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Megaloceros auch Riesenhirsche war eine Gattung sehr grosser Hirsche und Vertreter der Megafauna die wahrend der Zeit des spaten Pleistozans und des fruhen Holozans in Eurasien und dem nordlichen Afrika lebte Lange ging man davon aus die Megaloceros Spezies seien bereits am Ende der letzten Kaltzeit durch Selektionsdruck aufgrund von klimatischen Veranderungen sowie Veranderungen des Nahrungsangebotes ausgestorben Die Analyse von Knochenfunden mittels Radiokarbonmethode konnte jedoch belegen dass die letzten Riesenhirsche vor etwa 7 000 Jahren gelebt haben 1 MegalocerosRekonstruktion einiger Arten von MegalocerosZeitliches AuftretenUnterpleistozan bis Unteres Mittleres Holozan2 Mio Jahre bis 8 000 JahreFundorteEurasien nordliches AfrikaSystematikWiederkauer Ruminantia Stirnwaffentrager Pecora Hirsche Cervidae CervinaeEchte Hirsche Cervini MegalocerosWissenschaftlicher NameMegalocerosBlumenbach 1799Als Ursachen fur das Aussterben der Riesenhirsche werden mittlerweile der Klimawandel und die daraus resultierende Veranderung des Nahrungsangebotes in Kombination mit starkerer Nahrungskonkurrenz durch andere Hirscharten genannt sowie die Bejagung durch den Menschen 1 2 3 Skelett eines Exemplars aus IrlandGrossenvergleich des Geweihs mit dem eines Rothirsches rechts unten Geweih eines Megaloceros giganteus Spannweite ca 2 60 Meter Urmensch Museum SteinheimInhaltsverzeichnis 1 Lebende Verwandte 2 Megaloceros 2 1 Verbreitung und Arten 2 2 Lebensweise 2 3 Beschreibung 2 4 Aussterben 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksLebende Verwandte BearbeitenAufgrund des ahnlichen Korperbaus wurde lange spekuliert der Rothirsch sei der nachste noch lebende Verwandte des Riesenhirsches Nun vergleichen Forscher die DNA von 44 modernen Hirschspezies mit den Datensatzen der beiden spateiszeitlichen Riesenhirsche als Grundlage fur die Erstellung eines Stammbaums Dabei konnte klar nachgewiesen werden dass der Damhirsch dem Riesenhirsch genetisch am ahnlichsten und somit sein nachster uberlebender Verwandter ist 2 4 Megaloceros BearbeitenDer Name Mecalocerus ist aus dem Griechischen megas fur gross und keras fur Horn abgeleitet bedeutet also in der direkten Ubersetzung Riesenhorn 5 Verbreitung und Arten Bearbeiten Eine der fruhen Arten war Megaloceros obscurus aus dem unteren Pleistozan Er war die erste Art der Linie die zum bekannten Megaloceros giganteus fuhrte Megaloceros giganteus erschien vor etwa 400 000 Jahren in Eurasien und Nordafrika auf erreichte jedoch nicht Nordamerika Lange gingen Wissenschaftler davon aus dass der Riesenhirsch bereits vor 11 500 Jahren in Europa ausgestorben sei und bis vor 7 600 Jahren nur noch vereinzelt in Sibirien anzutreffen war 6 Mittlerweile konnte jedoch durch die Analyse neuerer Knochenfunde einschliesslich einer genauen Betrachtung der mitochondrialen DNA der Nachweis erbracht werden dass die letzten Vertreter des Riesenhirsches vor ca 7 000 Jahren in Zentraleuropa ausstarben 7 Zunachst glaubte man es handle sich bei den Funden aus den Hohlen Hohler Fels und Hohlenstein Stadel in der Schwabischen Alb um die Knochen urzeitlicher Elche Die Wissenschaftler der Universitat Tubingen konnten sie nach Abschluss der Untersuchungen jedoch eindeutig dem Riesenhirsch zuordnen 1 Nicht alle Megaloceros Arten waren sehr gross es haben sich ahnlich wie bei anderen Gattungen des Pleistozans auch Insel Zwergformen entwickelt Megaloceros cazioti aus Korsika und Sardinien der aus Megaloceros verticornis hervorging erreichte nur etwa einen Meter Schulterhohe und hatte ein stark reduziertes Geweih 8 Megaloceros cretensis aus Kreta war noch kleiner und mass nur 60 cm an der Schulter Mit seinem kurzen Geweih erinnerte er eher an einen Muntjak 9 Folgende Megaloceros Arten werden unterschieden 8 9 M antecedens M cazioti M cretensis M dawkinsi M giganteus M luochuanensis M matritensis M obscurus M pachyosteus M savini M verticornis Lebensweise Bearbeiten Es wird angenommen dass die Riesenhirsche wie die heutigen Hirschen in Gruppen lebten Das beeindruckende Geweih mit dem die Hirsche ihre Rangkampfe austrugen wurde jedes Jahr abgeworfen und musste neu nachwachsen 3 Bis zum Ende der letzten Kaltzeit fanden Megaloceros ihre Hauptnahrung Gras auf diversen Steppen Nordeuropas Als Pflanzenfresser waren sie jedoch auch in der Lage in Waldern ausreichend Nahrung zu finden 3 nbsp Hohlenmalerei mit Darstellung eines Riesenhirsches Hohle von Lascaux FrankreichBeschreibung Bearbeiten Die bekannteste Art Megaloceros giganteus hatte eine Schulterhohe von etwa 2 Metern und erreichte damit die Grosse eines heutigen Elchs bei einem deutlich hoheren Gewicht von bis zu 1 5 t wahrend Elche maximal 800 kg wiegen Das Geweih der mannlichen Tiere ubertraf an Grosse die Geweihe aller heutigen Hirsche und war damit eine der grossten Stirnwaffen die die Paarhufer hervorbrachten Das Schaufelgeweih erreichte eine Spannweite von bis zu 3 40 Metern und machte eine besonders ausgepragte Schultermuskulatur erforderlich 1 3 Da sich Megaloceros giganteus auf zahlreichen Hohlenzeichnungen eiszeitlicher Menschen findet ist davon auszugehen dass er bei der Jagd der fruhen Menschen Europas eine Rolle gespielt hat Auf diesen Bildern ist er mit einem dunkelbraunen Rucken und einer weisslichen Brust dargestellt so dass man davon ausgeht dass dies die tatsachlichen Fellfarben dieses Riesenhirsches waren Auf einigen der Zeichnungen ist eine dreieckige Struktur im Schulterbereich zu erkennen Das Skelett von Megaloceros zeigt im Schulterbereich eine individuell unterschiedlich starke Verlangerung der Wirbelfortsatze die als zusatzliche Ansatzstelle fur die Muskeln dienten die es dem Tier ermoglichten das schwere Geweih zu tragen 3 Der ausgestorbene Breitstirnelch Alces latifrons der ebenfalls uber ein extrem schweres Geweih verfugte weist einen ahnlichen von Wirbelauslaufern gebildeten Schulterbuckel auf Aussterben Bearbeiten nbsp Lebendrekonstruktion der Art Megaloceros giganteus im Ulster MuseumFruher wurde u a angenommen dass der Riesenhirsch infolge der Wiederbewaldung am Ende der letzten Eiszeit ausstarb da sein riesiges Geweih fur das Leben im Wald ungeeignet war oder weil sein hohes Gewicht die Nahrungssuche in den zunehmend versumpften Steppen immer beschwerlicher und energieraubender machte 10 Ausserdem wurde die Moglichkeit diskutiert dass der Riesenhirsch am Ende des Pleistozans als sich die Vegetation anderte die Nahrstoffe zum Aufbau des Geweihes nicht mehr in ausreichendem Masse zur Verfugung hatte Wie A J Stuart 2004 vom Institut fur Biologie des University College in London zeigte hat der Riesenhirsch im westlichen Sibirien 3000 Jahre langer uberlebt als bislang angenommen Fur ihn und sein Team ist das ein Beleg dafur dass die Grunde fur das Aussterben der einzelnen Tierarten komplexer sind So gibt es kaum Anzeichen dafur dass die Geweihe am Ende des Pleistozans kleiner wurden Das Aussterben des Riesenhirsches durfte am ehesten mit einer Kombination von menschlichen Nachstellungen und Veranderungen der Vegetation zusammenhangen 6 Der Riesenhirsch war uber hunderttausende von Jahren eine hochst erfolgreiche Art und starb zusammen mit etlichen anderen Tierarten im Zuge der quartaren Aussterbewelle aus Mittlerweile gilt eine Kombination aus Bejagung durch den Menschen sowie steigender Nahrungskonkurrenz durch Rothirsche und Rentiere nach einer Veranderung des Angebotes von Futterpflanzen infolge klimatischer Veranderungen als wahrscheinlichste Begrundung fur das Aussterben der Riesenhirsche 1 3 2 Literatur BearbeitenPaul S Martin Richard G Klein Hrsg Quaternary Extinctions A Prehistoric Revolution The University of Arizona Press Tucson AZ 1984 ISBN 0 8165 1100 4 Arno Hermann Muller Lehrbuch der Palaozoologie Band 3 Vertebraten Teil 3 Mammalia 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Fischer Jena 1989 ISBN 3 334 00223 3 Wighart von Koenigswald Lebendige Eiszeit Klima und Tierwelt im Wandel Theiss Stuttgart 2002 ISBN 3 8062 1734 3 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Riesenhirsche uberlebten die Eiszeit In Suddeutschland gefundene Knochen entpuppen sich uberraschend als Relikte des Megaloceros Scinexx aufgerufen am 1 Dezember 2021 a b c Warum die Riesenhirsche ausgestorben sind aufgerufen am 1 Dezember 2021 a b c d e f Der Riesenhirsch von Denise Weber Sauerland Museum aufgerufen am 1 Dezember 2021 Sandrine Hughes Thomas J Hayden Christophe J Douady Christelle Tougard Mietje Germonpre Anthony Stuart Lyudmila Lbova Ruth F Carden Catherine Hanni Ludovic Say Molecular phylogeny of the extinct giant deer Megaloceros giganteus In Molecular Phylogenetics and Evolution 40 2006 S 285 doi 10 1016 j ympev 2006 02 004 Meaning of Megaloceros in English Megaloceros Memento des Originals vom 29 Mai 2022 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www lexico com aufgerufen am 1 Dezember 2021 a b A J Stuart P A Kosintsev T F G Higham A M Lister Pleistocene to Holocene extinction dynamics in giant deer and woolly mammoth In Nature 431 2004 S 684 689 doi 10 1038 nature02890 Immel A Drucker D Bonazzi M et al 2015 Mitochondrial Genomes of Giant Deers Suggest their Late Survival in Central Europe Scientific Reports volume 5 Article number 10853doi 10 1038 srep10853 a b Prehistoric Wildlife Megaloceros aufgerufen am 1 Dezember 2021 a b Die pleistozanen Hirsche der ostmediterranen Inseln Kreta Kasos Karpathos und Rhodos Griechenland aufgerufen am 1 Dezember 2021 Evolution Mechanismen der Evolution Ernst Klett Verlag aufgerufen am 1 Dezember 2021Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Megaloceros giganteus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Skelett 3D Scan beim Naturhistorischen Museum Wien www wissenschaft de Damhirsche sind die nachsten Verwandten des ausgestorbenen Riesenhirschs Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Megaloceros amp oldid 234657280