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Erich Kamke 18 August 1890 in Marienburg Westpreussen 28 September 1961 in Rottenburg am Neckar war ein deutscher Mathematiker Sein Hauptarbeitsgebiet war die Theorie der Differentialgleichungen Daneben ist sein Buch uber die Mengenlehre eine Standard Einfuhrung in dieses Gebiet geworden Erich KamkeGrab auf dem Stadtfriedhof Tubingen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Schriften 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksLeben BearbeitenNach Abschluss seiner Schulzeit in Stettin studierte Kamke ab 1909 in Giessen und Gottingen Mathematik und Physik 1913 legte er in Gottingen das Staatsexamen fur das hohere Lehramt ab Nach dem Ersten Weltkrieg den er von 1914 an als Freiwilliger in der Nachrichtentruppe erlebt hatte promovierte er 1919 in Gottingen bei Edmund Landau uber eine Verallgemeinerung des Waring Hilbertschen Satzes Von 1920 bis 1926 ging Kamke wieder in den Schuldienst und konnte sich wahrenddessen 1922 an der Universitat Munster habilitieren 1926 nahm er einen Ruf als ausserordentlicher Professor an die Universitat Tubingen an Bereits 1918 hatte Kamke die judische Kaufmannstochter Dora Heimowitch geheiratet In der Zeit des Nationalsozialismus galt er deshalb als judisch versippt Da er daruber hinaus dem Nationalsozialismus deutlich ablehnend gegenuberstand wurde er 1937 aus politischen Grunden in den Ruhestand versetzt Unterstutzt von der Deutschen Versuchsanstalt fur Luftfahrt konnte er in den folgenden Jahren seine Forschungsarbeit uber Differentialgleichungen fortsetzen und ein zweibandiges Werk uber deren Losungsmethoden und Losungen fertigstellen Kamke war sogar im Herbst 1944 in Gefahr in ein Arbeitslager der Nationalsozialisten gesteckt zu werden was aber durch den Einfluss von Wilhelm Suss und Walther Gerlach verhindert wurde 1 Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Kamke rehabilitiert und zum Ordinarius ernannt In den Folgejahren setzte er sich fur den Wiederaufbau der Universitat Tubingen und der universitaren Mathematik in Deutschland ein So war er massgeblich beteiligt an der Neugrundung des Tubinger Studentenwerks dessen Vorsitzender er von 1945 bis 1948 war und an der Grundung des Rechenzentrums der Universitat Diesem sass er bis 1960 vor Auf seine Initiative hin konnte bereits im Herbst 1946 in Tubingen ein mathematischer Kongress abgehalten werden die erste wissenschaftliche Tagung in Deutschland nach Kriegsende und 1948 wurde in Tubingen die Deutsche Mathematiker Vereinigung DMV wiedergegrundet Kamke wurde zum Vorsitzenden gewahlt und hatte dieses Amt bis 1952 inne Anschliessend war er von 1952 bis 1954 Vizeprasident der Internationalen Mathematischen Union Eine Episode die Kamkes Haltung zum Nationalsozialismus illustriert ist sein Einsatz gegen eine Berufung Martin Heideggers an die Tubinger Universitat Nach Kriegsende war zweifelhaft ob Heidegger aufgrund seiner nationalsozialistischen Vergangenheit weiterhin an der Universitat Freiburg lehren konnte Im November 1945 sollte er auf Betreiben von Rudolf Stadelmann fruherer Protege Heideggers und damaliger Dekan der Philosophischen Fakultat in Tubingen auf einen dort freigewordenen Lehrstuhl berufen werden Die Berufung scheiterte letztlich am von Kamke massgeblich mitgetragenen Widerstand im Senat der Universitat der in einem Sondervotum mehrerer Professoren gipfelte in dem Heidegger vorgeworfen wird er habe als hochst aktiver Nationalsozialist einen nicht unwesentlichen Teil von Schuld fur die jetzigen Leiden unseres Volkes zu tragen Erich Kamke wurde 1958 emeritiert er starb am 28 September 1961 an einem Herzinfarkt Er ist der Vater von Detlef Kamke Werk BearbeitenNach seiner Dissertation uber ein Thema aus der Zahlentheorie wandte Kamke sich der Analysis zu und forschte hauptsachlich auf dem Gebiet der Differentialgleichungen Neben mehr als 50 Artikeln in mathematischen Fachzeitschriften umfasst Kamkes wissenschaftliches Werk sechs Bucher Die Lehrbucher uber Differentialgleichungen und Mengenlehre werden inzwischen als Standardwerke betrachtet Kamke war von 1935 bis zu seinem Tod Mitherausgeber der Mathematischen Zeitschrift und von 1950 bis 1957 Herausgeber der Jahresberichte der Deutschen Mathematiker Vereinigung Schriften BearbeitenDas Lebesguesche Integral Eine Einfuhrung in die neuere Theorie der reellen Funktionen B G Teubner Leipzig 1925 Mengenlehre Sammlung Goschen Walter de Gruyter Berlin 1928 Differentialgleichungen reeller Funktionen Akademische Verlagsgesellschaft Leipzig 1930 ab der 4 uberarbeiteten Auflage 1962 in zwei Banden Band 1 Gewohnliche Differentialgleichungen Band 2 Partielle Differentialgleichungen Einfuhrung in die Wahrscheinlichkeitstheorie S Hirzel Leipzig 1932 Differentialgleichungen Losungsmethoden und Losungen I Gewohnliche Differentialgleichungen Leipzig 1942 Differentialgleichungen Losungsmethoden und Losungen II Partielle Differentialgleichungen 1 Ordnung fur eine gesuchte Funktion Leipzig 1944 Die Rolle der Mathematik im heutigen Leben Kundig Geneve 1955 Das Lebesgue Stieltjes Integral B G Teubner Leipzig 1956 Literatur BearbeitenErich Kamke zum Gedachtnis Jahresbericht der DMV 69 1968 S 191 208 darin Hartmut Ehlich Lebensdaten S 191 193 Wolfgang Walter Das wissenschaftliche Werk von Erich Kamke S 193 205 Hellmuth Kneser Der Mensch Erich Kamke S 206 208 Hans Rohrbach Kamke Erich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 11 Duncker amp Humblot Berlin 1977 ISBN 3 428 00192 3 S 81 f Digitalisat Kurt Oesterle Heidegger Berufungsversuche 1945 Memento vom 24 April 2006 imInternet Archive bei Information Philosophie im Internet von Michael Funken Richard Mohr Erich Kamke 1890 1961 In Urban Wiesing Hrsg Die Universitat Tubingen im Nationalsozialismus Steiner Stuttgart 2010 Contubernium Band 73 S 863 879 ISBN 978 3 515 09706 2 Einzelnachweise Bearbeiten Stanford Segal Mathematicians under the Nazis Princeton University Press 2003 S 106 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Erich Kamke Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Erich Kamke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Oberwolfach Photo Collection zwei seitliche Fotos von Kamke Entnazifizierungsakte Erich Kamke als digitale Reproduktion im Online Angebot des Staatsarchivs SigmaringenNormdaten Person GND 116035757 lobid OGND AKS LCCN n84802064 VIAF 66548646 Wikipedia Personensuche Vorsitzende und Prasidenten der Deutschen Mathematiker Vereinigung Georg Cantor Paul Gordan Heinrich Weber Alexander von Brill Felix Klein Aurel Voss Max Noether David Hilbert Walther von Dyck Wilhelm Franz Meyer Paul Stackel Alfred Pringsheim Martin Krause Friedrich Engel Friedrich Schur Karl Rohn Carl Runge Sebastian Finsterwalder Ludwig Kiepert Kurt Hensel Otto Holder Hans von Mangoldt Robert Fricke Edmund Landau Arthur Schoenflies Erich Hecke Otto Blumenthal Heinrich Tietze Hans Hahn Friedrich Schilling Erhard Schmidt Adolf Kneser Rudolf Rothe Ernst Sigismund Fischer Hermann Weyl Richard Baldus Oskar Perron Georg Hamel Walther Lietzmann Wilhelm Suss Kurt Reidemeister Erich Kamke 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