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Dieser Artikel erlautert das mythologische Land Hyperborea zum gleichnamigen Asteroiden siehe 1309 Hyperborea Hyperborea altgriechisch Ὑperborea ist ein sagenhaftes von den antiken griechischen Geographen und Mythographen weit im Norden lokalisiertes paradiesisches Land Seinen Bewohnern den Hyperboreern Ὑperbore i oi Hyperbore i oi wurde eine besonders enge Verbindung mit dem Gott Apollon und dessen Kult zugeschrieben Weltkarte nach Herodot Rechts oben sind die Lander der Issedonen und Arimaspen dahinter im aussersten Nordosten die Hyperboreer Die antike Etymologie des Namens jenseits des Nordlichen Boreas war der Gott des Nordwinds gilt als wissenschaftlich ungesichert 1 Denkbar ist auch eine Ableitung von nordgriechisch boris boris Berg was einen Wohnsitz jenseits der Berge anzeigen wurde 2 Im 19 und 20 Jahrhundert wurde der Mythos von Hyperborea von Okkultisten und rechtsextremen Esoterikern rezipiert Inhaltsverzeichnis 1 Hyperborea in der Mythologie 2 Hyperborea und die Kulte von Delos und Delphi 3 Hyperborea in der antiken Geographie 3 1 Herodot 3 2 Strabon 3 3 Pomponius Mela 3 4 Diodor 3 5 Plinius 4 Moderne Rezeption 4 1 Symbol fur den hohen Norden 4 2 Lokalisierungsversuche 4 3 Okkultismus 4 4 Nietzsche 4 5 Fantasy 4 6 Videospiele 4 7 Musik 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHyperborea in der Mythologie BearbeitenPhaeton der Sohn des Helios soll dort in den nahen Eridanos gesturzt sein Seine Schwestern die Heliaden seien am Ufer des Eridanos in Schwarzpappeln und ihre Tranen in Bernstein 3 4 5 verwandelt worden Ausser den Heliaden trauerten auch zahlreiche Schwane um den gesturzten Jungling und ihr Trauergesang brachte die Nachricht von dem tragischen Fall in alle Lande 6 Hier klingt auch die Sage von Kyknos an dem am Ufer des Eridanos um den gesturzten Phaeton trauernden Freund der von Apollon aus Mitleid in einen Schwan verwandelt wird Hier ist auch die mythologische Wurzel des sprichwortlichen Schwanengesangs Hyperborea galt in der antiken Mythologie wie sein sudliches Gegenstuck das Land der Aithiopier als paradiesischer Ort mit besonders gunstigem Klima und einer besonderen Nahe zu den Gottern Pindar ca 522 446 v Chr beschreibt die Hyperboreer als ein gesegnetes Volk das weder Alter noch Krankheit kennt und sich mit Tanz Gesang Flote und Leier ganz dem Dienst der Musen hingibt 7 Allerdings sei es weder zu Schiff noch zu Fuss moglich dorthin zu gelangen nur Gottern und Heroen gelinge die Reise 8 Zu diesen gehort auch Perseus der nach einer Ode Pindars an den Festen der Hyperboreer teilnahm bei dem sie dem Apollon Hekatomben von Eseln opferten ein sonst ganz ungewohnliches Opfertier 9 Allerdings scheint das Opfern von Eseln fur Apollon nur in Hyperborea erwunscht gewesen zu sein Ein Besucher Hyperboreas aus Babylon der in die Heimat zuruckgekehrt dem Apollon ebenfalls Esel opfern wollte wurde von diesem mit dem Tod bedroht 10 Der Dichter Bakchylides 520 516 451 v Chr berichtet dass Apollo den frommen Konig Krosus der sich nach der Eroberung der Stadt Sardes das Leben nehmen wollte vom Scheiterhaufen nach Hyperborea versetzte 11 Der Garten der Hesperiden mit den goldenen Apfeln soll sich nach der Bibliotheke des Apollodor 1 Jahrhundert n Chr in Hyperborea befunden haben und auch Atlas soll dort in der Nahe des nordlichen Poles das Himmelsgewolbe getragen haben Auf der Suche nach den Apfeln kam Herakles dorthin und uberlistete Atlas ihm drei der Apfel zu bringen 12 Von dort brachte Herakles jene Olbaume nach Olympia aus deren Zweigen die Preiskranze der Sieger bei den Olympischen Spielen gewunden wurden 13 Der hellenistische Autor Hekataios von Abdera um 300 v Chr nutzte den Mythos von Hyperborea um in seinem Roman Peri Hyperboreion Peri Ὑperboreiwn ein utopisches Modell zu entwerfen 14 Der Text ist verloren doch aus verschiedenen Fragmenten lasst sich rekonstruieren dass Hekataios eine fiktive Reise vom Kaspischen Meer in den Okeanos und weiter auf die hyperboreische Insel Helixoia beschrieb die nordlich des Keltenlandes liegen soll Das Klima erlaube zwei Ernten im Jahr Ihre Herrscher und oberste Opferpriester der Hyperboreer seien die Boreaden riesenhafte Kinder des Boreas Zum Apollonfest kamen von dem Riphaengebirge Schwarme von Schwanen und stimmten in die Hymnen der menschlichen Sanger ein 15 Dieser Teil wird in den Tiergeschichten des Claudius Aelianus 1 2 Jahrhundert n Chr referiert 16 Hyperborea und die Kulte von Delos und Delphi BearbeitenAm ausfuhrlichsten berichtet Herodot 490 480 424 v Chr von den Hyperboreern Er beginnt damit dass es eigentlich keinerlei zuverlassige Auskunft uber die Lage des Landes gebe dass aber das Heiligtum des Apollon in Delos regelmassig in Weizenstroh gewickelte Weihegeschenke aus dem Land Hyperborea erhalte Diese Geschenke machten einen weiten Weg wobei sie von Volk zu Volk weitergereicht wurden von den Hyperboreern zu den Skythen von dort weiter bis zur Adria dann zu den Dodonern quer durch Griechenland nach Euboa und von dort nach Delos Bei der erstmaligen Sendung von Weihegeschenken seien diese allerdings nicht von Volk zu Volk gereicht worden sondern Hyperoche Ὑperoxh und Laodike Laodikh zwei Jungfrauen aus Hyperboreea in Begleitung von funf Mannern deren Nachkommen Perpherees Amallophoroi oder Ulophoroi genannt wurden 17 hatten die Geschenke gebracht Die Uberbringer seien in Delos hoch geehrt worden und dort verstorben Bis in Herodots Zeit hatten die delischen Junglinge und Jungfrauen Hyperoche und Laodike geehrt indem sie eine abgeschnittene Haarlocke auf deren Grab niederlegten Als aber von der Gesandtschaft niemand ins Land der Hyperboreer heimkehrte seien diese dazu ubergangen wie beschrieben ihre Geschenke durch vermittelnde Volker nach Delos zu senden 18 Nach Kallimachos handelte es sich nicht um in Weizenstroh gewickelte Weihgeschenke sondern um Garben von den Erstlingen des Getreides 19 Vor diesen sieben Sendboten seien aber schon zwei andere Jungfrauen aus Hyperborea namens Arge Ἄrgh und Opis nach Delos gekommen Diese hatten aber nicht Weihegeschenke sondern die Gotter selbst nach Delos gebracht denn sie seien in Begleitung von Apollon und Artemis Eileithyia nach Delos gekommen und von dort habe sich der Kult dieser Gotter uber die Inseln und ganz Ionien verbreitet Die Asche aus den Schenkelstucken des Opfers habe man auf ihr neben dem Artemision gelegenes Grab gestreut 20 Die beiden Graber werden von Herodot unterschieden das Grab sῆma Wahrzeichen Grabmal bei Herodot von Hyperoche und Laodike liegt ihm zufolge linkerhand innerhalb des Heiligtums der Artemis das Grab von Opis und Arge 8hkh Aufbewahrungsort Behalter bei Herodot liegt hinter dem Tempel der Artemis Zwei der angegebenen Lage entsprechende bronzezeitliche Graber wurden auf Delos gefunden Es handelt sich um Tholoi die Entsprechungen zu minoischen Grabern aus den Periode Fruhminoisch III Mittelminoisch I aufweisen 21 Diese Graber sind insofern bemerkenswert als es die einzigen auf Delos gefundenen Graber sind Bekanntlich wurde 425 426 v Chr Delos gereinigt alle Graber auf Delos wurden geoffnet die Gebeine zu der benachbarten Insel Rheneia gebracht und fortan durfte niemand mehr auf Delos sterben oder geboren werden 22 Dass man bei diesen beiden Grabern eine Ausnahme machte weist darauf hin dass es sich nicht um einfache Graber sondern um die Heroa der kultisch verehrten hyperboreeischen Jungfrauen handeln konnte Dementsprechend werden sie auch in der Literatur bezeichnet Insbesondere Opis scheint mit Artemis eng verbunden da Opis auch ein Beiname der Artemis war Die Einfuhrung des Kultes von Opis und Arge war nach Herodot Gegenstand der Hymnen des legendaren Dichters Olen 23 Olen erscheint in ganz ahnlicher Rolle auch in einem Bericht des Pausanias 115 180 n Chr uber die Etablierung des Orakels des Apollon in Delphi Er erwahnt namlich eine delphische Hymnendichterin namens Boio und zitiert einen ihrer Hymnen in dem die Grundung des Orakels den Hyperboreern unter ihnen zwei namens Pagasos und Agyieos zugeschrieben wird Der erste Priester des Apollon in Delphi sei dann Olen gewesen der auch als erster Orakelspruche in Form von Hexametern gegeben habe und damit der Vorlaufer der Pythia gewesen sei Pausanias schrankt ein dass die Tradition von Priesterinnen des Apollon in Delphi weiss 24 Bei Kallimachos von Kyrene ca 303 245 v Chr erscheinen neben Opis die Namen Loxo und Hekaerge alle drei werden als Tochter des Boreas bezeichnet 19 Aus den Legenden die sich um den Sieg der Griechen uber die keltischen Invasoren unter Brennus 279 v Chr bei Delphi ranken berichtet Pausanias weiter dass sich die Geistergestalten sagenhafter Krieger unter die Verteidiger gemischt hatten darunter neben dem in Delphi bestatteten Neoptolemos Sohn des Achilleus die Hyperboreer Hyperochos Ὑperoxos und Amadokos Ἀmadokos 25 Da die heiligen Olbaume in Olympia auch aus Hyperborea stammten sind somit mit Delos Delphi und Olympia drei der bedeutendsten religiosen Zentren im antiken Griechenland durch Mythen mit Hyperborea verknupft Hyperborea in der antiken Geographie BearbeitenHerodot Bearbeiten Herodot erwahnt dass der Dichter Aristeas in seinem nicht uberlieferten Gedicht Arimaspeia Ἀrimaspeia erzahlt habe dass hinter dem von ihm besuchten Land der Issidonen das Land der Arimaspen liege hinter diesen das Land der Gold bewachenden Greife und dahinter das Land der Hyperboreer und dass all diese Volker bestandig Krieg miteinander fuhrten ausser den Hyperboreern 26 Schliesslich fuhrt Herodot noch an dass der Prophet Abaris angeblich aus Hyperborea stamme 27 Dies alles referiert Herodot mit ausgepragter Skepsis und einigem Spott Strabon Bearbeiten Noch dezidierter als Herodot bestreitet Strabon 63 v Chr 23 n Chr die Existenz Hyperboreas der Riphaen und ahnlicher sagenhafter Gegenden Er meint dergleichen Lugengeschichten wie sie etwa Pytheas von Massilia ca 380 310 v Chr verbreitet habe wurden nur aufgrund mangelnder geographischer Kenntnisse uber die betreffenden Gegenden hier die Lander jenseits der Skythen uberhaupt zur Kenntnis genommen 28 Pomponius Mela Bearbeiten Nach Pomponius Mela 1 Jahrhundert n Chr lebten die Hyperboreer jenseits der Kuste des Kaspischen Meeres wo die Komaren Massageten Kadusier Hyrkanier und Hiberer ansassig waren Sie seien so langlebig dass sie ihrem Leben freiwillig ein Ende setzten Tag und Nacht dauerten bei ihnen jeweils ein halbes Jahr 29 Diodor Bearbeiten In eine ganz andere Richtung weist was Diodor 1 Jahrhundert v Chr der sich auf die Schrift Uber die Hyperboreer des Hekataios von Abdera stutzt zu berichten weiss 30 Demnach hatte die Hyperboreer eine im Norden gelegene Insel bewohnt auf der Leto die Mutter Apollons geboren worden sei Apollon werde in Hyperborea mehr als alle anderen Gotter verehrt Zudem befindet sich dort ein heiliger Bezirk und ein gewaltiger kreisformiger Tempel Apollons Nahebei sei eine dem Gott geweihte Stadt Die Mehrheit der Bewohner seien Kitharaspieler die bestandig ihr Instrument spielten und dazu Hymnen auf Apollon sangen Weiter berichtet Diodor von den bereits bei Herodot erwahnten aus mythischer Zeit bestehenden Verbindungen zwischen den Hyperboreern und den Griechen Er gibt an dass Abaris aus Hyperborea zu den Griechen gekommen sei und dass umgekehrt Griechen Hyperborea besucht und dort Weihegeschenke mit griechischen Inschriften hinterlassen hatten Schliesslich berichtet Diodor noch dass Apollon alle 19 Jahre die Insel besuche da dann die Sterne wieder am gleichen Ort stunden Er erganzt diese vage Angabe durch eine Bezugnahme auf den nach dem griechischen Astronomen Meton benannten Metonischen Zyklus nach 19 Sonnenjahren sind fast genau 235 Mondmonate vergangen so dass sich auf Sonnenjahren und Mondmonaten basierende Kalenderzahlungen nach Ablauf dieses Zyklus wieder synchronisieren Der Gott tanze dann zur Herbsttagundnachtgleiche bis zum Aufgang der Plejaden ungefahr Mitternacht und spiele die Kithara Plinius Bearbeiten Wesentlich weniger skeptisch als Herodot oder Strabon zeigt sich Plinius der Altere 23 24 79 n Chr Ihm zufolge siedelten jenseits des Flusses Tanais des Don und des Maiotis Sees des Asowschen Meeres die Arimaspen Danach komme man zu dem schon bekannten Riphaengebirge hinter dem eine Pterophoros Feder tragend genannte Region ausserster Ungemutlichkeit zu durchqueren sei denn dort sei es auf immer dunkel und kalt und bestandig falle Schnee in grossen federartigen Flocken daher der Name Dahinter endlich finde sich das Land Hyperborea Dort sei die Achse auf der sich das Firmament drehe Die Menschen dort wurden fabelhaft alt man kenne keine Sorge und keinen Streit das milde Klima mache Hauser unnotig man lebe in Wald und Wiese und sterbe nur dann wenn man sich alt und lebenssatt nach einem Bankett mit Freunden von einem bestimmten Felsen sturze Dort gehe die Sonne nur einmal im Jahre auf und zwar zu Mittsommer und gehe zu Mittwinter unter nicht etwa Plinius betont das wie einige Ignoranten behaupten zur Fruhlings bzw Herbsttagundnachtgleiche Es werde gesagt dass man dort am Morgen sae zu Mittag das Korn zu Abend die Baumfruchte ernte und die Nacht in Hohlen verbringe An der Existenz Hyperboreas lasst er keinen Zweifel da schliesslich mehrfach belegt sei dass die Hyperboreer alljahrlich Opfergaben nach Delphi und Delos sendeten 31 Moderne Rezeption BearbeitenSymbol fur den hohen Norden Bearbeiten nbsp Ortelius Karte von 1572 mit dem Oceanus Hyperboreus im aussersten NordwestenIn der Neuzeit wurde Hyperborea lange lediglich als Symbol fur den hohen Norden verwendet 32 Der flamische Kartograph Abraham Ortelius 1527 1598 bezeichnete auf seiner Karte Europas 1572 den Nordatlantik zwischen Island und Gronland als Oceanus Hyperboreus Lokalisierungsversuche Bearbeiten Obwohl Diodors Schilderung sich auf den Roman des Hekataios stutzt also einen fiktionalen Text wurde sie zur Grundlage von verschiedenen Versuchen das Land Hyperborea in der realen Welt zu lokalisieren Dabei wurde es wiederholt mit Britannien identifiziert der in den Quellen erwahnte runde Tempel der Hyperboreer sei der megalithische Steinkreis von Stonehenge 33 Wann diese Vermutung erstmals geaussert wurde ist schwer zu bestimmen 34 Zu den Vertretern der These gehorte der deutsche Prahistoriker Carl Schuchhardt 1859 1943 35 und vor ihm der Geograph Wilhelm Sieglin 1855 1935 36 Ab den 1960ern interpretierten Gerald Hawkins 1928 2003 und Alexander Thom 1894 1985 Stonehenge als archaoastronomisches Instrument Man versuchte dabei auch eine Verbindung zwischen den 56 sogenannten Aubrey Lochern von Stonehenge und dem Metonischen Zyklus zu etablieren was in Zusammenhang mit den Aussagen Diodors als bemerkenswert gelten kann 37 1975 nahm auch der Althistoriker und Altorientalist Emil Forrer 1894 1986 an die Britischen Inseln seien das Land der Hyperboreer gewesen 38 Diese Theorien sind nach wie vor umstritten Aufgrund der offenbar vorliegenden Schilderung einer Polarnacht bei Plinius wie sie auch von Pytheas beschrieben wurde meinte man Hyperborea mit dem von Pytheas besuchten Thule identifizieren zu konnen dessen Lage allerdings ebenfalls mehr als unklar ist Skandinavien wurde so ebenfalls zu moglichen Lokalisierungen Hyperboreas Ende der 1940er Jahre lokalisierte der deutsche Atlantis Forscher Jurgen Spanuth 1907 1998 Hyperborea auf der Kimbrischen Halbinsel und verortete deren sudlichen Teil im Gebiet des heutigen Friesland Dabei argumentierte er mit der Aussage altgriechischer Schriftsteller das Hyperboreerland sei das einzige Land in welchem Bernstein gewonnen werde Das in den Klassikern beschriebene Zentralheiligtum des Hyperboreischen Apollon machte er auf dem Stollberg bei Bordelum aus 39 Der niederlandische Sprachwissenschaftler Albert Joris van Windekens 1915 1989 vertrat in den 1950er Jahren die These die Hyperboreer seien eine primitive Kulturgemeinschaft gewesen die im makedonisch thrakischen Raum gelebt habe und in archaischer und klassischer Zeit zu einem mythischen Volk des Nordens umgedeutet worden sei 40 Okkultismus Bearbeiten Die Legende eines kulturtragenden Volkes im aussersten Norden wird seit dem 19 Jahrhundert von Okkultisten propagiert Der franzosische Martinist Antoine Fabre d Olivet 1768 1825 behauptete es gebe vier Menschenrassen Eine schwarze in Afrika eine rote in Amerika eine gelbe in Asien und eine weisse in Europa und Indien die von den Hyperboreern abstamme Diese hatten ursprunglich um den Nordpol herum gesiedelt der deswegen auch als Wiege der Menschheit gelte Dabei stutzte er sich unter anderem auf den schwedischen Polyhistor Olof Rudbeck der im 17 Jahrhundert Atlantis in Schweden glaubte lokalisieren zu konnen 41 Fabre d Olivets Spekulationen verbanden sich in der Folgezeit mit der ursprunglich sprachwissenschaftlichen These von Ariern einer angeblich hochentwickelten Rasse als deren Urheimat haufig Hyperborea angesehen wurde Diese These wurde von der russischen Theosophin Helena Blavatsky 1831 1891 weiterentwickelt die lehrte die Arier seien die funfte Wurzelrasse der Menschheit die Hyperboreer dagegen die zweite riesige halbmenschliche Ungeheuer mit geringem Verstand die sich vor unvordenklicher Zeit durch Knospung fortgepflanzt hatten Sie seien in einer sintflutartigen Naturkatastrophe untergegangen 42 Blavatskys etwas durre Angaben zu Hyperborea wurden nach ihrem Tod von Theosophen wie Annie Besant 1847 1933 und William Scott Elliot gestorben 1930 ausgeschmuckt Danach sollen die Hyperboreer weil sie nur einen Atherleib besessen hatten ausschliesslich geubten Okkultisten sichtbar gewesen sein 43 Ahnliche Erkenntnisse die er auf ubersinnlichem Wege gewonnen haben will verbreitete der Grunder der Anthroposophie Rudolf Steiner 1861 1925 zu Beginn des 20 Jahrhunderts 44 Der italienische Rechtsesoteriker Julius Evola 1898 1974 behauptete in einem Goldenen Zeitalter hatten in der Polregion gottgleiche Nordmanner geherrscht Von dort seien sie durch eine kosmische Katastrophe vertrieben worden und hatten ihren heroisch maskulinen Initiationskult in dessen Mittelpunkt die Sonnenverehrung gestanden hatte uber die ganze Erde verbreitet Dabei seien sie in Konflikt mit der matriarchalen Kultur der Sudvolker geraten die den Mond und die Erde verehrt hatten Diese Legende einer hyperboreischen Abstammung der europaischen Menschheit verknupft Evola mit dem angeblich gleichfalls hyperboreischen Heiligen Gral der fur ihn das Symbol einer Wiedererrichtung eines Gottkonigtums in Europa ist 45 Der franzosische Pra Astronautiker Robert Charroux 1909 1978 beschreibt in seinem Livre des secrets trahis 1964 die Hyperboreer als kulturbringende Ausserirdische von der Venus und stellt ihnen als Feinde die Hebraer gegenuber 46 Der chilenische Antisemit Miguel Serrano 1917 2009 verknupft diese Geschichte mit der Theorie der hohlen Erde Die Hyperboreer hatten sich zum Schutz vor den verheerenden Folgen einer Polumkehr ins hohle Innere der Erde zuruckgezogen Ausserdem zieht er sie zur Deutung von 1 Mos 6 4 EU heran wonach Gottessohne mit Menschenfrauen Riesen gezeugt haben sollen die legendaren Nephilim Damit seien die den Neandertalern rassisch uberlegenen Cro Magnon Menschen gemeint allein die Arier hatten aber die Erinnerung an ihre Herkunft im Zeichen der schwarzen Sonne bewahrt Ihnen stellt er die Juden gegenuber die durch eine Weltverschworung versuchen wurden die Wiedererrichtung der hyperboreischen Herrlichkeit zu vereiteln 47 Im deutschsprachigen Raum werden diese antisemitischen Ausdeutungen des Mythos von Hyperborea von dem rechtsextremen Trivialschriftsteller Wilhelm Landig 1909 1997 und dem Rechtsesoteriker Jan Udo Holey 1967 weiterkolportiert 48 Nietzsche Bearbeiten Dem deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche 1844 1900 galten die Hyperboreer als Symbol der Einsamkeit der Erhabenheit und der geistigen Schonheit In der Schrift Der Antichrist benutzt Nietzsche 1888 die Hyperboreer als Identifikationsvorlage um seinen Stand jenseits der modernen Gesellschaft als Unzeitgemasser zu unterstreichen und seine Einsiedelei auszudrucken Wir sind Hyperboreer wir wissen gut genug wie abseits wir leben Jenseits des Nordens des Eises des Todes unser Leben unser Gluck Wir haben das Gluck entdeckt wir wissen den Weg wir fanden den Ausgang aus ganzen Jahrtausenden des Labyrinths Wer fand ihn sonst Der moderne Mensch etwa Ich weiss nicht aus noch ein ich bin Alles was nicht aus noch ein weiss seufzt der moderne Mensch An dieser Modernitat waren wir krank am faulen Frieden am feigen Compromiss an der ganzen tugendhaften Unsauberkeit des modernen Ja und Nein Friedrich Nietzsche Der Antichrist Fluch auf das Christentum Kapitel 1 49 Auf diese Weise unterstreicht Nietzsche dass seine Philosophie eine Philosophie fur Wenige ist Fantasy Bearbeiten In der phantastischen Horror Literatur von H P Lovecraft und anderen Autoren des Cthulhu Mythos wird Hyperborea als vorzeitliche Zivilisation auf Gronland beschrieben Thule Mythos die vor 750 000 Jahren ihre Blutezeit erlebte und uber weite Teile Afrikas und Europas herrschte Ian Cameron 1924 2018 verfasste 1961 den Roman Die Verlorenen den Disney 1974 als Insel am Ende der Welt verfilmt hat Auf dieser durch Vulkanismus erwarmten Insel in der Arktis leben noch Wikinger wie vor tausend Jahren in ihrer Stadt Astragard In dem Fantasy Film Sindbad und das Auge des Tigers Grossbritannien 1977 ist Hyperborea das Ziel der Reise In dem von Robert E Howard erdachten Hyborischen Zeitalter in dem die Abenteuer des Barbarenhelden Conan stattfinden gibt es ein Land namens Hyperborea Im Roman Der Dunkle Turm von Stephen King wird der Junge Jake eine der Hauptpersonen der Erzahlung von einem Buchhandler namens Towers mehrfach als hyperboraischer Wanderer bezeichnet Moglicherweise handelt es sich hierbei um eine Reminiszenz an H P Lovecraft ein erklartermassen grosses Vorbild von King Videospiele Bearbeiten Hyperborea kommt in den Computerspielen Rome Total War und Indiana Jones and the Fate of Atlantis vor Musik Bearbeiten Die Metal Band Bal Sagoth aus England erzahlt in ihren Liedern oft von einem fiktiven Land namens Hyperborea 50 Als Vorbild fungiert die Darstellung aus Lovecrafts Cthulhu Mythos 51 Auch die deutschen Elektronik Musiker Tangerine Dream veroffentlichten 1983 ein Album mit dem Titel Hyperborea Auf dem 1997 erschienenen Album Substrata des norwegischen Ambient Musikers Biosphere findet sich ein Song namens Hyperborea der Zitate aus der Serie Twin Peaks aufgreift Die US amerikanische Nintendocore Band Horse the Band veroffentlichte 2007 das Album A Natural Death dessen erster Song den Namen Hyperborea tragt Literatur BearbeitenAnnemarie Ambuhl Hyperboreioi In Der Neue Pauly Enzyklopadie der Antike Metzler Stuttgart 2010 Bd 5 Sp 801 f Timothy P Bridgman Hyperboreans Myth and history in Celtic Hellenic contacts Routledge New York NY 2005 ISBN 0 415 96978 6 1 Tsvete Lazova The hyperboreans A study in the Paleo Balkan tradition St Kliment Ohridski University Press Sofia 1996 ISBN 954 07 0893 1 Thracia pontica serie 7 Studia Thracia maritima Maximilian Mayer Hyperboreer In Wilhelm Heinrich Roscher Hrsg Ausfuhrliches Lexikon der griechischen und romischen Mythologie Band 1 2 Leipzig 1890 Sp 2805 2841 Digitalisat William Sale The Hyperborean Maidens on Delos In Harvard Theological Review 54 1961 ISSN 0017 8160 S 75 89 Arn Strohmeyer Von Hyperborea nach Auschwitz Wege eines antiken Mythos PapyRossa Verlag Koln 2005 ISBN 3 89438 328 3 PapyRossa Hochschulschriften 58 A J Van Windekens Les Hyperboreens In Rheinisches Museum fur Philologie 100 1957 S 164 169 Weblinks BearbeitenHyperborea im Theoi Project engl Th Bujack Pytheas von Massalia Der Norden im Altertum Auf bujack deEinzelnachweise Bearbeiten Annemarie Ambuhl Hyperboreioi In Der Neue Pauly Enzyklopadie der Antike Metzler Stuttgart 2010 Bd 5 Sp 801 Hans von Geisau Hyperboreioi In Der Kleine Pauly dtv Munchen 1979 Bd 2 Sp 1274 Ovid Metamorphosen 2 324 2 365 Hyginus Mythographus Fabulae 152 154 Apollonios von Rhodos Argonautika 4 594ff Flavius Philostratos imagines 1 11 Pindar Pythische Oden 10 27ff Annemarie Ambuhl Hyperboreioi In Der Neue Pauly Enzyklopadie der Antike Metzler Stuttgart 2010 Bd 5 Sp 801 Auch Kallimachos Fragment 187 erwahnt die hyperboreischen Eselsopfer fur Apollon Antoninus Liberalis Metamorphosen 20 Annemarie Ambuhl Hyperboreioi In Der Neue Pauly Enzyklopadie der Antike Metzler Stuttgart 2010 Bd 5 Sp 801 Bibliotheke des Apollodor 2 5 11 Pindar Olympische Oden 3 12 ff Annemarie Ambuhl Hyperboreioi In Der Neue Pauly Enzyklopadie der Antike Metzler Stuttgart 2010 Bd 5 Sp 801 Marek Winiarczyk Die hellenistischen Utopien De Gruyter Berlin Boston 2011 S 49 68 abgerufen uber De Gruyter Online Claudius Aelianus Tiergeschichten 11 1 Karl Otfried Muller Geschichten hellenischer Stamme und Stadte Bd 2 Breslau 1824 S 271f Herodot Historien 4 32 34 a b Kallimachos 4 Hymnos auf Delos 275 ff Herodot Historien 4 35 Charlotte R Long Greeks Carians and the Purification of Delos In American Journal of Archaeology Bd 62 Nr 3 Juli 1958 S 297 306 Thukydides Peloponnesischer Krieg 1 8 1 2 3 104 1 2 Herodot Historien 4 35 Pausanias Beschreibung Griechenlands 10 5 7 9 Pausanias Beschreibung Griechenlands 1 4 4 Herodot Historien 4 13 15 Herodot Historien 4 36 zur hyperboreischen Herkunft des Abaris vergleiche auch Platon Charmides 158c Strabon Geographika 7 3 1 Pomponius Mela Chorographia 1 12 Marek Winiarczyk Die hellenistischen Utopien De Gruyter Berlin Boston 2011 S 61 f abgerufen uber De Gruyter Online Diodor Bibliotheke historike 2 47 1 7 Plinius der Altere Naturalis historia 4 88 91 siehe auch 6 34 Annemarie Ambuhl Hyperboreioi In Der Neue Pauly Enzyklopadie der Antike Metzler Stuttgart 2010 Bd 5 Sp 801 Marek Winiarczyk Die hellenistischen Utopien De Gruyter Berlin Boston 2011 S 54 f abgerufen uber De Gruyter Online Siehe z B eine Buchbesprechung von 1831 in Gentleman s Magazine Bd 101 Juli Dezember 1831 S 325 ff Carl Schuchhardt Stonehenge In Prahistorische Zeitschrift 1910 S 339 Wilhelm Sieglin Entdeckungsgeschichte von England im Altertum Vortrag gehalten am 3 Oktober 1899 auf dem 7 Internationalen Geographenkongress in Berlin S 859 zitiert in Richard Hennig Die Anfange des kulturellen und Handelsverkehrs in der Mittelmeerwelt In Historische Zeitschrift 139 H 1 1929 S 1 33 Stonehenge Computer Memento vom 27 Juni 2015 im Internet Archive Emil Orgetorix Forrer Homerisch und silenisch Amerika San Salvador Selbstverlag 1975 Jurgen Spanuth Mein Weg nach Atlantis In Merian Reisemagazin 2 1949 5 Heft S 67 71 Online Fassung Albert Joris van Windekens Les Hyperboreens In Rheinisches Museum fur Philologie 100 1957 S 164 169 Umberto Eco Die Geschichte der legendaren Lander und Stadte Hanser Munchen 2013 S 225 ff und 241 244 Linus Hauser Kritik der neomythischen Vernunft Bd 1 Menschen als Gotter der Erde Schoningh Paderborn 2004 S 327 James A Santucci The Notion of Race in Theosophy In Nova Religio The Journal of Alternative and Emergent Religions 11 Heft 3 2008 S 48 Lyon Sprague de Camp Lost Continents The Atlantis Theme in History Science and Literature Dover Publications New York 1970 S 60 Rudolf Steiner Aus der Akasha Chronik Herausgegeben von Marie Steiner Rudolf Steiner Verlag Dornach 1986 S 98 110 Nicholas Goodrick Clarke Black Sun Aryan Cults Esoteric Nazism and the Politics of Identity NYU Press New York 2002 S 314 Hans Thomas Hakl Evola Giulio Cesare Julius or Jules In Wouter J Hanegraaff Hrsg Dictionary of Gnosis and Western Esotericism Brill Leiden 2006 S 348 Nicholas Goodrick Clarke Black Sun Aryan Cults Esoteric Nazism and the Politics of Identity NYU Press New York 2002 S 117 f Nicholas Goodrick Clarke Black Sun Aryan Cults Esoteric Nazism and the Politics of Identity NYU Press New York 2002 S 180 185 Nicholas Goodrick Clarke Black Sun Aryan Cults Esoteric Nazism and the Politics of Identity NYU Press New York 2002 S 142 f und 294 Wortlaut gemass der Kritischen Gesamtausgabe hrsg von Colli Montinari hrsg von P D Iorio Paris Nietzsche Source 2009 ff Lyrics Beispiel mit haufiger Erwahnung Hyperboreas auf darklyrics com Abgerufen im Mai 2009 Bal Sagoth auf hplovecraft com Abgerufen im Mai 2009 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hyperborea amp oldid 237588185