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Hohlen und Eiszeitkunst der Schwabischen Alb 1 ist ein von der UNESCO gelisteter Eintrag des Weltkulturerbes in Deutschland 2 Das Erbe umfasst neben der Eiszeitkunst sechs Hohlen auf der Schwabischen Alb in denen die altesten Artefakte menschlichen Kunstschaffens gefunden worden sind Da die nicht seltenen geologischen Formationen der Hohlen jedoch nur durch die Kunstwerke zu Weltkulturerbe erklart werden konnten entschied die UNESCO hier die Eiszeitkunst als konstitutives Element mit in die Kulturerbedefinition aufzunehmen Hohlen und Eiszeitkunst der Schwabischen AlbUNESCO WelterbeVogelherdhohle von innenVertragsstaat en Deutschland DeutschlandTyp KulturKriterien iii Referenz Nr 1527UNESCO Region Europa und NordamerikaGeschichte der EinschreibungEinschreibung 2017 Sitzung 41 Die Fundstellen wurden als Wiege der Kunst bezeichnet 3 und stellen eine der ersten Siedlungsgegenden des modernen Menschen in Europa dar 4 Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Einschreibung 3 Umfang 4 Hohlen und Funde 5 Museumspadagogische Darstellung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenDas Aurignacien war eine Kulturepoche die etwa von 42 000 v Chr bis 31 000 v Chr dauerte In Mitteleuropa ist es die alteste Kultur der jungeren Altsteinzeit Jungpalaolithikum Klimageschichtlich fallt diese Epoche in die letzte Kaltzeit im Jungpleistozan die in Suddeutschland als Wurm Kaltzeit bezeichnet wird Im Aurignacien breitete sich der anatomisch moderne Mensch Homo sapiens uber Europa aus wahrend der Neandertaler verschwand Auch wenn ornamentale kunstlerische Formen bereits aus alterer Zeit bekannt sind traten im Aurignacien erstmals figurliche kunstlerische Darstellungen als Hohlenmalerei und Jungpalaolithische Kleinkunst auf nahm also die bildende Kunst ihren Anfang Aus dem Aurignacien stammen auch die ersten Knochenfloten die zweifelsfrei als solche anerkannt werden und die auch die Ausubung von Musik in dieser Zeit belegen Die Kunst des Aurignacien und spaterer Epochen der letzten Kaltzeit wird auch zusammenfassend als Eiszeitkunst bezeichnet Einschreibung BearbeitenEine Gruppe von sechs Hohlen der Schwabischen Alb auch Schwabischer Jura genannt war 2015 auf Vorschlag von Baden Wurttemberg mit der Bezeichnung Hohlen der altesten Eiszeitkunst auf die Vorschlagsliste Deutschlands zur Aufnahme in das UNESCO Welterbe gesetzt worden 5 2017 wurden die Hohlen aufgrund eines Beschlusses der 41 Sitzung des Welterbekomitees unter der Bezeichnung Hohlen und Eiszeitkunst der Schwabischen Alb als Kulturerbe in die Liste des UNESCO Welterbes eingetragen 6 Zusammenfassend heisst es dazu 2 Die sechs Hohlen haben seit den 1860er Jahren Gegenstande aus der Zeit von vor 43 000 bis 33 000 Jahren offenbart Darunter sind geschnitzte Tierfiguren u a Hohlenlowen Mammuts Pferde und Rinder Musikinstrumente und personliche Schmuckstucke Andere Figuren stellen Kreaturen dar die halb Tier halb Mensch sind und es gibt eine Statuette einer Frau Diese archaologischen Statten zeigen einige der altesten figurativen Kunstwerke der Welt und geben Aufschluss uber die Ursprunge der menschlichen kunstlerischen Entwicklung Die Eintragung erfolgte aufgrund des Kriteriums iii 2 iii Hohlen und Eiszeitkunst im Schwabischen Jura gibt ein aussergewohnliches Zeugnis der Kultur der ersten modernen Menschen die sich in Europa niedergelassen haben Aussergewohnliche Aspekte dieser Kultur die in diesen Hohlen erhalten geblieben sind sind Beispiele von geschnitzten Figuren Gegenstanden des personlichen Schmucks und Musikinstrumenten Die Kunstobjekte gehoren zu den altesten der Welt und die Musikinstrumente sind die altesten die bis heute weltweit gefunden wurden Umfang BearbeitenDie Welterbestatte umfasst zwei voneinander getrennte Areale eines im Tal der Ach im Alb Donau Kreis und eines im Lonetal im Grenzgebiet von Alb Donau Kreis und Landkreis Heidenheim 7 Sie haben insgesamt einen Schutzbereich von 462 1 ha und sind jeweils von einer Pufferzone umgeben die insgesamt eine Flache von 1 158 7 ha haben 2 Jedes dieser Areale enthalt drei Hohlen die in den folgenden Tabellen jeweils in Richtung flussabwarts sortiert sind Ref Nr Bezeichnung Hohlen Gemeinde Kreis Schutzbereich Pufferzone1527 001 Achtal Hohler Fels Lage 48 37926 9 75409 Schelklingen Alb Donau Kreis 271 7 ha 766 8 haSirgensteinhohle Lage 48 38704 9 76119 BlaubeurenGeissenklosterle Lage 48 39821 9 77138 1527 002 Lonetal Bocksteinhohle Lage 48 55424 10 15469 Rammingen Alb Donau Kreis 190 4 ha 391 9 haHohlenstein Stadel Lage 48 54931 10 17294 AsselfingenVogelherdhohle Lage 48 55865 10 19428 Niederstotzingen Landkreis HeidenheimHohlen und Funde BearbeitenAus den Hohlen des Ach und Lonetales und ihrer Umgebung sind Stand 2016 insgesamt mehr als 50 figurliche Darstellungen sowie Fundstucke und Relikte von 24 Floten aus dem Aurignacien bekannt 8 Die haufig aus Mammutelfenbein geschnitzten Figuren und Musikinstrumente sind das beeindruckendste fruhe Ensemble von Kunstwerken das bislang bekannt ist 9 Die im Hohlen Fels gefundene Venusfigurine zahlt mit einem Alter von ca 42 000 bis 38 000 Jahren weltweit zu den altesten bekannten figurlichen Darstellungen des menschlichen Korpers der ahnlich alte Lowenmensch vom Hohlenstein Stadel stellt einen Menschen mit dem Kopf und den Gliedmassen eines Hohlenlowen dar In den anderen Hohlen wurden ahnlich einzigartige Funde gemacht beispielsweise die etwa 40 000 Jahre alten Tierfigurinen der Vogelherdhohle oder die 42 000 bis 43 000 Jahre alten Knochenfloten aus dem Geissenklosterle Bild der Hohle Name Beschreibung Funde Bild eines Fundes nbsp weitere Bilder Hohler Fels Die Hohle besteht aus einem 15 Meter langen Gang und einer darauffolgenden Halle die mit einer Grundflache 500 m und einem Rauminhalt von 6000 m eine der grossten der Schwabischen Alb ist Venusfigurine aus Mammut Elfenbein Flote aus der Speiche eines Gansegeiers blattformig bearbeitete Horn stein spitze 10 nbsp weitere Bilder nbsp weitere Bilder Sirgensteinhohle Die Gesamtlange der Hohle betragt 42 Meter bei maximal 10 Metern Hohe Im hinteren Teil wird die Hohle durch naturliche Offnungen in der Decke erhellt 5000 Silexartefakte Geschossspitzen Pfrieme und Glatter nbsp weitere Bilder nbsp weitere Bilder Geissenklosterle Die Halbhohle ist durch zwei vor springende Felswande geschutzt Sie liegt etwa 60 m uber der Talsohle des Achtals Adorant in Elfen bein plattchen graviertes Mensch Tier Mischwesen Floten aus Knochen und Elfenbein nbsp weitere Bilder nbsp weitere Bilder Bocksteinhohle Die Hohle ist eine etwa 15 m 20 m grosse Halle im Felsen rund 50 m uber der Talsohle des Lonetals Grosses Keilmesser Bocksteinmesser aus der Bocksteinschmiede nbsp nbsp weitere Bilder Hohlenstein Stadel Die Hohle ist eine 50 m lange Horizontal hohle ohne grossere Hallen Der Eingang ist 8 m breit und 4 m hoch Lowenmensch aus Mammut Elfenbein nbsp weitere Bilder nbsp weitere Bilder Vogelherdhohle Die Hohle hat drei Eingange und besteht aus zwei Teilen Die Grosse Vogelherdhohle ist ein 40 m langer gebogener Gang zwischen zwei 2 5 bis 3 5 m hohen Mundlochern die Kleine Vogelherdhohle ist am Ein gang sehr eng und ebenfalls etwa 40 m lang Ein Durchgang zwischen den zwei Hohlen ist bis auf einen mehrere Zentimeter hohen Spalt verschuttet Tierfiguren aus Mammut Elfenbein Venusfigurine aus einem Wild schwein zahn nbsp weitere BilderMuseumspadagogische Darstellung BearbeitenSchwerpunktmassig dargestellt und gewurdigt werden diese Hohlen und ihre palaolithischen Artefakte auf museumspadagogischem und szenografischem Weg im Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren in der Nahe der Hohlen im Achtal im Archaopark Vogelherd bei der Vogelherdhohle im Lonetal 2022 geschlossen im Museum Ulm im Landesmuseum Wurttemberg in Stuttgart und im Museum der Universitat Tubingen MUT Von den in vier Museen und einem Archaopark ausgestellten Originalen befinden sich mehr als die Halfte im MUT Alte Kulturen auf Schloss Hohentubingen Literatur BearbeitenNicholas J Conard Michael Bolus Ewa Dutkiewicz und Sibylle Wolf Hrsg Eiszeitarchaologie auf der Schwabischen Alb Die Fundstellen im Ach und Lonetal und in ihrer Umgebung Kerns Verlag Tubingen 2015 ISBN 978 3 935751 24 7 Nicholas J Conard Ernst Seidl Das Mammut vom Vogelherd Tubinger Funde der altesten erhaltenen Kunstwerke MUT Tubingen 2008 ISBN 978 3 9812736 0 1 Nicholas J Conard Das Vogelherdpferd und die Ursprunge der Kunst Kleine Monographien des MUT 5 MUT Tubingen 2016 ISBN 978 3 9817947 7 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Caves and Ice Age Art in the Swabian Jura Sammlung von Bildern und Videos Hohlen und Eiszeitkunst der Schwabischen Alb auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO englisch und franzosisch UNESCO Welterbe Hohlen und Eiszeitkunst der Schwabischen Alb auf der Website der Deutschen UNESCO Kommission UNESCO Weltkulturerbe Hohlen und Eiszeitkunst der Schwabischen Alb In www iceageart de Land Baden Wurttemberg Landesamt fur Denkmalpflege Weltkultursprung In www welt kultursprung de Arbeitsgemeinschaft Eiszeitkunst Wann hat der Mensch die Kunst erfunden In SUDLICHT Bayerischer Rundfunk 21 Juni 2017 UNESCO Welterbe im Museum der Universitat Tubingen MUT Presseinformationen Fotos und 3D Animationen der Objekte In www unimuseum de Eberhard Karls Universitat Tubingen Museum der Universitat Tubingen MUT Die Hohlen der altesten Eiszeitkunst Landesamt fur Denkmalpflege Baden Wurttemberg auf YouTube Hohlen und Eiszeitkunst der Schwabischen Alb UNESCO Welterbe Landesamt fur Denkmalpflege Baden Wurttemberg auf YouTube Hochauflosende 3D Modelle einiger Funde auf www iceageart deEinzelnachweise Bearbeiten Originalbezeichnungen englisch Caves and Ice Age Art in the Swabian Jura franzosisch Grottes et l art de la periode glaciaire dans le Jura souabe deutsche Bezeichnung entsprechend Welterbeliste In www unesco de Deutsche UNESCO Kommission abgerufen am 15 Juli 2018 a b c d Caves and Ice Age Art in the Swabian Jura In whc unesco org UNESCO World Heritage Centre abgerufen am 12 Juli 2017 englisch Deutschland Wiege der Kunst In National Geographic Deutschland Juni 2009 List of first human settlements englischsprachige Wikipedia Seite Caves with the oldest Ice Age art Memento vom 19 Juli 2017 im Internet Archive In whc unesco org UNESCO World Heritage Centre englisch Decision 41 COM 8B 24 In whc unesco org UNESCO World Heritage Centre 2017 abgerufen am 11 Juli 2017 englisch Caves and Ice Age Art in the Swabian Jura Maps In whc unesco org UNESCO World Heritage Centre abgerufen am 21 Juni 2018 englisch Eiszeitarchaologie auf der Schwabischen Alb Die Fundstellen im Ach und Lonetal und in ihrer Umgebung Hrsg von Nicholas J Conard Michael Bolus Ewa Dutkiewicz und Sibylle Wolf Kerns Verlag Tubingen 2015 ISBN 978 3 935751 24 7 S 109 Eiszeitarchaologie auf der Schwabischen Alb Die Fundstellen im Ach und Lonetal und in ihrer Umgebung Hrsg von Nicholas J Conard Michael Bolus Ewa Dutkiewicz und Sibylle Wolf Kerns Verlag Tubingen 2015 ISBN 978 3 935751 24 7 S 99 Nadja Podbregar Fund am Hohle Fels Feuerstein Blattspitze belegt Grosswildjagd der Neandertaler auf wissenschaft de DAMALS de vom 27 Juli 2021Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Welterbestatten in Deutschland Kulturerbe Aachener Dom 1978 Speyerer Dom 1981 Wurzburger Residenz mit Hofgarten und Residenzplatz 1981 Wallfahrtskirche auf der Wies 1983 Schlosser Augustusburg und Falkenlust in Bruhl 1984 Dom und Michaeliskirche in Hildesheim 1985 Romische Baudenkmaler Dom und Liebfrauenkirche in Trier 1986 Hansestadt Lubeck 1987 Schlosser und Parks von Potsdam und Berlin 1990 Kloster Lorsch 1991 Bergwerk Rammelsberg Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft 1992 Klosteranlage Maulbronn 1993 Altstadt von Bamberg 1993 Stiftskirche Schloss und Altstadt von Quedlinburg 1994 Volklinger Hutte 1994 Kolner Dom 1996 Das Bauhaus und seine Statten in Weimar Dessau und Bernau 1996 2017 Luthergedenkstatten in Eisleben und Wittenberg 1996 Klassisches Weimar 1998 Museumsinsel Berlin 1999 Wartburg 1999 Dessau Worlitzer 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