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Kurt Werner Friedrich Reidemeister 13 Oktober 1893 in Braunschweig 8 Juli 1971 in Gottingen war ein deutscher Mathematiker und Professor an den Universitaten Wien Konigsberg Marburg und Gottingen Er entwickelte die Reidemeister Bewegungen einen Grundstein der Knotentheorie eines Teilgebietes der Topologie Er beschaftigte sich auch mit Philosophie der demokratischen Verantwortung des Akademikers und trat als Ubersetzer von Stephane Mallarme hervor eigene Gedichte wurden 1947 veroffentlicht Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Veroffentlichungen Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Werk Bearbeiten nbsp Kurt Reidemeister nbsp Gottinger Gedenktafel fur Kurt ReidemeisterKurt Reidemeister und sein Bruder Leopold sowie seine Schwester Marie wurden in Braunschweig als Kinder von Hans Reidemeister einem herzoglich braunschweigischen Regierungsrat und dessen Frau Sophie geb Langerfeldt geboren 1912 begann Reidemeister ein Studium der Philosophie und Mathematik in Freiburg im Breisgau wo er unter anderem Vorlesungen von Edmund Husserl besuchte Er wechselte zunachst nach Marburg und dann nach Gottingen unterbrach sein Studium jedoch um sich 1914 als Kriegsfreiwilliger zu melden 1914 18 war er Soldat im Weltkrieg und konnte sein Studium deswegen erst 1920 beenden Sein Staatsexamen legte er in den Fachern Mathematik Physik Chemie Philosophie und Geologie ab In der Mathematik wurde er dabei von Edmund Landau gepruft Danach ging Reidemeister zu Erich Hecke nach Hamburg um dort eine Assistentenstelle anzunehmen Bei Hecke wurde er 1921 uber ein Thema aus der algebraischen Zahlentheorie promoviert Schon in Hamburg zeigte sich Reidemeisters vielseitiges Interessenspektrum Er beschaftigte sich nicht nur mit mathematischen Fragen sondern nahm auch rege am gesellschaftlichen und kulturellen Leben teil unter anderem schrieb er regelmassig literarische Kolumnen in einer Hamburger Zeitung und verfasste Gedichte und kleine Novellen 1922 nahm er einen Ruf auf eine ausserordentliche Professur an die Universitat Wien an Dort kam er uber Hans Hahn in Beruhrung mit den Ideen des Wiener Kreises In der Wiener Zeit kam Reidemeister auch zu dem Entschluss sich intensiv mit der Knotentheorie auseinanderzusetzen Hauptarbeitsgebiet in den folgenden Jahren wurde die kombinatorische Topologie In Wien lernte er auch seine spatere Frau Elisabeth Wagner die aus Riga stammte kennen 1925 folgte Reidemeister einem Ruf an die Albertina nach Konigsberg als Nachfolger von Wilhelm Franz Meyer In der Konigsberger Zeit setzte er seine in Wien begonnenen Arbeiten zur Topologie und Knotentheorie fort 1926 bewies er dass zwei Knotendiagramme genau dann denselben Knoten definieren wenn sie sich durch eine Folge von Reidemeister Bewegungen ineinander uberfuhren lassen Reidemeisters philosophische Interessen kamen erneut zum Ausdruck als im September 1930 in Konigsberg gleichzeitig vier grosse Wissenschaftskongresse stattfanden die Jahresversammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Arzte die Jahrestagung der Deutschen Mathematiker Vereinigung die 6 Deutsche Physiker und Mathematikertagung und die zweite Tagung fur Erkenntnislehre der exakten Wissenschaften Reidemeister war an der Organisation dieser Kongresse beteiligt und hatte viele Mitglieder des Wiener Kreises eingeladen Auf diesen Tagungen hielt David Hilbert seinen beruhmten Radiovortrag Wir mussen wissen wir werden wissen und Kurt Godel prasentierte damals noch wenig beachtet seine Ergebnisse zu unentscheidbaren Satzen in formalen logischen Systemen Die Konigsberger Studentenschaft wie auch die Studentenschaft an fast allen anderen deutschen Universitaten geriet mit Ende der 1920er Jahre zunehmend in das Fahrwasser der antirepublikanischen politischen Rechten und der Nationalsozialisten Bereits 1930 hatte es studentische Unruhen gegeben die zum Rucktritt des Rektors fuhrten Reidemeister fuhlte sich von dem irrationalen agitatorischen Denken und Tun abgestossen und bezog in seinen Vorlesungen dagegen Stellung Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde er daraufhin entlassen obwohl er im Gegensatz zu seinem Konigsberger Mathematiker Kollegen dem Ordinarius Gabor Szego und den beiden Privatdozenten Werner Wolfgang Rogosinski und Richard Brauer nicht judischer Herkunft war Die Vertreibung Reidemeisters aus dem Amt im Fruhjahr 1933 zeigte den Fall eines Intellektuellen dessen Ideal des exakten Denkens mit den faschistischen Entwicklungen des akademischen Lebens in Konflikt geriet und unvereinbar blieb Epple Wahrend die drei genannten Kollegen die kurz nach Reidemeister ebenfalls entlassen wurden aus Deutschland emigrieren mussten konnte Reidemeister wohl wesentlich durch Vermittlung Erich Heckes der ebenfalls dem Nationalsozialismus ablehnend gegenuberstand eine Berufung nach Marburg erlangen Dort arbeitete er weiter auf dem Gebiet der Topologie zog sich in der Zeit des Nationalsozialismus jedoch zunehmend in die innere Emigration zuruck 1935 definierte er eine heute unter dem Namen Reidemeister Torsion bekannte topologische Invariante mit der man erstmals homotopieaquivalente nicht homoomorphe Mannigfaltigkeiten unterscheiden konnte Konkret bewies er dass die Linsenraume L 7 1 und L 7 2 nicht homoomorph sind 1 Weitere auf Reidemeister zuruckgehende Resultate sind die Klassifikation der als Fundamentalgruppe von 3 Mannigfaltigkeiten vorkommenden abelschen Gruppen 2 und der Satz von Reidemeister Singer je zwei Heegaard Zerlegungen einer 3 Mannigfaltigkeit haben eine gemeinsame Stabilisierung 3 1946 war er Vorsitzender der Deutschen Mathematiker Vereinigung Er wechselte 1955 nach Gottingen wo er 1971 verstarb 1955 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Gottinger Akademie der Wissenschaften gewahlt 4 Zu seinen Doktoranden gehorte Heiner Zieschang Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenKnotentheorie Ergebnisse der Mathematik und ihrer Grenzgebiete Band 1 Springer Berlin 1932 Einfuhrung in die kombinatorische Topologie Vieweg Braunschweig 1932 Die Arithmetik der Griechen Leipzig Berlin 1940 besprochen von Max Steck in Geistige Arbeit Nr 2 Jahrgang 1941 Mathematik und Logik bei Plato Leipzig Berlin 1942 Complexes and homotopy chains Bulletin of the American Mathematical Society 56 1950 S 297 307 Literatur BearbeitenMoritz Epple Kurt Reidemeister 1893 1971 Kombinatorische Topologie und exaktes Denken In Die Albertus Universitat zu Konigsberg und ihre Professoren Duncker amp Humblot Berlin 1995 ISBN 3 428 08546 9 ISSN 0075 2177 S 567 575 Jahrbuch der Albertus Universitat zu Konigsberg Pr Band XXIX 1994 Kurzbiographie mit einem Akzent auf den philosophischen Interessen Reidemeisters Hans Christian Reichel Kurt Reidemeister 1893 bis 1971 als Mathematiker und Philosoph Ein Meilenstein in der Entwicklung der Topologie der Geometrie und der Philosophie dieses Jahrhunderts Osterreichische Akademie der Wissenschaften Math Naturwiss Klasse Sitzungsberichte II 203 1994 S 117 135 Christoph Scriba Reidemeister Kurt Werner Friedrich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 21 Duncker amp Humblot Berlin 2003 ISBN 3 428 11202 4 S 324 f Digitalisat Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Kurt Reidemeister im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kurzbiografie an der Mathematischen Fakultat Gottingen John J O Connor Edmund F Robertson Kurt Reidemeister In MacTutor History of Mathematics archive Ein Foto aus der Oberwolfacher Sammlung 1930 Reidemeister Kurt Werner Friedrich Hessische Biografie Stand 8 Juli 2021 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Reidemeister Kurt Homotopieringe und Linsenraume Abh Math Sem Univ Hamburg 11 1935 S 102 109 Reidemeister Kurt Kommutative Fundamentalgruppen Monatsh Math Phys 43 1936 S 20 28 Reidemeister Kurt Zur dreidimensionalen Topologie Abh Math Semin Hamb Univ 9 1933 S 189 194 Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Band 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Band 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 198 Vorsitzende und Prasidenten der Deutschen Mathematiker Vereinigung Georg Cantor Paul Gordan Heinrich Weber Alexander von Brill Felix Klein Aurel Voss Max Noether David Hilbert Walther von Dyck Wilhelm Franz Meyer Paul Stackel Alfred Pringsheim Martin Krause Friedrich Engel Friedrich Schur Karl Rohn Carl Runge Sebastian Finsterwalder Ludwig Kiepert Kurt Hensel Otto Holder Hans von Mangoldt Robert Fricke Edmund Landau Arthur Schoenflies Erich Hecke Otto Blumenthal Heinrich Tietze Hans Hahn Friedrich Schilling Erhard Schmidt Adolf Kneser Rudolf Rothe Ernst Sigismund Fischer Hermann Weyl Richard Baldus Oskar Perron Georg Hamel Walther Lietzmann Wilhelm Suss Kurt Reidemeister Erich Kamke Georg Nobeling Hellmuth Kneser Karl Heinrich Weise Emanuel Sperner Gottfried Kothe Willi Rinow Wilhelm Maak Ott Heinrich Keller Friedrich Hirzebruch Wolfgang Haack Heinrich Behnke Karl Stein Wolfgang Franz Martin Barner Heinz Bauer Hermann Witting Gerd Fischer Helmut Werner Albrecht Dold Wolfgang Schwarz Willi Tornig Friedrich Hirzebruch Winfried Scharlau Martin Grotschel Ina Kersten Karl Heinz Hoffmann Gernot Stroth Peter Gritzmann Gunther Wildenhain Gunter Ziegler Wolfgang Luck Christian Bar Jurg Kramer Volker Bach Michael Rockner Friedrich Gotze Ilka Agricola Joachim Escher Normdaten Person GND 116403306 lobid OGND AKS LCCN n84801155 VIAF 102384696 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Reidemeister KurtALTERNATIVNAMEN Reidemeister Kurt Werner FriedrichKURZBESCHREIBUNG deutscher MathematikerGEBURTSDATUM 13 Oktober 1893GEBURTSORT BraunschweigSTERBEDATUM 8 Juli 1971STERBEORT Gottingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kurt Reidemeister amp oldid 234929158