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Panthera gombaszoegensis ist eine ausgestorbene Grosskatzenart die wahrend des Pleistozans vor rund 2 5 Millionen bis vor 300 000 Jahren Eurasien bewohnte Der grosste Teil der Funde stammt aus Europa sie streuen aber uber Westasien und Zentralasien bis nach Ostasien In der Regel beschrankt sich das Fossilmaterial auf Teile des Schadels und Gebisses wesentlich seltener werden Reste des Korperskelettes gefunden Anhand der Funde lasst sich eine mittelgrosse Grosskatze rekonstruieren vergleichbar in den Ausmassen heutiger kleinerer Lowen und Tiger Der Korperbau war allgemein robust Vermutlich handelt es sich um einen generalistischen Beutegreifer der sowohl geschlossene wie auch offene Landschaften als Jagdgrunde nutzte Die Art wurde im Jahr 1938 wissenschaftlich eingefuhrt Eine Zeitlang galt sie als Nahverwandter des Jaguars und wurde entweder als eigenstandige eurasische Vorform oder als Unterart der sudamerikanischen Grosskatze gefuhrt Im Deutschen burgerte sich daher auch die Bezeichnung Europaischer Jaguar als Trivialname ein Phylogenetische Untersuchungen aus dem Jahr 2022 legen jedoch eine engere Beziehung mit dem Tiger nahe Panthera gombaszoegensisSchadel von Panthera gombaszoegensisZeitliches AuftretenFruhes Pleistozan Oberes Villafranchium bis Mittleres Pleistozan2 5 Mio Jahre bis 300 000 JahreFundorteEurasien Europa West Zentral und Ostasien SystematikRaubtiere Carnivora Katzenartige Feliformia Katzen Felidae Grosskatzen Pantherinae Eigentliche Grosskatzen Panthera Panthera gombaszoegensisWissenschaftlicher NamePanthera gombaszoegensis Kretzoi 1938 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Fossilfunde 3 Palaobiologie 4 Systematik 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksMerkmale BearbeitenPanthera gombaszoegensis war ein mittelgrosser und robust gebauter Vertreter der Eigentlichen Grosskatzen Anhand der Schadel verschiedener Fundstellen wurde dieser zwischen 27 und 32 cm lang was deutlich geringer ist als beim Hohlenlowen Panthera spelaea mit knapp 41 cm aber grosser als bei heutigen mittelgrossen pantherinen Katzen wie dem Leoparden Panthera pardus Schneeleoparden Panthera uncia und Jaguar Panthera onca mit 18 bis 27 cm In Seitenansicht war der Schadel am Stirnprofil abweichend vom Leoparden und Jaguar weniger deutlich gerundet sondern auffallend gewinkelt wie es etwa beim Tiger Panthera tigris und Lowen Panthera leo aber auch beim Schneeleoparden der Fall ist In Aufsicht zeigte sich der Hirnschadel weniger gewolbt vergleichbar zu dem des Tigers Das Rostrum war ebenfalls in Aufsicht kurz und breit jedoch nicht so deutlich wie beim Tiger Es vermittelte eher zu den kleineren pantherinen Formen bei denen die Schnauze verhaltnismassig langer und schmaler ist Seine Seitenkanten verliefen bei Panthera gombaszoegensis weitgehend parallel und nicht nach hinten eingeschnurt wie beim Tiger Einige Besonderheiten finden sich an den Suturen der Schadelknochen So uberragte das hintere Ende der Nasenbein Stirnbein Verbindung jenes der Stirnbein Oberkiefer Verbindung lediglich beim Schneeleoparden ist das Verhaltnis umgekehrt Die hintere Kontaktstelle zwischen dem Stirnbein und dem Scheitelbein wiederum lag jenseits der Schadeleinschnurung hinter den Orbita Gleiches ist vom Tiger jedoch nicht vom Lowen bekannt Wiederum in Ansicht von oben trat der Warzenfortsatz seitlich markant hervor Ahnliches ist vom Tiger und Lowen bekannt weniger aber von den kleineren Grosskatzen Der Stirnbein Fortsatz hinter der Orbita ragte bei Panthera gombaszoegensis weniger stark seitlich aus vergleichbar zu anderen Panthera Arten mit Ausnahme des Schneeleoparden Ebenso standen die Jochbogen weit auseinander ihre Spanne betrug bis zu 20 cm Das Hinterhauptsbein war in Aufsicht auffallend gerundet und wies hier Ubereinstimmungen mit dem des Lowen auf In Seitenansicht zog der Knochenkamm des Hinterhauptsbeines nach hinten aus was den Verhaltnissen beim Tiger weniger beim Jaguar entspricht Ausserdem nahm er eine recht hohe Position ein was von den kleineren pantherinen Katzen abweicht Die Gelenke zur Verbindung mit der Halswirbelsaule waren ausserordentlich gross und ubertrafen verhaltnismassig jene anderer Grosskatzen einschliesslich des Amerikanischen Lowen Panthera atrox 1 nbsp Unterkiefer von Panthera gombaszoegensisDer Unterkiefer war robust gebaut Der horizontale Knochenkorper variierte kaum an Hohe im Verhaltnis zu den Zahnen war er massiver als etwa beim Tiger Die Unterkante verlief leicht konvex ahnlich wie beim Lowen und abweichend vom Tiger mit einer konkaven Kante Der Gelenkfortsatz sass wie ublich bei Katzen sehr tief Der Winkelfortsatz am hinteren Ende setzte sich nur wenig merklich ab und war nicht so markant nach unten ausgezogen wie es beim Tiger der Fall ist In der Gebissstruktur ahnelte Panthera gombaszoegensis weitgehend den anderen Arten der Gattung Panthera Das Gebiss umfasste 30 Zahne mit drei Schneidezahnen einem Eckzahn drei Pramolaren und einem Molaren in der oberen Zahnreihe die untere wies einen Pramolaren weniger auf Auffallend waren vor allem am Eckzahn senkrechte Rillen an der Aussenkante die unter anderem vom heutigen Jaguar nicht bekannt sind Zwischen dem Eckzahn und dem hinteren Gebiss spannte sich ein ausgedehntes Diastema Generell waren die vorderen Pramolaren niederkronig was die pantherinen Katzen von den felinen unterscheidet Spezielle Merkmale an den hinteren Zahnen liegen nur wenige vor die die einzelnen Panthera Arten voneinander unterscheiden Am hinteren unteren Pramolaren kamen bei Panthera gombaszoegensis vergrosserte zusatzliche Hockerchen vor ahnlich zum Lowen und zum Jaguar Ebenso analog zum Jaguar und zum Leoparden aber im Unterschied zum Tiger und Schneeleoparden entsprach oder ubertraf der letzte untere Pramolar den Molaren an Lange Im Vergleich zum Jaguar war das gesamte Gebiss bei Panthera gombaszoegensis relativ schlank gebaut 2 3 1 4 Das postcraniale Skelett ist zumeist nur fragmentarisch uberliefert Es war aber deutlich robust gestaltet was an den uberlieferten Langknochen erkennbar ist Gleiches gilt fur die Hand und Fussknochen vor allem die Metapodien die einen kurzen und massiven Bau besassen deutlicher als bei den meisten anderen pantherinen Katzen 2 5 Fossilfunde BearbeitenFossilfunde von Panthera gombaszoegensis sind weit uber Eurasien gestreut die meisten Lokalitaten finden sich im westlichen Teil Allein hier liegen mehr als 90 Fundstellen vor 5 Die Art gehort zu den fruhesten Vertretern der Grosskatzen die in Eurasien nachweisbar sind weitaus fruher noch als deutlich bekanntere Angehorige wie der Mosbacher Lowe Panthera mosbachensis oder der Hohlenlowe Auf eine mogliche afrikanische Herkunft weisen einzelne Kieferfragmente aus Ahl al Oughlam bei Casablanca in Marokko die in den Ubergang vom Pliozan zum Pleistozan vor rund 2 5 Millionen Jahren datieren deren genaue Zuweisung aber nicht eindeutig ist 6 Einer der altesten Belege in Eurasien findet sich mit einem Unterkiefer aus der bedeutenden palaoanthropologischen Lokalitat von Dmanisi in Georgien dessen Alter gut 1 8 Millionen Jahren betragt 7 Nahezu ahnlich alt konnen Funde aus Tegelen und Langenboom beide in den Niederlanden eingestuft werden Wahrend letztere Fundstelle nur einen einzelnen Zahn hervorbrachte sind von ersterer unter anderem mehrere Unterkiefer belegt 8 Mit rund 1 6 Millionen Jahren nur wenig junger sind Funde aus Olivola in Italien 9 Weitere bedeutende Fossilien datieren in das spate Altpleistozan und das fruhe Mittelpleistozan Genannt werden kann hier Untermassfeld in Thuringen von wo rund zwei Dutzend Schadel Gebiss und Gliedmassenreste von Panthera gombaszoegensis herstammen Sie gehoren dem Epivillafranchium an mit absoluten Alterswerten zwischen 1 2 und 0 9 Millionen Jahren 9 Mit einem Unterkiefer aus Achalkalaki blieb die Art zu dieser Zeit auch weiterhin in der Kaukasusregion prasent 10 Daruber hinaus liegen weitere Funde aus Mitteleuropa Mosbacher Sande Deutschland Westeuropa La Belle Roche Belgien Maasvlakte Niederlande oder Westbury Sub Mendip Grossbritannien Sudwesteuropa Atapuerca Spanien sowie Sudosteuropa Petralona Griechenland vor 11 12 1 Von besonderer Bedeutung ist hier die Kalkbrekzie von Chateau Breccia im Burgund aus der mehr als 400 Fossilreste von einem halben Dutzend Individuen geborgen wurden Sie decken einen langeren Zeitraum des fruhen Mittelpleistozans ab und sind in den jungeren Ablagerungen mit Funden des Hohlenlowen vergesellschaftet 2 Die Spatphase des Auftretens von Panthera gombaszoegensis wird unter anderem durch einen Zahn aus der Bisnik Hohle im sudlichen Polen oder durch Einzelzahne und Gliedmassenteile aus der Kudaro Hohle in Georgien angezeigt 13 14 Vermutlich starb die Grosskatze vor 350 000 bis 300 000 Jahren aus 15 5 Ausserhalb des europaischen Raumes sind Nachweise von Panthera gombaszoegensis vergleichsweise rar Einzelne Hinweise liegen mit postcranialen Skelettelementen aus ʻUbeidiya in Israel und aus Ti s al Gadah in Saudi Arabien vor deren Altersdaten vom Altpleistozan bis zur zweiten Halfte des Mittelpleistozans reichen 16 17 Hervorzuheben ist der Unterkiefer von Lachuti in Tadschikistan in Zentralasien der in das ausgehende Altpleistozan gehort 18 Des Weiteren sind noch Schadelreste vom Fluss Haro im nordlichen Pakistan zu nennen die mit rund 1 4 Millionen Jahren aber deutlich alter datieren 3 Ein Unterkiefer aus der Jinyuan Hohle bei Dalian im nordostlichen China ist dem gegenuber wieder fruh mittelpleistozanen Alters 4 Palaobiologie Bearbeiten nbsp Lebendrekonstruktion von Panthera gombaszoegensisPanthera gombaszoegensis erreichte nicht die Ausmasse einiger anderer pleistozaner Grosskatzen wie der Hohlenlowe Anhand der altpleistozanen Funde aus Untermassfeld liess sich in Bezug auf verschiedene Skelettelemente ein Korpergewicht von 90 bis 180 kg Zahne beziehungsweise 160 bis 170 kg Langknochen ermitteln Die Werte die an den Langknochen gewonnen wurden liegen durchschnittlich 20 kg hoher als die an den Zahnen errechneten Unter Hinzuziehung weitere Fundstellen wie den individuenreichen Komplex der Chateau Breccia im Burgund aus dem Mittelpleistozan mit vergleichbaren Werten kann so ein Gewicht von 90 und 210 kg bei einem Mittelwert von 130 bis 140 kg angenommen werden Exemplare aus zeitlich alteren Fundstellen scheinen hierbei allerdings durchschnittlich etwas leichter gewesen zu sein und kamen auf etwa 70 bis 100 kg Korpergewicht Die Gewichtsannahmen ubertreffen die Werte des heutigen Jaguars und des Leoparden Sie sind in etwa vergleichbar mit einigen Unterarten des Tigers etwa der Indochinesische Tiger oder des Lowen hier der Asiatische Lowe Fur die Kopf Rumpf Lange konnen 120 bis 170 cm als wahrscheinlich angesehen werden 19 9 2 An den Funden aus Tegelen liessen sich auffallende Variationen in den Massen einzelner Zahne und Knochen feststellen Moglicherweise bestand daher bei Panthera gombaszoegensis ein ausgepragter Geschlechtsdimorphismus Ein solches Phanomen ist vor allem beim heutigen Lowen bekannt der in grosseren sozialen Verbanden lebt und bei dem die mannlichen Individuen teils erbittert um die weiblichen kampfen Da aber auch der weitgehend einzelgangerisch lebende Leopard gewisse Grossenvariationen zwischen den Geschlechtern aufweist erlaubt ein allgemeiner Dimorphismus keine Ruckschlusse auf die spezielle soziale Lebensweise bei Panthera gombaszoegensis 8 Zahlreiche weitere Uberlegungen zur Lebensweise und Palaobiologie beruhen auf der Annahme einer nahen Verwandtschaft von Panthera gombaszoegensis mit dem Jaguar So wurde postuliert dass die Tiere weitgehend in Waldern lebten ahnlich wie es vom heutigen Jaguar bekannt ist Der allgemein robuste Korperbau von Panthera gombaszoegensis der etwas mehr dem generalistischeren Leoparden gleicht schliesst allerdings eine Nutzung offener Landschaften nicht aus Dies trifft daruber hinaus auch auf den Jaguar zu der in seiner stammesgeschichtlichen und historischen Vergangenheit eine hohere Varietat an Landschaftsraumen nutzte die sowohl geschlossene als auch offene Habitate einschlossen Seine heutige Prasenz in den tropischen Regenwaldern ist dagegen weitgehend anthropogen verursacht Zahlreiche Fundstellen mit Resten von Panthera gombaszoegensis lassen allerdings eine gewisse Affinitat zu Wasser erkennen An der Fundstelle von Untermassfeld sind anhand der palaontologischen Daten weite Galeriewalder im Flusstal der Ur Werra unter gemassigt warmen Klimabedingungen rekonstruierbar fur die Chateau Breccia konnte mittels Pollenanalysen eine Mixtur aus offenen Graslandschaften in Hochlagen und Kiefern Fichten Waldern durchsetzt mit Laubbaumen in Talern unter kuhler klimatischen Verhaltnissen ermittelt werden 10 9 2 In heutigen Biotopen mit unterschiedlich grossen Grosskatzen etwa der Lowe Tiger und Leopard in Afrika und Asien nutzen die jeweiligen Arten ein unterschiedliches Beutespektrum angepasst an die jeweils eigene Korpergrosse Gleiches gilt auch im Bezug auf das Verhaltnis vom Jaguar zum Puma in Sudamerika Im ausgehenden Pliozan und im Altpleistozan war Panthera gombaszoegensis die einzige Grosskatze in Europa Fur Untermassfeld wird ein hauptsachliches Beutespektrum mit Hirschen wie Cervus nestii und Eucladoceros giulii angenommen die beide ein Aquivalent zu den Axishirschen und Sambaren bilden welche die heutigen zu Panthera gombaszoegensis ahnlich grossen sud und sudostasiatischen Tiger und Lowen bevorzugen Gelegentlich konnten auch die Kalber von sehr grossen Pflanzenfressern wie Russeltieren Nashornern oder Flusspferden erbeutet worden sein 9 Spatestens im fruhen Mittelpleistozan erreichte der Mosbacher Lowe und der Leopard Europa was zu einem starkeren Konkurrenzverhalten fuhrte Hier durfte vor allem der Leopard mit seiner geringeren Korpergrosse eine starkere Rolle gespielt haben Das Gebiss von Panthera gombaszoegensis ist eher moderat robust gebaut was sich etwa bei den im Vergleich zu Lowen und Tigern kurzeren und niedrigeren Backenzahne bezogen auf den Unterkiefer zeigt Es finden sich aber zu den beiden letztgenannten und zum Leoparden einzelne Ubereinstimmungen was fur den Nahrungserwerb von Panthera gombaszoegensis entsprechend den genutzten Landschaftsraumen ein wohl generalistisches Verhalten befurwortet Bemerkenswert sind senkrechte Rillen an den Eckzahnen die beim Jaguar als haufigen okologischen Vergleich kaum oder gar nicht auftreten Einige Autoren sehen darin Hinweise auf eine abweichende Habitat und Beutenutzung in Europa fehlen beispielsweise zahlreiche hartschalige Beutetiere wie Gurteltiere oder kleinere Kaimane die dem Jaguar zur Verfugung stehen allerdings sind derartige Ruckschlusse aufgrund einzelner sowie teils variabler anatomischer Merkmale problematisch Mit dem Verschwinden von Panthera gombaszoegensis im spaten Mittelpleistozan ubernahm wohl der Leopard dessen okologische Nische vollstandig 3 5 1 Systematik BearbeitenSystematik der Grosskatzen nach Chatar et al 2022 1 Panthera palaeosinensis Neofelis Panthera Palaeopanthera blytheae Panthera uncia Schneeleopard Panthera gombaszoegensis Panthera tigris Tiger Panthera onca Jaguar Panthera pardus Leopard Panthera leo Lowe Panthera spelaea Hohlenlowe Panthera atrox Amerikanischer Lowe Vorlage Klade Wartung StylePanthera gombaszoegensis ist eine ausgestorbene Art aus der Gattung der Eigentlichen Grosskatzen Panthera innerhalb der Familie der Katzen Felidae Die Eigentlichen Grosskatzen die den Verwandtschaftskreis um den Lowen Panthera leo und Tiger bilden Panthera tigris bilden zeichnen sich durch ihre enorme Korpergrosse ein nur teilweise verknochertes Zungenbein vergleichsweise kurze Eckzahne und einige spezielle Zahnmerkmale aus Sie sind heute mit mehreren Arten in Afrika und Asien verbreitet kommen aber mit einem Vertreter auch in Sudamerika vor Molekulargenetische Analysen lassen eine Herkunft der Gruppe aus Asien annehmen Darauf konnten auch einige Fossilfunde aus dem Hochland von Tibet mit Alterswerten um 4 4 Millionen Jahren hindeuten die ursprunglich als Panthera blytheae den Eigentlichen Grosskatzen geordnet wurden 20 21 die Art steht allerdings seit dem Jahr 2023 innerhalb von Palaeopanthera 22 Die altesten afrikanischen Funde durften mit Panthera principalis auf knapp 3 7 Millionen Jahre datieren und kamen im ostlichen Teil des Kontinentes zu Tage 23 Die Abtrennung der Gattung von den anderen Linien der Grosskatzen erfolgte nach konventioneller molekulargenetischer Bestimmung im Unteren Pliozan vor etwa 4 Millionen Jahren 24 25 bei Kalibrierung mit fossilen Funden ist der zeitliche Ansatz wohl deutlich fruher und sollte zu Beginn des Oberen Miozans vor rund 10 7 Millionen Jahren liegen 20 Die wissenschaftliche Erstbeschreibung von Panthera gombaszoegensis wurde im Jahr 1938 von Miklos Kretzoi erstellt Grundlage hierfur bildeten mehrere Einzelzahne sowie Unterkieferfragmente aus einem Kalksteinbruch in der Umgebung von Gombasek bei Slavec an der slowakisch ungarischen Grenze Auf den Fundort verweist auch das Artepitheton Kretzoi benannte seine neue Form mit Leo gombaszoegensis und sah sie als kleineren Vertreter aus dem Verwandtschaftskreis des Lowen und Tigers an 26 Eine Zeitlang wurde die Art dementsprechend gefuhrt Im Jahr 1971 nahm Helmut Hemmer eine Neubewertung vor Er erkannte zahlreiche Mischmerkmale die Panthera gombaszoegensis mit anderen Grosskatzen verband sah aber die grosseren Ahnlichkeiten zum Jaguars Panthera onca Insgesamt wies Hemmer die Art als Jaguar auf dem Weg zum Lowen aus Die Nahverwandtschaft von Panthera gombaszoegensis mit dem Jaguar hob er durch die deutschsprachige Trivialbezeichnung Europaischer Jaguar hervor die sich darauffolgend einburgerte teilweise aber auch in Eurasischer Jaguar abgewandelt wurde Hemmer vereinte in einigen relativ zeitnah erschienenen Studien gleichzeitig einzelne Synonymformen mit Panthera gombaszoegensis wozu unter anderem Felis schreuderi aus Tegelen und Felis avernensis beziehungsweise Felis toscana aus Italien gehoren 27 19 Zahlreiche Autoren ubernahmen darauffolgend diese Zuweisung Ungeklart blieb hierbei jedoch der genaue Status da einige Wissenschaftler die Form als eigenstandige Art mit genugend diagnostischen Abstand zum Jaguar ansahen 8 13 2 andere sie jedoch als Unterart Panthera onca gombaszoegensis einstuften 11 12 28 Biogeographische Szenarien gingen von einer Auswanderung des Europaischen Jaguars uber Nordasien nach Nordamerika im ausgehenden Altpleistozan etwa zwischen dem magnetostratigraphisch definierten Jaramillo Ereignis vor 0 99 Millionen Jahren und der Brunhes Matuyama Umkehr vor 0 78 Millionen Jahren aus Dort entwickelte er sich via Panthera onca augusta zur heutigen Form weiter und erreichte dann letztendlich im Jungpleistozan mit Sudamerika sein heutiges Verbreitungsgebiet 2 In Nordamerika ist Panthera gombaszoegensis bisher allerdings nicht belegt der alteste Nachweis des Jaguars gehort dem spaten Altpleistozan an 1 Die Auffassung Panthera gombaszoegensis ware mit dem Jaguar naher verwandt wurde aber nicht von allen geteilt Einige Wissenschaftler wiesen auf grossere Ahnlichkeiten zum Tiger hin Eine anatomische und phylogenetische Studie aus dem Jahr 2022 kommt zu dem Schluss dass letztere Annahme wahrscheinlicher ist Argumente hierfur finden sich vor allem im Schadelbau etwa im Verlauf der Suturen zwischen dem Stirn und Scheitelbein oder der Gestaltung der Kontaktbereiche zwischen ersterem und dem Nasenbein Auch zeigt sich das Korperskelett von Panthera gombaszoegensis als weniger ahnlich zu dem des Jaguars und lasst eher Eigenschaften eines Generalisten erkennen etwa wie es beim Leoparden der Fall ist Die dadurch erfolgte Neubewertung fasst Panthera gombaszoegensis als Nahverwandten des Tigers auf 1 Es wurden mehrere Unterarten von Panthera gombaszoegensis beschrieben 7 4 P g georgica Hemmer Kahlke amp Vekua 2010 P g gombaszoegensis Kretzoi 1938 P g jinpuensis Jiangzuo Wang Ge Liu Song Jin Jiang amp Liu 2023 P g toscana Schraub 1949 Hierbei stellt P g gombaszoegensis die Nominatform und den am haufigsten referenzierten Vertreter dar P g toscana benannt nach Funden aus der Toskana gilt als stammesgeschichtlich altere europaische Form es besteht hier aber auch die Moglichkeit einer eigenen Artstellung Dem gegenuber wurde P g georgica aus Dmanisi in Georgien beschrieben 7 P g jinpuensis hingegen aus der Jinyuan Hohle im nordostlichen China 4 Teilweise sehen Forscher die P g toscana P g gombaszoegensis Gruppe als europaische die P g georgica Gruppe als zentral bis sudasiatische Variante an wahrend P g jinpuensis in Ostasien verbreitet war 3 4 Literatur BearbeitenAlain Argant und Jacqueline Argant The Panthera gombaszogensis story the contribution of the Chateau Breccia Saone et Loire Burgundy France Quaternaire Hors serie 4 2011 S 247 269 Narimane Chatar Margot Michaud und Valentin Fischer Not a Jaguar after all Phylogenetic and Morphology of the Pleistocene felid Panthera gombaszoegensis Papers in Palaeontology 8 5 2022 S e1464 doi 10 1002 spp2 1464 Ernst Probst Der Europaische Jaguar Mit Zeichnungen von Shuhei Tamura GRIN Verlag Munchen 2011 ISBN 978 3 640 92503 2 Alan Turner The big cats and their fossil relatives Columbia University Press New York NY 1997 ISBN 0 231 10229 1Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Narimane Chatar Margot Michaud und Valentin Fischer Not a Jaguar after all Phylogenetic Affinities and Morphology of the Pleistocene felid Panthera gombaszoegensis Papers in Palaeontology 8 5 2022 S e1464 doi 10 1002 spp2 1464 a b c d e f g Alain Argant und Jacqueline Argant The Panthera gombaszogensis story the contribution of the Chateau Breccia Saone et Loire Burgundy France Quaternaire Hors serie 4 2011 S 247 269 a b c d Qigao Jiangzuo und Jinyi Liu First record of the Eurasian jaguar in southern Asia and a review of dental differences between pantherine cats Journal of Quaternary Science 35 6 2020 S 817 830 doi 10 1002 jqs 3222 a b c d e Qigao Jiangzuo Yuan Wang Junyi Ge Sizhao Liu Yayun Song Changzhu Jin Hao Jiang und Jinyi Liu Discovery of jaguar from northeastern China middle Pleistocene reveals an intercontinental dispersal event Historical Biology 35 3 2023 S 293 302 doi 10 1080 08912963 2022 2034808 a b c d Adrian Marciszak und Grzegorz Lipecki Panthera gombaszoegensis Kretzoi 1938 from Poland in the scope of the species evolution Quaternary International 633 2022 S 36 51 doi 10 1016 j quaint 2021 07 002 Denis Geraads Carnivores du Pliocene terminal de Ahl al Oughlam Casablanca Maroc Geobios 30 1 1997 S 127 164 a b c Helmut Hemmer Ralf Dietrich Kahlke und Abesalom K Vekua Panthera onca georgica ssp nov from the Early Pleistocene of Dmanisi Republic of Georgia and the phylogeography of jaguars Mammalia Carnivora Felidae Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Abhandlungen 257 2010 S 115 127 a b c Hannah J O Regan und Alan Turner Biostratigraphic and palaeoecological implications of new fossil felid material from the Plio Pleistocene site of Tegelen The Netherlands Palaeontology 47 2004 S 1181 1193 a b c d e Helmut Hemmer Die Feliden aus dem Epivillafranchium von Untermassfeld In Ralf Dietrich Kahlke Hrsg Das Pleistozan von Untermassfeld bei Meiningen Thuringen Teil 3 Monographien desRomisch Germanischen Zentralmuseums Mainz 40 2001 S 699 782 a b Helmut Hemmer Ralf Dietrich Kahlke und Abesalom K Vekua The Jaguar Panthera onca gombaszoegensis Kretzoi 1938 Carnivora Felidae in the Lower Pleistocene of Akhalkalaki South Georgia Transcaucasia and its evolutionary and ecological significance Geobios 34 4 2001 S 475 486 a b Helmut Hemmer Ralf Dietrich Kahlke und T Keller Panthera onca gombaszoegensis Kretzoi 1938 aus den fruhmittelpleistozanen Mosbach Sanden Wiesbaden Hessen deutschland Ein Beitrag zur kenntnis der Variabilitat und Verbreitungsgeschichte des Jaguars Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Abhandlungen 229 2003 S 31 60 a b Helmut Hemmer und Ralf Dietrich Kahlke Nachweis des Jaguars Panthera onca gombaszoegensis aus dem spaten Unter oder fruhen Mittelpleistozan der Niederlande Deinsea 11 2005 S 47 57 a b Adrian Marciszak Presence of Panthera gombaszoegensis Kretzoi 1938 in the late Middle Pleistocene of Bisnik Cave Poland with an overview of Eurasian jaguar size variability Quaternary International 326 327 2014 S 105 113 doi 10 1016 j quaint 2013 12 029 G F Baryshnikov Pleistocene Felidae Mammalia Carnivora from the Kudaro Palaeolithic Cave sites in the Caucasus Proceedings of the Zoological Institute RAS 315 3 2011 S 197 226 Hannah J O Regan Alan Turner und David M Wilkinson European Quaternary refugia a factor in large carnivore extinction Journal of Quaternary Science 17 8 2002 S 789 795 Bienvenido Martinez Navarro Miriam Belmaker und Ofer Bar Yosef The large carnivores from Ubeidiya early Pleistocene Israel biochronological and biogeographical implications Journal of Human Evolution 56 2009 S 514 524 doi 10 1016 j jhevol 2009 02 004 Christopher M Stimpson Paul S Breeze Laine Clark Balzan Huw S Groucutt Richard Jennings Ash Parton Eleanor Scerri Tom S White und Michael D Petraglia Stratified Pleistocene vertebrates with a new record of a jaguar sized pantherine Panthera cf gombaszogensis from northern Saudi Arabia Quaternary International 382 2015 S 168 180 doi 10 1016 j quaint 2014 09 049 Marina Vladimirovna Sotnikova und Inesa Anatoleva Vislobokova Pleistocene mammals from Lakhuti Southern Tajikistan U S S R Quartarpalaontologie 8 1990 S 237 244 a b Helmut Hemmer Zur Charakterisierung und stratigraphischen Bedeutung von Panthera gombaszoegensis Kretzoi 1938 Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Monatshefte 12 1971 S 701 711 a b Z Jack Tseng Xiaoming Wang Graham J Slater Gary T Takeuchi Qiang Li Juan Liu und Guangpu Xie Himalayan fossils of the oldest known pantherine establish ancient origin of big cats Proceedings of the Royal Society B 281 2013 S 20132686 doi 10 1098 rspb 2013 2686 Denis Geraads und Stephane Peigne Re appraisal of Felis pamiri Ozansoy 1959 Carnivora Felidae from the Upper Miocene of Turkey the earliest pantherin cat Journal of Mammalian Evolution 24 2017 S 415 425 Helmut Hemmer The evolution of the palaeopantherine cats Palaeopanthera gen nov blytheae Tseng et al 2014 and Palaeopanthera pamiri Ozansoy 1959 comb nov Mammalia Carnivora Felidae Palaeobiodiversity and Palaeoenvironments 2023 doi 10 1007 s12549 023 00571 5 Helmut Hemmer The identity of the lion Panthera principialissp nov from the Pliocene Tanzanian site of Laetoli and its significance for molecular dating the pantherine phylogeny with remarks on Panthera shawi Broom 1948 and a revision of Puma incurva Ewer 1956 the Early Pleistocene Swartkrans leopard Carnivora Felidae Palaeobiodiversity and Palaeoenvironments 2022 doi 10 1007 s12549 022 00542 2 Warren E Johnson Eduardo Eizirik Jill Pecon Slattery William J Murphy Agostinho Antunes Emma Teeling und Stephen J O Brian The Late Miocene radiation of modern Felidae A genetic assessment Science 311 2006 S 73 77 Brian W Davis Gang Li und William J Murphy Supermatrix and species tree methodes resolve phylogenetic relationships within the big cats Panthera Carnivora Felidae Molecular Phylogenetics and Evolution 56 2010 S 64 76 doi 10 1016 j ympev 2010 03 036 Miklos Kretzoi Die Raubtiere von Gombaszog nebst einer Ubersicht der Gesamtfauna Annales Musei Nationalis Hungarici Pars Mineralogica Geologica Palaeontologica 31 1938 S 88 157 Helmut Hemmer und Gerda Schutt Ein Unterkiefer von Panthera gombaszoegensis Kretzoi 1938 aus den Mosbacher Sanden Mainzer Naturwissenschaftliches Archiv 8 1969 S 90 101 Dick Mol Wilrie van Logchem und John de Vos New record of the European jaguar Panthera onca gombaszoegensis Kretzoi 1938 from the Plio Pleistocene of Langenboom The Netherlands Cainozoic Research 8 1 2 2011 S 35 40Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Panthera gombaszoegensis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Panthera gombaszoegensis amp oldid 235614697