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Der Begriff Fotosatz oder Lichtsatz wurde fur ein Verfahren zur Satzherstellung verwendet bei dem durch Belichtung der Schriftzeichen mittels eines optischen und spater optoelektronischen Verfahrens mit sichtbarem Licht das zu setzende Zeichen auf einen Tragerfilm ubertragen wurde Die dazu verwendeten Anlagen werden als Lichtsatzgerate oder Fotosatzgerate bezeichnet Das Licht fiel dabei durch eine Schablone mit einem negativen Schriftzeichen durch ein optisches System auf einen Film oder auf Fotopapier Das Fotosatzverfahren wird auch kalter oder schwereloser Satz genannt da keine Schriftzeilen gegossen wurden wie z B bei der Linotype und weniger mechanische Einschrankungen bestehen als im Bleisatz Man konnte z B Zeichen ineinander setzen oder Schrift verzerren Das Belichten durch eine Schablone geschah fotomechanisch Fotoelektronische Varianten hiessen Lichtsatz und Lasersatz bei welchen keine Schablone das Zeichen erzeugt sondern eine Kathodenstrahlrohre beim CRT Satz von Cathode Ray Tube oder ein Laserstrahl beim Lasersatz mit Laserbelichter das Schriftzeichen auf das Fotomaterial ubertrug Im Fotosatz wurden Reproduktionsvorlagen erzeugt die z B nach der Montage fur den Druck im Offsetdruck bzw Tiefdruck verwendet werden konnten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Arten von Fotosatzmaschinen 3 Weiterverarbeitung des Satzproduktes 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Titelfotosatzgerat staromat fotografiert in der Lehrdruckerei des Instituts fur Buchwissenschaft Johannes Gutenberg Universitat Mainz nbsp Ein Verbundsystem fur den Fotosatz Links vorn das Terminal tps 6300 zur Texterfassung und Datenverwaltung Darauf der Arbeitsbildschirm und der zweite Gestaltungsbildschirm mit Seitendarstellung Rechts die Belichtungseinheit tpu 3608 Fotografiert in der Lehrdruckerei des Instituts fur Buchwissenschaft Johannes Gutenberg Universitat Mainz nbsp Diatype Handfotosetzmaschine im Einzelbuchstabenverfahren nbsp Satz Gestaltungs Terminal nbsp Kompakt Erfassungs und Belichtungsgerat CRTronic 360 von Linotype Die Belichtung erfolgte hier im Gerat uber eine KathodenstrahlrohreBereits im Jahr 1893 erhielt als einer der ersten Arthur Ferguson ein Patent auf ein fotografisch arbeitendes Schriftsetzsystem Die weitere Entwicklung seines Systems ist jedoch unbekannt In den folgenden Jahren wurden zahlreiche weitere Patente erteilt jedoch fast immer ohne ein marktreifes Ergebnis Die erste Generation von Fotosetzmaschinen die in den 1950er Jahren tatsachlich auf den Markt kamen wurde aus den bestehenden Bleisatzmodellen entwickelt Beispiele sind der Intertype Fotosetter und die Monophoto Sie basierten technisch auf ihren Verwandten Intertype Setzmaschine und Monotype Setzmaschine und behielten deren Grundkonstruktion bei Der Unterschied bestand darin dass an Stelle von Giesseinrichtungen eine Belichtungskammer montiert war in der die Matrizen mit Schriftnegativ nacheinander auf Film belichtet wurden In Deutschland wurde das erste Fotosetzgerat ein Hohlux Gerat im Jahr 1954 beim Falk Verlag in Hamburg aufgestellt Maschinen der zweiten Generation waren vollig eigenstandig neu entwickelt arbeiteten jedoch nach dem gleichen optischen Prinzip Im Jahr 1960 prasentierte der Messinglinien und Schriftenhersteller Berthold aus Berlin das beidhandig zu bedienende Diatype Gerat fur den Akzidenzsatz Hier wurden die Buchstaben von einer Schriftscheibe aus Glas optisch mittels Durchleuchtung auf fotografisches Material mit sehr harter Gradation Strichfilm ubertragen Fur die verschiedenen Schriftarten gab es jeweils eine eigene Schriftscheibe die Schriftgrossen und die Laufweiten sowie Spationierung Unterschneidungen oder Sperrungen konnten eingestellt werden Gesetzt wurden vor allem kurzere Texte und Uberschriften die dann in der nachgeschalteten Montage bei der Kartenherstellung oder oft kombiniert mit Bleisatzfahnen zur Ganzseite zusammengestellt wurden Gerate fur den Mengensatz kamen ab 1962 mit der Linofilm oder der Photon ehemals Lumitype auf den Markt Speziell mit der Linofilm Fotosatzanlage der einstigen Firma Linotype GmbH gelang der Sprung in eine bisher unbekannte Leistungsebene In der Folge wurden die Gerate mechanisch weiterentwickelt und vor allem mit fruhen elektronischen Bauteilen erganzt die bald eine deutliche Geschwindigkeitssteigerung ergaben Bekannt sind hier die Linotron und Linotronic Maschinen des Eschborner Herstellers Linotype sowie etwa die ADS Akzidenz Dialog System von Berthold Ausserdem gab es auch Hersteller wie Addressograph Multigraph Bobst Dr Boger Scangraphic CG Compugraphic Guttinger Harris Monotype oder Stempel Ab 1967 waren Maschinen der dritten Generation zu bekommen Bei den elektronischen Geraten wurden die Zeichen jetzt nicht mehr mit negativen Schriftschablonen auf den Film ubertragen Im jetzt verwendeten Lichtsatz oder Lasersatz waren die Zeichen digital in der Maschine gespeichert und wurden von einer Kathodenstrahlrohre oder einem Laser auf den Film belichtet Das Fotoprinzip wurde auf leistungsstarkere digital arbeitende EDV Systeme ubertragen und vor allem die Belichtung also die Erzeugung der Druckvorlage von der Texterfassung abgekoppelt Eine bedeutende Arbeitserleichterung war auch die damit mogliche Generierung von Blocksatz in einer beliebig langen Satzfahne Sowohl Umbruch als Spationierung auf eine volle Zeilenlange und die Worttrennung konnten von nun an automatisiert mit der Software der Gerate durchgefuhrt werden 1 Die damit erzeugte Satzqualitat wird auch von den heute ublichen Desktop Publishing Systemen DTP nicht ubertroffen Von Bedeutung sind hier die Linotronic 300 von Linotype der Belichter der dem DTP auf der Basis der Seitenbeschreibungssprache PostScript erst den Weg offnete als auch die immer noch auf Schriftscheiben basierenden mechanischen Prazisionsbelichter von Berthold z B apu Zum Ende der Fotosatzara Ende der 1980er Jahre liefen Systeme zum Beispiel auf der Basis damals aktueller Sun Workstations die PostScript Output liefern konnten Hier finden sich auch die ersten Ansatze von Computer Grafik sowie EBV elektronischer Bildverarbeitung Die grundsatzlich offene Architektur und die wenn zunachst auch nur rudimentare Text Bild Integration ebneten den Weg fur das Desktop Publishing Die Digitalisierung von Schriften also das Zerlegen eines Einzelbuchstabens in einzeln ansteuerbare Pixel geschah bereits im elektronischen Fotosatz Genauer gesagt sprach man dann vom Lichtsatz oder Lasersatz Die erste digital arbeitende Maschine stammte von dem Ingenieur Rudolf Hell aus Kiel dessen Firma HELL die Digiset entwickelte Zum Ende wurden die Kurvenformen der Buchstaben bereits mittels Vektoren beschrieben die erst durch die Bezierkurven in PostScript endgultig verdrangt wurden Industrieweit ist der Fotosatz heute vom DTP abgelost worden Arten von Fotosatzmaschinen BearbeitenNachdem die erste Generation der umkonstruierten Bleisetzmaschinen abgelost worden war gab es verschiedene Geratearten von neu entwickelten Fotosetzmaschinen Dabei spezialisierten sich diese jeweils fur ihr Anwendungsgebiet Die so genannten Titelsetzgerate setzte man ein wenn grosse Schriftgrossen fur Uberschriften oder Plakate benotigt wurden Auch im Akzidenzsatz wurden diese Gerate eingesetzt Mit speziellem Zubehor stellte man damit Rundsatz her oder konnte die Schrift verzerren Die Titelsetzgerate funktionierten alle nach dem optomechanischen Prinzip Die Strahlen einer Lichtquelle fielen zunachst durch den Schriftbildtrager Die negativen Schriftzeichen konnten auf einer Schriftscheibe einer Typenplatte oder einem Kunststoff Filmstreifen sein Mit Hilfe eines optischen Linsensystems konnte dann die Grosse des Zeichens eingestellt werden bevor es auf Film oder Fotopapier belichtet wurde Die meisten Systeme ermoglichten eine Sichtkontrolle des Satzes Entweder zeigte eine Leuchtfolie die zuletzt gesetzten Zeichen an oder sie erschienen sofort schwarz sichtbar auf einem voraktivierten Film Den richtigen Zeichenabstand stellte man manuell mit Hilfe von Dicktenstrichen ein die man fur den optimalen Abstand passend aneinanderreihen musste selten gab es dafur eine Automatik Die meisten Systeme mussten in einer Dunkelkammer betrieben werden da das Fotomaterial offen unter dem Gerat lag Einige wenige Gerate konnten jedoch bei Tageslicht betrieben werden bei ihnen befand sich der Film in einer speziellen Kassette z B bei der Typomatic von Stempel Andere Titelsatzgerate fur den Betrieb in der Dunkelkammer hiessen z B Letterphot von Diversum Letterphot Ministar und Staromat von Berthold Die Fotosetzmaschinen die man hauptsachlich fur den Satz von Mengentext einsetzte wurden als Kompaktsysteme oder Verbundsysteme bezeichnet Bei den Kompaktsystemen waren alle Bearbeitungselemente von der Eingabe des Textes bis zur Belichtung in einem Gehause zusammengefasst Zentraler Bestandteil war ein integrierter Mikrocomputer zur Steuerung der Anlage Rechnen Speichern Belichtungsvorgang Auf dem Steuercomputer lief auch die Software die etwa Silbentrenn und Asthetikprogramme Ausschliessen Unterschneiden umfasste Schriftauszeichnungen oder Schriftmischungen einstellte Der Benutzer hatte eine Tastatur zur Texterfassung und Befehlssteuerung der Maschine Ein Sichtfenster oder ein Bildschirm zeigten den getasteten Text in einer davon abgesetzten Zeile wurden Formatierungen und Steuerbefehle angezeigt Auf einem zweiten separaten Gestaltungsbildschirm konnte der Zeilenfall kursive oder fette Schrift und Linien dargestellt werden eine echte Darstellung der tatsachlich verwendeten Schrift WYSIWYG gab es jedoch nicht Dies beherrschten nur wenige Verbundsysteme Auf einem integrierten Laufwerk konnte man Texte auf Diskette oder Magnetband speichern Beispiele fur Kompaktsysteme sind Cps von Berthold Linotronic oder die CRTronic von Linotype Eine besondere Entwicklung im Zusammenhang mit Linotype Fotosetzmaschinen stellte der Satz Gestaltungs Terminal SGT dar Er war eine Entwicklung der osterreichischen Firma Grafotron unter ihrem Chefentwickler Hannes Schollauf Mit Hilfe des SGT konnte man direkt auf einem grafischen Bildschirm Seiten erstellen Diese Seiten wurden dann vom Rechner des SGT in Satzkommandos einer Linotype CRTronic oder Linotronic Fotosetzmaschine umgewandelt und entweder online oder uber Datentrager an die Linotronic oder CRTronic zur Belichtung ubertragen Das Gerat stellte einen enormen Fortschritt dar da die muhsame und aufwendige Kodierungsarbeit eingespart werden konnte Der SGT wurde ab 1983 von der Firma Grafotron in ganz Europa verkauft und Ende der 1980er Jahre auch von der Firma Linotype in Lizenz erzeugt und vertrieben Bei den Verbundsystemen gab es ebenfalls eine zentrale Recheneinheit Sie konnte mit mehreren Eingabeterminals Lochstreifenlesern einer OCR Erfassung oder Apparaten zur Datenfernubertragung DFU erweitert werden uber die Texte eingespeist werden konnten Die Daten konnten dann entweder fur die angeschlossene Belichtungsstation aufbereitet oder an ein externes Speicherlaufwerk ausgegeben werden Die einzelnen Teile des Verbundsystems liessen sich untereinander verbinden materielle Datentrager waren fur den Informationsaustausch dann nicht notwendig Man sprach dabei von einem Online System Die Belichter eines Verbundsystems arbeiteten meist mit Kathodenstrahl oder Lasertechnik Beispiele fur Verbundsysteme sind Digiset von Hell Tps von Berthold oder Monophoto Lasercomp von Monotype Weiterverarbeitung des Satzproduktes BearbeitenIn Fotosatztechnik hergestellter Satz liegt auf Filmmaterial oder Fotopapier vor Fur die Herstellung einer druckfahigen Vorlage muss er weiterverarbeitet werden Die einzelnen Schritte sind Korrekturen der auf Film oder Papier belichtete Text war nicht mehr veranderbar bei Anderungen musste deshalb z B eine Zeile herausgeschnitten und eine neue eingeklebt werden Montage oder Ganzseitenmontage einzelne Textteile wurden zur layoutgerechten Ganzseite zusammengestellt Das Umkopieren zu sog seitenglatten Filmen wobei Schnittkanten abgedeckt wurden Bogenmontage bzw Nutzenmontage mit Einfugen von Bildern Bei der Weiterverarbeitung wurden verschiedene Schneidewerkzeuge und Montagekleber eingesetzt um etwa Korrekturen einzufugen Die Arbeit fand uber einer Millimeterfolie auf Montagefolien statt Arbeitsplatz war ein sogenannter Leuchttisch der die Arbeitsflache von unten durchleuchtet Das Berufsbild dieser Zeit nannte sich offiziell Druckformenhersteller man sprach aber auch vom Fotosatz Offsetmontierer Literatur BearbeitenSepp Dussler und Fritz Kolling Moderne Setzerei 4 Auflage Dokumentation Saur Pullach 1974 ISBN 3 7940 8703 8 Dieter Fiebig Tabellen im Fotosatz Programmierte Anleitung fur die Satzhersteller und Arbeitsvorbereiter Beruf Schule Itzehoe 1984 ISBN 3 88013 312 3 Dieter Fiebig und Karl Heinz Beck Fotosatzpraxis Programmierte Anleitung fur die Satz Druckvorlagen und Druckformhersteller Beruf Schule Itzehoe 1978 ISBN 3 88013 129 5 Lothar Heise Fotosatz Moderne Textherstellung VEB Fachbuchverlag Leipzig 1988 ISBN 3 343 00377 8 Rudolf Schmidbauer Fachworter Fotosatz und EDV Beruf Schule Itzehoe 1978 ISBN 3 88013 131 7 Manfred Raether Linotype Chronik eines Firmennamens Schoneck 2009 Hans Wenck Fotosatztechniken Beruf Schule Itzehoe 1983 ISBN 3 88013 204 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Fotosatz Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Nach Duden Der Spiegel 41 1972 vom 1 Oktober 1972 Normdaten Sachbegriff GND 4174547 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fotosatz amp oldid 226223038