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Dieser Artikel behandelt die Raubtierart Zum Wappentier siehe Vielfrass Wappentier Der Vielfrass Gulo gulo ist eine Raubtierart aus der Familie der Marder Mustelidae die im nordlichen Eurasien und in Nordamerika lebt Er wird auch als Barenmarder Gierling Giermagen oder Gierschlund bezeichnet VielfrassVielfrass Gulo gulo SystematikUnterordnung Hundeartige Caniformia Uberfamilie Marderverwandte Musteloidea Familie Marder Mustelidae Unterfamilie GuloninaeGattung GuloArt VielfrassWissenschaftlicher Name der GattungGuloPallas 1780Wissenschaftlicher Name der ArtGulo gulo Linnaeus 1758 Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft des Namens 2 Merkmale 3 Verbreitung und Lebensraum 4 Lebensweise 5 Nahrung 6 Fortpflanzung 7 Mensch und Vielfrass 7 1 Historie 7 2 Verfolgung 7 3 Verwendung und Symbolik 7 4 Bestand und Schutz 8 Systematik 9 Literatur 10 Weiterfuhrende Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseHerkunft des Namens BearbeitenDie Herkunft des Tiernamens Vielfrass von mittelhochdeutsch vilfraz Gefrassiger als Name des Barenmarders gelegentlich auch der Hyane althochdeutsch bereits vilifraz 1 ist nicht sicher zu deuten Die etablierte Annahme ist dass er uber den hansischen Fellhandel des 15 Jahrhunderts in deutsches Gebiet gekommen eine volksetymologische Umbildung des altnorwegischen fjeldfross sei was so viel wie Felsenkater oder Bergkater bedeutet 2 und die Erzahlungen uber seine Gefrassigkeit erst durch den umgedeuteten Tiernamen entstanden Dies wird jedoch gelegentlich bestritten Eine andere Vermutung ist dass das Tier seinen Namen der Eigenschaft verdanke alles halbwegs Geniessbare in die Nahe seines Schlupfwinkels zu schleppen und dort grosse Vorrate anzulegen 3 Namen die auf Gefrassigkeit hindeuten wahrscheinlich aber auf dem umgedeuteten deutschen Namen Vielfrass beruhen hat der Vielfrass auch in mehreren anderen Sprachen Auch die wissenschaftliche Bezeichnung Gulo gulo nimmt Bezug auf die gefrassige nordische Sagengestalt Gulon In allen modernen skandinavischen Sprachen wird eine dem schwedischen jarv analoge Bezeichnung verwendet Der gebrauchlichste englische Name des Vielfrasses ist wolverine Merkmale BearbeitenDer Vielfrass ahnelt in seinem Korperbau den Echten Mardern wird aber deutlich grosser Er erreicht eine Kopf Rumpf Lange von 65 bis 105 Zentimetern und eine Schwanzlange von 17 bis 26 Zentimetern Mit einem Gewicht von bis zu 32 Kilogramm werden Mannchen deutlich schwerer als Weibchen die 20 Kilogramm erreichen konnen Der massive Kopf und die kraftigen Gliedmassen erwecken einen deutlich kompakteren und kraftigeren Eindruck als bei anderen Mardern Die Ohren sind relativ klein und der Schwanz ist kurz und buschig Das lange dichte Fell ist dunkelbraun oder schwarzlich gefarbt charakteristisch ist eine gelbliche oder hellbraune Bandzeichnung die sich von den Schultern uber die Seiten des Rumpfes erstreckt und sich uber der Schwanzwurzel wieder vereint Verbreitung und Lebensraum Bearbeiten nbsp Verbreitungsgebiet des VielfrassesDer Vielfrass ist uber die Taiga und Tundragurtel der nordlichen Halbkugel verbreitet Sein heutiges Verbreitungsgebiet umfasst Skandinavien das nordliche Sibirien Alaska weite Teile Kanadas und vereinzelte Populationen im Nordwesten der Vereinigten Staaten In geschichtlicher Zeit war er auch weiter sudlich heimisch so in Polen und im Baltikum und in etlichen Regionen der Vereinigten Staaten wo sich sein Verbreitungsgebiet bis Kalifornien und Pennsylvania erstreckte Aus diesen Gegenden wurde er durch menschliche Bejagung zuruckgedrangt 4 In der Harzer Einhornhohle wurden Vielfrassknochen aus einer Epoche der Kaltzeit Glazialfauna gefunden 5 Knochen aus fruher Zeit wurden auch an vielen Stellen im Alpenraum und umliegenden Landschaften wie den Westkarpaten gefunden wobei die meisten Fundstellen zwischen 200 und 950 Metern uber dem Meer liegen 6 Am haufigsten sind Vielfrasse in den borealen Nadelwaldern doch auch in den baumlosen Mooren der Tundra und in Gebirgsregionen sind sie weit verbreitet Lebensweise Bearbeiten nbsp Vielfrass auf einem abgestorbenen BaumstammVielfrasse sind vorwiegend nachtaktiv im Norden ihres Verbreitungsgebietes halten sie wahrend der Polartage und Polarnachte einen alternierenden Rhythmus mit jeweils drei bis vierstundigen Schlaf und Aktivitatszeiten Zur Ruhe ziehen sie sich in Nester zuruck die sie aus Grasern und Blattern in Hohlen Felsspalten oder umgefallenen Baumen anlegen Manchmal beziehen sie auch Baue anderer Tiere oder legen Hohlen im Schnee an Sie sind in erster Linie Bodenbewohner konnen aber auch gut klettern und schwimmen Sie sind nicht sehr schnelle aber ausdauernde Laufer die 10 bis 15 Kilometer ohne Pause zurucklegen und in einer Nacht Distanzen bis zu 45 Kilometern bewaltigen konnen Sie halten keine Winterruhe wandern im Winter aber manchmal in tiefergelegene oder sudlichere Regionen ab Wie die meisten Marder leben Vielfrasse einzelgangerisch Sie sind territorial und markieren ihr Revier oder zumindest ihr derzeitiges Aufenthaltsgebiet mit dem Sekret ihrer Analdrusen oder mit Urin Gegenuber gleichgeschlechtlichen Artgenossen sind sie in der Regel intoleranter als gegenuber Vertretern des anderen Geschlechts das Revier eines Mannchens kann sich mit denen mehrerer Weibchen uberlappen oder sogar ganzlich uberschneiden Die Reviere sind verhaltnismassig gross und konnen im Winter 2000 Quadratkilometer annahernd die Grosse des Saarlandes umfassen Der Vielfrass gilt als aussergewohnlich kraftig und angriffslustig und wurde beobachtet als er Pumas oder Baren vom Riss vertrieb Nahrung BearbeitenIm Sommer zeigt der Vielfrass ein ganz anderes Jagdverhalten als im Winter In der warmen Jahreszeit betatigt er sich vor allem als Aasfresser sucht aber auch nach Vogeleiern Baumtrieben und Beeren Nur selten reisst er junge Rentiere oder Elchkalber wenn er sie unbewacht antrifft Im Winter hat der Vielfrass einen Vorteil gegenuber grossen Saugetieren da er sich auf dem Schnee fast gerauschlos nahern kann ohne einzusinken Seine Hauptbeute sind in dieser Zeit Schneehasen Mause Eichhornchen und Schneehuhner gelegentlich auch Rentiere 7 junge Elche und sogar Luchse Fortpflanzung BearbeitenDie Paarung erfolgt in den Monaten April bis Juli Bedingt durch eine Keimruhe beginnt die eigentliche Tragzeit erst zwischen November und Marz Nach rund 30 bis 40 tagiger effektiver Trachtigkeitsdauer bringt das Weibchen zwei bis vier Jungtiere zur Welt Es legt oft eine Schneehohle an in der die Jungtiere ihre ersten Lebenswochen verbringen Neugeborene sind schneeweiss blind und wiegen rund 90 bis 100 Gramm Sie werden acht bis zehn Wochen gesaugt und verlassen die Mutter im Herbst Nach einem Jahr erreichen sie ihre volle Grosse nach zwei bis drei Jahren werden sie geschlechtsreif Die Lebenserwartung in freier Wildbahn betragt acht bis zehn Jahre in menschlicher Obhut konnen sie bis zu 17 Jahre alt werden Mensch und Vielfrass Bearbeiten nbsp Vielfrass auf einem FelsenHistorie Bearbeiten nbsp Originalbeschreibung bei Gesner 1606Fruher wurden Schauergeschichten uber die Gefrassigkeit des Vielfrasses verbreitet So berichtet Brehms Tierleben allerdings mit Skepsis dass er sich an Aas nach einer alten Erzahlung von Olaus Magnus und Conrad Gessner sogar an einer Leiche vollfresse und sich dann zwischen engstehenden Baumen durchzwange um den Darminhalt moglichst rasch loszuwerden und sogleich weiterzufressen 8 9 Grossen Tieren springe der Vielfrass auf den Rucken um sie in den Nacken zu beissen bis sie sturzen 10 Eine Abbildung von Gulones Vielfrassen findet sich bereits auf Olaus Magnus Carta marina von 1539 dargestellt zwischen Felborg und Skira in Nordschweden 11 Auch in Zedlers Universallexikon wird 1735 der Gulo Vielfrass erwahnt 12 Verfolgung Bearbeiten Die Bejagung des Vielfrasses und die damit verbundene Verkleinerung seines Verbreitungsgebietes hat zwei Grunde Zum einen sieht man ihn als Nahrungskonkurrenten Rentierzuchter furchten ihn da er manchmal ihr Vieh reisst Aus diesem Grunde wurde er in Skandinavien bis in die jungste Zeit gejagt Ausserdem dringt er manchmal auf der Suche nach Nahrung in Hauser ein wo er den strengen Geruch seines Analdrusensekretes verbreitet Der zweite Grund fur die Jagd war der Vielfrasspelz Er galt fruher als wertvoll spielt heute aber im kommerziellen Pelzhandel keine Rolle mehr Von arktischen Volkern wird er als Kalteschutz geschatzt Verwendung und Symbolik Bearbeiten Die norwegische Kommune Bardu fuhrt ebenso wie Kittila eine Gemeinde in der finnischen Landschaft Lappland einen Vielfrass im Wappen nbsp Kittila nbsp BarduDer Vielfrass englisch wolverine ist Maskottchen der Michigan Wolverines der Sportmannschaften der University of Michigan Auch in anderer Hinsicht ist der US Bundesstaat Michigan mit dem Vielfrass verbunden Eine hauptsachlich aus Detroiter Soldaten bestehende Brigade im US Burgerkrieg nannte sich Wolverines hin und wieder wird Michigan als Wolverine State bezeichnet Dies ist moglicherweise auf den Pelzhandel in Sault Ste Marie im 18 Jahrhundert zuruckzufuhren The Wolverines war der Name einer Jazzband durch die Bix Beiderbecke beruhmt wurde Wolverine ist der Name einer Figur in der Comic und Film Serie X Men Die Wolverines sind eine Widerstandsgruppe im Film Die rote Flut von 1984 Auch in Mythen verschiedener indigener Stamme spielt der Vielfrass eine wichtige Rolle Bestand und Schutz Bearbeiten Im nordlichen Mitteleuropa ist die Art ausgestorben in Norwegen gibt es nur mehr eine kleine Population von 120 bis 150 Tieren die streng geschutzt ist Die schwedische Vielfrasspopulation war so gut wie ausgestorben wurde aber 1969 unter Schutz gestellt und konnte sich in den letzten Jahren erholen Im Jahr 2012 lebten zwischen 668 und 835 Tiere die hauptsachlich in Lappland und vereinzelt in Dalarna vorkommen 13 In Finnland hat sich der Bestand zwischen 1991 und 2007 fast verdoppelt und wird derzeit auf 150 bis 170 Individuen geschatzt 14 Im ostlichen und sudlichen Kanada sind Vielfrasse ausgerottet ebenso im grossten Teil des Kerngebietes der Vereinigten Staaten wo nur mehr vereinzelte Reliktpopulationen vorkommen In Nordasien dem nordlichen Kanada und Alaska sind sie noch haufiger insgesamt gelten sie laut Weltnaturschutzunion IUCN als nicht gefahrdet Least Concern In Deutschland sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz und der Bundesartenschutzverordnung Handel und Einfuhr von europaisch wild lebenden Populationen bzw deren Erzeugnisse verboten um die Bejagung in den verbliebenen naturlichen Lebensraumen nicht zu begunstigen 15 Systematik BearbeitenDie systematischen Beziehungen des Vielfrasses zu anderen Mardern sind nicht restlos geklart Aufgrund von Besonderheiten im Korperbau wird er manchmal in eine eigene Unterfamilie Guloninae gestellt Genetische Untersuchungen stutzen diese Sichtweise aber nicht sondern ordnen ihn in die Martinae ein moglicherweise ist sogar die Gattung der Echten Marder Martes ohne den Vielfrass paraphyletisch Demnach konnte dieser ein enger Verwandter des nordamerikanischen Fischermarders sein Literatur BearbeitenRonald M Nowak Walker s mammals of the world 6 Auflage Johns Hopkins University Press Baltimore 1999 ISBN 0 8018 5789 9 englisch John J Flynn John A Finarelli Sarah Zehr Johnny Hsu Michael A Nedbal Molecular phylogeny of the Carnivora Mammalia Assessing the impact of increased sampling on resolving enigmatic relationships In Systematic Biology Band 54 2 2005 doi 10 1080 10635150590923326 S 1 21 Weiterfuhrende Literatur BearbeitenRobert M Inman Audrey J Magoun Jens Persson Jenny Mattisson The wolverine s niche linking reproductive chronology caching competition and climate In Journal of Mammalogy 93 3 2012 doi 10 1644 11 MAMM A 319 1 S 634 644 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Vielfrass Gulo gulo Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Vielfrass Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Gulo gulo in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2009 Eingestellt von Abramov A Belant J amp Wozencraft C 2009 Abgerufen am 24 Januar 2010 Einzelnachweise Bearbeiten Friedrich Kluge Alfred Gotze Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache 20 Aufl hrsg von Walther Mitzka De Gruyter Berlin New York 1967 Neudruck 21 unveranderte Auflage ebenda 1975 ISBN 3 11 005709 3 S 821 Das Herkunftsworterbuch Duden 7 Dudenverlag Mannheim 1963 Stichwort Vielfrass Fritz Schmidt Das Buch von den Pelztieren und Pelzen F C Mayer Verlag Munchen 1970 S 288 Christian Franke Johanna Kroll Jury Frankel s Rauchwaren Handbuch 1988 89 10 uberarbeitete und erganzte Neuauflage Rifra Verlag Murrhardt S 59 www einhornhoehle de Tiere der Eiszeit in der Einhornhohle Abgerufen 21 Januar 2015 Gulo gulo Mustelidae Mammalia im Jungpleistozan Mitteleuropas In Beitrage Zur Palaontologie Ausgabe 26 Universitat Wien Institut fur Palaontologie Verlag Verein zur Forderung der Palaontologie 2001 Wolverine Killing a Caribou in Prudhoe Bay Alaska YouTube Abgerufen am 15 Dezember 2020 Olaus Magnus Historia de gentibus septentrionalibus Giovanni M Viotto Rom 1555 Liber XVIII Cap VII De Gulonibus S 605f Google Books 2 Auflage Heinrich Petri Basel 1567 S 683 Digitalisat deutsch Von dem Villfrass In Historien der mittnachtigen Lander Heinrich Petri Basel 1567 S 478 480 Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek Munchen Conrad Gesner De Gulone In Historiae Animalium Lib I de Quadrupedibus uiuiparis Christoph Froschauer Zurich 1551 S 623f Digitalisat der Niedersachsischen Staats und Universitatsbibliothek Gottingen deutsch Von dem Vilfrass In Thierbuch Das ist ein kurtze beschreybung aller vierfussigen Thieren Christoph Froschauer Zurich 1583 Bl 157f Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek Munchen Brehms Thierleben 1 Auflage Band 1 1864 S 516 Mit Anmerkung G gulo insatiabilis inter arbores ventrem stringendo exonerat der unersattliche Gulo entleert den Magen durch Ausstreichen zwischen Baumen Gulo In Johann Heinrich Zedler Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste Band 11 Leipzig 1735 Sp 1368 Zum Artikel Vielfrass In ebenda Bd XLVIII 1746 Sp 1097 Online siehe Iris Ritzmann Steinfresser Nihilartikel In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 1358 Google Books Svenska Rovdjursforeningen schwedisch Finnish Game and Fisheries Research Institute Lynx population doubled between 1994 and 2007 while the wolverine population grew more slowly Memento des Originals vom 3 April 2009 imInternet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www rktl fi Meldung vom 3 Oktober 2008 Anlage 1 der Bundesartenschutzverordnung Fussnote 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vielfrass amp oldid 238183450