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Die Hohlenhyane Crocuta crocuta spelaea Goldfuss 1823 fruher Hyaena spelaea war eine Unterart der Tupfelhyane die bis ins Jungpleistozan in Europa lebte HohlenhyaneRekonstruktionSystematikOrdnung Raubtiere Carnivora Unterordnung Katzenartige Feliformia Familie Hyanen Hyaenidae Gattung CrocutaArt Tupfelhyane Crocuta crocuta Unterart HohlenhyaneWissenschaftlicher NameCrocuta crocuta spelaea Goldfuss 1823 Inhaltsverzeichnis 1 Lebensweise 2 Systematik 3 Verbreitung und Aussterben 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLebensweise Bearbeiten nbsp Schadel mit Unterkiefer einer Hohlenhyane Jungpleistozan Aufhausener Hohle Geislingen an der Steige im Museum am Lowentor Stuttgart nbsp Hyanenfund von Trou de Cluzeau in RonsenacHohlenhyanen waren keine wirklichen Hohlenbewohner wie der Name vermuten lassen konnte Sie suchten die Hohlen lediglich als Unterschlupf auf Zu den zahlreichen Fundorten von Hohlenhyanen zahlen unter anderem Balver Hohle Bilsteinhohle Mammuthohle Buchenhull und Teufelshohle Es ist nicht bekannt ob sie in Rudeln oder eher als Einzeltier gelebt haben Im Perick Hohlensystem bei Hemer fand man Individuen mit einem Alter bis zu 25 Jahren 1 Ein Mammutknochen der dort gefunden wurde war von Menschen aufgebrochen worden und zeigt daruber hinaus Bissspuren der Hohlenhyane Dies zeigt anschaulich dass die Tiere teilweise die Reste menschlicher Beute raubten In der Balver Hohle kamen Hohlenhyanen Hohlenbaren und Menschen teilweise in den gleichen Zeitabschnitten vor 2 In Hohlen die regelmassig von Hohlenhyanen aufgesucht wurden findet man neben den Resten von Menschen und Hohlenbaren die Hohlen ebenfalls haufig als Unterschlupf aufsuchten zahlreiche eiszeitliche Tiere die als Nahrung herbeigeschleppt wurden In Hyanenhohlen Mitteleuropas findet man etwa Knochen von Wollhaarmammut Wollnashorn Wildpferd Halbesel Steppenbison Steinbock Gamse Riesenhirsch Rothirsch Rentier Wolf Vielfrass und Hohlenlowe die von den Hohlenhyanen aufgebrochen oder angebissen wurden Funde von jungen Hyanen belegen dass die Hohlen auch fur die Jungenaufzucht genutzt wurden Neben echten Hohlen dienten vielerorts auch Bauten oder Cluzeaus 3 in offenem Gelande als Unterschlupf Derartige Hyanenhorste ausserhalb von Hohlen kennt man etwa aus Bad Wildungen Ahnlich wie heute in den afrikanischen Savannen waren Lowen und Hyanen auch im eiszeitlichen Mitteleuropa sowohl Nahrungskonkurrenten als auch Fressfeinde Das grosse Hohlenlowenmannchen von Siegsdorf das neben einem Mammutkadaver gefunden wurde wurde moglicherweise das Opfer eines Hyanenclans 4 Hohlenhyanen waren haufig grosser als heutige afrikanische Tupfelhyanen 5 Systematik BearbeitenLange war umstritten ob die Hohlenhyane als Unterart der Tupfelhyane oder als eigenstandige Art zu gelten habe Genetische Analysen der mitochondrialen DNA von prahistorischen Hohlenhyanen und rezenten Tupfelhyanen zeigen dass Hohlenhyanen aus dem Gebiet zwischen Europa und dem Altaigebirge zwei sympatrische Kladen formten und teilweise zur selben Klade wie die heutigen nordafrikanischen Formen gehoren Vermutlich kam es seit dem Pliozan mindestens dreimal zuletzt vor maximal 360 000 Jahren zu einem genetischen Austausch zwischen Afrika und Eurasien Dieser Austausch von Erbmaterial muss allerdings nicht die Auspragung von besonderen Merkmalen der Hohlenhyane verhindert haben 6 Aufgrund der nahen Verwandtschaft gilt die Hohlenhyane heute meist als Unterart der Tupfelhyane 7 Verbreitung und Aussterben Bearbeiten nbsp Skelett einer HohlenhyaneTupfelhyanen waren im Eiszeitalter von Westeuropa bis China verbreitet Gemeinhin bezeichnet man alle pleistozanen eurasischen Hyanen der Gattung Crocuta als Hohlenhyanen Diese ursprungliche Definition durfte allerdings zu sehr vereinfacht sein Ostwarts erreichte die Hohlenhyane im engeren Sinne mindestens das Altaigebirge Die Hyanen die weiter ostlich etwa in Ostchina lebten scheinen genetischen Befunden zufolge zu einer anderen Gruppe gehort haben 6 Die Hohlenhyane war in Europa nordwarts bis auf die Britischen Inseln und Mitteldeutschland verbreitet Hier kam sie wahrend der Kaltzeiten auch gemeinsam mit Wollhaarmammuten und Wollnashornern in einer Kaltesteppe vor Eigenartigerweise scheint sie in den warmen Klimaabschnitten nicht weiter nach Norden vorgedrungen zu sein Zumindest kennt man keine Funde aus Nordeuropa Die Hohlenhyane starb gegen Ende des Pleistozans aus Die Ursachen dafur sind unklar Klimatische Ursachen konnten eine Rolle gespielt haben So durfte die Kaltephase wahrend des Weichsel Hochglazials vor rund 20 000 Jahren eine Verkleinerung des Verbreitungsgebietes bewirkt haben Das Verschwinden in den sudlichen Teilen Europas kann mit klimatischen Ursachen aber kaum erklart werden Moglich ware dass die Wildtiere weniger wurden und damit die Nahrungsgrundlage schlechter wurde Denkbar ist auch ein zunehmender Konkurrenzdruck durch den Menschen der ihr Nahrung oder Unterschlupfe streitig gemacht haben durfte 8 Zahlreiche eiszeitliche Hyanenfunde sind beispielsweise aus den Hohlen im westfalischen Sauerland bekannt so etwa aus der Balver Hohle den Perick Hohlen der Rosenbecker Hohle der Martinshohle der Grurmannshohle und dem Hohlen Stein Aus dem Spatpleistozan des Sauerlands kennt man insgesamt uber 600 Hyanenknochen die mindestens 8 Tieren zuzuordnen sind 4 Auch in den Hohlen des Bohmischen Karst in Tschechien wurden viele Fossilfunde gemacht Ein nahezu vollstandiges Skelett einer Hohlenhyane wurde etwa in den Koneprusy Hohlen nahe Beroun gefunden 9 Literatur BearbeitenCajus G Diedrich Eiszeithyanen Mit Bisonknochen in die Kuhlkammer In National Geographic Deutschland 9 Mai 2005 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hohlenhyane Crocuta crocuta spelaea Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Cajus G Diedrich Eine oberpleistozane Population von Crocuta crocuta spelaea GOLDFUSS 1823 aus dem eiszeitlichen Fleckenhyanenhorst Perick HohlensystemPerick Hohlen von Hemer Sauerland NW Deutschland und ihr Kannibalismus In Phillippa Band 12 Nr 3 2005 S 93 115 Zusammenfassung Cajus G Diedrich Periodical use of the Balve Cave NW Germany as a Late Pleistocene Crocuta crocuta spelaea Goldfuss 1823 den Hyena occupations and bone accumulations vs human Middle Palaeolithic activity In Quaternary International Band 233 2011 S 171 184 online Cluzeau werden auf okzitanisch im Norden Aquitaniens im Limousin im Perigord in den Boden gegrabene oder in eine Felswand gehauene Schutzhohlen genannt a b Cajus G Diedrich Steppe lion remains imported by Ice Age spotted hyenas into the Late Pleistocene Perick Caves hyena den in northern Germany In Quaternary Research Band 71 Nr 3 University of Washington 2009 S 361 374 D Nagel N Rohland M Hofreiter Phylogeography of the cave hyaena Crocuta crocuta spelaea morphology versus genetics 18th International Senckenberg Conference 2004 in Weimar 2004 a b N Rohland J L Pollack D Nagel C Beauval J Airvaux S Paabo M Hofreiter The Population History of Extant and Extinct Hyenas In Molecular Biology and Evolution Band 22 Nr 12 2005 S 2435 2443 doi 10 1093 molbev msi244 Martin Dockner Comparison of Crocuta crocuta crocuta and Crocuta crocuta spelaea through computer tomography Master Thesis Universitat Wien 22 Dezember 2006 PDF Datei 2 80 MB S Varela J M Lobo J Rodriguez P Batra Were the Late Pleistocene climatic changes responsible for the disappearance of the European spotted hyena populations Hindcasting a species geographic distribution across time In Quaternary Science Reviews Band 29 2010 S 2027 2035 Cajus G Diedrich K Zak Prey deposits and den sites of the Upper Pleistocene hyena Crocuta crocuta spelaea Goldfuss 1823 in horizontal and vertical caves of the Bohemian Karst Czech Republic In Bulletin of Geosciences Band 81 Nr 4 2006 S 237 276 online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hohlenhyane amp oldid 234915548