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Als Schriftgiesserei bezeichnet man die Herstellung der in der Buchdruckerkunst benutzten Schriften oder Typen Lettern Neudeutsch wird auch Foundry als Ausdruck fur einen Hersteller von Schriftarten verwendet Das Schriftmetall aus dem die Typen geschnitten sind bezeichnet man als Schriftgut beziehungsweise Zierrat fur die Typen die keine Schriftzeichen tragen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Entwicklung 2 Funktionsweise 3 Bekannte Schriftgiessereien im deutschen Sprachraum 4 Heute noch aktive Schriftgiessereien im deutschen Sprachraum 5 Sonstiges 6 Literatur 7 Siehe auch 8 WeblinksGeschichte und Entwicklung Bearbeiten nbsp Der Schrifftgiesser in Jost Ammans Standebuch 1568Erster Schriftgiesser war Johannes Gutenberg denn bereits die 36 zeilige und die 42 zeilige Bibel sind von gegossenen Typen gedruckt Wann sich die Schriftgiesserei zu einem selbstandigen Geschaft herausgebildet hat ist historisch nicht nachweisbar doch durfte dies kaum plotzlich erfolgt sein und noch lange mag die Mehrzahl der Buchdrucker ihre Schriften selbst geschnitten mit Handgiessinstrumenten gegossen haben als es schon Stempelschneider gab die sich mit der Anfertigung der Patrizen Stempel beschaftigten mit denen wiederum die zum Giessen dienenden Matrizen erzeugt werden und der Schriftguss ein eigenes Handwerk zu entwickeln begann Nurnberg war der erste Stapelort fur Stempelschneiderei und versah Buchdruckereien und Schriftgiessereien mit Matrizen in Italien war Nicolas Jenson in Frankreich Robert Estienne dadurch beruhmt England erhielt bedeutende Stempelschneider erst in John Baskerville und William Caslon bis dahin war es zumeist von Holland aus mit Typen versorgt worden Deutschland besass Ende des 19 Jahrhunderts nachdem Johann Gottlob Immanuel Breitkopf die Schriftgiesserei reformiert hatte eine betrachtliche Anzahl derartiger zum Teil sehr leistungsfahiger Geschafte Funktionsweise Bearbeiten nbsp Komplettgiessmaschine um 1883Die Technik der Schriftgiesserei hat sich in den letzten Jahrzehnten des 19 Jahrhunderts durch Erfindung und Vervollkommnung der Letterngiessmaschine wesentlich verandert Schon 1805 nahmen William Wing und Elihu White ein Patent auf eine solche die erste wirklich praktische Giessmaschine aber wurde erst 1838 von David Bruce in Brooklyn vollendet Bis dahin hatte man sich nur des Handgiessinstruments bedient Dieses sowie auch das fur den Guss auf der Maschine erforderliche Instrument die Form bestehen aus zwei gleich grossen genau schliessenden Halften aus Eisen Stahl oder Messing die je der Starke der Type entsprechend enger oder weiter gestellt und leicht und schnell auseinandergenommen werden konnen das Handgussinstrument ist aussen mit Holz verkleidet um dessen stete Handhabung auch beim Erhitztwerden der Metallteile zu ermoglichen Sind beide Teile der Form zusammengelegt so bleibt immer eine nach aussen sich konisch erweiternde Hohlung frei in welche das Metall gegossen wird zur Erzeugung des Buchstabens dessen Reliefbild die Type sich auf einer eingelegten Matrize aus Kupfer formt die dasselbe vertieft enthalt Die Matrizen werden erzeugt durch Einschlagen von Stahlstempeln Patrizen in Kupfer oder auch auf galvanoplastischem Weg der namentlich bei den grosseren Schriftgraden fur welche die Patrizen nicht in Stahl sondern meist in Schriftmetall geschnitten werden und deshalb auch nicht eingeschlagen werden konnen in Anwendung kommt ihr Fertigmachen fur den Guss das Justieren muss mit der allergrossten Sorgfalt geschehen da hiervon das gute Aussehen der Schrift im Druck wesentlich abhangt Die Stempel bestehen aus feinst geharteten Stahlstabchen auf deren einem Ende der Buchstabe bevor man dem Stahl seine Harte gegeben teils vermittelst Gravierung teils durch Einschlagen von Kontrastempeln Bunzen zur Erzeugung der innern Vertiefungen erhaben herausgearbeitet ist Das Schriftmetall Schriftgut der Schriftzeug Zeug ist eine Legierung welche leicht schmelzen die Form gut ausfullen und doch hinreichend hart sein muss um der Abnutzung in der Hand oder Schnellpresse zu widerstehen und einen scharfen Abdruck auf dem Papier zu geben Zum Guss von so genannten Brot oder Werkschriften verwandte man in Deutschland etwa 75 Prozent Blei gutes Harzer oder sachsisches Weichblei 23 Prozent gereinigtes Antimon Antimonium regulus und 2 Prozent Zinn Soll den Typen eine besondere Harte verliehen werden so wird der Zusatz von Antimon und Zinn erhoht wohl auch ein geringer Anteil Kupfer hinzugefugt doch hat man auch seit Erfindung der Galvanoplastik das Bild der fertigen Type um es widerstandsfahiger zu machen mit einem Kupfer Eisen oder Nickeluberzug versehen Ausser einer gleichmassigen Dicke dem Kegel erfordern alle Typen auch eine unter sich durchaus gleichmassige Hohe dieselbe betragt ca 24 mm Bis vor wenigen Jahren herrschte indes in Deutschland hierin keine Ubereinstimmung in den Schriftgiessereien erst ein Abkommen zur Einfuhrung der franzosischen oder Pariser Hohe welche 10 Linien des Pied du roi oder 62 typographische Punkte eine von dem franzosischen Giesser Pierre Simon Fournier geschaffene Masseinheit betragt schuf hierin Besserung doch Hermann Berthold in Berlin gebuhrt das Verdienst ein einheitliches jetzt von allen deutschen Giessern angenommenes Typometer geschaffen zu haben Das im Giessofen geschmolzene Schriftmetall wird unter sorgfaltiger Entfernung des sich auf dessen Oberflache bildenden Oxids Kratze beim Handguss mit einem Loffel beim Guss mit der Maschine durch diese selbst in die Form gegossen oder gespritzt Die tagliche Leistung eines Arbeiters betragt 4000 bis 7000 Lettern bei grossen Schriften erheblich weniger auf einer Maschine konnen ca 20 000 bis 25 000 Typen Werkschrift an einem Tage gegossen werden doch hat man jetzt auch solche von betrachtlich grosserer Leistungsfahigkeit erfunden und gebaut Die Giessmaschine wird entweder von Hand oder mit Dampf betrieben in letzterem Fall hat dann gewohnlich ein Arbeiter zwei Maschinen zu leiten Der Handguss ist nahezu ganzlich durch den Maschinenguss verdrangt worden und kommt fast nur noch bei Lieferung kleiner Quantitaten in Anwendung Wenn die Lettern aus der Gussform kommen muss ein anhaftender langer Metallzapfen Anguss abgebrochen werden und die feinen Gussnahte d h die Rauheiten welche durch das Eindringen des flussigen Metalls in die Fugen der Form entstehen sind durch Reiben auf einem Sandstein Schleifen zu entfernen wozu man indes auch Maschinen Letternschleifmaschinen verwendet bei denen das Schleifen zwischen Stahlplatten mit Feilenhieb erfolgt Hierauf gelangen die Lettern in langen holzernen Winkelhaken aufgesetzt in die Hande des Fertigmachers der die ganze Reihe auf dem Bestosstisch zwischen zwei eisernen Leisten fest einspannt und mit einem hierfur konstruierten Fusshobel aus dem Fuss der Typen den noch verbliebenen Rest des Angusses heraushobelt wobei zugleich die Hohe mittels des Hohehobels nochmals gepruft und notigenfalls berichtigt wird Man bringt sodann die ganze Typenreihe wieder in einen holzernen Winkelhaken schabt ihre Vorder und Ruckseite mit einer Ziehklinge vollends glatt und untersucht sie schliesslich noch mit einem Besehblech auf die Gleichmassigkeit der Hohe die Prufung des Bildes der Type bezuglich der Vollendung des Gusses bildet die letzte Stufe in ihrer Fabrikation Erst wenn auch dieses als vollendet anerkannt ist wird zu ihrer Verpackung geschritten Unterschnittene Typen d h Lettern deren Bild nach einer oder der anderen Seite breiter ist als ihr Korper somit uber denselben hinaushangen muss konnen nach den betreffenden Seiten hin nicht geschliffen sondern mussen mit einem Messer einzeln geschabt und geebnet werden Zur Herstellung grosser Typen bedient man sich eigens konstruierter sehr kraftig wirkender Giessmaschinen oder auch der Klischiermaschine siehe Klischieren Ebenso dienen dem Guss des Ausfullmaterials Quadraten Durchschuss Blei oder Hohlstege eigne Instrumente und Maschinen desgleichen fur die langen in Tabellen etc zur Verwendung kommenden Linien diese erhalten die richtige Starke und Hohe erst auf einer Ziehbank wahrend das Bild derselben auf dem Bestosstisch mit hierfur geeigneten Hobeln eingestossen wird feine fettfeine azurierte d h aus ganz feinen parallelen Strichen bestehende gewellte etc Man wendet indes jetzt statt der Bleilinien meist gewalzte Messinglinien an sie ubertreffen erstere vielfach durch ihre Haltbarkeit und geben ein feineres Bild im Druck Das zum Guss der Typen verwandte Material besonders das Blei darf weder Arsen noch Zink enthalten weil sonst das Bild der Typen bald von Oxid zerfressen und verunstaltet wird Auch antimonhaltiges Blei Hartblei darf nur mit grosster Vorsicht angewandt werden Kratzzeug aber d h das aus nochmaligem Umschmelzen des beim Giessen sich auf der Pfanne bildenden Abraums gewonnene Metall ist nur zum Guss von Ausfullmaterial tauglich Eine Giess und Fertigmachmaschine welche die Typen mechanisch giesst den Anguss abbricht die Lettern schleift ihren Fuss ausschneidet ihnen richtige Hohe gibt und sie schliesslich reihenweise aufsetzt wurde zuerst 1853 von J R Johnson in England erfunden und mit Atkinson erbaut nachdem sie sich in einer der ersten Giessereien Londons durch jahrelangen Gebrauch bewahrt hat wurde sie durch Hepburn noch bedeutend vereinfacht und ging auch auf den Kontinent uber wo sie unter dem Namen der Komplettgiessmaschine fast in allen namhaften Giessereien Eingang gefunden hat nachdem auch Foucher in Paris und Kustermann in Berlin auf ahnliche Prinzipien gegrundete und mehrfach wesentlich vereinfachte und verbesserte Maschinen gebaut haben Mit ihr werden vorzugsweise in grossen Mengen gebrauchte Werk oder Brotschriften gegossen und sie liefert taglich bis zu 50 000 fertige Typen die sofort wie sie aus der Maschine kommen zum Satz verwendet werden konnen Bekannte Schriftgiessereien im deutschen Sprachraum BearbeitenGebr Klingspor Offenbach 1842 als Rudhard sche Giesserei gegrundet 1892 von Karl und Wilhelm Klingspor ubernommen Umfirmierung 1906 D Stempel AG Frankfurt 1895 von David Stempel gegrundet H Berthold AG Berlin 1858 von Hermann Berthold gegrundet Ludwig amp Mayer Frankfurt 1875 von Jean Noel Carl Ludwig als Schriftgiesserei C J Ludwig gegrundet Umfirmierung 1883 Bauersche Giesserei Frankfurt 1837 von Johann Christian Bauer gegrundet Haas sche Schriftgiesserei Basel seit 1740 von Johann Wilhelm Haas gefuhrt Gedi Schriften Hersteller von Holzlettern in Bamberg Schriftgiesserei J D Trennert amp Sohn Altona C F Ruhl Leipzig 1864 von Carl Friedrich Ruhl gegrundet 1918 in der H Berthold AG aufgegangen Schriftgiesserei J G Schelter amp Giesecke Leipzig 1819 von Johann Andreas Gottfried Schelter und Christian Friedrich Giesecke gegrundetHeute noch aktive Schriftgiessereien im deutschen Sprachraum BearbeitenOffizin Parnassia Vattis Schweiz 2001 gegrundet bietet uber 3500 Alphabete an Schriftgiesserei Rainer Gerstenberg Darmstadt 1986 gegrundet bietet uber 200 Schriften der Giessereien Stempel AG Haas Deberny amp Peignot Nebiolo und B S an Typostudio Schumacher Gebler GmbH Grossenhainer Str 11 01097 DresdenSonstiges BearbeitenDas Museum fur Druckkunst in Leipzig zeigt eine funktionsfahige Schriftgiesserei Literatur BearbeitenFournier le Jeune Manuel typographique 2 Bande Paris 1764 Henze Handbuch der Schriftgiesserei Weimar 1844 Smalian Handbuch fur Buchdrucker im Verkehr mit Schriftgiessereien 2 Aufl Leipzig 1877 Christian Buning Schriftgiessereien in Deutschland Lernplakat Munster 2006Siehe auch BearbeitenHolzlettern SchriftgiesserWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Schriftgiesserei Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Schriftgiesserei Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Chronik der Schriftgiessereien in Deutschland und den deutschsprachigen Nachbarlandern 1 SchuhmacherGebler Dresden Giesserei SchuhmacherGebler Papiermuseum in Basel Druckkunst Museum Leipzig Offizin Parnassia Vattis Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schriftgiesserei amp oldid 231685469