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Im Gefecht bei Luneburg am 2 April 1813 siegten verbundete Preussen und Russen uber ein franzosisches Korps Das Gefecht war die erste grossere Kampfhandlung nach dem Ruckzug der in Russland geschlagenen Franzosen hinter die Elbe Seine Bedeutung lag in der moralischen Wirkung auf die deutsche Offentlichkeit als erster Erfolg der Verbundeten in den nun beginnenden Befreiungskriegen Gefecht bei LuneburgTeil von BefreiungskriegeDatum 2 April 1813Ort LuneburgAusgang Kapitulation der FranzosenKonfliktparteienFrankreich 1804 Frankreich Russisches Kaiserreich 1721 RusslandPreussen Konigreich PreussenBefehlshaberFrankreich 1804 Joseph Morand Russisches Kaiserreich 1721 Wilhelm von DornbergPreussen Konigreich Karl von BorckeTruppenstarke2800 Mann Infanterie 75 Mann Kavallerie 9 Geschutze 1100 Mann Infanterie davon 751 Preussen Uber 2000 Mann Kavallerie 10 Geschutze davon 4 preussische viele bewaffnete BurgerVerluste500 Tote und Verwundete knapp 2300 Gefangene alle Geschutze 300 Tote und Verwundete darunter 46 PreussenSchlachten der Befreiungskriege 1813 1815 Fruhjahrsfeldzug 1813Luneburg Mockern Halle Grossgorschen Gersdorf Bautzen Reichenbach Nettelnburg Haynau Luckau Herbstfeldzug 1813Grossbeeren Katzbach Dresden Hagelberg Kulm Dennewitz Gohrde Altenburg Wittenberg Wartenburg Liebertwolkwitz Leipzig Torgau Hanau Hochheim Danzig Winterfeldzug 1814Epinal Colombey Brienne La Rothiere Champaubert Montmirail Chateau Thierry Vauchamps Mormant Montereau Bar sur Aube Soissons Craonne Laon Reims Arcis sur Aube Fere Champenoise Saint Dizier Claye Paris Sommerfeldzug von 1815Quatre Bras Ligny Waterloo Wavre Paris Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Gegnerische Krafte 3 Verlauf 4 Militarische und politische Folgen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenNach der Niederlage Napoleons im Russlandfeldzug 1812 hatte sich in Norddeutschland ausgehend von Ostpreussen seit Januar 1813 eine vehement antifranzosische Stimmung ausgebreitet Sie schlug in eine offene Rebellion um als Mitte Februar Preussen eine deutliche Wendung gegen Frankreich vollzog und russische Reiterverbande uber die Oder ausschwarmten Ende Februar wurden davon auch die 1810 von Frankreich annektierten Hanseatischen Departements erfasst In Hamburg kam es am 24 Februar zu schweren Tumulten Nachdem die standrechtliche Erschiessung von sieben willkurlich Verhafteten am 2 und 3 Marz 1813 die Unruhen steigerten raumten die Franzosen am 12 Marz die Stadt und die Rebellion griff auf Lubeck und Stade uber Am 14 Marz erschien der russische Reiterfuhrer Tettenborn an der Spitze von 1300 Kosaken mit zwei Geschutzen in Ludwigslust und bewog Mecklenburg zum Seitenwechsel vom Rheinbund zu den Verbundeten Anschliessend drangte er die aus Stralsund abgezogenen franzosischen Krafte unter General Joseph Morand uber die Elbe Am 18 Marz zog Tettenborn in Hamburg ein Zugleich durchstreiften russische Reitertrupps gefeiert von den Einwohnern Harburg Stade und Luneburg Lubeck und Lauenburg stellten die von Frankreich beseitigten Verfassungsverhaltnisse wieder her die Standevertreter der vormaligen Herzogtumer Bremen und Verden traten zusammen um eine Volksbewaffnung zu beschliessen In dieser Situation verjagten die Burger Luneburgs am 21 Marz die franzosischen Beamten aus ihrer Stadt und begannen mit der Aufstellung von Freiwilligentruppen Auf Napoleons Befehl konzentrierte General Vandamme 25 000 Mann an der unteren Weser zugleich sollte er die Ordnung in den Hanseatischen Departements wiederherstellen Er traf am 27 Marz in Bremen ein und beorderte Morand zur Bekampfung von Aufstandischen und Kosaken nach Tostedt Diese mussten sich nach Hamburg zuruckziehen Nun erhielt Morand den Befehl eine Strafexpedition gegen Luneburg durchzufuhren Dort hatten bewaffnete Burger und Kosaken Benckendorffs am 28 Marz eine Besetzung der Stadt durch die Fliegende Kolonne des Generals Pierre Watier verhindert Je weiter sich Morands Verband von Bremen entfernte desto starker umkreisten und attackierten ihn Kosaken des russischen Korps Benckendorff Der zum russischen General ernannte Dornberg hatte wegen seiner Erfahrungen im Organisieren von Aufstanden und in der Fuhrung des Kleinen Krieges zuvor den Auftrag erhalten im Raum Hannover eine allgemeine Volkserhebung auszulosen war aber mit seinem Elbubergang bei Werben am 26 Marz gescheitert Als sich abzeichnete dass Luneburg Morands Marschziel war sandte der Oberkommandierende des rechten Flugels der russisch preussischen Armeen General Wittgenstein das Dornbergsche Korps am 31 Marz bei Lenzen zur Unterstutzung der aufstandischen Stadt uber die Elbe Rasch naherte sich Dornberg seinem Ziel von Sudosten wobei er Truppen zum Aufbau einer Ruckzugslinie nach Boizenburg abzweigte Gegnerische Krafte BearbeitenMorands Truppe zahlte etwa 2800 Mann mit neun Geschutzen einschliesslich einer eilig zusammengestellten 75 kopfigen Reitertruppe bestehend aus Dragonern Chasseurs berittenen Douaniers und Gendarmen Kern seines Korps waren zwei Bataillone von dreien des sachsischen Infanterieregiments Prinz Maximilian und eine sachsische Batterie Dornberg waren ein Infanteriebataillon und Batterie mit vier Geschutzen der preussischen Brigade Borstell und an russischen Truppen ein Jagerbataillon vier Husaren und zwei Dragonereskadrons sowie das Korps Benckendorff mit drei Kosaken und einem Baschkirenpulk und zwei Geschutzen insgesamt 1100 Mann Infanterie und etwa 1300 Reiter unterstellt Vor dem Angriff auf Luneburg vereinigte sich mit ihm das russische Streifkorps Tschernyschow das aus 1800 Reitern mit vier Geschutzen bestand Verlauf BearbeitenAm 1 April griff Morand Luneburg von Westen an Der unorganisierte Widerstand bewaffneter Burger an den mittelalterlichen Stadttoren war schnell gebrochen viele wurden verhaftet und am Abend bestimmte Morand funfzig von ihnen zur Erschiessung am nachsten Tag Am selben Tag waren das Korps Dornberg bis Luchow und das unter Benckendorff bis Dannenberg gekommen Beide verabredeten sich mit Tschernyschow dessen Reiter am 31 Marz bei Bahlau die Elbe uberquert hatten und sich in Wustrow befanden zu einer Eroberung Luneburgs am 2 April Als sich in den fruhen Vormittagsstunden Kosaken am sudlichen Stadttor zeigten glaubte Morand es wie bisher mit Streifscharen zu tun zu haben Er sandte zwei Geschutze mit einer Infanteriebedeckung und seine 75 Reiter vor die Stadt um den Gegner zu vertreiben Seine Truppe lief in eine Falle Dornbergs Uberrascht sah sie sich einem massiven Flankenangriff russischer Husaren ausgesetzt verlor die Geschutze und wurde bis auf einen Teil der Reiter gefangen genommen Erst am spaten Vormittag erkannte Morand dass eine regulare russisch preussische Infanterie und Artillerietruppe Luneburg mit dem Ziel der Eroberung angriff Inzwischen war ein Stadttor in der Hand von preussischen Fusilieren unter Major Borcke Wahrend es an weiteren Stadttoren zum Kampf kam befreiten bewaffnete Burger die zur Erschiessung Verurteilten und griffen feindliche Soldaten in den Strassen an Morand bereits verwundet ging der Uberblick verloren und er befahl daher am Mittag den Ruckzug aus der Stadt auf eine westlich vor dem Neuen Tor verharrende franzosische Truppe Sein Befehl konnte nicht mehr von jedem seiner Detachements befolgt werden weil einige in verschiedenen Toren und Gebauden von den in die Stadt nachdrangenden preussischen und russischen Truppen eingeschlossen waren und bereits zu kapitulieren begannen Morand versuchte nun eine Ruckeroberung von aussen Der Angriff bei dem er diesmal schwer verwundet wurde scheiterte nach Anfangserfolgen Hierbei kam es zu der beruhmt gewordenen Tat der Luneburger Burgertochter Johanna Stegen Sie versorgte preussische Fusiliere mit dringend benotigter Munition die sie auf dem Schlachtfeld unter Lebensgefahr aus einem verlassenen Munitionswagen geborgen hatte Am Nachmittag hatten russische Reiter Morands Truppe umstellt Eine von Dornberg angenommene ehrenvolle Kapitulation konnte von den sachsischen Offizieren wegen der Weigerung der Franzosen das Feuer einzustellen nicht durchgesetzt werden Nachdem ein Durchbruchsversuch zwecks Ruckzug nach Reppenstedt misslungen war begann die russisch preussische Artillerie mit Beutekanonen verstarkt die eingeschlossene Truppe zusammenzuschiessen Am Nachmittag gegen 17 Uhr kapitulierte Morands gesamtes Korps und ging in Gefangenschaft Militarische und politische Folgen BearbeitenSchon am nachsten Tag mussten sich die Sieger vor einer 11 000 Mann starken Division die unter Marschall Davout links der Elbe nach Norden vorruckte zuruckziehen Dornbergs Korps uberquerte mit den Gefangenen und zahlreichen Fluchtlingen aus Luneburg darunter Johanna Stegen bei Boizenburg die Elbe Morand verstarb dort am 5 April an seinen Wunden Davout erschien am 4 April in Luneburg und zeigte gegenuber der Einwohnerschaft unerwartete Milde indem er sich mit der Auferlegung einer Kontribution und allgemeiner Entwaffnung begnugte Zum Verzicht auf Schlimmeres mogen die Ankundigungen Dornbergs und Tettenborns beigetragen haben fur jeden standrechtlich erschossenen Deutschen einen gefangenen franzosischen Soldaten zu erschiessen oder einen solchen Beamten zu hangen Als Vandamme sich in den kommenden Tagen aus dem brodelnden Gebiet zwischen Elbe und Aller zuruckzog besetzte Dornberg am 11 April erneut Luneburg Erst als Vandamme im Mai zur Eroberung Hamburgs schritt musste Luneburg fur langere Zeit von den Verbundeten geraumt werden Die Nachricht von der Vernichtung des Korps Morand verbreitete sich rasch in Norddeutschland und loste Jubel und Siegeszuversicht aus Ungewohnlich war die Erwahnung des Zusammenwirkens russischer und preussischer Soldaten mit bewaffneten Burgern und erstmals die einer Frau als Teilnehmerin am Kampf Der neuartige Charakter des Krieges der preussischerseits nicht mehr nur von Berufssoldaten gefuhrt wurde zeigte sich deutlich in einer Traueranzeige der Vossischen Zeitung fur den ersten gefallenen freiwilligen Jager Georg Haase einem Sohn des durch die Einfuhrung der Tierimpfung und die Bauernbefreiung in Pommern bekannten Landwirtschaftsreformers Georg Friedrich Haase Die Eheleute Haase teilten der Offentlichkeit mit dass der Sohn den Tod fur Vaterland deutsche Freiheit Nationalehre und unseren geliebten Konig starb sie endeten mit den Worten Der Verlust eines solchen Kindes ist hart aber es ist uns ein Trost dass auch wir einen Sohn geben konnten zu dem grossen heiligen Zwecke Wir fuhlen tief die Notwendigkeit solcher Opfer 1 Neu war weiterhin die Verleihung einer gleichartigen Auszeichnung fur Offiziere wie Soldaten des preussischen Heeres der ersten Eisernen Kreuze durch den Konig Friedrich Wilhelm Neben Major Borcke erhielten eine Reihe von Offizieren Unteroffizieren und gemeinen Soldaten das Eiserne Kreuz II Klasse Wahrend sich damit in der Offentlichkeit Preussen als Vorreiter des Befreiungskampfes darbot wurde die Rolle des Rheinbundstaates Sachsen bei der Niederschlagung des Aufstandes in Norddeutschland ubel vermerkt Der sachsische Aussenminister Senff musste sich als er von Preussen und Russland im April die Anerkennung einer Neutralitat Sachsens wunschte von seinen Verhandlungspartnern vorhalten lassen dass die Soldaten seines Konigs Friedrich August sich just in den Gassen Luneburgs mit den Preussen schlugen Das Gefecht bei Luneburg erschien den Zeitgenossen was Anlass und Ausgang betraf beispielhaft Bis weit ins 20 Jahrhundert hielt die deutsche Geschichtsschreibung diese Erinnerung wach Literatur BearbeitenW Gorges Luneburg vor hundert Jahren Das Treffen am 2 April 1813 der erste Sieg in den Befreiungskriegen Herold amp Wahlstab Luneburg 1913 Albert v Holleben Bearb Geschichte des Fruhjahrsfeldzuges 1813 und seine Vorgeschichte Erster Band E S Mittler Berlin 1904 hier Die Einnahme von Luneburg S 268 273 Modest Joanovites Bogdanowitsch Geschichte des Feldzuges im Jahre 1812 nach den zuverlassigsten Quellen Band I Bernhard Schlicke Leipzig 1863 Frank Bauer Luneburg 2 April 1813 Der Befreiungskampf beginnt Kleine Reihe Geschichte der Befreiungskriege 1813 1815 H 21 Potsdam 2008 Weblinks Bearbeitenzum Gefecht bei Luneburg von Frank Bauer mit Wiedergabe eines QuellentextesEinzelnachweise Bearbeiten Wortlaut der Anzeige in Nicolaus Henningsen Hrsg Preussens Erhebung und der Befreiungskampf 1813 Koln o J 1913 S 56 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gefecht bei Luneburg amp oldid 239093264