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Astralleib oder Astralkorper von lateinisch astralis sternartig ist ein Begriff zur Bezeichnung einer unsichtbaren wolkenartigen Hulle die nach manchen religiosen und okkulten Lehren den Menschen bzw dessen Seele umgibt und zusammen mit der Freiseele den Tod des materiellen Korpers uberdauert Die Existenz eines Astralleibs wird vor allem in der modernen Theosophie der Anthroposophie und der neueren Esoterik angenommen In der Anthroposophie wird zwischen dem Astralleib und dem Atherleib unterschieden In manchen Konzepten der ausserkorperlichen Erfahrung und der Seelenreise Astralreise Astralprojektion kommt der Astralleib als Transportmittel vor Das Konzept des Astralleibs findet sich bereits im antiken Platonismus wo von einem Seelenfahrzeug wie auch von einem Gewand oder einer Hulle der Seele die Rede ist diese Begriffe werden synonym verwendet 1 Die Bezeichnung des Seelenfahrzeugs als sternartig altgriechisch astroeides taucht erstmals beim spatantiken Neuplatoniker Proklos auf 2 In der Renaissance wird das aus antiker Literatur bekannte Seelenfahrzeug auch als siderischer Leib Sternenleib bezeichnet daraus ist der Ausdruck Astralleib entstanden Ahnliche Vorstellungen bestehen im Hinduismus und im Jainismus wo ebenfalls von Hullen die Rede ist Inhaltsverzeichnis 1 Antike 2 Mittelalter 3 Fruhe Neuzeit 4 Moderne 5 Hinduismus 6 Jainismus 7 Literatur 8 AnmerkungenAntike BearbeitenDen Ausgangspunkt fur die Vorstellungen vom Fahrzeug oder Wagen griechisch ochema der Seele bilden einige Stellen in Dialogen Platons Im Timaios wird berichtet der Demiurg habe jeder Seele einen Stern zugeteilt und den Seelen nachdem er sie gleichsam auf Fahrzeuge gesetzt habe die Natur des Kosmos gezeigt 3 Timaios Kommentatoren verstanden unter den Fahrzeugen nicht die jeweiligen Sterne der Seelen sondern den Seelen zugeteilte Vehikel auf denen diese aus dem Himmelsbereich in die irdische Welt hinabsteigen 4 Weitere einschlagige Stellen finden sich in den Dialogen Phaidros Phaidon und Nomoi Im Phaidros werden die Seelen der Gotter und der Menschen mit Wagenlenkern verglichen Die menschliche Vernunftseele logistikon lenkt den Wagen die beiden Pferde die ihn ziehen stehen fur das Gemut und die Begierde 5 Im Phaidon besteigen bestimmte Seelen Verstorbener ihre Fahrzeuge gemeint sind offenbar Boote und fahren damit zu einem See im Totenreich 6 In den Nomoi wird die Hypothese erwogen dass die Seele der Sonne uber einen feurigen oder luftartigen Korper verfugt von dem aus sie ihr Gestirn bewegt 7 Aus Platons Verbindung der Seelen mit den Sternen zogen antike Platoniker Konsequenzen wobei sie auch aristotelisches Gedankengut berucksichtigten Schon im 4 Jahrhundert v Chr lehrte der stark aristotelisch beeinflusste Platoniker Herakleides Pontikos die Substanz der Seelen sei mit derjenigen der Gestirne identisch Demgemass bezeichnete er die Seelen als lichtartig und ging davon aus dass sie im Bereich des Fixsternhimmels beheimatet sind Im spateren Platonismus wurde dann die platonische Vorstellung des Seelenwagens mit der aristotelischen Lehre vom Ather der Substanz der Sterne als funftem Element und vom Pneuma kombiniert Das Pneuma ist bei Aristoteles die physische durch die Fortpflanzung ubermittelte Tragersubstanz der immateriellen Seele die dem Stoff der Gestirne analog ist 8 Diese Annahme verband Aristoteles zwar nicht mit der religiosen Vorstellung dass die Sterne die Wohnsitze der Seelen seien doch bot seine Ausserung zur Analogie zwischen Sternen und Pneuma manchen Platon Kommentatoren Anlass das Pneuma mit dem Seelenfahrzeug zu identifizieren Im spatantiken Neuplatonismus war diese Gleichsetzung gelaufig 9 Auf solche Uberlegungen geht in der romischen Kaiserzeit der Arzt Galenos ein der wohl an Herakleides Pontikos anknupft Nach einer der von ihm angefuhrten Hypothesen ist die Seele selbst ein lichtartiger und atherischer Korper nach einer anderen ist sie unkorperlich besitzt aber einen derartigen Korper als erstes Fahrzeug und tritt durch ihn mit dem sichtbaren physischen Korper in Verbindung Auch die Mittelplatoniker nehmen einen Seelenwagen an Sie sind jedoch hinsichtlich der Frage nach seiner Verganglichkeit uneinig Albinos und Attikos halten ihn fur verganglich Fur den Mittelplatoniker Numenios lasst sich erschliessen dass er einen feinstofflichen Seelenwagen annahm 10 Im Neuplatonismus werden die einschlagigen Aussagen Platons kombiniert und zu einer Lehre verarbeitet der zufolge die Seelen sowohl im Himmel als auch bei ihrem Abstieg zur Erde mit ihren Fahrzeugen verbunden sind Plotin der Begrunder dieser philosophischen Richtung verwendet den Begriff Fahrzeug nicht akzeptiert aber die Vorstellung 11 Er meint dass die Seelen bei ihrem Abstieg aus der geistigen Welt in den Bereich des Werdens und Vergehens schon im Himmel einen ersten Korper annehmen Wenn sie dann in immer dichtere Spharen gelangen hullen sie sich in weitere Korper von zunehmend physischer materieller Beschaffenheit ein Das Pneuma das die Seele umgibt stellt Plotin sich als fein leichtbeweglich und wohl kugelformig vor also von ahnlicher Beschaffenheit wie die Gestirne Es bleibt mit der Seele nach deren Trennung vom Leib verbunden seine Verunreinigung oder Beschwerung wahrend des irdischen Lebens verursacht die Seelenwanderung Reinkarnation Im Himmel dient der Pneuma Leib der Seele als Wahrnehmungsorgan Die spateren Neuplatoniker Porphyrios und Iamblichos bauen das Konzept auf unterschiedliche Weise aus Porphyrios halt den Seelenwagen fur eine feinstoffliche Substanz die beim Abstieg durch die Gestirnspharen erworben wird und sich dabei zunehmend verdunkelt und materialisiert ihre Beschaffenheit ist bei den einzelnen Individuen sehr unterschiedlich Nach dem Tod des physischen Korpers bleibt der Seelenwagen zunachst erhalten wenn die Seele dann durch die Gestirnspharen zum Himmel emporsteigt lost er sich allmahlich auf 12 Iamblichos hingegen meint der Seelenwagen sei vom Demiurgen geschaffen immateriell und unverganglich er bleibe bestehen nachdem sich die in die geistige Welt zuruckgekehrte rationale Seele von ihm und von der irrationalen Seele deren Trager er sei getrennt habe Fur einen kunftigen erneuten Abstieg der Seele werde das Fahrzeug wieder benotigt 13 Nach der Lehre des Iamblichos haben auch die Himmelsgotter solche Fahrzeuge Der aus Ather bestehende menschliche Seelenwagen bedarf der Reinigung damit die Seele in ihre Heimat zuruckkehren kann Spater kombinieren die Neuplatoniker Syrianos und Proklos Teile dieser Konzepte indem sie den Seelen je zwei Seelenwagen zuweisen bzw drei insoweit der sichtbare Korper ebenfalls als Seelenfahrzeug gilt Bei Proklos 5 Jahrhundert erscheint die neuplatonische Lehre von den Seelenfahrzeugen in ihrer am differenziertesten ausgearbeiteten Gestalt Nach seiner Auffassung ist der hohere vom Demiurgen erschaffene Seelenwagen immateriell unverganglich licht oder sternartig und mit der Seele zusammengewachsen symphyes also unaufloslich mit ihr verknupft Der niedere pneumatische Seelenwagen pneumatikon ochema hingegen besteht aus den vier Elementen der physischen Materie und ist verganglich Er wird beim Abstieg der Seele durch die Gestirnspharen erzeugt und lost sich spater auf ihrem Ruckweg nach oben wieder auf Im Unterschied zu den menschlichen Seelen haben die gottlichen nur das hohere Fahrzeug 14 Damaskios der letzte Leiter der neuplatonischen Schule in Athen halt weitgehend an der Lehre des Proklos fest geht aber davon aus dass die Seele sich vom hoheren Seelenwagen trennt wenn sie die uberhimmlische Welt betritt 15 Im 6 Jahrhundert kehrt Damaskios Schuler Simplikios zum alteren Modell mit nur einem Seelenwagen zuruck 16 Ein anderer Neuplatoniker des 6 Jahrhunderts Olympiodoros halt den Seelenwagen fur eiformig 17 eine Vorstellung die in der modernen Theosophie wiederkehrt Auch der Verfasser der chaldaischen Orakel nimmt einen Seelenwagen an der sich beim Abstieg der Seele von der himmlischen Region zur Erde bildet indem die Seele sich mit Material aus den von ihr durchquerten Bereichen umkleidet Wenn die Seele den Ruckweg in ihre gottliche Heimat antreten will muss sie zuvor ihr Fahrzeug das sie dabei benotigt starken Diesem Zweck dienen Reinigungsrituale im Rahmen der Theurgie 18 In der Hermetik ist von unkorperlichen Hullen die Rede welche die Seele umgeben und ihre Wahrnehmungsfahigkeit beschranken sowie vom Pneuma als dem Gefahrt der Seele Da der vergangliche Korper eine unmittelbare Anwesenheit des gottlichen unsterblichen Geistes nicht aushalten konnte umkleidet der Geist sich mit der Seele wie mit einem Umhang wahrend die ebenfalls gottliche Seele das Pneuma als Hulle verwendet 19 Generell werden in den antiken Quellen die Metaphern von der Hulle oder dem Gewand der Seele und von ihrem Fahrzeug oft synonym verwendet 20 Der Peripatetiker Alexander von Aphrodisias kritisiert die Vorstellung des Seelenfahrzeugs 21 Nach Clemens von Alexandria nahmen der Gnostiker Basilides und seine Anhanger ein fur die Affekte zustandiges Organ an welches sie als angewachsene Seele oder anhangendes Pneuma bezeichneten Im antiken Christentum finden sich bei Hippolyt von Rom und Origenes ahnliche Auffassungen wie in der gnostischen und hermetischen Uberlieferung Origenes nutzt das Konzept als Erklarung fur die Erscheinungen von Toten Augustinus nimmt einen Seelenwagen nur fur Engel und Damonen an die ihn nutzen wenn sie den Menschen erscheinen Mittelalter BearbeitenDie spatantiken im Mittelalter sehr popularen Autoren Macrobius und Boethius greifen den Gedanken des Seelenwagens bzw der Hulle oder des Gewandes amictus der Seele auf und ubermitteln ihn den lateinischsprachigen Gelehrten des Mittelalters Im Byzantinischen Reich befassen sich Michael Psellos und Nikephoros Gregoras mit der einschlagigen neuplatonischen Literatur Dante versieht die Seelen der Verstorbenen mit einer Gestaltungskraft virtu informativa die sie umstrahlt und eine schattenhafte neue Form hervorbringt einen Scheinleib der sich in der umgebenden Luft auspragt und Sinnesorgane aufweist 22 Fruhe Neuzeit BearbeitenIn der Renaissance greift der Humanist Marsilio Ficino die spatantike Konzeption zweier Seelenwagen auf Bei ihm verbindet der hohere unsterbliche aus der Substanz der Sterne bestehende Seelenwagen vehiculum aethereum die rationale Seele mit ihrem Korper Dieser Seelenwagen ist der Sitz des Vorstellungsvermogens phantasia Er ist von Natur aus rund nimmt aber fur die Dauer des irdischen Lebens menschliche Gestalt an Der hohere Seelenwagen ist mit der Seele untrennbar verbunden und wird von ihr permanent belebt Daneben weist die Seele wahrend sie sich im Korper befindet einen zweiten luftartigen Seelenwagen auf den spiritus der fur den Empfang der Sinneseindrucke sorgt Der materielle aus den vier Elementen zusammengesetzte Korper ist ein drittes Fahrzeug der Seele 23 Ahnliche Ideen entwickeln Paracelsus und kabbalistische Autoren sowie Agrippa von Nettesheim der von einem atherischen Seelenwagen spricht 24 Vor allem Paracelsus wird fur die spatere Rezeption des Konzepts wegweisend Er ubernimmt die antike Idee des Seelenfahrzeugs das auch als die Seele einhullendes Pneuma gedacht wird und fuhrt dafur die Bezeichnung siderischer Korper Verdeutschung des lateinischen Adjektivs sidereus zu sidus Stern ein von der spater der moderne Ausdruck Astralleib abgeleitet wird Fur Paracelsus ist der siderische Korper der Vermittler zwischen Korper und Seele Er sei der Trager der naturlichen Weisheit aber auch der Affekte Beides habe Gott den Sternen verliehen von den Sternen seien diese Gaben zur menschlichen Seele gelangt Auch Intuition Traume und Visionen verdanke der Mensch seinem Sternenleib 25 Auch in der Medizin der Renaissance wird das Konzept des Astralleibs aufgegriffen Der Arzt Jean Francois Fernel beschreibt in seiner Physiologia 1542 einem medizinischen Standard Handbuch seiner Zeit die neuplatonische Vorstellung von einem sternahnlichen Korper corpore astro simili Er ubernimmt sie nicht im buchstablichen Sinn sondern entwickelt sein eigenes von biologischen und medizinischen Fragestellungen gepragtes Konzept Dabei geht es ihm unter anderem um die Erklarung von Fortpflanzungs und Wachstumsvorgangen fur die er Einflusse aus der Sternenwelt annimmt 26 Im 17 Jahrhundert wendet sich Ralph Cudworth der zur damals einflussreichen Gruppe der Cambridger Platoniker gehort gegen den Dualismus von Rene Descartes der nichts als die ausgedehnte Materie und die Geistseele fur existierend halt Cudworth vertritt mit Berufung auf die antiken Neuplatoniker die Auffassung zwischen diesen beiden Bereichen sei eine vermittelnde Instanz erforderlich diese Aufgabe erfulle der feinstoffliche Seelenwagen Im 18 Jahrhundert findet sich bei Joseph Priestley eine ahnliche Vorstellung Moderne BearbeitenIm deutschen Idealismus nimmt Johann Heinrich Jung Stilling wiederum ein Seelenvehikel an einen feinstofflichen Atherleib der zwischen dem physischen Leib und dem absolut immateriellen Geist vermittle Auch Goethe Hugo von Hofmannsthal und Friedrich Groos sind von der Vorstellung des Seelenfahrzeugs beeinflusst Die Idee einer zwischen der geistigen Welt und der physischen Natur vermittelnden Instanz findet sich auch bei Immanuel Hermann Fichte 27 Schelling meint der Korper weise eine wahrend des Lebens verborgene geistige unsterbliche Seite auf seine geistige Gestalt die im Tod von der Grobstofflichkeit befreit werde und dann als feinerer Leib fortbestehe Einen solchen geistigen Aspekt spricht er nicht nur dem Menschen sondern der gesamten Natur zu so durchdringen sich bei ihm Ideales und Reales wechselseitig Bereits in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts wird der Ausdruck Astralleib verwendet meist mit explizitem Bezug auf Paracelsus etwa bei Joseph Ennemoser 28 und Franz von Baader 29 Bei der sogenannten Astralwanderung handelt es sich um die Theorie die bei ausserkorperlichen Erfahrungen eine zeitweilige Trennung des Astralleibs vom Korper annimmt Theosophie und Anthroposophie nbsp Darstellung des Astralleibs eines Wilden in der Abhandlung Man Visible and Invisible London 1902 des Theosophen Charles Webster LeadbeaterDie Theosophin Helena Petrovna Blavatsky verwendete 1888 in ihrer Geheimlehre The Secret Doctrine den Begriff Astralleib In Anknupfung an die theosophische Terminologie und an Paracelsus 30 benutzte auch Rudolf Steiner schon 1904 als er noch der Theosophischen Gesellschaft angehorte diesen Ausdruck 31 Spater baute er im Rahmen der von ihm begrundeten Anthroposophie seine Lehre vom Astralleib aus Steiner bezeichnet den Astralleib auch als Trieb und Empfindungsleib und sieht in ihm eines von vier grundlegenden Wesensgliedern des Menschen Der Astralleib sei der eigentliche Seelenleib des Menschen die Substanz aus der die menschliche Seele gewoben sei Er soll der Trager des Bewusstseins der Triebe und Empfindungen und des Egoismus sein Wahrend alle Lebewesen mit materiellen Korpern also auch Pflanzen einen Atherleib aufweisen besitzen nur Menschen und Tiere einen Astralleib und damit ein Gefuhlsleben In seiner Eigenschaft als Bewusstseinstrager wird der Astralleib in der anthroposophischen Literatur auch als Bewusstseinsleib bezeichnet der die Aussenwelt wie ein Spiegel in das innere Erleben projiziere Die Begriffe Leib und Substanz seien nicht im physisch materiellen Sinn aufzufassen sondern als Hinweise auf eine Eigenstandigkeit des menschlichen Seelenwesens gemeint Als eigenstandige Wesenheit werde der Astralleib erst mit der Geschlechtsreife um das 14 Lebensjahr geboren bis dahin sei er noch in eine viel weitere Astralsphare eingebettet Ebenso wie der Mensch durch seinen physischen Leib in der physischen Umwelt lebt so lebe er durch seinen Seelenleib in einer seelischen Umgebung Allerdings habe der moderne Mensch davon kein klares Bewusstsein da ihm die dafur erforderlichen seelischen Wahrnehmungsorgane fehlten Diese konnten aber durch entsprechende Seelenubungen entwickelt werden Damit werde der Mensch zu einem bewussten Mitbewohner der Seelenwelt 32 Im Astralleib bilden sich nach Steiners Ausfuhrungen mikrokosmisch die grossen makrokosmischen Gesetzmassigkeiten ab Damit ist ein Bezug zur Sternenwelt gegeben was den Namen Astralleib rechtfertigt 33 Hinduismus BearbeitenDie Vorstellung eines feinstofflichen also quasi materiellen aber unsichtbaren Korpers als Trager der individuellen Identitat uber den Tod hinaus taucht schon im Rigveda auf Dort wird dafur der Begriff tanu verwendet Er bezeichnet oft die Person das Selbst und wird auch wie ein Reflexivpronomen verwendet Daneben steht tanu aber auch fur den physischen Korper eines Menschen An manchen Stellen des Rigveda ist offenbar eine Art feinstoffliche Schablone fur den sichtbaren Korper gemeint In dieser Bedeutung bezeichnet der Begriff tanu auch einen feinstofflichen Korper der dem verstorbenen Individuum im Himmel seine spezifische Gestalt verleiht 34 Der Verstorbene vereint sich im Jenseits mit seinem feinstofflichen Korper der durch seine Opferhandlungen wahrend seines irdischen Daseins erzeugt oder zumindest gestarkt wurde 35 Der Begriff sarira Korper hingegen bezieht sich im Rigveda immer auf den physischen Korper 36 In der dualistischen Saṁkhya Lehre wird die veranderliche Einzelseele die durch den Kreislauf der Wiedergeburten saṁsara wandert als Aspekt der materiellen Welt prakṛti aufgefasst Ihr steht die ewige ebenfalls individuelle aber am Kreislauf unbeteiligte Seele puruṣa gegenuber Die dem Kreislauf unterworfene Seele wird als feinstofflicher Korper betrachtet Dieser standigem Wandel unterliegende Korper wird sukṣma sarira feinstofflicher Korper oder liṅga sarira Merkmalkorper genannt 37 wahrend der grobstoffliche Korper sthula sarira heisst Etwas anders ist die Terminologie im Vedanta und im Yoga Dort ist die ewige und unveranderliche Seele nicht ein nur betrachtender unbeteiligter Zuschauer sondern steht selbst im Mittelpunkt des jeweiligen individuellen Kreislaufgeschehens Sie ist wahrend ihrer Teilnahme am Kreislauf vom grobstofflichen Korper und mehreren feinstofflichen Korpern als Hullen umgeben Eine solche Hulle wird kosa genannt Dieses Konzept wenn auch noch ohne den Begriff kosa taucht schon in der Taittiriya Upaniṣad auf Dort wird eine Funfteilung dargelegt 38 Auch in der spateren Literatur der verschiedenen Schulen des Vedanta des Yoga und des Tantra werden gewohnlich funf Hullen unterschieden Der physische Korper bildet die ausserste Hulle er ist die aus Nahrung gemachte Hulle anna maya kosa Es folgen drei feinstoffliche Hullen die von aussen nach innen feiner werden ganz aussen die aus Prana Lebenshauch Vitalkrafte bestehende Hulle praṇa maya kosa dann die Hulle der Gemutswelt mano maya kosa dann die Hulle des Bewusstseins oder Verstehens vijnana maya kosa Zuinnerst befindet sich die Hulle der Gluckseligkeit ananda maya kosa 39 Eine Hauptfunktion des feinstofflichen Hullenbereichs besteht darin die Kontinuitat von einer Inkarnation zur nachsten herzustellen also Anlagen Wunsche und Neigungen und die Folgen von Handlungen Karma von einem Leben zum nachsten zu tragen und so den Kreislauf in Gang zu halten Die jeweilige Beschaffenheit der feinstofflichen Korper pragt somit die physischen und psychischen Eigenschaften die fur das Lebewesen in der neuen Inkarnation charakteristisch sind Die Angaben uber die Unterteilung und die Funktionen der Hullen schwanken 40 In spaten Vedanta Texten wird ein Kausalkorper karaṇa sarira ursachlicher Korper angenommen der mit der Hulle der Gluckseligkeit identifiziert wird Ihm kommt eine samenhafte Qualitat zu Der Kausalkorper gilt als der Sitz von Kraften die der Unwissenheit zugeschrieben werden und die Ursache der Wiedergeburt sind Somit bewirkt der Kausalkorper nach dieser Vedanta Tradition das Umherirren im Diesseits Erst wenn nach den anderen Hullen auch diese zerrissen wird kann das Lebewesen zur Erkenntnis der Realitat gelangen und aus dem Kreislauf der Geburten und Tode ausscheiden 41 Ubereinstimmung besteht daruber dass sich die mentale Auswertung der Sinneswahrnehmungen sowie die Willens und die Denkaktivitat einer am Kreislauf teilnehmenden Seele auf der feinstofflichen Ebene in den Hullen abspielen Hierzu gehort die gesamte seelische Innenwelt der Formen Erfahrungen Vorstellungen Ideen Gedanken und Gefuhle Als dafur zustandige Instanzen innerhalb des feinstofflichen Bereichs werden genannt Intellekt oder Unterscheidungs und Urteilsfahigkeit buddhi Ichbewusstsein ahaṁkara und der Ubermittler von Eindrucken und Erfahrungen manas die verschiedenen philosophischen Schulen verwenden diese Begriffe mit etwas unterschiedlichen Bedeutungen Jainismus BearbeitenIm Jainismus werden ebenfalls funf Korper oder Hullen angenommen Ihre Namen und Funktionen sind jedoch anders als im Hinduismus Die Bezeichnung ist nicht kosa sondern sarira Die ausserste Hulle ist der grobstoffliche irdische Leib audarika sarira Es folgen die vier feinstofflichen Leiber zunachst der Verwandlungsleib vaikriya sarira uber den Gotter und Damonen sowie bestimmte Tiere verfugen Menschen konnen ihn durch asketische Ubungen erlangen Der Besitzer eines solchen Leibes kann dessen Grosse und Gestalt nach seinem Willen verandern Daran schliesst sich der Versetzungsleib aharaka sarira an den Asketen vorubergehend erschaffen um in ihm den physischen Korper zeitweilig zu verlassen Es folgt der unzerstorbare feurige Leib taijasa sarira der aus Feueratomen besteht zur Verdauung dient und die drei ausseren Leiber mit Energie versorgt Asketen konnen damit auch Objekte verbrennen Zuinnerst ist karmana sarira der Karma Leib in den die Karma Substanz aufgenommen wird Wegen der standig wechselnden Karma Einflusse unterliegt dieser Leib starkem und unablassigem Wandel 42 Die Feinheit der Leiber aber auch ihre Dichte Anzahl der Materieteilchen nimmt von aussen nach innen zu Jedes Wesen das sich im Kreislauf der Reinkarnationen befindet hat zu jedem Zeitpunkt die beiden innersten dieser Leiber den feurigen und den Karma Leib Diese beiden Korper weisen keine Lust oder Schmerzwahrnehmungen auf sie konnen durch alles hindurchgehen ohne auf Widerstand zu stossen Uber die anderen feinstofflichen Leiber verfugen nur bestimmte asketische Individuen die sie erwerben 43 Literatur BearbeitenAllgemeines Jens Halfwassen Seelenwagen In Historisches Worterbuch der Philosophie Band 9 Schwabe Basel 1995 Sp 111 117 Antike John F Finamore Iamblichus and the Theory of the Vehicle of the Soul Scholars Press Chico 1985 ISBN 0 89130 883 0 Jens Halfwassen Bemerkungen zum Ursprung der Lehre vom Seelenwagen In Jahrbuch fur Religionswissenschaft und Theologie der Religionen Band 2 1994 ISSN 0945 8891 S 114 128Indien Noble Ross Reat The Origins of Indian Psychology Asian Humanities Press Berkeley 1990 ISBN 0 89581 923 6 Benjamin Walker Hindu World An Encyclopedic Survey of Hinduism Band 1 London 1968 S 162 164 Artikel Body Anmerkungen Bearbeiten Zur Terminologie der antiken Quellen bei der Bezeichnung des Astralleibs siehe Eric Robertson Dodds Hrsg Proclus The Elements of Theology A Revised Text Oxford 1963 S 313 321 Obwohl Begriffe wie Astralleib oder Sternenleib erst in der Neuzeit bezeugt sind wird in der Forschung das antike Seelenfahrzeug bzw Seelengewand auch als Astralleib bezeichnet da das neuzeitliche Konzept auf dem antiken basiert Eric Robertson Dodds Hrsg Proclus The Elements of Theology A Revised Text Oxford 1963 S 313 Anm 4 Platon Timaios 41e1 2 Robert Christian Kissling The OXHMA PNEYMA of the Neo Platonists and the De Insomniis of Synesius of Cyrene In American Journal of Philology 43 1922 S 318 330 hier 318f Platon Phaidros 246a 247c 253c 254e Platon Phaidon 113d4 6 Platon Nomoi 898e 899a Aristoteles De generatione animalium 736b35 737a1 John F Finamore Iamblichus and the Theory of the Vehicle of the Soul Chico 1985 S 2 Robert Christian Kissling The OXHMA PNEYMA of the Neo Platonists and the De Insomniis of Synesius of Cyrene In American Journal of Philology 43 1922 S 318 330 hier 319 322 Zu den Ansichten der Mittelplatoniker und ihrer Zeitgenossen siehe John M Dillon Iamblichi Chalcidensis in Platonis dialogos commentariorum fragmenta Leiden 1973 S 371f Adriano Gioe Hrsg Filosofi medioplatonici del II secolo d C Testimonianze e frammenti Neapel 2002 S 104 zu Albinos und 108 zu Attikos Andrew Smith Porphyry s Place in the Neoplatonic Tradition Den Haag 1974 S 152 155 John F Finamore Iamblichus and the Theory of the Vehicle of the Soul Chico 1985 S 2f Zum Konzept des Porphyrios siehe Werner Deuse Untersuchungen zur mittelplatonischen und neuplatonischen Seelenlehre Mainz Wiesbaden 1983 S 218 230 John F Finamore Iamblichus and the Theory of the Vehicle of the Soul Chico 1985 S 11 27 168 Zum Modell des Proklos siehe Jan Opsomer Was sind irrationale Seelen In Matthias Perkams und Rosa Maria Piccione Hrsg Proklos Methode Seelenlehre Metaphysik Leiden 2006 S 147 152 Jens Halfwassen Seelenwagen In Historisches Worterbuch der Philosophie Band 9 Basel 1995 Sp 111 117 hier 113 Ilsetraut Hadot Le probleme du neoplatonisme alexandrin Hierocles et Simplicius Paris 1978 S 183 Henry J Blumenthal Soul vehicles in Simplicius In Henry J Blumenthal Soul and Intellect Studies in Plotinus and Later Neoplatonism Aldershot 1993 Aufsatz XVII S 173 188 hier 174 176 Olympiodoros In Alcibiadem priorem 16 hrsg Leendert Gerrit Westerink Olympiodorus Commentary on the First Alcibiades of Plato Amsterdam 1956 S 14 Eric Robertson Dodds Hrsg Proclus The Elements of Theology A Revised Text Oxford 1963 S 321 Hans Lewy Chaldaean Oracles and Theurgy 3 Auflage Paris 2011 S 178 184 Corpus Hermeticum 10 13 18 und Stobaios Exzerpt 24 10 und 24 16 18 siehe dazu Carsten Colpe Jens Holzhausen Das Corpus Hermeticum Deutsch Teil 1 Stuttgart Bad Cannstatt 1997 S 96 98 Alois Kehl Gewand der Seele In Reallexikon fur Antike und Christentum Bd 10 1978 S 956 958 Eric Robertson Dodds Hrsg Proclus The Elements of Theology A Revised Text Oxford 1963 S 317 Dante Commedia Purgatorio 25 88 105 Paul Oskar Kristeller Die Philosophie des Marsilio Ficino Frankfurt am Main 1972 S 354 357 Daniel P Walker Spiritual and Demonic Magic from Ficino to Campanella London 1958 S 38 40 Cornelius Agrippa De occulta philosophia libri tres 3 36 hrsg Vitoria Perrone Compagni Leiden 1992 S 508 Z 14f aethereum corpusculum animae vehiculum coelo proportione correspondens Zum Konzept des Sternenleibs bei Paracelsus siehe Walter Pagel Das medizinische Weltbild des Paracelsus seine Zusammenhange mit Neuplatonismus und Gnosis Wiesbaden 1962 S 54 59 Siehe dazu Daniel P Walker The Astral Body in Renaissance Medicine In Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 21 1958 S 119 133 hier 119 128 Immanuel Hermann Fichte Anthropologie Leipzig 1860 S 273 275 Joseph Ennemoser Der Magnetismus Leipzig 1819 S 613 Darstellung von Lehren des Paracelsus Beispielsweise Franz Baader Vorlesungen uber speculative Dogmatik 4 Heft Munster 1836 S 31 45 Franz Baader Elementarbegriffe uber die Zeit als Einleitung zur Philosophie der Societat und der Geschichte aus dem Jahre 1831 Wurzburg 1851 S 94 Helmer Ringgren Anthroposophie In Theologische Realenzyklopadie Bd 3 Berlin 1978 S 8 20 hier 12f Rudolf Steiner Theosophie 32 Auflage Dornach 2005 S 51 erstmals erschienen Berlin 1904 Zur anthroposophischen Lehre vom Astralleib siehe Rudolf Steiner Die Schwelle der geistigen Welt Dornach 1972 S 39 41 Rudolf Steiner Die Theosophie des Rosenkreuzers Dornach 1962 S 26 38 Rudolf Steiner Menschenwerden Weltenseele und Weltengeist Zweiter Teil Der Mensch als geistiges Wesen im historischen Werdegang Dornach 1967 S 117 133 Rudolf Steiner Anthroposophie als Kosmosophie Zweiter Teil Die Gestaltung des Menschen als Ergebnis kosmischer Wirkungen Dornach 1972 S 176 192 Rudolf Steiner Vom Leben des Menschen und der Erde Uber das Wesen des Christentums Dornach 1961 S 87f 95 98 Rudolf Steiner Menschheitsentwickelung und Christus Erkenntnis Dornach 1967 S 200f Zum Begriff siehe Rudolf Steiner Die Schwelle der geistigen Welt Dornach 1972 S 39f Noble Ross Reat The Origins of Indian Psychology Berkeley 1990 S 63 69 Noble Ross Reat The Origins of Indian Psychology Berkeley 1990 S 42f Noble Ross Reat The Origins of Indian Psychology Berkeley 1990 S 69f Noble Ross Reat The Origins of Indian Psychology Berkeley 1990 S 280 Peter M Scharf Liṅgasarira In Denise Cush u a Hrsg Encyclopedia of Hinduism London 2008 S 463 Englische Ubersetzung einschlagiger Stellen bei Georg Feuerstein The Yoga Tradition Delhi 2002 S 177f vollstandiger Text Max Muller Hrsg The Upanishads Teil 2 Oxford 1900 S 43 69 Martin Ovens Kosa In Denise Cush u a Hrsg Encyclopedia of Hinduism London 2008 S 422 Heinrich Zimmer Philosophie und Religion Indiens Frankfurt 1973 S 370f Stefano Piano Religion und Kultur Indiens Wien 2004 S 141f Noble Ross Reat The Origins of Indian Psychology Berkeley 1990 S 280 Stefano Piano Religion und Kultur Indiens Wien 2004 S 142 Heinrich Zimmer Philosophie und Religion Indiens Frankfurt 1973 S 371 Helmuth von Glasenapp Der Jainismus Hildesheim 1964 S 168f Georg Feuerstein The Yoga Tradition Delhi 2002 S 194f Helmuth von Glasenapp Der Jainismus Hildesheim 1964 S 169 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Astralleib amp oldid 228371446