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Karl Emanuel Robert Fricke 24 September 1861 in Helmstedt 18 Juli 1930 in Bad Harzburg war ein deutscher Mathematiker der sich in enger Zusammenarbeit mit Felix Klein mit Funktionentheorie beschaftigte Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Schriften 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenFricke wuchs in Braunschweig als zweites von vier Kindern eines Beamten auf und machte dort 1880 am Martino Katharineum das Abitur Danach studierte er Physik Mathematik und Philosophie an den Universitaten Gottingen Zurich Sommer 1881 Berlin Strassburg und ab Wintersemester 1883 bei Felix Klein in Leipzig 1885 legte er dort sein Lehramtsexamen ab und promovierte im selben Jahr mit der Arbeit Uber Systeme elliptischer Modulfunktionen von niederer Stufenzahl 1 Nach der Promotion arbeitete er zunachst als Gymnasiallehrer an zwei Braunschweiger Gymnasien und dann unter Beurlaubung vom regularen Schuldienst als Privatlehrer der Sohne des Prinzen Albrecht von Preussen des damaligen Regenten von Braunschweig Das liess ihm Zeit fur mathematische Forschungen und er schloss sich wieder eng an Felix Klein an der 1886 Professor im nahen Gottingen geworden war Ab 1887 begannen beide die Zusammenarbeit an einer zweibandigen Monographie uber Elliptische Modulfunktionen die 1890 und 1892 erschien 1891 habilitierte er sich an der Universitat Kiel mit dem ersten Band der Elliptischen Modulfunktionen im September 1892 wurde er Privatdozent in Gottingen Am 1 April 1894 erfolgte seine Berufung als Professor fur Hohere Mathematik an die Technische Hochschule Carolo Wilhelmina zu Braunschweig 1904 bis 1906 und 1921 bis 1923 war er Rektor der TU Braunschweig 2 Sein Nachfolger in Braunschweig nach seinem Tod 1930 wurde Kurt Friedrichs In Braunschweig war Fricke fur die mathematische Ausbildung von Studenten der Ingenieurwissenschaften zustandig eine Aufgabe die er sehr ernst nahm wie eine Debatte in den 1890er Jahren uber die Relevanz der Hoheren Mathematik Analysis in der Anfangerausbildung der Ingenieure zeigt die einige Professoren ganz abschaffen wollten Fricke vertrat den gegenteiligen Standpunkt 3 und ubersetzte zu diesem Zweck zusammen mit Fritz Suchting ein Lehrbuch des Englanders John Perry 1850 1920 Calculus for engineers ins Deutsche Auch seine freundschaftliche Zusammenarbeit mit Felix Klein blieb bis zu Kleins Tod 1925 bestehen Fricke heiratete 1894 eine Nichte von Felix Klein Eleonora Flender Gemeinsam liessen sie der Monographie uber Modulfunktionen eine uber automorphe Funktionen folgen wobei diesmal Fricke die Hauptautorschaft hatte 4 Der erste Teil erschien 1897 der letzte erst 1912 Fricke arbeitete dort auch die Ideen von Henri Poincare dem grossen Konkurrenten Kleins auf dem Gebiet der automorphen Funktionen der aber sich damals schon anderen Gebieten zugewandt hatte ein Poincare Reihen teilweise unter Verwendung der Arbeit des fruh verstorbenen Klein Schulers Ernst Ritter 1867 1895 5 Der Grund fur die Verzogerung des letzten Bandes waren unter anderem die erst in den 1910er Jahren erzielten Fortschritte bei der Uniformisierungstheorie insbesondere in Hinblick auf strengere topologische Grundlagen 6 Fricke verfasste auch die Abschnitte uber automorphe und elliptische Funktionen in der Enzyklopadie der mathematischen Wissenschaften erschienen 1913 Bei Fricke finden sich auch erste Ansatze zu dem was spater als Teichmuller Theorie bekannt wurde 7 Fricke war auch an Gruppentheorie interessiert in erster Linie bedingt durch sein Studium automorpher Funktionen nach Jeremy Gray liegen in diesen Untersuchungen von Klein und Fricke die Wurzeln der Galoistheorie der Funktionenkorper 8 Die Monographien uber elliptische Modulfunktionen und automorphe Funktionen bilden die Fortsetzung von Felix Kleins Vorlesungen uber das Ikosaeder 1884 erschienen in der er geometrische funktionentheoretische und gruppentheoretische Ideen verbindet Die Monographie uber Modulfunktionen von Fricke und Klein enthalt auch kurze Ausfuhrungen zur Galoistheorie auf die Fricke in seinem Algebra Lehrbuch 1924 das auf Heinrich Webers Algebra beruht zuruckkommt Das hohe Ansehen das Fricke unter den zeitgenossischen Mathematikern genoss zeigt sich unter anderem an einem Briefwechsel mit William Burnside dem englischen Pionier der Gruppentheorie in welchem sich die erste schriftliche Erwahnung des Burnside Problems finden lasst 9 Er gab mit Oystein Ore und Emmy Noether die Gesammelten Werke von Richard Dedekind seines Vorgangers in Braunschweig heraus und plante auch eine Biographie von Dedekind sie blieb aber bei seinem Tod der ihn auch nicht mehr das Erscheinen der Werke Dedekinds erleben liess unvollendet Mit H Vermeil Erich Bessel Hagen und Alexander Ostrowski gab er 1921 bis 1923 die Gesammelten Werke seines Lehrers Felix Klein heraus Im Jahr 1900 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewahlt 1904 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Gottinger Akademie der Wissenschaften gewahlt 10 1920 war er Prasident der Deutschen Mathematiker Vereinigung Nach ihm benannt ist der Fricke Raum der Modulraum hyperbolischer Metriken auf einer Flache oder aquivalent der diskreten treuen Darstellungen einer Flachengruppe in die Isometriegruppe der hyperbolischen Ebene Schriften Bearbeitenmit Felix Klein Vorlesungen uber die Theorie der elliptischen Modulfunktionen 2 Bande Teubner Leipzig 1890 1892 mit Felix Klein Vorlesungen uber die Theorie der automorphen Funktionen 2 Bande Teubner Leipzig 1897 1912 Die elliptischen Funktionen und ihre Anwendungen Teubner Band 1 Die funktionentheoretischen und analytischen Grundlagen Leipzig 1916 Band 2 Die algebraischen Ausfuhrungen Leipzig 1922 Johnson Reprint 1972 11 Nachdruck Springer Verlag Berlin 2011 Band 1 ISBN 3 642 19556 3 Band 2 ISBN 3 642 19560 1 Clemens Adelmann Jurgen Elstrodt Elena Klimenko Herausgeber Robert Fricke Die Elliptischen Funktionen und ihre Anwendungen Dritter Teil Anwendungen Springer Verlag Berlin 2012 aus dem Nachlass von Fricke Analytische Geometrie Teubner Leipzig 1915 Hauptsatze der Differential und Integral Rechnung als Leitfaden zum Gebrauch bei Vorlesungen zusammengestellt von Dr Robert Fricke Vieweg 5 Auflage 1909 Lehrbuch der Differential und Integralrechnung und ihrer Anwendungen 2 Bande Teubner Leipzig 1918 1919 3 Auflage 1921 Ubersetzung von John Perry Hohere Analysis fur Ingenieure Teubner Leipzig 1910 Fricke Uber den mathematischen Hochschulunterricht Jahresbericht DMV 1902 Fricke Weber Lehrbuch der Algebra Band 1 Vieweg Braunschweig 1924 Elliptische Funktionen und Automorphe Funktionen In Enzyklopadie der Mathem WissenschaftenSiehe auch BearbeitenFricke Raum Im Jahre 1916 fuhrte er in seinem Werk Die elliptischen Funktionen und ihre Anwendungen fur die grundlegende mathematische elliptische Nomenfunktion q x das Synonym Jacobische Entwicklungsgrosse ein Literatur BearbeitenHans Joachim Kanold Fricke Karl Emanuel Robert In Neue Deutsche Biographie NDB Band 5 Duncker amp Humblot Berlin 1961 ISBN 3 428 00186 9 S 433 Digitalisat Karl Gerke Robert Fricke Mitteilungen der TU Braunschweig Band 20 1985 S 7 Clemens Adelmann Eberhard H A Gerbracht Letters from William Burnside to Robert Fricke automorphic functions and the emergence of the Burnside Problem In Archive for History of Exact Sciences Band 63 2009 S 33 50 arxiv 0712 4296 mit einer kurzen Biografie von Fricke Weblinks BearbeitenJohn J O Connor Edmund F Robertson Robert Fricke Mathematiker In MacTutor History of Mathematics archive Einzelnachweise Bearbeiten Robert Fricke im Mathematics Genealogy Project englisch Vorlage MathGenealogyProject Wartung id verwendet Biografische Daten in Helmuth Albrecht Technische Bildung zwischen Wissenschaft und Praxis 1987 S 549 In seinem Artikel dazu im Jahresbericht des DMV 1902 zitiert er Kelvin dahingehend das es keine anwendbare Mathematik gebe die man nicht den Ingenieure beibringen konne Was sich auch in der Reihenfolge der Autoren Nennung ausdruckt wie Felix Klein im Kommentar zum Fricke Klein in seinen Gesammelten Werken unterstreicht Er steckte sich auf der Uberfahrt nach New York mit Typhus an und starb in Ellis Island Fricke nennt im Vorwort von Band 2 der Automorphen Funktionen bezuglich der topologischen Grundlagen explizit L E J Brouwer und bezuglich der Uniformisierungstheorie Paul Koebe William Abikoff Review von Nag The complex analytic theory of Teichmuller spaces Bull AMS Band 21 Juli 1989 S 162 Jeremy Gray The Riemann Roch Theorem and Geometry Proc ICM Berlin 1998 C Adelmann und E H A Gerbracht Letters from William Burnside to Robert Fricke automorphic functions and the emergence of the Burnside Problem Archive for History of Exact Sciences Band 63 2009 S 33 50 Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Band 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Band 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 86 ein dritter Band war geplant nach Felix Kleins Anmerkungen in seinen Gesammelten Werken Er erschien erst 2012 aus dem Nachlass Vorsitzende und Prasidenten der Deutschen Mathematiker Vereinigung Georg Cantor Paul Gordan Heinrich Weber Alexander von Brill Felix Klein Aurel Voss Max Noether David Hilbert Walther von Dyck Wilhelm Franz Meyer Paul Stackel Alfred Pringsheim Martin Krause Friedrich Engel Friedrich Schur Karl Rohn Carl Runge Sebastian Finsterwalder Ludwig Kiepert Kurt Hensel Otto Holder Hans von Mangoldt Robert Fricke Edmund Landau Arthur Schoenflies Erich Hecke Otto Blumenthal Heinrich Tietze Hans Hahn Friedrich Schilling Erhard Schmidt Adolf Kneser Rudolf Rothe Ernst Sigismund Fischer Hermann Weyl Richard Baldus Oskar Perron Georg Hamel Walther Lietzmann Wilhelm Suss Kurt Reidemeister Erich Kamke Georg Nobeling Hellmuth Kneser Karl Heinrich Weise Emanuel Sperner Gottfried Kothe Willi Rinow Wilhelm Maak 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