max Bollwage Das im Gutenberg Jahrbuch 2000 vorgestellte Schema offeriert ein System welches sich vor allem an den zentralen Merkmalen einer Schrift orientiert Historische Zuordnungen treten eher in den Hintergrund Hauptgruppen nach Bollwage sind humanistische klassizistische freie und geschriebene Formen Hauptkriterium der jeweils funf Untergruppen sind Starke und Charakter des Strichkontrasts Siehe auch BearbeitenStammbaum der Lateinschrift Antiqua Fraktur Streit Druckersprache Geschichte des Buchdrucks Liste bedeutender TypografenLiteratur BearbeitenPhil Baines Andrew Haslam Lust auf Schrift Schmidt Mainz 2002 ISBN 3 87439 593 6 Axel Bertram Das wohltemperierte Alphabet Eine Kulturgeschichte Faber amp Faber Leipzig 2004 ISBN 3 936618 38 0 Rainer Falk Thomas Rahn Hrsg Typographie und Literatur Stroemfeld Frankfurt a M Basel 2016 ISBN 3 86600 053 7 Friedrich Friedl Nicolaus Ott Bernhard Stein Typographie wann wer wie Konemann Koln 1998 ISBN 3 89508 473 5 Albert Kapr Schriftkunst Geschichte Anatomie und Schonheit der lateinischen Buchstaben Verlag der Kunst Dresden 1981 Neuauflage Philo Verlagsgesellschaft 2006 ISBN 3 364 00624 5 Albert Kapr Fraktur Form und Geschichte der gebrochenen Schriften Schmidt Mainz ISBN 3 87439 260 0 Manfred Klein Yvonne Schwemer Scheddin Erik Spiekermann Typen amp Typografen Edition Stemmle Schaffhausen 1991 ISBN 3 7231 0419 3 Claudia Korthaus Grundkurs Typografie und Layout Galileo Press Bonn 2014 ISBN 978 3 8362 2818 3 Georg Kurt Schauer Hrsg Internationale Buchkunst im 19 und 20 Jahrhundert Maier Ravensburg 1969 Daniel Sauthoff Gilmar Wendt Hans Peter Willberg Schriften erkennen Schmidt Mainz 1998 ISBN 3 87439 418 2 Gunter Schuler Der Typo Atlas Smart Books Kilchberg Schweiz 2000 ISBN 3 908490 28 6 Gunter Schuler bodytypes Kompendium der Satzschriften Serif Sans Serif und Slab Serif Smart Books Kilchberg Schweiz 2003 ISBN 3 908492 69 6 Hans Peter Willberg Wegweiser Schrift Erste Hilfe fur den Umgang mit Schriften was passt was wirkt was stort Schmidt Mainz 2001 ISBN 3 87439 569 3 Hans Jurgen Wolf Geschichte der Typographie Hand und Maschinensatz im Wandel der Jahrhunderte Historia Verlag Ulm Wiblingen 1999 ISBN 3 9805533 0 2 Annemarie Willers Kunst des Schreibens Dresden 1959Weblinks BearbeitenGrafisch aufbereiteter Uberblick mit Zeitleiste Wiki zum Thema Typografie Webportal des Berliner Typografen Wolfgang Beinert typolexikon de Phillip Strahl Eine kurze Geschichte der Typografie Youtube Animationsvideo Sendung mit Thomas Maier uber die Geschichte der Typografie ChaosradioGlossar BearbeitenHinweis Das Glossar enthalt lediglich Begriffserklarungen zum besseren Verstandnis des Hauptbeitrags Fur weitere Infos siehe entsprechende Links im Beitrag Antiqua ursprunglich Schrift der Antike Fruher allgemeine Bezeichnung fur lateinische Schriften aktuell in der Regel Bezeichnung fur Serifenschriften Font Bezeichnung fur digital vorliegende Schriftdatei Gebrochene Schriften Oberbegriff fur jene Schriftarten deren Stil auf die Gotik des Hochmittelalters zuruckgeht Zu den gebrochenen Schriftarten engl auch blackletters gehoren Textura Rotunda Schwabacher sowie die Fraktur Grotesk serifenlose Schriften auch serifenlose Antiquas In der aktuellen Schriftklassifikation oft auch als Sans Serif bezeichnet Grundstriche und Haarstriche Senkrechte diagonale und waagerechte Strichelemente von Buchstaben konnen bei Schriften stark variieren Dies trifft insbesondere fur Antiqua Schriften zu Bei Grotesk Schriften variieren sie meist nur minimal Der aus unterschiedlichen Strichstarken resultierende Charakterzug wird auch als Strichkontrast bezeichnet Majuskeln Versalbuchstaben Grossbuchstaben Majuskel Alphabet Grossbuchstabenalphabet Minuskeln Kleinbuchstaben Minuskel Alphabet Kleinbuchstabenalphabet Serifen Fusschen Dacher und Verlangerungen bei Antiqua Schriften Je nach Vorhandensein und Auspragung von Serifen bezeichnet man die drei Haupt Textschriftgruppen auch als Serif Sans Serif und Slab Serif Slab Serif moderne Bezeichnung fur serifenbetonte Antiquas Einzelnachweise Bearbeiten Bruckmanns Handbuch der Schrift Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte der Typografie amp oldid 233088331