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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Hohlenstein Begriffsklarung aufgefuhrt Der Hohlenstein historisch auch Hohler Stein 1 ist ein Kalksteinmassiv am rechten Talrand des Lonetals rund 2 5 Kilometer nordwestlich von Asselfingen etwa in der Mitte zwischen Bocksteinhohle und Vogelherdhohle gelegen 2 Als Hohlenstein wird der gesamte Fels bezeichnet inklusive der darin befindlichen Karsthohlen Barenhohle Stadel und Kleine Scheuer Die Zusammenschreibung Hohlenstein ist bereits aus dem 19 Jahrhundert uberliefert 3 und heute die amtliche topographische Bezeichnung Hohlenstein Stadel und Kleine ScheuerInhaltsverzeichnis 1 Hohlen 1 1 Barenhohle 1 2 Stadel 2 Kleine Scheuer 3 Naturdenkmal 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHohlen Bearbeiten nbsp Der 2013 komplett neu zusammengesetzte Lowenmensch im Museum Ulm dessen uber 300 Splitter in der Hohle seit 1939 gefunden worden sindIm Hohlenstein gibt es zwei grosse Hohlen die Barenhohle und den Stadel ausserdem eine kleinere Felsnische dazwischen die Kleine Scheuer 4 Die in der Breite relativ schmalen Hohlen haben folgende Langsausdehnungen Barenhohle ca 89 m lang tragt den Namen wegen vieler Barenknochen die in der Hohle gefunden wurden 48 32 57 N 10 10 23 O Stadel bzw Hohlenstein Stadel ca 69 m lang Der Eingang wurde 1591 zugemauert um zwielichtigen Gestalten keinen Unterschlupf zu bieten 48 32 58 N 10 10 23 OSchon ab 1860 fuhrte Oscar Fraas vom Naturkundemuseum Stuttgart palaontologische Grabungen in der Barenhohle durch spater auch in den beiden anderen Hohlen Diese Grabung begrundete zugleich die wissenschaftliche Erforschung des Palaolithikums in Deutschland wenngleich in der Barenhohle uberwiegend naturlich verendete Hohlenbaren gefunden wurden Viele Funde vor allem Knochen Steinartefakte und Scherben verweisen auf eine intensive Besiedlungsgeschichte seit der Zeit des Mittelpalaolithikums Bei archaologischen Ausgrabungen im Stadel durch den Arzt Robert Wetzel und seinen Grabungsleiter Otto Volzing wurden im Jahre 1939 Splitter eines Stosszahns vom Wollhaarmammut gefunden Diese wurden erst 1969 wahrend der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Funde von Joachim Hahn zur Skulptur des Lowenmenschen zusammengesetzt einem der beruhmtesten Kunstwerke aus der altsteinzeitlichen Kultur des Aurignacien Das Original wurde 2013 noch einmal ganz neu und etwas anders zusammengesetzt Die Skulptur wird heute im Museum Ulm ausgestellt Die Hohlen sind aus Grunden des Naturschutzes Fledermause ganzjahrig gesperrt 2017 wurde der Hohlenstein Stadel als Bestandteil der Weltkulturerbestatte Hohlen und Eiszeitkunst der Schwabischen Alb in das UNESCO Welterbe aufgenommen Barenhohle Bearbeiten nbsp Barenhohle am HohlensteinDie Barenhohle nicht zu verwechseln mit der Karls und Barenhohle im Landkreis Reutlingen ist die westlich gelegene Hohle im Hohlenstein Sie liegt nur 2 m uber der Talsohle und ihr nach Norden gerichteter dreieckiger Eingang ist 6 m breit und 4 m hoch Die Horizontalhohle erreicht eine Lange von 60 m Im Innern besteht sie aus einem etwa 30 m langen Gang mit verschiedenen Ausbuchtungen und einer grossen Halle am Ende des Ganges 5 StratigraphieIa Magdalenien II Aurignacien III MittelpalaolithikumDa die Erdschichten am Eingang am machtigsten waren wurde hier ein Profil erstellt FaunaDie tierischen Uberreste die man in der Hohle fand stammen zu 98 von Hohlenbaren Die zahlreichen Schadel und Unterkiefer deuten darauf hin dass es sich um mehrere hundert Individuen gehandelt hat Des Weiteren konnten Wildpferd Wollhaarmammut Bison Elch Rothirsch und Rentier in der Barenhohle nachgewiesen werden 5 Stadel Bearbeiten nbsp Hohlenstein Stadel nbsp Hohlenstein Stadel Eingang von innenDer Stadel in der Fachliteratur oft als Hohlenstein Stadel HST gefuhrt liegt ostlich von der Barenhohle und verlauft mit dem langschmalen Hohlenraum parallel zu ihr Er ist wie die Barenhohle eine 50 m lange Horizontalhohle aber ohne grossere Hallen Die Wande werden nur durch Nischen und Verengungen gebildet Der Eingang selbst ist recht gross mit einer Breite von 8 m und einer Hohe von 4 m Der Stadel hat mit 5 m uber der Talsohle ein hoheres Niveau als die Barenhohle 5 StratigraphieIII Magdalenien IV Aurignacien mit dem Fund des Lowenmenschen V Mittelpalaolithikum VI Mittelpalaolithikum VII MittelpalaolithikumDieses Profil wurde aus der Mitte der Hohle aufgenommen Es ist zwar vereinfacht aber von den zahlreichen aufgenommenen Profilen am vollstandigsten Tierwelt Fauna Die gefundenen Tierreste der Magdalenien Schicht III ergaben folgendes Bild Hohlenbar Hyane Fuchs Wolf Mammut Wildpferd Rentier Wildrind Vogel und Nager In die Aurignacien Schicht IV gehoren Hohlenbar Hyane Fuchs Wolf Mammut Wollnashorn Wildpferd Rentier Vogel und Nagetiere Die Tierarten der mittelpalaolithischen Schichten umfassen Mammut Wollnashorn Hohlenbar Hyane Wildpferd Wildrind Rentier Hirsch Riesenhirsch 6 MenschIn den mittelpalaolithischen Schichten wurde der Oberschenkelknochen eines mannlichen Neandertalers gefunden 7 fur den Post u a 2017 ein Alter zwischen 183 000 und 62 000 Jahren ermittelten 8 Eine Analyse der mitochondrialen DNA dieses Fossils hatte 2017 zugleich Hinweise auf einen Genfluss von einer bislang unbekannten afrikanischen Population oder von einer fruhen afrikanischen Population des anatomisch modernen Menschen Homo sapiens zu den Vorfahren des Neandertaler Fundes gegeben 9 2019 wurden ferner Teile der DNA des Zellkerns sequenziert und wie beim Fund aus der Grotte Scladina Hinweise auf eine engere genetische Nahe des Fossils mit den spateren vor 40 000 Jahren in Westeuropa lebenden Neandertalern gefunden als mit den annahernd gleich alten Neandertalern aus Sibirien 10 was als Beleg fur eine kontinuierliche Siedlungsgeschichte in Westeuropa interpretiert wurde Kunst Lowenmensch Ein bedeutender Fund aus der Stadel Hohle ist der 1939 gefundene und zuletzt 2013 erganzte Lowenmensch ein aufrecht stehendes Mischwesen aus Mammut Elfenbein 11 Die Figur ist 31 cm hoch und etwa 40 000 Jahre 12 alt und damit die alteste Darstellung eines Mischwesen die derzeit weltweit bekannt ist Der Kopf und der Oberkorper inklusive der Pranken stellen einen Hohlenlowen dar Dagegen erscheinen der Unterkorper mit den Beinen und die aufrechte Haltung menschlich Die Figur wurde in einer Fundschicht des Aurignaciens entdeckt Hauptartikel LowenmenschKleine Scheuer BearbeitenDie Kleine Scheuer ist ein Abri zwischen Barenhohle und Stadel Die Felsnische hat eine Breite von 10 m und eine Tiefe von 8 m 13 Zu den bekanntesten Funden gehort ein Kieselstein mit roten Punktreihen der typisch fur die Kleinkunst des jungeren Magdalenien ist FaunaIn der Kleinen Scheuer wurden vor allem zahlreiche Nagetiere gefunden Die Uberreste von Wildpferd Ren Eisfuchs Fuchs und Schneehase zeigen welche Tiere bevorzugt von den Menschen gejagt wurden 5 Naturdenkmal BearbeitenDer Hohlenstein ist sowohl als flachenhaftes Naturdenkmal Nr 842 50110002 unter der Bezeichnung Hohlenstein 3 Hohlen als auch als Geotop Nr 6195 10 mit dem Namen Felsgruppe Hohlenstein mit Hohlen rechts der Lone NNW von Asselfingen 14 geschutzt Siehe auch BearbeitenUrgeschichte Baden Wurttembergs Museum Ulm Hohlen der altesten EiszeitkunstLiteratur BearbeitenDunja Beck Das Mittelpalaolithikum des Hohlenstein Stadel und Barenhohle im Lonetal Universitatsforschungen zur prahistorischen Archaologie Bd 56 Verlag Dr Rudolf Habelt Bonn 1999 ISBN 3 7749 2967 X zugl Dissertation Universitat Koln 1996 Joachim Hahn Hansjurgen Muller Beck Wolfgang Taute Eiszeithohlen im Lonetal Archaologie einer Landschaft auf der Schwabischen Alb Fuhrer zu archaologischen Denkmalern in Baden Wurttemberg Bd 3 Theiss Stuttgart 1985 Claus Joachim Kind Lowenmensch Mammut und eine Frau Die alteste Kunst der Menschheit auf der Schwabischen Alb und die Nachgrabungen am Hohlenstein im Lonetal In Denkmalpflege in Baden Wurttemberg 40 Jg 2011 Heft 1 S 3 8 online PDF Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hohlenstein Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 3D Modell der Stadel und Barenhohle im Hohlenstein abgerufen am 18 August 2014Einzelnachweise Bearbeiten Johann Daniel Georg von Memminger Beschreibung des Oberamts Ulm Stuttgart und Tubingen Cotta sche Buchhandlung 1836 S 17 Beck 1999 S 7 Oscar Fraas Vor der Sundfluth Eine Geschichte der Urwelt Hoffmann sche Verlags Buchhandlung 1866 Ortsbezeichnung Hohlenstein siehe zum Beispiel S 402 Beck 1999 a b c d J Hahn H Muller Beck W Taute Eiszeithohlen im Lonetal Stuttgart 1985 Hahn et al 1985 S 76 M Kunter J Wahl Das Femurfragment eines Neandertalers aus der Stadelhohle des Hohlenstein im Lonetal In Fundberichte aus Baden Wurttemberg Band 17 Nr 1 1992 S 111 124 Cosimo Posth Christoph Wissing Keiko Kitagawa Luca Pagani Laura van Holstein Fernando Racimo Kurt Wehrberger Nicholas J Conard Claus Joachim Kind Herve Bocherens und Johannes Krause Deeply divergent archaic mitochondrial genome provides lower time boundary for African gene flow into Neanderthals In Nature Communications Band 8 16046 2017 doi 10 1038 ncomms16046 The ancient history of Neandertals in Europe Auf eurekalert org vom 26 Juni 2019Die geheimnisvolle Liaison des Neandertalers Memento vom 7 November 2017 im Internet Archive dpa Meldung auf Sachsische Zeitung online vom 6 Juli 2017 Stephane Peyregne Viviane Slon Fabrizio Mafessoni et al Nuclear DNA from two early Neandertals reveals 80 000 years of genetic continuity in Europe In Science Advances Band 5 Nr 6 eaaw5873 2019 doi 10 1126 sciadv aaw5873 C J Kind N Ebinger Rist S Wolf T Beutelspacher K Wehrberger The smile of the Lion Man Recent excavations in Stadel Cave Baden Wurttemberg south western Germany and the restoration of the famous Upper Palaeolithic figurine In Quartar Band 61 2014 S 129 145 Nicholas J Conard Claus Joachim Kind Als der Mensch die Kunst erfand Eiszeithohlen der Schwabischen Alb Theiss Verlag WBG 2017 S 96 Hahn et al 1985 S 72 Geotop Steckbrief nbsp Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hohlenstein amp oldid 233457922