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Der Hohlenlowe Panthera spelaea teilweise auch Panthera leo spelaea ist eine ausgestorbene Grosskatze die zur Zeit des Pleistozans in Europa und Nordasien lebte Ursprunglich als mehr oder weniger klar abgegrenzte Unterart des Lowen Panthera leo angesehen sprechen genetische Befunde eher fur eine eigenstandige Art Die Erstbeschreibung erfolgte durch den Arzt und Naturforscher Georg August Goldfuss anhand eines Schadels aus der Zoolithenhohle von Burggaillenreuth bei Muggendorf in der Frankischen Alb HohlenloweSkelett eines Hohlenlowen im Naturhistorischen Museum WienZeitliches AuftretenMittelpleistozan bis Oberpleistozan300 000 bis 13 000 JahreFundortenordliches Eurasien nordliches NordamerikaSystematikRaubtiere Carnivora Katzenartige Feliformia Katzen Felidae Grosskatzen Pantherinae Eigentliche Grosskatzen Panthera HohlenloweWissenschaftlicher NamePanthera spelaeaGoldfuss 1810 Inhaltsverzeichnis 1 Geographische und zeitliche Verbreitung 2 Aussehen 3 Lebensweise 4 Verwandtschaft 5 Eismumien 6 Hohlenlowe und Mensch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeographische und zeitliche Verbreitung Bearbeiten nbsp Karte mit der ungefahren Verbreitung von Lowen aus dem spaten Pleistozan Rot zeigt die maximale Verbreitung von Panthera spelaea an blau die maximale Verbreitung von Panthera atrox und grun die maximale Verbreitung von Panthera leo leo Panthera leo persica Sterne zeigen ungefahre Standorte von Funden der entsprechenden Lowen Die Einfugungen zeigen Details der modernen Grenzen von Yukon Territory Kanada und Chukotka Russland sowie regionale Siedlungen In Europa erschienen Lowen erstmals mit Panthera fossilis dem sogenannten Mosbacher Lowen vor ca 700 000 Jahren Die Tatsache dass diese Mosbacher Lowen gelegentlich auch als Hohlenlowen bezeichnet werden kann zu Verwirrungen fuhren Hier wird unter dem Begriff Hohlenlowe daher ausschliesslich Panthera spelaea verstanden Die Herkunft des Hohlenlowen ist nicht eindeutig Wahrscheinlich sind beide Hohlenlowe und Mosbacher Lowe nahe miteinander verwandt Aufgrund einzelner tigriner Merkmale etwa im Bau des Hirnschadels lassen sich beide Formen moglicherweise auf den eher asiatisch osteuropaisch verbreiteten Panthera gombaszoegensis zuruckfuhren 1 Erstmals belegt ist der Hohlenlowe vor etwa 300 000 Jahren im spaten Mittelpleistozan Der Hohlenlowe war weit uber das nordliche Eurasien verbreitet und drang selbst wahrend der Kaltzeiten weit nach Norden vor Uber die durch die Vereisung trockengefallene Bering Landbrucke erreichte er im spaten Mittelpleistozan auch Alaska Von dort aus stiess er wahrscheinlich weiter nach Suden vor und entwickelte sich durch genetische Isolierung zum Amerikanischen Lowen Panthera atrox In einer weiteren Ausbreitungswelle erreichte der Hohlenlowe im fruhen Jungpleistozan erneut Alaska blieb aber in Nordamerika auf diese Region beschrankt 2 Der Hohlenlowe verschwand mit dem Ende der letzten Kaltzeit vor etwa 12 000 Jahren hielt sich aber moglicherweise auf der Balkanhalbinsel bis weit in die Nacheiszeit hinein Bei diesen Lowen die anscheinend noch zur Zeitenwende auf dem Balkan lebten ist allerdings nicht geklart ob sie tatsachlich zur Unterart des Hohlenlowen gehorten Die jungsten gesicherten Nachweise von Hohlenlowen aus dem Gebiet des Lena Flusses in Sibirien beziehungsweise aus Sigmaringen in Deutschland werden mittels Radiokohlenstoffdatierung auf ein Alter von etwa 12 500 Kohlenstoffjahren datiert das absolute Alter in Kalenderjahren liegt etwas daruber 3 Fossilfunde des Hohlenlowen stammen haufig aus Hohlen wo ihre Kadaver oft von Hyanen hereingeschleppt worden sein durften Derartige Hohlen in Deutschland sind die Bilsteinhohle die Balver Hohle das Perick Hohlensystem die Kepplerhohle und die Zoolithenhohle Aus Siegsdorf in Bayern ist ein vollstandiges Skelett eines Hohlenlowen ausserhalb einer Hohle bekannt das 1985 gefunden wurde 4 Ein nahezu vollstandiges Skelett einer Lowin mit pathologischen Veranderungen wurde in Neumark Nord im Geiseltal entdeckt 1 5 Ein weiteres vollstandiges Hohlenlowenskelett wurde in der Srbsko Chlum Komin Hohle in Tschechien gefunden 6 Aussehen Bearbeiten nbsp Schadel eines HohlenlowenAusgewachsene Hohlenlowen ubertrafen im Schnitt heutige Lowen um 5 bis 10 an Korpergrosse jedoch trifft dies nicht fur alle Skelettelemente zu 7 Fur einige Funde aus dem Rheingebiet liegen Berechnungen der Korpergrosse vor So wurde fur ein rund 37 cm langes Schienbein aus Hessenaue eine Kopf Rumpf Lange von 217 cm ermittelt fur ein etwa 34 cm langes Schienbein aus Geinsheim betragt die Korperlange gut 206 cm Ein etwa 37 cm langer Oberschenkelknochen aus Gross Rohrheim fuhrt zu einer Kopf Rumpf Lange von 194 cm 8 Sie erreichten damit nicht die deutlich grosseren Ausmasse der Mosbacher Lowen Panthera fossilis und der Amerikanischen Lowen Panthera atrox Die maximale Schadellange mannlicher Hohlenlowen aus der Weichsel Kaltzeit lag bei etwa 40 cm Fruhere Formen des Hohlenlowen etwa aus der Eem Warmzeit erreichten mit bis zu 45 cm Schadellange vergleichbare Ausmasse wie der Mosbacher Lowe oder der Amerikanische Lowe 9 Anhand einzelner Eismumien aus dem nordlichen Russland kann die Fellbedeckung des Hohlenlowen relativ gut rekonstruiert werden Das Fell zeichnete sich durch eine Teilung in dichtes Wollhaar und in Deckhaar aus was sich sowohl bei Jung als auch bei ausgewachsenen Tieren belegen liess Im Unterschied dazu ist das Wollhaar bei ausgewachsenen Individuen des heutigen Lowen nur marginal ausgebildet bei Jungtieren kommt es nicht vor Das Deckhaar des Hohlenlowen war schwarz bis dunkelbraun gefarbt Einzelne Haare wiesen auch hellgelbe Spitzen auf Die Lange der Haare variierte zwischen 35 und 60 mm Dies ist weitgehend doppelt so lang wie beim heutigen Lowen ausgenommen die Mahne Im Vergleich zu diesem waren die Deckhaare beim Hohlenlowen dunner hatten aber eine ahnlich gut entwickelte Markrohre die bis zu drei Viertel des Schaftdurchmessers beanspruchte Lediglich fragmentiert liegen Leithaare vor die aber mit einem Durchmesser von 180 bis 200 mm doppelt so dick waren wie normale Deckhaare Das Wollhaar bildete den Hauptteil des Fells beim Hohlenlowen und stellt somit ein effektives Warmepolster dar Es wies eine hellgelbliche Farbung auf und zeigte sich stark gekrauselt mit drei bis sechs Wellen bei einer Haarlange von maximal 35 mm Auch hier war die Markrohre gut entwickelt Abweichend von den ausgewachsenen Hohlenlowen war das Fell der Jungtiere weniger differenziert Es kamen keine Leithaare vor und sowohl die Deck als auch die Wollhaare besassen in etwa die gleiche Lange ebenso erwies sich die Markrohre als noch nicht vollstandig ausgebildet Allerdings zeichneten sich an der Schnauze bereits Vibrissen ab Das gesamte Fell der Jungtiere hatte eine weisse Tonung 10 11 12 Zusatzliche Informationen uber die Fellbedeckung konnen aus altsteinzeitliche Darstellungen wie Hohlenmalereien und Figurinen gewonnen werden Sie zeigen den Hohlenlowen immer ohne Mahne was als Hinweis dient dass mannliche Individuen im Gegensatz zu ihren afrikanischen und indischen Verwandten mahnenlos waren Jedoch weisen diese Darstellungen oftmals die lowentypische Schwanzquaste auf Das Fell scheint nach diesen Zeichnungen einfarbig gewesen zu sein Als weitere Hinweise auf die Weichteilerhaltung konnen fossile Trittsiegel herangezogen werden die aus Niederterrassen Ablagerungen der Emscher bei Bottrop erhalten sind Die Hohlenlowenfahrte verlauft uber rund 13 m Lange und besteht aus insgesamt 29 Abdrucken Die Hand ist etwa 14 2 cm lang und 13 6 cm breit der Fuss hat in Lange und Breite mit 14 2 und 14 3 cm nahezu die gleichen Ausmasse Allerdings ist der Ballen der Hand breiter und oval wahrend der des Fusses eher rechteckig oder nierenformig erscheint Vor jedem Ballen sind deutlich je vier Zehen eingedruckt der Daumen der Hand hinterliess somit keine Spuren Die Abstande zwischen Vorder und Hinterfuss betragen 175 bis 180 cm die Spurenweite zwischen den Vorder und Hinterfussen gut 32 cm Das Individuum querte die Landschaft mit einer Geschwindigkeit von 11 6 km h was einem zugigen Lauf aber keinem Spurt entspricht 13 14 15 Lebensweise Bearbeiten nbsp Hohlenlowe mit Beute Heinrich Harder um 1920 Lowen besiedelten Europa und Nordasien sowohl in den Warmzeiten als auch in den Kaltzeiten In Mitteleuropa kamen die Hohlenlowen auch wahrend der maximalen Vereisung vor Die fossilen Trittsiegel von Bottrop zeigen neben der Grosskatze auch Spuren des Rens und anderer Huftiere wie Rinder und Pferde 13 14 Die Nahrung des Hohlenlowen bestand vor allem aus grosseren Huftieren der damaligen Zeit etwa Wildpferden Hirschen Wildrindern und Antilopen Dabei zeigen Isotopenanalysen an Hohlenlowenresten aus zahlreichen Fundstellen Mittel und Westeuropas etwa aus der Schwabischen Alb den Ardennen dem nordwestlichen Alpenvorland und dem Pariser Becken eine sehr variable Ernahrungsweise So scheinen Tiere aus der Schwabischen Alb und den Ardennen starker auf das Ren und Jungen des Hohlenbaren spezialisiert gewesen zu sein was eventuell durch die Anwesenheit der Hohlenhyane als grossen Nahrungskonkurrenten zu erklaren ist Dies ist ein Unterschied zu den heutigen Verhaltnissen in den afrikanischen Savannen wo sich das Beutespektrum der Lowen und Hyanen stark uberlappen Denkbar ist daher dass im Gegensatz zu rezenten Lowen der Hohlenlowe eher solitar oder in kleinen Familienverbanden auf Jagd ging In Regionen und Zeiten wo die Hohlenhyane nicht anwesend war erweiterte sich das Nahrungsspektrum des Hohlenlowen Am Ende der letzten Kaltzeit stellte das Ren die bedeutendste Beute der Grosskatze dar 16 In jungpleistozanen Ablagerungen des Rheins von Hessenaue bei Darmstadt wurde das Schienbein eines Hohlenlowen gefunden das trotz einer schweren Entzundung des Knochenmarks die das Tier vorubergehend jagdunfahig machte spater wieder verheilt ist Das Tier muss demnach noch langere Zeit mit dieser Behinderung uberlebt haben Das legt nahe dass dieses Tier von Artgenossen an der Beute geduldet oder mit Futter versorgt wurde Moglicherweise war der Hohlenlowe also ahnlich wie heutige Lowen ein Rudeltier 8 Trotz seines Namens war der Hohlenlowe kein ausgesprochener Bewohner von Hohlen Im Gegensatz zur Hohlenhyane und zum Hohlenbaren hat er Hohlen vermutlich auch nur selten als Versteck aufgesucht Besonders kranke alte oder geschwachte Hohlenlowen suchten hier wahrscheinlich Schutz und verendeten Auch wurden teilweise offenbar vollstandige Lowenkadaver von Hohlenhyanen in Hohlen geschleppt Ihre Jungen scheinen Hohlenlowen im Gegensatz zu Hohlenbaren oder Hyanen nicht in Hohlen aufgezogen zu haben Dies ist an den wenigen Funden von jungen Lowen in Hohlen und dem Fehlen von Lowen Milchzahnen ersichtlich Ahnlich wie heutige Lowen scheinen Hohlenlowen ihre Beute auch nicht in Hohlen versteckt zu haben ganz im Gegensatz zu Hyanen 4 Verwandtschaft BearbeitenSystematik der Grosskatzen nach Chatar et al 2022 17 Panthera palaeosinensis Neofelis Panthera Palaeopanthera blytheae Panthera uncia Schneeleopard Panthera gombaszoegensis Panthera tigris Tiger Panthera onca Jaguar Panthera pardus Leopard Panthera leo Lowe Panthera spelaea Hohlenlowe Panthera atrox Amerikanischer Lowe Vorlage Klade Wartung StyleInneres Verwandtschaftsverhaltnis des Hohlenlowen nach Stanton et al 2020 18 Panthera spelaea Clade C Eurasien Clade B Ostsibirien Alaska Clade A Ostsibirien Vorlage Klade Wartung StyleAnders als beim Mosbacher Lowen Panthera fossilis war beim Hohlenlowen lange Zeit umstritten ob er dem Tiger Panthera tigris oder dem Lowen Panthera leo zuzurechnen ist oder sogar eine eigene Art darstellt Im Jahre 2004 ist es deutschen Wissenschaftlern gelungen durch einen DNA Test den Hohlenlowen als Unterart oder zumindest als sehr nahen Verwandten des Lowen Panthera leo zu identifizieren 19 Dies wurde inzwischen bestatigt 3 wodurch ein seit der Erstbeschreibung im Jahre 1810 bestehender Streit geklart werden konnte ob es sich bei den Fossilien um die Uberreste eines Lowen oder eines Tigers handelt Dennoch bilden die pleistozanen Lowen des Nordens eine eigene Linie der die Lowen Afrikas und Sudasiens gegenuberstehen Zu dieser sogenannten spelaea Gruppe zahlen der Mosbacher Lowe der Hohlenlowe und der Amerikanische Lowe Panthera atrox Alle heutigen Lowen gehoren der leo Gruppe an Wann sich diese beiden Gruppen voneinander trennten ist nicht ganz eindeutig Einzelne genetische Untersuchungen veranschlagen einen Zeitraum von vor rund 500 000 bis 600 000 Jahren 19 20 Nach einer Analyse aus dem Jahr 2016 erfolgte die Aufspaltung der spelaea und der leo Gruppe jedoch schon vor etwa 1 89 Millionen Jahre wodurch unter anderem eine Eigenstandigkeit des Hohlenlowen auf Artniveau gerechtfertigt ist Die fruhe Trennung liess sich in einer weiteren Studie aus dem Jahr 2020 bestatigen 18 Die unterschiedlichen Ergebnisse der einzelnen genetischen Analysen werden auf abweichende Kalibrationsmodelle zuruckgefuhrt da einige Untersuchungen den Umweg uber die absolute Datierung des Mosbacher Lowen gehen 21 Innerhalb der genetischen Diversitat des Hohlenlowen gibt es einen grosseren Split mit zwei Kladen Die eine Clade C besiedelte den grossten Teil Eurasiens Eine weitere genetisch eng verwandte Gruppe ist auf Ostsibirien und Beringia beschrankt sie wird als Clade B bezeichnet Die Tiere unterscheiden sich auch morphologisch von den anderen Hohlenlowen durch ihre geringere Grosse Bisweilen werden sie daher auch als eigene Unterart P s vereshchagini betrachtet 22 Beide Linien trennten sich genetisch vor etwa 578 000 Jahren also im Verlauf des Mittelpleistozans Eine dritte Gruppe gegenwartig nur durch ein Individuum aus Ostsibirien reprasentiert und als Clade A hervorgehoben hatte sich bereits im Altpleistozan vor rund 971 000 abgespalten 3 18 Im Gegensatz dazu bestehen relativ deutliche genetische Unterschiede zwischen Amerikanischen Lowen sudlich der glazialen Eisschilde einerseits und Eurasischen bzw Beringia Hohlenlowen andererseits 3 Ihre Trennung fand im spaten Mittelpleistozan vor rund 340 000 bis 165 000 Jahren statt 2 Eismumien BearbeitenReste mumifizierter Kadaver des Hohlenlowen sind sehr selten Bisher wurden nur rund ein halbes Dutzend Exemplare gefunden die alle aus dem Permafrostgebiet im Norden Russlands stammen Ein erstes Skelett eines ausgewachsenen Tieres wurde im Jahr 2008 am Fluss Malyi Anyui im westlichen Teil von Tschukotka entdeckt Disartikuliert von dem Skelett fanden sich eine Kralle und Haarreste 10 11 nbsp Eismumien von zwei Jungtieren Sparta a c e f und Boris b d Vier weitere Funde umfassen Jungtiere Alle wurden bisher in der gleichen Region dem Becken der Indigirka im Rajon Abyjski ulus in der russischen Republik Sacha Jakutien aufgedeckt Zwei vollstandig erhaltene Individuen fanden sich nach An gaben der Akademie der Wissenschaften von Jakutien im Sommer 2015 am Ufer des Flusses Ujandina Die Funde weisen einen ausserordentlich guten Erhaltungs zustand auf 23 und wurden im November 2015 der Offentlichkeit vorgestellt 24 Das Alter der Eismumien wurde zuerst auf mindestens 12 000 Jahren datiert mit einem Lebensalter von in etwa vier Wochen Neuere Untersuchungen deuten auf ein Lebensalter von 1 2 Wochen sowie eine mogliche Konservierungsdauer von bis zu 55 000 Jahren hin 25 Die beiden Welpen erhielten die Namen Uyan und Dina Im Magen von Uyan konnte eine grossere Menge einer weissen Flussigkeit nachgewiesen werden es handelt sich dabei moglicherweise um Muttermilch Um die Flussigkeit nicht zu kontaminieren wurde diese bisher Stand 2017 nicht entnommen Die Untersuchung durch jakutische russische US amerikanische deutsche japanische und sudkoreanische Wissenschaftler dauert noch an und wird voraussichtlich insgesamt drei Jahre benotigen 26 Die Akademie der Wissenschaften von Jakutien gab Anfang 2017 den Fund eines weiteren ca 43 450 Jahre alten Exemplars einer Eismumie eines mannlichen Jungtieres bekannt das den Namen Boris erhielt Die Fundstelle befand sich am Ufer des Flusses Semyuelyach russisch Semyuelyah englisch Semyulyakh 68 5789 N 147 1606 O 68 57889 147 16055 einem Zubringer des Tirechtych russisch Tirehtyah englisch Tirekhtykh Das dort 2017 gefundene Exemplar ist in nahezu perfektem Zustand 4 kg schwer 45 cm lang und wurde im Lebensalter zwischen 2 und 3 Wochen konserviert 27 Nur 15 m von der Fundstelle entfernt kam im Jahr 2018 ein weibliches Jungtier zum Vorschein das vor gut 27 960 Jahren im Alter von 1 bis 2 Monaten starb Es wurde auf den Namen Sparta getauft 12 28 Hohlenlowe und Mensch BearbeitenDer Hohlenlowe kommt an zahlreichen Fundstellen des fruhen Menschen der Altsteinzeit vor In der Regel ist er aber selten vertreten Am rund 350 000 Jahre alten altpalaolithischen Fundplatz Bilzingsleben in Thuringen macht er rund 1 der aufgefundenen Tierreste aus Ob die Tiere aktiv bejagt wurden war lange Zeit unklar Zumindest wurde uberlegt ob der fruhe Mensch diese eventuell aufgrund von Nahrungskonkurrenz gelegentlich erlegte 29 Indizien fur eine Jagd finden sich hingegen an der neandertalerzeitlichen Fundstelle von Siegsdorf in Bayern die etwa in die Mitte der Letzten Kaltzeit vor rund 50 000 Jahren datiert Hier zeigt ein Skelett eines Hohlenlowen Impaktnarben an den Rippen die offensichtlich auf eine Jagdwaffe des Menschen zuruckgehen welche schrag in die Bauchhohle eindrang Schnittspuren an den Knochen deuten zudem darauf hin dass das Individuum anschliessend zerlegt wurde Daruber hinaus lassen ebenfalls Schnittspuren an einem weiteren Skelett aus der Einhornhohle in Niedersachsen vermuten dass die Neandertaler bereits vor rund 190 000 Jahren das Fell der Tiere nutzten Auffallenderweise finden sich derartige Marken an den Zehenknochen so dass das Fell offensichtlich mitsamt der Tatzen abgezogen wurde Hier konnte eine symbolische Bedeutung eine Rolle gespielt haben 30 nbsp Eiszeitliche Darstellung von Hohlenlowen in der Hohle von ChauvetVon den fruhen Menschen des Jungpalaolithikums wurde der Hohlenlowe verschiedentlich kunstlerisch dargestellt Er ist somit Bestandteil der Hohlenmalerei und auch der Kleinkunst Besonders eindrucksvolle Belege finden sich in der Frankokantabrischen Hohlenkunst Zu den altesten Beispielen gehort die Grotte Chauvet im Departement Ardeche in Sudfrankreich deren Abbildungen uber 30 000 Jahre alt sind Hier sind unter anderem auf dem Panneau der Lowen rund ein Dutzend Tiere abgebildet die sich einer Gruppe von Wildrindern Wollnashornern und Wollhaarmammuten zuwenden Alle Tiere sind durch schwarze Umrisslinien wiedergegeben 31 In anderen Hohlen sind Zeichnungen des Hohlenlowens weitaus seltener In der Hohle von Lascaux im Departement Dordogne die mit rund 16 000 Jahren deutlich junger ist finden sich in der Kammer der Feliden drei eingeritzte Darstellungen von Hohlenlowen 32 Einzelnen Erhebungen zufolge macht die Grosskatze nur rund 2 aller abgebildeten Tiere in der Hohlenkunst aus 33 nbsp Skulptur aus Mammutelfenbein die wahrscheinlich einen Hohlenlowen darstellt etwa 40 000 Jahre alt Artefakt aus der Vogelherdhohle heute im Museum der Universitat Tubingen MUT nbsp Durchbohrter Lowenzahn Grotte DuruthyNeben der Hohlenmalerei finden sich mehrere Beispiele in der mobilen Kleinkunst Es treten sowohl plastische Skulpturen als auch Ritzzeichnungen auf Als herausragend sind die Figuren aus der Vogelherdhohle im Lonetal der Schwabischen Alb in Suddeutschland anzusehen Es wurden mehrere Voll und Halbplastiken gefunden die zwischen 6 und 9 cm lang sind hinzu kommt ein einzelner Lowenkopf Aus dem wenig entfernten Hohlenstein Stadel stammt eine rund 31 cm grosse Figur die als Lowenmensch bezeichnet und als Mischwesens interpretiert wird Alle genannten Figuren wurden aus Elfenbein gefertigt Mit einem Alter von mehr als 32 000 datieren sie in das Aurignacien und gehoren zu den altesten Kunsterzeugnissen der Menschheit Sie sind Teil der Hohlen und Eiszeitkunst der Schwabischen Alb Aus dem nachfolgenden Gravettien wurden verschiedentlich Plastiken aus gebranntem Ton uberliefert so ein kleiner nur 4 5 cm langer Lowenkopf aus Dolni Vestonice bei Brno in Mahren Aus dem Magdalenien wiederum sind mehrere Ritzzeichnungen bekannt so unter anderem von den gravierten Schieferplatten der Fundstelle Gonnersdorf bei Neuwied 34 35 36 Uber die eigentlichen Darstellungen hinaus wurden Reste des Hohlenlowen mitunter auch als Rohmaterialquelle fur Kleinkunst verwendet Erwahnenswert sind hierbei durchbohrte Eckzahne aus der Hohle Duruthy bei Sorde l Abbaye 37 Literatur BearbeitenAlan Turner The big cats and their fossil relatives Columbia University Press New York NY 1997 ISBN 0 231 10229 1 Wighart von Koenigswald Lebendige Eiszeit Klima und Tierwelt im Wandel Theiss Verlag Stuttgart 2002 ISBN 3 8062 1734 3 Joachim Burger Wilfried Rosendahl Odile Loreille Helmut Hemmer Torsten Eriksson Anders Gotherstrom Jennifer Hiller Matthew J Collins Timothy Wess Kurt W Alta Molecular phylogeny of the extinct cave lion Panthera leo spelea In Molecular 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interglaziales Okosystem des mittelpalaolithischen Menschen Veroffentlichungen des Landesmuseums fur Vorgeschichte in Halle 62 Halle Saale 2010 S 339 360 a b Alexander T Salis Sarah C E Bray Michael S Y Lee Holly Heiniger Ross Barnett James A Burns Vladimir Doronichev Daryl Fedje Liubov Golovanova C Richard Harington Bryan Hockett Pavel Kosintsev Xulong Lai Quentin Mackie Sergei Vasiliev Jacobo Weinstock Nobuyuki Yamaguchi Julie Meachen Alan Cooper Kieren J Mitchell Lions and brown bears colonized North America in multiple synchronous waves of dispersal across the Bering Land Bridge In Molecular Ecology 2021 doi 10 1111 mec 16267 a b c d R Barnett B Shapiro I Barnes S Y Ho J Burger N Yamaguchi T F Higham H T Wheeler W Rosendahl A V Sher M Sotnikova T Kuznetsova G F Baryshnikov L D Martin C R Harington J A Burns A Cooper Phylogeography of lions Panthera leo ssp reveals three distinct taxa and a late Pleistocene reduction in genetic diversity In Molecular Ecology 18 8 2009 S 1668 1677 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