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Die Afrakapelle ist ein Kirchengebaude der Zisterzienserinnenabtei Seligenthal in der niederbayerischen Stadt Landshut Der Bau wurde fruher auch als Johanniskapelle bezeichnet und ist dem heiligen Johannes dem Taufer Gedenktag 24 Juni geweiht Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 2 1 Aussenbau 2 2 Innenraum 3 Ausstattung 3 1 Wandgemalde 3 2 Altare 3 3 Stifterfiguren 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie im Kern romanische Kapelle wurde ab 1232 wohl als provisorische Klosterkirche errichtet Dennoch blieb sie nach der Fertigstellung der Abteikirche die 1259 geweiht wurde erhalten Sie ist damit das alteste erhaltene Kirchengebaude Landshuts Im Jahr 1240 wurde die Herzogin Ludmilla von Bayern Stifterin des Klosters Seligenthal in der Afrakapelle beigesetzt Nach der Fertigstellung der Abteikirche wurden ihre Gebeine dorthin ubertragen In der Folgezeit wurde die Afrakapelle zur Gedenkstatte fur die Stifter des Klosters und die verstorbenen Mitglieder des Hauses Wittelsbach Im Zusammenhang mit der Einfuhrung eines Furstenjahrtages 1320 wurde ein Hochgrab errichtet auf dem die um 1330 geschnitzten Stifterfiguren lagen Da dieses keinen Platz mehr fur den Altar liess wurde der fruhgotische Chor angebaut Eine romanische Apsis war wohl nie vorhanden 1 2 Von 1613 bis 1615 wahrend einer Blutezeit des Klosters Seligenthal wurde das Kirchlein im Spatrenaissance Stil umgestaltet Dabei wurde auch das Hochgrab abgetragen Die Stifterfiguren erhielten so ihren heutigen Platz uber dem Pfeiler der Nonnenempore Im Jahr 1696 wurde der schlanke barocke Turm errichtet 1 Um 1970 wurde die Kapelle renoviert Dabei wurde unter anderem eine Heizung eingebaut Da die Abteikirche nicht beheizbar ist wird die Afrakapelle von den Schwestern als Winterkirche genutzt 3 Architektur BearbeitenAussenbau Bearbeiten Die kleine nach Osten ausgerichtete Saalkirche umfasst einen fruhgotischen eingezogenen Chor mit einem querrechteckigen Joch und Schluss in drei Achteckseiten sowie ein romanisches Langhaus uber rechteckigem Grundriss Nordlich an den Chor ist die ebenfalls fruhgotische Sakristei angebaut die aussen an den Ecken einmal abgesetzte Strebepfeiler mit Pultdachung besitzt Das Dach der Sakristei weist eine Pyramidenform auf 1 Auch der Chor wird aussen durch einmal abgesetzte Strebepfeiler gegliedert die an der Oberseite abgeschragt und mit einem Helm bekront sind In der Hohe in der die Strebepfeiler abgesetzt sind weisen auch die Mauern einen leichten Absatz auf aus dem jeweils neben den Fenstern kurze ein Stuck nach oben ragende Lisenen entspringen Die spitzbogigen Fenster mit Schraggewanden sind zweibahnig ausgefuhrt und im Masswerk mit Dreipassmotiven verziert Die bis in den Dachfries hineinragenden Fenster stammen aus dem fruhen 15 Jahrhundert Zuvor durften sie kleiner gewesen sein Der Zugang zur Laienkirche erfolgt durch ein spitzbogiges Portal an der Sudseite des Chores Dieses weist ein gestuftes Gewande auf wobei die Stufen mit Kehlen und Staben profiliert sind 1 Das Satteldach des Langhauses ist deutlich hoher angesetzt als das des Chores Daher ist an dem Dreiecksgiebel auf der Ostseite des Langhauses Platz fur einen einfachen Rundbogenfries der in aufsteigender Anordnung der Dachneigung folgt Das Langhaus enthalt auf Sudseite drei schmale schlitzartige Rundbogenfenster die aufgrund des Nonnenchores ungewohnlich tief angeordnet sind An der Nordseite befinden sich zwei kleine kreisrunde Fenster die aussen mit einem Terrakotta Vierpass verziert sind Der lichte Durchmesser betragt nur rund 30 Zentimeter Diese Fenster gehen auf die Entstehungszeit der Kapelle zuruck und weisen innen schrage Laibungen auf Zusatzlich wurde im 15 Jahrhundert auf der Nordseite des Langhauses ein zweiteiliges Spitzbogenfenster ausgebrochen das mit Masswerk wie bei den Chorfenstern verziert ist Ein grosszugiges Rundbogenfenster unterhalb sowie zwei ebensolche Fenster auf der Nonnenempore kamen in der Barockzeit hinzu 1 Uber dem Westgiebel des Langhauses erhebt sich ein schlankes barockes Turmchen das dem Turm der Abteikirche ahnelt Es wurde 1696 erbaut nur zwei Jahre vor dem Turm der Abteikirche Der quadratische Unterbau reicht bis knapp uber den Dachfirst des Langhauses Darauf erhebt sich ein oktogonaler Aufsatz der durch Lisenen und Blenden gegliedert wird Den oberen Abschluss bildet eine gedruckte Zwiebelkuppel mit Kugel und Doppelkreuz 1 Innenraum Bearbeiten Der Chor wird von einem Kreuzgewolbe mit Kappenschluss uberspannt Die gefasten stark auftragenden Gewolberippen sind aus Stuck modelliert und entspringen aus Konsolen die wie kurze Dienststucke anmuten Diesen waren im Chorschluss ursprunglich Kopfe aufgelegt die aber stark ubertuncht sind Der ebenfalls stuckierte vierpassformige Schlussstein im Chorjoch zeigt das Lamm Gottes umrahmt von Blattwerk Der tellerformige Schlussstein im Chorschluss ist leer Er wurde anscheinend erst spater angebracht Den Ubergang zum Langhaus vermittelt ein ungegliederter runder Chorbogen 1 Das Langhaus wird von einer flachen Holzdecke uberspannt In der westlichen Halfte ist eine grosszugige holzerne Empore eingezogen die als Nonnenchor dient Die gefasten Balken der Untersicht ruhen auf zwei gekehlten Durchzugen Die Brustung stutzt sich auf einem gemauerten achteckigen Pfeiler ab Dieser bildet auch eine Art Sockel fur den Altar des Nonnenchores Dieser war ursprunglich moglicherweise von einem holzernen Glockenturmchen bekront wie es auch in den ehemaligen Zisterzienserinnenkirchen in Himmelspforten und Maidbronn bei Wurzburg zu finden ist 1 In der Sakristei befindet sich ein gotisches Kreuzgratgewolbe 1 Ausstattung BearbeitenWandgemalde Bearbeiten Das zugeblendete Fenster an der nordlichen Schragseite des Chores enthalt ein spatgotisches Gemalde aus der Zeit um 1470 das den heiligen Georg zeigt Dieses wurde 1895 wiederentdeckt und freigelegt 4 Am Emporenpfeiler befindet sich eine aufgemalte Inschrift die bei der Umgestaltung der Afrakapelle 1613 15 angebracht wurde Pilarium hoc presens sanctorum ossa est concludens Qui propter xpi nomen passi sunt agonem Christum profitentes et passionem eius confirmantes Ob hoc xpus laudetur et crucifixus adoretur Sie besagt dass in den Pfeiler Reliquien eingemauert sind Der Grund hierfur ist dass der Pfeiler nicht nur die Nonnenempore abstutzt sondern auch den Stipes des dortigen Altares bildet 4 2 Altare Bearbeiten Der qualitatvolle Hochaltar im Spatrenaissance Stil stammt aus dem Jahr 1613 Der Mittelschrein des Flugelaltares wird von zwei kannelierten Halbsaulen flankiert Zwei weitere zierlichere Saulchen trennen den Schrein in drei von Sprengwerk bekronte Nischen In diesen befinden sich von links nach rechts Figuren Johannes des Taufers der Mutter Gottes mit Kind und des Evangelisten Johannes Die qualitatvollen fruhgotischen Figuren wurden um 1330 bedingt durch den Steinmangel in Landshut aus Stuck geschaffen Es ist davon auszugehen dass die Figuren bereits Teil des Vorgangeraltares waren der somit ein fruhes Beispiel fur einen Figurenaltar war Die Flugel des Hochaltares enthalten Gemalde im Spatrenaissance Stil Auf den Innenseiten sind vier mystisch begabte Heilige bzw Selige dargestellt links der heilige Bernhard oben und die selige Luitgard von Wittichen unten rechts die Stigmatisierung des heiligen Franziskus oben und die heilige Mechthild von Hackeborn unten Auf den Aussenseiten befinden sich Darstellungen der heiligen Maria mit dem Jesuskind des Evangelisten und des Taufers Johannes und des heiligen Jakobus des Alteren Im Auszug befindet sich eine kleine Figur der heiligen Afra die wohl aus dem Zisterzienserinnenkloster Niederschonenfeld stammt Wahrscheinlich wurde sie von Schwestern die von dort 1573 nach Seligenthal ubersiedelten um das Aussterben des Konvents zu verhindern mitgebracht Die Figur hat der Kapelle ihren heutigen Namen gegeben In der Predellazone ist ein querrechteckiges Gemalde angebracht auf dem das Martyrium der Thebaischen Legion dargestellt ist Zu beiden Seiten des Bildes sind die Wappen der Eltern der spateren Abtissin Anna Johann angebracht die den Altar stifteten Der gemauerte und verputzte Stipes ist mit einer gefasten Rotmarmorplatte gedeckt 4 2 5 Als Volksaltar dient heute der Stipes eines der beiden Seitenaltare die im Zuge einer Renovierung entfernt wurden Der Altar besitzt eine Rotmarmor Deckplatte ohne Profilierung 2 Der Altar auf dem Nonnenchor wurde 1641 ebenfalls im Spatrenaissance Stil ausgefuhrt Die Jahreszahl ist an der Predella zu finden Der Aufbau wird von zwei Saulen mit Schuppenverzierung getragen Der Auszug in Form eines gebrochenen Giebels tragt ein Jesusmonogramm Auf dem Altarblatt ist der heilige Bernhard dargestellt Die etwa halb lebensgrossen Seitenfiguren stellen die Heiligen Benedikt links und Bernhard dar Die spatgotischen Figuren sind alter als der Altar sie werden in die Mitte des 15 Jahrhunderts datiert 4 Stifterfiguren Bearbeiten nbsp Emporen Pfeiler mit den Relief Figuren der Stifterin Ludmilla und ihres GattenDie beiden Hochrelief Figuren der Stifterin Ludmilla und ihres Gatten Herzog Ludwig I von Bayern wurden um 1330 geschaffen Sie befinden sich seit der Umgestaltung der Afrakapelle 1613 15 in einem Holzgehause auf dem Emporenpfeiler das Rucken an Rucken mit dem Altar des Nonnenchores angeordnet ist Zuvor lagen die rund 1 40 Meter hohen Stifterfiguren auf einem wiederum aufgrund des Steinmangels in der ersten Halfte des 14 Jahrhunderts aus Holz geschnitzten Hochgrab im Langhaus Die Stifterin tragt ein langes gurtelloses Gewand mit einem Schmuckstuck auf der Brust einen Mantel und einen Schleier Auf dem Haupt befindet sich eine Krone in den Handen das Zepter rechte Hand und der Reichsapfel linke Hand Der Herzog ist in einem langen Gewand mit Gurtel dargestellt Er halt in der Linken einen Schild mit dem bayerischen Rautenwappen Mit der rechten Hand fasst er eine um seine Schultern liegende Schmuckkette 6 An der Emporenbrustung die um 1615 erneuert wurde sind ausserdem 32 kleine hohe Relieffiguren angebracht Diese sind je rund 0 50 Meter hoch Entgegen der Annahme dass sie vormals an den Wanden des Hochgrabes angebracht waren befanden sich diese wohl schon immer an der Balustrade Von den 32 Figuren sind 26 Furstenpersonen aus dem Haus Wittelsbach davon 12 Manner und 14 Frauen Darunter befindet sich wiederum das Stifterehepaar ausserdem nbsp Emporen Brustung links des Pfeilers mit den kleinen Relief Figurenderen Sohn Herzog Otto II mit seiner Gattin Agnes deren Enkelin Elisabeth die in einem weissen Gewand mit doppelter Bordure dargestellt ist Herzog Otto III und in Seligenthal als Nonne lebende Prinzessin Elisabeth die Tochter des Herzogs Heinrich I die im Habit der Zisterzienserinnen dargestellt ist Die ubrigen Figuren lassen sich nicht alle eindeutig bestimmen Zudem befinden sich an der Emporenbrustung vier Engelsfiguren mit Posaune und Schwert sowie zwei Fullfiguren 6 2 nbsp Emporen Brustung rechts des Pfeilers mit den kleinen Relief FigurenDie Figuren wurden um 1330 aus Fohrenholz geschnitzt Haare Barte und Schmuckstucke sind stuckiert da filigrane Konturen in Fohrenholz schlecht darstellbar sind Die Flugel der vier Engelsfiguren wurden um 1615 aus Lindenholz erneuert die zwei Fullfiguren sind komplett aus Lindenholz geschnitzt 6 Literatur BearbeitenFelix Mader Hrsg Die Kunstdenkmaler von Niederbayern Stadt Landshut Oldenbourg Munchen 1927 S 238 246 Norbert Fuchs Landshut Kirche der Zisterzienserinnenabtei Seligenthal Kleiner Kunstfuhrer Nr 583 Schnell amp Steiner Regensburg 2014 Weblinks BearbeitenAfrakapelle Internetauftritt der Abtei Seligenthal Historische Aufnahmen 1932 der Brustung mit den StifterfigurenEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i Mader Hrsg S 238 240 a b c d e Fuchs S 18 22 Abtei Seligenthal Die Afrakapelle der Klosteranlage Seligenthal Online auf abtei seligenthal de abgerufen am 13 November 2021 a b c d Mader Hrsg S 240 244 Abtei Seligenthal Afrakapelle Online auf abtei seligenthal de abgerufen am 13 November 2021 a b c Mader Hrsg S 244 246 48 54309 12 14747 Koordinaten 48 32 35 1 N 12 8 50 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Afrakapelle Landshut amp oldid 237591927